Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

Dankbarkeit: 27. Dezember

Hallo, Welt!

Heute Abend hatte ich ein Coaching-Telefonat.
Ich bin dankbar, dass ich heute so viel mehr hören kann, ohne meinen Senf dazu abgeben zu müssen. Ich bin dankbar, dass ich erkenne (und benennen kann), wenn ich die Spur verliere. Und ich bin dankbar, wenn es mir gelingt, auf Ratschläge zu verzichten, wenn gerade keine gefragt sind. Jawoll!

Heute wurde ich im Büro gefragt, ob ich jemanden wisse, der eine bestimmte (eilige natürlich…) Arbeit übernehmen könne, oder ob ich es selbst machen wolle? Normalerweise kotzt mich so was an. Leute, macht Euren Scheiß doch allein! Ihr könnt doch auch so toll Personalplanung ohne mich machen, dann macht diesen Kram doch auch ohne mich… Gleichzeitig hatte ich ein innerliches Grinsen drauf, weil diese Arbeit zehn Jahre zu meinen Kernkompetenzen gehörte. Ich habe das immer gern gemacht.

Natürlich war der Kram nicht in einer halben Stunde erledigt, sondern hat bestimmt zweieinhalb Stunden gebraucht. Aber als ich damit fertig war, habe ich mein Werk überprüft und war höchst zufrieden mit mir. „Guck mal, was du kannst!“ Handwerk, keine Kunst. Aber auch dabei kann ja durchaus was Gelungenes herauskommen.

Dankbar bin ich für den kurzen Anruf eines alten Freundes, der gerade in der Nähe ist – im Vergleich zu München mal ganz nah. Vielleicht schaffen wir es morgen noch, uns zu sehen. Das würde mich komplett beglücken.

Dankbar bin ich, dass die zurückliegenden Feiertage mein Bedürfnis nach Gemeinschaft so wunderbar genährt haben. Das hat SO gut getan! Und ich bin dankbar, dass ich die Rechnung bezahlen kann, die heute in der Post war. Nicht, dass sie mich mit Begeisterung erfüllt. Aber ich bin dankbar, dass ich sie bezahlen kann, dass ich das Geld vom Sparbuch holen kann. 30 Jahre war das nicht so. Und es gibt ein paar Menschen, die mir sehr geholfen haben, dass das heute ziemlich gut funktioniert. Allen voran Hanna und Friedrich. Ach, was für eine Erleichterung!

Ich bin dankbar, dass ich so viel Hilfe und Unterstützung erleben durfte in meinem Leben.
Gemeinsam schaffen wir’s.

So long!

Ysabelle

Dankbarkeit: 26. Dezember

Hallo, Welt!
Dankbarkeit löst ganz interessante Gefühle aus. Eben habe ich mir die Hände im Gäste-WC gewaschen und war so froh und dankbar und glücklich, diesen Raum haben zu dürfen. 23 Jahre wohne ich in diesem Haus, wohl kaum etwas war so überfällig wie ausgerechnet ein Gäste-WC. Alles Mögliche hatte Priorität, nur das nicht. Noch vor einem Jahr war ich zögerlich, ob ich dafür Geld ausgeben sollte… Ja, ja ja! Wunderbar!
Dann habe ich einen Wäschekorb ins Gästezimmer gebracht und mich über den zarten Duft gefreut, der mich empfing. Ein Gruß von der letzten Bewohnerin. Ich glaube, das Lächeln kam ganz automatisch auf mein Gesicht. Eine wohltuende Erinnerung. Ich bin dankbar.

Dankbar bin ich auch, dass ich heute Abend den einzigen Tatort, den ich ohnehin nur gucke, auch noch in lieber Gesellschaft genießen durfte. Leider nicht im großartigen Do-Nothing-Raum. Der Fernseher kachelt die Bilder nach wie vor. Ich schätze, ich brauche eine neue Leitung vom Dach. Grummel.

Heute habe ich außerdem wieder mal was Neues Technisches angeschoben, eine neue Webseite. Und dabei ist mir wieder aufgegangen, wie gesegnet ich bin, dass ich Menschen kenne, die mich bei solchen Projekten unterstützen, begleiten, anregen, fordern… Ich danke Euch!

Und ich danke auch den Menschen, denen ich heute Abend eine Mail geschrieben habe und um Rückmeldungen zu einem bestimmten Thema gebeten. Als ich die Mail adressierte und durch mein Adressbuch blätterte, wurde mir ganz warm ums Herz und ich fühlte mich unglaublich reich! So viele Menschen sind durch die GfK in mein Leben gekommen, wir können zusammen arbeiten und lachen, Gemeinschaft pflegen oder uns gegenseitig unterstützen. Gerade jetzt über die Feiertage ist mir noch einmal so bewusst geworden, wie viel sich in meinem Leben zum Guten gewandt hat in den vergangenen zehn Jahren! Ich danke allen, die daran Anteil hatten. Ich bin reich. Das möchte ich nicht nur für heute im Bewusstsein behalten.

So long!

Ysabelle

Dankbarkeit: 25. Dezember

Hallo, Welt!

Heute erreichte mich eine Mail von meinem GfK-Kollegen Michael Schlicksbier-Hepp mit den folgenden Zeilen. Besser kann ich das heutige DANKE nicht ausdrücken, darum belasse ich es dabei.

Be blessed everyone!

Ysabelle

Ein kleines Licht

Die Glocken läuten am Weihnachtstag
und auf dem Marktplatz steht ein großer Baum.
Der Papst verteilte heute seinen Segen an alle Welt
seine Schätze füllen das vatikanische Museum.
Er geißelt den Kaufrausch der Massen und die Gier
der Geschäftemacher zum Fest überall.
Auch der Papst bekommt wieder Geschenke:
dafür segnet er und spricht im Fernsehen vom Licht.

