Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

Für alle, die gerade nach Hause kommen

Be gentle


Be gentle with your self these days.
Sometimes the currents beneath
bring tangles to our hearts
and we don’t notice
and glide smoothly on
but wonder why we are
tired, or angry, or fractious.

Let yourself sit gently down
with your wise grandmother,
and let yourself
be a small child again in her arms,
and let whatever comes, come.

And when the small child
has done her crying,
set her gently on her feet again
and send her softly back out into the world.

And sit, as only grandmothers can,
calm and grounded,
wise with twinkling eyes,
amid the ups and downs
of this crazy world.

Rachel Holstead

Hallo, Welt!
Ich bin zurück, also zumindest ist mein Körper durch die Haustür gekommen. Dieses Gedicht fand ich in meinem Postfach. Gayano, die Organizerin des IIT in Birmingham hat es als kleinen Gruß geschickt. Ich werde berichten, was ich erlebt habe. Dazu gehört auch eine Diskussion von 5.38 Uhr heute Morgen auf dem Weg zum Flughafen: Do Needs have feelings? Oder auf deutsch: Haben Bedürfnisse Gefühle?

Mehr dazu demnächst hier!

So long!
Ysabelle

Willkommen in der kommentarfreien Zone!

Hallo, Welt!
Ich zehre noch immer von dem wundervollen Workshop bei Friederike Kolster. Unter anderem habe ich dort drei Reha-Felder kennen gelernt.
1. Funktionstraining – ich lerne wieder greifen
2. Leben lernen mit Behinderung: Wie schäle ich Obst einhändig?
3. Kommentarfreie Zone

Das Beispiel, das Friedrike für die kommentarfreie Zone benutzte, können sich auch viele GFK’ler mal ins Stammbuch schreiben. Sie wies nämlich darauf hin, dass auch Ergo-Therapeuten gelegentlich krumm sitzen, nicht aufrecht stehen, die Schultern hängen lassen oder ähnliche Petitessen. Und wenn sie nach Hause kommen, haben sie mit Sicherheit keine Lust, vom Lebenspartner oder Kind zu hören, Schätzelein, sitz doch mal gerade. Du weißt doch, dass das für deinen Rücken besser ist… Wir alle haben mal Feierabend. Als Trainer ebenso wie als Lernende, als Patient oder als Therapeut. Und dann beginnt die kommentarfreie Zone.
Aussagen wie
Das ist kein Gefühl
Was ist das Bedürfnis?
Das ist keine Bitte
Das ist Wolfssprache



(bitte ergänzen)
können uns selbst oder unseren Angehörigen das Leben zur Hölle machen. Gestern Abend haben wir im Seminar überlegt, ob wir mal eine weiße Fahne bedrucken lassen wollen: „Kommentarfreie Zone“.
Noch einen kleinen Schwenk darauf, was uns bewegt, wenn wir zu jeder Tages- und Nachtzeit bereit sind, zur umfassenden GFK-Erziehung unserer liebsten Menschen einen Beitrag zu leisten. Geht es uns um Lernen und Wachtum? Geht es uns um Beitragen? Oder geht es womöglich manchmal darum, dass wir einen Abstand herstellen wollen zwischen dem ich und dem du? Ich weiß, wie es geht… und du ja mal nicht…
Ich finde es spannend, den Schalter umzulegen und in mich hineinzuhorchen, wenn es wieder und wieder den Impuls gibt, dem anderen die Welt zu erklären. Was ist los in mir? Warum kann ich mein Gegenüber gerade in diesem Moment nicht so lassen wie es ist? Selbstempathie statt Belehrung, das ist doch mal eine Aufgabe…

So long!

Ysabelle

Ein Gedicht mit Folgen

Hallo, Welt!
Zunächst folgt ein kleines Gedicht von Christian Morgenstern, über das ich heute gestolpert bin:

Der Würfel

Ein Würfel sprach zu sich: Ich bin
mir selbst nicht völlig zum Gewinn!

Denn meines Wesens sechste Seite,
und sei es auch Ein Auge bloß
sieht immerdar, statt in die Weite,
der Erde ewig dunklen Schoß.

Als dies die Erde, drauf er ruhte,
vernommen, ward ihr schlimm zu Mute.

Du Esel, sprach sie, ich bin dunkel,
weil dein Gesäß mich just bedeckt!
Ich bin so licht wie ein Karfunkel,
sobald du dich hinweggefleckt.

Der Würfel, innerlichst beleidigt,
hat sich nicht weiter drauf verteidigt.

So weit Christian Morgenstern.

Entdeckt habe ich die Verse auf der Webseite des Schweizers Hanspeter Baud. Und da kann man lernen, wie man dem Würfel Empathie geben kann. Das berührt mich heute ganz besonders…

So long!

Ysabelle

Mein persönlicher GFK-Neglekt

„Unter dem Begriff Neglekt werden verschiedene Vernachlässigungsphänomene einer Raum- und/oder Körperhälfte zusammen gefasst, die keine primär sensorische oder motorische Ursache haben.“ (Prosiegel, 1998, S. 95)…. Der Patient kann die Aufmerksamkeit nicht/nur mühsam/nicht automatisch auf die Raum- oder Körperhälfte richten, die gegenüber der Hirnschädigung liegt.

