Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

Meine Zeit

Hallo, Welt!
Was mache ich mit meiner Zeit? Wann ist es wertige Zeit? Warum habe ich bei Terminen am Abend das Gefühl, sie stehlen mir die Zeit? Warum habe ich nicht genug Zeit? Warum nehme ich mir nicht die Zeit…

Ich merke bei diesem Thema, dass mir Glaubenssätze das Denken und Fühlen erschweren. Wenn ich zum Sport gehe, tut mir das gut, ich mache etwas für meine Gesundheit, erfülle mir ein paar wunderbare Bedürfnisse. Trotzdem: Abende im Sportstudio stehlen mir Zeit. Wie kann das sein?

Ich fand dazu eine interessante Meldung:
Mit zunehmendem Alter wird die Zeit beschleunigt erlebt. Diese subjektive Erfahrung wurde erstmals durch exakte Messungen nachgewiesen, wie der deutsche Psychologe Richard Mahlberg in der Zeitschrift „Psychiatrische Praxis“ belegt.

Bei dem Versuch präsentierten die Forscher Testpersonen einen Reiz über eine bestimmte Dauer. Anschließend mussten die Probanden ein möglichst gleichlanges Zeitintervall reproduzieren. Die Ergebnisse zeigten laut Mahlberg, dass die Versuchspersonen mit zunehmendem Alter die Dauer des vorgegebenen Reizes länger einschätzten und daher auch einen längeren Reiz reproduzierten. Verantwortlich dafür sei eine Störung der Aufmerksamkeit.

Das Erstaunen älterer Leute über die schnell vergangene Zeit sei jedoch eher ein retrospektives Phänomen. Ein gut erinnerter Zeitpunkt sei seit einer erheblich längeren Zeitspanne vergangen, als im Gedächtnis repräsentiert, erklärt Mahlberg.

Oh ha! Eine andere Quelle behauptet, es liege am Dopamin-Stoffwechsel im Gehirn… Wieso ist es nun in Ordnung, morgens Sport zu machen, aber abends stiehlt es mir die Zeit? Wieso ist es in Ordnung, in einen komatösen Erschöpfungsschlaf zu fallen, der zwölf Stunden dauert, aber es fühlt sich „falsch“ an, 90 Minuten Mittagsschlaf zu machen?
Es gibt Dinge, von denen etwas in mir denkt, ich müsse sie machen. Papierkram zum Beispiel. Bügeln. Bestimmte Hausarbeiten. Und dann gibt es wieder Dinge, die kann ich manchmal nicht machen, obwohl ich gern möchte. Golf spielen zum Beispiel, wenn ich 14 Tage durchgearbeitet habe. Und gerade dann bin ich zu erschöpft und fühle mich auch einsam, wenn ich allein zum Golfplatz fahre. Ich gehe also lieber ins Bett. Ich jaule rum, weil ich keinen Kinofilm mehr zu sehen kriege. Aber wenn mich die Kollegen fragen, ob ich um 20.15 Uhr mit ins Cinemaxx komme, winke ich ab. Es wird mir dann zu spät mit dem Nachhausekommen…
Was will ich mit meiner Zeit anfangen? Was tut mir gut?
Ich glaube, diesem Thema möchte ich in den nächsten Wochen mehr Aufmerksamkeit widmen.
Wie geht es Euch mit dem Thema Zeit? Mögt Ihr mal erzählen?

So long!

Ysabelle

Vom Nichtstun

Hallo, Welt!

Heute war ein besonderer Tag, denn ich habe fast nichts getan. Das ist bei mir mit interessanten Gedanken-Lieferungen verbunden. Das Wörtchen „faul“ konnte ich die meiste Zeit für mich übersetzen mit „bist du besorgt, dass Arbeit liegen bleibt, die dringend erledigt werden muss?“. Ich habe zum Beispiel die DVD mit dem Konzert von Simply Red auf Kuba, die schon seit zwei Jahren hier liegt, zum Laufen gebracht. Ich habe mein Bett frisch bezogen, mir fiel zwischendurch ein, das könnte man ja mal wieder machen. Die zweite Maschine Wäsche läuft. Ich hatte ein 45-minütiges Telefonat mit meinem Sohn, der von seiner Arbeit erzählt hat und von seiner Sorge, wer mich pflegt, wenn ich alt bin. So richtig nett hat er das nicht verpackt, und er hatte auch gleich eine Idee, wie man das outsourcen könnte, aber immerhin. Es fällt mir schwer, „nichts“ zu tun, weil es gleichzeitig so viele Dinge gibt, von denen meine inneren Stimmen der Meinung sind, sie müssten aber jetzt unbedingt getan werden… Gleichzeitig merke ich, dass ich müde und erschöpft bin, dass mir Ruhe und Entspannung gut tun. Noch drei solche Tage, und ich würde wahrscheinlich von allein anfangen zu putzen. Aber dafür reicht die Energie einfach nicht.
Ich merke, wie mir Umarmungen und Berührungen fehlen. Mich anlehnen können, durchatmen. Der Urlaub hatte davon leider nicht so viel auf Lager, und die Menschen, mit denen ich das gern tun würde, sind leider alle nicht um die Ecke. *winkt_nach_Oldenburg,_Bremen,_Hannover_und_Braunschweig*. Alles Mögliche kriege ich organisiert, technischen Support, Hausmeisterservice, sogar Fahrdienst. Aber das mit der Wärme klappt nicht so recht. Vielleicht sollte ich auf dieses unerfüllte Bedürfnis mal mein Augenmerk richten. Was kann ich dazu beitragen, um es zu erfüllen? Nächsten Sonntag ist „Leicht und lebendig“ in Hamburg, nur leider muss ich arbeiten. Ich könnte noch mal durch mein Telefonbuch gehen und gucken, wer da zum Kuscheln zur Verfügung steht. Hm, da geht die Energie eher in den Keller als nach oben. Da meldet sich ein Stimmchen, „da kuschelt sowieso keiner…“. Oh, ha, dann ist dieses Thema offenbar gerade dran. Ich halte Euch auf dem Laufenden.