Jesu Geburtslegende spricht von einem armen Kind;
seine Familie ist mittellos, stammt aus der Fremde.
Niemand will sie haben, sie werden abgewiesen.
Die Notunterkunft, halb im Freien, ist der Geburtsort.
Auch im Heiligen Land des auserwählten Volkes
waren und sind die Reichen unter sich und doch
laden Christen Muslime ein und Muslime Christen
manchmal zu Weihnachten in Palästina. Ein kleines Licht.

In Deutschland spricht der Bundespräsident
in seiner Weihnachtsansprache im Fernsehen
nicht von seinen Privatgeschäften mit reichen Freunden,
sondern von Bürgersinn und Zivilcourage.
Eine deutsche Familie besucht eine Türkische
und lädt die muslimische Freundin zum Festtag ein,
sie sprechen freundlich und respektvoll miteinander,
lernen sich kennen und schätzen. Ein kleines Licht.

Politiker brechen wieder zu ihren Weihnachtsreisen auf,
auch in die Landhäuser und Villen betuchter Freunde.
Gemeinden nehmen Flüchtlingsfamilien auf,
gewähren Kirchenasyl vor der Abschiebung,
mahnen die Politiker eines reichen Landes
zu mehr Mitmenschlichkeit und weniger Härte,
laden Wohnungslose zum gemeinsamen Mal,
besuchen einsame Alte. Ein kleines Licht.

Menschen nehmen andere in den Urlaub mit,
öffnen ihr Haus und ihr Herz in dunkler Zeit.
Junge machen Platz für Alte im überfüllten Zug.
Eine alte Frau fragt einen ausgeglittenen Mann
wie es ihm geht und ob sie ihm helfen kann.
Ein Busfahrer steht auf und geht hinaus,
schiebt selbst den Rollstuhl in seinen Bus.
Ein Lächeln belohnt ihn – ein kleines Licht.

Drei große Jungen pöbeln ein schüchternes Mädchen an,
angstvoll sucht ihr kleiner Hund Schutz:
„Na, wehr dich doch, du Opfer“, grölen sie,
als eine junge Frau vorbei kommt und ruft,
„Na, Jungs, lasst das Mal, der Hund beißt Euch doch nicht“
und nimmt das kleine Mädchen ein wenig mit
von den betreten ‚dreinblickenden Großen.
Die Augen der Kleinen leuchten voller Licht.

Eine Familie, die immer streitet oder schweigt,
kocht und isst zusammen, hört Weihnachtslieder,
noch einmal sind sie von weit zueinander gereist.
Sie lachen und necken sich, doch ohne Bosheit,
als wüssten sie, wie kurz das Leben und lang das Leid ist.
Eine Mutter glaubt an ihren Sohn, ob schuldig oder nicht
und ruft ihn voll Freude im fernen Gefängnis an:
Für sie zählt nur in seinem Herzen das kleine Licht.

Dankbarkeit: 24. Dezember

Hallo, Welt!

Ist es banal, Heiligabend über Dankbarkeit zu schreiben? Ein Monsun an Geschenken ist über mich hereingebrochen, ganz wunderbare Dinge. Zum einen scheint der Kosmos der Ansicht zu sein, dass ich noch mehr Giraffisches internalisieren muss, denn es sind weitere dieser possierlichen Tierchen ins Haus gekommen. Süßigkeiten, Musik, eine wunderbare Kerze, selbst gemachte vegane Tomatensauce, ein Windlicht und, und, und…

Zum Fest der Liebe gab es auch eine Familienzusammenführung, die wir alle mit Anstand über die Bühne gebracht haben. Auch das ist ein Grund, dankbar zu sein.

Und ebenso dankbar bin ich für die Gesellschaft, die ich heute hatte. Wir haben zwischendurch Tränen gelacht. Und es war auch besinnlich. Und bewegend. Anna Maria hat Märchen erzählt. Und wir haben ziemlich gut gegessen, auch wenn ich persönlich fand, dass die Mousse au Chocolat irgendwie klumpig war. Auch wenn die Klumpen aus Schokolade bestanden.

Als letzte Lektion hat Gerald Jampolsky den folgenden Satz parat:

Lektion 24

Wenn ich anderen helfe, heile ich mich selbst

Das bearbeite ich mich gemischten Gefühlen. Denn Anna Maria hat heute Abend auch ein Märchen vorgetragen, das in meinem Leben eine große Rolle spielt:


Die Sterntaler
Es war einmal ein kleines Mädchen, dem waren Vater und Mutter gestorben, und es war so arm, dass es kein Kämmerchen mehr hatte, darin zu wohnen, und kein Bettchen mehr, darin zu schlafen, und endlich gar nichts mehr als die Kleider auf dem Leib und ein Stückchen Brot in der Hand, das ihm ein mitleidiges Herz geschenkt hatte.

Es war aber gut und fromm. Und weil es so von aller Welt verlassen war, ging es im Vertrauen auf den lieben Gott hinaus ins Feld. Da begegnete ihm ein armer Mann, der sprach: „Ach, gib mir etwas zu Essen, ich bin so hungrig.“ Es reichte ihm das ganze Stückchen Brot und sagte: „Gott segne dir’s“, und ging weiter. Da kam ein Kind das jammerte und sprach: „Es friert mich so an meinem Kopfe, schenk mir etwas, womit ich es bedecken kann.“ Da tat es seine Mütze ab und gab sie ihm. Und als es noch eine Weile gegangen war, kam wieder ein Kind und hatte kein Leibchen an und fror, da gab es ihm seins; und noch weiter, da bat eins um ein Röcklein, das gab es auch von sich hin. Endlich gelangte es in einen Wald, und es war schon dunkel geworden, da kam noch eins und bat um ein Hemdlein, und das fromme Mädchen dachte: ‚Es ist dunkle Nacht, da sieht dich niemand, du kannst wohl dein Hemd weggeben‘, und gab es auch noch hin.

