Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

Dankbarkeit: 1. Dezember

Hallo, Welt!

Wie schon im vorigen Jahr möchte ich den Dezember zu meinem persönlichen Dankbarkeitsmonat machen. Vielleicht gelingt es mir, auch ein paar Gedanken von Gerald Jampolsky einzuflechten, der mich mit seinem berührenden Büchlein „Lieben heißt die Angst verlieren“ seit Jahren inspiriert. Manchmal verliere ich die einfachen Weisheiten aus dem Fokus, die er darin zusammengestellt hat. Die Adventszeit und der Dankbarkeitsmonat sind eine gute Gelegenheit, mich zu erinnern.

Lektion 1
Alles was ich gebe, wird mir gegeben

Heute Mittag erreichte mich eine Mail, die ich gelinde gesagt schwer lesen kann. In meinem Kopf spielt sich ordentlich was ab und es ist mir schwer, mich mit diesem bewegten Herzen auf das Thema Dankbarkeit zu konzentrieren. Wofür möchte ich heute dankbar sein?

Ich bin dankbar, dass ich Arbeit habe. Und ich bin dankbar, dass ich bei guter Gesundheit bin oder anders gesagt, dass meine Zipperlein meine Lebensfreude nicht beeinträchtigen. Ich bin dankbar für zwei warme Mails einer GfK-Freundin, die mich gestern erreichten. Ich bin dankbar für mein schönes Zuhause und dafür, dass es in diesem Jahr noch schöner geworden ist. Ich bin dankbar, dass sich das Verhältnis zu bestimmten Menschen in meiner Familie oder aus meiner Lebensgeschichte so entspannt hat, dass ich hier so viel Wertschätzung und Verbindung erleben darf. Ich bin dankbar für einen Konflikt in meiner Übungsgruppe. Wir haben so intensiv miteinander gerungen und hatten trotz aller Meinungsunterschiede so viel Respekt und Wertschätzung füreinander, dass ich diesen Konflikt einfach nur feiern möchte.

Was habe ich in diesem Konflikt gegeben? Ich habe auf den Prozess vertraut. Und ich habe gewusst, dass mein Wert nicht davon abhängt, ob wir dieses Thema jetzt beglückend lösen können oder nicht. Und genau das ist zurückgekommen. Es war der schönste Konflikt, den ich je hatte – so bekloppt wie sich das anhört. Und dabei war ich zwischenzeitlich wirklich nicht optimistisch, dass wir uns überhaupt einigen. Aber wir haben nie den Respekt füreinander verloren.

Wenn ich also an einer Stelle Respektlosigkeit beklage, mangelnde Wertschätzung, Verbindung,
dann ist es wahrscheinlich an der Zeit, Wertschätzung, Respekt und Verbindung zu zeigen, zu leben.

Das ist die Lektion, die ich heute lernen möchte.
Ich bin dankbar dafür, dass ich mit den Jahren solche Fortschritte machen durfte, dass ich das erkennen kann.

So long!

Ysabelle

Bedürfnisse: Unterstützung

Hallo, Welt!
Samstag brauchte ich ganz dringend einen besonderen Stecker, traute mich aber gleichzeitig nicht aus dem Haus, weil ich auf den Paketboten wartete. Als sich eine Freundin von „um die Ecke“ meldete, war ich super-erleichtert, denn ich konnte sie fragen, ob sie bei ihrer Runde mit dem Hund in dem Geschäft vorbeigehen könnte, um so ein Kabel zu kaufen. Dazu hatte sie ganz viel technisches Verständnis und verhindert auch noch, dass irgendein Blödsinn in die Tüte kam.
Ich merkte an meinem Stress an diesem Vormittag, dass ich fast nie um Unterstützung bitten kann. Ich habe da einen ganzen Überseekoffer voller Besorgnisse auf dem Buckel. Allerdings sind sie meist nicht etwa präsent, sondern irgendwie so fies subkutan, unter der Haut. Wenn ich mir ganz viel Mühe gebe, höre ich die Stimmen, die solche Sachen sagen wie: Geh anderen Leuten nicht auf die Nerven… Du erwartest zu viel. Immer muss sich alles um dich drehen… Ich erinnere mich noch gut an die erste Stunde bei Anja Kenzler, in der es um die Bearbeitung von Glaubenssätzen ging. „Und was ist die Beobachtung dazu?“ Die Beobachtung ist jedenfalls nicht, dass ich auch nur einmal die Woche um Unterstützung bitte. Damit meine ich jetzt nicht solche Sachen wie „kannst du mir mal bitte die Tür aufhalten?“

Wenn ich darüber nachdenke, wen ich um Unterstützung fragen könnte, kommt erst mal ein „Blank“-Stein auf meinem geistigen Scrabble-Brett. Erst wenn ich die Aufgaben präzisiere, gibt es Antworten. Ich brauche Einfühlung? Gabriel! An erster Stelle. ABER! Wenn ich weiß, dass Gabriel zu tun hat, morse ich ihn nicht an. Je nach Thema denke ich an Anke, Claudia, Ursula, Wiebe. Aber bis ich sie tatsächlich anrufe, muss schon echt viel Druck auf dem Kessel sein.

Ich merke, dass ich auf unsicherem Boden unterwegs bin. Wie ein Jäger auf der Pirsch nach einem Raubtier versuche ich mich nach allen Seiten abzusichern. Welche Signale sendet der andere? Kann ich mich wirklich zumuten? Es gibt gewachsene Beziehungen, in denen ich mich trotzdem kaum zumuten kann. Meine liebste Freundin aus Braunschweig zum Beispiel: Obwohl uns seit Jahren so viel verbindet, ist es für mich erst mit einer gewissen Leichtigkeit möglich geworden sie anzurufen, wenn bei mir die Luft brennt, seit sie selbst GfK betreibt. Das gibt mir (mehr) Sicherheit, dass sie NEIN sagt, wenn es ihr nicht passt. Und ich habe keine Sorge um die Tragfähigkeit unserer Beziehung, wenn sie nein sagt. Ganz im Gegenteil. Dann weiß ich nämlich an anderer Stelle, dass ihr Ja uneingeschränkt ist. Und wenn sie sagt, „ich habe nur eine halbe Stunde Zeit“, kann ich diese Zeit nehmen ohne mich zu sorgen, dass sie in Druck gerät oder hinterher ärgerlich ist, denn ich habe das Vertrauen, dass sie mir wirklich sagt, was sie anbieten kann und was nicht geht.

Ich brauche also Verbindung, Sicherheit und Klarheit, wenn ich um Unterstützung bitten will. Und ich genieße es, dass die Beziehung nicht auf dem Prüfstand steht, wenn der andere mir gerade keine Unterstützung geben kann. Oder wenn ich nein sage. Es kommt nur ganz selten vor. Aber zumindest unter Giraffen halte ich es aus, gelegentlich meine Bedürfnisse genau so wichtig zu nehmen wie die meines Gegenübers.

Wachstum ist machbar, Herr Nachbar!

So long!

Ysabelle

Vergebung. Ganz einfach. Oder doch nicht?

Hallo, Welt!
Aktuell beschäftige ich mich mal wieder mit dem Thema Vergebung.
Ich habe ja vor ein paar Jahren schon mal heftig abgeschäumt zum Thema „Radikale Vergebung“ von Colin Tipping. Das Buch habe ich wohl 20 Mal in die Ecke geschmissen, verschiedene Textpassagen fand ich so verstörend, dass ich ich gar mehr weiter lesen wollte. Aber ein bisschen was ist doch hängen geblieben, zum Beispiel die Erkenntnis, das die Kreation von Schuldigen und Opfern oft nur in meinem Kopf stattfindet.
Ich habe hier mal ein paar Anregungen zusammengetragen,

Vergebung bei Wikipedia (Auszug)
Der Gesprächspsychotherapeut Reinhard Tausch hat die psychologische Dimension des Vergebens empirisch untersucht.[4] Demnach handelt es sich um intensive innere Selbstgespräche, die eine mentale Bewältigung des verletzenden Ereignisses ermöglichen. Tausch weist darauf hin, dass bereits eine „innere“ Vergebung ausreichend sein kann, vor allem wenn der andere nicht erreichbar ist oder eine Mitteilung unangemessen erscheint.

