Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

Flieg mit mir… auf dem Empathikon-Teppich!

Hallo, Welt!

Kennt Ihr die Zalando-Reklame? Eine Frau kriegt vom Postboten Schuhe geliefert und kreischt wie blöde. Ich habe heute auch gekreischt, als der UPS-Mann geklingelt hat. Fast hätte ich ihn sogar geküsst. Wäre er noch da gewesen, als ich das Paket endlich offen hatte, hätte es kein Entkommen gegeben…
Also: Heute stelle ich mit ungeheurer Freude den Empathikon-Teppich vor, Empatikon-Teppich den die Schweizer Trainerin Sylvie Hoerning (CNVC), die Grafikdesignerin Steffi Ebel von Weckerwerk und ich in den vergangenen zwei Monaten zusammen entwickelt haben. Es ist ein Prototyp, 1,50 m x 1,50 m auf abwaschbarer Plane, den wir in den kommenden zwei Monaten in Workshops und Übungsgruppen erproben werden. Dann gibt es ein Feintuning (eine Rückmeldung habe ich dazu schon eingesammelt) und dann werden wir eine größere Auflage drucken, damit dieser unglaubliche Teppich auch für andere Trainer erschwinglich wird.
Was macht man nun damit?
Zunächst funktioniert er so ähnlich wie eines der Tanzparkette von Bridget Belgrave und Gina Lawrie. Man bewegt sich auf den einzelnen Feldern hin und her und spürt seinen Gedanken, Gefühlen, Bedürfnissen nach. Das mittlere Feld dient dem „Time out“, hier kann ich nachdenken, mich sortieren, von anderen Anregungen oder Empathie bekommen. Was ich gern haben möchte, entscheide ich, wenn ich in die Mitte gehe.

Die Wölfe zeigen unsere althergebrachten Konfliktmuster, die direkt dem Reptilienhirn entstammen: Kampf, Flucht oder Erstarrung. Die Giraffen zeigen neue Handlungsoptionen: Empathie für mich oder für mein Gegenüber. Für mich der größte Vorteil gegenüber den herkömmlichen Tanzparketten: Ich muss nicht „zurück“. Die Reihenfolge „Beobachtung, Gefühl, Bedürfnis, Bitte“ ist ja nur ein Treppengeländer, nicht aber eine zwingend vorgegebene Reihenfolge. Und wenn du bei der Bitte merkst, oh, da ist noch ein Wolf unterwegs, dann tänzelst du halt noch mal ein bisschen um die Blüte herum… Aber eben nicht „zurück“, gehe nicht über Los, ziehe nicht 4000 Mark ein…

Morgen wird das Ding in die Praxis gebracht. Heute liegt es in meinem Seminarraum und ich muss mich echt beherrschen, um nicht alle fünf Minuten runter zu rennen und zu kreischen…

So long!

Ysabelle

Wortschätzchen: Trotzig

Hallo, Welt!
In den letzten zehn Tagen habe ich mich mehrmals am Wort „trotzig“ gestoßen. Es kam in Variationen, trotzig, Trotz, Trotzkopf. Ich gehe davon aus, dass zwischen uns Einigkeit herrscht, dass es sich dabei um eine Bewertung handelt. Doch was wird da überhaupt bewertet?

Mein teures Herkunftswörterbuch bietet mir hier: Tross, Trosse, Trost, Trottel, Trottoir und Troubadour. Vielen Dank, das war’s nicht. Das 1452 Seiten starke Wahrig „Deutsches Wörterbuch“ schreibt:

trotz (Präp., urspr. mit Dativ, heute meist mit Genitiv) ungeachtet … allem … alledem war es doch schön… … seiner Erfolge ist er bescheiden geblieben… etc.

Trotz (m., es; unz.) Widersetzlichkeit, Unfügsamkeit, Dickköpfigkeit, Eigensinn; jemandem oder einer Gefahr Trotz bieten. Widerstand entgegensetzen, kindlicher, kindischer Trotz; etwas aus Trotz tun oder nicht tun. Dir zum Trotz bleibe ich hier gerade weil du es anders willst; Seiner Warnung zum Trotz hat sie es doch getan; Trotz seiner Warnung, gerade weil er sie gewarnt hatte

So weit also mein erster Ausflug in die Gründe der Sprachwissenschaften. Es gibt übrigens noch das schöne Wort

Trutz (m., es, unz. poet.) Abwehr, Gegenwehr, Widerstand, (nur noch in der Wendung „zu Schutz und Trutz“. Und „trutzig“ ist ein Adjektiv und der poetische Ausdruck für mächtig oder massig (Burg).

Na, dämmert es Euch schon, worauf ich hinaus will?

Also, das Wort ist positiv besetzt, wenn es um eine Burg geht, der trutzige Burgfried dient zur Verteidigung und zum Schutz. Das Wort ist negativ besetzt, wenn es um die Handlungen oder Äußerungen eines Kindes geht, oder wenn eine Person sich trotz anders lautender „Empfehlungen“ zu einer bestimmten Handlung oder Unterlassung entscheidet. Zwei Mal nimmt das Wörterbuch Bezug auf Kinder. Explizit heißt es „dickköpfig“, nicht etwa beharrlich. Wir sind also im Wertungs-Modus angekommen.

Ein Freund sagte neulich, er spüre an einer bestimmten Stelle bei sich einen Trotz, und spontan fand er das ganz schrecklich und zum Abgewöhnen. Ich selber finde, das ist etwas zu feiern! Mit Energie zeigt sich da eine Kraft, die gesehen und berücksichtigt werden will. Jemand, der trotzt, hat also mutmaßlich unerfüllte Bedürfnisse nach

Autonomie
Teilhabe
Gesehen werden
Einbezogen sein
Wirksamkeit

und vielleicht noch nach manchem anderen. ich denke, derjenige, der das Wort „trotzig“ dafür verwendet, ist der Ansicht, diese Person müsse sich dem fügen, was jemand anderes sagt. Eine Autorität, ein Dienstherr, einer, der es besser weiß.
Voila! Sind wir da nicht wieder bei Hierarchien? Bei Oben und Unten, bei Richtig und Falsch? Und trotzen ist mal fast immer falsch, es sei denn, man wäre eine winterharte Pflanze oder Reinhold Messmer, der den arktischen Stürmen trotzt. Dann ist er ein Held. Überhaupt – den Naturgewalten trotzen, ihnen die Stirn bieten, das ist oft gut angesehen. Seenotretter oder die Leute von der Bergwacht sind Helden. Ein Stehbrettsegler, der den acht Meter hohen Wellen trotzt, ist ein Idiot, der mit seinem Leben spielt.

Also: Trotzen gehört sich nicht, jedenfalls in 95 Prozent der Fälle.
Deshalb sollen Kinder auch nicht trotzen. Pfui! Das ist unartig. Wie – du hast einen eigenen Willen?! Wo kämen wir denn da hin, wenn das jeder hätte? Gute Frage! Goethe schrieb dazu in einem Gedicht:


Prometheus
.

Bedecke deinen Himmel, Zeus,
Mit Wolkendunst,
Und übe, dem Knaben gleich,
Der Disteln köpft,
An Eichen dich und Bergeshöhn;

Müßt mir meine Erde
Doch lassen stehn,
Und meine Hütte, die du nicht gebaut,
Und meinen Herd,
Um dessen Gluth
Du mich beneidest.

Ich kenne nichts Aermeres
Unter der Sonn’, als euch, Götter!
Ihr nähret kümmerlich
Von Opfersteuern
Und Gebetshauch
Eure Majestät,
Und darbtet, wären
Nicht Kinder und Bettler
Hoffnungsvolle Thoren.