Hallo, Welt!
Ich habe ein GFK-Neglekt. Jawoll. Das Besondere – und Typische bei Neglekt – ist, dass ich nicht wahrnehme, was da bei mir los ist…
Also: Ich lebe so vor mich hin und an der einen oder anderen Stelle gibt es Frustrationen. Das ist ja nichts Ungewöhnliches. Aber ich nehme überhaupt nicht wahr, wie sehr mich das beeinträchtigt.
Gestern hatte ich eine spannende Unterhaltung. Und in diesem Austausch dämmerte mir, dass da etwas ist. Ich konnte es nicht richtig greifen, es zog wie Nebelschwaden an mir vorbei. Dieser Neglekt bezieht sich auf meine Bedürfnisse. Also, es gibt unerfüllte Bedürfnisse, ganz viele, ganz tiefe, und ich nehme sie einfach nicht wahr. Schwups, sind sie weg. Das ist ja spannend!
Jetzt fange ich an, ein wenig davon wahrzunehmen, und dann rutschen sie mir immer wieder weg, einfach so. Ich habe den Verdacht, dass das etwas mit meiner wirklich frühen Kindheit zu tun hat. Erst vor relativ kurzer Zeit habe ich ja erfahren, dass ich weite Zeiten meines ersten Lebensjahres weg von meiner Mutter oder im Krankenhaus verbracht habe. Letzteres war Ende der 50er Jahre keine besonders fürsorgliche oder liebevolle Einrichtung für Babys. Starre Besuchszeiten, 50 km entfernt von zu Hause, wir kein Auto… da war es besser, wenn man bestimmte Bedürfnisse gar nicht erst wahr nahm. Die gab es einfach nicht. Wie beim Schlaganfall-Patienten, der sich für gesund hält, weil er seine gelähmte rechte Körperhälfte gar nicht wahrnimmt.
Und ich merke, dass mir das Angst macht. Ich hatte ja hier schon über die Erkenntnisse aus dem spannenden Marketing-Wokshop Anfang Mai berichtet. Unter anderem ging es darum, wirklich, wirklich, wirklich für sich und seine Angelegenheiten Verantwortung zu übernehmen. Und jetzt sitze ich auf der Frage, wie kann ich für die Erfüllung meiner Bedürfnisse Verantwortung übernehmen, wenn mein Neglekt dazu führt, dass ich diese Bedürfnisse nicht einmal wahrnehmen kann?

Spannend.
So long!

Ysabelle

Schönen Gruß vom Hirn!

Hallo, Welt!
Ich war eine Woche auf einem unglaublich bereichernden Workshop in Berlin bei Friederike Kolster. Sie unterrichtet u. a. Ergotherapeuten und Physiotherapeuten in Handlungsorientierter Therapie und Diagnostik (HoDT) und ich als Nicht-Mediziner habe tatsächlich vier Fünftel verstanden. Der spannendste Teil für mich war die Funktionsweise des Gehirns. Und ich habe das Kapazitätstöpfchen kennen gelernt.
Wir wissen von uns, dass wir zu verschiedenen (Tages)-Zeiten unterschiedlich aufnahmefähig oder belastbar sind. In diesem Beispiel gehen wir davon aus, dass wir immer 100 Prozent geben, aber je nach Kapazität sind 100 Prozent zu verschiedenen Tageszeiten unterschiedlich viel.
Wenn unsere beste Leistungszeit morgens um 9 Uhr beginnt, haben wir wahrscheinlich mittags um 13.30 Uhr eine Flaute. Und eventuell erreichen wir gegen 17 Uhr noch mal einen Höhepunkt unserer Leistungsfähigkeit, der aber nicht so hoch ist wie der morgens um 9. Ganz wenig leistungsgfähig sind wir vielleicht abends um 21 Uhr.

Stellt Euch also bitte mal vier (hohle) Säulen/Reagenzgläser vor, die unterschiedlich hoch sind (aber die gleiche Grundfläche haben). Hoch, mittel, mittelhoch, niedrig.

Unsere Alltagsverrichtung braucht immer gleich viel Hirnkapazität. Sagen wir mal 50 ml.
Wenn ich jetzt in die erste Säule 50 ml „Alltagsverrichtung“ kippe, ist ein Haufen Platz für andere Sachen, ich könnte also auch noch 20 ml GFK dazu kippen und 15 ml Stressbewältigung, ohne dass mein Reagenzglas überläuft.

Mittags sieht das schon anders aus: Da habe ich Alltagsverrichtung plus Stressbewältigung und dann ist mein Teströhrchen voll. Am späten Nachmittag gibt es neben Alltagsverrichtung und Stressbewältigung noch einen Hauch Platz für GFK in meinem Kapazitätsröhrchen, aber abends um 21 Uhr habe ich nicht mal genug Kapazität für Alltagsverrichtung!

Diese einfache Info hilft uns zu verstehen, warum wir manchmal keinen Zugriff auf unsere GFK-Kompetenz haben. Sorry, Gehirn schon unter Volllast, können jetzt nicht noch was zuschalten…

Und es hilft uns auch, gute Zeiten für schwierige Gespräche zu finden. Wann fühle ich mich frisch und belastbar? Wann kann mein Hirn den GFK-Modus zuschalten? Wahrscheinlich nicht, wenn drei kreischende Kinder an meinem Bein hängen, der Hund sich gerade übergibt und der Gerichtsvollzieher an der Tür klingelt…

So long!

Ysabelle

Weil ich, verdammt noch mal…

Hallo, Welt!

Gestern war wieder Muttertag. Es geht ihr nicht gut. Sie ist schon wieder gestürzt und hat starke Schmerzen. Nachdem die „Pflichten“ erledigt waren, sagte sie zu mir: Nun fahr du mal, du hast ja auch noch so viel zu tun.
Ich glaube, wenn es jemand anderes gewesen wäre als diese schmerzgeplagte, schwer kranke Frau, ich wäre explodiert. In meiner Fantasie gab es nämlich dahinter einen ganz anderen Text, und der lautete: Ich bin müde, erschöpft und voller Schmerz. Es würde mir besser gehen, wenn ich jetzt allein sein könnte. Doch statt das zu sagen, schob sie meine vermuteten Bedürfnisse vor. Du hast ja noch so viel zu erledigen…

