Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

Was Frauen sollten und müssten

Hallo, Welt!
Heute Morgen stieß ich auf einen Artikel in der TAZ, den ich zum Lesen empfehlen möchte. Er stammt von Margarete Stokowski und macht mir noch einmal deutlich, warum ich 25 Jahre die EMMA abonniert hatte und nicht etwa „Tina“.


FRAUENMAGAZINE UND SEXISMUS
Faschismus auf Hochglanzpapier

Frauenmagazine beraten nicht – sie entmündigen. Zeitschriften wie „Glamour“ oder „Jolie“ sind voll von hinterhältig penetranten, menschenverachtenden Tipps.
VON MARGARETE STOKOWSKI

Jemand, der eine Frau anspricht, weil ihre Fußnägel nicht lackiert sind, der ihr sagt, ihr Körper sei eine Sünde, der ist vielleicht krank oder paranoid. Diese Krankheit, auf Hochglanzpapier gedruckt und mit vielen bunten Bildern versehen – das ist der Inhalt von deutschen Frauenzeitschriften im Jahr 2012.

Dass die Fotos in solchen Magazinen digital bearbeitet sind und unrealistische Schönheitsideale verbreiten, ist inzwischen ins kollektive Bewusstsein übergegangen. Und ja, deutsche Frauenzeitschriften zeigen fast nur europäische, weiße, dünne Frauen mit langen Haaren. Geschenkt, das ist keine Entdeckung.

Dass aber auch in den Texten der Frauenzeitschriften mit hinterhältiger Penetranz menschenfeindliche, letztlich faschistische Botschaften verkauft werden, wird kaum thematisiert – und wenn, dann eher belächelt. Es gebe schließlich Wichtigeres als Fußnägel, Wimpern und Cellulite. Für Frauen, die sich als emanzipiert verstehen, sind Glamour, Joy oder Jolie höchstens lockere Unterhaltung. Oder irrelevant, vor allem wenn die Frauen nicht heterosexuell sind.
Demütigende Botschaften

Irrelevant kann es aber nicht sein, wenn sich Millionen von Frauen kontinuierlich erklären lassen, dass sie hässlich, fett und eklig sind. Natürlich behaupten die meisten Frauenmagazine nicht, „feministisch“ zu sein. Dafür gibt es die Emma oder das Missy Magazine. Aber: Emma und Missy Magazine haben eine Auflage von rund 70.000 beziehungsweise 20.000 Exemplaren und erscheinen vierteljährlich. Glamour, InStyle, Joy, Jolie und Cosmopolitanverkaufen von jeder Ausgabe 300.000 bis 500.000 Exemplare – monatlich.

Das Perfide ist, dass diese Magazine ihren Leserinnen ein erfolgreicheres, erotischeres, selbstbewussteres Leben versprechen und dabei demütigende und gewalttätige Botschaften enthalten. Das Magazin Jolie wirbt mit dem Spruch „Alles, was das Leben schöner macht“, und trägt den Untertitel „The beautiful life guide“.

In der Juni-Ausgabe findet sich ein „Blowjob-Guide“, der Fragen zu Oralsex beantwortet: Muss eine Frau stöhnen, wenn sie einem Mann einen bläst, auch wenn sie es nicht so toll findet? Muss sie auch die Hoden lecken? Was soll sie tun, wenn sie beim Blasen einen Würgereiz kriegt? Die Antwort ist nicht: „Lassen Sie es, Sie müssen das nicht machen.“ Sondern: „Üben, üben, üben!“ Der Tipp kommt von einer Julia, die in einem „Edelbordell“ arbeitet. Und „Pornostar“ Mia Magma erklärt: „Viele Männer stehen darauf, wenn es einem die Tränen in die Augen treibt.“

Was ist da los? Warum sollte eine Frau, die privat und zum Spaß Sex hat, gegen ihren Willen handeln? Dass Prostituierte und Pornodarstellerinnen so etwas tun, ist das eine. Aber es ist absurd, anderen Frauen zu sagen, sie sollten sich überwinden, weil „er“ ja drauf steht. Egal ob sie es ekelhaft finden. Wobei: Laut Jolie ist das gar kein Sex. Denn wenn eine Frau wirklich nicht blasen möchte und sich tatsächlich weigert, dann ist die Lösung: „Sex! Den gibt’s ja auch noch.“ Ach. Was ist Oralsex, wenn es kein Sex ist? Wenn nur vaginaler Geschlechtsverkehr Sex ist, haben dann Lesben und Schwule gar keinen Sex?

Aber Homosexuelle sind für Jolie sowieso komisch. Zum Thema Kleidung, die man an seinem Partner nicht mag, gibt das Magazin folgenden Ratschlag. Die Frau soll sagen: „Was für ein Zufall. Genau die gleiche Hose hatte unser neuer, schwuler Nachbar gestern Nachmittag auch an!“ Einige Seiten weiter erläutert ein Kolumnist, „warum sich Männer nicht küssen (sollten)“. Begründung: weil es eklig ist.

Dasselbe Heft erklärt unter dem Titel „Was uns erschreckt“, dass ein Viertel der deutschen Frauen mit unrasierten Beinen und unlackierten Fußnägeln herumläuft. „Derlei Beautysünden“ würde der Frühling aber aufdecken. Den Körper eines Menschen im natürlichen Zustand als „sündig“ zu bezeichnen – das kennt man sonst nur von religiösen FundamentalistInnen oder traumatisierten Menschen, die ihren eigenen Körper verabscheuen.
Führer über Führer

Es ist kein Zufall, dass in Frauenzeitschriften die Wörter „sollen“ oder „müssen“ häufig auftauchen und sich in nahezu jeder Ausgabe ein „Guide“ findet – ein Führer (fairerweise sei gesagt, dass es im Englischen die Wörter „leader“ und „guide“ gibt, wobei der „leader“ eher der persönliche Führer ist und „guide“ auch eine Orientierungshilfe sein kann). Die Jolie mit dem Blowjob-Guide enthält zusätzlich einen Festival-Guide, die Juli-Ausgabe derCosmopolitan bietet einen Safe-Sun-Guide, das Joy-Heft für August einen Holiday-Guide.

Führer über Führer. Dieser Führerkult müsste in Deutschland einen üblen Beigeschmack haben. Aber auch sonst: Die ständigen Tipps, Tricks und Ratschläge suggerieren, dass die Frauen Hilfe nötig haben. Beratung ist eine tolle Sache. Wenn man sie aber nicht braucht, ist es Bevormundung.

Aber kann es sein, dass die Millionen von Frauen, die diese Magazine lesen, völlig fertig und hässlich durch die Welt irren und dankbar lächeln, wenn man ihnen erklärt, wie das denn geht mit dem Leben und so? Was ist dran an den Magazinen, dass sie so erfolgreich sind?

Die Titelseiten geben einen Hinweis. Die Joy erklärt „33 Dinge, die Sie in den Ferien unbedingt ausprobieren sollten“, und „Die 5 Säulen der Beziehung – und wo Sie ansetzen sollten!“. Das Juli/August-Heft von Women’s Health sagt: „Was Sie jetzt über die Pille wissen müssen“ und „Last Minute zum Strandbauch – mit diesen 8 Übungen schaffen Sie’s noch“.

Der einfache Trick ist, die Leserin auf ein Problem hinzuweisen, das sie womöglich hat, und zu erklären, wie sie es – in 5, 8 oder 33 Schritten – lösen kann. Die billigste Variante kapitalistischer Produktanpreisung. Allerdings mit einem speziellen Dreh: Hier fehlt nicht einfach etwas im Regal oder Kleiderschrank, hier wird die Leserin selbst für unzulänglich erklärt.
„Wir, die Frauen“

Genauso simpel ist das allgegenwärtige „Wir“ in den Zeitschriften, ein rhetorisches Mittel, das Boulevardmedien und KindergärtnerInnen gern nutzen. „Wir machen das so“ heißt: Wer es nicht so macht, gehört nicht dazu. „Wir“ stellt Gemeinschaft her. „Was wir durch Lästern lernen“, erklärt Joy. Women’s Health freut sich: „Viele Männer sind in ihrem Denken und Handeln einfach gestrickt – und genau das lieben wir an ihnen.“

Ein Kollektiv zu konstruieren („wir, die Frauen“), das einem anderen gegenübersteht („sie, die Männer“), die Mitglieder dieses Kollektivs für unmündig und unzulänglich zu erklären und Lösungen für ihre vermeintlichen Probleme anzubieten – das alles sind Elemente faschistischer Ideologie. Neu an dieser Art von Führerkult ist die zusätzliche Verknüpfung mit kapitalistischer Verkaufslogik.

Faschismusvorwürfe haben freilich eine gewisse Tradition im Feuilleton. Die Ehe und die Kleinfamilie, Facebook und Google, Fleischesser und Fußballfans: alle sind mal dran. Frauenzeitschriften waren von dieser Kritik bisher ausgenommen – unberechtigterweise.

Liebe Freunde, bei Gelegenheit kauft doch mal wieder eine TAZ! Wo sonst erscheinen solche Artikel?

So long!

Ysabelle

Ein Rucksack voller Steine

Hallo, Welt!
Gerade hatte ich ein wunderbares Gespräch mit einer Bremer GfK-Freundin, und gestern Abend spät erreichte mich eine Antwort-Mail von Gabriel. Beides löst wunderbar wohlige Gefühle aus: Gesehen werden (ohne beurteilt zu sein), Wertschätzung, Verbindung, eine himmlische Leichtigkeit, Gemeinschaft, Unterstützung, aufgehoben sein… Dabei nehme ich mich selbst im Augenblick eher schwer wahr, als sei ich mit einem Rucksack voller Steine unterwegs.

Ich bin wieder bei der Matrix.

Heute geht es ums Thema:
Präsenz; in der Gegenwart sein
aufmerksam sein für das, was im Augenblick passiert. Nicht in Gedanken verloren oder in emotionalen Reaktionen

Ungelernt
Kein Wissen über die Fähigkeit.
Unbewusst Inkompetent
Unbewusst verloren in der Vergangenheit oder in der Zukunft; Identifikation mit Denken und Handeln

Erwacht
Die Fähigkeit wird bewusst wahrgenommen.
Bewusst inkompetent
Kenntnis über die Unterscheidung zwischen wachsam erkennen was eigentlich passiert und in Gedanken verloren sein.

Kompetent
Die Fähigkeit kann mit bewusstem Bemühen angewendet werden. Bewusst kompetent.
In der Lage, Gedanken und Gefühle zu erkennen und darauf einzugehen, bewusst zu antworten, statt zu reagieren,
zur Aufmerksamkeit zurückzukehren, wenn Gedankenverlorenheit bewusst wird.