Da ich ein Kind war,
Nicht wußte wo aus noch ein,
Kehrt’ ich mein verirrtes Auge
Zur Sonne, als wenn drüber wär’
Ein Ohr, zu hören meine Klage,
Ein Herz, wie mein’s,
Sich des Bedrängten zu erbarmen.

Wer half mir
Wider der Titanen Uebermuth?
Wer rettete vom Tode mich,
Von Sklaverey?
Hast du nicht alles selbst vollendet,
Heilig glühend Herz?
Und glühtest jung und gut,
Betrogen, Rettungsdank
Dem Schlafenden da droben?

Ich dich ehren? Wofür?
Hast du die Schmerzen gelindert
Je des Beladenen?
Hast du die Thränen gestillet
Je des Geängsteten?
Hat nicht mich zum Manne geschmiedet
Die allmächtige Zeit
Und das ewige Schicksal,
Meine Herrn und deine?

Wähntest du etwa,
Ich sollte das Leben hassen,
In Wüsten fliehen,
Weil nicht alle
Blüthenträume reiften?

Hier sitz’ ich, forme Menschen
Nach meinem Bilde,
Ein Geschlecht, das mir gleich sey,
Zu leiden, zu weinen,
Zu genießen und zu freuen sich,
Und dein nicht zu achten,
Wie ich!

Ich erinnere mich an dieses Gedicht aus meiner Schulzeit. Ich hatte überhaupt keine Lust, es auswendig zu lernen. Aber als es mir jetzt wieder in den Sinn kam, habe ich mich über die damalige Quälerei gefreut. Hier steckt Tatendrang drin, Schaffenskraft, Energie! Wenn das Trotz ist, dann kaufe ich ein Fuder!

Gestern Mittag wurde ich Zeugin eines Gesprächs zwischen zwei Frauen. Und eine bezog sich auf ein Buch namens „Jedes Kind kann schlafen lernen“, das einfach super sei, und das Trotzen müsse man den Kindern halt abgewöhnen. Ich zitiere hier aus einer ein-Sterne-Bewertung von Amazon:

Ein Kind lernt durch sogenannte „Schlaflernprogramme“ – wie das in diesem Buch vorgestellte – NICHT das selbstständige Einschlafen und Durchschlafen, sondern dass seine Bedürfnisse von seinen engsten Bezugspersonen ignoriert werden. Wird es schreiend alleine gelassen, erlebt es Gefühle von Panik und Todesangst. Schreien lassen bricht den Willen des Kindes, zum Teil mit irreparablen Langzeitschäden. Wer möchte seinem Kind so etwas antun?

Also, ich bin noch so erzogen worden. Ich habe versucht, es bei meinem Kind anders zu machen und bin wegen fehlender Unterstützung ziemlich gescheitert. Was für ein Wahnsinn, einem Kind mit dem Bedürfnis nach Nähe – oder später mit dem Bedürfnis nach Autonomie mit Gewalt zu begegnen! Denn um nichts anderes handelt es sich, wenn ich jemandem, der in meiner Bewertung trotzt, das Recht abspreche, sich für seine Belange einzusetzen.

Und wie seht Ihr das?

So long!
Ysabelle

Kommt der Arzt … nicht…

Hallo, Welt!
Heute also wie versprochen wieder mal eine Episode aus dem wahren Leben.
Dienstags kommt immer der Arzt zu meiner Mutter zum Hausbesuch. Wir telefonierten nachmittags noch und sie sagte zu mir, na, gleich kommt ja Dr. XY. Als wir dann gestern Morgen wieder sprachen, erzählte sie, der Arzt sei nicht gekommen.
Ich habe ihr Einfühlung gegeben: Möchtest du dich darauf verlassen, dass der Ärzt kommt? Gibt es dir Sicherheit, wenn er jeden Dienstag bei dir ist? Brauchst du Klarheit, was los ist, wenn er nicht erscheint? Was würde dich unterstützen, um diese Situation gut zu managen? Da wünschte sie sich von mir, ich möge in der Praxis anrufen und erläutern, die schwierig die Situation für sie sei… „Aber mach da keinen Ärger, ich brauch die noch…“
Ich habe mich also kurz sortiert und in der Praxis angerufen. Die Dame am Telefon kippte sofort in eine Verteidigungshaltung: Der Doktor hat Urlaub, da können wir auch nichts für, wenn er den Patienten nichts sagt… da rechnen wir doch nicht mit… das können wir doch auch gar nicht wissen, ob er nun was gesagt hat oder nicht… und dann: Schwups! Also, ich weiß gar nicht, was Ihre Mutter hat?! Wir sind doch immer für sie da! Ihre Versorgung ist doch überhaupt nicht gefährdet…
*Seufz*.

Liebe Freunde, das gesamte Gesundheitswesen braucht GfK, glaubt es mir doch endlich!
Zunächst ging mir auf, wie schnell die Frau am Telefon war. Heute habe ich den ganzen Tag mit Matthias Albers Seminarvorbereitung betrieben, und dabei sind wir auch auf Konfliktmuster zu sprechen gekommen. Das Konfliktmuster meiner Gesprächspartnerin in der Arztpraxis schwankte zwischen Angriff und Verteidigung. Und es ging so schnell! Kaum kam ich dazu auszureden! Zack, war der Arzt Schuld. Zack, war meine Mutter einfach zu empfindlich. Ich fand dieses Telefonat sehr schmerzhaft, weil überhaupt keine Verbindung zustande kam. Fast hätte ich eine Stunde später noch mal angerufen und gesagt: Mir ist was eingefallen: Es könnte ja auch sein, dass die älteren Herrschaften beim Hausbesuch des Arztes einfach nicht mitbekommen haben, dass er seinen Urlaub ankündigt. (Bei meiner Mutter nicht vorstellbar, aber immerhin…). Wie wäre es, wenn der Arzt bei seinem Rezeptblock zehn Zettelchen dabei hätte: „Dr. XY kommende Woche Urlaub. Bitte wenden Sie sich vertrauensvoll an die Praxis, wir sind für Sie da“. Dann könnte er die Nachricht hinterlassen und die Chancen, dass der Patient das mitkriegt, steigen…

Ich habe dann letztlich nicht angerufen. Ich wollte mir nicht noch von der Sprechstundenhilfe anhören: Sie brauchen mir nicht zu erklären, wie man eine Praxis organisiert… Da habe ich gemerkt, wie frustriert ich war. Frustriert, dass das Anliegen meiner Mutter nicht in einer Weise gehört wurde, wie ich es ihr gewünscht hätte. Und frustiert über eine Welt, in der es immer wieder nur zwei Optionen zu geben scheint: Du bist Scheiße oder ich bin Scheiße… Und dabei hätte ich wirklich gern einen Beitrag geleistet, dass Arztpraxis und Patient beim nächsten Urlaub stressfrei in Verbindung bleiben können…

So long!

Ysabelle

Echt patent!

Hallo, Welt!
Es gibt so viel Neues zu berichten! Heute ist ein weißer Laster vorgefahren und hat eine Palette abgeladen, die nicht in meine Garage passte. Also haben wir einen großen Haufen Kartons von Hand abgeladen und im Inneren gegenüber dem Regal mit dem Auto-Winterzubehör gestapelt. Liebe Leserinnen und Leser, Ysabelle Wolfe ist damit unter die Unternehmer gegangen. Empathikon Mit Freude und Stolz kann ich heute verkünden, dass die Empathikon-Spielkarten, die in Zusammenarbeit mit Gabriel Birke und der Grafik-Designerin Stephanie Ebel entstanden sind, ab heute käuflich erworben werden können. Ich bin begeistert von den klaren Motiven. Und wie gut die Karten in der Hand liegen… Neben der dicken Rechnung für den Druck der Spiele ist heute noch eine weitere angekommen: 400 Euro für das Patent- und Markenamt. Aufgemerkt! Die Marke Empathikon ist jetzt offiziell geschützt! Ich freue mich wie Bolle! Jetzt habe ich was eigenes, mein Jodeldiplom, würde Evelyn Hamann jetzt wahrscheinlich zu Loriot sagen.

