Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

Hallo, Welt!

Eine GfK-Freundin schickte gerade diesen Text rum. Da er mir gefällt, gebe ich ihn an Euch weiter.

* LEBENDIG *
„Es interessiert mich nicht, womit Du Deinen Lebensunterhalt verdienst.
Ich möchte wissen, wonach Du innerlich schreist und ob Du zu träumen wagst, der Sehnsucht Deines Herzens zu begegnen.

Es interessiert mich nicht, wie alt Du bist.
Ich will wissen, ob Du es riskierst, wie ein Narr auszusehen, um Deiner Liebe willen, um Deiner Träume willen und für das Abenteuer des Lebendigseins.

Es interessiert mich nicht, welche Planeten im Quadrat zu Deinem Mond stehen.
Ich will wissen, ob Du den tiefsten Punkt Deines eigenen Leids berührt hast, ob Du geöffnet worden bist von all dem Verrat, oder ob Du verschlossen bist aus Angst vor weiterer Qual. Ich will wissen, ob Du mit dem Schmerz – meinem oder Deinem – dasitzen kannst, ohne zu versuchen, ihn zu verbergen oder zu mindern oder ihn zu beseitigen.

Ich will wissen, ob Du mit der Freude – meiner oder Deiner – da sein kannst,
ob Du mit Wildheit tanzen und Dich von der Ekstase erfüllen lassen kannst,
von den Fingerspitzen bis zu den Zehenspitzen,
ohne uns zur Vorsicht zu ermahnen, zur Vernunft oder die Grenzen des Menschseins zu bedenken.

Es interessiert mich nicht, ob die Geschichte, die Du erzählst, wahr ist.
Ich will wissen, ob Du jemanden enttäuschen kannst, um Dir selber treu zu sein. Ob Du den Vorwurf des Verrats ertragen kannst und nicht Deine eigene Seele verrätst. Ich will wissen, ob Du vertrauensvoll sein kannst und von daher vertrauenswürdig.
Ich will wissen, ob Du Schönheit sehen kannst, auch wenn es nicht jeden Tag schön ist und ob Du Dein Leben aus Gottes Gegenwart speisen kannst.

Ich will wissen, ob Du mit dem Scheitern – meinem und Deinem – leben kannst und trotz allem am Rande des Sees stehen bleibst und zu dem Silber des Vollmondes rufst: „Ja!“

Es interessiert mich nicht, zu erfahren, wo Du lebst und wie viel Geld Du hast.
Ich will wissen, ob Du aufstehen kannst nach einer Nacht der Trauer und der Verzweiflung, erschöpft und bis auf die Knochen zerschlagen, und tust, was für Deine Kinder getan werden muss.

Es interessiert mich nicht, wer Du bist und wie Du hergekommen bist. Ich will wissen, ob Du mit mir in der Mitte des Feuers stehen wirst und nicht zurückschreckst.

Es interessiert mich nicht, wo oder was oder mit wem Du gelernt hast.
Ich will wissen, was Dich von innen hält, wenn sonst alles wegfällt. Ich will wissen, ob Du allein sein kannst und in den leeren Momenten wirklich gerne mit Dir zusammen bist.“

Quelle: Oriah Mountain Dreamer

So long!

Ysabelle

Kraut & Rüben (10)

Hallo, Welt!
Ja, man kann sich tatsächlich den A…lerwertesten platt sitzen. Freitag acht Stunden Büro und fünf Stunden Bahnfahrt, Samstag von zehn bis 18 Uhr Seminar mit einer Pause zum Essen (im Sitzen), und heute Sitz-Seminar von 10 bis 16.20 Uhr mit anschließender sechsstündiger Zugfahrt. Mein ohnehin schon gepeinigter Steiss schmerzt richtig fies. Dafür morgen wieder zehn Stunden Büro. Halleluja.

Ich war zu einem Focussing- Workshop bei Harald Reinhardt in Köln. Der Mann redet druckreif. Ich habe viele Seiten mit Notizen, Sentenzen, Haikus, Perlen der Weisheit mitgeschrieben. Ein bisschen fokussiert haben wir auch. Mir ist sehr deutlich geworden, dass ich Seminare lieber mag, wenn die Anzahl der Teilnehmer eine bestimmte Proportion zum vorhandenden Raum einhält. Für geschätzte 40 qm reichen mir 20 Personen. Mir ist auch aufgefallen, dass ich zwischendurch ein bisschen Leichtigkeit gebrauchen kann, ein albernes Spiel, einen Kreistanz (obwohl ich kein Fan von Kreistänzen bin), etwas Bewegung. Und mir ist es kostbar, mich nach einer Übung mit jemandem zumindest kurz austauschen zu können. Ich muss nicht eine große Runde volltexten, aber mit meinem Nachbarn würde ich schon gern drüber sprechen: Wie war es für dich? Hat das geklappt? Ich würde ein Seminar auch mehr genießen, wenn ich zumindest die Namen der Teilnehmer kennen würde (Vorstellungsrunde).

Wofür bin ich dankbar? Dass ich es finanziell einrichten konnte, an diesem Seminar teilzunehmen. Ich bin auch dankbar, dass ich so viel Affirmatives mit rausnehmen durfte. Über weite Passagen hätte ich das Gleiche sagen können, wenn ich es nur so schön hätte sagen können. Über Selbstliebe und Achtsamkeit, über all unsere wunderbaren Bedürfnisse, und dass gute Lösungen immer Synthesen von Gegensätzen sind. Über Stunden habe ich einfach nur wie ein Wackeldackel mit dem Kopf genickt. Sehr bestätigend, wenn so ein wissenschaftlich gebildeter Mann genau das sagt oder bestätigt, was ich als meine innere Wahrheit gefunden habe.

Ich bin dankbar dafür, dass eine Freundin meine Katzen gesittet hat. Und ich bin ganz dankbar für die Grußkarte einer anderen Freundin, die mich an unseren Kennenlern-Jahrestag erinnert hat. Wie wunderbar!