Integriert
Natürliche Anwendung der Fähigkeit, mit Leichtigkeit und im Fluss. Unbewusst kompetent.
Entspannte Wachheit in Bezug auf das, was in jedem Moment geschieht, mit einem tiefen Sinn
für Absicht und Wahlfreiheit. Ofenheit dem gegenüber, was jetzt ist, mit Einfallsreichtum, Interdependenz
und einer Perspektive von Vergangenheit und Zukunft.

Ich habe ewig gebraucht, um einen Ankündigungstext für ein Seminar und für einen Vortrag zu schreiben. Mein Gehirn war wie leer, auftauchende Formulierungen wurden als unzureichend verworfen. Hier zu Hause ist es gerade ziemlich unordentlich und alles staubt von Katzenhaaren. Ich habe bestimmte Vorstellungen, wie viel ich gerade leisten sollte, und bin von dieser Messlatte weit entfernt. Ich bin in Sorge, wovon ich im kommenden Jahr leben soll, mir fehlt Orientierung und Klarheit. Das fühlt sich so schwer an, als wäre ich mit besagtem Rucksack voller Steine unterwegs. Im Hier und Jetzt ist alles gut. Ich habe ein paar leckere Sachen zu essen im Kühlschrank, wenn mich die fliegenden Katzenhaare stören, nehme ich einen Wischlappen und zisch hier einmal durchs Arbeitszimmer. Die Sonne scheint tatsächlich. Ich habe Wärme und Unterstützung tanken dürfen. An verschiedenen Baustellen habe ich in den vergangenen Jahren höchst erfolgreich gearbeitet und möchte darauf vertrauen, dass es mir auch im kommenden Jahr, unter veränderten Umständen gelingt. Aber wie bei einer nagelneuen Teflonpfanne bleiben die Erkenntnisse nicht haften. Sie glitschen mir davon und ich nehme mich immer wieder mit leeren Händen wahr.

Meine Freundin in Bremen hörte mir aufmerksam zu, als ich davon sprach, wie ich an die Vorbereitung des geplanten Vortrags gehe. Sie hat selbst superviel Erfahrungen damit, eine Rede zu halten. Als ich ihr von meinem geplanten Einstieg berichtete, warnte sie mich: Eventuell sei ein interaktiver Start nicht das, was die Zuhörer anfangs in den Bann zöge. Vielleicht wollten sie erst Input? im Verlauf des Gesprächs stellte sich heraus, dass sie selbst vor einiger Zeit eine Präsentation vorbereitet hatte, die in der Mitte einen interaktiven Part hatte. Am entscheidenden Tag stand sie verzweifelt im Stau und kam zu spät zu ihrem eigenen Vortrag. Kurzentschlossen liess sie die Einleitung weg und begann gleich mit dem interaktiven Part. Ihrem Eindruck nach holte das die Zuhörer nicht dort ab, wo sie gerade waren… Aber: es hatte keine Rückmeldungen gegeben. Ihre Besorgnis begründete sich also nur auf die eigenen Qualitätsanforderungen. ich habe etwas weggelassen, also können die Teilnehmer das Geschenk nicht vollständig genießen…

Das erlebe ich bei mir auch. Ich habe eine Fantasie, wie etwas wird oder wie etwas ankommt, und dann reite ich dieses Pferd. Und dabei merke ich oft gar nicht, dass es sich bei dieser Fantasie einfach um Steine in meinem Rucksack handelt, Einschätzungen, Urteile, die mir das Leben schwer machen.

Ich möchte also mit Leichtigkeit ins Tun kommen. Den Rucksack abschnallen, in die Ecke stellen. Wer braucht schon einen Haufen Steine, es sei denn, man wolle eine Terrasse pflastern… Ach, dazu gibt es ein Lied von Iria, der Liedermacherin aus dem Allgäu: Es gilt doch immer wieder, nach vorne zu schauen. Aus den Steinen, die dir im Wege gelegen, neue Straßen zu bauen. Unter dem Link verbirgt sich eine Hörprobe.

So long!

Ysabelle

Wenn die wüssten…

Hallo, Welt!
Gestern Abend hatte ich ein nettes Skype-Gespräch. Na ja, das Gespräch war nett, Skype weniger. Ich habe das Update auf die neue Version raufgespielt und jetzt geht gar nichts mehr… Aber zum Glück konnten wir auf Facetime ausweichen.
Mein Gesprächspartner erzählte von einer Situation, in der er nicht erkannt hatte, welche Bedürfnisse bei seinem Gegenüber lebendig waren. Danach gab es ein intensives Intermezzo mit den Grauohren: „Und du willst GfK-Trainer sein, wenn du so wenig auf andere Leute eingehen kannst?“
Eine solche Begegnung mit einem Wolf hatte ich auch eben. Ich bummele heute in den Tag, denn meine Nacht war arg kurz. Ich entdeckte auf Arte in der Mediathek den Film „Jane Austen regrets“, und der hielt mich bis nachts um zwei im Bann. Prompt kommentierte mein innerer Erzieher bissig: Und du willst als freie Trainerin arbeiten, wenn du morgens den Arsch nicht hochkriegst? Wenn die Leute wüssten, dass du den ganzen Morgen nichts getan hast! Faul! Verantwortungslos!
Einen charmanten oder gar liebevollen Ton hat er nicht gerade am Leib.

Im Rahmen meines GfK-Lernprozesses habe ich verstanden, dass diese Erzieher/Stimmen nur mein Bestes wollen. Sie hatten einfach nur keine giraffische Sprecherziehung. Ich merke aber auch, dass diese Anteile Angst erzeugenden Druck und Beschämung einsetzen, um mich zu dem zu bewegen, was sie für mein Bestes halten.

Beschämung – damit meine ich: Durch diese fortlaufende Erziehung wird immer wieder Scham ausgelöst. Mit mir stimmt etwas nicht. Ich bin nicht gut genug. Die Stimmen setzen eigentlich nur das fort, was ich aus meiner Ursprungsfamilie kenne.

Mitte der 90er Jahre begann meine berufliche Karriere Fahrt aufzunehmen. Bei jeder Beförderungsstufe zitterte ich innerlich vor Angst. Irgendwann mussten die da oben doch mal merken, dass ich gar keine Ahnung hatte! Über mehrere Jahre dachte ich jedes Mal, wenn das Telefon klingelte und ich sah, dass mein Chef dran war: jetzt werde ich gekündigt, weil die gemerkt haben, dass ich gar nichts kann… Irgendwann bekam ich ein Zwischenzeugnis und der Kollege, der die Ergebnisse mit mir besprach, gab mir konkrete Rückmeldungen zu einzelnen Punkten und hatte auch für mich nachvollziehbare Beobachtungen. Danach konnte ich mich ein bisschen entspannen. Anscheinend hatte ich doch etwas auf dem Kasten, auch wenn meine Antreiber meinten, es sei nicht genug.

Also: Das Gegengift ist zum einen die Beobachtung.
Und zum zweiten hilft Einfühlung. Worum geht es dir gerade? Möchtest du darauf vertrauen können, dass ich mich selbsttätig und umfassend zeitnah um meine Angelegenheiten kümmere? Bist du in Sorge, dass mir wichtige Angelegenheiten oder Termine durch die Lappen gehen? Ja. Ja. Ja….

Ok. Heute bummeln wir gemeinsam in den Tag und hauen gleich einen Schlag rein (stammt dieses Bild von der Tätigkeit eines Holzfällers?). Dann brauchen wir keine Angst zu haben, dass irgendjemand urteilt, ich sei faul, verantwortungslos und unstrukturiert. Lang lebe Marshall Rosenberg!

So long!
Ysabelle

Kraut & Rüben (14)

Hallo, Welt!
Der aktuell beliebteste Beitrag in diesem Blog handelt von Pseudowahrnehmungen. Das jedenfalls findet ein hartnäckiger Spamer, der 30 mal am Tag versucht, bei diesem Beitrag einen Kommentar unterzubringen, mit dem er Zigaretten verkaufen will. Ich bin genervt! In der Vergangenheit gab es schon öfter solche Fans meiner Seite, die dann zu einem bestimmten Tag wieder und wieder einen Kommentar anboten. Wenn ich mir gar nicht mehr zu helfen wusste, habe ich das Posting kopiert, das alte gelöscht und aus der Kopie ein neues Posting mit einer anderen Blog-Kennziffer gemacht. Dann spammte der Absender sozusagen ins Leere. Aber diesmal gibt es einen Haufen Kommentare, die ich natürlich nicht löschen möchte. Also werde ich wohl so lange Spam-Mitteilungen löschen, bis es dem Absender langweilig wird. *seufz*.

Kraut & Rüben hat heute noch eine besondere Bedeutung. Ich habe vorhin meinen ersten „Green Smoothie“ fabriziert. Den Tipp bekam ich schon vor zwei Jahren von meinem geschiedenen Mann, aber nach einem Gespräch mit Meiner GfK-Freundin Petra habe ich mich sehr enthusiasmiert daran gemacht, einen zu mixen. Erfunden wurde das Zeug von Victoria Boutenko

Fit for Fun schreibt auf seiner Internet-Seite dazu:
Vom Affen abgeschaut
Victoria Boutenko ist quasi die „Mutter“ der grünen Smoothies. Um die Gesundheit ihrer kränkelnden Familie zu verbessern, stellte sie ihre Ernährung immer mehr auf Rohkost um. Doch obwohl es gesundheitlich bergauf ging, fehlte in der Ernährung grünes Blattgemüse – das mochten Mann und Kinder nicht. Victoria Boutenko beobachtete die Ernährungsgewohnheiten unserer nächsten Verwandten, der Schimpansen, welche vorwiegend von Blättern, Wildpflanzen und Früchten leben. Sie kam schließlich auf die Idee, diese Zutaten einfach zu Drinks zu mixen – der grüne Smoothie war geboren.

Warum grüne Blattgemüse?
Was sonst auf den Kompost wandert, kommt nun in den Mixer. Neben Salaten und Kohlsorten eignen sich nämlich die grünen Blätter beispielsweise von Möhren, Kohlrabi oder Roter Bete sehr gut für grüne Smoothies. Ihr Nährstoffgehalt ist meist höher als der der Knolle selbst und sie stecken voller gesunder sekundärer Pflanzenstoffe und Chlorophyll. Das ist das reinste Wundermittel, hält die Darmflora gesund, bildet Blut, wirkt entgiftend und desinfizierend und schützt sogar vor Krebs. Da das gründliche Mixen die Zellwände von Obst und Gemüse aufbricht, spart sich der Körper die anstrengende Verdauungsarbeit und kann die wertvollen Stoffe besonders gut aufnehmen.