Ihr könnt jetzt gern sagen, ich solle mich nicht so anstellen, und es wäre doch nett, wenn meine Mutter so fürsorglich an all das denkt, was ich zu erledigen habe. So hätte ich vermutlich vor zehn Jahren auch noch reagiert. Heute gibt es in mir dagegen nur Rebellion. (Achtung, wie alt ist das Kind?) Sie soll sagen, was sie will. Und ich übernehme Verantwortung für das, was ich will oder brauche. Aber die eigenen Bedürfnisse hinter dem zu verstecken, was ich in den anderen hineinsehe… das ist gerade ein schwieriges Thema für mich.
An einer Stelle werden Absichten in mein Handeln hinein interpretiert, die nichts mit dem zu tun haben, was in mir lebendig ist. Ein Teil von mir ist darüber wütend, ein anderer Teil versucht zu besänftigen und mir zu sagen, wenigstens bekomme ich durch diese Aussagen einen Eindruck davon, was in meinem Gegenüber lebendig ist: Hey, da drückt jemand seine unerfüllten Bedürfnisse aus! Na, super! Und gleichzeitig lässt das bei mir sehr viele Bedürfnisse offen, zum Beispiel nach Authentizität, Echtheit, Klarheit, Verbindung. Ja, die Verbindung leidet darunter, wenn ich nicht aufrichtig mit meinen Gefühlen und Bedürfnissen verbunden bin. Und ich, Ysabelle, bade es dann aus, indem ich wieder und wieder übersetzen muss…

Im Umgang mit meiner Mutter finde ich das verzeihlich. Sie ist 80 Jahre alt und in den vergangenen zwei Jahren hat sich bei ihr unter dem täglichen Einfluss von GFK (grosses „f“, *grummel*) wirklich viel verändert. Bei anderen Menschen in meinem Leben finde ich das viel schwieriger. Vor allem bei mir selbst. Im Moment bin ich gerade mal wieder besonders wach, was Du-Botschaften angeht, und versuche verzweifelt, meine eigenen Du-Botschaften in Gefühle und Bedürfnisse zu übersetzen. Dabei habe ich dieser Tage entdeckt, dass es da einen großen schmerzhaften Krater in mir gibt: In meiner Kindheit bin ich gern auf den Kalkberg gekraxelt, einen Gipshut am Rande der historischen Innenstadt. Vom Gipfel konnte man auf die Häuser herabsehen, aber auf der einen Seite sah man in einen „Abgrund“, Lueneburg_IMGP9671_wp_Photo-Rainer-Knäpper-Free-Art-License-http-_artlibre.org_page_id65.jpgin dem im Mittelalter der Gips abgebaut wurde. Wenn ich diesem Gefühl in mir nachspüre, sieht es so aus wie dieser Abgrund in meiner Kindheit. TIIIIIEF. Und es ist besser, vom Rand ein wenig Abstand zu halten… Es ist so schmerzhaft mich damit zu beschäftigen, welche Bedürfnisse an dieser Stelle unerfüllt sind, dass ich es kaum wage, mich dieser Abbruchkante zu nähern… Vielleicht reagiere ich deshalb im Moment so vehement auf Du-Botschaften: weil ich so sehr damit ringe, meine eigenen Du-Botschaften in Ich-Botschaften zu übersetzen und mich das mit einem unglaublichen Schmerz über meine unerfüllten Bedürfnisse in Verbindung bringt. Da haben wir den Salat…

So long!
Ysabelle

Die Wortmarke…

Hallo, Welt!
Gestern nachmittag bekam ich einen Anruf von Andi Schmidbauer vom Fachverband, den ich sowieso total gern habe. Und Andi erzählte mir, dass ich GfK immer in einer Weise schreibe, dass Bedürfnisse unerfüllt bleiben. Wir haben eine Weile dazu geplauscht und dann sendete er mir die Info zu diesem Thema:

Immer wieder beschäftigen uns auch mit den Abkürzungen für die Gewaltfreie Kommunikation.
Die Schreibweise „GfK“ ist eine eingetragene und gültige Wortmarke der „GfK Gruppe“ (ehemals „Gesellschaft für Konsumforschung“) in Nürnberg und somit markenrechtlich geschützt. Eine Verwendung dieser Schreibweise stellt aus unserer Sicht einen Verstoß gegen das deutsche Markenrecht dar und Sie können deswegen abgemahnt werden.

Selbst wenn diese Abkürzung durch TrainerInnen und Interessierte in einem anderen Kontext verwendet wird, kann dies zu Missverständnissen führen. Dies möchten wir gerne vermeiden.

Die Begriffe „GFK“ bzw. „Gewaltfreie Kommunikation“ sind heute in Deutschland nicht markenrechtlich geschützt. Das heißt, es ist nicht gestattet, sie mit einem ® als Kennzeichen eines Markenschutzes zu versehen. Tun Sie es dennoch, stellt das einen Verstoß gegen das Markenrecht dar, welcher wiederum abmahnungsfähig ist.

Der Fachverband Gewaltfreie Kommunikation setzt sich von Beginn an dafür ein, die Schreibweise „GFK“ als Standard zu etablieren, und so auch auf diese Weise zu Bekanntheit und Unterscheidbarkeit der Gewaltfreien Kommunikation beizutragen.

Wir freuen uns, wenn Sie die Abkürzung „GFK“ verwenden – das unterstützt uns. Danke!

Ich habe mich total über diesen Anruf gefreut. Da ich ja im vergangenen Jahr selbst eine Wort-Bildmarke angemeldet habe, habe ich einen Schimmer, was für Ärger entstehen könnte. Zum Glück ist die Gesellschaft für Konsumforschung bisher noch nicht gegen uns vorgegangen. Aber es erfüllt meine Bedürfnisse nach Respekt und eigenem Raum, das künftig bei der Schreibweise zu beachten.

So long!