Ich bin dankbar dafür, dass ich gleich ins Bett kippen darf. Und ich bin dankbar, dass dieses Wochenende vorbei ist. Bei allen Anregungen war es doch auch sehr anstrengend. Dabei war ich gestern Abend ungelogen um 20.45 Uhr im Bett! Heute wird’s ein bisschen später. Dafür ist es das eigene Bett. Auch dafür bin ich dankbar. Außerdem danke ich der netten Frühstücksdame, die meinen Thermosbecher mit Kaffee aufgefüllt hat, und dem Wirtspaar in der kleinen Pizzeria für den gleichen Liebesdienst. Ich werde umsorgt, wenn ich darum bitte.

So long!

Ysabelle

Hilflos, aber nicht ausgeliefert

Hallo, Welt!

Irgendjemandem muss es total wichtig sein, ein bestimmtes Medikament zu verkaufen. Jedenfalls hat er im Verlauf des heutigen Tages rund 250 Kommentare zum Posting vom 16. Dezember geschrieben, in denen er mit immer neuen Worten ein Produkt mit „S“ anpries, das anscheinend für alles eingeworfen werden kann. Jeder Kommentar löst eine Mail an mich aus und ich war zwischenzeitlich immer wieder gut beschäftigt, mal 20, mal 18, mal 35 Mails zu löschen und natürlich dann auch die Kommentare. Bis zu den ersten 100 dachte ich, na, der wird doch irgendwann mal die Lust verlieren. Aber da es sich mutmaßlich um einen Spam-Robot handelte, verlor er nicht die Lust. Ich aber.

Zum Glück meldete sich zwischendurch Gabriel, der gerade herzhaft über das Würmli lachte. Der kennt sich ja im Prinzip mit solchen Sachen aus. Seine erste Idee war, den Blogbeitrag vom 16.12. wieder zum Entwurf zu deklarieren, und was nicht veröffentlicht ist, kann man ja auch nicht kommentieren, oder?

Meine frustrierte und genervte Stimmung hob sich sofort. Mein Bedürfnis nach Unterstützung und Beitragen war wunderbar erfüllt. Schade nur, dass das die Mails nicht stoppen konnte. In den Kommentaren tauchte interessanterweise kein neues Posting auf, aber die Mails hagelten trotzdem im Minutentakt.

Muss ich das so hinnehmen? Bin ich dem Spamer ausgeliefert? Aber nein! Wenn der seinen Müll an die Adresse dieses einen Beitrags hängt, und das immer wieder aufschlägt, obwohl der Beitrag nicht mehr im Netz ist, dann muss eben auch die Adresse dieses Beitrags, die Kennung oder was auch immer ebenfalls verschwinden.

Bedürfnis?
Respekt!
Ruhe
Schönheit
Leichtigkeit
Schutz

Strategie?
Den Beitrag gibt es nicht mehr. So wie ich ihn nachts um 23 Uhr Hau mich blau am 16.12. Ins Netz gestellt habe, ist er nicht mehr vorhanden. Ich habe ihn kurzerhand geguttenbergt und mit einer neuen Überschrift versehen. Hoffentlich wulfft jetzt nicht der Medikamentendealer meine Mailbox!

So long!

Ysabelle

Alles neu!

Hallo, Welt!

Das glaubt mir keiner.
ich mache ja schon seit ein paar Jahren Listen. Früher für Bridge-Spieler. Was antworte ich, wenn mein Partner sagt, zwei Karo? Seit ich kaum noch zum Spielen komme, wurden auch die Listen nicht mehr aktualisiert und ich hab es dann irgendwann gelassen.

Dann habe ich 2008 angefangen mit kleinen Bedürfniskärtchen, die GfK-Freundinnen aus meiner ersten Jahresgruppe gebastelt hatten. Ein bisschen mit der Schrift experimentiert, mit Rand drum oder ohne…
Dann schenkte mir Markus Asano eine Liste, die er entwickelt hatte und ich war völlig bezaubert. 75 Prozent dessen, was auf meinen aktuellen Bedürfniskarten steht, habe ich aus dem Konzept von Markus übernommen.

Dann habe ich sie im Spätsommer zusammen mit Gerhard Rothhaupt überarbeitet und drucken lassen. Gerhard nimmt sie jetzt als Seminar-Beigabe. Und die 300, die ich hatte, sind – alle!

Eine Freundin, die das Unternehmen Weckerwerk betreibt, bastelt gerade an anderen Sachen für mich und hat einen preiswerten Drucker aufgetrieben. Gestern habe ich ihr die Daten für die Bedürfniskarten geschickt und gefragt, ob sie die mal kurz nachdrucken lassen könnte. da schrieb sie mir doch tatsächlich heute:

Hast Du nochmal das ganze als Textdatei? Würd es gern mehr „gestalten“

Knuuuutschiiiiii

Hallo?
Eine Liste gestalten? Eine Liste?
Eine Liste ist eine Liste ist eine Liste.

Inzwischen sind wir rund 30 Mails weiter und ich bin so was von hin und weg! Leute, die neue Liste wird so schön! Die ganze Welt wird sie im Portemonnaie haben wollen. Es ist alles drauf, was bisher auch drauf war, aber das Format ist handlicher und der Druck wird preiswerter und es wird einfach schön, schön, schön!

Erfüllte Bedürfnisse:

Schönheit
Kreativität
Wertschätzung (sie macht es für mich. Es werden MEINE Karten!)
Verbindung
Unterstützung
Gemeinschaft
Leichtigkeit

oh, da ist noch ganz viel mehr.
Ihr werdet staunen! Noch zehn Tage, dann sind sie fertig.

Und wenn ich jetzt nicht ins Bett gehe, kann ich heute (!) nicht arbeiten.

So long!

Ysabelle

Sachbuch-Fasten

Hallo, Welt!

Es wird ungemütlich in meinem Bett. Neben mir stapeln sich die Türme mit ungelesenen Büchern und heute habe ich schon wieder eins meiner Wunschliste bei Amazon hinzugefügt. Fast immer sind es Sachbücher, und mir scheint, als lasten sie wie Blei auf meinem Brustkorb. Bestimmt ein Meter ungelesene Sachbücher rund ums Bett… so eins dringt dann gelegentlich mal durch, wie das vom Strudelwurm oder im November das neue GfK-Buch. Aber das Buch über Focussing habe ich schon 2009 gekauft und immer noch nicht zu Ende gelesen.