So long!

Ysabelle

Im Reich der Fantasie

Hallo, Welt!
Wer sich auf den Augenblick konzentriert, lebt glücklicher, schreibt der Spiegel. Unter anderem heißt es in diesem Plädoyer fürs Hier und Jetzt:
Gleichzeitig stellten die Forscher fest, dass Menschen – unabhängig von ihrer Aktivität – weniger glücklich waren, wenn sie ihre Gedanken treiben ließen. Dies traf sogar zu, wenn sie an etwas Positives dachten. Eine weitere Analyse legte nahe, dass tatsächlich das Abschweifen der Gedanken zur schlechteren Stimmung führte – und nicht anders herum jemand sich gedanklich mit anderen Dingen beschäftigte, weil er unzufrieden war.

Was jemand gerade tat, beeinflusste das Glücksempfinden weniger als die Frage, ob er mit den Gedanken in der Gegenwart blieb. Die Forscher schreiben selbst, dass die Fähigkeit, sich gedanklich mit Vergangenheit, Zukunft und möglicherweise niemals eintretenden Ereignissen zu beschäftigen eine große evolutionäre Errungenschaft sei, die es Menschen erlaube, zu lernen, planen und überlegen. Aber dies habe einen emotionalen Preis: Der umherstreifende Geist sei ein unglücklicher, folgern sie. Wer dem entgegenwirken will, kann sich eventuell mit Meditation behelfen.

Das mal so als Vorspiel.
Gestern hatte ich einen Anruf einer alten Bekannten auf meinem Anrufbeantworter. Sie bat mich um einen Rückruf, sie wolle etwas mit mir besprechen. Heute Morgen grübelte ich, was sie denn vielleicht besprechen wollte. Der erste Gedanke war, uih, sie ist bestimmt aus irgendeinem Grund böse mit mir…  Dann fiel mir ein, dass sie ja gesagt hatte, es sei was Schönes. Ungefähr zu diesem Zeitpunkt bemerkte ich, dass ich das Kaffeemehl gerade in die Katzennäpfe füllte. Na, fängt ja beides mit „K“ an… Unter der Dusche hatte ich dann die Lösung: Bestimmt hatte sie als angehende Lehrerin endlich eine Stelle. Die war bestimmt in meiner Stadt, und nun sollte ich ihr bei der Wohnungssuche behilflich sein. Und das Schöne daran wäre, dass wir uns öfter sehen können. Ich schätze mal, ich habe heiß geduscht und vermutlich die Haare gewaschen, jedenfalls erinnere ich mich, dass  ich sie gefönt habe… Als ich sie dann gegen 11 am Telefon hatte, stellte sich heraus, dass sie der Ansicht war, ich müsse noch ein Geschenk von ihr bekommen. Und nun hat sie mir eins aus Südafrika mitgebracht.

Zwei Stunden später war ich dann endlich bei mir angekommen. Ich bin in mein Lieblings-Cafe zum Frühstücken gegangen und habe jede Sekunde genossen. Da war kein Raum für Fantasie, sondern einfach nur Sinnlichkeit. Die Cremigkeit der Olivenpaste, die Süße der Möhren, die Apfelscheiben und die Weintrauben – himmlisch! Der Käse pikant, das Ei auf den Punkt gekocht. Über zwei Stunden habe ich mich mit all meinen Sinnen an diesem Frühstück gefreut, an den Farben, den Aromen, der liebevollen Zubereitung. Und schon lange habe ich mich nicht mehr so im Hier und Jetzt gefühlt. Eine wundervolle Erfahrung.

So long!
Ysabelle

Vexierbildern auf der Spur

Hallo, Welt!
Ich zitiere ja immer gern mein „du bist Scheiße, ich bin Scheiße“ und denke dabei an Marshall und seine drehende Handbewegung: Angry, guilty, depressed – wütend, schuldig, depressiv. Entweder du bist schuld, oder ich bin schuld… Auch dabei kann ich wie auf ein Vexierbild jeweils auf eine Seite schauen. Das erlebe ich zur Zeit sehr intensiv, und dass es so ist, möchte ich feiern.
Das erste Mal ist mit dieses Phänomen beim Lesen des Buches Befreiung vom inneren Richter von Byron Brown aufgefallen. Noch nie habe ich ein Buch so langsam gelesen wie dieses. Nach ungefähr zwei Drittel beschreibt der Autor eine Szene in einem Kaufhaus, in die eine erschöpfte Mutter und ein schreiendes kleines Kind involviert sind. Und wie auf Knopfdruck sprang mein Ich von einer Person zur anderen. Ich war die erschöpfte und genervte Mutter und ich war das Kind, dessen Bedürfnisse nach Autonomie, Effizienz, Beteiligung und Gesehen werden keinen Widerhall fanden. Ich erlebte intensiv die Gefühle beider Protagonisten und lernte am Ende des Kapitels, dass ich mich mit den Handelnden identifiziert hatte, kein Beobachter, nicht einmal ansatzweise objektiv war. Und das Zauberwort, es fiel hier schon mal vor ein paar Tagen, heißt Disidentifikation. Ich befreie mich von diesen Rollen und bin einfach.

