Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

Dankbarkeit: Giraffengemeinschaft

Hallo, Welt!

Es geschehen Dinge, die mich in tiefste Dankbarkeit führen.

Vergangene Nacht wurde ich zwei Mal wach. Meine Heizungsanlage entschied sich, gar nicht mehr zu arbeiten. Das war dann schon ein bisschen fröstelig. Aber mit dem Entschluss, mich in der Fastenzeit nicht unter Druck zu setzen, konnte ich die Situation einfach so akzeptieren, denn nachts um drei kommt sowieso kein Klempner. Jedenfalls nicht in mein Schlafzimmer.

In den letzten Tagen hatte ich Gespräche, die mich unglaublich berührt haben.
Unter anderem habe ich gestern Morgen mit Marianne Sikor besprochen, wie meine Zertifizierung losgehen könnte. Ja, ich mache Ernst. Es scheint mir gerade alles so passend zu sein in meinem Leben. Mein Stamm-Trainer hat mir zurückgemeldet, dass er mit Marianne reden wird. Markus hat Simran K. Wester vorgeschlagen, ich könnte als Urlaubsvertretung ihre Übungsgruppe betreuen. ICH! Unglaublich! Wie kann das sein, dass mich jemand vorschlägt? Ich habe Simran daraufhin kontaktiert und sie antwortete, das könne sie sich gut vorstellen.

Heute Abend hatte ich ein wunderbares, bereicherndes, belebendes Gespräch mit Gabi Klenke. Sie schlug vor, ob wir zusammen Seminare anbieten wollen. Oh, wie wunderbar! Ja, ich will, singt alles in mir. Ich schätze, ab April geht hier im Haus meine Übungsgruppe los. Yeah, ich freu mich! Heute sind die ersten Fußleisten im Übungszimmer an die Wand gekommen. Oh, Leute, das wird so wunderschön und gemütlich! Klein, ja. Aber mehr als vier bis fünf Leute müssen da ja auch nicht sitzen. Ich bin happy. Meine Bedürfnisse nach Unterstützung, Wärme, Gemeinschaft, Gesehen werden, Nähe, Vertrauen, Anerkennung, Ermutigung (Gefühl oder Bedürfnis? Egal, erfüllt!), Geborgenheit, Frieden und Spiritualität sind zutiefst berührt und erfüllt.

Übrigens kam heute Mittag ein Spezialtechniker von Buderus und hat zwei Stunden an der Heizungsanlage gearbeitet. Um drei konnte ich das erste Mal diese Woche heiß duschen. Auch dafür bin ich dankbar. Die Heizung läuft, ein Fühler, eine Zündkerze und ein Feuerungsautomat waren im Eimer, offenbar eine Kettenreaktion. Jetzt läuft wieder alles. Es ist kuschelig warm im Haus! Danke!

Und ich danke meiner Freundin Ina, die mich heute erst zu Teppich Kibek und dann zum Augenarzt begleitet hat. Es tat so gut, Unterstützung zu haben, begleitet zu werden von jemandem, der einem zugewandt ist. Es war mir schwer, sie zu fragen. Aber süß und leicht, zusammen Laminatpakete und Scheuerleisten zu transportieren. Ich bin glücklich. Ich bin reich. Ich bin beschenkt. Ein Freund sagte heute Morgen zu mir, „du verlegst schon mal die Leitungen, auch wenn du noch nicht weißt, wo der Strom herkommt“. Genau so erlebe ich es.

Und ich danke meiner Freundin Steffi Ebel von der Firma Weckerwerk. Heute trafen nämlich die neuen Visitenkarten ein, die sie für mich gestaltet hat. Ich bin ganz andächtig vor so viel Schönheit. Als habe sie meiner allerschönste Seite entdeckt und zu Papier gebracht. Ich, die ich Jahrzehnte lang von mir dachte, ich hätte keinen Stil (… was für ein Wolf …) merke auf einmal, dass es darauf ankommt, auf mich zu hören, statt andere zu kopieren oder mich anzulehnen. Ich darf mir Zeit nehmen, meins zu finden, meins zu feiern, meins zum Ausdruck zu bringen. Anscheinend ist heute Weihnachten, so viele Geschenke sind hier in den vergangenen 24 Stunden eingetroffen.

Und wofür könnt Ihr heute dankbar sein?

So long!

Ysabelle

Sieben Wochen ohne…

Hallo, Welt!

Gestern Abend sprach ich mit einer Freundin über den Beginn der Fastenzeit. Sie sieht keine Veranlassung, sieben Wochen auf etwas zu verzichten und sich immer wieder mit dem Mangel auseinanderzusetzen und will für die Zeit bis Ostern bewusst Fülle in ihr Leben bringen.
Ich habe auch überlegt, wie ich diese Wochen gestalten möchte. Ich rauche nicht mehr und trinke keinen Alkohol. Fernsehen spielt bei mir keine Rolle. Naschen hält sich in Grenzen, obwohl ich gestern eine ganze Tüte Haribo weggehauen habe und auch in Steyerberg nicht am Keksteller vorbeigekommen bin. Sieben Wochen Internet-Fasten, das wäre wahrscheinlich die Höchststrafe für mich, aber das steht aktuell nicht zur Debatte.

Gestern hatte ich einen Termin auf einer Behörde. Ich nahm an mir wahr, wie sehr ich mich unter Druck fühle. Und ich wunderte mich über die Rückmeldung meines Gegenübers: Sie tun ganz viel! Das ist alles ganz viel. Sie sind ja noch gar nicht zur Ruhe gekommen… Meine Erwartung an diesen Termin war, dass es eher noch mehr Druck geben würde. Offenbar habe ich mit Druck ein Thema.