Diese Stapel führen dazu, dass ich kaum noch Freude am Lesen habe. Lesen als Zeitvertreib, Lesen zum Spaß… wie kann ich mir das erlauben, wenn da noch ein Mediationshandbuch oder das Handbuch Psychologische Beratung liegt – übrigens noch in Folie?

Ich glaube, es kann nur eine Lösung geben. Ich verordne mir Minimum bis Ostern ein Sachbuch-Fasten. Es gibt nur noch leichte Kost, nur noch Albernheiten oder Fesselndes.

Beschlossen und verkündet.

Oh, hatte ich erzählt, dass ein neues Buch von Marshall in der Pipeline ist? Es wird bei Herder erscheinen, und es ist wieder zusammen mit Gabriele Seils… Leider gibt der Verlag keinen Termin an, wann „Beziehungen klären durch Gewaltfreie Kommunikation“ erscheinen soll. Hoffentlich nicht vor Ostern…

So long!

Ysabelle

Wurmbilanz & Enten-Index

Hallo, Welt!
Trotz überwältigender Erschöpfung musste ich die Geschichte vom Strudelwurm gestern noch zu Ende lesen. Als ich die Erläuterungen zur Wurmbilanz las, fühlte ich mich freundlich erinnert an den Enten-Index aus dem Buch „Weil Worte wirken“, das ich im November vorgestellt habe. Dabei geht es um einen Gradmesser für Freude und bereitwilliges Geben (Duck Feeding). Wenn ich es recht erinnere, ist das allerdings nur eindimensional. Wenn mir eine Aktivität nicht ein Minimum an Freude auf dem Enten-Index bringt, lasse ich es.

Die Wurm-Bilanz von Frau Storch ist da ein bisschen flexibler und lässt noch dazu Verhandlungsspielraum. Sie hat nämlich auch noch die Besonderheiten des geteilten Wurms erfasst.

Es gibt ja Situationen, in denen man durchaus zwiegespalten ist. Im Beispiel im Buch geht es um eine Frau, die eine Einladung zur Hochzeit ihrer Schwester bekommen hat. Spontan geht die Wurmbilanz auf einem senkrechten Minus-Zahlenstrahl hoch auf -85, denn die Familie geht ihr auf den Keks, der Vater ist ein Grabscher und mit der Schwester ist sie eigentlich voll verkracht. Es gibt aber auch einen Plus-Zahlenstrahl, und der schnellt bei der Einladung auf plus 70, denn sie würde sich das Bedürfnis nach Teilhabe, Wertschätzung, Gemeinschaft und noch manches andere erfüllen. Kein Wunder, dass es ihr schwer fällt, sich zu entscheiden, einfach zu- oder abzusagen. In jedem Fall müsste sie ihren Wurm würgen, also an wichtigen Bedürfnissen vorbeigehen. Aber wenn ich den Minus-Index auf ein für mich passendes Maß geschrumpft habe, kann ich zur Hochzeit gehen und mir damit die Plus-Bedürfnisse erfüllen. Doch wie kann ich den Minus-Index verändern? Was brauche ich, damit sich mein Würmli nicht stranguliert fühlt, wenn ich es zur Hochzeit schleppe?

Maja Storch lädt jetzt dazu ein, einen Ideenkorb zu eröffnen. Das ist nichts anderes als die Suche nach Strategien, die möglichst vielen Bedürfnissen gerecht wird.

In der Ideensammlung tauchen dann so vertraute Sachen auf wie
1. Nur zur kirchlichen Hochzeit gehen und danach abhauen
2. Sich für den Anlass ein paar exquisite neue Schuhe kaufen
3. Einen Hund mitnehmen, um gelegentlich abtauchen zu können
4. Darum bitten, dass man neben einer geschätzten Person sitzen kann

Ihr merkt schon, worum es geht: ich mache das Unangenehme (zur Hochzeit gehen) weniger unangenehm, indem ich für mich sorge. Und dann kann ich das, was ich eben auch gern möchte, genießen, ohne gegen meinen inneren Wurm Gewalt anzuwenden. Er trägt die Lösung mit, ich bin mit mir im Einklang.

Mal sehen, wie ich dieses Konzept mit in meinen Alltag integrieren kann. Ganz entzückend übrigens: in dem Buch liegt ein Blatt mit Wurmstickern in Grün und Rot bei, mit denen ich beispielsweise meine Umwelt pflastern könnte, um mich daran zu erinnern, dass ich mir keinen Gefallen tue, wenn ich den Wurm würge, also meiner inneren Intuition, dem uralten Bewertungssystem meines Körperwissens, keinen Raum gebe. Da passt es doch gut, dass ich mich demnächst mit Focussing beschäftige, der Kunst, die Signale meines alten Wissens wahrzunehmen und zu entschlüsseln. Ich halte Euch auf dem Laufenden.

Die Webseite für ein wurmgerechtes Leben ist übrigens unter www.ismz.ch zu erreichen. Guckt mal unter „Publikationen“, da kann man eine Menge spannender Artikel downloaden.

So long!