Ysabelle

… was du immer hast…

Hallo, Welt!
Am Donnerstag hatten wir in der Übungsgruppe ein Thema am Wickel, das für mich auch im neunten Jahr GfK nichts an Brisanz verloren hat: Du-Botschaften.
Intellektuell habe ich natürlich verinnerlicht, dass jede giftige Du-Botschaft eine Aussage über meine/deine unerfüllten Bedürfnisse ist. Wenn also eine Person zur anderen sagt, „du hörst schon wieder die Flöhe husten…“, hat er oder sie vielleicht ein Bedürfnis nach Leichtigkeit. Wir haben an der Flipchart eine ganze Reihe von Du-Botschaften gesammelt und zum Abschluss im Schnelldurchlauf Vermutungen angestellt, welche Bedürfnisse beim Sender eventuell im Mangel gewesen sein könnten.
Spannend wurde es im Mittelteil. Da waren wir nämlich damit beschäftigt, wie diese du-Botschaften zustande kommen und was uns helfen könnte, uns und andere zu verstehen. Wir sind ja oft genug selbst Sender von Du-Botschaften. Ein Beispiel hat mich besonders angesprochen. Eine Person kommt zu einem Paar zu Besuch und nimmt etwas Atmosphärisches wahr. Auf die Frage, ob es gerade dicke Luft gebe, bekommt die Person die Antwort: „was du immer hast…“.
In aller Regel kann man davon ausgehen, dass der Frage „habt ihr euch gerade gestritten?“ eine Beobachtung vorausgeht. Leider sind wir nicht gewohnt, Beobachtungen zu benennen. Vielmehr sind wir darauf trainert, 1 & 1 zusammenzurechnen und unsere Mutmaßungen abzufeuern. Dieses Verhalten kann uns das Leben retten. Wenn wir ein seltsames Rasseln hinter uns hören und erst mal fragen, hört ihr auch so ein seltsames Rasseln, könnte uns die Schlange schon gebissen haben. Wie doof! Wir sind also in unzähligen Alltagssituationen darauf angewiesen, der Rechenleistung unseres Hirncomputers zu vertrauen. Zum Beispiel im Straßenverkehr: Schaffe ich es noch zu überholen oder ist der Gegenverkehr zu dicht dran?
In aller Regel benutzen wir diese besondere Fähigkeit aber nicht selektiv, also situationsbezogen, sondern grad mal immer. Und wenn wir nun unsere Gedanken über etwas Zusammengerechnetes äußern, können wir damit ganz schön anecken. Hier mal ein großartiges Video, auf das mich die „kleine“ Claudia gebracht hat: Wie unser Hirn funktioniert.
http://youtu.be/vESKrzvgA40

Ich nehme Du-Botschaften, die ich höre, inzwischen oft körperlich wahr. Als sei ich mit hoher Geschwindigkeit gegen eine Wand geknallt. Meine unerfüllten Bedürfnisse (ich habe gerade ein paar aktuelle Du-Botschaften im Ohr) sind Gesehen werden, Respekt, Augenhöhe, Anerkennung, Wertschätzung und dieses wunderbare Bedürfnis „shared reality“, das erst vor ein paar Monaten in mein Leben gekommen ist: Mir ist es wichtig, dass wir den gleichen Blick auf die Dinge haben. Mein frontaler Kortex, also dieser vordere Teil im Hirn, der das Einordnen übernimmt, läuft zu Höchstform auf und kontert mit einer Du-Botschaft. Meine Impulskontrolle, also der präfrontale Kortex, funktioniert mittlerweile so gut, dass ich sie (meist) nicht mehr herausplärre. Aber der Schmerz und der Groll bleiben. Wenn ich getroffen bin, hilft es mir in der aktuellen Situation nicht so viel mir bewusst zu machen, ach, der oder die hat mal gerade ein unerfülltes Bedürfnis. ICH habe nämlich auch eins oder mehrere!
Jetzt kommt also das übliche GfK-BlaBla. Gib dir Einfühlung, such dir jemanden, der dir Einfühlung gibt. Das klappt aber nicht immer in der konkreten Situation. Daher ein anderer Tipp von mir. Konzentriere dich auf die Beobachtung. Du möchtest zurückfeuern? Du merkst, dass du wirklich betroffen bist? Wende dich dir zu. Was fühlst du? Was denkt es in dir? Und ganz besonders: Was ist die Beobachtung?
In meinem aktuellen Backfire-Modus – ich möchte sofort den passenden Kommentar zurückschießen – fällt es mir schwer, eine Beobachtung zu benennen. Meist ist die Beobachtung nicht der Satz, der jetzt zum Auslöser geworden ist. Die Beobachtung zu meinem Schmerz geht tiefer. Im Beispiel „…was du immer hast…“ ging es unter anderem um den altvertrauten Schmerz, dass die eigene Wahrnehmung in Frage gestellt wird. „Aber ich spüre doch, dass da was ist…“. Und die Lernerfahrung kann sein: Ja, meine Beobachtung stimmt, aber statt dass die Leute sich gerade gestritten haben, sind sie gerade hopplahopp aus der Kiste gekommmen und das ist ihnen peinlich.
Also: Statt auf den anderen zu schießen, lege ich das Augenmerk auf mich und auf meinen Schmerz. Kann ich eine Beobachtung benennen? Was sind meine Gedanken dazu? Welche Gefühle werden ausgelöst? Ganz schön komplex und genug Stoff, um in der konkreten Situation nicht mit Sperrfeuer, sondern mit Bedacht zu reagieren. Beim Hören einer Du-Botschaft könnte daher eine Antwort sein: Was du da gerade sagst, möchte ich erst mal für mich einordnen und werde dir später etwas dazu sagen. Vor dem Abfeuern einer Du-Botschaft ist es der Gedanke: Offensichtlich gibt es da in dir einen großen Schmerz. Was ist das unerfüllte Bedürfnis, und gibt es eine Beobachtung dazu?