Wie mixe ich grüne Smoothies?
Salatblätter, Mango und Banane im Mixer – ist das nicht gewöhnungsbedürftig? Anfangs ja, daher empfiehlt Victoria Boutenko mit 60 % reifem Bio-Obst und 40 % Grünkost zu starten und das Mischungsverhältnis langsam umzudrehen. Am besten beginnen Sie mit wenigen Zutaten und experimentieren dann, bis es schmeckt. Ein Smoothie besteht immer aus Wasser, Früchten und Blattgemüse und wird so lange gemischt, bis eine cremige Konsistenz erreicht ist. Achtung: Stärkehaltiges Gemüse (wie Kohlrabi, Möhren oder Kürbis) gehört nicht hinein, Sie nutzen davon nur das Blattgrün. Einen Smoothie können Sie morgens frisch zubereiten, im Kühlschrank aufbewahren und dann langsam über den Tag verteilt trinken.

Hier gibt es ein Video mit Übersetzung.

Also: Die grüne Pampe, die ich heute Morgen hatte, war lecker. Es trinkt sich aber sehr ungewohnt. Die Flüssigkeit ist ein bisschen körnig in der Konsistenz. Ich hatte einen Apfel, eine Banane, eine Karotte (nach manchen Quellen sollte man keine Karotte nehmen…), eine Nektarine, eine Handvoll Petersilie, eine Handvoll Eichblatt-Salat und eine Handvoll Römersalat gemixt. Um den Mixer zum laufen zu bringen, habe ich noch nen Schuss Mineralwasser dazu gegeben. Jetzt fühle ich mich wirklich satt, aber irgendwie – ungewohnt. Da war ja nichts zum Kauen…

Ich bin noch nicht ganz entschieden, ob das Zubereiten eines grünen Smoothie in die Kategorie „Work“ oder Life“ gehört. Mit Abwaschen dauerte die Zubereitung ungefähr 20 Minuten. Jedenfalls betrachte ich es als einen Akt der Selbstfürsorge, so einen Drink zu mischen. Ansonsten kocht auf dem Herd eine Putenoberkeule mit Vollkornreis und Möhren. Auch das wird nachher püriert. Katzendiät. Das neue Katzenfutter vom Tierarzt verursacht zumindest bei einem Kater Hautprobleme. Also kocht Mutti wieder. Es könnte ja sonst langweilig werden.

Gestern gab es ein unerwartetes Geschenk für mich. Ich bin noch immer vollkommen überrascht und weiß auch noch nicht, wie ich diese Gaben einordnen soll. Meine Eltern möchten meine Selbstständigkeit unterstützen und finanzieren für mich einen professionellen Laserdrucker und einen sensationellen Laptop. Damit ist meine Geschäftsausstattung ein halbes Jahr früher als erwartet nahezu abgeschlossen. Fehlt noch ein Beamer und ein Behältnis, in dem ich meine ganzen Unterrichts-Materialien transportieren kann. Zuletzt war ich mit diesen klappbaren Transport-Kisten unterwegs, aber das geht nur, wenn ich mit dem Auto fahre.
Also: Ich freue mich über Laptop und Drucker. ich bin gerührt. Meine Bedürfnisse nach Unterstützung, Gesehen werden und Liebe (Mist! War das jetzt ein Gefühl oder ein Bedürfnis?) wurden ganz unerwartet erfüllt. Ich bin dankbar. Das kann ich genau spüren. Ich bin erleichtert und dankbar. Und gleichzeitig nehme ich eine gewisse Irritation bei mir wahr. Ist es wirklich das, was ich brauche? Sicher könnte man auch mit einem einfachen Netbook klarkommen. Und nur weil mich mein aktueller Drucker zu Tode nervt, muss es ja vielleicht nicht gleich ein Profigerät mit neuer Lasertechnik, Scan- Kopier- und Faxfunktion sein. Oder eben vielleicht doch. ich habe ja den einen oder anderen Plan für die Zukunft. Vielleicht ist diese Entscheidung meiner Eltern ein Hinweis auf das, was auf diesem Schild steht. Das Foto lief mir neulich bei Facebook über den Weg, ich hoffe, ich verletze damit keine Urheberrechte anderer Personen. Aber da war kein Urheber angegeben. Also: Meine Eltern trauen mir offenbar Großes zu. Vielleicht sollte ich damit auch anfangen. Heute ist ein guter Tag dafür.

Jetzt werde ich mich dran machen, die Ankündigung für meinen ersten Vortrag zu verfassen. Und den Ankündigungstext für das dazu gehörige Einführungs-Seminar. Also: Langweilig ist mir nicht.

So long!

Ysabelle

Lernfelder

Hallo, Welt!
Im Verlauf des heutigen Tages ist mir einmal mehr bewusst geworden, wie viel es zu lernen gibt auf dieser Welt. Augenblicklich im Fokus:
Selbst-Akzeptanz:
Sich selbst mit bedingungsloser Fürsorge annehmen.

Ja, ja, Ihr wisst schon: die Matrix…

Unter diesem Stichwort heißt es:
Ungelernt
Kein Wissen über die Fähigkeit.
Unbewusst Inkompetent

Gewohnheitsmäßiges reaktives Muster der Selbstverurteilung in Form von Scham, Selbstvorwürfen, Selbstkritik, Abwehr oder Selbstüberschätzung.

Erwacht

Die Fähigkeit wird bewusst wahrgenommen.
Bewusst inkompetent

Erkennt Selbstverurteilung und die Auswirkungen für das eigene Wohlbefinden, Sehnsucht nach Selbst-Akzeptanz

Kompetent
Die Fähigkeit kann mit bewusstem Bemühen angewendet werden. Bewusst kompetent.

zunehmende Akzeptanz und lebensbereichernde Reaktion auf das, was man fühlt, denkt, braucht und tut.

Integriert

Natürliche Anwendung der Fähigkeit, mit Leichtigkeit und im Fluss. Unbewusst kompetent.

Fürsorglich und im Klaren mit sich selbst.

Da geht es mir im Augenblick wie auf dem Monopoly-Brett: „Gehe nicht über Los, ziehe nicht 4000 Mark ein.“ Bestenfalls kann ich mich bei „erwacht“ einordnen, gestern Abend gab es wohl ein „ungelernt“. Kann man etwas „ungelernt“ haben, wenn man die Situation schon 100 Mal hatte? Anscheinend ja.

Ich habe mit einer Information zu kämpfen, die mich schwer ins Straucheln bringt. Schon länger versuche ich ja den Glaubenssatz „Egal was ich tue, es ist nie gut genug“ aufzulösen. Die besagte Information trifft genau in dieses Scheunentor und bei mir kommt an: Du bist nicht gut genug.
Nachdem ich jetzt schon etliche Stunden darauf rumgekaut habe und heute Morgen sogar unerwartet Empathie bekam, finde ich allmählich in die Haltung zurück. Was ich gehört habe, sagt nichts über mich aus, sondern über die Nöte und Befindlichkeiten meines Gegenübers. Ach, Leute, wie frustrierend! Wie viele Jahre mache ich diesen GfK-Kram jetzt? Und dann kommt so eine Situation und ich stehe wieder ganz am Anfang. Als ich gerade vom Einkaufen kam und noch über dieser Sache brütete, fiel mir eine Geschichte von Kit Miller ein, der amerikanischen Trainerin, die ich so sehr liebe. „Manchmal fällt mir dann zwei Monate später ein, ach, da hätte man ja GfK einsetzen können. Manchmal kommt mir die Idee schon nach zwei Wochen, irgendwann nach zwei Tagen. Dann auf einmal kommt es direkt nach einer Situation, und irgendwann gelingt es mir, auch IN der Situation darauf zurückgreifen zu können.“

Eine der Voraussetzungen ist, dass ich mir (noch) mehr Zeit nehme, Zeit lasse, zu reagieren. Es besteht keine Lebensgefahr. Wenn ich selber dermaßen ins Trudeln komme, ist es keine gute Idee, auf andere zu reagieren. Nicht mal als Selbstausdruck: Wenn ich das höre, fühle ich mich… Denn falls der andere selbst in Not oder Abwehr ist, habe ich keine Chance gehört zu werden. Und das ist ja nicht gerade das, was ich will…

Ein weiteres Thema, das mich wiederkehrend beschäftigt, hat mit Projektionen und Rollen zu tun. Ich merke, dass ich mich ganz und gar nicht auf mein „Urteil“ über einen Menschen oder eine Situation verlassen kann.

Meine Freundin Matrix meint dazu:

Rollen überwinden:
Sich bewusst sein, dass wir nicht die Rollen sind, die wir spielen, dass wir entscheiden können, welche Rolle wir annehmen und wie wir auf die Rollen reagieren, die andere übernommen haben.

Ungelernt
Unbewusste, fixe Reaktionsmuster auf eigene Rollen und auf die Rollen anderer.

Erwacht
Sich des Leidens bewusst werden, das entstehen kann, wenn wir auf Rollen reagieren, statt auf Bedürfnisse einzugehen.

Kompetent
In der Lage mit Selbst-Verbindung, Einfühlungsvermögen und Aufrichtigkeit zu antworten, statt auf die Rollen zu reagieren, die wir selbst und/oder andere einnehmen.

Integriert
Übernimmt Rollen, reagiert auf Rollen und/oder vermeidet Rollen auf charmante und leichte Weise; ist sich der wechselseitigen Abhängigkeiten jenseits unserer Rollen bewusst.

Dabei merke ich, dass auch ich in Rollen schlüpfe. Auf einmal bin ich wieder das Kind, das es anderen nie recht machen kann… Ich bin die Domina mit der Peitsche zwischen den Zähnen, ich bin die Chefin und die Bittstellerin. Auf dem Heimweg überfiel mich auch der Gedanke, „es ist ganz richtig, dass du nicht zertifiziert bist, du hast ja noch so viel zu lernen…“ Und auch das hat etwas mit Rollen zu tun, mämlich einem bestimmten Verständnis von der Rolle der Trainerin. Mein innerer Erzieher meint, eine Trainerin müsse mindestens perfekt sein. Er übernimmt das Ruder und schickt mich gerade mal wieder in den Maßregelvollzug. „Komplett unfähig und nicht besserbar.“ Boah, ich glaube, der würde so gern an Wachstum und Fortschritt glauben und hat so wenig Vertrauen…

Als erstes möchte ich also heute mit mir in Frieden kommen und anerkennen, dass ich mein Leben in jeder Minute so gut führe wie es mir möglich ist. Das betrifft auch den Zugriff auf die Haltung. Dann möchte ich wertschätzen, dass es mir nach 16 Stunden gelungen ist, die Bedürfnisse meines Gegenübers wahrzunehmen und nicht mehr nur selbst verzweifelt innerlich Amok zu laufen. Ich möchte mich daran erinnern, dass das ganze Leben dem Lernen und dem Wachstum dienen darf, wenn ich es zulasse. der Herr bewahre mich davor, mich jemals für erleuchtet zu halten.