Ysabelle

Buchtipp: Der Wurm in mir…

Hallo, Welt!
Vorige Woche fragte mich ein Kollege, ob ich das Buch vom Strudelwurm kenne. Nein, in meiner Bibliothek fand sich bisher nur ein Buch über Strudelteig.
Er schickte mir dann das Link von Amazon, und meine Nachbarin, deren Heiligsprechung zu Lebzeiten ich demnächst beantragen werde, brachte es mir Montagabend.
Es heißt „Machen Sie doch, was Sie wollen! Wie ein Strudelwurm den Weg zu Zufriedenheit und Freiheit zeigt“ und ist von Maja Storch. Leute, jetzt bitte keine Kommentare, dass Ihr das natürlich alle schon seit 2003 im Bücherschrank habt…

Also: der Strudelwurm steht für ein Bewertungssystem, das in Millisekunden zu einem Urteil kommt und aus den Tiefen unseres Gehirns stammt. Es ist ein sehr alter Teil und reagiert meist nur mit einem ghmpf, denn es kann nicht reden. Bildhaft wird dieses archaische System mit dem Strudelwurm oder Würmli dargestellt. Wir haben nämlich noch ein zweites Bewertungssystem: Unseren Verstand. Und der ist a) langsamer und b) neigt er dazu, das Würmli nicht in die Entscheidungen mit einzubeziehen, was zu viel Kummer und Verwicklung führen kann.
Frau Storch erläutert also ganz ohne GfK etwas über Bedürfnisse und ihre Erfüllung, das Berücksichtigen all unserer Bedürfnisse und den Unterschied zwischen Strategien und Bedürfnissen in einem wunderbar anschaulichen Modell. Das archaische Bewertungssystem, der Strudelwurm, steht für unsere Bedürfnisse, der Verstand für die Strategien. Und wenn der Verstand Lebensstrategien ausheckt, ohne die Bedürfnisse mit einzubeziehen, knallt es irgendwann. Oder man landet mit Burnout/Depressionen in der Klinik.

Also: Klare Kaufempfehlung! Leicht zu lesen, leicht zu verstehen. Anschaulich, unterhaltsam, wunderbar!

So long!

Ysabelle

Schrift an der Wand…

Das gellende Lachen verstummte zumal;
Es wurde leichenstill im Saal.

Und sieh! und sieh! an weißer Wand
Da kam’s hervor wie Menschenhand;

Und schrieb, und schrieb an weißer Wand
Buchstaben von Feuer, und schrieb und schwand.

Der König stieren Blicks da saß,
Mit schlotternden Knien und totenblass.

Hallo, Welt!
Heinrich Heine schrieb irgendwann nach 1815 diese Ballade um den babylonischen König Nebukadnezar. Ich kannte sie mal auswendig. Heute Abend kam ich nach Hause und entdeckte auf der schraddeligen Tafel hinter der Eingangstür folgende Zeichen:
Im ersten Augenblick war ich so perplex, dass ich nicht einmal grübelte, was diese Buchstaben von Kreide bedeuten sollten. Dann dämmerte mir, wer diese Nachricht hinterlassen hatte. Mein Blick wurde aber nicht stier, sondern weich, ich war nicht leichenstill, sondern andächtig. Denn ich realisierte, dass ein Freund diesen Gruß für mich geschrieben hatte, obwohl seine rechte Hand in Gips lag. Und sein Wunsch für mich lautet: Gott segne und behüte Dich.

Ich bin berührt und dankbar.

So long!

Ysabelle

Bedürfnispoker: Hier Spielkarten bestellen!

Hallo, Welt!
Heute möchte ich Euch etwas besonders Schönes vorstellen. Mein Freund Gabriel hat nämlich (mit einer seiner Giraffenfreundinnen) etwas ganz Großartiges gestaltet, was mir viel Freude macht. Ein Kartenspiel mit 55 Karten, auf denen die am häufigsten erwähnten Bedürfnisse abgebildet sind. Das Ganze, wie man unschwer erkennen kann, im Giraffenlook.
Als ich zuerst von der Idee erfuhr, dachte ich, na ja, ein nettes Spielzeug. Ich hatte aber keinen Plan, was man damit wirklich machen kann. Zwei Spielanregungen sind auf der Rückseite des Deckblatts notiert. Zum einen kann man in geselliger Runde damit prima Bedürfnisse raten. Einfach eine Karte ziehen, ohne sie anzusehen. Und dann erzählen die anderen Mitspieler, wie sie sich das Bedürfnis erfüllen, das auf der Karte steht. Nach jedem Vorschlag kann geraten werden, um welches Bedürfnis es sich handelt.

Die zweite Anregung kann man mindestens zu zweit spielen. Jeder zieht eine Bedürfniskarte und dann wird überlegt, mit welcher Strategie man beide Bedürfnisse gleichzeitig erfüllen kann. Also Erholung & Humor – da würde ich mir wahrscheinlich eine Ditsche-DVD einwerfen und mich auf die Couch hauen.

So weit so gut.
Ich habe aber festgestellt, dass sich die Karten grandios für Anliegen-Arbeiten eignen. Zum Beispiel berichtet jemand von seinem Thema und ich sortiere im Zuhören Bedürfnisse aus und „schlage sie vor“, indem ich sie vor dem anderen ausbreite. Wann immer ich ein Bedürfnis rate (Sicherheit, Schutz, Verstehen, Verbindung), lege ich die Karte vor den anderen. Sind alle Worte gesagt, kann er oder sie für sich prüfen, ob die angebotenen Bedürfnisse passen. Manchmal bleiben dann nur einige übrig, oder nur einige erweisen sich für die jeweilige Situation als wirklich relevant.
Ich habe es auch schon benutzt, um deutlich zu machen: In deiner Partnerschaft sind all diese Bedürfnisse unerfüllt. Welche dieser Bedürfnisse kannst du dir anders erfüllen als nur mit dem Partner? Schön ist es auch, auf die erfüllten Bedürfnisse zu schauen, also abends einmal durch die Karten zu blättern und sich bewusst zu machen, welche wundervollen Bedürfnisse an diesem Tag erfüllt worden sind. Ich kann also eine klare Kaufempfehlung aussprechen und tue das hiermit auch.

Die Karten sind für Selbstabholer für 17 Euro zu erhalten. Per Versand innerhalb Deutschlands kosten sie 20 Euro. Bei Bedürftigkeit kann über den Preis verhandelt werden. Bestellen kann man sie entweder über die Webseite www.empathieschmiede.de direkt bei Gabriel Birke, oder eben auch hier über die Seite. Eine Mail genügt.
Viel Spaß mit diesem wunderbaren Spiel!!

So long!

Ysabelle

D

Do-Nothing-Day

Hallo, Welt!
Nach einer vollgepackten Arbeitswoche soll der Samstag ein Do-Nothing-Day werden. Nichts tun, den ganzen Tag lang. Ich steige nicht aus dem Nachthemd, bewege mich nur zwischen Kühlschrank, Badezimmer und Bett und versuche mich zu erholen. So weit der Plan.