Ich glaube, die Identifikation steht mir noch oft im Weg, wenn ich jemanden mit GfK unterstützen möchte. In gewisser Weise solidarisiert sich etwas in mir mit dem Handelnden oder Suchenden, ich mutiere zum Bernhardiner, der dem Verschütteten den Weg aus der Lawine zeigt. In mir lebt dann ein kindlicher Eifer, der mir unter Umständen den Blick auf das verstellt, was ist.

In dieser Situation, die mich die vergangenen Tage so beschäftigt hat, gab es ebenfalls dieses Wechselspiel an Identifikationen. Ich war Herr und Sklave, aber dir Identifikation mit dem Sklaven war um Faktor X stärker als die mit dem Sklavenhalter, und es war schwer für mich, mich mit seinen wunderbaren Motiven zu verbinden.

Feiern möchte ich, dass ich die Identifikation erkannt habe. Ich muss nicht darin verharren. Und ich möchte feiern, dass ich noch ein bisschen besser verstanden habe, was es bedeutet, in den Schuhen des anderen mitzulaufen.

So long!

Ysabelle

Respekt

Hallo, Welt!

Für eine GfK-Geschichte braucht man nur 40 Worte. Ich habe gestern viel mehr gebraucht, um den Ursachen für meinen Zimtstern-Anfall auf die Spur zu kommen. Und dann ging es mir wie mit der nassen Seife im Badezimmer – sie flutschte mir immer wieder weg, die Erkenntnis. Der Freund, der sich die Geschichte in Langfassung bei einem Spaziergang anhörte, fragte, was glaubst du, warum du es nicht festhalten kannst? Und in mir dachte es, da hängen irgendwo ganz tief so schmerzhafte Erfahrungen dran, mit denen mag ich gar nicht in Kontakt sein.

Herausgefunden habe ich, dass die auslösenden Sätze etwas mit meinem tiefen Bedürfnis nach Respekt zu tun haben. Ich brauche Respekt für mich und für andere. Und ganz deutlich merke ich, dass das eben noch etwas anderes als Wertschätzung ist. Wertschätzung geht für mich in eine Abteilung mit anerkennen von Sein, auch von etwas, das jemand getan oder unterlassen hat. Ich kann es wertschätzen, wenn mich jemand mit seiner Präsenz beschenkt. Respekt rührt bei mir an etwas Tieferes: An die Menschenwürde: „We hold this truth for selfevident, that all men are created equal“, heißt es in der amerikanischen Verfassung. Alle Menschen sind gleich, und wenn sich der eine über den anderen aufschwingt, löst das in mir einen tiefen Schmerz aus. Und daher auch mein gestriger Gedanke, „woran ist euer letzter Sklave gestorben?“. Ich spürte Wut, aber erst in dem Gespräch gestern Abend bin ich mit dem dahinter liegenden Schmerz in Verbindung gekommen. Ganz schön heftig. Aber auch hilfreich. Mir war ja klar, dass hinter der Wut etwas anderes sitzt…

So long!

Ysabelle

Rote & grüne Betriebsleuchten

Hallo, Welt!
Heute Morgen habe ich ein Telefongespräch geführt. dass mich aus der Bahn geworfen hat. Ich hörte sinngemäß Sätze wie: XY hat hier das Sagen. Und das kann sie auch. Sie hat den Überblick. Sie lässt sich da nicht von jemandem etwas vormachen oder über ihren Kopf hinweg bestimmen…
Mit all meinen Fähigkeiten klammerte ich mich daran, die Bedürfnisse zu hören: Autonomie, Klarheit, Respekt, vielleicht Ausgleich. Aber zum einen fiel es mir sauschwer, mich auf die Bedürfnisse zu konzentrieren, zum zweiten war ich so mit meinen eigenen Gefühlen beschäftigt, dass ich mich kaum im Zaum halten konnte. Am liebsten hätte ich gefragt, woran ist Euer letzter Sklave gestorben?

Ungefähr eine Stunde später streifte ich durch die Büroräume auf der Suche nach Keksen. Seit Ostern vor einem Jahr esse ich keine Naschies mehr, keine Gummitedddys, Schokoriegel, Lakritze oder Bonbons. Ich esse nach wie vor Dessert, gelegentlich ein Eis und Kuchen. Alles, was „richtig“ zubereitet ist. Ich habe eine ganze Packung Zimtsterne gemördert und sogar noch die Familienpackung Lampertz aus meinem Büroschrank geknackt. Wahrscheinlich längst abgelaufen, schmeckte auch schon etwas muffig.

Es ging mir erst eben auf, dass das eine Nachwirkung dieses Telefonats war. Ich konnte meinem Gesprächspartner deshalb keine Empathie entgegenbringen, weil mein eigener Tank komplett leer war! Die rote Betriebsleuchte blinkte. Ich möchte in den nächsten Tagen dringend herausfinden, welche Bedürfnisse da bei mir so in Mangel gekommen waren. Bestimmt Respekt, Wertschätzung und Autonomie, wahrscheinlich noch mehr. Früher hätte ich in solch einer Situation wahrscheinlich eine Tafel Ritter Sport Nougat vernichtet. Oder noch früher mir abends eine Flasche Wein reingezogen. Und dazu ne halbe Packung Zigaretten gequalmt. Dann doch lieber Zimtssterne. Ich wünsche mir für die nächsten Tage ein paar Giraffenohren zum Zuhören.