Und so entstand gestern Abend die Idee: Sieben Wochen ohne Druck.
Ich mache mir meinen Druck ja selbst. Es sind meine Erwartungen an das, was ich leisten muss oder sollte, die mich be-drücken. Und es ist der innere Kritiker, der mir wieder und wieder zurückmeldet, es sei nicht genug. Streng dich an! Das reicht nicht… Ich kann mich nur mit Mühe erinnern, wann ich das das letzte Mal von einem anderen Menschen gehört habe. Es gibt Familienmitglieder, die immer mal wieder einen Ball auf dieses Tor schießen. Und dann war da mein Chef, der mich beim Wort „Schokolade“ auseinander genommen hat, vor ziemlich einem Jahr. Mehr Beispiele kann ich gerade nicht abrufen. Bei weitem nicht genug, um den Druck in meinem Inneren zu rechtfertigen…

Ich habe daher entschlossen zu versuchen, mich sieben Wochen lang nicht unter Druck zu setzen.
Im Augenblick bin ich in der glücklichen Situation, dass alles um mich herum einigermaßen geregelt ist. Das wird sich ändern. Aber im Moment ist es noch so. Und ich kann es mir erlauben, sieben Wochen loszulassen und meinem Druck nachzuspüren. Was sagt es in meinem Kopf? Was treibt mich an? Ehrlich gesagt bin ich ganz beglückt über diesen Einfall. Ich habe im Augenblick quasi einen geschützten Rahmen und gleichzeitig guten Kontakt mit GfK-Freunden. Eine günstige Gelegenheit, mich mit mir zu verbinden und zu spüren, wenn die Druckwellen kommen. Mir zuhören, mich Ernst nehmen. Das scheint mir eine wunderbare Idee. Erst mal für sieben Wochen. Und dann… den Rest des Lebens, oder?

So long!

Ysabelle

Übrigens… nehmt auch Ihr teil an dieser Fastenaktion? Welches Thema stellt Ihr für diese Zeit in den Mittelpunkt?

Magische Fehlinterpretationen

Hallo, Welt!

Noch immer bin ich ganz erschöpft von den Ereignissen in Steyerberg und denen hier zu Hause. Meine Heizungsanlage ist ausgefallen. Gestern gab es frostige 11 Grad im Schlafzimmer. Heute war der Techniker 150 Minuten hier und hat trotzdem nichts reparieren können. Freitag kommt ein Spezialmonteur von Buderus, bis dahin habe ich kein warmes Wasser. Wenigstens die Heizung läuft wieder.

ich möchte Euch gern etwas erzählen, was ich in der vergangenen Woche von Gerhard Rothhaupt gelernt habe.
Er nennt die folgenden Sätze „Magische Fehlinterpretationen“, und ich bin tief berührt, diese Weisheiten so kompakt von ihm geschenkt zu bekommen. Sicher kann jeder von Euch, mich selbst eingeschlossen, zu jeder dieser Aussagen eine eigene Geschichte erzählen. Ich beschränke mich heute darauf, diese Sätze mit Euch zu teilen.

Wenn du mich nicht liebst (magst), bin ich nicht liebenswert.

Wenn du nicht freundlich bist, habe ich keine Freundlichkeit verdient.

Wenn du es nicht aushältst, darf es nicht sein.

Wenn du es nicht magst, ist es falsch/
bin ich falsch/
magst du mich nicht.

Was du nicht wertschätzt, ist nichts wert.

Ich kenne diese Worte aus meinem Inneren. Sie stammen aus den späten 50er und frühen 60er Jahren, vermute ich. Es sind Botschaften aus meiner Kindheit. Ich erlebe mich im Dialog mit meiner Mutter, mit meinen Großeltern…
Und ich bin sehr dankbar, mich von der Ursprungsbotschaft lösen zu können und zu merken:

Ich bin richtig so wie ich bin. Auch wenn andere Menschen Dinge nicht mögen, die ich tue oder unterlasse, bin ich richtig und gebe zu jeder Zeit mein Bestes, Schönstes.

So long!

Ysabelle

Ein Brief von meinem Herzen

Hallo, Welt!

Ich bin zurück vom letzten Block der Fortgeschrittenen-Jahresgruppe, und ich habe unter anderem zwei Gedichte mitgebracht.

Eines ist von Rainer Maria Rilke:

Habe Geduld
gegen alles Ungelöste
in deinem Herzen
und versuche,
die Fragen selbst lieb zu haben
wie verschlossene Stuben
und wie Bücher,
die in einer sehr fremden Sprache geschrieben sind.

Forsche jetzt nicht nach Antworten,
die dir nicht gegeben werden können,
weil du sie nicht leben kannst
und es handelt sich darum
alles zu leben.
Lebe jetzt die Fragen –
vielleicht lebst du dann allmählich
ohne es zu merken
in die Antwort hinein.

.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.

Und eines ist von meinem Herzen.

Bumm. Bumm.
Klopf klopf.
Zaghaft.
Will hier raus,
Will Luft,
Will gesehen werden,
Nicht eingesperrt sein!
Ich bin größer als du denkst.
Ich schlage immer.
Egal, was passiert.

.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.

So long!

Ysabelle

Verantwortung

Hallo, Welt!

gestern bin ich zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen mit dem Begriff „Verantwortung“ in Bezug auf GfK in Verbindung gekommen. Im Buch „Gewaltfreie Kommunikation – eine Sprache des Lebens“ schreibt Marshall dazu auf Seite 38-40:

Eine andere Art lebensentfremdender Kommunikation vernebelt unsere Wahrnehmung darüber, dass jeder von uns verantwortlich für seine eigenen Gedanken, Gefühle und Handlungen ist. Der Gebrauch des weit verbreiteten Worts „müssen“ wie z. B. in „Es gibt Dinge, die man tun muss, ob es einem gefällt oder nicht“, machen deutlich, wie die persönliche Verantwortung für unsere Handlungen mit solchen Sprachwendungen verschleiert wird.

In ihrem Buch „Eichmann in Jerusalem“, das den Kriegsverbrecher-Prozess gegen den Nazi-Funktionär Adolf Eichmann dokumentiert, zitiert Hannah Arendt Eichmann mit der Aussage, dass er und seine Offizierskollegen einen eigenen Namen für die Verantwortlichkeit leugnende Sprache hatten, derer sie sich bedienten. Sie nannten sie „Amtssprache“. Wenn sie z. B. gefragt wurden, warum sie etwas Bestimmtes getan hatten, konnten sie sagen: „Das musste ich tun.“ Wenn nachgefragt wurde, warum sie mussten, lautete die Antwort: „Befehl von oben“. „Firmenpolitik“. „So waren die Gesetze.“

Wir leugnen die Verantwortung für unsere Handlungen, wenn wir ihre Ursache folgenden Gründen zuschreiben:

Vage, unpersönliche Mächte: „Ich habe mein Zimmer sauber gemacht, weil ich es tun musste.“
Unser Zustand, eine Diagnose, die persönliche oder psychologische Geschichte: „Ich trinke, weil ich Alkoholiker bin.“
Die Handlungen anderer: „Ich habe mein Kind geschlagen, weil es auf die Straße gelaufen ist.“
Das Diktat einer Autorität: „Ich habe den Klienten angelogen, weil der Chef es mir befohlen hat.“
Gruppendruck: „Ich habe mit dem Rauchen angefangen, weil alle meine Freunde rauchen.“
Institutionelle Politik, Regeln und Vorschriften: „Für diesen Verstoß muss ich dich von der Schule verweisen – so sind die Vorschriften.“
Geschlechterrollen, soziale Rollen oder Altersrollen: „Ich hasse es, zur Arbeit zu gehen, aber ich muss es tun, ich bin Ehemann und Vater.“
Unkontrollierbare Impulse: „Ich wurde von meinem Verlangen überwältigt, den Schokoriegel zu essen.“
(Auslassung)
Dann zitiert Marshall den Autor George Bernanos. Der schreibt:
Ich denke schon lange folgendes: Wenn eines Tages die immer wirksamer werdenden Zerstörungstechniken schließlich dazu führen, dass unsere Spezies von der Erde verschwindet, dann wird es nicht Grausamkeit sein, die für unsere Auslöschung verantwortlich ist, und natürlich noch weniger die Entrüstung, die durch die Grausamkeit geweckt wird, oder die Vergeltungsmaßnahmen oder Racheakte, die daraus erwachsen …, sondern die Schwäche, der Mangel an Verantwortung im modernen Menschen, seine falsche, unterwürfige Akzeptanz einer jeden Anordnung von oben. Der Horror, den wir schon erlebt haben, und der noch größere Horror, den wir noch erleben werden, sind keine Anzeichen dafür, das Rebellen, Menschen, die sich nicht unterwerfen, die sich nicht kleinkriegen lassen, in zunehmender Anzahl auf der ganzen Welt zu finden sind, sondern eher, dass es eine konstant steigende Zahl von gehorsamen, schwachen Menschen gibt.

 

Soweit das Zitat aus dem Buch.

Vor ein paar Wochen wies ich jemanden am Telefon darauf hin, dass eine Aufstellung nicht der Wahrheit entsprach. Die andere Person sagte zu mir: „Aber das ist mir so gesagt worden!“ Ich bin fast ausgeflippt und konnte nicht benennen, warum ich so heftige Gefühle hatte. Es war Verena, die in einem Gespräch sagte, „geht es dir um Verantwortung?“, und ich fühlte, wie mich Erleichterung durchflutete. Gestern erlebte ich zwei Situationen, in denen mein Bedürfnis nach Verantwortung für die eigenen Handlungen nicht erfüllt war und ich merke, das macht was mit mir! Markus bot mir „Verantwortung“ an und wieder überkam mich die berühmte Erleichterung, wenn Empathie wirklich ankommt. Mein Gefühl ist Aufruhr. Erregung, Empörung, Wut! Dahinter liegen Trauer und Schmerz. Und mir dämmert, dass dieses Thema auch mit meiner Art, Verantwortung zu tragen, zu tun hat. Ich habe mich oft so wahrgenommen, dass ich für andere Verantwortung übernommen habe. Nicht für ein kleines Kind, sondern für einen erwachsenen Menschen. Da zitierte jemand etwas aus der obigen Liste und ich übernahm die Verantwortung. Gern war ich dann schuld (Du hast mich provoziert…) oder aber ich tat Dinge, die der andere gut und gern für sich selbst hätte tun können. Oder er/sie hätte sich Hilfe/Unterstützung organisieren können. Keine Chance, wenn ich in der Nähe war. „Mutti macht’s schon…“

Jetzt hat eine Zeit begonnen, in der Mutti am liebsten gar nichts mehr machen möchte. Mutti ist dabei, ihre eigenen Grenzen zu spüren. Danke, dass ich das noch erleben darf!

So long!

Ysabelle

Was wäre, wenn …

Hallo, Welt!

Für die Vorbereitung der heutigen Übungsgruppe habe ich mich gestern noch einmal in Marshalls Buch „Was deine Wut dir sagen will: überraschende Einsichten“ vertieft. Bei der Suche nach einem bestimmten Zitat fand ich eine Liste mit Namen und Adressen der zertifizierten Trainer aus dem Jahr 2006. Und es dachte in mir solche Sätze wie: zertifizierte Trainer haben es leichter, mit GfK Geld zu verdienen. Zertifizierte Trainer genießen bei ihren Klienten mehr Vertrauen als nicht zertifizierte Trainer. Bei zertifizierten Trainern ist von vornherein klar, dass sie wirklich etwas können. Bei zertifizierten Trainern sind die Kunden sicher, dass sie das „Wahre“ kriegen. Nur Trainingstage bei zertifizierten Trainern sind etwas wert…

Eine Trainerin, von der ich unglaublich profitiert habe, ist Kit Miller. Lange Jahre leitete sie das Bay Area-Büro für Marshall, organisierte Trainings und Aktivitäten, ist auch heute noch jährlich in Findhorn im Trainer-Team dabei. Mittlerweile ist sie Geschäftsführerin des Gandhi-Instituts und immer noch nicht zertifiziert. Sie erzählte mir, dass Marshall mehrmals versucht habe, sie zu zertifizieren, und es darüber zwischen ihnen zu hitzigen Diskussionen gekommen sei. „Ich glaube, wir brauchen jeden Trainer, der guten Willens ist, und das Zertifizierungsprogramm, wie es das CNVC heute koordiniert, ist dabei eher eine Bremse“, begründete sie ihre Ansicht. „Ich habe Marshall auch gesagt, dass er selbst nach den heutigen Anforderungen niemals zertifiziert worden wäre. Er hat nämlich keine 50 Seminartage bei zertifizierten Trainern absolviert…“

Auch Dominic Barter, der Begründer der „Restaurative Circles“ ist nicht CNVC-zertifiziert. Gerlinde Fritsch, die das wunderbare Buch „Praktische Selbstempathie“ geschrieben hat, ist ebenfalls nicht zertifiziert.

Bei der Gedankenflut, die ich zum Thema Zertifizierung habe, sind also auch eine Menge Glaubenssätze dabei, die ganz offensichtlich verhindern, dass ich Vertrauen in meine Arbeit habe. Was wäre also anders, wenn ich nächste Woche meine Zertifizierung im Briefkasten hätte?