Heute Morgen habe ich gesehen, dass die Wäschetonne gut gefüllt ist.
Die Katzenklos müssen gemacht werden.
Die Zahl der zu tätigenden Überweisungen ist auch acht gestiegen.
Es gibt ein paar Menschen, die schon länger auf Post warten.
Die Texte für eine neue Internet-Seite müssen geschrieben werden.
Es gibt zahlreiche Anfragen nach GfK-Karten und dem Bedürfnispoker.
Ach, das Bedürfnispoker wollte ich doch hier vorstellen…
Wie krieg ich doch gleich mal meine IBAN-Nummer raus, damit Geld aus der Schweiz auf mein Konto überwiesen werden kann?
Für die Sitzung am Sonntagnachmittag muss noch eine Mail mit der Uhrzeit an die Beteiligten.
Für die Sitzung am Sonntagnachmittag muss noch eine Entscheidungsvorlage gefertigt werden.
Der Kühlschrank unten soll aus Stromspargründen ausgeräumt und ausgewaschen werden.
Die Zähler für Gas, Wasser und Strom müssen noch abgelesen und die Daten übermittelt werden.

Je länger ich darüber nachdenke, was alles erledigt werden muss, desto mulmiger wird mir. Muss ist sowieso mein Lieblingswort. Es sind auch keine Sachen dabei, die ich wirklich outsourcen kann, sprich, jemand anderes um Unterstützung bitten. Meine Käsesocken wäscht niemand anderes, ist das klar?! Vielleicht könnte Gabriel was zum Bedürfnispoker schreiben. Vielleicht kann die Webseite noch warten. „Hey, akuter Anfall von Aufschieberitis“, meldet sich mein innerer Erzieher. „Kommt nicht in die Tüte, du faules Ding!“
Oh, Mann! Mal ehrlich, wie oft habe ich schon versucht, einen Do-Nothing-Day einzulegen?! Für Samstag nehme ich einen neuen Anlauf. Nur einen Tag… Sonntag kann ich mir ja wieder den Wecker früh stellen und all die Sachen abarbeiten, die am Do-Nothing-Day hinten runter gefallen sind. Überweisungen tätigen, Entscheidungsvorlagen vorbereiten, die Waschmaschine zum Glühen bringen… Mal sehen, wie mir das gelingt.

Da ringen wirklich die Bedürfnisse miteinander. Auf der einen Seite Ruhe, Erholung, Leichtigkeit, Frieden.
Und auf der anderen Seite Struktur, Klarheit, Sauberkeit, Ordnung, Schönheit, Sicherheit (im Sinne von Zuverlässigkeit).

Vielleicht lege ich vorher eine Nachtschicht ein. Dann lohnt sich am Samstag wenigstens das Ausschlafen.

So long!

Ysabelle

Einfühlung am Frühstücks-Büffet

Hallo, Welt!
Jeder Ort ist mir Recht, um GfK zu praktizieren.
Heute Morgen fand ich in der Kantine eine eher bescheidene Auswahl an Brötchen, aber eine Scheibe Schwarzbrot mit Salami, die mich reizte. Ich schaufelte es auf die Pappplatte (tolles Wort…) und kam mit einem der Köche ins Gespräch, der gerade ein paar Brötchenhälften mit Rührei auffüllen wollte. Kurz darauf erschien ein Kollege und schaute ratlos über die Kühlvitrine. Mit einem Grummeln holte er sich das zweite Schwarzbrot und sagte dann etwas über die Auswahl, die nicht seinem Bedürfnis nach Fülle entsprach (er formulierte es etwas anders). Der Koch schaltete sich zu und sprach den Herrn (schätzungsweise Mitte 50) mehrmals mit „junger Mann“ an: „Was kann ich für Sie tun, junger Mann?“

Es entspann sich ein Dialog, der nicht wirklich schön zu hören war für mich. Der Koch bot an, etwas nach Wunsch zuzubereiten, der Kollege aus der anderen Abteilung äußerte seine Unzufriedenheit und seinen Frust über die geringe Auswahl. Der Koch argumentierte, man wolle keine angetrockneten Brötchen in der Auslage liegen haben, darüber habe es bereits Beschwerden gegeben. Der Kollege hielt dagegen: Aber hier liegt ja gar nichts. Das hat doch früher (beim anderen Kantinenpächter) auch geklappt, wieso kriegt ihr das nicht hin?

Ich stand an die Kasse, als der Kollege neben mir erschien und schnaubte, „solche blöden Diskussionen am frühen Morgen brauche ich überhaupt nicht!“ Bildlich gesprochen stieg ihm der Rauch aus den Ohren. Ich war überrascht, da ich ihn bisher immer als sehr konsiliant wahrgenommen habe. So habe ich einmal darüber nachgedacht, was der Koch hätte sagen können, um die Lage zu verbessern.

Statt „Was kann ich für Sie tun, junger Mann?“ hätte vielleicht besser gewirkt:
Sie sind verärgert, weil nichts für Ihren Geschmack dabei ist?
Vielleicht hätte der Kollege dann geantwortet:
Das können Sie laut sagen. Hier gibt es ja nie wirklich Auswahl.
Dann hätte der Koch sagen können:
Ich bedaure, dass das Angebot nicht Ihren Geschmack trifft. Ich werde das gern noch einmal in der Küche ansprechen. Wir wünschen uns zufriedene Gäste und ich bin dankbar für Ihren Hinweis. Ich ersetze heute die Kollegin, die diesen Posten sonst betreut. Kann ich Ihnen etwas frisch zubereiten? Ich war ohnehin gerade am Brötchenschmieren…

Ich schätze mal, der „junge Mann“ war einfach ein Trigger. Und das (schnelle) Angebot, etwas frisch zuzubereiten, ersetzt keine Einfühlung. Das war gleich wieder Strategie-Ebene.

Tja, wenn GfK so einfach wäre, könnte es jeder. Dabei kann es ja nicht mal ich. Immer, wenn ich es brauche.

So long!

