Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

Dankbarkeit: 12. Dezember

Hallo, Welt!

Eben noch einmal mit meiner Dankbarkeit verbinden, bevor ich ins Bett kippe. Heute Abend habe ich am Weihnachtsturnier des Kartenspiel-Clubs teilgenommen, den ich vor fast 20 Jahren mit gegründet habe. Da ich berufsbedingt fast nicht mehr spiele, bin ich mit einem Dutzend roter Laternen nach Hause gekommen. LETZTE! Ich danke meiner Partnerin, die es den ganzen Abend mit mir ausgehalten hat. Und ich danke mir, dass ich mich nicht völlig zerfleischwolft habe, denn ich habe einfach ganz viel vergessen, seitdem ich nicht mehr regelmäßig spiele. Das stimmt mich traurig. Ich bin dankbar, in mein schönes Zuhause zu kommen. Und ich bin dankbar, so ein gemütliches Bett zu haben, in das ich gleich sinken kann. Ich bin auch dankbar, dass ich heute eine Erinnerung vorfand, dass die Weihnachtsfeier des Clubs heute statt fand. Denn eigentlich war ich darauf gepolt, heute zum Sport zu gehen. Wie gut, dass ich erinnert wurde!!!

Herr Jampolsky hat auch für heute wieder einen lieblichen Spruch:

Lektion 12

Ich bin verantwortlich für das, was ich sehe

Ich kann mich natürlich drüber aufregen, dass ich so schlecht gespielt habe. Ich kann mich aber auch an der Verbindung zu den netten Menschen im Club freuen. Ich kann mich über die Wertschätzung freuen, die mir entgegen gebracht wurde, und über das Interesse. Es ist meine Entscheidung. Seltsamerweise entscheiden wir uns ganz oft dafür, den Fokus auf die Dinge zu legen, die unser Herz nicht erfreuen. Wieso eigentlich? Und warum gehen wir so oft davon aus, der andere mache „absichtlich“ etwas falsch? Eine Beobachtung, die ich heute Abend mehrmals gemacht habe. „Warum hast du denn jetzt den Trumpf gespielt?“ Ja, warum wohl? Wahrscheinlich weil der andere dachte, das sei eine gute Idee… Oder weil er gerade keine andere hatte. Oh, wie himmlisch ist das Leben, wenn ich verinnerliche, dass der andere sich mit seinem Tun einfach nur wundervolle Bedürfnisse erfüllt!

So long!

Ysabelle

Nachtrag:
Gerade fand ich in meiner Post noch eine Nachricht von der Liedermacherin Iria. Und sie stellt auf ihrer Webseite eine kostenlose Hörprobe des Liedes „Das kleinste Licht vertreibt die größte Dunkelheit“ zur Verfügung. Lauscht mal rein!

Dankbarkeit: 11. Dezember

Hallo, Welt!

Manchmal ereignen sich einfach erstaunliche Dinge.
Im Verkauf der letzten zwei Jahre stolperte ich mehrmals über den Begriff „Focussing“. Ich glaube, zuerst entdeckte ich ihn auf einer Bücher-Empfehlungsliste von Markus Sikor. Dann kam ein Vortrag, den ich im Zusammenhang mit den Lindauer Therapietagen fand. Ich habe dann schließlich das empfohlene Buch gekauft. Als ich anfing, meine Ziele für 2012 zu formulieren, entschied ich: Ich will ein Focussing-Seminar machen. Meine Kumpel, die Wölfe, hatten mich schon länger benagt, wieso ich das denn noch nicht angeleiert hätte. Irgendwie war ich immer zu müde, fühlte mich hilflos, ohne Orientierung.

Gestern nun fand ich abends eine Mail in meinem Briefkasten. Mein Lieblings-Schrumpfkopf, der Psychosynthese-Therapeut Harald Reinhardt lud zu einem Seminar ein: Focussing für Anfänger. Ist das nicht wunderbar und bereichernd, wie sich die Dinge manchmal einfach fügen? Ich bin zutiefst dankbar darüber, dass das Seminar zu mir kommt und ich nicht erst eins suchen muss. Dazu kommt, dass ich zu Harald absolutes Vertrauen habe. Und das macht es natürlich noch schöner. Ein Grund für Dankbarkeit.

Ebenso dankbar bin ich für den Besuch meiner Freundin H.
Sie hat heute mit leichter Hand die Gardinen in meinem neuen Zimmer gekürzt. Oh, ich war so beeindruckt, dass sie ein sehr klares Konzept davon hatte, wie man so etwas macht. Und dann dauerte es eine Stunde, und die Stores hingen wieder am Fenster – in der richtigen Länge. Weiß und duftig. Ich bin dankbar!

Ich bin auch dankbar für ein Meeting, das ich heute hatte, und den Input, den ich mitnehmen durfte. Und noch immer schwingt das GfK-Treffen von gestern nach. Die Gemeinschaft, die sich heute in vielen Mails ausdrückte, wärmt mein Herz.

Gerald Jampolsky hat wieder einen Schwedenhappen für uns im Angebot.