Und wie es so stand und gar nichts mehr hatte, fielen auf einmal die Sterne vom Himmel und es waren lauter harte, blanke Taler; und ob es gleich sein Hemdlein weggegeben, so hatte es ein neues an, und das war von allerfeinstem Linnen. Da sammelte es sich die Taler hinein und war reich für sein Lebtag.

Ein Märchen der Gebrüder Grimm

Im echten Leben fallen weder harte blanke Taler vom Himmel, noch habe ich plötzlich ein neues Hemd aus Linnen an. Aufgewachsen bin ich mit der Botschaft, dass ich zuerst an alle anderen zu denken habe, und erst wenn alle befriedet sind, und dann noch etwas übrig ist, komme ich. Fatal im Umgang mit anderen Menschen, denn Selbst-Losigkeit erlebe ich nicht mehr als Tugend. Denn verborgen hinter dieser Selbstlosigkeit war der Wunsch, es möge eine kosmische Belohnung für meine Entbehrungen und mein Daherschenken geben. Und hier meine Mütze, und hier mein Hemd… Oft genug war es allerdings so, dass meine Gegenüber weder Hemd noch Mütze wirklich wollten. Dieses Verhalten erfüllt mich heute nicht mehr mit Freude, und deshalb würde ich nur für heute für mich die Jampolsky-Lektion umdrehen:

Wenn ich mir helfe, heile ich andere.

Leute, Byron Katie wäre begeistert von mir!

So long!

Ysabelle

Dankbarkeit: 23. Dezember

Hallo, Welt!

Ich bekam gestern eine Mail, die mich echt umgehauen hat. Da schrieb jemand an mich:

„Verbindung ist da oder nicht – ich kann nichts dafür und nichts dagegen tun.“

Ich fühle mich Dir verbunden. Und traue mich jetzt, Dir das zu schreiben. Ich habe Dich gern.

ICH bin gemeint! Die Mail ging an meine Adresse. Ich habe heute morgen geantwortet:
(…) Was für ein schönes Weihnachtsgeschenk für mich! Danke, dass Du Dich getraut hast. Wie geht es mir, wenn ich Deine Zeilen lese? Ich bin überrascht, berührt, ich spüre so etwas ähnliches wie Scham, als dürfe gerade zu mir niemand sagen, dass er mich mag, wo doch mit mir so vieles nicht richtig sei. Und jetzt spült Schmerz und Trauer hoch…

Und in meiner Dankbarkeit für den Mailgruß dachte ich, hoffentlich fällt dir das heute Abend ein, wenn du am Dankbarkeitsfaden weiter strickst. Puh! Ja, das war schön heute Morgen.

Dankbar bin ich auch meiner Freundin, die in den letzten Tagen die restlichen Weihnachtseinkäufe für mich erledigt hat und heute auch noch das Essen für den ersten Feiertag gerettet hat, denn sie hat noch auf die Schnelle Fonduegabeln herbeigezaubert. Das wäre sonst wohl schwierig geworden – Käsefondue mit dem Suppenlöffel?

Und sie hat heute meinen Besuch am Bahnhof eingefangen und nach Hause gebracht. Oh! Das erfüllt mein Bedürfnis nach Gesehen werden, Unterstützung, Leichtigkeit, Gemeinschaft, Wärme, Verbindung, ja sogar nach Liebe. Danke! Danke!

Ich bin dankbar für eine Einladung zum Mittagessen. Die Mittagsjungs, alles Herren um die 50, haben mich mitgenommen zur Curry-Queen, einem Lokal, in dem es eine erstklassige Currywurst gibt. Wir hatten eine wunderbare Pause voller Humor, gutem Essen, Gemeinschaft, Leichtigkeit und Verbindung.

Ich bin dankbar für den Anruf des Freundes, der mir den Kürbis per Post geschickt hat. Fast eine halbe Stunde konnten wir plauschen, dann hatte uns der Alltag wieder am Wickel. Aber diese halbe Stunde nährt unsere Verbindung.

Ich bin dankbar für meinen Besuch, der irgendwie gar nicht wie Besuch ist. Es fühlt sich eher so an, als sei er einfach länger nicht da gewesen, gehöre aber hier her. Sehr schön und bereichernd!

Gerald Jampolsky hat als vorletzte Übung einen besonderen Leckerbissen, den ich sehr schätze:

Lektion 23

Heute werde ich
meine Mitgliedschaft
im Club der Wartenden kündigen

Oh ja! Ich kann nicht mehr zählen, wie oft ich Dinge nicht angefasst, losgetreten, weiter verfolgt oder beendet habe. Ich bin Ehrenpräsidentin im Club der Wartenden. Warten auf einen Anruf, Warten auf Klarheit, auf ein Wort, auf Verbindung, Warten auf mehr Gehalt… die Liste ließe sich beliebig verlängern.

Gern übergebe ich damit die Verantwortung für mein Leben der Gegenseite, dem anderen. Inzwischen ist mir natürlich längst klar: If you want something done, do it! Wenn du willst, dass etwas getan wird, tue es (selbst). Also, nicht warten, dass jemand anruft, sondern selbst zum Hörer greifen.
Vor diesem Schritt schrecke ich noch immer gelegentlich zurück. Schade eigentlich. Wie lange ist eigentlich die Kündigungsfrist?

In diesem Sinne wünsche ich allen Lesern ein friedliches Weihnachtsfest.

So long!