Unter diesem Namen gibt es künftig wunderbares GfK-Unterrichts-Material zu kaufen. Wir beginnen mit drei Sorten Karten: Dem Doppelset Gefühle & Bedürfnisse sowie dem unglaublichen Spielset „Interpretationen“, zu dessen Gebrauch ich demnächst noch etwas berichten werde. Außerdem gibt es demnächst die GfK-Kompaktkarten ebenfalls unter dem Empathikon-Logo. Aktuell arbeiten wir an einem Teppich, der alle Vorteile eines GfK-Tanzparketts auf einer Fläche vereint. Ich freu mich drauf!

Das ist heute nur eine kurze Info, weil ich mich so gräme, schon wieder tagelang nichts berichtet zu haben, und gleichzeitig nach einem Tag am Schreibtisch (ich habe auch Rechnungen geschrieben!) völlig erschöpft bin. In den kommenden Tagen möchte ich aktuelle Neuigkeiten vom Trainertreffen in Niederkaufungen, Infos zum IIT in Deutschland in 2014 und meine Einschätzungen zu einem Telefonat mit einer Arztpraxis mit Euch teilen. Kommt also wieder vorbei, es lohnt sich!

So long!

Ysabelle

Jetzt aber mal richtiges GfK!

Hallo, Welt!
Ach, dieses ewige Kreuz um „richtig“ oder „falsch“! Wie kann ich jemandem die Schönheiten der Gewaltfreien Kommunikation am besten vermitteln, ohne auch nur ein Mal zu sagen: Das ist kein GfK?
Eine Teilnehmerin meines Seminars sagte vor ein paar Tagen, sie sei aus einem früheren Workshop bei einem anderen Trainer mit dem Gefühl rausgegangen, sie mache nichts richtig. Aua! Ein alter Freund von mir hat den Kontakt eingestellt, weil er es anstrengend fand, auf seine Sprache zu achten. Denn ich war jedes Mal wie eine Maschine angesprungen, wenn er sich mit Worten wieder mal selbst fertig gemacht hat… „Da habe ich gepennt“ war seine letzte Aussage, die ich gern umgeschrieben haben wollte.
Ich habe es mehr als einmal erlebt, dass Leute auf dem Tanzparkett es als persönliches Versagen eingeordnet haben, wenn sie vom Gefühl oder Bedürfnis wieder auf die Wolfsshow-Karte geschickt wurden. „Ich habe das nicht richtig gemacht.“

Was lerne ich daraus?
Ich brauche Empathie, wenn sich Leute selbst fertig machen. Ich brauche Einfühlung und Verstehen, wenn ich höre, dass jemand über sich sagt: „Da habe ich geschlampt“ oder „Da war ich unzuverlässig“. Ich merke gerade, wie ich ins Schleudern komme. Für heute hatte ich eine Arbeitsverabredung, die sich immer weiter nach hinten verschob. So schwer wie ich es hören kann, wenn sich mein Gegenüber dafür kritisiert, dass sein Zeitmanagement andere Leute ins Trudeln bringt: Damit ist mir nicht geholfen. Und ihm oder ihr auch nicht. Ich verändere nichts, wenn ich mich einfach nur wieder und wieder fertig mache. Ich verändere etwas mit Innehalten. Indem ich den Blick auf meine Bedürfnisse richte. Indem ich bereit bin, Bedürfnisse zu priorisieren und das dann auch zu kommunizieren. So und so ist das bei mir. Wie ist das für dich? Und was brauchst du, um damit gut klar zu kommen?

Ich brauche in dieser konkreten Situation so was wie Sicherheit. Ich möchte mich darauf verlassen, dass getroffene Verabredungen eingehalten werden. Wenn das nicht geht, möchte ich eingebunden sein in die Vereinbarung neuer Pläne. Und vor allem möchte ich nicht x-mal nach hinten geschoben werden, weil immer etwas anderes höhere Priorität hat als mein Anliegen.

Huch! Vom Hölzchen zum Stöckchen! Eigentlich wollte ich doch drüber schreiben, dass andere Menschen so schnell ein Richtig oder Falsch hören. Und dass ich nicht weiß, wie ich mich ehrlich ausdrücken kann, ohne dass eine derartige Botschaft ankommt. Stattdessen merke ich, wie frustriert ich aktuell bin, und dass meine Bedürfnisse nach Unterstützung, Sicherheit, Gesehen werden, Effizienz und Wachstum nicht erfüllt sind. Was mache ich nun damit?

Ich verzieh mich mit dem neuen Buch über Change Management aufs Sofa.

So long!

Ysabelle

Herzlich willkommen, Fred!

Hallo, Welt!
Mich hat es tatsächlich nach Bremen verschlagen, wo Kelly Bryson am Dienstag Abend einen Vortrag gehalten hat. Kelly.B. Ich bekenne, meine Gefühle für ihn waren im Vorfeld durchaus ambivalent. Nach seinen Youtube-Videos fand ich ihn lustig und spannend. Der hintere Teil seines Buches, vor allem die Ausführungen zum Thema freie Liebe hatten mich jedoch eher abgeschreckt. Von Torsten Hardiess, der diese Workshop-Reise von Kelly organisiert, hatte ich schon im Vorfeld erfahren, dass es diesem gesundheitlich nicht gut geht. Was ich dann vor Ort sah, hat mein Herz berührt. Er spricht selbst von einer neurologischen Erkrankung, mein Stiefvater hatte Parkinson und ich erkenne die Anzeichen wieder…
Die Veranstaltung war wunderbar, bereichernd, intensiv. Ich bin superfroh, dass wir nach Bremen gebrettert sind. Unter anderem habe ich FRED kennen gelernt. Das ist die Abkürzung für Frequent Resonanz Energy Dynamic. Ich bin mir nicht so sicher, was genau das bedeuten soll, aber die Auswirkungen habe ich ganz deutlich gespürt. FRED ist quasi der Indikator für die Gruppen-Energie, und Bryson hatte ein unglaublich feines Gespür dafür. Wir konnten förmlich fühlen, wie sich die Atmosphäre im Raum veränderte, der Energielevel stieg oder fiel. Eine faszinierende Erfahrung. Ich hätte da auch einen Buchtipp im Angebot:

Resonanz: Energy Dynamics in Conscious Organizations From Hierarchy to Wholearchy
Von Stephano Sabetti und Matt Sabetti
Kurzbeschreibung
Resonanz introduces the Wholearchy, a revolutionary model of organizations based on energy dynamics that are fundamental to life. In doing so, the authors give us a common language to diagnose company relationships and activities, identify what’s working, and create solutions for what isn’t. Their model of movement and change challenges the limits of the intellect by suggesting the need for: body-centered learning, focus on what’s essential, and greater environmental consciousness. Resonanz demonstrates how some of today’s most successful and socially conscious companies:
• Are two to four times as profitable as the markets
• Provide generous benefits, even in downturns
• Minimize costly turnover far below industry averages
Resonanz is an uplifting exploration of human potential – an invaluable read for any leader, manager, consultant or entrepreneur who wishes to enhance their effectiveness.