Ysabelle

Feiern!

Hallo, Welt!
Habe ich schon mal gefeiert, wie grandios, beglückend, bereichernd es ist, wenn man empathische Antworten bekommt?

Gestern schrieb ich einem GfK-Freund:

… Danke für die Infos, so kann ich von der Couch aus ein bisschen teilnehmen. Bin total platt und sitze jetzt auch noch im Büro. Nachher rase ich zu meiner Übungsgruppe… *schnauf*

Liebe Grüße

Mit einer Antwort hatte ich abends gar nicht gerechnet, aber als ich in meine Mails guckte, fand ich eine Nachricht, in der stand:

danke für Deine Mail. Du bist noch immer im Büro bist und nennst dich selbst „platt“. Brauchst eigentlich etwas Entschleunigung und Regeneration?

Ja, ja, ja!!!
Danke, Bruder, fürs Sehen! Danke, dass keine Ratschläge kamen, ich solle doch die Übungsgruppe sausen lassen oder mal Urlaub machen. Danke, das Du trotz eigenen Kummers noch aufnahmefähig dafür warst, wie es mir geht! GfK ist so geil!

So long!

Ysabelle

Dankbarkeit & Wertschätzung

Hallo, Welt!
Ich bin ganz berührt, berauscht, erfüllt, ergriffen, erstaunt, überrascht, beklommen, überwältigt und verwirrt.
Fast immer wähne ich mich hier allein.
Vor einiger Zeit hatte Christel erzählt, dass sie regelmäßig reinschaut in den Blog. Dabei pflegt sie selbst auch eine umfangreiche Webseite und gestaltet auch noch einen Newsletter. Von Gabriel, mit dem ich das eine oder andere Projekt losgetreten habe, weiß ich, dass er relativ regelmäßig vorbeiguckt. Ab und an lässt sich Oliver blicken und Markus liest so ziemlich alles, was ich verfasse. Von einem Mitautor hier im Blog überrascht mich das aber nicht. Doch in den vergangenen Tagen habe ich eine Fülle von Rückmeldungen bekommen, die mich einfach nur… siehe oben.

Heute erreichte mich sogar eine Nachricht aus der Schweiz von einer Dame, die die Postings im Postauto liest. Meine lieben Leserinnen und Leser, liebe Weggefährten, Ihr macht mir mit Euren Rückmeldungen eine riesige Freude. Eigentlich war ich Silvester davon ausgegangen, dass ich wie in den Monaten vor Dezember nur wieder ab und zu ein Posting schreibe, wenn halt Zeit ÜBRIG ist. Jetzt spüre ich, wie sich meine Prioritäten neu sortieren. Wenn es so viele Menschen gibt, die hier tatsächlich mitlesen, und denen dieser Blog Freude macht oder sogar etwas gibt, dann möchte ich dem unbedingt Rechnung tragen!

Wie gut, dass mir zur Illustration heute ein Lied von Ruth Bebermeyer in die Hände fiel:

Given To
by Ruth Bebermeyer
I never feel more given to
than when you take from me –
when you understand the joy I feel
giving to you.
And you know my giving isn’t done
to put you in my debt,
but because I want to live the love
I feel for you.
To receive with grace
may be the greatest giving.
There’s no way I can separate
the two.
When you give to me,
I give you my receiving.
When you take from me, I feel so
given to.
-Song “Given To” (1978) by Ruth Bebermeyer
from the album, Given To.

Hier kommt die Übersetzung, die ebenfalls im Internet
auf der Seite von Ulrich Kormann steht:

Marshall B. Rosenberg schreibt im Buch ‚Gewaltfreie Kommunikation – Eine Sprache des Lebens’:
„Was ich in meinem Leben möchte, ist Einfühlsamkeit, einen Fluss zwischen mir und anderen, der auf gegenseitigem Geben von Herzen beruht. In dem nun folgenden Gedicht meiner Freundin Ruth Bebermeyer kommt die Art der Einfühlung zum Ausdruck, die ich meine, wenn ich sage ‚von Herzen geben’:

‚Ich fühle mich ungemein beschenkt,
wenn Du etwas von mir annimmst –
wenn Du an der Freude teilhast, die in mir ist,
sobald ich Dich beschenke.
Und Du weisst, ich gebe nicht in der Absicht,
Dich in meine Schuld zu bringen,
sondern weil ich die Zuneigung leben möchte,
die ich für Dich empfinde.
Annehmen mit Würde
Ist vielleicht das grösste Geschenk.
Unmöglich kann ich die beiden Seiten
voneinander trennen.
Wenn Du mich beschenkst,
schenke ich Dir mein Annehmen.
Wenn Du von mir nimmst, fühle ich mich
sehr beschenkt.’
Song ‚Given To’ (1978) von Ruth Bebermeyer von der LP ‚Given To’

In diesem Sinne fühle ich mich von Euch beschenkt und möchte schenken.

Wir lesen uns hier…
So long!

Ysabelle

Au Backe – Ich bin Sekten-Mitglied!

Hallo, Welt!
Gestern wurde ich auf eine Seite des Bayerischen Landesjugendamtes aufmerksam, deren Inhalt mich doch sehr betroffen gemacht hat. Glaubt man den Inhalten, steht die Gewaltfreie Kommunikation etwa auf einer Stufe mit Scientology. Ich zitiere hier mal einige Absätze, ohne sie zu kommentieren.