Ysabelle

Dankbarkeit: 22. Dezember

Hallo, Welt!

Ich leide an einem akuten Anfall von Alzheimer.
Am Wochenende hatte ich für Weihnachten ein Rezept rausgesucht und die Zutaten aufgeschrieben. Die wurden heute geliefert, aber auch noch zweistündiger Suche in meiner Kochbuch-Bibliothek habe ich das Rezept nicht wieder gefunden. Aber die Backobst-Sauce, die ich heute Abend zusammengeworfen habe, war mal extrem lecker. Na, ist sie noch. Gibt es morgen zu Kartoffelklößen. Vegetarische Weihnachten – was für eine Herausforderung.

Hier stapeln sich inzwischen die Weihnachtsgeschenke. Ich bin ganz irritiert, von wie vielen verschiedenen Seiten mich die Grüße erreichen. Das gilt alles mir? Jedenfalls steht mein Name drauf. Wie wunderbar. Unter anderem bekam ich heute ein Paket von Fehmarn mit einem Kürbis und zwei köstlichen Gläsern Pflaumenmus. Da kann man doch nur dankbar sein. Dankbar bin ich auch meiner lieben Freundin, die heute für mich shoppen war und mir das Zeug bei Sturm und Regen nach Hause geschleppt hat. Und die heute den Schlüssel gehütet hat, denn es musste wieder ein Handwerker ins Haus.

Dankbar bin ich dafür, dass ich in einer bestimmten Situation die Ruhe bewahren konnte und mich entspannt zurücklehnen. Das fällt mir sonst nicht gerade leicht.

Ansonsten möchte ich darauf vertrauen, dass ich das geplante Weihnachtsessen auch hinkriege, wenn das Rezept nicht wieder auftaucht. Jedenfalls sieht es im Moment ganz so aus.

Jampolski hat für den 22. die folgende Lektion parat:

Lektion 22

Heute vergebe ich meinen Eltern von ganzem Herzen und entlasse uns alle aus der Vergangenheit

Ach, wie weiß noch:
Als ich die Bücher von ihm damals gekauft habe, war das wirklich ein Thema für mich. Heute kann ich sehen, dass meine Eltern es so gut gemacht haben, wie sie konnten. Für mich würden da besser andere Familienmitglieder stehen. Es ist mir schwer zu vergeben, und dabei weiß ich, dass auf Groll und Entfremdung kein Segen liegt. Gleichzeitig merke ich, dass ich wirklich Abstand brauche.

Alles nicht so einfach. Auch nicht zwei Tage vor Weihnachten.

So long!

Ysabelle

Dankbarkeit: 21. Dezember

Hallo, Welt!

Heute hat der Fernsehtechniker alles bei mir fertig angeschlossen, Stecker repariert, Leitungen verlegt. Ich glaube, ich muss heute Abend noch voller Dankbarkeit zehn Minuten auf dem Liegesofa verbringen, fernsehen und das Leben genießen. Außerdem sind schon wieder zwei unerwartete Weihnachtsgeschenke bei mir eingetroffen. Ein drittes musste gleich aufgegessen werden.

Ich hatte eine Mail, die mich sehr gefreut hat, und ich bin dankbar, dass ich mit der Arbeit einigermaßen auf dem Laufenden bin.

Nicht ganz unerwartet hat mir heute ein Mensch seine Verbundenheit und Dankbarkeit ausgedrückt, der in meinem Leben lange eine wichtige Rolle gespielt hat. Das hat in mir warme Gefühle ausgelöst. Warm, leicht, vertraut. Wohlig. Verbunden. Meine Bedürfnisse nach Respekt, Wertschätzung, Gesehen werden, Gemeinschaft, Austausch und Unterstützung waren damit zu 1000 Prozent erfüllt. Whow! Schön, mich damit noch mal zu verbinden.

Und ich bin dankbar, dass ich heute eine Unterrichtseinheit für die Übungsgruppe zum Thema Dankbarkeit aus dem Hut zaubern konnte. Das hatte ich schon 2009 ausgearbeitet. Ein bisschen umfangreich, aber inhaltlich sehr zu meiner Zufriedenheit.

Ich bin heute auch dankbar, dass wir pünktlich Schluss gemacht haben, denn das erhöht die Chancen, dass ich vor Mitternacht ins Bett komme.

Gerald Jampolsky bietet als heutige Lerneinheit an:

Lektion 21   

Heute beschließe ich,
anderen keine Vorschriften mehr zu machen

Nun ja. Heute werde ich nicht mehr so viele Leute treffen, nehme ich mal an. Tagsüber ist es mir ganz gut gelungen, mich mit Vorschriften zurückzuhalten. Aber der Vorsatz ist ja auch für morgen klasse. Ich glaube, ich schreibe mir eine Erinnerung.

So long!

Ysabelle

Dankbarkeit: 20. Dezember

Hallo, Welt!

Heute geht echt nichts mehr. Ne Scholle ist gegen mich ein Kugelfisch.

Dankbar bin ich für
* einen Brief von Maite Kelly mit ein paar Ohrringen. Ungelogen!!!
* ein obernettes Telefonat mit Anna-Maria.
* den Feierabend.
* Die Rechnung vom Klempner. Nicht höher als erwartet. Puh.
* Eine Bitte um Empathie aus unerwarteter Ecke. Ein Kompliment für mich, finde ich.
* ein First-Aid-Empathie-Telefonat, dass ich heute Morgen trotz Stress und Druck einschieben konnte und das mutmaßlich hilfreich war.
* das leckere Hühnerfrikassee in der Kantine.
* ein schönes Dienstag-Abend-Telefonat.
* dass es heute mehrere Situationen gab, in denen ich meine Kompetenz fühlen konnte: Freude, Wärme, Leichtigkeit, sicherer Stand.