Ok, wenn es auf Deutsch gewesen wäre, hätte ich es schon gekauft.
Kelly Bryson hat darüber gesprochen, was Menschen brauchen, um gut zusammen zu leben. „Stämme gab es schon, bevor es Familien gab“. Und er beruft sich auf Stammeswissen und teilt einiges davon. Ich bin total dankbar, dass ich zu diesem Vortrag gefahren bin, denn Kelly bringt etwas mit, was ich bei anderen Trainern außer Marshall so noch nicht erlebt habe. Er spricht Essenz. Der Mann unterrichtet seit 30 Jahren GfK. Und das spürt man auch. Da ist nichts mechanisch, es klingt für mich alles total durchgekaut und verdaut und klar. Am Ende saßen wir zusammen auf einem kleinen Podest und sprachen darüber, was ihn trotz seines angegriffenen Gesundheitszustandes von Kalifornien nach Deutschland bringt. Wenn Ihr die Chance habt, ihn zu erleben, nutzt sie! Der Mann versprüht konzentrierten Giraffensaft, den Geist der GfK.

So long!
Ysabelle

Es geht um mich… in der GfK

Hallo, Welt!
Meine Gedanken kreisen immer intensiver um das vierteilige Seminar, das am kommenden Wochenende startet. Mein erster Mehrteiler, wenn man mal von BH und Slip im gleichen Look absieht. Ich merke, dass ich in meiner Begeisterung die Kursteilnehmer geradezu überschütten möchte mit all diesen wunderbaren Informationen, die ich in den vergangenen zehn Jahren zum Thema Kommunikation gesammelt habe. Und ich versuche, meine Gedanken in geordnete Bahnen zu lenken, gewissermaßen einzudampfen, Consommé zu kochen sozusagen. Was ist die Essenz der GfK? Worum geht es? Warum ist es schön (nützlich/sinnvoll/bereichernd), sich sich damit zu befassen?

Als wichtigsten Aspekt sehe ich dabei die Chance, sich selber besser kennen zu lernen. Auf Spiegel online entdeckte ich dazu einen interessanten Artikel, aus dem ich hier zitieren möchte:

Psychotherapie? Das schien ihm lange „wie ein Eingeständnis individueller Schwäche“. Schließlich sei er im Freundeskreis mit der Trennung von seiner Frau „in bester Gesellschaft“. Aber seine Traurigkeit wollte kein Ende nehmen. Und es schwante ihm, dass sein Zustand weniger mit seiner Frau zu tun hatte. Eines Tages musste er sich eingestehen: „Ich glaube, es geht hier um mich.“

In meinem Bücherregal stehen auch Infos zum Enneagramm, über den Myers-Briggs-Typen-Indikator und Riemanns „Grundformen der Angst“. Die Frage „Wer bin ich und wie ticke ich?“ hat mich schon in der Schulzeit beschäftigt, damals verbunden mit den Gedanken: So wie ich bin, scheint was mit mir nicht zu stimmen, und wenn ich wüsste, wie ich bin und was mich treibt, könnte ich mich ja so verändern, dass ich von anderen geliebt werde… Die Frauenbewegung schien mir in den 80er und 90er Jahren Antworten zu geben. Aus meiner heutigen Einschätzung halfen mir die Antworten nicht weiter. Aus meinem (so gern zitierten) „ich bin Scheiße“ wurde dann einfach „du bist Scheiße“. Na, dann hatten wir doch einen Schuldigen gefunden. Der Partner, die Männer, die Gesellschaft…
Warum also GfK betreiben?
Antwort: Weil uns die Gewaltfreie Kommunikation Wege zu Authentizität, Eigenverantwortung und Bewusstheit aufzeigt. Richard Beauvais schrieb 1964 in einem Text:

„Wir sind hier, weil es letztlich kein Entrinnen vor uns selbst gibt. Solange der Mensch sich nicht selbst in den Augen und Herzen seiner Mitmenschen begegnet, ist er auf der Flucht.

Solange er nicht zulässt, dass seine Mitmenschen an seinem Innersten teilhaben, gibt es für ihn keine Geborgenheit. Solange er sich fürchtet, durchschaut zu werden, kann er weder sich selbst noch andere erkennen – er wird allein sein. Wo können wir solch einen Spiegel finden, wenn nicht in unserem Nächsten.

Hier in der Gemeinschaft kann ein Mensch erst richtig klar über sich werden und sich nicht mehr als den Riesen seiner Träume oder den Zwerg seiner Ängste sehen, sondern als Mensch, der Teil eines Ganzen zu ihrem Wohl seinen Beitrag leistet. In solchem Boden können wir Wurzeln schlagen und wachsen. Nicht mehr allein – wie im Tod – sondern lebendig als Mensch unter Menschen“.

Es gibt kein Entrinnen vor uns selbst. Im Urlaub habe ich einen Vortrag von Erich Fromm gehört, der mich sehr angesprochen hat. Darin beschreibt er den Segen der Psychoanalyse, wenn sie denn fachgerecht ausgeführt wird: Man lernt, sich selbst zu analysieren, sich selbst auf die Spur zu kommen. Und siehe da: Genau das passiert bei der GfK auch. Nur brauche ich dazu keine jahrelangen Besuche beim Analytiker. Ich delegiere nicht die Verantwortung an einen Profi. Der soll mal schön herausfinden, wie ich ticke.. Nein! Alles was ich brauche ist ein bisschen Bereitschaft, meine Verhaltensweisen, repräsentiert durch meine Sprache, zu reflektieren. Wie rede ich mit mir? Und wie rede ich mit Dir? Von oben herab, wie die Eltern mit einem ungezogenen Kind? Oder ängstlich, wie ein Kind mit den überlegenen Erziehern? Wann bin ich wirklich auf Augenhöhe? Was brauche ich, um dort hin zu kommen? Ja, was brauche ich überhaupt? In meinem Leben, in meinen Beziehungen, am Arbeitsplatz, in der Familie, in der Partnerschaft, mit mir…?

Sind das nicht unsere fundamentalen Lebensfragen? Und ist es nicht unglaublich, dass wir mithilfe der GfK darauf Antworten finden können? Heute ist wieder einer der Tage, an denen ich Marshall so unendlich dankbar bin für das, was er uns mit der GfK geschenkt hat. Wie gut, dass ich nicht da hin zurück muss, wo ich hergekommen bin!

So long!

Ysabelle

Du, nur du allein…

Hallo, Welt!
Während die letzte Stimmen zur Bundestagswahl ausgezählt werden, war ich mit dem Auto unterwegs und grübelte auf der Fahrt über ein Stück Kultur: Die Du-Botschaft. Hier ein besonders klebriges Exemplar:

In den vergangenen Tagen hatte ich es gelegentlich mit du-Botschaften zu tun, die ich extrem schlecht hören konnte. Hier ein paar Beispiele:
Das solltest du mal therapeutisch bearbeiten.
Du kannst mich wenigstens vorher fragen, bevor du das abschickst.
Du trifft ja keine (bewusste) Entscheidung einzuschlafen. Das ist eine Beobachtung.

Ich merke, wie unendlich schwer es mir fällt, damit einen Umgang zu finden, der mich zufrieden stellt. Jedes GfK-Erstsemester lernt, dass solche Aussagen übersetzt einfach nur heißen: Ich habe ein dringendes unerfülltes Bedürfnis. Aber aktuell werden bei mir durch derartige Aussagen auch Bedürfnisse hungrig. Als erstes geht es mal um mein Bedürfnis, nicht definiert zu werden. Wenn ich etwas therapeutisch bearbeiten soll, dann kann ich bei der angebotenen Betonung beim besten Willen keine liebevolle Fürsorge raushören. Bei mir kommt an: Du hast nen Knall und den solltest du mal abstellen…
Vorher fragen, ob ich eine Nachricht versenden darf oder kann? Hallo!?! Klar, Leute, ich weiß schon, wie dieser Text in GfK lautet: Ich würde dir gern helfen und fühle mich aber gerade selbst so hilflos… beim Formulieren der Nachricht wäre ich bestimmt gut gewesen, aber jetzt weiß ich gar nicht mehr, was ich dazu sagen soll…
Ok, Baby, dann sag das doch einfach, statt eine Du-Botschaft übers Netz zu pfeffern! (Und auch das, liebe Freunde, ist natürlich eine klare Du-Botschaft…).