So long!
Ysabelle

Die Haltung der GfK

Hallo, Welt!
Zum Jahreswechsel oder zum Start ins neue Jahr plane ich mit einem Kollegen ein Seminar. Wir sind ein bisschen um die Themen geschlichen, klar war, dass wir etwas Vertiefendes wollten, etwas für Menschen, die schon GfK-Erfahrung mitbringen. Vielleicht für Zertifizierungskandidaten (und ab zehn Seminartagen bei zertifizierten Trainern kann man sich für die Zertifizierung registrieren). Empathie, Selbstempathie, das war es nicht. Und dann machte es plötzlich bei uns beiden *klick*. Die Haltung der GfK. Das ist es.
Nun bewege ich seit zwei Tagen in meinem Herzen die Frage: Was ist für mich die Haltung der GfK? Ich kann reihenweise Beispiele aufzählen, bei denen ich eben diese Haltung vermisse. Ein Trainer, der nach einem durchaus wohlwollenden und unterstützenden Feedback die Nerven verliert, herunter gelassene Rolladen im Konflikt, Durchschweigen (das kenne ich aus meiner Kindheit und spüre es direkt als körperlichen Schmerz). Impulskontrolle. Affektkongruenz. Hier lohnt sich doch gleich wieder ein Besuch bei Wikipedia (oder bei mir…)

Der Affekt (von lat. afficere: antun; in einen Zustand versetzen; mit etwas erfüllen, versehen) ist eine Gemütserregung (englisch: occurring emotion etwas, das einem passiert).[1] Sie hat eine Ausdrucksdimension, eine körperliche Dimension und eine motivationale Dimension. Ein Lächeln kann beispielsweise ein Ausdruck für den Affekt Sympathie sein, Erröten, im körperlichen Bereich, bezeichnend für den Affekt Scham und die Bereitschaft, mit der Faust auf den Tisch zu hauen, eine charakteristische Motivation aus dem Affekt Zorn heraus sein.[2]

Affekt ist eine besondere Qualität des Fühlens. Die definierenden Merkmale sind eine relative Quantität − in Relation zur Grundstimmung, und eine Akzidenz der Erregung. Seine jeweilige Benennung (zum Beispiel Eifersucht, Trauer, Neugier usw.) erhält der Affekt von der Emotion, die er in Gang bringt und der er sprachlich zugeordnet wird. So kann zum Beispiel Eifersucht nicht nur in Gestalt des Affektes auftreten, sondern auch als Gefühl, als Zwangsgedanke, als Motiv usw. Aus dem Kontext der sprachlichen Verwendung (zum Beispiel rasende Eifersucht) geht dann hervor, ob Affekt oder eine andere Qualität von Gemütsbewegung gemeint ist. Affektiv (synonym: emotional) wird somit ein Verhalten genannt, das überwiegend von der Gemütserregung und weniger von kognitiven Prozessen bestimmt wird.

Affekt wird definiert als Gefühls- und Gemütsbewegung von großer Brisanz, geringer Latenz und energisierender Dynamik (Motivation), einhergehend mit eingeengter Wahrnehmung (Aufmerksamkeitsverzerrungen und Tunnelblick), ggf. einer Überforderung der Willenskontrolle und starker Ausdruckskraft. Dazu kommt eine Beteiligung des motorischen und vegetativen Nervensystems sowie eine Beteiligung des Systems der sog. Botenstoffe und der Hormone. Vereinfacht gesagt handelt es sich um ein psychosomatisches Ereignis mit kommunikativen, motivationalen und kognitiven Folgen.[16] Positiver Affekt geht bspw. mit verstärktem Lächeln, Annäherungsverhalten und heuristischer Informationsverarbeitung einher, negativer Affekt mit missbilligendem Gesichtsausdruck, Vermeidungsverhalten und systematischer Informationsverarbeitung.

Besteht zwischen den Ausdrucksmerkmalen und dem dahinterliegenden Gefühlszustand ein Widerspruch, so ist dies ein inadäquater Affekt. Bei größeren und raschen Wechseln zwischen den Ausdrucksmerkmalen wird von einer Affektlabilität gesprochen, zu unterscheiden von Affektinkontinenz.

Und dazu noch einmal eine Perle zur Impulskontrolle, auch Selbstregulation genannt:

Selbstregulation umfasst u. a. den mentalen Umgang mit Gefühlen und Stimmungen (s. Emotionsregulation) und die Fähigkeiten, Absichten durch zielgerichtetes und realitätsgerechtes Handeln zu verwirklichen (z. B. Selbstwirksamkeit) sowie kurzfristige Befriedigungswünsche längerfristigen Zielen unterzuordnen (s. Selbstdisziplin, Selbstkontrolle). Gut ausgeprägte Fähigkeiten zur Selbstregulation setzen (im neuropsychologischen Sprachgebrauch) intakte exekutive Funktionen voraus.

Vor ein paar Wochen habe ich einen Block mit Feedback-Formularen entwickelt. Darin sind einige Denkanstöße zum Thema Haltung der GfK versteckt:

Hier eine Kostprobe:

  • Bezieht  sich  ehrlich  auf  sich  und  andere,  ist  verbunden  mit  eigenen Gefühlen  und  Bedürfnissen  und  kann  diese  ausdrücken.
  • Ist  fähig,  mit  sich  selbst  in  Verbindung  zu  bleiben, wenn  er/sie  „negatives“  Feedback erhält.
  • Bemerkt,  wenn  sich  das  eigene  Herz  verschließt  oder  der  Wunsch entsteht,  eine  anderen  zu  verletzen,
    entscheidet  sich  aber  bewusst  in  Einklang  mit  den  eigenen  Werten  zu  sprechen  und  zu  handeln.
  • Ist  verlässlich:  macht,  hält  und  bricht  Vereinbarungen  sorgsam, bewusst  und  verantwortungsvoll.