Ich bin mir dankbar, dass ich mir erlaube, an dieser Stelle ins Bett zu gehen und Euch die heutige (Jampolsky-)Nuss zum Knacken überlasse.


Lektion 20

Es gibt keinen Feind, nur den Konflikt in
meinem eigenen Denken

Das schafft Ihr doch, oder?

So long!

Ysabelle

Dankbarkeit: 19. Dezember

Hallo, Welt!

Tempus fugit – die Zeit rast! Und ich wollte schon eine Stunde im Bett sein, weil ich vergangene Nacht so schlecht geschlafen habe. Stattdessen stelle ich etwas für eine liebe Kollegin zusammen, die Samstag Geburtstag hatte. Ich habe ich eine CD/DVD von Eric Clapton und Wynton Marsalis geschenkt und zu meiner Begeisterung war sie begeistert. So macht Schenken RICHTIG Freude, wenn andere sich einfach so richtig über ein Geschenk freuen. Wunderbar, ich bin beglückt. Beglückt bin ich auch über ein Päckchen mit einer entzückenden kleinen Tasche und einem zauberhaften Kopfkissenbezug mit lauter Katzen drauf. Ach, ich werde verwöhnt! Dazu duften diese Liebesgaben auch noch nach Wildrose!

Also: Danke, dass sich die Freundin gefreut hat und Danke für die Geschenke. Danke, dass ich heil nach Hause gekommen bin. Ein Kollege hat heute die Nachricht bekommen, dass ein Mitglied seiner Familie ermordet wurde. So was sieht man doch sonst nur im Krimi, das kann doch nicht wirklich Menschen in echt passieren, nicht Menschen, die ich kenne und lieb habe! Ich bin in der dunklen Jahreszeit abends spät nicht gern allein unterwegs. Heute war alles gut.

Ich bin dankbar für die nette Mittagspause mit meinen Kumpels und für den kurzen Besuch eines früheren Kollegen. Schön, immer mal wieder Verbindung zu haben! Und jetzt werde ich dankbar ins Bett trotten, allerdings nicht ohne Euch den Jampolsky des Tages zu servieren (ist es Euch schon langweilig? Heiligabend ist Schluss damit…)


Lektion 19

Meine Beziehungen haben für mich nur noch den Sinn, Verbundenheit statt Getrenntheit zu fördern

Ja, vielen Dank auch, Herr Jampolsky. Es gibt einen Grund, warum auf meinen Bedürfniskärtchen drauf steht: Ist meine Absicht Verbindung?
Bin ich bereit, einen Weg zu finden, bei dem meine UND die die Bedürfnisse des anderen erfüllt werden? Bin ich bereit, meine bevorzugte Strategie aufzugeben?

Ja, noch steht da „aufzugeben“. In der nächsten Fassung wird dort stehen: Bin ich bereit, meine bevorzugte Strategie in Frage zu stellen?

Ich habe heute zu meinem Kummer wieder gespürt, wie meine „Rechthaberei“ der Verbindung im Weg steht. Ich finde es leicht mich mit jemandem wie Gabriel oder Corinna oder Christel oder Markus zu verbinden, weil wir alle miteinander davon ausgehen, dass jeder zu jeder Zeit sein Bestes gibt und wir sind bereit, beim anderen wunderbare Bedürfnisse zu vermuten, auch wenn wir die Strategie nicht feiern können. Aber im Gespräch damit konfrontiert zu sein, wie der andere mich bewertet, tadelt, kritisiert, die Hälfte weglässt und ich bin dann die Böse – uff. Es gelingt mir nicht, Verbundenheit zu erreichen. Dann brauche ich Schutz, Respekt und Abstand. Und wenn ich dann für mich sorge, dann bin ich mir wieder ein Stück dankbar.
Da schließt sich der Kreis, würde Dittsche jetzt sagen.

So long!

Ysabelle

Dankbarkeit: 18. Dezember

Hallo, Welt!

Ich bin dankbar.
Dankbar für die SMS aus Göttingen gestern Abend, mit der drei GfK-Mädels die Weichen für eine grandiose Silvesterfeier gestellt haben. Denn das hat heute einiges an Mailverkehr verursacht und nun gibt es eine wunderbar beglückende Verabredung für den Jahreswechsel.

Dankbar bin ich meinem Sohn, der sich bei mir gemeldet hat. Ich wünsche mir, dass ich bei schwierigen Gesprächen noch besser im Giraffenmodus bleiben kann, und dem Drang mich zu erklären besser widerstehe, als es mir heute gelungen ist. Anscheinend ist der Schmerz bei mir aber einfach zu groß; mehr als ich in dem Gespräch geleistet habe, war heute nicht möglich und ich möchte mit dem zufrieden sein, was heute machbar war.

Dankbar bin ich für den zauberhaften Besuch, den ich heute hatte. Er wollte gar nicht entertained werden, sondern schien ganz zufrieden damit fernzusehen, während ich einen recht großen Korb Bügelwäsche weggefiedelt habe. Das erfüllte aufs Wunderbarste mein Bedürfnis nach Gemeinschaft, Verbindung, Austausch, Nähe, Wärme und Leichtigkeit. DANKE!

Ein Dank geht auch an mich, dass ich mir wirklich Pausen und sogar einen wenn auch späten Mittagsschlaf gegönnt habe.
Überhaupt war mein Tag heute voller Verbindung und Austausch, Wertschätzung und Unterstützung, das möchte ich feiern.