Vermutlich wäre ich gelassener und würde mich mehr sicher und kompetent wahrnehmen. Der Ausschuss, das Gremium erteilt mir ja ein Prüfsiegel. Ich würde mit mehr Überzeugungskraft Trainings anbieten in dem Bewusstsein, dass die Leute ja etwas Zertifiziertes bekommen. Wobei mir jetzt nicht klar ist, wieso eine Sprechstundenhilfe, mit der ich Empathie üben möchte, zertifizierte Trainingstage braucht. Ich würde selbstbewusster auftreten. Ich wäre entspannter und gelassener und ich hätte nicht mehr so viele Zukunftsängste.

So. Das haben wir jetzt mal herausgefunden. Und wer zwingt mich, diese Glaubenssätze über die Heiligkeit der Zertifizierung zu behalten?

So long!

Ysabelle

Kaufrausch und Chorgesang

Hallo, Welt!

Gestern habe ich einen umfassenden Kassensturz vorgenommen. Jetzt habe ich mehr Klarheit, aber auch einiges zu tun. Ich werde ein Bankkonto auflösen, ein Zeitschriften-Abo kündigen und bei einigen Versicherungs-Abbuchungen in Erfahrung bringen, was ich da eigentlich kaufe. Rätselhaft ist mir das bei mindestens drei Abbuchungen.

Da habe ich nicht so viel Lust zu, aber es wird mir gefallen, keine unnützen Ausgaben zu haben.

und dann war ich shoppen, bei Amazon und bei Ebay.
Ich bekomme nämlich einen GfK-Übungsraum.
Vorige Woche war ich unterwegs und habe einen neuen Fußboden für das Zimmer gekauft. Gestern habe ich den großen Kleiderschrank darin leer geräumt und mich gewundert, wie viel Kram ich in den vergangenen 30 Jahren angehäuft habe. Ich bin eine Sammlerin und kann schwer Dinge wegwerfen. Da ist doch nichts dran… das kann man doch noch mal… Aber das eine oder andere darf mich jetzt doch verlassen.

Also: Das Zimmer wird wunderschön, mit einem freundlichen Holzboden, duftigen weißen Gardinen, einem gemütlichen Sofa und ein paar Freischwingern. Dazu einen kleinen Schreibplatz und zwei sehr schmale Bücherregale für Unmengen von GfK- und Beratungsliteratur. Damit kann ich bestimmt mehr als zwei Meter Regal füllen. Eine kleine Wand wird übrigens brombeerfarben. Ist das nicht der Hammer?! Und jetzt liefert mir Amazon ein Whiteboard und Ebay eine Flipchart. (Die Flipchart? Das Flipchart?) Yes! Ich werde ganz professionell!

Zu Gast ist auch wieder mein griechischer Chor, der meine Aktivitäten kommentiert. Solange es Dinge sind, die nichts kosten, rührt er sich nicht. Aber Geld ausgeben für Trainingsmaterial, Visitenkarte, Webseite – oh, böse, böse! Er spricht von unnützen Käufen, von mangelnder Bescheidenheit, und der Chor traut mir nichts zu. „Das ist doch nur wieder so eine spinnerte Idee von dir… da wird doch sowieso nichts draus…“

Ich würde gern einen Gegenchor installieren. Vorhin rief eine meine Kollegin aus der Übungsgruppe an und sagte, „ich kann mir gut vorstellen, dass du Seminare gibst“, und eine Kollegin meldete sich, um zu hören, wie es mir geht. Als sie von meinen Einkäufen hörte, sagte sie, „aber das brauchst du auch. Das hat ja auch was mit professionellem Auftritt zu tun…“ Ja, das hatte ich eigentlich auch gedacht. Ich würde gern diese Stimmen in meinem Kopf installieren, damit sie dem Katastrophenchor ein anderes Lied singen können.

Eigentlich sollte die/das/der Flipchart schon im vorigen Jahr angeschafft werden, wurde da aber mit dem Argument nicht bestellt, du gibst keine Seminare, also brauchst du das nicht… Wenigstens konnte ich mich bei den Stimmen durchsetzen und einen Moderatorenkoffer kaufen. Den hab ich jetzt schon mal, und das Material hat mir auch schon gute Dienste geleistet. Ich möchte umsichtig mit meinen Ressourcen sein und genau abwägen, was sinnvoll ist und was nicht. Wieso gibt es einen Teil in mir, der mir das nicht zutraut? Der braucht offensichtlich Einfühlung.

So long!

Ysabelle

Wertschätzung

Hallo, Welt!
In den Weiten des Web gibt es ja Geschichten, die einem immer wieder über den Weg laufen. Diese hier könnte ein bisschen mit GfK zu tun haben, denn es geht um Wertschätzung. Heute hatte ich einen Termin beim Hausarzt und es ergab sich, dass ich Gelegenheit hatte, meine Wertschätzung auszudrücken. Der überraschte und berührte Blick meines Gegenübers war etwas ganz Besonderes, Kostbares für mich. Mir wurde geholfen, und das habe ich benannt. Eigentlich nichts Besonderes, oder? Im Medizin-Betrieb wohl doch…

Aber hier folgt die Geschichte, die mir liebe Freunde vorhin per Mail schickten…

So Long!