 

 
Ich merke, dass ich das Thema tatsächlich am einfachsten an Negativbeispielen festmachen kann: Wenn jemand bei auftretenden Interpretationsgefühlen nicht mit Leichtigkeit in echte Gefühle und Bedürfnisse übersetzen kann (meine Mutter hat mich gedemütigt), wenn jemand sich in negativen Gedanken oder Erwartungen verfängt und nicht in die Realität zurück findet (meine Beziehung wird zerbrechen, wenn ich mich so und so verhalte), wenn jemand sich aus (alter) Angst nicht für sich einsetzt.

Die Haltung der Gewaltfreien Kommunikation hat für mich fundamental etwas mit Verantwortung zu tun. Ich übernehme Verantwortung für mich und meine Gefühle. Melody Beattie schreibt dazu in ihrem Buch „Die Sucht gebraucht zu werden“:

Ich bin verantwortlich dafür, ob ich lebe oder nicht lebe. Ich bin verantwortlich dafür, nach meinem geistigen, emotionalen, körperlichen und finanziellen Wohlergehen zu streben. Ich bin verantwortlich dafür, meine Bedürfnisse zu er- kennen und zu befriedigen. Ich bin verantwortlich dafür, meine Probleme zu lösen oder mit meinen Problemen leben zu lernen, die ich nicht lösen kann. Ich bin verantwortlich für meine Entscheidungen. Ich bin verantwortlich dafür, was ich gebe oder empfange. Ich bin auch dafür verantwortlich, mir Ziele zu setzen und sie zu erreichen. Ich bin verantwortlich dafür, wie sehr ich das Leben genieße, wie viel Freude ich an täglichen Aktivitäten finde. Ich bin verantwortlich dafür, wen ich liebe und wie ich mich entscheide, diese Liebe auszudrücken. Ich bin verantwortlich dafür, was ich anderen antue und dafür, was ich anderen erlaube mir anzutun.

Was für ein Hammer-Thema für ein Seminar! Boah! Ich freu mich drauf!

So long!

Ysabelle

Die Made

Die Made

Hinter eines Baumes Rinde
wohnt die Made mit dem Kinde.

Sie ist Witwe, denn der Gatte,
den sie hatte, fiel vom Blatte.
Diente so auf diese Weise
einer Ameise als Speise.

Eines Morgens sprach die Made:
„Liebes Kind, ich sehe grade,
drüben gibt es frischen Kohl,
den ich hol. So leb denn wohl!

Halt, noch eins! Denk, was geschah,
geh nicht aus, denk an Papa!“

Also sprach sie und entwich. –
Made junior aber schlich hinterdrein;
doch das war schlecht!
Denn schon kam ein bunter Specht
und verschlang die kleine fade
Made ohne Gnade. Schade!

Hinter eines Baumes Rinde
ruft die Made nach dem Kinde ….

Heinz Erhardt

Hallo, Welt!
Maden in der Küche… Ich war ja zehn Tage nicht im Haus und gestern entdeckte meine Freundin neben dem Mülleimer einige weiße Maden auf dem Fußboden. Es hat sie geschüttelt und ich bin schnell dazu gesprungen, um ihr zu helfen, den Müllbeutel in einen weiteren Müllbeutel zu stopfen und die ganze Gegend um den Mülleimer keimfrei zu machen. Dabei gingen meine Gedanken zurück ins Jahr 2008 oder so, als ich in einer Küchenschublade einen schweren Käferbefall entdeckte. In meiner Not habe ich damals den Schädlingsbekämpfer gerufen, der mit der chemischen Keule dafür sorgte, dass diese Tiere sich nicht mehr bei mir wohlfühlen. „Kein Problem“, sagte er damals. „Das passiert öfter in Haushalten, die Bioprodukte kaufen und nicht sofort komplett aufessen…“ Auslöser war ein Müsli gewesen.
Damals war mir so übel, ich hätte mich fast in die krabbelnde Schublade übergeben. Gestern habe ich gemerkt, dass ich mich nicht vom Ekel „angreifen“ ließ. Ich konnte mich an früheren Ekel erinnern, aber ziemlich klar diese Gefühle/Gedanken beiseite stellen.
Als frühere Polizeireporterin hatte ich über Jahrzehnte mein Herz gegen schlimme Sachen verhärtet, die ich in meinem Beruf zu sehen bekommen hatte. Ich habe unendlich viele Leichenfotos auf dem Tisch gehabt, selber manches Mal daneben gestanden, wenn Tote geborgen wurden. Diese „Kaltschnäuzigkeit“ nehme ich leider immer wieder bei Mitarbeitern im Gesundheitswesen (Ärzte, Pflegepersonal) wahr und höre als Begründung häufig, sie müssten sich auf diese Weise vor dem Schmerz schützen. So habe ich es früher auch mit den wüsten Fotos gemacht.
Heute weiß ich, dass ich meine schmerzhaften Erfahrung geradezu abgespalten hatte, denn vor ein paar Jahren kam ich damit überraschend in Verbindung und kann heute viele Dinge nicht mehr so „ruhig“ ansehen wie noch 2002.

Das mit den kleinen weißen Würmchen in meiner Küche war anders. Ich konnte genau spüren, dass ich eine Wahl hatte. Ich konnte Gedanken denken, die in mir Ekel ausgelöst hätten, „iiiihhh, Maden… widerlich…“ oder einfach nur denken, „oh, hier sind Maden auf dem Küchenfußboden“. Ich freue mich wirklich darüber, denn das ist für mich ein erneutes Zeichen für meine These, dass es nicht die Ereignisse an sich sind, die mir „Gefühle machen“, sondern das, was ich darüber denke. Und mich von diesem Denken nicht mehr auf die Bäume jagen zu lassen, begeistert mich!