So long!

Ysabelle

Opfer-Energie

Hallo, Welt!
Gestern bekam ich eine Rückmeldung verbunden mit der Frage, ob ich in einer bestimmten Situation mit Opfer-Energie verbunden gewesen sei. Iiiiiich? Meine Freundin, die Matrix, sagt ja dazu unter dem Punkt „Bewusstsein der Ver-Antwortung“:

Ungelernt
Opfer-Bewusstsein: Mangel an Klarheit darüber, wer wofür verantwortlich ist; empfindet, dass die eigenen Erfahrungen und Handlungen von anderen oder äußeren Umständen verursacht werden können (zB: ich löse deine Empfindungen aus, du meine, oder etwas anderes hat deine und meine Empfindungen ausgelöst)

Bei „Opfer-Energie“ habe ich den Gedanken, dass derjenige, der gerade damit zu tun hat, auch denkt, er oder sie könne nichts machen. Es sei Schicksal. Man sei einem anderen Menschen oder einer bestimmten Situation hilflos ausgeliefert… Vielleicht hat es aber noch eine andere Komponente, die ich noch nicht gefunden habe.
Ich merke, dass ich deutlich klarer geworden bin, wenn es darum geht, bei anderen Opfer-Energie zu erkennen. Gestern Abend in der Übungsgruppe ging es darum, viele Jahre Opfer gewesen zu sein. Mir war es ein Anliegen, immer wieder aus den Dramen der Vergangenheit ins Hier und Jetzt zu kommen. Was kannst du heute tun? Welche Stellschrauben hast du heute? Was passt heute für dich? Wie kannst du Morgen früh gut für dich sorgen? Wenn ich so durch mein Leben flashe, gibt es bestimmt viele Situationen, in denen ich das arme Opfer war. Von Elisabeth Sachers habe ich eine Übung kennen gelernt, die mich total bezaubert hat. Durch diese Übung habe ich festgestellt, dass ich zu bestimmten Zeiten auch bestimmte Energien habe: Die Energie der Unterwerfung und die Energie der Rebellion. Ich denke, dass ich in der Vergangenheit da sehr ambivalent unterwegs war. Mal als Unterworfene (ich kann nichts machen, ich muss mich fügen…) und dann wieder aus heiterem Himmel rebellisch an Stellen, wo ich mich im Nachhinein frage: Wer hat denn da gegen deinen Käfig getreten?

Bis vor drei Minuten war Opfer-Energie für mich fast so was wie ein Schimpfwort. Wer damit unterwegs ist, ist unreif, inkompetent, gibt anderen die Schuld und kommt nicht in die Puschen, um etwas in seinem Leben zu verändern. Aber gerade wurde mir klar, dass das bestenfalls ein kleiner Ausschnitt ist. Opfer-Energie kann nämlich auch dazu beitragen, mich zu schützen. Wenn ich mich in ein widriges Schicksal, Gefangenschaft, Sklaverei, Unterdrückung füge, weil es meine einzige Überlebenschance ist, dann dient die Opfer-Energie dazu mir klarzumachen, dass jedes Auflehnen unter Umständen tödlich sein könnte. Ich schätze mal, das Gegenteil wäre Allmachts-Energie. Die Herausforderung ist also, eine Balance zwischen diesen beiden Polen zu finden und Spielräume auszuloten. „A bisserl was geht alleweil“ sagt Beckenbauer. In diesem Licht kann ich mich selbst noch einmal fragen, ob ich in der betreffenden Situation mit Opfer-Energie unterwegs war. Nein, ich glaube nicht. Aber irgendetwas hängt noch dran an dieser Situation, wie ein irritierender Geschmack, der ergründet werden will. Ich bleibe dran.

So long!

Ysabelle

P.S.: Gerade fand ich beim Einkaufen ein schönes Symbolbild zum Thema Opfer-Energie…

Work-Life-Balance: Die Beobachtung

Hallo, Welt!
Meine allererste Glaubenssatz-Arbeit habe ich 2007 bei Anja Kenzler in Bremen gemacht. An dieses „Wumms“ kann ich mich noch gut erinnern. Mein Satz lautete: du kannst nicht mit Geld umgehen. Und dann kam eine explosive Frage: Was ist die Beobachtung?
Ich glaube, ich habe den halben Nachmittag nur geweint. Und seither bin ich ein Fan von der Arbeit mit Glaubenssätzen.
Anscheinend gibt es auch einen Glaubenssatz, der besagt, ich tue nicht genug. Aus meinem Freundeskreis kommen immer wieder Rückmeldungen, ich sei ja so beschäftigt und würde so viel bewegen. Mein innerer Kommentator meint dazu lakonisch: Wenn die wüssten…
Durch die Mentoring- und Assessment-Tage ist meine Aufmerksamkeit ja besonders auf das Thema Vitalität gerichtet. Ich frage mich, was ich dazu beitrage, um ein gutes Gleichgewicht zu finden zwischen Arbeit und Erholung. Kein Wunder, dass das schwierig ist, wenn ich doch selbst meine Arbeit nicht als Arbeit anerkenne. Wie soll ich mir dann Erholung zugestehen? Und wie geht Erholung?

Gestern nun fand ich nach einem Suchen ein leeres Büchlein im A-6-Format und habe angefangen, die Spalten zu füllen. Auf der linken Seite steht „Work“ und auf der rechten Seite „Life“. So sachte dämmert mir, wieso ich denke, ich tue nichts. ich habe anscheinend auch Glaubenssätze dazu, was genau „Arbeit“ ist. Und diese Glaubenssätze klingen in meinen eigenen Ohren sehr kindlich. Arbeit ist acht Stunden Kohlensäcke tragen. Arbeit ist acht Stunden Buchungen vornehmen. Arbeit ist, acht Stunden im Callcenter zu telefonieren. Vier Stunden bügeln ist nicht wirklich Arbeit, denn Bügeln macht mir Spaß. Nicht so viel, dass ich das jeden Tag haben möchte, obwohl ich zwischendurch überlegt habe, mich bei der lokalen Heißmangel zu bewerben. Aber es ist ok und stört mich nicht wirklich. Schwups, schon ist Bügeln keine Arbeit mehr.
Wer arbeitet ist nicht ansprechbar. (oh ja, ich erinnere mich an meine Kindheit…). Wenn man gearbeitet hat, ist hinterher ein großer Klotz fertig. 1000 Briefumschläge gestempelt. 30 Seiten wichtiger Text vollgeschrieben. Wenn man gut gearbeitet hat, ist hinterher „der Schreibtisch blank“. Solange noch irgendwo Arbeit rumliegt, ist man nicht fertig. (Das kann dann ja noch ein paar Jahre dauern, bis ich fertig werde. Irgendwie finde ich immer was zu tun). Für die Arbeit geht man aus dem Haus. Zu Hause arbeiten ist nicht wirklich Arbeit. Und Hausarbeit ist überhaupt keine Arbeit, die zählt gar nicht. (Da höre ich meine Freundin Byron Katie, die sanft fragt: Ist das wirklich wahr? Kannst du 100prozentig wissen, dass das wahr ist?)
Mit einer so selektiven Definition von Arbeit wundert es mich nicht, dass ich meine teilweise sehr vollen Tage nicht als Arbeitstage anerkenne. Denn Sachen wie Wäsche waschen, Katzenklos sauber machen, Blumen gießen, Blogbeiträge verfassen, Mails schreiben, Seminarwerbung ins Internet stellen zählt ja alles nicht…
Zurzeit ist eine GfK-Freundin zu Fuß unterwegs durch Deutschland, entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze. Unterwegs wirbt sie für die Gewaltfreie Kommunikation. Seit ich von diesem Projekt gehört habe, begeistert es mich und ich würde supergern ein bisschen mitwandern. Kaum zu glauben, ich finde in meinem Terminkalender nicht eine Woche, in der nicht irgendein Termin ist. Übungsgruppe am Donnerstag – na gut, ich könnte von Freitag bis Mittwoch wandern. Vertretung in einer anderen Übungsgruppe am 17., 24. und 31.7. Unter Umständen eine zweiwöchige Urlaubsvertretung als Job-Coach Ende Juli/Anfang August. Die Vorbereitung des Filz-Seminars. Vorbereitung meines allerersten Vortrags. Ankündigungstexte für ein Einführungsseminar, einen Flyer, eine Zeitungsanzeige… Wuseliger Kleinkram. Eins ist vom Tisch, da fliegt auch schon das nächste heran. Allmählich bekomme ich eine Ahnung, warum ich so erschöpft bin. Ich werde ja nie fertig! ich habe ja gar keinen richtigen Feierabend. Selbst wenn ich beschließe, den Rechner runterzufahren, die Bügelwäsche liegen zu lassen, die Belege erst morgen zu sortieren, hinterlässt das ja kein Gefühl von „ein großer Klotz ist fertig“. Deshalb finde ich Seminare so befriedigend. Man geht da hin, macht seine Arbeit und dann ist man fertig. Aber mit diesem Kram, den ich hier hin- und herbewege, bin ich nie fertig…

Ich denke, die Idee mit dem Work-Life-Büchlein ist eine Weltidee. Damit kann ich für eine Weile beobachten, was ich wirklich tue und ich kann überprüfen, wie es um meine Vitalität steht. Nicht, dass ich ein neues „Muss“ erstelle. Vielmehr geht es um Anerkennung und Wertschätzung dessen, was ist. Schon erstaunlich, was ich allein heute Morgen über mich herausgefunden habe…

So long!

Ysabelle

Über Wertschätzung, Socken und Feedback

Hallo, Welt!
neulich bin ich bei Auditorium Netzwerk auf eine DVD von Marshall Rosenberg gestoßen, die ich noch nicht kannte: Die Praxis der Gewaltfreien Kommunikation. Halleluja, die Übersetzung erfüllt meine Bedürfnisse nach Klarheit und Leichtigkeit. Die blonde Übersetzerin, die normalerweise an Marshalls Seite ist, kann ich schwer hören. Mein Englisch ist leidlich gut, da bin ich zum einen schneller als die Übersetzerin, und ich komme auch immer wieder zu anderen Ergebnissen. Ich weiß noch, wie ich es auf dem IIT genossen habe, wenn Simran als Übersetzerin einsprang. Oh, wie leicht und flüssig war dann das Lernen und Zuhören… Also: Hier eine andere Übersetzung mit fränkischem Tonfall. Die DVD wurde auf einem Workshop „Kollektive Intelligenz“ im April 2006 in Würzburg aufgenommen. Die Passage, die mich gerade elektrisierte, bezog sich auf Wertschätzung.