Heute Abend um 21 Uhr hatte ich eine Verabredung zum Telefonieren. Jemand hat mich gebeten, ihn zu einem bestimmten Thema zu coachen. Das werden wir in den kommenden Wochen zusammen versuchen. Es war wunderbar! Gemeinsam haben wir herausgefunden, warum es diesem Menschen so schwer fällt, eine bestimmte Rechnung auszustellen. Oh, hat mir das eine Freude bereitet! Es erfüllte meine Bedürfnisse nach Unterstützung, Verbindung, Wachstum, Gemeinschaft und Beitragen. Und mein Gegenüber war sehr zufrieden mit dem Ergebnis des Telefonats. Danach fühlte ich mich so friedlich, zufrieden, satt, warm und wohlig, dass der Stress von heute Morgen komplett in den Hintergrund trat. Er ist noch da, er will bearbeitet werden. Aber jetzt kann ich mich mit meinen angenehmen Gefühlen verbinden. Grüne Kontrollleuchte, alles easy.

So long!

Ysabelle

Es denkt

„Alles Denken ist unmoralisch. Sein eigentliches Wesen ist Zerstörung. Wenn Sie über etwas nachdenken, töten Sie es.“ –
Oscar Wilde, 3. Akt / Lord Illingworth

In den vergangenen Tagen habe ich Wortfetzen gesammelt, die mich zum Teil stundenlang beschäftigt haben. So hörte ich eine Frau sagen: Das bin ich meiner Schwester schuldig! Eine andere Frau hatte ein Hilfsangebot, das sie nicht akzeptieren wollte und begründete ihre Ablehnung mit: ich nehme keine Almosen! Und heute hörte ich einen Mann sagen: Und dann liege ich neben ihr im Bett und fühle mich ungeliebt, wenn sie nicht mit mir schlafen will. Da dachte ich bei mir: Es denkt!
Den Begriff „es denkt“ habe ich von Harald Reinhardt und Robert Betz abgelauscht. Und für mich bedeutet diese Formel: In mir sind Urteile lebendig, die mir etwas über mich und mein in-der-Welt-sein verraten. Zum Beispiel die Frau, die ihrer Schwester etwas schuldig zu sein meint. Ich habe nicht den Eindruck, dass sie aus fröhlichem Herzen gibt. Vielmehr erledigt sie eine Ver-pflicht-ung, etwas von dem sie glaubt, dass sie es tun muss.
Oder die Frau, die keine Almosen annehmen möchte. Sie braucht Hilfe, ist bedürftig. Aber sie kann die angebotene Hilfe nicht annehmen, weil es in ihr denkt.
Auch der Mann, dessen Partnerin gerade keinen Sex möchte, hat einen Denker bei der Arbeit. Alle drei Menschen sind verstrickt in ihre Bilder von der Welt, die mit dem, was ist, nur wenig zu tun haben.
Gibt es eine Verpflichtung, eine Schuldigkeit, der Schwester zu helfen? Wer schafft sie? Wer entscheidet, wann es „genug“ geholfen ist? Ist das Anbieten einer Hilfeleistung ein Almosen, wenn der eigentliche Wunsch ein anderer ist? Ich wünsche mir, dass du mich einmal die Woche unterstützt. Du bist bereit, es einmal zu tun. Einmal nehme ich nicht, das ist ein Almosen… Es denkt…! Und der Mann, der sich nach Verbindung, Nähe, Zärtlichkeit sehnt, und dann zu dem Schluss kommt, ich fühle mich ungeliebt – welche Gefühle mögen in ihm lebendig sein, wenn er denkt, er sei ungeliebt? Ist er einsam, traurig, irritiert, besorgt und frustriert?

„Es denkt“ kann unser Leben mit einem giftigen Schleim überziehen. Doch es gibt ein Gegengift, dass aus dem Schleim ein wunderbares Gleitmittel macht. Sein Name: Bewusstheit. Wenn ich mir bewusst werde, dass es in mir denkt, kann ich mich von meinen Urteilen und vermeintlichen Gefühlen dis-identifizieren. „Ist das interessant, was es da in mir denkt!“ lautet die Zauberformel. Und dann werden die Gedanken zu Wegweisern zu meinen Bedürfnissen. Und wir gleiten hinein in einen Prozess, in dem unsere Bedürfnisse genau so zählen wie die der anderen.

Heute richte ich meine Aufmerksamkeit auf den Vorgang, wenn es in mir denkt.

Göttlich

„Die einen sagen, dass Gott existiert, die andern, dass Gott nicht existiert. Die Wahrheit wird, wie so oft, in der Mitte liegen.“ –
Matthias Beltz, Eigenes Konto

Ich habe ja schon einmal den folgenden Spruch zitiert:
Es gibt nur zwei Dinge, die du über Gott wissen musst:
1. Es gibt ihn.
2. Du bist es nicht.