Ich habe ein paar Thesen zum Thema Du-Botschaften.

1. Je näher mir die Person steht, desto autsch.
2. Ich reagiere besonders empfindlich, wenn ich die Worte als Definition meines Verhaltens wahrnehme.
3. Ich bin bereit, von meinem Gegenüber die gleiche Info als Ich-Botschaft zu hören.
4. Es ist ein langwieriger Prozess, bis man die Du-Botschaften aus seinem System ausscheiden kann. Und gelegentlich gibt es Rückfälle… wie bei Malaria.

Zur Wiederholung: Ich bin nicht für die Gefühle anderer Menschen verantwortlich. Ich mag der Auslöser sein, aber nie der Grund.
Wenn ich die Worte eines anderen schlecht hören kann, ist das ein Anzeichen, dass bei mir wichtige Bedürfnisse im Mangel sind.
Ich habe die Wahl, wie ich auf die Worte eines anderen Menschen reagieren möchte. Niemand zwingt mich dazu, an die Tischtennisplatte zu springen und dem anderen blindwütig ein paar Schmetterbälle zu servieren. Theoretisch gibt es die Option, dem anderen Einfühlung zu geben. Das ist aber keine gute Idee, wenn ich selbst gerade auf Zinne bin. Dann gibt es immer noch die Option der Selbstoffenbarung: So geht es mir, wenn ich das höre.

Das wird nur dann zur echten Herausforderung, wenn diese Aussage beim anderen wie eine Du-Botschaft ankommt: Jetzt bin ich wieder Schuld… Oder: Ja, da bist du doch aber selber Schuld…

Das sind die Momente, in denen ich am liebsten auf eine einsame Insel ziehen würde und nie wieder ein Wort sagen. Weder gewaltfrei noch sonst irgendwie. Fasst mich alle an die Füße!

So long!

Ysabelle

Heul doch!

Hallo, Welt!
Heute bin ich zum zweiten Mal innerhalb von fünf Tagen über ein „Heul doch!“ gestolpert. Samstag kam ich zurück von einer Veranstaltung, bei der sehr viele Kinder waren. Auf dem Heimweg überholte ich eine Familie, das Kind saß in der Sportkarre. Im Vorbeizischen hörte ich zunächst das Kind schluchzen, und dann stimmte die Mutter ein. Im ersten Moment dachte ich, „oh, sie verbindet sich empathisch mit dem weinenden Kind“. Doch dann schaltete sie um auf eine Art Singsang: Heulsuse… Heulsuse…

Schon an dieser Stelle drehte sich mir der Magen um.
Eben war ich noch mal schnell vier Liter Milch holen, bevor uns die Chinesen alles wegtrinken. Als ich den Einkaufswagen wieder ankettete, kam aus der Tür des Supermarktes erst eine Frau, dann ein Kind, dann ein weinendes Kind und dann ein Mann. Der Mann machte sich klein – ich weiß nicht, ob er sich bückte oder in die Knie ging oder sich einfach nur runterbeugte Richtung Kind 2 und sagte: Heul doch! Heul doch!

Wie geht es mir, wenn ich das höre?
Ich bin
entsetzt
traurig
im Schmerz
verzweifelt
bitter
einsam
frustriert

Und meine unerfüllten Bedürfnisse an dieser Stelle:
Respekt (für die Gefühle des Kindes)
Empathie (für das Kind und für mich)
Verbindung
Verstehen
Achtsamheit (DIE Keule überhaupt…)

Gar nicht so viel eigentlich.
Und schon geht es ab auf die Zeitreise. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie meine Mutter mich nachahmte (damals hieß das noch nachäffte) und dann „Heulsuse“ sagte. Ich bin ziemlich sicher, dass ich zu meinem Sohn nicht Heulsuse sagte, aber ich fand bestimmt was ähnliches Ätzendes, was meine Hilflosigkeit und Not zum Ausdruck brachte. Denn was sonst soll diese Aussage sein als der Hinweis auf ein dringendes unerfülltes Bedürfnis bei den Eltern, Betreuern oder Bezugspersonen…?

Also: Was fühlt jemand, der zu einem kleinen Kind „Heul doch!“ sagt?
Ich rate mal:
Hilflos
ohnmächtig
frustriert
enttäuscht
müde
angespannt
kalt
kribbelig
streitlustig
unbehaglich
wütend
erschöpft.

Und als unerfüllte Bedürfnisse tippe ich auf:
Verbindung
Wirksamkeit
Selbstvertrauen
Verstehen
Entspannung
Leichtigkeit
je nach Situation vielleicht Respekt oder Anerkennung
und so was wie Ruhe.

Ach Leute! Ich bin so frustriert, wie wenig verbunden wir alle mit uns selbst, mit unseren Gefühlen und Bedürfnissen sind. Statt zu sagen, was wir fühlen und brauchen, perlen solche Kommentare aus unseren Mündern. In diesem Fall signalisieren sie unseren Kindern: Deine Gefühle und Bedürfnisse spielen gerade mal keine Rolle für mich…

Die ganzen Jahre habe ich gesagt, GfK mit Eltern und Kindern ist nicht mein Thema. Ich merke, wie diese Überzeugung ins Wanken kommt. Es wird so dringend gebraucht! Was sagt Marshall?

If something is worth doing it’s worth doing poorly

Damit ist nicht gemeint, es reicht, wenn ich es „schlecht“ tue. Vielmehr geht es darum, dass aller Anfang schwer ist, und ich mich nicht dahinter verstecken soll, dass ich etwas nicht kann. Ohne Üben klappt es nicht mit dem Klavierspielen. Und wie kann ich üben, wenn ich es nicht *t*u*e*? Und dabei eben auch riskiere, es ärmlich zu tun, also meinen eigenen Ansprüchen nicht zu genügen… Übrigens: Zwei Häuser weiter gibt es zwei Kinder, die an manchen Tagen 80 Prozent der Zeit schreien. Hat jemand eine Idee, wie ich die Eltern ansprechen kann? Mein letzter Versuch, in so einer Situation zu intervenieren, endete voriges Jahr auf dem Weihnachtsmarkt ziemlich kläglich. Mir ist schon klar, dass als erstes die Eltern Empathie brauchen… Vielleicht heule ich erst mal ne Runde…

So long!