Marshall erläutert den Unterschied zwischen Bedürfnis und Strategie. Dabei wird er gefragt, was Wertschätzung sei. Und er erläutert: „That’s a tricky one..“. Die Übersetzerin: Jetzt wird’s kompliziert…
Also: Nach Marshalls Ansicht haben wir ein Bedürfnis zu feiern, das Leben zu feiern oder zu feiern, dass wir das Leben der anderen bereichert haben. Um das aber zu wissen, brauchen wir Rückmeldungen, Feedback. Unter diesem Gesichtspunkt ist also Wertschätzung eine Strategie für Feiern. Marshall erzählt: Wenn ich ein Essen koche und hinterher ist allen schlecht, ist das auch eine Rückmeldung… Aber nicht unbedingt was zum Feiern…

Der Gedanke, dass Wertschätzung eine Strategie für Feiern/zum Wohle des anderen beigetragen haben darstellt, entzückt und irritiert mich gleichermaßen. Vor einiger Zeit hatte ich für jemanden Socken gestrickt und keine Rückmeldung erhalten. Als hätte ich das Geschenk in ein dunkles Loch geworfen. Ich war traurig und frustriert, ich wollte gern in meinen schönen Absichten gesehen werden. Monate später traf ich mit der Person zusammen und zu meiner Überraschung, meinem Entzücken trug sie die von mir gestrickten Socken. Das habe ich als so überwältigendes Zeichen von Wertschätzung empfunden, dass mich meine Gefühle geradezu überrollten. Also: Socken tragen ist dann ein Feedback, dass es mir ermöglicht, das Leben zu feiern.

ich merke, so ganz schmeckt mir das nicht, dass Wertschätzung kein eigenes Bedürfnis sein soll. Überhaupt hadere ich damit, dass es keine allgemeinverbindlichen Listen gibt. Die Listen, die Anja Kenzler als zertifizierte Trainerin ausgibt, unterscheiden sich von denen, die Gerhard Rothhaupt oder Simran K. Wester in den Seminarunterlagen haben. Bei einem ist „Respekt“ ein Bedürfnis, bei anderen nicht. Die einen haben „Sicherheit“ drin, die anderen sagen, das ist eine Strategie. Simran zum Beispiel benutzt „überfordert“, ich halte das für ein Interpretationsgefühl. Da muss ja einer sein, der fordert, und zwar mehr als mir zur Verfügung steht. *seufz*. Es ist einfach, aber es ist nicht leicht…

So long!
Ysabelle

Wie geht Erholung?

Hallo, Welt!
Auf die Gefahr hin, Euch alle zu langweilen: Es geht noch immer um die Matrix. Es gefällt mir, meine eigenen Wachstumsfelder zu erkennen und daran rumzufeilen. Aktuell quäle ich mich mit dem Thema:
Vitalität kultivieren:
In Einklang mit sich selbst kommen
um eine ausgewogene Selbst-
Fürsorge zu unterstützen; Pflege der
lebensdienlichen Energie.

Ungelernt:
Unbewusste Verhaltensmuster und/oder
rastlose geistige Aktivität, führen zu
verminderter Energie.

Erwacht:
Sich des eigenen Energieniveaus
bewusst werden und wahrnehmen, was
dieses beeinflusst.

Kompetent:
Verbunden mit Bedürfnissen als
Ressourcen; motiviert, Wege zu suchen
um einfallsreich zu sein und etwas
beitragen zu können.

Integriert:
Energetisiert durch die Förderung von
Körper, Geist, Seele und Gemeinschaft

Was machen Leute, um sich zu erholen?
Spazieren gehen
Fernsehen
Lesen
Musik hören
Spiele spielen
Freunde treffen
Am Strand/Terrasse liegen
Golf/Fußball/Tennis/Frisbee spielen
Mit dem Hund spazieren gehen
Nichts tun
Kochen/grillen/mit Freunden essen
Kultur genießen: Ausstellungen, Museen, Musikveranstaltungen
Wandern/klettern/schwimmen
Rad fahren

Ok, das sind mal einige Strategien zur Erholung oder Entspannung. Manche davon sind anregend wie ein Museumsbesuch oder gemeinsam spielen, andere sind passiv wie Fernsehen oder am Strand liegen. Manche dienen der körperlichen Ertüchtigung wie Rad fahren oder Tennis spielen, wieder andere haben einen ausgesprochen sozialen Charakter wie Freunde treffen oder mit Freunden kochen und essen.

Beim Blick über diese Liste von Strategien zum Zwecke der Erholung denke ich, am liebsten spiele ich Golf, lese oder genieße Kulturveranstaltungen. Ich gehe auch gern mit dem Hund, wenn gerade mal einer da ist. Und ich sitze gern bei mir auf der Terrasse. Komisch, warum tue ich nichts von alledem? Das letzte Konzert ist Monate her, ein Besuch in einer lokalen Kunstausstellung ebenfalls schon wieder zwei Monate. Wir haben Juli und ich war noch nicht ein Mal Golf spielen. Statt auf der Terrasse den Sommer zu genießen sitze ich vor dem Rechner oder verkrieche mich ins Bett. Lesen findet kaum noch statt, aber die Bücherberge werden immer höher. Kein Wunder, es sind alles Sachbücher, und auf dem Lieferschein stand: Die musst du lesen! Sofort!

Ich spiele nicht gern allein Golf. Wenn es sich also nicht ergibt, dass ich mit jemandem zusammen spielen kann, lasse ich es sein. Wieso eigentlich? Ich habe mein Leben lang gern gelesen. Wieso komme ich jetzt in eine Lese-Vermeidung? Irgendwo ist mir der Spaß abhanden gekommen, weil es nur noch um „Pflichtlektüre“ geht. Das 48. Buch über ein spezielles GfK-Thema, Schuld und Scham, Mediation – ich gebe zu, dass das überhaupt nicht reizvoll ist. Und es lädt ja auch nicht wirklich zum Abschalten ein. Also: Ich verkneife mir die Abschalt-Lektüre, weil es Berge von „Du-musst“-Büchern gibt. In der Matrix heißt es: Pflege der lebensdienlichen Energie. Dazu gehört ja nicht nur Entspannung. Dazu gehört für mich auch Berührung, Nähe, gutes Essen, Selbstfürsorge, ausreichend Schlaf. Und Spiritualität. Boah, es ist ziemlich offensichtlich, dass ich an dieser Baustelle noch einiges zu tun habe. Es gibt noch nichts mal ein tragfähiges Fundament…

So. Als erstes habe ich mich für Morgen mit meinem Sohn zum Golfspielen verabredet. Als nächstes trage ich mal alle mahnenden Sachbücher zusammen, vor allem entferne ich die Stapel am Bett. Mal sehen, wo ich dafür einen wirklich guten Platz finde. Vielleicht im Seminarraum. Und dann nehme ich den Laptop mit in den Garten und feile dort an einer Datei, die ich gern fertig stellen möchte. Es ist ein Start, oder?

So long!

Ysabelle

Das Schweigen der Wölfe

Hallo, Welt!
Allmählich kann ich mich für die Matrix begeistern. Sie scheint für all meine Lebenssituationen ein Lernfeld zu benennen.
Konkret habe ich damit zu tun, dass es zu einigen Menschen, denen ich mich nahe fühle, keine Verbindung gibt. Das erlebe ich gerade als überwältigend schmerzhaft und keineswegs nur als das, was es ist, nämlich keine Verbindung. Vielleicht passt dieses Lernfeld zu meiner aktuellen Lage:

Bewusstsein der Ver-Antwortung:
Freie Wahl der Antwort auf das, was
das Leben bringt, unter Akzeptanz
des eigenen Anteils daran. Keine
Übernahme der Anteile anderer und
anerkennen, dass eigene
Handlungen andere beeinflussen.

Ungelernt
Kein Wissen über die Fähigkeit.
Unbewusst Inkompetent

Opfer-Bewusstsein: Mangel an Klarheit
daruüber, wer wofuür verantwortlich ist;
empfindet, dass die eigenen
Erfahrungen und Handlungen von
anderen oder äußeren Umständen
verursacht werden können (zB: ich löse
deine Empfindungen aus, du meine,
oder etwas anderes hat deine und meine
Empfindungen ausgelöst)

Erwacht
Die Fähigkeit wird bewusst wahrgenommen.
Bewusst inkompetent

Erkennen des Opfer-Bewusstseins und
dessen Auswirkungen; Erleichterung
und Freiheit im Bewusstwerden der
eigenen Macht; trotzdem immer noch
verhaftet in Verhaltensmustern von
Schuld und Scham; diagnostiziert
andere als blockiert oder beschuldigend
und versucht sie zu erziehen um sich
selbst zu schützen.

Kompetent
Die Fähigkeit kann mit bewusstem
Bemühen angewendet werden.
Bewusst kompetent.

Fähig Verantwortung zu übernehmen
für eigene Erfahrungen und
Wahlmöglichkeiten, wenn
Beschuldigungen, Rechtfertigungen
und Bagatellisierungen bewusst werden
– ohne sich für die Reaktionen und
Antworten anderer verantwortlich zu
fühlen.

Integriert
Natürliche Anwendung der Fähigkeit, mit
Leichtigkeit und im Fluss.
Unbewusst kompetent.

Beständig in der Lage mit Gleichmut zu
begegnen. Geerdet und zentriert als
Gestalter des eigenen Lebens. Klarheit
über die Eigenverantwortung anderer
für ihr Leben.