Dieser Tage sind ein paar neue Gedanken über das Göttliche dazu gekommen. Am Wochenende war ich beim Treffen einer Selbsthilfe-Gruppe und hörte in vielen Wortbeiträgen, wie Menschen über sich selber urteilten. Sie sprachen von ihren „Mängeln“ und „Charakterfehlern“ und je länger ich ihnen zuhörte, desto unbehaglicher wurde mir zumute. Ist der Mensch ein Mängelexemplar? Dient es unserem Wohlbefinden, bei uns Fehler zu diagnostizieren? Heißt es nicht in der Bibel, „richtet nicht auf dass Ihr nicht gerichtet werdet“ und „Gott schuf den Menschen nach seinem Bilde“? Wie kann etwas mit uns falsch sein, wenn wir nach Gottes Bild geschaffen sind?
In der Vorstellung vieler Menschen sitzt Gott mit einer Excel-Tabelle auf einer Wolke und macht Striche für Sünden. Solch einen Gott kannte ich in meiner Kindheit auch. „Der liebe Gott sieht alles“ wurde da gedroht. Das wäre ja an sich nichts Schlimmes, aber nach Aussagen der Erwachsenen sieht Gott nicht nur alles, sondern urteilt im Handumdrehen. „Kleine Sünden bestraft der liebe Gott sofort“, hieß es dann.
So erscheint mir dieser Gott heute wie der verlängerte Arm eines auf Dominanz ausgerichteten Staatssystems. Ein drohender, strafender Gott, eine höhere Macht, die mit Belohnung und Verdammnis operiert, hilft Menschen zu kontrollieren und in Schach zu halten.

Eine Frau sagte von sich selbst: „Wir haben das schlampig vorbereitet!“ Wie kann so eine Selbstbezichtigung dem Leben dienen? Wie können wir Dinge verändern, wenn wir nicht mit dem Leben verbunden sind? Welchen Nutzen hat so eine Selbstgeißelung?Ich glaube: Wenn wir uns selbst als fehlerhaft und Mangelexemplar betrachten, spielen wir Gott. Wir setzen damit das System von Strafe und Belohnung fort, das dazu dient, Menschen zu disziplinieren.

Heute bin ich bereit, alle Urteile über mich selbst und andere loszulassen.

Übervoll

Hallo, Welt!
Die vergangenen drei Tage waren so prall gefüllt mit neuen Eindrücken, Begegnungen, Gesprächen, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.

Die Patientin aus meiner Familie ist aus dem Krankenhaus entlassen. Ich habe sie heute besucht und dort herrscht Chaos. Es wäre besser gewesen, sie hätte stationär bleiben können, denn ohne Haushaltshilfe bleibt an der schwer kranken Frau viel Hausarbeit hängen und der Pflegedienst macht eben nur Pflege, setzt Spritzen und wechselt Verbände, aber putzt kein Waschbecken… Oh, ist das schwer zu ertragen, wenn man das Bedürfnis nach Ordnung, Sauberkeit und Struktur hat und sich nicht selbst darum kümmern kann, es aber auch kein anderer tut…

In den nächsten Tagen möchte ich mich zum Thema Hirngespinste auslassen. Eine Bekannte schrieb mir heute,

Ich bin auf der Rückfahrt noch bei meiner Mutter in
E. zu Besuch gewesen und habe dort noch
Bohnensuppe mit Würstchen gegessen, sie hat sich
gefreut und meine Fantasie, sie wollte nicht, dass ich
komme, war – altes – Hirngespinst. Ich sehe gerade,
das ist ein tolles Wort: Hirngespinst, allein das auszu-
sprechen, schon ein Abenteuer.

Das Thema spricht mich sehr an, denn ich habe auch einen Haufen Spinnweben im Hirn.

Außerdem bebrüte ich das Thema „Bestellungen beim Universum“. Ziemlich lange habe ich mich geärgert, dass in meiner Küche nach dem Umbau im Jahr 2005 in einer Ecke die Scheuerleisten fehlten. Zwischendurch hatte auch der Tischler mal den Auftrag, das zu erledigen, aber diese Ecke hat auch er übersehen. Am letzten Tag meines Urlaubs kriegte ich eine Mail von einem Freund:

HALLO YSABELLE
ALLES IST GUT
WENN DU AUS DEINEM URLAUB NACH
HAUSE KOMMST
DAS ICH DIE ARBEITEN ERLEDIGET HABE
DIE DU ALS WUNSCH GEÄUSSERT HAST
DA WÄHRE
1 FUSSLEISTEN ANGEBRACHT
2 SILIKON FUGEN IN DER DUSCHE ERNEUERT
3 BEIM BRETT WO DIE KATZENKLOS DRAUF
STEHEN HABE ICH 2 ROLLEN MITTIG ANGEBRACHT

Ich habe mich so gefreut, mir kamen die Tränen! Solche Jobs sind für mich eine so große Herausforderung, dass ich mich nicht ranwage. Aber ich habe um Unterstützung gebeten und sie bekommen. Woran liegt es, dass es mir so schwer fällt, um Unterstützung zu bitten? Ich bekomme ganz oft, was ich erbitte. Allein, ich traue mich nicht zu bitten. Ist das nicht krass?

Die Zwangspause in Sachen Blog schreiben hat mir gut getan. Ich bin wieder motiviert und freue mich auf den Abend und die Zeit vor der Tastatur. Gleichzeitig möchte ich es nicht mehr so in Zwang ausarten lassen. Don’t do anything if it’s not fun! Und! ich möchte gern wieder zum Sport gehen. Da ich noch keinen Weg gefunden habe, um mich zu teilen, werde ich irgendwo Abstriche machen. Vielleicht werden es dann weniger Beitrage. Mal schauen.

Das wars für heute. Nichts Tiefschürfendes. aber ein Update. Ich muss auch nicht jeden Tag Literatur produzieren. So!