Anselm Grün beschreibt den Weg zur Vergebung als Distanzierung von den eigenen Emotionen. So unterscheidet er etwa zwischen schädlichem Zorn und heilsamer, vor seelischer Kränkung schützender Wut.

Verzeihen ist Schwerarbeit. Der Vergebungsforscher Dr. Robert D. Enright, Universität von Wisconsin, Madison, erläutert vier Stufen des Vergebung, die analog mit den vier Äras der Medizin zu vergleichen sind:

Die vier Stufen der Vergebung

Entdecke und anerkenne den Ärger in dir. – Energieräuber – potentieller Krankmacher
Entscheide dich, wirklich zu vergeben. – Alternative
Vergib beharrlich und lass Schicht um Schicht los. – Arbeit
Feiere deine emotionale Befreiung. – Gnadenerfahrung

So weit die Fremdquellen. Jetzt komm ich.

Ich merke ziemlich deutlich, dass ich gegen einige Menschen in meinem Umfeld richtigen Groll habe. Ich bin ziemlich verstrickt in einem blöden Opferding, und ich hab noch nicht so ganz schlau, wie ich da heil rauskomme. Im Moment versuche ich es mit der Strategie „so tun als ob“, Ich tue einfach so, als gäbe es in Bezug auf diese Menschen diese unerfüllten Bedürfnisse nicht. Eine weitere Strategie, die ich anwende, ist so etwas ähnliches wie beten. Also, ich versuche, dem anderen Liebe zu schicken, Wohlwollen, Wärme. Das finde ich besonders ambitioniert. Dann habe ich auch noch die Strategie, anderen Leuten die Ohren vollzujammern, wie schlecht es mir mit der aktuellen Situation geht, wie unzufrieden ich bin. Ok, kurzfristig hat das entlastenden, affirmativen Charakter, aber es löst das verdammte Problem nicht. Außerdem entspricht das nicht meinem Bedürfnis nach Kongruenz und Wertschätzung für die andere „Partei“, deren Bedürfnisse ich respektieren möchte.
Bingo!
Ich merke gerade, ich bin sehr bereit, die Bedürfnisse der anderen Seite zu akzeptieren. Und gleichzeitig fühle ich so einen tiefen Schmerz, dass meine Bedürfnisse in diesem Miteinander nicht gesehen werden, oder zumindest dass es keine Resonanz dazu gibt. Das tut einfach nur weh.
Wie ich mich kenne, heißt das wahrscheinlich auch mal wieder, dass ICH mich um MEINE Bedürfnisse nicht ausreichend kümmere. Na super. Noch ne Baustelle. Na ja. Muss ja nicht alles auf einmal sein. ich schätze mal, das Thema dürfte mich noch eine Weile beschäftigen. Vielleicht druck ich mir mal wieder nen Tipping-Fragebogen aus. Das muss man ihm lassen: Das Ding setzt was in Bewegung.

So long!

Ysabelle

Freilebende Giraffe

Hallo, Welt!
Heute Abend hatte ich einen geschäftlichen Abendtermin. Durch die Dunkelheit stapfte ich zu dem Lokal, in dem das Treffen stattfinden sollte. Ah, da war es ja! Ich öffnete die Glastür und platzte mitten in eine Begrüßungsszene. Brav schlängelte ich mich hinter die beiden Leute, die da willkommen geheißen wurden. Doch bevor ich an die Reihe kam, öffnete sich die Tür erneut, zwei weitere Menschen kamen herein und standen, schwups, vor mir. Plausch, Plausch, Laber Rhabarber… Ich merkte, wie in mir die Wut aufflammte.

Hey, was ist los, wisperte es in meinem Kopf, denn ich tobte innerlich. Meine Bedürfnisse nach Gesehen werden, Wertschätzung, Verbindung, Respekt, Teilhabe, Ordnung und vielleicht noch manches andere waren mal komplett im Mangel.

Da öffnete sich erneut die Tür. Wieder kamen zwei Menschen herein, die lautstark und herzlich willkommen geheißen wurden. Am liebsten hätte ich mit meiner 15-Kilo-Handtasche um mich geschleudert. Ich ballte die freie Faust, zählte den Countdown, um den Laden zu verlassen.

Da schlängelte sich eine schlanke Frau in einem schicken Schwarzweiß bedruckten Kleid zu mir durch. „Hallo, mein Name ist XY, Sie haben ja einen ganz unglücklichen Platz da hinter der Tür erwischt!“ Ich knirschte mit den Zähnen und zischte, „ja, ich bin auch direkt vorm Gehen, das reicht mir hier für heute Abend!“

Sanft zog mich die Frau aus der Ecke raus und murmelte beruhigend auf mich ein. Ich weiß nicht mehr genau, was sie sagte, aber es waren solche Dinge wie „ja, so was kenne ich, das ist auch wirklich blöd, wenn man so gar nicht drankommt…. Geben Sie mir mal Ihre Jacke… Ich habe ein schönes Plätzchen für Sie… nehmen Die erst mal ein Glas Wein oder Champagner zur Entspannung….“

Deutlich besänftigt knurrte ich nur, „ich trinke keinen Alkohol“. Sie nahm mir den Mantel ab und bugsierte mich dann um ein paar Tische zu dem Starkoch, der an dem Abend eine wichtige Message verbreiten wollte. So kam ich zu einem fachkundigen Vortrag über Graukäse, Gamsschinken und Weinanbau in Tirol (nahezu keiner, bis jetzt…).

Als es zum Essen ging, gelang es mir, noch einmal die schwarzweiße Dame zu erwischen und ihr meine Dankbarkeit auszudrücken. „Sie haben mir den Abend gerettet… Ich war wirklich kurz davor zu gehen. Aber es hat mir so gut getan, wie Sie sich um mich gekümmert haben!“

Den eingeschenkte Giraffensaft konnte sie kaum annehmen, deshalb vermute ich, dass sie eine freilebende Giraffe war. Wie wundervoll, so eine Begegnung mit einem Menschen, der einfach seinem Herzen nach handelt und sich so aufmerksam und fürsorglich zeigt.
Ich bin dankbar und froh, dass sie mich zum Bleiben bewegt hat. Saibling und Rehgoulasch waren köstlich!

So long!

Ysabelle

Ich! Will! Zu! Ikea!

Hallo, Welt!
Gibt es ein Bedürfnis, zu Ikea zu fahren? Hat Marshall das nur deshalb nicht in seine Bedürfnisliste aufgenommen, weil es in den USA Ikea noch nicht gab, als er die Gewaltfreie Kommunikation entwickelt hat? Welches wundervolle Bedürfnis steckt hinter dem dringenden Wunsch, am liebsten noch heute zu Ikea zu fahren? Und würden es auch ein Hot Dog aus der Fußgängerzone, Hackbällchen mit Preiselbeersauce aus der Kantine und ein Stück Mandeltorte vom Weihnachtsmarkt tun? NEIN!