Gerald Jampolsky hat für heute im Angebot:

Lektion 18

Ich sehe keinen Wert mehr darin, daß ich
mir oder anderen Vorwürfe mache

Äh. Ja.
Super. Das hätte ich gern während des Gesprächs mit meinem Sohn vor Augen gehabt. Natürlich sehe ich da keinen Wert mehr drin. Da hat noch nie ein Wert drin gelegen. Wozu soll das (denn) gut sein, pflegte ein langjähriger Freund gern zu sagen. Zu nichts, Leute, zu nichts!!! Ich gebe mein Bestes, mein Sohn gibt mein Bestes, wir alle versuchen zu jedem Zeitpunkt nur auf unsere beste Art unsere Bedürfnisse zu erfüllen. Nicht mehr und nicht weniger. Wenn wir es besser könnten, würden wir es besser tun…
Nach diesem Bericht auf Arte über das automatische Gehirn ist allerdings mein Vertrauen, dass die Erkenntnis von der Großhirnrinde mal da hinsickert wo eigentlich die Entscheidungen getroffen werden, deutlich geringer. Aber in dem Bericht heißt es auch, dass man neue Möglichkeiten üben kann und dass das Gehirn elastisch genug ist, um neue Lösungen zuzulassen. Also bleibt wenigstens noch ein bisschen Hoffnung.

So long!

Ysabelle

Dankbarkeit: 17. Dezember

Hallo, Welt!

Wofür möchte ich heute danken? Zum einen war ein Päckchen in der Post von Ursula in Bremen. Uih, hübsch bemalt und es klappert… Ich werde es erst Weihnachten öffnen. Aber gefreut habe ich mich schon heute. Ich bin auch dankbar für die wohltuende Fußpflege, die mir heute zuteil wurde. Das tat mir richtig gut. Im Gespräch habe ich deutlich gespürt, wie unterschiedlich wir Menschen sind, und wie verschieden wir auf bestimmte Herausforderungen reagieren. Die Person, die mir die Behandlung angedeihen ließ, fand Sachen bemerkenswert, die ich für völlig normal hielt, und andere Dinge waren für sie normal, die mich fast aus den Latschen kippen ließen. Äh – na ja, ich hatte keine an.

Ich bin dankbar dafür, dass ich mir heute Pausen gegönnt habe. Es ist nicht ganz ein Do-nothing-Tag geworden, aber ich habe einen Mittagsschlaf gehalten und auch sonst den inneren Drohungen widerstanden, ganz viel zu richten. Zwei Maschinen Wäsche sind durch, ich war in der Heißmangel und habe für Weihnachten Brot vorbestellt – das muss reichen für einen Samstag.

Und ich bin dankbar für ein Telefongespräch. Wenn Männer weich sind, sind sie nicht sexy? Oh Himmel, hört denn diese Scheiße nie auf? Was ist weich? Warum soll ein Mann nicht seine Traurigkeit zum Ausdruck bringen dürfen? Was soll daran unmännlich sein? Vielleicht dürfen Frauen ja auch eines Tages tough sein und ihre eigenen Ziele verfolgen und bleiben trotzdem als Partnerin interessant. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das noch erlebe, aber wünschenswert finde ich das auf jeden Fall.

Ach, und das schöne Telefonat wegen meiner Silvesterpläne! Ja, ich werde gesehen, es gibt Menschen, die verbringen gern Zeit mit mir… Hurra!

Gerald Jampolsky hat eine Lektion zusammengestellt, die 1:1 von Marshall Rosenberg stammen könnte:

Lektion 17

Ich erkläre
inneren Frieden zu meinem Lebensziel

Es gibt ein Poster bei Junfermann, das geradezu perfekt dazu passt:
Das Poster kostet bummelig acht Euro. Und im Grunde ist das genau so ein Ding wie „ich habe die Wahl, in jedem Menschen Liebe oder Angst zu sehen.“ Ich entscheide, was ich sehe. Na ja. In meiner Pause habe ich heute einen sensationellen Bericht auf Arte gesehen, meinem Lieblingssender.
und danach frage ich mich, was ich eigentlich wirklich selbst entscheide. Zumindest hilft mir GfK, gelegentlich die Großhirnrinde zuzuschalten. Denn ansonsten werde ich wohl mehr gesteuert als dass ich selbst wirklich unbeeinflusst von Mustern und Vorauswahlen aktiv werden kann. Ganz schön frustrierend, wenn man sich bewusst macht, wie wenig man eigentlich wirklich selbst entscheidet. Der Beitrag blieb für mich die Antwort auf die Frage schuldig, warum ich mich in jemanden verliebe. Gelernt habe ich, dass ich es nicht beeinflussen kann und dass die ersten Monate der Verliebung im Drogenrausch ablaufen. Na ja, neu war mir letzteres ehrlich gesagt nicht.

Also, es sind meine Muster. Prima. Wenigstens nicht die Gene. Und im Beitrag habe ich auch gelernt, dass ich neue Muster einüben kann. Da frage ich mich doch, ob sich das in meinem Alter noch lohnt. Aktuell merke ich gerade, dass die Not eines bestimmten Menschen diesen Menschen nicht begehrenswerter macht. Das ist ein Lernerfolg. Na, wenn das kein Grund für Dankbarkeit ist!

So long!

Ysabelle

Dankbarkeit: 16. Dezember 2011

Hallo, Welt!

Wofür bin ich heute dankbar? Knurr. Mir fällt gerade nichts ein. MIR bin ich dankbar. Ich war beim Sport. Und ich hatte vorhin eine Anliegenarbeit am Telefon, und mein Gegenüber gab mir die Rückmeldung, dass meine Infos und Einfühlung hilfreich waren. Da war ich total dankbar. Mir, meinem Gegenüber, Gerhard und Kirsten und all den anderen wunderbaren Trainern, bei denen ich lernen darf.