Tja. Vor zwei Wochen hatte ich noch gedacht, hey, mal wenigstens kompetent. Wenn nicht sogar schon integriert. Aber offensichtlich gibt es etwas im Außen, was mich fast wieder ins Ungelernte stürzt. Und das ist das Schweigen der Wölfe. Eigentlich dachte ich immer von mir, ich hätte Angst vor Auseinandersetzung. Das glaube ich heute nicht mehr. Eine der schönsten Auseinandersetzungen meines Lebens hatte ich mit der Leiterin der Übungsgruppe, in der ich als Trainerin Input gebe. Ganz wunderbar haben wir uns über Wochen heftigst aneinander gerieben. Und von ihr hörte ich kürzlich den Satz: Ich bin es wert, dass man sich mit mir auseinandersetzt!
Heute denke ich, dass eine Auseinandersetzung sehr viel mit Respekt zu tun hat. Es geht um deine Position und um meine. Und ich möchte hören/wissen, was bei dir los ist, was dir fehlt oder wovon du gerade genug hast. Und ich wünsche mir, dass du mich hörst. Es geht um Verstehen und um Verbindung. Aber wenn es keine Auseinandersetzung gibt, wenn es nur Schweigen und Kontaktlosigkeit gibt, dann fühlt sich das für mich absolut schrecklich an.
Ich vermute, dass auch das wieder ein uraltes Ding ist. Auf dem Weg zum Einkaufen habe ich überlegt, woher ich das kenne. Wenn ich es dingfest machen könnte, bräuchte es doch nur eine kleine Glaubenssätze-Arbeit und alles ist gut… Aber es kommen nur Erinnerungsfetzen, die mit einer gehörigen Portion Scham ausgeliefert werden. Als ich klein war, litt meine Mutter an Tuberkulose. So war sie über längere Zeit weit weg von zu Hause in einem Spezialkrankenhaus untergebracht. Es gab damals kein Auto in unserer Familie und Geld war auch knapp. So habe ich sie nur alle Vierteljahr gesehen. Wenn ich in der Zwischenzeit etwas ausgefressen hatte, schrieben meine Großeltern die „Sünde“ mit Kopierstift auf einen Aktendeckel, der im Küchenschrank aufbewahrt wurde. Für Mutti. Oder eine andere Situation: Ich erinnere mich mit Grausen an mein Flehen, „sei wieder lieb mit mir“, und bin mir nicht sicher, ob die Adressatin meine Großmutter oder meine Mutter war. Die Antwort war jedenfalls Schweigen. Und ich weiß, dass ich als junge Frau mit meinem Kind das gleiche gemacht habe. Ich saß schweigend gegen die Kinderzimmertür gelehnt und schaute seinen Wutausbrüchen zu. Ich hielt mich für stark und tapfer, dass ich das ausgehalten habe, denn ich hatte irgendwo gelesen, dass Kinder Schaden nehmen, wenn man weggeht. Also blieb ich körperlich anwesend, aber ich ging aus der Verbindung. ich kann mich nicht entsinnen, mal gesagt zu haben, wie es MIR in solchen Situationen ging. Nur Du-Botschaften, die waren immer schnell präsent.

So richtig dockt das noch nicht an. Vielleicht ist die Erinnerung noch älter. Ich wurde ja nach der Uhr versorgt. Alle vier Stunden. meine Mutter erzählte, es sei für sie ganz schwer gewesen, dass meine Großmutter darauf bestanden hätte, mich weinen zu lassen. Das Kind kommt alle vier Stunden… Das hielt man damals für eine gute Sache. Das Kind sollte nicht „verwöhnt“ werden. Vielleicht ist deshalb Schweigen, Null-Resonanz für mich bis heute so bedrohlich. Denn wenn es keine Resonanz gibt, keine Antwort, keine Verbindung, dann ist das für ein kleines Kind ein Todesurteil. Nicht jedoch für einen Menschen von fast 55, möchte ich mir ins Gedächtnis rufen.

Ich kann mir also meiner Wahlmöglichkeiten bewusst werden. Offensichtlich brauche ich in solchen Situationen Selbsteinfühlung. Und dann gibt es mindestens zwei Möglichkeiten: Selbstausdruck und Empathie. Wie geht es mir, wenn du (mutmaßlich voller Groll) aus dem Kontakt gehst? Oder: Bist du genervt, weil dir … wichtig ist? Und dann möchte ich mich daran erinnern, dass vielleicht der Kontakt zu dieser einen Person meine Lieblingsstrategie ist. Aber es ist nicht meine einzige. Kill your Darlings, möchte ich sagen.

Also: Es gibt Verbindung für mich, auch wenn die Wölfe gerade schweigen. Ich habe einen Haufen Leute im Telefonbuch, die sich total freuen, wenn ich sie anrufe. Ich kann Gemeinschaft, Wärme, Leichtigkeit, Begleitung beim Golfen, Austausch, eine Umarmung, ja einfach alles haben. Wie war doch gleich das aktuelle Lernziel?!

Fähig Verantwortung zu übernehmen
für eigene Erfahrungen und
Wahlmöglichkeiten, wenn
Beschuldigungen, Rechtfertigungen
und Bagatellisierungen bewusst werden
– ohne sich für die Reaktionen und
Antworten anderer verantwortlich zu
fühlen.

Na, dem sind wir doch schon wieder ein ganzes Stück näher gekommen.
So long!

Ysabelle

Eine Bitte… aus meinem Mund…

Hallo, Welt!
Wieder einmal geht es um die Matrix und mein persönliches Wachstum in Gfk. Bei den Mentoring- und Assessment-Tagen hatte ich mich dazu bekannt, dass das „mich zumuten“, das Aussprechen einer Bitte, für mich noch immer eine schwere Herausforderung ist. Ich habe schon mehrere Situationen erlebt, wo ich in Giraffisch um etwas gebeten wurde (hättest du Lust, mich zu diesem Vortrag einzuladen? Ich würde ihn gern hören, aber kann es mir nicht leisten…), aber selber eine Bitte zu formulieren ist noch immer ein heikles Thema für mich.

In der Matrix heißt es dazu:
Bitten-Bewusstsein & Bitten:
Bereitschaft, um das, was man will
zu bitten, und dabei für jede
Antwort offen zu sein, nicht fixiert
auf ein bestimmtes Ergebnis.

Ungelernt:
(kein Wissen über die Fähigkeit. Unbewusst inkompetent)
Stellt Forderungen, ist nicht in der Lage
oder willens danach zu fragen was er/sie
will.

Erwacht
Die Fähigkeit wird bewusst wahrgenommen.
Bewusst inkompetent
Sich bewusst werden dass durch
Fixierungen, Forderungen und die
Unfähigkeit um das zu bitten, was wir
möchten, unsere Bedürfnisse nicht
erkennbar werden.

Kompetent
Die Fähigkeit kann mit bewusstem
Bemühen angewendet werden.
Bewusst kompetent.
Generell bereit und fähig klare Bitten zu
äußern, bemüht, bei Erkennen einer
Fixierung auf eine bestimmte Strategie,
sich von Verhärtung hinzu Offenheit
und Kreativität zu bewegen

Integriert
Natürliche Anwendung der Fähigkeit, mit
Leichtigkeit und im Fluss.
Unbewusst kompetent.
Bereitschaft danach zu fragen was man
möchte. Bleibt präsent, zeigt Kreativität
und Mitgefühl, auch wenn die Antwort
„nein“ lautet.

Also: Was ich gut hinkriege ist gar nicht zu fragen.
Was ich auch gut hinkriege, ist keine Forderung zu stellen. Jedenfalls weiß ich, dass in meinem Herzen keine Forderung ist. Ich nehme mich außerdem so wahr, dass ich gut ein Nein hören kann. Ein Nein ist ja nur ein Nein zu einer Strategie, nicht aber zu unserer Verbindung…
Die einzige Schwierigkeit ist, auf die Idee zu kommen, jemand anderes zu bitten. Die Idee, dass eine Bitte meinerseits ein Geschenk sein könnte, erscheint mir noch immer ziemlich – fremd.

Heute nun hatte ich eine Verabredung mit einer GfK-Freundin zum Mittagessen. Sie reagiert allergisch auf Katzen, deshalb war klar, wir würden auf der Terrasse sitzen. Ich wickelte die Gartenmöbel aus der Folie, wischte den Tisch ab und kurbelte den Ampelschirm auf. Äh – das sah sonst aber anders aus… Fast wie ein senkrechtes Segel ragte der Schirm auf die Terrasse. Ok, wenn jetzt gerade von dieser Seite Sonne käme, würde er davor schützen. Aber sonst bildete er doch immer ein behagliches Dach über Tisch und Stühlen. Wo war der richtige Hebel, der richtige Winkel, der Knopf, den ich dafür drücken musste?
nachdem ich zehn Minuten frustriert und verwirrt an diesem Schirm rumgezogen und gekurbelt hatte, gab ich auf. Ich schickte eine SMS an einen Freund, ob er noch in der Nähe sei und mal nach dem Rechten gucken könne? Keine Reaktion. Also war er wohl schon unterwegs in Richtung Rheinland. Dann grübelte ich, wen ich sonst noch fragen könnte. Mir fiel partout niemand ein.
Inzwischen war es halb 12 und für das gemeinsame Essen mit der Freundin fehlten noch ein paar Zutaten. Also schnappte ich mir Tasche und Portemonnaie und ging zum nahen Wochenmarkt. An meinem Stamm-Gemüsestand war Hochbetrieb. Zwei Meter neben mir stand ein Mann, der auf mich einen freundlichen und kompetenten Eindruck machte. Er war schon ein bisschen älter, ich schätze, über 60, trug Jeans und ein knallweißes gebügeltes T-Shirt. „Der…“ dachte ich bei mir. Dann gab es einen inneren Ringkampf, aus dem die Giraffe als klare Siegerin hervorging:
„Entschuldigen Sie bitte, Sie sehen so freundlich und kompetent aus – da trau ich mich mal was. Ich wohne nur wenige Schritte von hier entfernt und kriege meinen Ampelschirm nicht richtig ausgefahren. Könnten Sie sich vorstellen, mir dabei zu helfen?“
Der Mann war ganz offensichtlich baff.
Dann sagte er: Ja, kann ich machen.
Ich schnaufte und sagte „boah, da hab ich mich jetzt richtig was getraut. Ich bin Ihnen total dankbar, denn ich habe echt keine Idee mehr, woran ich drücken oder kurbeln muss.“
Schweigend gingen wir die paar Meter zu meiner Haustür, in Nullkommanichts hatte der Fremde die Stange weiter aus dem Fuß geschoben und schwups, schon kam der Schirm in die Position, in der ich ihn haben wollte. Das Ganze hatte bestimmt keine zehn Minuten gedauert, dann gingen wir zurück auf den Markt. Ich habe es mir verkniffen, dem Mann Geld anzubieten. Aber ich habe noch einmal formuliert, wie sehr er mein Leben bereichert hat mit seinem freundlichen und unkomplizierten Zugreifen. Dabei dachte ich an eine Geschichte, die ich vor ein paar Tagen gelesen habe.
Darin bat ein Mann um zwei Flugtickets:

Ich rief eine Fluggesellschaft an, von der ich wusste, dass sie gerade sehr gut lief, North East Airlines. Die Frau am Telefon stellte sich als Sekretärin des Präsidenten heraus, also sagte ich ihr, was ich benötigte. Sie verband mich direkt mit dem Präsidenten, Steve Quinto. Ich erklärte ihm, dass ich gerade mit den Leuten der Konferenz in San Diego gesprochen hatte und dass sie uns Gratiskarten für die Konferenz gegeben hätten, dass wir aber nicht wussten, wie wir dort hinkommen sollten, und ob er uns bitte zwei Rundreisetickets von Miami nach San Diego spendieren könnte. Er sagt: „Natürlich tue ich das“, genau so. Es ging so schnell, und das nächste, was er sagte, warf mich wirklich um. Er sagte: „Danke, dass sie gefragt haben.“
Ich sagte: „Wie bitte?“
Er sagte: „Ich habe nicht oft Gelegenheit, das Beste für die Welt zu tun, es sei denn, jemand bitte darum. Das Beste, was ich je tun kann, ist, von mir selbst etwas zu geben, und Sie haben mich gebeten, das zu tun. Das ist eine schöne Gelegenheit, und ich möchte Ihnen für diese Gelegenheit danken.“

Ok, so weit ist es nicht gekommen. Aber ich möchte feiern, dass ich es geschafft habe, um das zu bitten, was ich wirklich brauchte. Sogar jemand völlig Fremdes. Und ich habe es bekommen. Ich hätte auch ein Nein hören können. Aber ich habe es bekommen und ich bin glücklich und dankbar. Boah, ey, was für ein Prozess!