Ysabelle

Eine wunderschöne Geschichte.
Eines Tages bat eine Lehrerin ihre Schüler, die Namen aller anderen Schüler der Klasse auf ein Blatt Papier zu schreiben und ein wenig Platz neben den Namen zu lassen.
Dann sagte sie zu den Schülern, sie sollten überlegen, was das Netteste ist, das sie über jeden ihrer Klassenkameraden sagen können und das sollten sie neben die Namen schreiben.
Es dauerte die ganze Stunde, bis jeder fertig war und bevor sie den Klassenraum verließen, gaben sie ihre Blätter der Lehrerin.
Am Wochenende schrieb die Lehrerin jeden Schülernamen auf ein Blatt Papier und daneben die Liste der netten Bemerkungen, die ihre Mitschüler über den Einzelnen aufgeschrieben hatten.
Am Montag gab sie jedem Schüler seine oder ihre Liste. Schon nach kurzer Zeit lächelten alle. „Wirklich?“, hörte man flüstern.
„Ich wusste gar nicht, dass ich irgendjemandem was bedeute!“ und „Ich wusste nicht, dass mich andere so mögen“, waren die Kommentare.
Niemand erwähnte danach die Listen wieder. Die Lehrerin wusste nicht, ob die Schüler sie untereinander oder mit ihren Eltern diskutiert hatten, aber das machte nichts
aus. Die Übung hatte ihren Zweck erfüllt. Die Schüler waren glücklich mit sich und mit den anderen.
Einige Jahre später war einer der Schüler gestorben und die Lehrerin ging zum Begräbnis dieses Schülers. Die Kirche war überfüllt mit
vielen Freunden. Einer nach dem anderen, der den jungen Mann geliebt oder gekannt hatte, ging am Sarg vorbei und erwies ihm die letzte Ehre.
Die Lehrerin ging als letzte und betete vor dem Sarg. Als sie dort stand, sagte einer der Anwesenden, die den Sarg
trugen, zu ihr: „Waren Sie Marks Mathelehrerin?“ Sie nickte: „Ja“. Dann sagte er: „Mark hat sehr oft von Ihnen gesprochen.“ Nach dem Begräbnis waren die meisten von Marks früheren Schulfreunden versammelt. Marks Eltern waren auch da und sie warteten offenbar sehnsüchtig darauf, mit der Lehrerin zu sprechen. „Wir wollen Ihnen etwas zeigen“, sagte der Vater und zog eine Geldbörse aus seiner Tasche. „Das wurde gefunden, als Mark verunglückt ist. Wir dachten, Sie würden es erkennen.“ Aus der Geldbörse zog er ein stark abgenutztes Blatt, das offensichtlich zusammengeklebt, viele Male gefaltet und auseinander gefaltet worden war. Die Lehrerin wusste ohne hinzusehen, dass dies eines der Blätter war, auf denen die netten Dinge standen, die seine Klassenkameraden über Mark geschrieben hatten. „Wir möchten Ihnen so sehr dafür danken, dass Sie das gemacht haben“, sagte Marks Mutter. „Wie Sie sehen können, hat Mark das sehr geschätzt.“
Alle früheren Schüler versammelten sich um die Lehrerin. Charlie lächelte ein bisschen und sagte: „Ich habe meine Liste auch noch. Sie ist in der obersten Schublade in meinem Schreibtisch“. Die Frau von
Heinz sagte: „Heinz bat mich, die Liste in unser Hochzeitsalbum zu kleben.“ „Ich habe meine auch noch“, sagte Monika. „Sie ist in meinem
Tagebuch.“ Dann griff Irene, eine andere Mitschülerin, in ihren Taschenkalender und zeigte ihre abgegriffene und ausgefranste Liste den anderen. „Ich trage sie immer bei mir“, sagte Irene und meinte dann: „Ich glaube, wir haben alle die Listen aufbewahrt.“ Die Lehrerin war so gerührt, dass sie sich setzen musste und weinte. Sie weinte um Mark und für alle seine Freunde, die ihn nie mehr sehen würden.
Im Zusammenleben mit unseren Mitmenschen vergessen wir oft, dass jedes Leben eines Tages endet und dass wir nicht wissen, wann dieser Tag sein wird.
Deshalb sollte man den Menschen, die man
liebt und um die man sich sorgt, sagen, dass sie etwas Besonderes und Wichtiges sind. Sag es ihnen, bevor es zu spät ist.

Zehn Strategien…

Hallo, Welt!
Heute Mittag hatte ich Besuch von einer Bekannten, die ich vor einigen Jahren mit GfK angefixt hatte. In einer bestimmten Situation wurde ich ziemlich ungehalten, weil meine Gesprächspartnerin mir das Verhalten einer dritten Person zu erklären versuchte. „Bei wem bist du gerade?“, fragte ich sie, und sie meinte überrascht, „bei dir…“ Nein, liebe Freunde, wenn A versucht B zu erklären, warum C was oder wie macht, ist das keine Empathie.

Später schauten wir nach einigen ihrer Bedürfnisse und versuchten herauszufinden, mit welchen Strategien sie sich etwas Gutes tun könnte. Ein paar Dinge haben wir zusammengetragen. Vielleicht finden wir gemeinsam noch mehr…

1. Fünf Minuten morgens und fünf Minuten abends nur auf den eigenen Atem achten
2. Eine Kerze anzünden und sich für wenige Minuten ganz auf das Licht konzentrieren
3. Sich eine Massage geben lassen
4. ein Musikstück hören, das die Stimmung hebt oder schöne Assoziationen auslöst
5. Sich ein besonderes Stück Obst oder Schokolade gönnen
6. An etwas riechen, was die Sinne belebt
7. Ein Dankbarkeitstagebuch führen, sich vergegenwärtigen, wofür man gerade dankbar sein kann
8. Sich mit einer schönen Creme die Hände einreiben
9. Einen Text lesen, der der Seele gut tut
10. Einen Spaziergang durch eine besonders schöne Gegend unternehmen

Was fällt Euch noch ein?

So long!

Ysabelle
8.

Noch einmal, weil’s so schön war…

Hallo, Welt!

Im Moment nehme ich sehr viel Druck und tiefe Ängste wahr. Die zu erledigenden Aufgaben türmen sich zu einem glänzenden Gebirge. Zum Glück fiel mir eben eine Geschichte dazu ein. Ich habe sie 2010 hier schon mal eingestellt, offensichtlich spielt sie in meinem Leben eine wichtige Rolle. Damit auch die neuen Hier-Leser sich daran freuen können, hier die Erzählung von Beppo, dem Straßenkehrer.

Beppo Straßenkehrer
Aus dem Buch „Momo“ von Michael Ende

Er fuhr jeden Morgen lange vor Tagesanbruch mit seinem alten, quietschenden Fahrrad in die Stadt zu einem großen Gebäude. Dort wartete er in einem Hof zusammen mit seinen Kollegen, bis man ihm einen Besen und einen Karren gab und ihm eine bestimmte Straße zuwies, die er kehren sollte.

Beppo liebte diese Stunden vor Tagesanbruch, wenn die Stadt noch schlief. Und er tat seine Arbeit gern und gründlich. Er wusste, es war eine sehr notwendige Arbeit.
Wenn er so die Straßen kehrte, tat er es langsam, aber stetig:
Bei jedem Schritt einen Atemzug und bei jedem Atemzug einen Besenstrich.
Dazwischen blieb er manchmal ein Weilchen stehen und blickte nachdenklich vor sich hin. Und dann ging es wieder weiter:
Schritt – Atemzug – Besenstrich.