Ich würde ja auch einen anderen Möbelladen nehmen. Aber Ikea hat meist den Vorteil, dass man die Sachen gleich mitnehmen kann und sich nach stundenlanger Schrauberei daran freuen. Oder ärgern, wenn das erstandene Stück einen Schaden hat, farblich leider doch nicht perfekt passt, nicht durch die Tür geht oder ähnliche Unerfreulichkeiten. Also, Ikea hat was zu tun mit Trieberfüllung, sofort!

1998 habe ich mir eine recht teure, wie ich noch immer finde, traumhaft schöne Ledergarnitur gekauft. Schwarz. Ich war mitten in meiner schwarzen Phase. Die helle Freude hielt nur eine Nacht, dann hatten meine damaligen pelzigen Mitbewohner ihre messerscharfen Krallen in die Lehnen gepiekt. Nicht etwa lange Kratzer, sondern einfach nur kleine Krallen hatten das Leder sozusagen pikiert, winzige Triangeln reingerissen. Das war ein Schmerz! Unerfüllte Bedürfnisse? Achtung meiner persönlichen Habseligkeiten, Schönheit, Wertschätzung, Verbindung. Ihr miesen Fellohren, könnt Ihr nicht an der verdammten Tapete kratzen?
Zwei Mal wurde mit diesen Möbeln ein Wohnzimmer gebaut/eingerichtet. Mit mehr oder weniger schwarzen Regalen. Und ich stelle fest, dass ich den Raum, in dem diese Möbel stehen, nicht nutze. Im Sinne von gar nicht. Freunde, die mich besuchen, gucken hier fern. Im Moment steht auch noch ein Kinderwagen drin. Aber genutzt wird der Raum nicht wirklich.
Im kommenden Jahr wird es vom Wohnzimmer aus eine große Terrassentür in den Garten geben. Eine gute Gelegenheit, die schwarzen Möbel auszumustern. Aber warum jetzt? Warum habe ich jetzt den Drang, alles neu zu machen?
http://youtu.be/2ewpeHwUe7c
Welche Gefühle sind da am Brodeln?
aufgeregt
begeistert
eifrig
entschlossen
hoffnungsvoll
motiviert (!)
schwungvoll

das trifft es so ziemlich. Spannend zu merken, was ich eben nicht bin: Ich bin nicht klar, ich bin nicht selbstsicher, was den Möbelkauf angeht, ich bin nicht unbekümmert und nicht unbedingt zuversichtlich. Tatsächlich bin ich eher
ängstlich
angespannt
besorgt
vermutlich auch einsam
genervt (von dem Alten)
nervös
scheu
ungeduldig

Hm. Interessant. Gefühle bei erfüllten und unerfüllten Bedürfnissen. War mir gar nicht bewusst, dass das gerade so ambivalent ist. Es gibt also bei dem Gedanken an „Alles neu“ sowohl Freude als auch Angst.

Der Blick auf die Bedürfnisse:
Obdach – na ja, überdacht ist der Raum schon, beheizt auch…
Ordnung (das kann noch dauern, denn die Bauarbeiten gehen ja erst im Frühjahr weiter)
Selbstständigkeit (kann ich all alleine…)
Selbstvertrauen (chaka!)
Wachstum
Kreativität (den Raum neu zu gestalten ist ja ein kreativer Akt)
Authentizität (Leute, das bin ich einfach nicht mehr…)
Wertschätzung vielleicht? Meiner selbst? Ich darf es schön haben?
Auch Wertschätzung für die Gäste, die ich Weihnachten erwarte.
Sinnhaftigkeit. Leute, wofür racker ich denn das ganze Jahr?
Schönheit. Jawoll!
Harmonie
Spaß
Freude
Leichtigkeit
Feiern
Spiritualität. Vielleicht errichte ich in dem Raum einen GfK-Schrein mit einem Foto von Marshall…
Ne, im Ernst. So was wie „sich sammeln“ oder „entspannen“ ohne Computer, Fernsehen, Beschallung.

Alle Achtung, das sind ja ganz schön viele Bedürfnisse, die mir ein Besuch bei Ikea unter Umständen erfüllen könnte. Vorausgesetzt, ich trau mich. Und ich finde, was ich haben möchte. Und ich kriege es ins Auto… und aufgebaut. Und es passt bei mir rein, größenmäßig und farblich. Ach ja… die alten Möbel müssen natürlich auch irgendwo bleiben. Heute wäre Sperrmüll gewesen, vielleicht hat mich das zeitlich ein wenig – nennen wir es „getriggert“. Aber noch schöner wäre es, wenn jemand anderes noch eine Weile auf den schönen schwarzen Ledermöbeln sitzen mag. Jemand außer den Katzen, meine ich…

So long!

Ysabelle

Und dann lachst du immer so blöd…

Hallo, Welt!
Bahn fahren ist doch immer wieder eine Quelle der Inspiration. Neulich Morgen stand ich neben einer Frau und einem Mann am Bahnsteig und hörte aus ihrem Mund den Satz: Und dann lachst du immer so blöd!
Was für eine Perle am frühen Morgen! Ich kannte keine Zusammenhänge, aber mir fiel auf, dass ich die Frau im Schmerz wahrnahm. Ich schätze mal, „gekränkt“ gehört eher in die Schublade der Interpretationsgefühle, also versuche ich mal zu übersetzen, welche Gefühle und Bedürfnisse in der Frau lebendig waren.
Ich nahm sie ärgerlich wahr. Wieso steht eigentlich das fantastische Wort „unwirsch“ auf keiner dieser Gefühlslisten, nicht mal auf meiner?
Ärgerlich
Angespannt, vielleicht ein bisschen
Bitter
Einsam, definitiv!
Entrüstet
Frustriert
Genervt
Hilflos
Irritiert
Traurig
Streitlustig, eine Prise jedenfalls
Unbehaglich
Verletzt

Ich schätze, das war’s so grob.
EIN unerfülltes Bedürfnis sprang mich sofort an, als ich den Satz hörte:
*R*E*S*P*E*K*T*
http://youtu.be/EyvJlD7SJYs

Das war so offensichtlich!
Und dann vielleicht noch
Autonomie (ich möchte darauf vertrauen, dass ich meinen Weg gehen kann)
Verbindung
Integrität
Wertschätzung
Unterstützung
Vertrauen
und vielleicht Harmonie…

Ich habe ja keine Ahnung, worum es in dem Gespräch ging. Mir fiel einfach auf, dass der Satz „und dann lachst du immer so blöd“ zum einen ganz viel über den Schmerz des Sprechers verrät ( zumindest in der von mir aufgeschnappten Betonung, anders betont ist da mit Sicherheit auch andere Musik drin…), zum anderen zeigt es auf, dass wir uns häufig mit Bewertungen zur Wehr setzen, wenn wir keinen Zugang zu unseren Gefühlen haben. Und ich merke einfach im Alltag, dass dieses Verhalten leider so gut gelernt ist, dass es mir auch im sechsten GfK-Jahr immer noch schwer fällt, den Aus-Schalter zu finden.

So long!

Ysabelle

@ Oliver, nach unserem Austausch dazu musste die Mucke einfach kommen 😉

Bewertungs-Orchester: Willkommen

Hallo, Welt!
In diesen Tagen schlage ich mich ganz intensiv mit Bewertungen herum. Wenn es in mein Bewusstsein vordringt, versuche ich mir Einfühlung zu geben, aber so ganz gelingt mir das nicht. Was wiederum ein neues Konzert an Urteilen und Bewertungen auslöst, gespielt auf Teufelsgeige, Löffel und Waschbrett. Ein schauriges Geschrumse.

Bewusst wahrgenommen habe ich es, als in meinem Kopf der Satz „ich fühle mich nicht willkommen“ gebetsmühlenartig kreiste. Man kann sich ja mit solchen Äußerungen auch gut selbst hypnotisieren…

Ich habe mich also zur Ordnung gerufen (!)
Sich willkommen fühlen ist kein Gefühl. Was ist das Gefühl?