Also: Wenn ich zum Sport gehe, bin ich mir dankbar, weil ich etwas für meine Gesundheit und mein Wohlbefinden tue. Ich nehme mich Ernst und ich kümmere mich um das Bedürfnis nach Bewegung und Stressabbau. Ich bin zufrieden.

Ich bin dankbar für das Labskaus, das es heute Mittag in der Kantine gab. Glückliche Fügung: Es gab keinen Fisch dazu, der war versehentlich nicht geliefert worden. Das ganze sah zwar aus wie Spiegelei auf Erdbeerquark, schmeckte aber klasse!

Ich nähere mich dem Stadium, dass ich einer neuen Herausforderung dankbar bin. In einem persönlichen Austausch war ich heute Nachmittag noch ein bisschen verwirrt, im Schmerz, zeitweise wütend, traurig, einsam und hilflos. Inzwischen bin ich bei mir angekommen und kann auch mein Gegenüber wieder sehen. Geradezu grandios passt zu diesem Erleben die heutige Weisheit von Gerald Jampolsky:

Lektion 16

Ich habe die Wahl, in jedem Menschen Liebe oder Angst zu sehen

Dieser Satz gehört zu meinen absoluten Lieblingszitaten. Das ist so wahr für mich! Jampolsky schreibt in seinem Buch „Liebe ist die Antwort“ dazu: Wenn wir einen Menschen als ängstlich wahrnehmen, den wir vorher als unseren Angreifer gesehen haben, geht uns innerlich ein Licht auf, und wir stellen fest, dass wir nach Möglichkeiten suchen, Hilfe zu leisten. Wir entdecken, dass wir wirklich die Wahl haben, die Welt entweder nur als einen Ort von Angriff und Verteidigung zu sehen oder als Platz, an dem sowohl Liebe wie auch Angst existieren.
Im Grunde plädiert Jampolsky hier genau wie Rosenberg dafür, sich von einer Welt aus Richtig oder Falsch zu verabschieden. Aus eigenem Erleben kann ich sagen: Wenn ich durch das Verhalten eines anderen Menschen sehr irritiert bin – so wie es mir heute Nachmittag ging – hilft mir die Frage, ob ich Liebe oder Angst sehen kann. Heute Nachmittag war es Angst. Auch ich hatte Angst, vor Zurückweisung und Ablehnung. Jetzt kann ich Liebe sehen. Für mich. Aber auch für die Äußerungen meines Gegenübers. Das Leben ist schön. Ich bin dankbar.

So long!

Ysabelle

Ach… ich bekam heute einen Tannenbaum geschenkt. Dafür bin ich natürlich auch dankbar. Und für die Pakete, die bei mir ankamen. In einem waren Nudeln, Nudelsauce, Olivenöl und Balsamico, im anderen Kataloge für eine neue Tür. Ich kann mich noch nicht entscheiden, was ich toller finde…

Dankbarkeit: 15. Dezember

Hallo, Welt!

Heute nur eine kurze Meldung. Ich komme gerade von der Weihnachtsfeier und freue mich, einige Kollegen wiedergesehen zu haben, die ich schon länger nicht gesprochen hatte. Und jetzt bin ich mir dankbar, dass ich den Weg nach Hause finde, obwohl die Party gerade erst richtig los geht.

Gerald Jampolsky hat wieder eine Nuss zu knacken, die ich heute mal Euch überlasse. Ich freue mich über Rückmeldungen dazu.

Lektion 15   

Ich bin entschlossen, alle meine Wahrnehmungen
als Spiegelungen meiner eigenen Gedanken zu betrachten

Na, das ist doch eine schöne Herausforderung. Bin gespannt, was Euch dazu einfällt.

So long!

Ysabelle

Dankbarkeit: 14. Dezember

Hallo, Welt!
Corinna hat mich darauf gebracht noch einmal zu reflektieren, warum ich das hier mache. Warum schreibe ich über Dankbarkeit? Warum „verpflichte“ ich mich, hier abends herzukommen und meinem Gehirn etwas über Dankbarkeit abzuringen?

Ich merke, dass es immer dann nicht hinhaut, wenn ich es als Verpflichtung wahrnehme, wenn dahinter ein „Muss“ steckt. Die inneren Kommentare sind dann gern vorwurfsvoll: Du wolltest doch… du hattest doch zugesagt, versprochen… Das sind dann keine freudvollen Minuten.

Es gibt aber noch eine andere Energie. Manchmal macht es allerdings ein bisschen Arbeit, mich mit ihr zu verbinden. Ein Hauch von Scham wird mitgeliefert: Dir geht es so gut! Und andere Menschen haben kein Zuhause…
Der Bettler, der immer am Seiteneingang von Kaufhof saß, ist schon seit Tagen nicht mehr da. Ist es der Obdachlose, bei dem die Sanitäter am Montag versucht hatten, ihn zu reanimieren? Mein Kollege hatte die Szene im Vorbeigehen beobachtet…

Andere Menschen haben keine Arbeit. Andere Menschen kriegen kein Gehalt oder müssen sich Sorgen machen, wie sie ihre Miete bezahlen können. Ich habe es warm, ich habe nette Kollegen, es gibt Menschen, die echtes Interesse an mir haben. Ich finde Unterstützung und Wärme, Gemeinschaft, Verbindung, Humor, Wertschätzung… Ich bin reich!