So long!
Ysabelle

Schattenspiele

Hallo, Welt!
Neulich Abend legten wir in einem Vorort von Nancy an. Im Backofen schmorte ein Kürbis-Kartoffelauflauf, der Tisch war gedeckt. Einer der Mitreisenden ging von Bord, um den Hafenmeister zu suchen, denn wir wollten gern per Landanschluß Strom beziehen.
Die Minuten vergingen und sehnsüchtig blickte ich auf den Platz hinüber, auf dem ein paar Autos standen. Dahinter eine Straße und auf der anderen Straßenseite eine Bäckerei und offenbar noch andere Geschäfte. Es juckte mich, einmal draußen herumzuschnuppern, aber nein, das Essen war ja fertig und der Mitreisende würde jeden Augenblick wieder kommen und vielleicht den Hafenmeister oder zumindest eine Info wegen des Stroms mitbringen.
Nach einer halben Stunde mischte sich unter meine Ungeduld Wut und Sorge. Und als der Mitreisende nach 50 Minuten schwer bepackt in der Salontür stand, war mir die Lust auf ein gemeinsames Abendessen und einen gemütlichen Abend komplett vergangen. In mir tobten die Wölfe.
Ganz bewusst lud ich mich ein, meinen eigenen Wölfen zuzuhören. Er sollte nicht so lange weg sein! Er sollte sich anders abmelden, wenn er einkaufen gehen will! Er ist rücksichtslos und egoistisch. Wir sitzen hier und warten mit dem Essen und er macht einfach was er will…
Als erstes merkte ich, dass das Argument mit dem Essen vorgeschoben war. Erstens war ich noch nicht verhungert, zweitens hätten wir an Bord jederzeit beschließen könne, ohne Nummer 4 anzufangen.
Dann räumte ich mir gegenüber ein, dass ich selber so gern einkaufen gegangen wäre. Diesen blöden Joghurt, den Nr. 4 gekauft hatte, wollte ich nicht. Ich wollte anderen, und ich wollte Creme Brulee aus der Kühlung, und köstliche Pasteten und Terrinen aus der Fleischabteilung.
Und dann musste ich erkennen:
Ich hatte ein Bedürfnis Autonomie nicht ausgelebt. Ich hatte es mir verkniffen, draußen rumzustromern. Ich hatte „brav“ gemacht was ich dachte tun zu „müssen“. Und Nr. 4 hatte im Grunde meine Bedürfnisse ausgelebt, das was ich mir nicht zugestanden hatte. Er war zu meinem Schatten geworden, er lebte meine verdrängten Anteile aus. Mein vernebeltes Wolfsdenken hatte daraus gemacht, wenn ich mir schon die Erfüllung meiner Bedürfnisse verkneife, dann sollten andere auch ihre Bedürfnisse nicht ausleben dürfen. Wo kommen wir denn da hin?
Vermutlich in den Himmel… An dem Tag, an dem jeder von uns für seine Bedürfnisse die Verantwortung übernimmt, leben wir im Paradies.

So long!

Ysabelle

Verständigung

Hallo, Welt!

Endlich wieder online! Hatte ich nicht vor dem Urlaub überlegt, ob ich vielleicht ein Blog-freie Zeit einlegen sollte? Und erschien es mir nicht wie Fahnenflucht? Nun, seit Montagmorgen hatte mich O2 vom Netz abgeklemmt und in dieser Zwangspause habe ich gemerkt, dass mir das Schreiben fehlt. Word ist kein Ersatz für Blog.

Ich habe diverse interessante Erfahrungen gemacht. Immer wieder gab es den Impuls, das aufzuschreiben, aber dann kam der Frust, es gibt ja kein Netz! Und jetzt merke ich, dass Themen, die mich zwei Tage beschäftigt haben, inzwischen uninteressant sind, keine Energie mehr haben.

Zum Beispiel hatte es zwischen Senior und mir einen Austausch von Worten gegeben. Ich habe das Thema dann später noch einmal aufgegriffen und ihm etwas dazu gesagt. Als ich mich darüber stolz und zufrieden meinem alten Freund gegenüber äußerte, sagte der, „das war für mich überhaupt keine Kommunikation!“

Junge, Junge, da war ich aber platt! Ich hatte gemeint, das wäre ein lupenreines Beispiel von GfK gewesen, und jemand Drittes erlebte das ganz anders. Dumpf dachte ich, oh, da sind irgendwelche Bedürfnisse nicht erfüllt, aber es schien gerade unpassend, weitee in die Tiefe zu gehen.
Am nächsten Tag waren wir in Nancy. Wir spazierten zusammen zwei Stunden durch die Stadt und machten Fotos (vom Ipad kann ich keine Fotos hochladen, ich hole es nach). Und ich verbrachte die meiste Zeit damit darüber nachzudenken, ob ich diese Aussage vom Vortag ansprechen sollte. Wie viel Energie hat dieser Vorfall für mich? Brauche ich mehr Klarheit oder Verbindung JETZT oder darf es einfach so sein wie es gerade ist? Oder spreche ich das Thema nicht an, weil ich Angst habe, Angst vor neuen Missverständnissen, vor Urteilen und Un-Verbundenheit… Bestimmt fünf Mal habe ich mich auf dem Spaziergang für das JETZT entschlossen. Jetzt, in diesem Moment, gibt es überhaupt keinen Klärungsbedarf. Jetzt, in diesem Moment, ist alles in Ordnung bei mir. Und im Hinterkopf immer die Prüfinstanz: bist du gerade feige oder entscheidest du dich für das Leben im Jetzt, weil alles gerade in Ordnung ist in deiner Welt?