Versprechungen
<> Man verspricht mir Liebe und Verständnis, Reichtum, Glück, Erfolg, Gesundheit und Heilung, spirituelle Erfahrungen oder Erleuchtung, Errettung oder Erlösung, wenn ich mich der Gruppe anschließe oder bestimmte Kurse der Gruppe besuche.
<> Ich kann ein völlig neuer, besserer Mensch werden. Ich kann mit Hilfe der Gruppe alle meine Probleme und möglicherweise die der ganzen Welt lösen. Mein Leben wird sich vollständig ändern.
<> Man sagt mir, dass ich genau diese Gruppe brauche, um all die Dinge, die ich erreichen möchte, zu schaffen.
<> Die Gruppe bietet einfache Erklärungen für alle wichtigen Lebensbereiche und Probleme.
<> Obwohl ich das Gefühl habe, dass von der Gruppe eine unerklärliche Anziehungskraft ausgeht, bin ich mir sicher, dass ich alles selbst entscheiden kann.
Gruppenstruktur
 <> Die Mitglieder/Mitarbeiter der Gruppe oder des Anbieters sind ausgesprochen nett zu mir, sie gehen auf mich ein, wie ich es mir schon immer von anderen Menschen gewünscht habe. Mindestens ein Mitglied der Gruppe ist immer in meiner Nähe.
<> Die Mitglieder der Gruppe halten stark zusammen und heben sich möglicherweise durch eine besondere Sprache, besondere Begriffe, die nur innerhalb der Gruppe so verwendet werden von anderen ab. Vielleicht erhalten die Mitglieder auch einen neuen Namen.
<> Die Gruppe fühlt sich als Elite, als Vorreiter einer neuen Epoche. Nur Gruppenmitglieder werden einer nahenden Bedrohung entkommen.
<> Kinder und Jugendliche haben in der Ideologie der Gruppe eine besondere Funktion.
<> Die Gruppeninteressen kommen vor den Interessen des Einzelnen. Ich muss viele Aufgaben für die Gruppe übernehmen, Kurse besuchen, Mitglieder werben, Bücher verkaufen usw. Private soziale Absicherung ist nicht wichtig.
<> Wenn der Gruppenführer es mir befiehlt, darf ich auch gesetzwidrige Taten begehen. Indem ich das mache zeige ich meine besondere Loyalität bzw. meine Glaubensstärke.
Methoden
<> Nur diese Gruppe bzw. dieser Anbieter hat angeblich die richtigen Methoden, mit denen ich weiterkomme. Sie sind rational oder mit herkömmlichen wissenschaftlichen Methoden nicht erklärbar.
<> Was innerhalb der Gruppe eigentlich passiert, kann man nicht erklären, sondern muss man selbst erleben. Deshalb soll ich am besten gleich mitkommen und mir ein eigenes Urteil bilden.
<> Auf dem Weg zur Erlösung oder der Beseitigung meiner Probleme werden mir sonderbare Dinge abverlangt. Geheimnisvolle religiöse oder psychologische Übungen werden benutzt, um besondere Bewusstseinszustände zu erreichen (Ekstase, Ergriffensein, Aufhebung des Selbstgefühls, ausgefallene spirituelle Erlebnisse).
<> Ich soll mein Leben so umstellen, dass ich möglichst viel Zeit in der Gruppe verbringe. Kontakte zu möglichen Kritikern, auch zu Familienangehörigen oder früheren Freunden soll ich abbrechen, sie stören mich auf meinem Weg.
<> Es gibt Regeln oder Rituale für Ernährung, Kleidung, Körperpflege, Beziehungen und Sexualität oder sogar für die gesamte Tagesgestaltung.
<> In Einzelgesprächen und bei Gruppenveranstaltungen merke ich, dass alle Gruppenmitglieder identische Ansichten über sämtliche Aspekte des Lebens haben. Da sogar der Wortlaut der Aussagen übereinstimmt, habe ich manchmal den Verdacht, es findet eine Art Indoktrination statt.
Zentrale Führungspersönlichkeit
<> In der Gruppe gibt es eine Führungspersönlichkeit, die durch besondere Erfahrungen, Eingebung, Erleuchtung oder geheimnisvolle Kräfte besonderes Wissen und Macht über die Welt und den Menschen hat. Aufgrund ihres besonderen Status sind Zweifel, Kritik oder ein Hinterfragen nicht gestattet.
Umgang mit Kritik
<> Wenn jemand sich negativ über die Gruppe äußert, werden dessen Argumente als Zeichen der Unwissenheit oder als feindliche Absicht interpretiert. An der Gruppierung gibt es nichts zu kritisieren.
<> Stellt sich der Erfolg nicht wie versprochen ein, liegt es an mir. Ich habe nicht alle Regeln befolgt, habe vielleicht gezweifelt oder mich zu wenig bemüht.
<> Wenn ich mich von der Gruppe lösen will, werde ich massiv unter Druck gesetzt oder auf subtile andere Art überzeugt, dass ich bleiben muss.
 
Haben Sie eine oder mehrere Aussagen angekreuzt ?
<> Ja
<> Nein
Bei Ja: 
Bei der betreffenden Gruppe oder dem Anbieter ist Vorsicht geboten. 
Erkundigen Sie sich bei Fachleuten über die Gruppe.
Bei Nein: 
Die Gruppe, mit der Sie es zu tun haben, scheint unbedenklich zu sein. Sollten Sie weitere Fragen haben, erkundigen Sie sich bei Fachleuten.

(schnipp)

In diesem Tenor gibt es noch weitere Erläuterungen. Ehrlich gesagt weiß ich nicht, ob ich lachen oder weinen soll. In meinem Umfeld gibt es einzelne Menschen, die tatsächlich meinen, die Gewaltfreie Kommunikation habe etwas Sektiererisches. „Du bist ja mit der GfK verheiratet“, habe ich gehört. Oder auch: „Das ist was für Leute, die sich nicht klar ausdrücken können oder wollen, sonst bräuchten sie doch nicht immer alles zu wiederholen.“

Ok, wenn es denn eine Sekte ist, bin ich gern dabei.
Ich mag es, Verständnis, Wärme, Geborgenheit, Unterstützung und Wachstum im Zusammensein mit anderen zu erleben.
Es freut mich, dass die Gruppenmitglieder nett zu mir sind und auf mich eingehen. Die vier Schritte sind eine äußerst einfache Methode, die sogar Kinder und Jugendliche verstehen (einige Familienmitglieder von mir leider nicht, *grummel*)
Ich lerne gern eine neue Sprache, die nur innerhalb der Gruppe verstanden wird. Vielleicht kommt ja mal der Tag, an dem sich auch andere Menschen auf ihre Gefühle und Bedürfnisse besinnen.

Und Marshall Rosenberg nehme ich gern als Vorbild!