Während er sich so dahinbewegte, vor sich die schmutzige Straße und hinter sich die saubere, kamen ihm oft große Gedanken. Aber es waren Gedanken ohne Worte, Gedanken, die sich so schwer mitteilen ließen wie ein bestimmter Duft, an den man sich nur gerade eben noch erinnert, oder wie eine Farbe, von der man geträumt hat. Nach der Arbeit, wenn er bei Momo saß, erklärte er ihr seine großen Gedanken. Und da sie auf ihre besondere Art zuhörte, löste sich seine Zunge, und er fand die richtigen Worte.
„Siehst du, Momo“, sagte er dann zum Beispiel, „es ist so: Manchmal hat man eine sehr lange Straße vor sich. Man denkt, die ist so schrecklich lang; das kann man niemals schaffen, denkt man.“

Er blickte eine Weile schweigend vor sich hin, dann fuhr er fort:
„Und dann fängt man an, sich zu beeilen. Und man eilt sich immer mehr. Jedes Mal, wenn man aufblickt, sieht man, dass es gar nicht weniger wird, was noch vor einem liegt. Und man strengt sich noch mehr an, man kriegt es mit der Angst, und zum Schluss ist man ganz außer Puste und kann nicht mehr. Und die Straße liegt immer noch vor einem. So darf man es nicht machen.“

Er dachte einige Zeit nach. Dann sprach er weiter:
„Man darf nie an die ganze Straße auf einmal denken, verstehst du? Man muss nur an den nächsten Schritt denken, an den nächsten Atemzug, an den nächsten Besenstrich. Und immer wieder nur an den nächsten.“
Wieder hielt er inne und überlegte, ehe er hinzufügte:
„Dann macht es Freude; das ist wichtig, dann macht man seine Sache gut. Und so soll es sein.“

Und abermals nach einer langen Pause fuhr er fort:
„Auf einmal merkt man, dass man Schritt für Schritt die ganze Straße gemacht hat. Man hat gar nicht gemerkt wie, und man ist nicht außer Puste.“
Er nickte vor sich hin und sagte abschließend:
„Das ist wichtig.“

So will ich es im Moment auch halten. Ein Strich, ein Schritt, ein Atemzug.

So long!

Ysabelle

Geld … stinkt…

Hallo, Welt!
Gestern rief mich ein alter Freund an und wollte wissen, ob ich für ihn eine Anzeige formulieren würde, mit der er einen Deutschlehrer für seine Partnerin mit Migrationshintergrund suchen wollte. Im Verlauf unseres Gesprächs stellte sich recht deutlich heraus, dass diese Anzeige eine Strategie war, und zwar mitnichten die beste für das, was er erreichen wollte.

Wir nahmen also gemeinsam ein Bad in den Bedürfnissen und fanden unter anderem heraus, dass es ihm um Wachstum, Lernen, Effektivität, Leichtigkeit Freiheit, Struktur, Unterstützung, Anerkennung, Gesehen werden und ein paar andere wunderbare Dinge ging. Wir entdeckten dann nach rund 40 Minuten eine neue Strategie, die uns besser erschien als die, einen Deutschlehrer zu suchen: Einen Excel-Kurs an der Volkshochschule.

Mein alter Freund war quietschvergnügt und bestärkt, ich erfreut und bereichert, weil sich wieder einmal gezeigt hatte, dass es sich lohnt, zuerst nach den Bedürfnissen zu gucken. Doch etwa eine Stunde nach dem Telefonat fühlte ich mich gar nicht mehr so behaglich. Gabriel hatte mir nämlich dieser Tage eine Aufgabe formuliert, und an der war ich elegant vorbeigeschrammt. Die Aufgabe lautet: Frage die Leute in deinem Leben, denen du schon heute ganz professionell mit deinen GfK-Werkzeugen hilfst, ob sie auch bereit wären, dafür zu bezahlen. Und wenn ja, wie viel.

Ich habe meinen alten Freund nicht gefragt.
Ich glaube, es ist Scham, die mich davon abhält, das Thema Geld überhaupt anzuschneiden. Das ist doch nichts, was du da getan hast… unter Freunden macht man so was doch aus Liebe… da kannst du doch kein Geld für nehmen… sei nicht so raffgierig… mit dir will keiner mehr befreundet sein, wenn du immer gleich die Hand aufhältst… Nach der Übungsgruppe am vorigen Donnerstag war es mir ganz schwer zu sagen, ich hätte gern pro Person vier Euro. Und mein Freund Markus sagte später zu mir: „Ich habe kein Problem, zehn Euro zu verlangen, wenn ich die Übungsgruppe leite“. Ich schon.

Es fällt mir schwer, meinen eigenen Leistungen einen Wert zu geben. Bei der Suche nach Orientierung fand ich folgende Zahlen:
Gebührenordnung für Heilpraktiker (GebueH)

19.1 Psychotherapie von halbstündiger Dauer  15,50 – 26,00 €
19.2 Psychotherapie von 50-90 Minuten Dauer 26,00 – 46,00 €

Und dann hörte ich, dass Karten legen oder Horoskop stellen mal eben zwischen 40 und 90 Euro kostet. Und ich zahle für eine Stunde meines Tischlers 32 Euro plus Anfahrt und der Fernsehtechniker kommt auf 45 Euro die Stunde plus MwSt. Eine Stunde bei einem Coach kostet zwischen 60 und 90 Euro, eine Trainerstunde bei einem Bildungsträger wird mit 28-30 Euro vergütet. Welchen Wert hat eine Stunde Einfühlung? Welchen Wert hat es, mit dem Gegenüber eine Stunde ein Anliegen zu bearbeiten? Welchen Wert hat eine Stunde Übungsgruppe? Welchen Wert hat es, dass ich inzwischen rund 10000 Euro in diese Ausbildung gesteckt habe?

Sonntag habe ich mit einer Freundin an einem bestimmten Thema herumgekaut. Wir saßen gemütlich am Küchentisch und glitten wie von selbst in die GfK, nutzten die Empathie-Pokerkarten, plauschten hin und her. Ein kostenpflichtiges Vergnügen? Nein!