Am Abreisetag hatte ich Kaffeewasser aufgesetzt und räumte gerade die letzten Kleinigkeiten in meine Tasche. Mein alter Freund guckte in meine Kabine und sagte sinngemäß, soll ich denn mal den Kaffee machen? Und ich antwortete sinngemäß, das Wasser kocht noch nicht. Auf Knopfdruck verdüsterte sich die Stimmung. Doch an diesem Morgen sind wir beide dem nachgegangen, was wir jeweils gehört hatten. Ich hatte „gehört“, wieso ist eigentlich dieser Scheißkaffee noch nicht fertig? Und er hatte gehört: Bist du zu blöd zum Kaffeekochen? Dafür muss das Wasser heiß sein…

Die Moral von der Geschicht?
Wie wunderbar, wenn man sich zuhört und zur Beobachtung zurückkehren kann, um Missverständnisse an der Quelle auszuräumen.

So long!

Ysabelle

Unterwegs (2)

Hallo, Welt!
Es gibt eine neue Erkenntnis, warum ich blogge. Vielleicht ist sie nicht ganz neu, aber ich habe sie neu erfahren.
In diesen Urlaubstagen bin ich mit netten Menschen unterwegs, die alle keine Giraffenohren haben. Im Büro habe ich mittlerweile Kollegen, die wissen, wie ich ticke. Und einige können durchaus emphatisch zuhören oder es ertragen, wenn man ihnen empathisch zuhört. Dazu kommen nette Telefonate und Mails von GfK-Freunden.

Und hier, in der Gemeinschaft der Nicht-Giraffen, stelle ich fest, wie gut mir dieser Giraffensaft tut. Wenn ich im Alltag keinen habe, kann ich normalerweise eine Tagesmeditation schreiben oder ein Wortschätzchen verfassen, und docke mich dabei geistig an die Giraffen-Pipeline an. Hier geht es zur Zeit nicht, weil O2 nicht in der Lage ist, mein IPad ins Internet zu bringen und damit bin ich abgeschnitten von der Giraffenwelt. Ich komme also auch nicht an den Blog und kann mich nicht auf diese Weise mit Euch da draußen verbinden. Also tippe ich meine Gedanken in Word und sehne mich nach dem Tag, an dem ich wieder online sein kann…

So long!

Ysabelle

Unterwegs

Hallo, Welt!
Tag 3 meines Urlaubs auf einem Schiff auf der Mosel, wobei Tag 1 nicht besonders erholsam war, denn 500 Kilometer Autofahrt sind für mich eher stressig als entspannend.
Unterwegs habe ich versucht, dem Fahrer einfühlsam zuzuhören. Ich bin mir nicht sicher, wie erfolgreich das war. Es kam so ein Schwall an Informationen, dass ich mich zwischendurch wie im Treibsand wähnte und um Pausen bitten musste. Heute Morgen gab es eine Situation, in der beide Männer an Bord über Apple-Produkte herzogen, und da war es grad genug für mich. Ich habe gesagt, dass ich das schwer hören kann. Das Ergebnis hat mich schwerst bezaubert. Denn auf einmal war zu hören, dass Apple ein revolutionäres Bedienkonzept entwickelt hat, und dass es für Leute, die damit normalerweise nichts zu tun haben, einfach eine Umgewöhnung und zunächst eine Einbuße an Effizienz mit sich bringt. Bevor ich Scheiße bin, ist doch lieber das andere System Scheiße…. Leute, wie wäre es, wenn niemand Scheiße wäre, sondern Dinge einfach so anders sein dürfen wie sie wollen…?

Unser Senior hat hier in Metz einen sehr sensationellen Anleger gefahren. Unsere Wertschätzung dafür versuchte er zwei Mal vom Tisch zu wischen. Als der Freund und ich gestern Abend das Abendessen feierten, das uns einfach supergut schmeckte, wiegelte ebenfalls der Senior ab. das sei normal, jetzt sollten wir essen… Was für eine verrückte Welt, in der Wertschätzung und Dankbarkeit so wenig Raum einnehmen dürfen…

Ich möchte feiern, dass ich heute eine vier Meter hohe Spundwand hinaufgeklettert bin (natürlich über eine Leiter) und das Schiff in der Schleuse gehalten habe, obwohl ich nicht schwindelfrei bin und auf dem Bauch an die Kante heranrobben musste.
Und ich möchte betrauern, dass dabei meine graue Flanell-Schiebermütze mit Ohrenschützern von Tschibo irgendwo über Bord gegangen ist. Als das Scheusenmanöver vorbei war, war sie weg…

So long!
Ysabelle

Zahlen-Mystik: My private Kabbalah

Hallo Welt!
Die Annäherung an „runde“ Zahlen erregt meine Aufmerksamkeit. Drei Tage lang sah ich sie kommen, heute Nacht war sie da:
Wir haben hier auf dem Ticker

 

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335 Kommentare, davon
188 Spam.

 

Zehntausend Mal wurde irgendein Posting angeklickt. Auf jeden Besucher kommen rund vier Klicks, also schaut er sich auch um. Die Anzahl der Kommentare hat mich zuerst erstaunt, bis ich den Spam-Anteil abzog, da waren es noch 147. Grob geschätzt die Hälfte sind meine Antworten. Was meint Ihr, wie viel Rürup-Rente, bombensichere Roulette-Systeme und Schnäppchenpreise für Viagra Euch durch die Lappen gegangen sind, nur weil ich die immer gleich lösche! Von den angemeldeten Benutzern ganz zu schweigen. Das liest sich dann so:

Registrierung eines neuen Benutzers auf deinem Blog Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!:
Benutzername: nudewomanz
Wie gesagt, alles gelöscht.

 

Ich kann mir Sachen schön rechnen, ich kann mir auch ein paar in die Fresse hauen. Persönliche Zahlen-Mystik. 10000 ist 10000, was ich daraus mache, ist eine ganz andere Angelegenheit.