Der GfK-Trainer und Buchautor Kelly Bryson hat übrigens eine Anleitung für unsere Sekte geschrieben, die ich Euch an dieser Stelle nicht vorenthalten möchte:

aus dem Buch „Sei nicht nett, sei echt“ , S. 303

Es folgen einige Beispiele für Aktivitäten, durch die jener „Leim“ entsteht, der für den Aufbau einer Gemeinschaft erforderlich ist. Die Beispiele stammen aus der Zeitschrift Communities (www.ic.org)

1. Zeit für das Mitteilen persönlicher Erlebnisse
2. Zeit für die Lösung von Konflikten
3. Gemeinsame Mahlzeiten
4. Entscheidungsprozesse, an denen alle beteiligt sind
5. Kinder in der Gemeinschaft
6. Austausch über gemeinsame Wertvorstellungen, Visionen und Ziele
7. Ausdruck von Wertschätzung und Anerkennung
8. Singen, Tanzen, Musizieren
9. Feste und Rituale
10. Gruppenkuscheln
11. Theateraufführungen vorbereiten
12. Gemeinsame Arbeit an Projekten, die nicht nur der Gemeinschaft zugute kommen, sondern auch der Umwelt, der Stadt, dem Land oder der Welt.

So weit das Zitat aus dem Buch.
Genau das habe ich die nächsten Tage vor. Wer von Euch ist mit dabei?

So long!

Ysabelle
   

Wie kannst Du es wagen…

Hallo, Welt!
Heute Mittag sah ich jemanden in der Kantine sitzen, der einem Bekannten sehr ähnlich ist. Schon vorige Woche war mir der Mann aufgefallen, fast hätte ich mich zu ihm gesetzt, aber in letzter Minute erkannte ich meinen Irrtum und schwankte mit meinem Tablett an einen anderen Tisch.

Heute hatten wir Blickkontakt und zuerst dachte ich wieder, Mensch, da sitzt doch Dr. XY. Aber nein… der gleiche fremde Mann wie im letzten Jahr.
Heute habe ich es gewagt, mich zu ihm zu setzen und hatte eine interessante Unterhaltung. Er hat mit meiner Profession (und der von Dr. XY) überhaupt nichts am Hut und kommt einfach als externer Gast in die Kantine. Während unseres anregenden Gesprächs dachte ich bei mir, „ist doch gut, dass du dich getraut hast, dich zu jemand Fremden zu setzen.“

Beim Nachspüren ging mir auf, dass ich damit zurzeit ganz offensichtlich ein Thema habe: How dare you! Wie kannst du es wagen…
http://youtu.be/AAb-Y6pB07Y
(Achtung, da passiert nichts, das ist nur die Musik von dem alten 10CC-Album aus den 70er Jahren.)

Also: ich setze mich zu einem fremden Menschen an den Tisch. Ich richte mir einen Do-Nothing-Raum ein, der überhaupt nicht aussieht wie ein Wohnzimmer. Ich wage etwas! Gestern habe ich gewagt, einem Freund am Telefon zu sagen, du bist mir ganz wichtig und unsere Freundschaft hat einen ganz großen Stellenwert für mich, und trotzdem bin ich gerade zu erschöpft, um mit Dir zu reden. Boah! Geradezu tollkühn! Meine Teilnahme am GfK-Netzwerktreffen kommenden Samstag werde ich absagen, weil ich am Sonntag einen wichtigen Termin habe und sonst überhaupt keine Pause bekomme. How dare you! Wie kannst du es wagen…

Und was hat das mit GfK zu tun?
Gerhard Rothhaupt stellt seine Jahresgruppe unter das Motto: „Abenteuer Ehrlichkeit“. Und tatsächlich ist es ein Abenteuer, sich auf Ehrlichkeit einzulassen. Nicht dass mir ständig Lügen aus dem Mund perlen. Aber um mein Bedürfnis nach Schutz und Harmonie zu befriedigen, sage ich oft nicht wirklich, was ich brauche. Und weil es in meinem Kopf noch immer einen Haufen Bilder davon gibt, wie Dinge zu sein haben, finde ich es unendlich schwer herauszufinden, was für MICH passt. „Das tut man nicht“ ist eines der Brandzeichen auf meiner Kehrseite, geprägt in fetter Fraktur.
Wohnzeitschriften informieren, wie „man“ sich einzurichten hat, Modepostillen und Versandhaus-Kataloge zeigen, wie eine Frau auszusehen hat, welche Figur sie haben darf, wie sie sich in akzeptabler Form ver- oder enthüllt. Hat einer von Euch schon mal ein am Menschen fotografiertes Nachthemd in Kleidergröße 48 gesehen, in einem Katalog, einer Modezeitschrift? So haben Menschen nicht zu sein! Die normative Kraft von Bildern hat mich in den vergangenen Tagen ziemlich erschreckt. Mir war gar nicht bewusst, wie sehr mich diese Fotos prägen.

Oliver Heuler sagte in seinem Fernsehbeitrag etwas über Kindererziehung. Es ist ihm (sinngemäß) ein Anliegen, seinen Sohn nicht in eine vorgefertigte Form zu pressen oder so zu ziehen und zu zerren, bis er seinen Vorstellungen entspricht. Im Nachgang habe ich gemerkt, dass ich genau das tue. Ich drücke und schiebe mich in irgendwelche Formen, von denen ich ohne Bewusstsein annehme, so müsste ich sein, aussehen, mich entscheiden, mich äußern, wohnen… Und über allem wacht die eingebaute Geschmackspolizei, mein ganz privater Sicherheitsdienst.

Ich glaube, 2012 möchte ich anfangen, Dinge zu wagen. Ich möchte zunächst einmal merken, wo ich nicht authentisch bin. Uuuuiiih, ich denke doch, dass ich authentisch bin! Aber noch nicht immer…

Ich will mich zeigen. Ich will mich zumuten. Ich will mich näher kennen lernen.
Leute, das ist sehr wahrscheinlich der Beginn einer wunderbaren Liebesgeschichte.

Was wagt Ihr in 2012?
Los, verratet es mir 😉

So long!

Ysabelle

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