Traurig
fällt mir als erstes ein.
Bitter
Dumpf
Einsam
Ermüdet
Ernüchtert
Frustriert
Teilnahmslos

Das ist es so grob. Wie bei einem guten Essen gibt es Spuren von anderen Gewürzen, aber sie schmecken nicht vor. Soll heißen, da sind schon noch ein paar mehr Gefühle im Hintergrund, aber diese hier sind am deutlichsten.

Die unerfüllten Bedürfnisse sind
Sicherheit – uups – das war mir bis zu dieser Sekunde nicht bewusst
Selbstvertrauen
Gesehen/Gehört werden
Vertrauen
Beteiligung
Gemeinschaft/Zugehörigkeit
Respekt
Anerkennung
Nähe
Liebe

Scheibenkleister, jetzt laufen die Tränen, das kann ich im Augenblick gar nicht gebrauchen…

Harmonie
Leichtigkeit
Feiern (es geht um Weihnachten…)

Ich glaube, am stärksten sind Zugehörigkeit, Sicherheit, Nähe und Anerkennung.

Es fällt mir schwer zu akzeptieren, dass all diese wunderbaren Bedürfnisse ja durchaus erfüllt werden können, aber nicht unbedingt da, wo ich gern hätte. Ich versuche wieder mal, im Gemüsegeschäft eine Klobürste zu kaufen. Und meine Lieblingsstrategie ist halt, dass ich gerade mit diesen Menschen Gemeinschaft und Verbindung erleben kann. Und genau das ist dort leider nicht im Angebot. Ein Lebensthema von mir.

Ich habe noch einen ganzen Haufen weiterer Bewertungen im Angebot. Ich könnte jetzt „berechnend“ übersetzen und verweise auf das Wortschätzchen „ausgebootet“. Ganz viel von dem, was mich aktuell bewegt, hat damit zu tun, dass ich Teil einer Gemeinschaft sein möchte und meine Gegenüber dieses Bedürfnis nicht in einem Maße erfüllen, wie ich es mir wünsche. Aus Gewohnheit neige ich dazu, entweder die anderen für Armleuchter zu halten oder mich selbst je nach Stimmungslage für „zu“ anspruchsvoll, dumm, egoistisch, schwach oder GfK-unfähig zu halten. Der größte Fortschritt in meinem Leben ist, dass ich heute diese Stimmen aus dem Chor meiner Bewertungssymphonie ausfiltern kann. Ich kann sie hören, wahrnehmen, separieren, sie mir einzeln ansehen und schauen, welche unerfüllten Bedürfnisse sich dahinter verbergen. Und dann kann ich losmarschieren und dafür sorgen, dass genau diese Bedürfnisse erfüllt werden. Damit ist das Bewertungsorchester willkommen, denn es verrät mir mit seiner „Musik“, was in meinem Leben einer Kümmerung bedarf. Danke, Irina, für das wundervolle Wort! Das Bewertungsorchester spielt quasi den Marsch, und ich gehe los, um meine Bedürfnisse zu erfüllen.

http://youtu.be/s1ZXymNeCkA

Gestern Abend kam ich auf den Bahnsteig und wurde dort von Markus und Steffi erwartet. SIE haben auf mich gewartet, damit wir Gelegenheit zum Schnacken haben. Ist das nicht wundervoll? Das erfüllt meine Bedürfnisse nach Gemeinschaft, Gesehen werden, Verbindung, Wertschätzung und Nähe auf die schönste Art. Alles ist für mich da im Leben. Ich bin vorbehaltlos bereit, es zu sehen.

so long!

Ysabelle

Krankenhaus-Begleitung

Hallo, Welt!
Heute habe ich eine Patientin aus meiner Familie zu einer Untersuchung ins Universitätskrankenhaus begleitet. Der Termin war um 12. Gegen 12.30 wurde sie unruhig, weil mehrere Menschen, die nach ihr ins Wartezimmer gekommen waren, schon dran kamen. „Vielleicht haben die mich vergessen?“
Kurzer Check: Dir geht es um Klarheit? Du möchtest gern die Sicherheit haben, dass der Arzt weiß, dass du in diesem Zimmer sitzt?

Dann trabte ich zur Aufnahme. Nein, es hatte alles seine Richtigkeit. „Das ist der Raum für Privatpatienten und die Kollegen wissen Bescheid. Sonst fragen Sie doch noch mal Zimmer 15!“

Beruhigt kehrte ich in den Warteraum zurück. Eine halbe Stunde später fing die Patientin an zu schimpfen. Immerhin saß ihr Taxifahrer, der sie auch wieder nach Hause bringen sollte, schon 90 Minuten herum.

Unerfüllte Bedürfnisse abgeklopft: Klarheit, Respekt, Verbindung!

Nun trabte ich zu Zimmer 15.
Beobachtung: Der Termin war um 12. Jetzt ist es eins. Wie und wann geht es weiter? Was ist los? Bitte um Klarheit.

Der Professor hat um halb 12 einen Anruf bekommen und ist jetzt in einer Prüfung. Es sind vier Prüflinge, und normalerweise dauert eine Prüfung 30 Minuten.
Ich: Wollen Sie damit zum Ausdruck bringen, dass der Professor noch eine Stunde weg sein wird? Die Patientin ist 77 Jahre alt und hatte eine weite Anfahrt. Sie ist Diabetikerin und wird über Sonde ernährt. Wir brauchen Klarheit, wie es hier weiter geht.

Ratlose Blicke. Dann sagte eine Mitarbeiterin: In fünf Minuten rufen wir den Professor an. Und wenn sie was brauchen, Sondenkost oder anderes, versuchen wir das von Station XY zu bekommen.

Danke, das hilft uns sehr weiter.

Ich trabte zurück.
Die Patientin gab dem Taxifahrer einen Schein und bat ihn, etwas essen zu gehen.
Um halb zwei erneut der Gang zu Zimmer 15.
„Der Professor ist jetzt da, Sie können mit der Patientin schon herkommen, es geht gleich los.“
Ich holte die kleine Dame aus dem Warteraum und brachte sie zu einem Zimmer 15 nahegelegenen Stuhl. Und tatsächlich ging es kurz darauf los.

Der Herr Professor erhob sich nicht von seinem Stuhl. Mit fiel auch nicht auf, dass er sich vorstellte, aber vielleicht ging mir das auch durch die Lappen, weil ich die Mäntel aufhängte und die Taschen verstaute. Kein Wort der Erklärung oder Entschuldigung, dass die Patientin zwei Stunden auf die Besprechung warten musste.

Was kann ich für Sie tun?
Beide redeten prächtig aneinander vorbei. Es war eine Freude, das mitzuerleben.
Die Patientin hatte nach einer Krebsbehandlung im Mundboden Schluckbeschwerden und noch diverse schwerwiegende Probleme, auch mit der Zahnprothese. Der Professor vermutete aufgrund der vorgetragenen Beschwerden, die Patientin wolle Implantate haben und erläuterte breit, warum das in ihrem Kiefer keine gute Idee sei und er so eine Operation auch nicht vornehmen würde.

Ich habe mir dann die Erlaubnis gegeben, mich einzuschalten.

Ich habe gesagt, dass der Hausarzt die Patientin drängt, auf die Sondenkost zu verzichten und sich wieder oral „normal“ zu ernähren. Dass aber die kleine Dame Schwierigkeiten beim Essen und Einspeicheln, Kauen und Schlucken hat, die dazu führen, dass die Patientin fast gar nichts runter bekommt.