Ysabelle

Beifang, Blauer Thun und Schiffbau

Hallo, Welt!
Gestern fand mein wunderbares Gründer-Coaching statt. Die ersten zwei Stunden ging es mir nicht so gut, weil ich nicht verstehen konnte, wohin der Coach mich führen wollte. Mehrmals habe ich wiederholt, was ich gehört habe. Die Worte waren auch korrekt angekommen. Aber ich war so darauf fixiert, beim Coach zu sein – wenn ich ihm nur genauer zuhöre, verstehe ich endlich, was er meint – dass ich meine eigenen Gefühle nicht so gewürdigt habe, wie es wahrscheinlich sinnvoll gewesen wäre. „What are you telling yourself?“ Ich habe seine Bemerkungen so interpretiert, als müsse ich irgendetwas loslassen, was ich mir gerade angeeignet habe: GfK oder Mediation oder weiß der Geier was. Es ging um meine Rolle, und ich verstand und verstand einfach nicht, worauf der Coach hinaus wollte. Und dann fing er an, kleine Schiffe zu malen…
Fischfang-Flotte Alaska

Ich bin jetzt mal der Flotten-Kommandeur dieser Fischfang-Flotte. (Wir fischen nicht mit Schleppnetzen und nur ökologisch korrekt und nur so große und so viele Fische wie erlaubt; Das Foto ist von Gillfoto, gefunden auf Wikicommons. ) Da hätten wir zunächst mal ein Angelboot, mit dem man Reusen ausbringen kann. Nennen wir es mal „Übungsgruppe“. Dann hätten wir einen Kutter namens B2C, also Business to Customer, der steht mal für Workshops und Seminare. Dann haben wir ein Speed-Boot, damit flitze ich zu anderen Booten, die gerade Support brauchen. Dann haben wir einen Katamaran, also ein Schiff mit zwei Rümpfen, das auf den Namen Mediation getauft ist. Das fischt mal nach Menschen mit Konflikten, die sie gern lösen wollen. Und dann haben wir noch einen Tender, also eine Plattform ohne Motor, auf der viele, viele Kartenspiele gelagert werden und nach und nach zu Schiffen anderer Eigner übergeben werden. Und jetzt kommt die alles entscheidende Frage: Was ist mein Flaggschiff?

Als Flaggschiff wird das Führungsschiff eines Kriegsschiffsverbandes bezeichnet. Von diesem Schiff aus führt der Flaggoffizier (marinetypische Bezeichnung eines Admirals) mit seinem Stab den Verband. Das Flaggschiff führt im Regelfall die Flagge des Befehlshabers bei Tag und Nacht.

In übertragener Bedeutung wird Flaggschiff für das größte Schiff einer Flotte oder Reederei verwendet[1] oder allgemein als Synonym für ein Vorzeigeprodukt eines Unternehmens[2] oder ein Aushängeschild einer Organisation.

Und siehe da, mein Flaggschiff ist noch in der Werft. Fragt mich heute nicht, ob es ein Umbau oder ein Neubau ist. Das kann ich wahrscheinlich in fünf Jahren beantworten. Mein Flaggschiff geht auf „Blauen Thun“. (sorry für alle Vegetarier an dieser Stelle). Was ist meine Stärke? Was habe ich die vergangenen 30 Jahren gemacht? Ich habe in großen Organisationseinheiten überlebt. Allein in dem Konzern, in dem ich zuletzt gearbeitet habe, habe ich zwei Generationenwechsel an der Unternehmensspitze mit erlebt, einmal Mitte der Achtziger, einmal 2010. Ich habe die Einführung neuer Techniken miterlebt. Und jede neue Technik war immer noch „toller“ als die vorherige. Ich kann nicht mehr zählen, wie viele Umstrukturierungswellen ich überstanden habe. Ich hatte mit Abteilungen über, unter und neben mir zu tun vom Callcenter bis zur Geschäftsleitung. Wenn ich drei Mal bei einem Bildungsträger anrufe und immer noch keinen Rückruf bekomme, drehe ich durch: Laienspielgruppe!
Ich komme also aus hoch professionellen Zusammenhängen, Vernetzungen. Ich habe selbst 30 Leute im Team gehabt. Und diese Erfahrung qualifiziert mich mehr als meine Mitbewerber, auch in solchen größeren Einheiten aktiv zu sein. Yeah! Das ist mein Flaggschiff.

Oh, das fühlt sich auf einmal ganz kraftvoll an. Da ist sie, die Vision. All meine anderen Schiffe in der Flotte tragen zu meinem Lebensunterhalt bei. Drei Aale, 80 Kilo Nordseekrabben, der Verkauf von Diesel und Fischernetzen, all das hat seine Berechtigung. Es ist gut und sinnvoll, darauf ein Augenmerk zu haben, diese Schiffe gut auszustatten und umsichtig zu steuern. Aber mein Flaggschiff, das ist die Vision, die Richtung. Da geht’s lang. Heute fühle ich mich so erleichtert, inspiriert, erwartungsfroh, lebendig, angeregt und hoffnungsvoll. Und meine Bedürfnisse nach Sinnhaftigkeit, Klarheit, Orientierung, Struktur, Verstehen und Selbstvertrauen (Hört! Hört!) sind gerade mal so richtig erfüllt! Das muss gefeiert werden. Ich sag Euch Bescheid, wenn Stapellauf ist!

So long!

Ysabelle

Weltneuheit!

Hallo, Welt!
Vorhin brachte der Mann mit dem brauen Lieferwagen einen flachen Karton, den ich voller Vorfreude ausgepackt habe. Guckt mal, was da Aufregendes drin war: Interpretationen Sie sind tatsächlich fertig, die Interpretationen! Und ich war einen Augenblick sprachlos, so schön sind die Karten geworden. Auf diesem Foto wirken sie ein bisschen lila-lastig, aber in echt ist das nicht der Fall, da ist der Dunst grauer. Klickt mal das Bild an, dann seht Ihr, WIE toll sie aussehen!
Also: Ein Spiel mit 55 Interpretationen. Was kann man damit machen? Zum Beispiel raten, welche Gefühle in einem Menschen lebendig sind, wenn er sagt, er fühle sich hintergangen. Ist er traurig, einsam, hoffnungslos? Und welche Bedürfnisse sind bei ihm im Mangel? Einbezogen sein? Gemeinschaft? Gesehen werden? Eine tolle Gelegenheit, seine Sprachmuskulatur zu trainieren oder beispielsweise in der Übungsgruppe „Interpretation, Gefühl, Bedürfnis“ zu spielen. In Dreier-Gruppen gegeneinander, für eine Unterrichtseinheit zum Thema „Interpretationen“ als Anschauungsmaterial.

Ehrlich: Ich bin total superstolz auf diese Karten. Weltneuheit! Der Hammer! Nur hier! Wahrscheinlich nehme ich sie heute Abend mit ins Bett!

So long!

Ysabelle

Geschichten zum Nachdenken

Hallo, Welt!
Eigentlich wäre es schon wieder Zeit für ein „Kraut & Rüben“, so viel ist passiert in den vergangenen Wochen. Danke an Andrea für ihre Ermutigung in Sachen Businessplan. Tatsächlich nimmt die Selbstständigkeit allmählich Gestalt an.

Gestern hatte ich ein Gespräch mit – wem bloß? Ach, ja, eine Kollegin, die mir in Sachen Businessplan geholfen hat. Wir kamen auf die von mir ungeliebte Geschichte, die in GfK-Kreisen gern erzählt wird, von dem Fluss, in dem die Babys treiben. Wie oft und wie lange will ich versuchen, Babys aus dem Wasser zu fischen, und wann gehe ich endlich flussaufwärts, um diejenigen zu stoppen, die ständig die Babys ins Wasser werfen – auch auf die Gefahr hin, dass in der Zwischenzeit einige Babys ertrinken…

Sorry, die Geschichte finde ich einfach Panne. Aber die Kollegin hatte eine andere Geschichte für mich, die ich viel schöner finde:

Die Axt schärfen?

Als ein Mann im Wald spazieren geht, kommt er an einer Lichtung vorbei, wo ein Waldarbeiter gerade Holz hackt. Er sieht ihm eine Weile zu und bemerkt dabei, dass der Arme sich redlich abrackert, müht und plagt, nur weil seine Axt ganz stumpf zu sein scheint. Schließlich gibt er sich einen Ruck und spricht ihn an: „Hallo! Warum schärft Ihr denn Eure Axt nicht? Die ist ja total stumpf.“ – Der Holzfäller sieht kurz auf und antwortet außer Atem:“Was? Die Axt schärfen? Nein – ausgeschlossen, dazu habe ich keine Zeit – ich muss noch soviel Holz hacken!“.