Wofür bin ich heute besonders dankbar?
Für mein schönes Zuhause! Und für die hilfreichen Geister, die mit dafür sorgen, dass es so schön bleibt. Oder sogar noch schöner wird! Ich bin dankbar für die Unterstützung meines Freundes, der die ganze Technik für mich pflegt, updatet, hostet, nach dem Rechten guckt, wenn es irgendwo klemmt. Heute bin ich auch besonders dankbar für ein Telefonat. Ich habe mich nämlich was getraut! Zuhören und Einfühlung geben kann ich ganz gut. Aber mich zeigen und sagen, wie es mir geht und was ich will – das ist schon hohe Schule. Und heute habe ich es gewagt und es hat sich gut angefühlt. Ich möchte auch ein Gespräch wertschätzen, das ich gestern Abend geführt habe. Im Grunde ging es dabei genau um diesen Themenkreis: Wie geht es dir & wie geht es mir/ was brauchst du & was brauche ich?! Es liegt kein Segen darin, wenn ich nur um den anderen kreise und keine Rückkopplung zu mir selber vornehme, mich auch nicht äußere, offenbare… Wir beide haben die gleichen Rechte und die gleiche Wichtigkeit. Was brauchst du, was brauche ich… Empathie ohne Selbstempathie ist Co-Abhängigkeit, ich zitiere es immer gern wieder. Und gestern und heute ist mir das noch einmal besonders deutlich geworden. Zu meiner Freude und Bereicherung.

Ich bin auch dankbar, dass ich mithilfe einer Hotline das Weihnachtsgeschenk für meine Mutter organisiert bekam. Und dass ich ein schönes Buch für meinen Vater fand. Ich bin dankbar, dass ich gesund bin. Es geht mir gut.

Gerald Jampolsky lädt mich heute wieder ein, meine bisherige Haltung in Frage zu stellen:

Lektion 14

Verletzen können mich nur
meine eigenen Gedanken
und Einstellungen

Heute habe ich viel über Projektionen gehört. „Das war eine Projektion. Da habe ich eine Projektion gehabt“. Das ist eine gute Gelegenheit, sich zu verletzen. Ich spüre förmlich das „autsch“ hinter diesen Worten. Ich hätte doch wissen müssen, dass das alles nur Schein ist, dass ich mir selbst etwas vormache… Ich glaube, wenn ich etwas erreicht habe in Sachen GfK, dann ist es eines: Diese verurteilenden inneren Stimmen bei mir und anderen wahrzunehmen und zu übersetzen. Ja, ich bin auf dem Weg zu aufrichtiger Selbstliebe. Wenn das kein Grund für Dankbarkeit ist…

So long!

Ysabelle

Dankbarkeit: 13. Dezember

Hallo, Welt!
Heute Morgen habe ich irgendetwas erlebt und fühlte mich dabei total dankbar. Ich dachte, das musst du dir merken für den Blog heute Abend, und jetzt kriege ich es nicht rekapituliert. Ist es das Alter, Alzheimer oder die Nachwirkungen vom gestrigen Kartenturnier? Oder bleibt Freude einfach nicht so gut haften?

Ein Ereignis erinnere ich: Als ich aus dem Zug ausstieg, sprach mich eine Bekannte an, die neulich meine Hummerhandschuhe bewundert hatte. Ich habe nämlich ein paar handgearbeitete Filzhandschuhe mit total coolen farbigen Elementen drauf, die perfekt zu meiner Snowboardhose passen, die ich aber auch so trage. Besagte Freundin, die am Wochenende so elegant meine Gardinen gekürzt hat, hat sie im Frühjahr für mich maßgefertigt. Also: Die Handschuhe fielen auf, und die Bekannte war begeistert zu hören, dass meine Freundin solche Fingerlinge auch mit allen möglichen Wappen und Logos machen kann – also auch mit der HSV-Raute… Ich habe also am Wochenende eine Visitenkarte übergeben und die beiden Frauen haben auch schon miteinander geklärt, dass mal sehr umgehend vier Paar Spezial-HSV-Handschuhe hergestellt werden… Und das erfuhr ich heute Morgen auf dem Bahnsteig. Ich habe mich riesig gefreut. Jetzt, da ich mich wieder mit den Gefühlen verbinde, merke ich, dass es wahrscheinlich genau dieses Zusammentreffen war, das mich heute morgen so tiefe Dankbarkeit empfinden ließ. Für die Kreativität meiner Freundin und dass ich dazu beitragen durfte, dass jemand anderes ein ganz großartiges Weihnachtsgeschenk hat.

Gerald Jampolsky hat als aktuelle Weisheit die Aussage:

Lektion 13

Es gibt noch eine andere Sicht der Welt,
und ich bin entschlossen, sie zu finden

und dazu kann ich auch noch etwas teilen, das Dankbarkeit in mir ausgelöst hat.
Die grandiosen GfK-Karten, die Gabriel gestaltet hat, sind aus der Druckerei gekommen und ich hatte sie am Samstag mit zum Hamburger GfK-Netzwerktag. Als ich sie wieder einsammelte, war der Satz mich mehr vollständig. Später bekam ich eine Nachricht, dass einer der teilnehmenden Menschen die „Zärtlichkeit“ zwischen seinen Unterlagen gefunden hat. Heute Abend haben wir uns kurz getroffen, damit ich die Karte wieder mitnehmen konnte. Was für eine – im wahrsten Sinne – berührende Begegnung! Mein Gegenüber, seit langem GfK-erfahren, hatte mit intensiven inneren Urteilen zu kämpfen. Und obwohl wir nur 20 Minuten Zeit hatten, konnten wir einige davon in einem anderen Licht sehen. Was soll falsch sein mit dem Bedürfnis nach Unterstützung und Gemeinschaft? Warum sollen wir nicht Sehnsucht nach Verbindung und Wärme haben dürfen? Es gibt eine andere Sicht der Welt, und wenn ich sie manchmal am Zipfel erwische, ist das ein Grund zu feiern. Ich bin dankbar, auch für das wunderbare Telefonat, das ich eben führen durfte.

So long!

Ysabelle

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