Nun machte der Professor eine kleine Funktionsprüfung und informierte die Patientin, dass sie mit all diesen schrecklichen Nebenwirkungen würde leben müssen. Die Krebsoperation sei gut verlaufen, die Funktionalität im Mund zufriedenstellend wieder hergestellt. Es gebe die eine oder andere Stellschraube, an der man Kleinigkeiten verbessern könne, aber insgesamt seien die Probleme eine Folge der Strahlentherapie. Und damit müsse sie sich abfinden. UND! Es gäbe keine Veranlassung, die Ernährung per Sonde umzustellen oder abzuschaffen. Da fing die Patientin vor Erleichterung an zu weinen.

Ich habe mir dann erlaubt darum zu bitten, noch einmal zusammenfassen zu dürfen, was ich gehört habe. Uuups! Da hat aber ein Professor erstaunt geguckt! Dann habe ich seine Infos noch einmal vorgetragen, er hat sie in einem kleinen Punkt korrigiert. Dann habe ich die Patientin gefragt: Brauchst du noch was, um jetzt gut nach Hause fahren zu können? Und sie sagte zum Professor: Können Sie das genau so meinem Hausarzt schreiben, damit der mir nicht die Sonde wegnimmt? Ich bin so erleichtert!

Erschöpft, aber fröhlich enterte sie schließlich ihr Taxi und fuhr winkend davon.

Ich habe mir mit dieser Begleitung eine Vielzahl von Bedürfnissen erfüllt und merke, dass ich mir selbst total dankbar bin, dass ich meinem Herzen gefolgt bin und meine Begleitung zu diesem Termin sehr deutlich angeboten habe.
Unterstützung
Beitragen
Lernen
Gemeinschaft mit der Patientin
Gesehen und gehört werden für die Patientin – das war mir besonders kostbar!
Wärme
Klarheit.

Ich glaube, auch für die Patientin waren zahlreiche Bedürfnisse erfüllt, Unterstützung und Gehört werden wohl am meisten. Das war superschön für mich, in dieser Weise beitragen zu können.
Auch für den Professor schien es schön zu sein. Mir gefiel der erstaunte Blick, als ich seine Aussagen zusammenfasste und er merkte, dass er verstanden worden war. Auch schön die kleine Korrektur, die er noch anbrachte. Dabei fällt mir ein, dass auch mein Bedürfnis nach Wirksamkeit durch diese Aktion erfüllt wurde. Yep!

Insgesamt ist mir deutlich geworden, wie kostbar es wäre, wenn mehr Menschen mit dieser Ausbildung andere Menschen zum Arzt oder vielleicht auf eine Behörde begleiten könnten. Wie viel besser könnten wir uns alle verstehen! Wie gut doch so eine Unterstützung tut in Situationen, in denen man selber so hilflos ist! Kurzzeitig hatte ich die Vision, dass in jedem Krankenhaus eine GfK-Station ist, wo man sich einen NVC-Guide abholen kann. Und die Krankenkassen bezahlen dafür, denn es erleichtert und verbessert die Kommunikation zwischen Arzt und Patient und kann sogar die Verweildauer verkürzen, weil sich die Beteiligten besser verstehen. Es geht doch nichts über eine schöne Vision!

So long!

Ysabelle

GfK und die sozialen Netzwerke

Hallo, Welt!

Große Freude über eine Mail, die mich dieser Tage aus den USA erreichte. Darin hieß es:
NEW – Marshall Rosenberg NVC Quotes
A Gathering of Tweetable and Facebookable NVC Wisdom

Check out our new collection of over 160 of Marshall Rosenberg’s quotes about Nonviolent Communication. We gathered these to make it easy to share NVC with your Twitter followers and your Facebook friends.

The first section of Tweetable quotes about NVC are all 140 characters or less and so can be used as-is on Twitter. The next section contains NVC quotes by Marshall Rosenberg that are over 140 characters, so these can be shared on Facebook and other social media and blog sites.

Please click the link below to take a look. Then share a fresh dose of inspiration and insight with your friends, family and other important people in your life.

Zusammenfassend: Unter dem angegebenen Link gibt es eine Vielzahl von Sprüchen und Gedanken rund um die GfK, die wir gern in sozialen Netzwerken streuen dürfen.

Das könnte ein Grund sein, mich tatsächlich auf Twitter anzumelden. Endlich hätte ich mal was zu sagen!
Im Moment reicht es mir aber noch, die Weisheiten von Marshall auf Facebook zu streuen.

Kostprobe gefällig?

Always listen to what people need rather than what they are thinking about us.

Falls jemand eine Übersetzung braucht, bitte kurz Piep sagen, ich helfe gern!

So long!
Ysabelle

Weltfrieden! Sofort!

Hallo, Welt!
Wieder gibt es ein paar Baustellen in meinem Leben, in dem gerade ganz viel los ist. Seit gestern frage ich mich, ob ich eigentlich als überzeugte GfK’lerin alle Konflikte annehmen muss? Oh, da liegt ein Konflikt auf der Straße, greif zu… Argh… schon wieder Hundescheiße…
Seitdem ich deutlich besser mit meinen Gefühlen verbunden bin, merke ich eher, stärker, tiefer, wann eine Situation für mich untragbar wird. Und dann? Ist meine Absicht Verbindung? Verdammt, muss meine Absicht immer Verbindung sein? Muss ich mich mit jedem verbinden wollen? Auch Leute, die mich angreifen, die meine Ideale nicht respektieren, die sagen, ich würde im Selbstmitleid baden… Leute, muss ich das mitmachen? Muss ich mich um Verbindung bemühen? Muss ich Verbindung mit allen Menschen auf dieser Welt haben, oder darf ich einfach mal sagen, STOP! Es reicht. SO NICHT mit MIR!

Wieso haben wir dazu eigentlich noch keine Trainingseinheit gemacht? Ich weiß, dass wir spirituell gesehen alle eins sind. Ja, möge der Weltfrieden kommen, sofort! Und möge ich einen Weg finden, mit mir im Frieden zu sein, auch wenn es in mir und um mich herum tost.

So long!

Ysabelle

Wenn zwei das gleiche tun…

Duo cum faciunt idem, non est idem!
Terenz

Hallo, Welt!

Auf einer seiner CD’s erzählt Marshall, wie er auf schmerzhafte Weise lernen musste, dass sein Gegenüber stets nur der Auslöser für Gefühle ist. Er arbeitete damals in einer Anstalt für schwer erziehbare Jugendliche. An zwei aufeinander folgenden Tagen bekam er in einem Handgemenge mit dem Ellenbogen einen über die Nase gezogen, doch seine eigene Reaktion war komplett verschieden. Einmal schäumte er vor Wut, das andere Mal war er geneigt, den Jungen, um dessen Ellenbogen es sich handelte, zu entschuldigen und zu verteidigen.

Im Nachspüren stellte er fest, dass er über jeden der beiden Jungen eine vorgefasste Meinung hatte. Er hielt den ersten für gemein und fies. Beim zweiten Jungen dagegen glaubte er, es sei eine tragische Gestalt. Und je nach Betrachtungsweise fiel auch nach dem Nasenstüber sein Urteil über den jeweiligen Jungen aus. Eine kraftvolle Demonstration dessen, dass unsere Gedanken unsere Gefühle beeinflussen.

Wenn zwei das gleiche tun, ist es noch lange nicht dasselbe, besagt ein römisches Sprichwort. Auch ich knirsche gerade mit den Zähnen, weil zwei das gleiche tun und ich es in einem Fall schlecht ertragen kann.
Am Mittwoch plauschte ich nach der Übungsgruppe noch ein bisschen mit einigen Teilnehmern. Am Ende hörte ich den Satz: Danke, dass du mir das erzählst hast. Ich mache ja immer viel über das Gebet, und jetzt weiß ich, worum ich für dich beten kann.
Ich war sehr berührt und fühlte mich gesehen und von guten Wünschen begleitet. Der Satz war mir kostbar.