Leute, wie kann ich eine klare Grenze ziehen? Was mache ich aus Freundschaft, was ist einfach eine „normale“ Unterhaltung in der Haltung der GfK und was ist Geld wert?

Kein Geld zu verlangen erfüllt mir die Bedürfnisse nach
Schutz
Wertschätzung
Harmonie
Integrität
Empathie (für den anderen)
Anerkennung
Unterstützung
Zugehörigkeit
Leichtigkeit
Authentizität
Sinn
Kongruenz
Vertrauen
Gemeinschaft
Angenommen sein
Verbindung und
Klarheit

Alle Achtung, ganz schön viele Bedürfnisse. Am stärksten sind vielleicht Schutz (vor Verlust), Harmonie (bloß kein Stress, indem ich nach Geld frage), Unterstützung und Angenommen sein.

Gleichzeitig merke ich, dass aber auch einige Bedürfnisse dabei unerfüllt bleiben:
Sicherheit (materielle)
Gesehen werden
Respekt
Ehrlichkeit
Klarheit
Wertschätzung
Selbstvertrauen
Vertrauen (in die Verbindung zum anderen)
Verbindung
Wirksamkeit
Anerkennung (meiner Leistung)

fallen mir dabei auf.
Und dann liegt hier noch die Karte „Freiheit“. Ich möchte auch die Freiheit haben, meine GfK-Tools anzuwenden oder nicht, und nicht reflexartig das Empathiepoker rauszuholen und in die „Beratung“ zu gehen.

Ich merke gerade, dass ich diese Freiheit aktuell noch nicht fühle. Mein Wunsch beizutragen ist in aller Regel so groß, dass andere Bedürfnisse dahinter zurücktreten.

Jetzt habe ich ein bisschen mehr Klarheit, bin aber noch immer ratlos und wie gelähmt bei dem Gedanken, jemanden nach Geld zu fragen.
Ich wüsste gern von Euch: Wie haltet Ihr das? Was ist für Euch eine Leistung, für die Ihr gern bezahlt? Und wann seid Ihr bereit, überhaupt etwas zu bezahlen? Ich bin für jede Rückmeldung dankbar.

So long!
Ysabelle

Was ist die Beobachtung?!

Hallo, Welt!

Beim Zähneputzen schweiften meine Gedanken eben ab und ich landete bei den Infos zur Mediationsausbildung, die mich zurzeit beschäftigen. Mein Kopf dachte: Da musst du dich anmelden. Und wenn dir das nicht gefällt, musst du das kündigen. Dass du das Kündigen ja Ernst nimmst! Nicht dass dir das durch die Lappen geht und du womöglich nachher mit den Kosten da sitzt, obwohl dir die Fortbildung gar nichts bringt… Das kenne ich ja von dir, alles anfangen und nichts zu Ende bringen…“

Uff! Zum Glück gab es in meiner Zahnputz-Trance noch eine helle Sekunde und ich fragte diese Stimme im Kopf: Äh – was noch mal genau ist die Beobachtung, auf die du die Aussage stützt, „alles anfangen und nichts zu Ende bringen…“?
Der Kopf fing an zu eiern.
Na ja… das ist doch so bei dir… fängst alles an… damals doch auch…

Ah ja.
Vielen Dank, dass du dich mir mitteilst und auch danke, dass ich es überhaupt wahrnehme!
Kein Wunder, dass ich zwischendurch mit Stress und Selbstabwertung zu kämpfen habe, wenn es in mir einen Erzieher gibt, der mit solchen Steuerungsinstrumenten versucht, mich auf Kurs zu halten. Wann habe ich denn das letzte Mal etwas angefangen und nicht zu Ende gebracht?
Als ich angefangen habe Kunstrollschuh zu laufen, mit neun Jahren. Briefmarken sammeln, mit sieben oder acht. Im gleichen Alter meine Steine-Sammlung. Mein Studium… damals, vor 35 Jahren.

Und seither? Segelschein und Sportbootführerschein bestanden, Bridgespielerin seit mehr als 20 Jahren, wenn auch mit wenig Gelegenheit, Fitness-Studio-Nutzerin seit 1996, die Dauersanierung meines alten Hauses, mehr als 28 Jahre im gleichen Job… was braucht mein Kopf, damit er mir nicht mehr erzählt, ich würde alles anfangen und nichts zu Ende bringen?

Eine Realitätsüberprüfung.
Was ist die Beobachtung?
Dankbarkeit: Danke, Erzieher, Pädagoge, Über-Opa, dass du dich mir mitteilst! Danke, dass ich hören darf, dass du dir große Sorgen darum machst, dass ich gerade jetzt besonders sorgsam mit meinen Ressourcen umgehe. Danke, dass ich hören kann, dass du nur mein Bestes willst. Und zwar auch dann, wenn du dich im Ton vergreifst oder mir Sachen vorwirfst, die mit 2012 nichts mehr zu tun haben. Übrigens, Kopf… ich finde es völlig in Ordnung, wenn ein Kind sich ausprobiert, ob es Kunstrollschuhlaufen, Briefmarken sammeln oder Ponyreiten besonders mag. Die Zeiten, in denen das als ein Zeichen mangelnder Ernsthaftigkeit angesehen wurde, sind bei mir vorbei!

So long!
Ysabelle

Giraffen-Gemeinschaft

Hallo, Welt!

Der Donnerstag hatte es in sich. Mein ganzes Leben wird auf den Kopf gestellt. Ich habe zwischendurch heftige Angstschübe und weine hemmungslos vor mich hin, dann wieder bin ich ganz zuversichtlich, dass alles in meinem Leben so ist, wie es gerade sein soll. Ich bemühe mich darum, im Jetzt zu sein, mich nicht um die Zukunft zu sorgen und nicht mit der Vergangenheit zu hadern. Eine anspruchsvolle Aufgabe.

Ich habe eine Mitteilung erhalten, die mir wahrscheinlich noch vor fünf Jahren jeden Lebensmut geraubt hätte. Dank meiner Lehrjahre schaffe ich es die meiste Zeit des Tages, mich nicht selbst zu zerfleischen mit meinen Ängsten und Befürchtungen. Und: Ich habe Unterstützung. Die Giraffen-Gemeinschaft ist bei mir und trägt mich.