Das scheint mir ein schönes Resümee für meine Bemühungen der vergangenen Monate. Innehalten und gucken – wo geht’s lang und was sind die nächsten sinnvollen Schritte… Nein, da habe ich keine Zeit für… zu viel zu tun…

Aktionismus statt Besonnenheit. Besser wäre es, einfach mal Pause zu machen, mich besinnen, Dinge sacken lassen. Habe ich schon erzählt, dass ich mir demnächst tatsächlich eine Woche Pause gönne? Ich fahre eine Woche weg, mache richtig Urlaub. Auf einem Schiff. Jawoll.

Mir sind noch zwei andere Geschichten eingefallen, die ich sehr hilfreich finde: Bestimmt stehen sie hier schon irgendwo, aber bei demnächst 1000 Postings ist es nicht so einfach, sie zu entdecken. Daher hier noch mal:

Ein Mann will ein Bild aufhängen. Den Nagel hat er, nicht aber den Hammer. Der Nachbar hat einen. Also beschließt unser Mann, hinüberzugehen und ihn auszuborgen. Doch da kommt ihm ein Zweifel: Was, wenn der Nachbar mir den Hammer nicht leihen will? Gestern schon grüßte er mich nur so flüchtig. Vielleicht war er in Eile. Vielleicht hat er die Eile nur vorgeschützt, und er hat was gegen mich. Und was? Ich habe ihm nichts getan; der bildet sich da etwas ein. Wenn jemand von mir ein Werkzeug borgen wollte, ich gäbe es ihm sofort. Und warum er nicht? Wie kann man einem Mitmenschen einen so einfachen Gefallen abschlagen? Leute wie dieser Kerl vergiften einem das Leben. Und dann bildet er sich noch ein, ich sei auf ihn angewiesen. Bloß weil er einen Hammer hat. Jetzt reicht´s mir wirklich. – Und so stürmt er hinüber, läutet, der Nachbar öffnet, doch bevor er „Guten Tag“ sagen kann, schreit ihn unser Mann an: „Behalten Sie Ihren Hammer“.

(aus P. Watzlawick: Anleitung zum unglücklich sein.)

Das ist für mich eine der besten Geschichten zum Thema Projektionen: Was hefte ich dem anderen an? Mit diesem Thema war ich gestern selbst unterwegs. Ich beobachte an einer Kollegin ein bestimmtes Verhalten, das ich an mir selber ablehne. Meine Angst ist nun, wenn ich mich auf eine Zusammenarbeit mit ihr einlasse, dass wir dann beide aktionslos auf dem Sofa sitzen und nichts tun. Im Gespräch wies mich die Kollegin darauf hin, dass ich noch keinerlei praktische Erfahrungen mit ihr in so einer Situation habe. Und deshalb würde ich ihr einfach meine Projektion anheften, statt mit ihr darüber zu reden. Da ist was dran.

Und dann gibt es eine Geschichte, die mich als Mathe-Legasteniker zum Nachrechnen gebracht hat: Auch diese Geschichte in von Wazlawick:

„Ein Beduine hinterlässt seinen drei Söhnen nach dem Tod eine Herde von 17 Kamelen, die sie wie folgt untereinander aufteilen sollen: Der Älteste soll die Hälfte, der Mittlere ein Drittel und der Jüngste ein Neuntel erhalten. Sie scheitern, bis ein vorbeiziehender Nomade Rat weiß: er stellt sein Kamel dazu, so dass 18 Kamele aufgeteilt werden können. Die Teilungsoperation geht auf, und ein Kamel bleibt übrig, auf dem der Weise davon reitet“.

Ich brauche noch einen vorbeiziehenden Nomaden. Es gibt eine Situation, mit der ich einfach nicht klarkomme. Obwohl ich mein Schönstes gebe, um in einer bestimmten Beziehung zu Verbindung und Harmonie beizutragen, scheine ich immer wieder zu scheitern. für mich aus dem Nichts entstehen neue Schlachtfelder, an deren Rand ich fassungslos stehe.
Gestern Abend hatte ich ein Telefonat mit Bieke. Wir bewegten den Satz „NVC is all about connection“ in unserem Gespräch und waren uns einig, dass es tatsächlich Menschen und Situationen gibt, bei denen es uns gar nicht um Connection geht. Nicht, dass es uns dann um Recht haben geht. Aber manchmal klappt es halt einfach nicht mit der Verbindung. GfK erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass es was wird mit der Verbindung, aber sie ist keine Garantie. Und GfK heißt eben auch nicht: Du musst mit jedem Menschen immer, zu jedem Zeitpunkt Verbindung haben wollen. Vielleicht sollte ich das meinem Wolf einfach noch mal ganz langsam erklären. Der denkt nämlich noch, wenn ich wirklich mit der GfK unterwegs sein will, dann „muss“ ich 24/365 Verbindung haben wollen. Nö!

So long!

Ysabelle

Hautausschlag durch Excel

Hallo, Welt!
Seit zehn Tagen sitze ich jetzt in einem ziemlich sensationellen Seminar um zu lernen, wie man sich mit Erfolg selbstständig macht. Unter anderem „muss“ ich bis Ende der kommenden Woche einen 46-seitigen Business-Plan erstellt haben. Der schriftliche Teil schreckt mich nicht, aber die Zahlen…

Seit vorigen Freitag schlage ich jetzt schon Haken um die Excel-Tabellen. Gestern sollten wir eigentlich den ganzen Tag an diesem Zahlenwerk feilen. Es geht nicht. Ich krieg’s nicht hin! Wenn ich dem nachspüre, welche Gefühle bei mir durch die Gedanken an die Excel-Tabellen ausgelöst werden, finde ich:

Unruhe
Angst
Unsicherheit
Enge
Besorgnis
Schwitzen (kein Gefühl…)
und Flucht-Impulse. Nichts wie weg.

Meine identifizierten Bedürfnisse sind
Schutz (vor Fehlern)
Leichtigkeit
– uneingestanden – Unterstützung
Gesehen werden (in meiner Angst und meiner Hilflosigkeit)
Sinnhaftigkeit (oh ha! Das war mir gar nicht bewusst, dass ich den Sinn nicht wirklich erkennen/genießen kann…)
Verstehen
und Friede/Harmonie.

Dieser Zahlenkram wühlt mich total auf.

Und dann höre ich die Stimme von Arnina Kashtan: What are you telling yourself? Welche Geschichten erzähle ich mir selbst zu diesem Thema?

  • Ich bin zu blöd für Excel
  • Ich bin zu blöd, um selbstständig zu arbeiten
  • Mir fehlen wichtige Skills, um selbstständig zu arbeiten (Excel, Disziplin…)
  • Ich kann kein Mathe, also kann ich auch kein Excel…
  • Wenn ich Klarheit über die Zahlen habe, muss ich mich schämen, weil ich nicht sorgsam mit meinem Geld umgehe

Halleluja! Kein Wunder, dass ich da nicht rangehen mag!

Jedenfalls ist es mir vorhin gelungen, die 62-zeilige Blanko-Liste mit den privaten Aufwendungen im ersten Geschäftsjahr auszudrucken. ein erster Schritt. Da kann ich dann morgen zunächst von Hand die ersten Zahlen eintragen. Schnauf. Auch die längste Reise beginnt mit einem ersten Schritt.

Was ich am allerliebsten hätte? Das jemand mit mir hier am Computer sitzt und mir hilft, das richtig auszufüllen. Oh, das würde so sehr meine Bedürfnisse nach Schutz und Unterstützung erfüllen! Hallo…. ist da draußen jemand, der Excel kann?

So long!