Am nächsten Tag entdeckte ich an anderer Stelle ebenfalls, dass für mich gebetet werden würde, aber es erfüllte mein Herz keineswegs mit Freude. Da stand dann an zwei verschiedenen Stellen:

Zitat
Ich wünschte das Ysabelle nicht immer in allen Beiträgen schreiben würde: (…) sondern das Gegenteil sagen und schreiben würde.
Aber es muss die Einsicht da sein, sie wird kommen.

Zitat
Ich habe nachgedacht ich werde lieber für Ysabelle beten, das bringt mehr als ihr zu schreiben, wen ich ihr schreibe wird sie wahrscheinlich aufgebracht sein.

Grundsätzlich tun hier zwei das gleiche: sie beten für mich. Aber einmal freue ich mich und bin berührt, das andere Mal hänge ich vor Wut unter der Decke.
Wenn ich dem nachspüre, was für mich den Unterschied macht, stelle ich fest: Mit der GfK-Freundin gab es Verbindung. Sie wollte zum Ausdruck bringen, dass sie jetzt mehr von mir verstanden hat und mich auf ihre Weise unterstützen möchte.

Die zweite Person hat keine Verbindung zu mir hergestellt, sondern ÜBER mich geurteilt. Dazu kommt, dass Person II im Moment noch der Ansicht ist, mir fehle es zur Zeit an Einsicht. Das erfüllt nicht meine Bedürfnisse nach Respekt, Wertschätzung, Verbindung und Anerkennung. Und unter diesem Aspekt tun vielleicht doch nicht beide das gleiche. Der eine hat sich mit mir verbunden, der andere hat über mich geurteilt.

Und ich?
Ich bin noch gefangen in meiner Wut und meinem Frust. Ich konnte formulieren, welche Bedürfnisse in mir unerfüllt sind. Aber eine Hand ausstrecken zum gemeinsamen Verstehen – das konnte ich noch nicht. Wie sagte Marshall: Die ersten 40 Jahre sind die schwersten.

Heute will ich mir bewusst machen, dass die Handlungen oder Unterlassungen anderer nur Auslöser meiner Gefühle sind. Mein Gegenüber ist nicht für meine Gefühle verantwortlich.

Alle meine Ichs: Von Gut-Achtern und Kindern

Hallo, Welt!

Unter dieser Überschrift sollte ein wohl durchdachtes theoretisches Werk mit vielen Quellen zum Thema „Inneres Team“, verschiedene Persönlichkeitsanteile und das Konzept des inneren Kindes stehen. OK, jetzt wird es statt dessen ein bisschen persönlicher.

Heute Nachmittag hatte ich eine Begegnung, die die Verbindung nicht in einer Weise stärkte, wie ich es mir gewünscht hätte. Ich fuhr anschließend nach Hause und an einem Zebrastreifen entdeckte ich eine Gruppe von Leuten, deren Anblick in mir aus bestimmten Gründen tiefe Verzweiflung und Schmerz auslösten.

Ich parkte den Wagen, ging ins Haus und versuchte herauszufinden, welche Bedürfnisse bei mir beim Anblick dieser Menschen im Mangel waren:

Gesehen werden
Wertschätzung
Verbindung
Gemeinschaft
Vertrauen
Nähe
Leichtigkeit
Beteiligung

In meinem Kopf wurde ein Scan durchgeführt. Wen könntest du gerade mal anrufen, um über diesen Mangel zu sprechen und Einfühlung zu bekommen?
Die Skype-Empathie-Hotline fiel mir nicht ein.
Die Namen, die mir einfielen, wurden im Nu von der Liste gestrichen:
„Nein, das geht nicht. Die kannst du nicht vollquaken. Wahrscheinlich hat sie jetzt sowieso mit ihrem Sohn zu tun, der gerade mit einer operierten Nase aus dem Krankenhaus gekommen ist.“
Nächster Name:
„Nein! Es ist Samstagnachmittag, da haben die Leute andere Sorgen als sich dein Geheule anzuhören.“
Nächster Name:
„Die hat bestimmt ihren Freund zu Besuch, da passt das jetzt nicht..“

Ein Teil von mir produzierte noch ein paar weitere Vorschläge, aber der innere Entscheider hatte immer wieder gute Gründe, warum ich gerade diese oder jene Person nicht kontaktieren sollte.

Wenn ich die Gründe ansehe, höre ich „Stimmen“, die sicher stellen wollen, dass ich andere Menschen nicht „belästige“. Diese Stimmen meinen, es wäre eine Zumutung, meinen Kummer mit anderen Menschen zu teilen. Diese Stimmen möchten sicher stellen, dass ich die Beziehung zu anderen Menschen nicht belaste, indem ich sie in Anspruch nehme. Dahinter stecken so prickelnde Glaubenssätze wie „nimm dich nicht so wichtig“ oder „da wirst du ja wohl allein mit klarkommen!“.
In diesem Fall hatte ein innerer Entscheider dafür gesorgt, dass ich niemanden angerufen habe.

Durch Magie klingelte kurz darauf das Telefon. Ein wirklich vertrauter Freund wollte sein neues Handy testen. Er bekam 40 Minuten Schluchzen, Verzweiflung und Schmerz ab und sagte eigentlich nicht viel mehr als „schön, dass du da so klar bist“ oder „das hört sich wirklich schwierig an“.

Danach ging es mir so viel besser, dass ich noch einmal genau hinschauen möchte, warum ich vorher eben nicht selbst jemanden angerufen habe.

Wir alle haben in uns verschiedene Anteile, die für unser Handeln und Unterlassen zuständig sind. Ein Anteil trifft die Entscheidungen, und er hat gute Gründe dafür. In meinem oben beschriebenen Beispiel wollte der Entscheider mich vor Ablehnung und Beziehungsabbruch schützen. Dieser Anteil hat sehr früh gelernt, dass es gefährlich ist, sich anderen Leuten zuzumuten. Also versucht er, mich vor unangenehmen Folgen meines Handelns zu bewahren.

Nach dem Telefonat mit dem alten Freund meldete sich der innere Gutachter, also ein Persönlichkeitsanteil, der die Entscheidungen meines Entscheiders auf Richtigkeit überprüft. Seine Aufgabe ist es, gut auf mich zu achten. Andere nennen ihn auch den Inneren Erzieher oder den inneren Richter, aber mir gefällt Gut-Achter besser. Denn ein Richter agiert leider oft in einem System aus Richtig oder Falsch. Und das möchte ich gern hinter mir lassen.