Eine Freundin war gestern Morgen für mich einkaufen. Eine andere Giraffenfreundin blieb sogar über Nacht. Von meiner Familie gab es warme, freundliche Rückmeldungen. Gabriel unterstützt mich dabei, Dinge anzuschieben, die ich allein nicht bewegen kann. Die Göttinger Freundinnen melden sich liebevoll und besorgt. Mein geschiedener Mann spricht mir gegenüber seine liebevollen Gefühle aus. Ich fühle mich umsorgt, gesehen, ich spüre Wertschätzung und Zuneigung. Das alles wärmt und tröstet mich. Ich bin dankbar.
Ich bin vor allem dankbar für die persönliche Entwicklung, die ich in den vergangenen Jahren erfahren durfte. ich bin dankbar, dass ich erleben darf wie es ist, wenn man Dinge nicht persönlich nimmt. Ich kann die Situation beobachten und ich kann sie bewerten. Aber ICH fühle mich nicht mehr bewertet. Und ich spüre, dass ich heute viel mehr Vertrauen in mich und meine Stärken habe als beispielsweise 2007.
In meinem fortgeschrittenen Alter durfte ich mich noch verändern! Jawoll, das Gehirn ist plastisch und wir können es formen. Wir haben selber die Wahl, Angriffsgedanken loszulassen und Frieden zu sehen. Und mit einer liebevollen, bestärkenden Gemeinschaft im Kreuz ist es gar nicht mehr so schwer.

So long!

Ysabelle

Laut und kräftig aufheulen

Hallo, Welt!

Mein bisheriges Leben ist heute mit einem kräftigen Ruck zum Halten gekommen.

Ich steige aus aus diesem Karussell, auf dem ich mich so viele Jahre gedreht habe. In den vergangenen Tagen stolperte ich nach langer Zeit über ein Zitat aus dem Buch „Die Wolfsfrau“. Das scheint mir ein gutes Konzept für mein neues Leben zu sein:

Verhaltensregeln für Wölfe und Wolfsfrauen:
1. Essen 2. Ruhen 3. Spielerisch arbeiten und herumstreunen 4. Loyal sein 5. Kinder grossziehen 6. Im Mondlicht tanzen 7. Ohren haarfein einstimmen 8. Knochen ausgraben 9. Lieben und sich lieben lassen 10. Oft und kräftig aufheulen

Zehn Regeln, mehr muss mein Hirn nicht behalten. Eine Freundin, mit der ich ins neue Jahr geglitten bin, schickte mir heute Abend den Text der Weissagungskarte, die ich in der Nacht gezogen habe:

Das Reh sagt zum Dämon: „Bitte lass mich vorbei, denn ich bin auf dem Weg zum Großen Geist.“… Begegnen Sie ihrer jetzigen Lage mit Freundlichkeit und werden Sie wie eine Sommerbrise: warm und fürsorglich. Das ist das Werkzeug, mit dem Sie das Dilemma lösen, vor dem Sie derzeit stehen. Wenn Sie es gebrauchen, treten Sie mit dem Heiligen Berg in Verbindung, dem Ort, von dem Ihre Heiterkeit ausgeht, und der Große Geist wird Sie dabei leiten.

Das ist also der Weg…

So long!
Ysabelle

Geht ne Frau zum Arzt – oder auch nicht.

Hallo, Welt!

Ich kann erst dann über meine Grenzen treten, wenn ich sie selbst setzen kann.

Dieses Zitat, ich weiß leider nicht, von wem, sprang mich eben an. Spontan bin ich geneigt, das in Bezug auf andere Menschen anzuwenden: ich muss meine Grenzen kenntlich machen, damit sie nicht verletzt werden. Und ich entscheide selbst, wann ich sie überschreiten möchte. Ich denke dabei an meine überbordende Neigung, anderen Menschen etwas zukommen zu lassen, ein Buch hier, eine CD da, für meine Enkeltochter gerade ein Regal…

Es gibt aber noch eine weitere Facette dabei. Selbstausbeutung ist ebenso wie Selbstabwertung ein Thema, das der näheren Betrachtung lohnt. Ich denke gerade an meine Gesundheit.
Seit mittlerweile sechs Wochen schmerzt mein unterer Rücken. Heute hatte ich den brillanten Einfall, doch mal zum Betriebsarzt zu gehen. Die Überlegung, Freitag mal einen Tag frei zu machen (dann kommt vielleicht am Samstag das Sams, und dessen blaue Punkte kämen mir gerade gut zupass), habe ich verworfen. Zu viel Arbeit. Jedenfalls gibt es einen Teil in mir, der findet, es gäbe zu viel Arbeit, um nicht ins Büro zu gehen. Ich setze also auch hier keine Grenze, in der es um mich geht, um mein Wohlergehen. Der Betriebsarzt war ein Kompromiss, mit dem ich mir das Bedürfnis nach Unterstützung und Klarheit erfüllen wollte. Immerhin darf ich jetzt als erste den neuen Stuhl für Rückengeschädigte ausprobieren, den er gerade erst reinbekommen hat. Alle diagnostischen Anläufe müssen allerdings 14 Tage warten, so lange wird er nicht da sein. Ist das clever? Überschreite ich meine Grenze, ohne sie definiert zu haben? Wenn die Pflege meiner Gesundheit schon keine Priorität hat – was hat es dann?

Indem ich so weiter mache wie die letzten sechs Wochen, erfülle ich mir das Bedürfnis nach Leichtigkeit, Unterstützung der Kollegen, Beitragen zum Gelingen unserer gemeinsamen Arbeit, Zugehörigkeit, Sinnhaftigkeit und Wirksamkeit im Sinne von Effizienz. Ich schaffe was, also habe ich eine Daseinsberechtigung. Uuuups! Was haltet Ihr denn von dieser Perle der Weisheit?

Wenn ich jetzt zum Arzt gehe, komme ich sehr wahrscheinlich mit einer Krankmeldung wieder raus und erfülle mir das Bedürfnis nach – ja, was?
Mich selber sehen und hören. Mich ernst nehmen. Meine gesundheitlichen Grenzen und Beeinträchtigungen akzeptieren. Mit ein wenig gutem Willen noch nach Wachstum und Spiritualität.
Komisch, dass diese Bedürfnisse im Gegensatz zu den anderen kaum Zugkraft haben. So wird das glaube ich nichts mit dem Arztbesuch. Ich mach das mit den Fähnchen.

So long!

Ysabelle

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