Ysabelle

Kraut & Rüben (19)

Hallo, Welt!
Tatsächlich schon das 19. „Kraut & Rüben“. Ich bin verblüfft. Neulesern zur Orientierung: Wenn mir die Idee zu einem „runden“ Blogbeitrag zu einem Thema fehlt, fasse ich in „K&R“ gern diverse Themen zusammen. Hier also die Neuigkeiten der vergangenen Tage, die mich durchaus in Atem halten.

Zunächst einmal: Das CNVC möchte in Afrika ein IIT veranstalten, zum allerersten Mal. Dafür brauchen wir noch Unterstützer. Jede auch noch so kleine Spende ist willkommen.
Zum zweiten fand ich gestern in meinem Mailbriefkasten eine Nachricht von Marisa Sleeter, die schreibt:

ich habe von deiner/m AssessorIn die Nachricht über dein erfolgreiches Zertifizierungs-Assessment erhalten. Herzlichen Glückwunsch!! Ich freue mich sehr, dass ich deine Kontaktperson bin für deine abschließenden Schritte zur Zertifizierung (und für jedwede Unterstützung, die du vielleicht brauchst), und dass ich deine Zertifizierung in der Trainergemeinschaft ankündigen kann, wenn ich alle deine Informationen bekommen habe. Die letzten Schritte im Zertifizierungsprozess beinhalten, dass du die folgenden sechs Dinge vervollständigst und an das CNVC Büro sendest.

Mit der Zusammenstellung dieser sechs Dinge werde ich die heutige Nacht verbringen.
Drittens hatte ich gestern eine geschäftliche Unterredung, die wieder einmal eine Kaskade von Gefühlen ausgelöst hat. Im Nachhinein ist mir eingefallen, dass es an bestimmten Stellen eine gute Idee gewesen wäre, meinen Gesprächspartnern Empathie anzubieten, statt zu re-agieren. Und prompt sind wieder alle Wölfe aufgestanden und ziehen ihre Kreise um mich. Mein innerer Gutachter kommentiert: Das hast du versaut! Was bist du auch immer so kompliziert! Du hättest doch merken müssen, dass die was „Leichtes“ haben wollten. Wahrscheinlich wieder dein verdammtes Ego! Du wolltest einfach nur glänzen. Wärst du schön bescheiden gewesen, hättest du vielleicht eine Chance gehabt, aber du musstet ja gleich wieder Fragen stellen… du hast doch an deren Gesichtern gesehen, wie viel Verwirrung du da ausgelöst hast! Spiel dich nicht so auf (wenn erwachsene Leute reden…)…

Zum Glück rief mich gestern Abend eine Freundin an. Zum einen war es ein spannendes Erlebnis, wie sie aus den von mir geschilderten Beobachtungen ganz andere Schlüsse zog. Aus „genervt“ wurde bei ihr „überrascht“. Das fand ich sehr hilfreich, und mir wurde dank ihrer Reaktionen klar, dass ich die Situation durch meinen altbekannten Filter gesehen hatte. Und dieser Filter ist nun einmal so eingestellt, als stimme etwas nicht mit mir. Außerdem stellte sie eine ziemlich schlaue Frage: „Was brauchst du gerade?“
Aus meinem Inneren kam Erstaunen, und dann ein zögerliches „nichts“. Aber ich konnte jetzt auf einmal nachspüren, welche Bedürfnisse bei mir in diesem Gespräch unerfüllt geblieben waren: Verbindung, Wertschätzung, in meinen schönen Absichten gesehen sein, angenommen werden…

Damit verbinde ich nun keine Bitte an meine Gesprächspartner von gestern Morgen. Vielmehr ist es an mir selbst, diesen Tank aufzufüllen. Gleichzeitig kann ich mich auch fragen, ob ich wirklich mit Menschen arbeiten möchte, bei denen so etwas in mir ausgelöst wird. Ich möchte schon, aber da braucht es dann wohl noch etwas, damit ich das in gutem und sicherem Rahmen tun kann.

Jetzt also: sechs weitere Hürden zur Eintragung als zertifizierte Trainerin…

So long!

Ysabelle

Eine Liste, eine Liste…

Hallo, Welt!
Auf dem Rückweg vom IIT habe ich mir im Auto eine Liste mit meinen nächsten Aufgaben geschrieben. Fortschritt: Darauf stand sogar: Im „Do nothing“ auf der Couch liegen und ausruhen sowie „Golf spielen“. zumindest das mit dem Ausruhen hat schon einmal geklappt.

Gestern Morgen hatte ich ein Skype mit einem Teilnehmer des IITs und klagte, da wäre doch diese Liste, die hätte ich wahrscheinlich noch gar nicht angefangen abzuarbeiten. Während mein Gegenüber etwas an seinen Rooter-Einstellungen veränderte, kramte ich nach der Moderatoren-Karte, auf der ich meine To-Do’s notiert hatte. zu meinem eigenen Erstaunen waren neun von 17 Punkten abgehakt. Da war es wieder, mein Lieblingsproblem: Das, was ich leiste, bleibt nicht haften. Ich erinnere mich nur an das, was unerledigt ist. Sobald etwas geschafft ist, gerät es mir komplett aus dem Fokus und ich hänge im Mangel statt in der Fülle.

Vor ein paar Wochen rief mir jemand ins Gedächtnis, dass ich rund 1500 Wochen meines Lebens für eine Zeitschrift gearbeitet habe und dann jede Woche ein frisch gedrucktes Exemplar auf meinem Schreibtisch vorfand. Ah… DAS habe ich also die vergangenen Wochen bearbeitet… Und dann gab es feste Termine, die eingehalten werden mussten, Textabgabe, Druckreife, Proof… Und jeder eingehaltene Termin war eine innere Bestätigung, ja, ich habe etwas geschafft. Fast 30 Jahre lang.

Heute nun wurschtele ich manchmal wochenlang vor mich hin, ohne dass „hinten“ etwas herauskommt. Zum Beispiel die Überarbeitung der Gefühls- und Bedürfniskarten. Zusammen mit unserer Layouterin Stefanie Ebel vom Weckerwerk haben wir uns so manche Nacht um die Ohren geschlagen und dann auch gleich noch 60 wunderbare Karten mit Interpretationen entwickelt. Erledigt und vergessen. Die umfangreiche, zeitaufwändige Vorbereitung des IIT – erledigt und vergessen. Der ganze Schriftkram für die Zertifizierung – erledigt und vergessen… da bleibt nichts haften. Und so laufe ich mir Blasen in meinem Hamsterrad und frage mich abends, was hast du eigentlich den ganzen Tag gemacht?

Gestern Morgen also kam mein Gesprächspartner vom Rumfummeln am Rooter zurück ins Skype und ich erzählte ihm voller Erstaunen, dass ich wider Erwarten neun von 17 Dingen erledigt hatte. Er erzählte daraufhin, dass er auch so ziemlich alles ausprobiert habe. Gelandet sei er jetzt letzten Endes bei einer superschlichten Liste auf dem Computer.

Sie ist einfach nur zweigeteilt. In der oberen Hälfte notiert er alles, was zu erledigen ist.
Und wenn die Aufgabe ausgeführt ist, kopiert er die Zeile nach unten zu den erledigten Aufgaben.

Gleich nach unserem Gespräch gestern habe ich genau so eine wunderbare Liste angelegt. Und es fühlt sich wunderbar an, Sachen von einer Listenseite zur anderen zu bewegen: Erledigt! Die Sachen werden nicht durchgestrichen, als sei das alles nichts gewesen.

Also: Diese Art von Liste erfüllt mein Bedürfnis nach Feiern, Wertschätzung, Klarheit, Struktur, Sinnhaftigkeit und Ausgleich. Endlich nicht mehr nur auf die immer länger werdende Liste der „Do“ gucken, sondern die „Done“ gleichermaßen im Auge behalten!

So long!

Ysabelle

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