Nun kommt es häufig vor, dass der Gutachter die Entscheidungen des Entscheiders nicht mit Freude begrüßt. In meinem konkreten Fall maulte er: „Das war doch ein Supergespräch mit dem Freund. Wieso hast du nicht gleich jemanden angerufen? Meine Güte, das solltest du doch inzwischen gelernt haben. Hast du nicht neulich erst was über Weihnachtsmann-Energie geschrieben? Man muss das auch anwenden, meine Liebe… so wird das nie was…“
Jetzt ist eine gute Gelegenheit, mich mit beiden zu verbinden.
Der eine möchte mich in der konkreten Situation vor Schaden bewahren und entscheidet sich dagegen, jemanden anzurufen.
Der andere überprüft diese Entscheidung und möchte mich ermutigen, gut für mich zu sorgen. Vor allem möchte er bewirken, dass ich beim nächsten Mal in so einer schwierigen und schmerzhaften Situation Hilfe bekomme und nicht allein davor stehe. Fazit: Beide meinen es gut mit mir. Beide wollen mein Bestes. Doch haben sie gelernt, gegeneinander zu arbeiten, statt eine gemeinsame Lösung zu finden. Der erste Schritt zu mehr Wohlbefinden ist also, beiden Seiten zuzuhören und ihnen Einfühlung zu geben:

Entscheider, du möchtest wirklich für meinen Schutz sorgen, indem die Beziehungen von Menschen, die mir wichtig sind, nicht durch Bitten belastet werden. Geht es dir darum? (… und anscheinend hast du noch immer den Glaubenssatz, dass Bitten eine Belastung sind. Daran arbeiten wir demnächst mal…).
Gut-Achter, du wünschst dir so sehr, dass ich die Hilfe bekomme, die ich in so einer traurigen Situation gebrauchen könnte, und du möchtest mich ermutigen, mich um die Erfüllung meiner Bedürfnisse zu kümmern. Ist es so?

Unter diesem Aspekt könnte dabei herauskommen, dass der Gutachter dem Entscheider hilft, aus meinen unzähligen Telefonbuchkontakten die zwei oder drei Menschen herauszufiltern, für die es gerade eine Freude wäre, mich zu unterstützen. Oder eben die Empathie-Hotline anzutickern. Vielleicht gibt es noch andere kreative Lösungen. Fest steht jedenfalls: Die beiden arbeiten besser zusammen als gegeneinander.
Und das innere Kind?
Ich habe einen ganzen Stall davon in allen Altersstufen. Eine Vierjährige, die immer artig sein will, eine Fünfjährige, die sich an ihrer Lebendigkeit freut und zu jedem Lied eine zweite Stimme erfinden kann, eine Achtjährige, die voller Schmerz die Hände vor der Brust verschränkt. Eines meiner inneren Kinder kann es nicht aushalten, wenn ein anderer Mensch leidet oder Kummer hat. Und eins meiner inneren Kinder ist überzeugt, dass es nur dann etwas haben darf, wenn alle anderen etwas bekommen haben. Es ist eine kostbare Aufgabe, all diesen Kleinen eine liebevolle und zuverlässige Kinderfrau zu sein. Druck, Häme, Schläge, Nicht-Sehen und Einsamkeit hatten sie in ihrem Leben genug.

So long!

Ysabelle

Von Socken, Geschenken und Giraffensaft

Hallo, Welt!
Das Thema Socken stricken hat mich schon vor 30 Jahren interessiert. Auf mein Bitten schenkte mir meine Schwiegermutter ein Buch mit Strickanleitungen, aber es sollte noch bis 2003 dauern, bis ich wirklich damit anfing.

Mein Partner fürchtete eine Geschenke-Orgie zu Weihnachten und bat mich darum, nur ein Geschenk zu machen, das noch dazu nicht teuer war als zehn Euro. Ich wusste, dass er leidenschaftlich gern selbstgestrickte Socken trug und und beschloss, dass jetzt die gute Gelegenheit wäre, es zu lernen.

Im Laufe der Jahre habe ich wohl ungefähr 70 Paar gestrickt. Dazwischen waren welche aus Alpaka und aus Seide, aus Schurwolle, Synthetik-Gemisch, für ein Baby und Dutzende in Schuhgröße 47.
In den vergangenen zwei Jahren habe ich auch jeweils für meine Trainer als Abschieds-Geschenk nach der Jahresgruppe Socken gestrickt. Beim Auspacken wurde ich bedankt und das war’s.
In der vergangenen Woche saß ich im Seminar und stellte an zwei aufeinanderfolgenden Tagen fest, dass die Trainer die von mir gestrickten Socken trugen. In mir fing es an zu rumoren. Gefühle wirbelten durcheinander. Und schließlich sagte ich in der großen Runde, wie sehr es mich berührt, „meine“ Socken an ihren Füßen zu sehen. Auf ganz tiefe Weise sei so mein Bedürfnis nach Wertschätzung und Verbindung erfüllt. Gleichzeitig empfände ich eine tiefe Scham über diese Gefühle, die durch den Anblick in mir ausgelöst worden waren. Marshall hätte doch gesagt, wir sollten so geben, wie ein Kind Enten füttert: Voller Freude über das Geben, aus freiem Herzen. Und dann müsse der Vorgang doch quasi mit dem Geben abgeschlossen sein. Ich füttere Enten, ich stricke Socken und verschenke sie. Punkt.

Gerhard sprach mich später noch einmal darauf an. Nach diesem Gespräch habe ich Folgendes verstanden. Aus freiem Herzen schenken, ohne eine Verpflichtung für den anderen, das ist eine Sache. Ich schenke aber, um zum Wohlbefinden des anderen einen Beitrag zu leisten. Um Freude zu bereiten. Und wenn ich dann sehe, dass der andere sich wirklich freut, dann darf das Auswirkungen auf mich haben. Ich darf mich mitfreuen. Ich darf feiern, dass mein Geschenk willkommen ist. „Wenn du das nicht tust, schneidest du dich vom Giraffensaft ab“.
Oh ja, Giraffensaft… Das ist das, was uns nährt. Was uns neue Kraft gibt. Ich darf mich an der Freude der anderen freuen. Oder wie in diesem Fall: Ich darf mich freuen, mein Bedürfnis nach Wertschätzung auf so überraschende Weise erfüllt zu sehen. Ich hatte ja nicht täglich die Socken kontrolliert. Zu sehen, dass ich zum Wohlergehen anderer einen Beitrag leisten konnte, hat mich so beflügelt und berührt.

Heute Morgen bin ich mit einem tiefen Schmerz in Verbindung gekommen. Im vorigen Jahr hatte ich als Weihnachtsgeschenk ein paar Socken in Größe 47 gestrickt und verschickt. Das Päckchen kam zurück mit dem Hinweis: Annahme verweigert. Seither liegt es in den Tiefen meines Kleiderschrankes und der Gedanke daran schmerzt auch nach zehn Monaten unvermindert. Mit Liebe gemacht, in Liebe gegeben. Ohne verbindende Worte retourniert. Inzwischen mache ich lange genug GfK, um mich mit den wunderbaren Bedürfnissen zu verbinden, die sich der Adressat damit erfüllt hat, als er das Paket nicht angenommen hat. Schutz, Autonomie, Authentizität, Klarheit und vielleicht noch das eine oder andere mehr. Aber genau so, wie mich vergangene Woche die Freude über die getragenen Socken überfiel, traf mich heute Morgen der rasende Schmerz über das Geschenk, das nicht willkommen war.

So long!

Ysabelle

GfK-Buch: Weil Worte wirken

Hallo, Welt!