 

Ich glaube, am 24.1.2010 ist der Blog online gegangen. Er läuft also annähernd neun Monate. Dieses ziehende, schmerzliche Gefühl im Inneren, das ich mal mit dem Etikett „Ent-Täuschung“ belegen möchte, ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass ich anderes erwartet habe. In „Gewaltfrei-im-Norden“ gab es im September 65000 Klicks, und da stehen „nur“ Termine. Dialog findet fast gar nicht statt.

Es scheint an der Zeit, Einsatz, Erwartungen und Resultate in Übereinstimmung zu bringen.

Was sind die Highlights?
Ohne Zweifel wenn ich gesehen werde. Friedrich, Gabriel, Markus, Oliver – ich glaube, ohne Eure Kommentare hätte ich schon aufgegeben. Es ist so verdammt einsam hinter der Tastatur! Und dann kommt wieder eine Anmerkung von einem von Euch und gleich fühle ich mich belebt, aktiviert, ermutigt, ich bin voller Freude und spüre Verbindung, Wärme, Unterstützung, Gesehen werden, Leichtigkeit und wahrscheinlich noch so manches andere. Besonders schön ist es, wenn einer von Euch eine Themenanregung schickt und ich daraus auch tatsächlich was kochen kann. Danke noch mal explizit an Gabriel.

Manchmal gelingt mir ein Text besonders gut. Ich bin zum Beispiel sehr zufrieden mit dem von gestern, mit dem Mann mit dem Burnout. Da stimmt die Länge, der Aufbau, der Rhythmus, das Fazit. Das ist „rund“ für mich. Zu anderen Zeiten finde ich meine Texte überhaupt nicht rund, und dann schreibt mir Markus auf einmal, das Gelesene habe ihn sehr angesprochen. Schon bekommt der Text einen neuen Rahmen. Wenn es jemand anderem etwas gegeben hat, darf ich damit zufrieden sein. Holla! Interessant, was da wieder ans Tageslicht kommt…
Nun der Teil, der eher schwierig ist.
Leichtigkeit, Freude, Beitragen – das wollte ich mir erfüllen, als ich meinen Freund Arbitrium gebeten habe, diesen Blog für mich zu installieren. Das klappt an manchen Tagen gut, an anderen nicht. Ich glaube, es liegt daran, dass ich mich zu einem „täglich“ kommittiert habe. Egal ob ich müde bin, egal ob mir was auf den Nägeln brennt, egal was gerade bei mir privat los ist, egal ob ich krank bin oder in Urlaub. „Du hast einen Kessel zu füllen“. Oder in meinem Fall: Der Blogbeitrag für morgen fehlt noch…
Es ist also Pflicht dazu gekommen. „Du musst…“ Und wie sagt die dänische Trainerin Kirsten Kristensen so nett? Das smekt nicht!
354 Artikel in neun Monaten, das sind statistisch 1,3 Postings pro Tag. (und dann war da noch der Statistiker, der in dem Fluss ertrank, der durchschnittlich 0,8 Meter tief war). Welche wunderbaren Bedürfnisse erfülle ich mir mit dem TÄGLICHEN Einstellen eines Postings? Verlässlichkeit (was sich als Sicherheit runterbrechen lässt, das Wort Verlässlichkeit war ja hier schon Anlass zu Überlegungen), hm. Und dann kommt nichts. Gibt es ein Bedürfnis nach Ernsthaftigkeit? Ich möchte das ernsthaft machen. Es ist keine Spielerei, keine Laune. Kongruenz. Übereinstimmung mit meinen Werten. Wahrscheinlich auch Zugehörigkeit zu wichtigen Leuten, die jeden Tag etwas zu sagen haben… Ich erfülle mir das Bedürfnis nach Begeisterung, und gleichzeitig bleiben gerade Begeisterung, Leichtigkeit, Spaß, Erholung und Autonomie auf der Strecke. Es ist mir noch nicht klar, wie ich diese unterschiedlichen Bedürfnisse unter einen Hut bringe. Ich glaube, allein geht das nicht. Ich wünsche mir also Mitstreiter.
Wie geht es weiter?
Mutter Courage wirft sich wie so oft in ihr Schleppgeschirr und zieht den Karren weiter. Ich habe mir vorgenommen, ein ganzes Jahr das tägliche Posten aufrecht zu halten. Bis Mitte Januar ist ja auch nicht mehr lange hin. Und dann? Will ich mir was beweisen? Wie geht es weiter? Was habe ich zu sagen? Keine Ahnung.

Ich halte Euch auf dem Laufenden.

So long!

Ysabelle

BTW … Heute sind seit ich angefangen habe, dieses Posting zu verfassen, 73 Klicks dazu gekommen…

Kränklich

Hallo, Welt!
Komme gerade aus dem Krankenhaus. Bin unsicher, wer sich klöteriger gefühlt hat, die Patientin oder ich? Seit zwei Uhr letzte Nacht läuft meine Nase, Husten startet, es kratzt im Hals. Drei Tage vorm Urlaub – perfekt, oder? Daher heute Nacht keine Tagesmeditation oder tief schürfende Giraffengedanken (obwohl es welche gäbe), sondern Bett.
Feiern möchte ich noch, dass ich einer Kollegin aus einer anderen Abteilung heute Empathie geben konnte, nachdem sie durch Vorfälle am Arbeitsplatz total gestresst war. Das hat mich gefreut und ermutigt.

So long!

Ysabelle

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