So long!

Ysabelle

Nach meinen Bedürfnissen leben

Hallo, Welt!

Die Beschäftigung mit der Matrix hat mich mal wieder auf ein Thema geworfen, das mich schon länger bewegt: Wie kann ich nach meinen Bedürfnissen leben? Da stellt sich zuerst die Frage: Was sind eigentlich meine Bedürfnisse? Es gibt ein paar Bereiche, da finde ich es äußerst schwer, in Balance zu kommen:
Arbeiten – Ausruhen
Wachsein – Schlafen
Essen – satt sein
Kaufen – Haben

Nahezu 30 Jahre war mein Leben durch eine feste Arbeit strukturiert. Ich ging um acht aus dem Haus und kam um acht wieder. Dem hatte sich alles unterzuordnen. Work-Life-Balance fand nicht statt, die Arbeit war das Leben. Mit dieser Vorgehensweise habe ich mir lange wundervolle Bedürfnisse erfüllt: Sinnhaftigkeit, Struktur, Gemeinschaft, Kreativität, Selbstvertrauen, Anerkennung, Wertschätzung, Beitragen, Autonomie und manches andere.
Als ich mit der GfK in Verbindung kam, dämmerte mir, dass diese Art von Arbeit nicht immer die beste Strategie ist, um diese Bedürfnisse zu befriedigen. Jetzt hat sich meine Lebenssituation geändert und ich wähle andere Strategien, um meine Bedürfnisse zu erfüllen. Was dabei hinten runter kippt, sind Autonomie im Sinne von ein ausreichendes Einkommen haben (überhaupt: für was soll es ausreichen?) und Struktur. Wie gliedere ich meinen Tag? Tut es mir gut, bis abends um elf am Schreibtisch zu sitzen? Wie viel muss ich arbeiten um wie viel Pause zu „verdienen“? Wie viele Tage darf ich „nichts tun“, ohne als „faul“ gebrandmarkt zu werden – natürlich von mir selbst…? Zählen Haushaltsverrichtungen als Arbeit? Darf ich mir für „Bügeln“ einen Strich bei Arbeit auf meinen imaginären Tagesplan machen? Wäsche aufhängen? Katzenklos putzen? Darf ich das als Arbeit zählen? Zähle ich nur, wenn ich arbeite? „Ja!“, brüllt da eine innere Stimme. Au weia.

Wachsein und Schlafen gehören in die gleiche Kategorie. „Wer sich zwischendurch ins Bett legt, darf das nur, wenn er krank ist“. Das kenne ich aus meiner Ursprungsfamilie, und da gab es sehr schwer kranke Menschen. Dramatische Herzleiden, Tuberkulose, Medikamentenabhängigkeit, „das ganze Programm“ würde mein Freund Dittsche sagen. Also: Wann darf ich mir einen Mittagsschlaf erlauben? Wie krank muss ich sein, oder wie erschöpft? Wie kann ich es wagen, den Tag einfach nur nach dem Lustprinzip zu leben? Wie, du bist müde? Wovon? Du hast ja gar nichts getan! Da meldet sich sofort wieder die Scham: DAS IST FALSCH! Dann finde ich abends nicht in den Schlaf, weil mir zu viele Dinge durch den Kopf gehen, und morgens komme ich schwer hoch. „Asozial“ verkündet mein innerer Kommentator. Ordentlich was los bei mir…

Und dann das Essen… Ich habe zwei Rezepte mit Poree, das versagt bei mir komplett die Fressbremse. Oder selbst gekochter Möhreneintopf. Mjam! Hühnerfrikassee… Grünkohl… Das ist die eine Seite der Medaille. Auf der anderen Seite verbringe ich die Vormittage in latentem Hunger und damit in Unterzuckerung. Ich habe keine Lust, mir was zu essen zu machen. Als sei ich mir ein Frühstück nicht wert. „Richtig“ kochen mache ich am liebsten, wenn ich FÜR jemanden kochen kann. Ich zähle da nicht. Oft genug werden es dann für mich einfach nur Fischstäbchen oder Bratkartoffeln. Das erfüllt wahrscheinlich meine Bedürfnisse nach Nahrung, aber nicht nach Schönheit und Feiern. Möchtet Ihr mit mir das Thema Schokolade diskutieren? „Russisch Brot“-Kekse? Englische Lakritz? Macintosh-Bonbons? Ich habe mal 18 Monate komplett auf alles Süße außer Obst und Eis verzichtet (ich steh nicht so auf Eis, das war keine Verlockung). Das hatte seine Vorteile, weil ich an diesen verlockenden Schalen mit Naschies gut vorbeigekommen bin. Statt „welches Toffee nehm ich denn?“ fiel mir zum Glück immer wieder ein: Ach, so was ess ich ja nicht… und damit ging es mir gut.

In diesen Tagen hatte ich reichlich Post von Lands End. Im Briefkasten lag der Katalog mit den Sonderangeboten, und solange die Deutschen siegten, gab es Sonderprozente. Es ist mir gelungen, nichts davon in Anspruch zu nehmen. Aber diese Schuhe für nur noch 29 Euro… guck mal, das coole Polo… die Regenjacke… „Haben wollen“ meldet sich ein Persönlichkeitsanteil. Was den Restpostenmarkt „Jokers“ angeht, fällt mir das Nicht-Kaufen deutlich schwerer. Gerade eingetroffen sind DVD’s zum Thema Geschlechterdifferenz und Neurowissenschaft, Systemische Therapie und ein Lehrprogramm Psychologie. Jedes war ursprünglich schweineteuer. Ich hätte nicht 90 Euro für eine Lehr-DVD bezahlt. Aber mit dem jetzigen Einkauf habe ich 234 Euro gespart – ist das nicht der Hammer? Blöd nur, dass ich dafür 39,96 Euro ausgeben musste…

Also: Was sind meine Bedürfnisse? Wie kann ich einen Weg finden, angemessen für ihre Befriedigung zu sorgen? Wie möchte ich leben? Was sind meine Werte? Und wie viel Zeit darf ich mir einräumen, darauf eine Antwort zu finden?

Ich bin neugierig, wie Ihr das in Eurem Leben handhabt. Nehmt Ihr Euch so wahr, dass Ihr nach Euren Bedürfnissen lebt? Gibt es bei Euch auch Polaritäten? Wie habt Ihr herausgefunden, was Euch gut tut? Ich freue mich über Rückmeldungen!

So long!

Ysabelle

Vertrauen auf den Prozess

Hallo, Welt!
In den vergangenen Wochen war ich öfter als Begleiterin bei Anliegenarbeit gefragt. Ich stelle fest, dass ich immer dann gut zurecht komme, wenn ich auf den Prozess vertraue und loslasse. Es hakelt, wenn ich denke, ich könnte etwas lenken. Und es wird vermutlich fatal, wenn ich anfange, Lösungsvorschläge zu präsentieren.

Mich vertrauensvoll auf diesen Prozess einzulassen widerspricht so ziemlich allem, was ich in den vergangenen 50 Jahren gemacht habe. Immer ging es um Wollen. Jetzt bin ich mehr damit beschäftigt, mich zu Beginn einer solchen Arbeit innerlich „leer“ zu machen. Ich möchte meine Ideen, Vorschläge, Gedankenverbindungen oder gar Projektionen in ein anderes Zimmer im Oberstübchen bringen und mit allen Sinnen bei meinem Gegenüber sein.
In der heutigen Übungsgruppe ging es bei einem Teilnehmer darum, dass er gern mit einer Freundin bei einer dritten Person übernachtet hätte. Doch die dritte Person wollte keinen fremden Menschen dabei haben und sagte nein.
Mein Gehirn spuckte pausenlos Ideen aus, warum Person III sich so verhält und was Person III braucht. Da war es schon eine Anstrengung, alle diese Überlegungen in einen imaginären Wandschrank zu packen und mit dem Teilnehmer nachzuspüren, was er denn brauchte: Leichtigkeit, Verbindung, Spaß, Entspannung, Obdach, Gemeinschaft und so manches andere mehr. Wir waren eine ganze Weile auf dem Tanzparkett unterwegs und am Ende gab es eine Lösung, von der niemand am Anfang des Prozesses zu träumen gewagt hätte. Wunderbar! Bereichernd! Und obwohl ich es immer wieder erlebe, dass ich mit dieser inneren Haltung der Leere am weitesten komme, kostet es mich jedes Mal Kraft, mich in diesen Zustand zu bewegen. Aber ich merke, es wird leichter, mich darauf einzulassen. Und wenn meine Gedanken abschweifen, wenn Lösungsangebote ins Hirn fluten, dann kann ich tief durchatmen und mich auf das besinnen, was ich gerade lerne: Vertraue auf den Prozess. Du brauchst gar nichts zu tun. Und jeder von uns besitzt eine innere Weisheit, die dazu führt, dass er für sich eine gute Lösung findet. Alles, was ich dazu beitrage, ist dass ich den Raum halte.

So long!
Ysabelle

Matrix – mein Film

Hallo, Welt!
Nach wildbewegten Wochen bin ich gestern Abend wieder zu Hause aufgeschlagen. So nach und nach werde ich Euch von den Erfahrungen dieser Zeit berichten. Heute starte ich mit der Matrix, die mir die Assessorinnen als Vorbereitung auf die Mentoring- und Assessment-Tage in Niederkaufungen zugesandt haben. Pathway-Matrix-German-Translation Ich hoffe, Ihr könnt sie auf diesem Weg runterladen.
Das Durcharbeiten dieser fünf Seiten fand ich ausgesprochen schwierig. Als ich bei der Selbstüberprüfung meiner Fähigkeiten/Fertigkeiten beim dritten „integriert“ landete, überrollte mich eine Welle von Scham. „Was bildest du dir eigentlich ein? Wie kannst du glauben, dass du das wirklich integriert hast? Gibt es nicht immer wieder Situationen, in denen du wie ein Anfänger überhaupt nicht weißt, was du tun sollst?“
Es gelang mir so halbwegs, diesem Teil Einfühlung zu geben. Er möchte wirklich sicher stellen, dass ich mich nicht an etwas heranwage, was mir dann nicht gelingt. Eigentlich möchte er mich schützen. Ach, wenn wenn doch der Sprachkurs in Giraffisch bei meinen inneren Anteilen mal Früchte tragen würde… Na, wenigstens springt der Übersetzer an.