So long!
Ysabelle

Ankommen

Hallo, Welt!
Es fällt mir schwer, mich zu sortieren. Der Seminarraum steht voll mit Zeugs vom IIT Arbeitszimmer nach dem IIT und ich habe noch keinen Plan, wo ich das lasse. Bis Donnerstagabend sollte (!) mir am besten was eingefallen sein, denn dann tagt hier wieder die Übungsgruppe. Ich finde die Rechnung für die Giraffenohren nicht, und ich scheue vor der jetzt anstehenden Buchführung wie ein Pferd vor einem Hindernis. Ich fühle mich so verwirrt von diesen verschiedenen Aufgaben, dass ich mich in das flüchte, was mir leicht fällt. Recherche für ein Pflegebett für meine Mutter, noch eine Maschine Wäsche und natürlich Blog schreiben… und ich wundere mich, ob hinter diesem unbehaglichen Gedanken von Überforderung eine echte Schwäche für buchhalterische Zusammenhänge steht oder ob mein Gehirn einfach so mit alten Glaubenssätzen gefüllt ist, dass ich dadurch total blockiert bin?
Nun habe ich eine wunderbare Excel-Tabelle mit 31 Namen und noch viel mehr Zahlen drin, und ich weiß nicht, was ich damit tun soll. Ist es wirklich meine Aufgabe, Zimmer für Zimmer nachzurechnen, ob die Leute genug für ihre Unterkunft bezahlt haben? Vermutlich ja. Ein paar Rechnungen und anderweitige Bestätigungen sind auch noch zu schreiben. Und vor mir liegt ein Haufen Post, der während meiner Abwesenheit reingekommen ist. Dazwischen ist auch noch einiges schief gegangen. *seufz*
Freitagabend habe ich spät mit dem Hund noch eine Runde um den Hafen gedreht und sehnsüchtig die Segelboote gemustert. Das waren noch Zeiten, als ich am Wochenende einfach an Bord gegangen bin und bis Sonntagabend einfach den Alltag hinter mir gelassen habe. Ganz ohne Handy und Tablet und Webshop und Anrufbeantworter… Bevor mich jetzt einen genauen Plan mache, was alles noch HEUTE zu erledigen ist, packe ich mal eine Kiste Bücher aus, schreibe zwei Rechnungen und gebe vier Lastschriften ins System ein. Ey, war heute nicht Feiertag? Und gibt es tatsächlich Leute, die dann einfach nicht arbeiten? Wie geht das?

So long!

Ysabelle

Grüße vom IIT

Hallo, Welt!
Die Sonne scheint und die Teilnehmer machen einen glücklichen Eindruck und ich kann es kaum fassen, dass wir schon in der Zielgeraden sind. Ich habe doch noch nicht mal alle Dinge fertig, die am ersten Tag erledigt sein sollten. Impressionen vom IIT Zu meinem großen Glück scheint die Sonne fast durchgehend, wir können viel draußen sitzen. Einige Workshops werden kurzerhand in diesen unglaublichen Park verlegt.
Es ist ein kleines IIT mit nur 31 Teilnehmern und 14 Mitarbeitern. Das führt dazu, dass die Atmosphäre sehr „dicht“ ist. Ich habe diverse Rückmeldungen bekommen, dass die Menschen gut mit ihren Themen in Verbindung kommen und intensiv daran arbeiten können. Und ich bedaure, dass auf meinem Zettel so viele andere Sachen stehen und ich bisher erst an einem einzigen Workshop teilnehmen konnte. Und der hat mich auf ungewollte Weise mit meinem Schmerz in Verbindung gebracht und es war mir peinlich, als Organizer hier zu sitzen und zu heulen…

Das wars als kleiner Zwischenbericht aus der Tiefe Niedersachsens…

So long!

Ysabelle

Alle Bedürfnisse zählen

Hallo, Welt!
Am Wochenende hatten wir Seminar und es war großartig und bereichernd. Unter anderem haben wir Transformation von Wut und Ärger gemacht und eine teilnehmende Person hat auf dem Tanzparkett entdeckt, dass sie auch nach 40 Jahren dem Vater nicht sagen kann, was ihr wichtig ist, wichtig gewesen wäre in einer bestimmten Situation. Einfühlung ging nicht und ehrlicher Selbstausdruck ging auch nicht.
Für mich war diese Übung noch mal ein Schlüsselerlebnis. Ja, meine Überzeugung ist, dass alle Bedürfnisse zählen. Heute Morgen sagte jemand zu mir, das höre sich dogmatisch an.

Unter einem Dogma (altgr. δόγμα, dógma, „Meinung, Lehrsatz; Beschluss, Verordnung“[1]) versteht man eine feststehende Definition oder eine grundlegende, normative (Lehr-)Meinung, deren Wahrheitsanspruch als unumstößlich festgestellt wird.

Insbesondere in der christlichen Theologie wird der Begriff Dogma wertneutral für einen Lehrsatz gebraucht, der, unter Berufung auf göttliche Offenbarung, die Autorität der kirchlichen Gemeinschaft bzw. des kirchlichen Lehramts oder auf besondere Erkenntnisse als wahr und relevant gilt. Die systematische Entfaltung und Interpretation der Dogmen wird Dogmatik genannt.

Hingegen wird der Begriff vor allem als Adjektiv (dogmatisch) pejorativ gebraucht von Personen, die die entsprechenden Lehrsätze als nicht hinreichend fundiert ansehen, zum Beispiel weil sie die Lehrautorität der Kirche nicht anerkennen oder weil sie Weltanschauungen und Wertvorstellungen prinzipiell skeptisch gegenüberstehen, die den Anspruch erheben, als allein wahr, allgemeingültig oder verbindlich zu gelten oder gar für alle Zeit gültig zu sein.