Neue Bücher haben auf mich eine große Anziehungskraft. Deshalb musste ich dieses Buch auch sofort haben:

Judith Hanson Lasater & Ike Lasater
Weil Worte wirken…
Gewaltfreie Kommunikation praktisch anwenden

Der Verlag kündigt das Buch folgendermaßen an:

1. Auflage, 2011.05.11
112 Seiten, Kartoniert
Format: 17.0 x 24.0cm
ISBN: 3-87387-771-6
ISBN 13: 978-3-87387-771-9

12,90 EUR
Kennen Sie das Gefühl der Enttäuschung und Frustration, wenn Sie einem anderen gegenüber Ihre Wünsche nicht so ausdrücken können, wie Sie das eigentlich gerne möchten? Sagen Sie manchmal gar nicht erst, was Sie sich wünschen, weil Sie den anderen nicht belasten wollen? Tendieren auch Sie dazu, Ihre Wut und Schuldzuweisungen gegen sich selbst zu richten? Judith und Ike Lasater haben sich lange Zeit mit Yoga und Buddhismus beschäftigt und auch sie kennen solche Situationen. Obwohl sie mit dem Yoga-Prinzip des Satya (Wahrhaftigkeit) und der buddhistischen Regel der richtigen Sprache vertraut waren, haben sie erst durch ihre Beschäftigung mit Marshall Rosenbergs Gewaltfreier Kommunikation (GFK) gelernt, diese Prinzipien im alltäglichen Leben umzusetzen. In diesem Buch beschreiben Judith und Ike Lasater ihre Reise durch die Welt der GFK und machen deutlich, wie Sprache zu einer spirituellen Praxis werden kann, die auf mitfühlendem Geben und Nehmen basiert. Sie schildern ihre ganz persönlichen Erfahrungen, geprägt von Versuch und Irrtum, Erfolg und Misserfolg, Lachen und Herausforderungen – selbst beim Schreiben dieses Buches! Das Ergebnis ist eine verständliche Einführung in die GFK mit anschaulichen Beispielen und hilfreichen Übungen.

Inhalt

1. Satya und die Rechte Sprache

2. Gewaltfreie Kommunikation
Ein Leitfaden für GFK: Das Grundmodell
Übungen zur Anwendung Gewaltfreier Kommunikation

3. Vier Möglichkeiten der Kommunikation
Möglichkeit 1: Den Fokus auf stille Selbst-Empathie richten
Möglichkeit 2: Den Fokus auf den Selbst-Ausdruck richten
Möglichkeit 3: Den Fokus auf das Geben von Empathie richten
Möglichkeit 4: Den Fokus auf andere richten – Bitten
Übungen zur Anwendung Gewaltfreier Kommunikation

4. Zuhören – uns selbst und anderen
Der Enten-Index
Bitte und Danke
Übungen zur Anwendung Gewaltfreier Kommunikation

5. Weil Worte wirken …
Umgang mit Ärger
Heiliger oder gerechter Zorn und soziale Veränderung
Feindbilder
Die Freude am Unterbrechen
Wiederholte Geschichten
Übungen zur Anwendung Gewaltfreier Kommunikation

6. Unterhaltungen mit unseren Partnern
Weihnachtsmann spielen
Nicht locker lassen
Immer wieder für dasselbe kämpfen
Bewusstlos werden
Nie Kritik zuhören
Mythos Unabhängigkeit
Die Freude am Risiko
Übungen zur Anwendung Gewaltfreier Kommunikation

7. Gespräche mit unseren Kindern und Eltern
Macht über oder Macht mit
Gewaltsamkeit als Schutz
Selbstständigkeit Selbstständigkeit Selbstständigkeit
Was wir von unseren Eltern wollen
Warum Anerkennung wehtut
Übungen zur Anwendung Gewaltfreier Kommunikation

8. Sprache am Arbeitsplatz
Bitten bei der Arbeit
Bewertungen
Klatsch und Tratsch
Übungen zur Anwendung Gewaltfreier Kommunikation

9. Gespräche in der Welt
Feiern und Bedauern
GFK-Bewusstsein in die Welt bringen
Übungen zur Anwendung Gewaltfreier Kommunikation

Ich war davon ziemlich begeistert und habe daher sofort zugeschlagen. Schon recht bald merkte ich beim Lesen, dass meine Energie allmählich in den Keller ging. „Just another NVC-Book“… einfach noch ein weiteres GfK-Buch. Ich hatte geglaubt, es könne mir eine stärkere Verknüpfung der Bereiche Yoga und Gfk bieten. Ich kenne mehrere GfK-Trainer, die auch Yoga-Lehrer sind, und erhoffte mir hier Inspiration, warum ich als überzeugte Gfk’lerin nun auch noch mit Yoga anfangen sollte. Aber die Erläuterungen, die ich zu dieser Verbindung fand, waren mir nicht neu und ermutigend. Das meiste hatte ich im vorigen Jahr schon aus der Biographie von Mahatma Gandhi rausgezogen. Angesprochen wurde ich von dem Wort Pseudowahrnehmung für Aussagen wie „Hier im Zimmer ist es warm“, wenn es eigentlich darum ging auszudrücken: „Hier im Raum sind 27 Grad und MIR ist warm“. An anderer Stelle hatte ich mich dann hier schon einmal darüber ausgelassen, dass mich das Wort begeistert, aber dass ich mich letzten Endes doch lieber für Interpretationswahrnehmung entscheide, weil „pseudo“ wieder in die Welt von Richtig oder Falsch führt. Und gestern fand ich irgendwo den Hinweis, dass Marshall 2004 den Begriff Pseudowahrnehmung erläutert. Also ist auch das nicht wirklich etwas Neues.

Vielleicht bereichert das Buch das Leben von Menschen, die sich nicht alles chronisch einverleiben, wo GfK draufsteht. In die Reihe meiner Lieblingsbücher schafft es „Weil Worte wirken…“ nicht.

So long!

Ysabelle

Weihnachtsmann-Energie: Ho! Ho! Ho!

Hallo, Welt!

Vor ein paar Wochen gab es in Hamburg einen Vortrag, der mich sehr interessierte. Ich habe deshalb an einige Freunde die Info zu diesem Abend weitergemailt. Ein Freund antwortete mir:
Das Thema vom Vortrag spricht mich sehr an, gleichzeitig ist dafür
kein Geld mehr übrig. Hast du Lust mich einzuladen?

Ich schrieb zurück:
oh, ja! Sehr gern!

Wann treffen wir uns wo?

Wir haben dann einen wunderbaren und bereichernden Abend verbracht. Für mich war es so schön, jemanden bei mir zu haben, mit dem ich mich austauschen kann, lachen, Blicke wechseln, uns anrempeln und grinsen, wenn uns im Vortrag etwas vertraut vorkommt. Da war das Eintrittsgeld wirklich kein Problem.
Besonders gut gefallen hat mir die Art, wie mein Freund ausgedrückt hat, dass er gern kommen würde und wie ich zur Bereicherung seines Lebens beitragen kann. Da war nichts von einem ausgewrungenen Lappen, nichts Unterwürfiges und Schleimig-Kleines. Ich fand seine Aussage klar, kraftvoll und offen und es war mir so eine Freude, mein „Ja“ zurückzuschmettern.

Von Kirsten Kristensen hörte ich dieser Tage für solche sich klein-machenden Aussagen wie „ich würde ja, aber ich kann ja nichts, und vielleicht könntest du ja… “ den Ausdruck „Kick-my-ass-energy“ (tritt mich in den Hintern-Energie) und dachte, oh ja, wie passend! Dabei fielen mir all die Märchen ein, in denen der Arme unterwürfig an die Tür des Reichen klopft und hochmütig abgewiesen wird. Leute, es macht wenig Spaß, eine Bitte zu erfüllen, wenn sie kriecherisch von unten vorgetragen wird. Diese Energie hier meine ich:

Marshall Rosenberg schlägt daher vor, Bitten an andere mit einer Weihnachtsmann-Energie vorzutragen: Ho! Ho! Ho! Du kannst einen großartigen Beitrag zu meinem Wohlbefinden leisten!!! Und wie am konkreten Beispiel erläutert, kommt so richtig Freude auf, wenn ich darauf eingehen kann.

Gestern Abend rief mich unverhofft eine GfK-Freundin an, mit der ich noch nie telefoniert hatte. „Du könntest mir helfen, mit einer schwierigen Situation besser klarzukommen. Hast du dazu gerade Lust?“ Ist das nicht wunderbar?! Gibt es ein größeres Glück, als so miteinander in Verbindung zu sein? Für mich nicht!

So long!

Ysabelle

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