Im Prinzip kannte ich die Matrix aus dem Fortgeschrittenen-Seminar im Vorjahr. Da hatte ich sie überflogen und dann wieder aus dem Hirn entfernt. Beim jetzigen Durcharbeiten habe ich gemerkt, dass es durchaus etwas zu feiern gibt, nämlich viele Fortschritte in Richtung Integration der Haltung. So habe ich festgestellt, dass ich in einigen Bereichen einen besonders langen Weg gegangen bin. Ich denke da an einen Zahlenstrahl: Wenn ich von sehr weit im Minus los gewandert bin und jetzt irgendwo bei Plus 10 angekommen, dann ist diese Wegstrecke bedeutsamer, als wenn ich von plus 20 bei plus 50 lande. Jedenfalls für mich. Am stärksten gilt das für mich für Dankbarkeit, die heute mein Leben unglaublich bereichert, den Umgang mit Feedback und den Umgang mit Reaktionen auf andere. In diesen Bereichen habe ich das größte Wachstum erzielt, so nehme ich es wahr.
Meine stärksten Lernfelder kann ich auch benennen. Da geht es zum einen um die innere Erlaubnis, bedürftig zu sein. Das fällt mir unglaublich schwer. Meine eigenen Bedürfnisse anzuerkennen – speziell in Bezug auf Unterstützung, Wärme und Gesehen werden – ist nach wie vor eine große Herausforderung. Auch der Ausgleich zwischen Geben und Nehmen ist für mich eine riesige Aufgabe. Im Workshop habe ich das die „Sterntaler“-Übung genannt. In diesem Märchen gibt ja das Mädchen alles her, was es hat, um anschließend in bitterer Kälte quasi nackt unterwegs zu sein, bis die Sterntaler als Belohnung vom Himmel regnen. Mit dem co-abhängigen Talent des Kindes wird diese Knete auch nicht lange halten… Als Etappenziel habe ich für mich definiert: „Die Mütze muss bleiben“. Also: Ich gebe nicht alles weg bis zum letzten Hemd. Schwierig. Und schlussendlich geht es um Vitalität. Da heißt es in der Matrix:
Vitalität kultivieren:
In Einklang mit sich selbst kommen
um eine ausgewogene Selbst-
Fürsorge zu unterstützen; Pflege der
lebensdienlichen Energie.
Ungelernt:
Unbewusste Verhaltensmuster und/oder
rastlose geistige Aktivität, führen zu
verminderter Energie.
Erwacht:
Sich des eigenen Energieniveaus
bewusst werden und wahrnehmen, was
dieses beeinflusst.
Kompetent:
Verbunden mit Bedürfnissen als
Ressourcen; motiviert, Wege zu suchen
um einfallsreich zu sein und etwas
beitragen zu können.
Integriert:
Energetisiert durch die Förderung von
Körper, Geist, Seele und Gemeinschaft

Hier bin ich noch fast bei „ungelernt“, also unbewusst inkompetent. Heute allerdings bin ich mir meiner großen Erschöpfung bewusst. ich erkenne an, was ich in der vergangenen Woche hinter mich gebracht habe – 1600 Kilometer Autobahn und Schiene, drei anspruchsvolle Seminartage, zwei Tage als „Kommunikationsfeuerwehr“ bei einer Veranstaltung mit rund 50 Leuten… Ich bin ausgelaugt und müde. Daraus folgt: Pyjama-Day! Denn Morgen geht es schon wieder rund. Ich habe eine Anfrage für eine Privatstunde Nachhilfe GfK und leite als Urlaubsvertretung Simrans Hamburger Übungsgruppe. Heute will ich die roten Warnlampen meines Körpers wahrnehmen und mir Ruhe und Entspannung schenken. DAS ist mal eine echte Herausforderung!

So long!

Ysabelle

Guten Appetit!

Hallo, Welt!
Zurzeit habe ich Besuch, der sich seit einiger Zeit mit GfK beschäftigt. Heute nun hat dieser Mitbewohner einen Auswärtstermin und meldete sich um kurz vor eins: Jetzt sei das Gespräch beendet und er komme zurück. Ich entgegnete noch so was wie „Lass dir Zeit“, und wollte damit zum Ausdruck bringen, er möge bitte nicht extra aufs Gas drücken, um herzukommen. Um 14.33 Uhr, ich erwartete ihn jede Minute, kam eine SMS: „Ich lege noch einen Zwischenstop bei XY ein“. Hm. Ich antwortete: „Oh… ich habe dich jeden Moment hier erwartet“. Dann kam die Antwort, die ich mit dem „Giraffenohr des Tages“ auszeichnen möchte. „Ich sollte mir Zeit lassen. – Bringt dich das konzeptionell durcheinander?“ Ich antwortete: „Ein bisschen. Ich hatte gedacht, wir essen zusammen.
Mit Zeit lassen meinte ich eher so was wie „fahr nicht wie ein Henker“ ;-).

Ich mach mir was Obstiges.“ Und er antwortete: „Dann bitte ich dich, nicht mit dem Essen auf mich zu warten.“
Ich dachte irritiert, ey, so spricht kein Mensch! Und dann wanderten meine Gedanken herum…
Es gibt eine Geschichte, die Marshall gern erzählt über eine Frau die zu ihrem Mann sagt: Ich wünschte, du würdest nicht so viel arbeiten. Ein paar Tage später erzählt er ihr freudestrahlend, er habe sich zu einem Golfturnier angemeldet. Entgegen seiner Erwartung war sie keineswegs begeistert. Denn statt „du sollst weniger arbeiten“ wollte sie eigentlich zum Ausdruck bringen, „ich möchte mehr Zeit mit Dir verbringen. Falls sie nicht gerade sein Caddy ist, könnte das schwierig werden, wenn er ein Turnier spielen will…
Dann kaute ich „warte nicht mit dem Essen auf mich“ herum. Leute, das macht was mit mir. Gefühle: Unbehaglich, verwirrt, traurig, einsam. Bedürfnisse: Verbindung (an allererster Stelle), Wertschätzung, Gemeinschaft, Klarheit. Irgendwie kommt das bei mir wie eine Strafe an. Spannend. Da ist bestimmt ein Kind-Anteil am Start. Dann ging mir auf, dass da ja auch eine Du-Botschaft enthalten ist: Es heißt nicht etwa, ich komme später, oder ich habe schon gegessen, sondern DU sollst oder brauchst nicht zu warten. Es beinhaltet auch die Aussage: Ich werde zur geplanten Zeit nicht da sein, oder vielleicht Ich habe keinen Hunger, deshalb werde ich nicht mit dir essen…

Letzten Endes habe ich für mich erkannt, dass es ein Thema ist, das für mich etwas mit Selbstfürsorge zu tun hat, wie es in dem nachfolgenden Text von Melody Beattie so schön beschrieben ist.
Und ganz in diesem Sinne habe ich mir einen grandiosen Obstsalat in Mascarponeschaum gemacht. Leute, wer den auslässt, verdient es nicht besser!
😉

Selbstverantwortung
Aus „Die Sucht gebraucht zu werden“ von Melody Beattie
Selbstfürsorge ist ein Verhalten uns selbst und
unserem Leben gegenüber, das besagt: Ich bin
verantwortlich für mich selbst.
Ich bin verantwortlich dafür, ob ich lebe oder
nicht lebe. Ich bin verantwortlich dafür, nach
meinem geistigen, emotionalen, körperlichen
und finanziellen Wohlergehen zu streben.
Ich bin verantwortlich dafür, meine Bedürfnisse zu erkennen
und zu befriedigen. Ich bin verantwortlich
dafür, meine Probleme zu lösen oder mit
meinen Problemen leben zu lernen, die ich nicht
lösen kann. Ich bin verantwortlich für meine Entscheidungen.
Ich bin verantwortlich dafür, was ich gebe oder empfange.
Ich bin auch dafür verantwortlich,
mir Ziele zu setzen und sie zu erreichen.
Ich bin verantwortlich dafür, wie sehr ich
das Leben genieße, wie viel Freude ich an täglichen
Aktivitäten finde. Ich bin verantwortlich
dafür, wen ich liebe und wie ich mich entscheide,
diese Liebe auszudrücken. Ich bin verantwortlich
dafür, was ich anderen antue und dafür, was ich
anderen erlaube mir anzutun.
Ich bin verantwortlich für mein Wollen und meine
Wünsche. Alles an mir, jeder Aspekt meines
Seins, ist wichtig. Ich bewerte angemessen. Ich
begutachte meine Wünsche und Bedürfnisse. Ich
verdiene weder Missachtung noch ständige
Misshandlung und toleriere sie nicht. Ich habe
Rechte, und es liegt in meiner Verantwortung,
diese Rechte zu verfechten.
Die Entscheidungen, die ich treffe, und die Art,
wie ich mich verhalte, spiegeln meine Selbstachtung
wider. Meine Entscheidungen tragen meinen
Verpflichtungen Rechnung. Meine Entscheidungen
tragen auch meinen Verpflichtungen
anderen Menschen gegenüber Rechnung –
meinem Partner, meinem Kind, meinen Verwandten
und meinen Freunden. Ich untersuche und
entscheide genau, wie diese Verpflichtungen beschaffen
sind, bevor ich meine Entscheidungen
treffe. Ich berücksichtige auch die Rechte meiner
Mitmenschen – das Recht, ihr Leben so zu leben,
wie es ihnen passt. Ich darf das Recht anderer
nicht beschneiden, ihr Leben nach ihren Vorstellungen
zu leben. Und sie dürfen mir meine Rechte
nicht beschneiden.
Selbstfürsorge ist ein Verhalten gegenseitiger
Achtung. Das bedeutet, unser Leben verantwortungsbewusst
leben zu lernen. Das bedeutet, anderen zu erlauben,
ihr Leben nach ihrer Wahl zu leben,
solange sie nicht unsere Entscheidung stören,
nämlich so zu leben, wie wir es wollen.
Sich um uns selbst zu kümmern, ist nicht so egoistisch,
wie manche Menschen annehmen, aber
es ist auch nicht so selbstlos, wie manche andere glauben.

So long!

Ysabelle

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