Für mich fühlt sich das absolut grundsätzlich an. Ich möchte in einer Welt leben, in der alle Bedürfnisse zählen. Wenn mein Gegenüber nein sagt, ist das ein Nein zur Strategie, nicht zu meinem Bedürfnis. So unterrichten wir es in unseren Seminaren, so möchte ich es auch leben. Es kann Situationen geben, wo eine bestimmte Strategie bei meinem Gegenüber auf ein klares Nein stößt. Und jetzt wird es spannend. Mal angenommen, es geht ums Abendbrot. Ich will unbedingt Pizza essen, mein Mitbewohner hat darauf partout keine Lust. Normalerweise würde ich dann vorschlagen, ok, du kriegst das, worauf du Lust hast und ich kann Pizza essen. Was aber nun, wenn der andere sagt, ich will in meinem Zuhause überhaupt keine Pizza haben? Ist dann die einzige Strategie, die mir bleibt,dass ich nur noch beim Italiener oder auf dem Dom Pizza essen kann?
Reduziere ich das auf die Bedürfnisse, bleibt das Bedürfnis nach Nahrung. Nun sagt ja der andere nicht, ich will nicht, dass du etwas isst. Er sagt nur, „das“ kannst du in unserem Zuhause nicht essen.
Ok, ich möchte dann wenigstens herausverhandeln, dass ich mir zu Hause eine Pizza in den Backofen schieben kann, wenn der andere auf Klassenfahrt ist. Meine Bedürfnisse nach Leichtigkeit und Genuss haben das gleiche Gewicht wie das Bedürfnis des anderen. So möchte ich es leben. Pizza ist eine Strategie, vielleicht meine Lieblingsstrategie. Ich kann auf Pizza verzichten, solange du im Haus bist. Aber ich möchte die Freiheit haben, den Pizzaservice zu bestellen, wenn du nicht da bist. Es kann doch nicht sein, dass ich für immer auf Pizza zu Hause verzichten soll/muss, weil du etwas gegen Pizza hast?

Da kommen dann die Bedürfnisse nach Gesehen werden, Anerkennung und Autonomie ins Spiel. Bei dir höre ich das Bedürfnis nach Respekt, Schutz, Wertschätzung. Ich kann das schon wieder reduzieren auf meinen Lieblingsfilm „Dirty Dancing“: Das ist mein Tanzkreis und das ist dein Tanzkreis. Ich bin sehr willig und bereit, deinen Tanzkreis zu akzeptieren. Und gleichzeitig wünsche ich mir auch, dass mein Tanzkreis akzeptiert wird. Mit der gleichen Ernsthaftigkeit, mit der ich Dir die Erfüllung deiner Bedürfnisse wünsche und mich gern daran beteilige, möchte ich auch meine Bedürfnisse Ernst nehmen und mich für ihre Erfüllung einsetzen. Wenn das ein Dogma ist, dann möchte ich gern daran festhalten.

Ich bin neugierig: Wie sehr Ihr das?
So long!

Ysabelle

Mal wieder: Der Weg zur Hölle…

Hallo, Welt!
Ihr kennt das Sprichwort doch auch: der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert…
Mein aktueller Vorsatz: Ich möchte eine Stunde am Tag das digitale Endgerät durch etwas Analoges ersetzen. Jetzt hänge ich schon wieder seit 8.40 Uhr nahezu ununterbrochen vor dem Rechner, zwischendurch checke ich die Mails am IPad und hatte außerdem ein Skype-Coaching und eine Facetime-Konferenz… Gerade eben habe ich tatsächlich etwas voll Antiquiertes gemacht und ein Fax geschickt!
Und nun möchte ich mir selbst für die kommenden drei Wochen bis zum IIT auferlegen (es sind bestimmt keine drei Wochen mehr), eine Stunde am Tag mit etwas anderem zu verbringen.
Ich könnte endlich den zweiten Socken für meinen Freund Malte, den Säger zu Ende stricken. Oder die XY spannenden Bücher lesen, die sich an meinem Bett und neben mir auf dem Schreibtisch türmen. Ein neues wartet noch auf Abholung im lokalen Buchladen, ich habe es NICHT bei Amazon bestellt, sondern vor Ort!
Ich könnte außerdem mit Menschen in echt reden. Also nicht nur skypen oder Facetimen, sondern tatsächlich Menschen be-such-en. Ich weiß gar nicht mehr, wie das geht…

Vielleicht addiere ich auch erst mal nur die eine Tagesstunde, bis ich genug freie Zeit für einen Nachmittag zusammen habe. Wenn es dann auch noch aufhört zu schütten, fahre ich auf den Golfplatz… wenn… wenn… wenn…

So long!
Ysabelle

Jubel!

Hallo, Welt!
Manchmal ist es einfach wunderbar, direkt an der Quelle zu sitzen. Sylvia Haskvitz, die Autorin des Buches „Ins Gleichgewicht kommen“, wird als Trainerin beim IIT dabei sein und schickt mir schon mal ihre Textunterlagen. Falls ich es zeitlich schaffe, werde ich das eine oder andere versuchen zu übersetzen.

Eben fand ich in meiner Post von ihr einen Text für die Mediation mit Paaren. Oh, das erfüllt mein Herz so sehr mit Freude! Da bricht sie nämlich Konzepte aus der Mediation runter auf GfK-Paarmediation. Besonders gut gefallen mir die folgenden Passagen:

4. My understanding of another person’s feelings and needs does not in any way signify agreement.

Wenn ich die Gefühle und Bedürfnisse einer anderen Person verstehen kann, bedeutet das nicht, dass ich (der Person) zustimme. Yeah! Verstehen heißt nicht „einverstanden sein“.

6. When I hear a statement I imagine could be interpreted as attacking, blaming, criticizing or demanding, I will translate the message into the possible unmet feelings and needs of the speaker.

Also: Wenn sie etwas hört, was als Angriff, Schuldzuweisung, Kritik oder Forderung interpretiert werden kann, wird sie es in vermutete Gefühle & Bedürfnisse übersetzen.

1. Are you willing to agree to be conscious of holding a balance between your needs and the needs of your partner?

Bist du bereit dich darauf einzulassen, eine Balance zwischen deinen Bedürfnissen und denen deines Partners im Auge zu behalten?

Ach, wie schön… wo war die Frau eigentlich voriges Wochenende? Ob sie solche Paarmediationen auch per Skype macht?

So long!

Ysabelle

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