Lektion 11

Ich kann wählen, alle verletzenden Gedanken zu verändern

Na, wenn das kein GfK-Thema ist! Was lernen wir, wenn wir uns mehr mit der Gewaltfreien Kommunikation befassen? Zum Beispiel Sätze wie:

Ein Nein ist nur ein Ja zu etwas anderem

Wenn du wütend bist, möchtest du mich einfach nur wissen lassen, dass wunderbare Bedürfnisse bei dir unerfüllt sind

Liebe ist kein Gefühl, sondern ein Bedürfnis

Mit solchem Wissen ausgestattet, verlieren viele Gedanken, die uns früher verletzten, ihre Schärfe.
Es tut gut, sich daran zu erinnern.

So long!

Ysabelle

Dankbarkeit: 10.12.

Hallo, Welt!

Der Dankbarkeitsmonat ist auch Auslöser für Stress. Ich fühle eine Verpflichtung, täglich etwas zu produzieren, und dabei bin ich sehr müde und erschöpft.

Gerald Jampolsky bietet heute an:

Lektion 10

Statt dessen könnte ich Frieden sehen

und das hat ja vielleicht auch was mit dem Thema zu tun. Statt „muss“ und „sollte“ kann ich mich dafür entscheiden, das Schreiben entweder für heute zu lassen, oder einfach nur so viel zu schreiben, wie es für mich passt.

Dankbarkeit – wofür bin ich heute dankbar?
Ich war zu Gast bei einem wunderbaren GfK-Treffen der Hamburger Trainer. Zum einen habe ich Leute wieder getroffen, die ich lange nicht gesehen habe, und ich hatte große Freude daran, unsere Verbindung aufzufrischen.
Und ich habe neue Leute kennen gelernt, deren Ideen und Anregungen mich sehr bereichert haben. Das war total großartig und nährend, und zu essen gab es auch. Wir haben viel gelacht und Spaß gehabt, aber durchaus auch ernsthafte Dinge angesprochen oder ausprobiert. Open Space auf hohem Niveau – ein Vergnügen!

Und dann habe ich mich mit einer Freundin am Bahnhof getroffen. Wir werden gleich wunderbar zusammen essen und den Rest des Abends entspannt auf dem Sofa rumgammeln. Das ist doch mal ein cooler Plan, oder? Ich bin dankbar für die Gemeinschaft und die Leichtigkeit, die wir miteinander erleben dürfen. Das nährt meine Bedürfnisse nach Verbindung, Wärme, Nähe… ach, es tut einfach gut.

So long!

Ysabelle

Dankbarkeit: 9. Dezember

Hallo, Welt!

Eben habe ich ein Telefonat mit Ikea geführt. Bis ich endlich die Nummer für Reklamationen hatte, war mein Puls schon auf 150. Bis dann endlich ein echter Mensch am Telefon war, auf 180. Gerade höre ich Marshalls Stimme in meinem Kopf: Stop and become concious of what you’ve been telling yourself and that’s making you so angry…
Ich war wütend, dass ich eine 08105-Nummer anrufen musste, um eine defekte Lichterkette zu reklamieren, und ich wollte nicht – wie die Ansage der Blechelse vorschlug – 50 Kilometer zum nächsten Einrichtungshaus fahren, um das Ding zu tauschen. Nein!

Am liebsten wäre es mir gewesen, ein MENSCH hätte mir einfach gesagt, schicken Sie die Lichterkette an folgende Adresse, wir erstatten ihnen das Geld, denn demnächst ist Weihnachten eh vorbei und die Dinger sind ausverkauft. Gleichzeitig spürte ich ein Bedauern, denn wenn ich diese spezielle Lichterkette nicht so toll gefunden hätte – zum ersten Mal im Leben – dann hätte ich sie ja gar nicht erst gekauft!

Schließlich nahm eine Dame das Gespräch an. Ich gab mir Mühe, meinen Dampf bei mir zu behalten, denn die arme Frau im Callcenter kann ja nichts dafür.
Im ersten Schritt hieß es nun, ich müsse lediglich den Original-Kassenbon an das zuständige Ikea-Haus schicken, dann würde der Kauf rückabgewickelt. Jetzt stellte sich heraus, dass die Lichterkette in „meinem“ Ikea tatsächlich noch verhanden ist. Noch zwei Mal wurde ich auf Musik geschaltet, dann meldete sich die Callcenter-Lady wieder und sagte: Sie brauchen gar nichts zu machen. Ich habe Ihre Reklamation erfasst, der Warenwert liegt unter 30 Euro. Sie können die defekte Lichterkette entsorgen oder anderweitig benutzen (es ist nur einer der Sternstränge dunkel…), und wir senden Ihnen per DHL eine neue zu.

Whow.
Mich überflutete eine Welle der Dankbarkeit. Wie toll ist das denn! Meine – wie ich fand – ohnehin schon „High Hopes“ auf eine unkomplizierte Rückabwicklung des Verkaufs wurden noch weit übertroffen. Ich brauche gar nichts zu tun und bekomme tatsächlich eine neue Lichterkette!

Wenn das kein Grund für Dankbarkeit ist…

Gerald Jamposlky hat natürlich auch was für den 9.12. zu sagen:

Lektion 9

Die Vergangenheit ist vorbei, sie kann mich nicht berühren

Ach, du meine Güte!
Intellektuell weiß ich, dass das wahr ist. Und gleichzeitig schleppe ich einen Rucksack voll mit Kränkungen und schmerzhaften Erinnerungen mit mir herum, die das Leben nicht gerade bereichern. In einem konkreten Fall habe ich gerade neulich festgestellt, dass die Fragen von Byron Katie inzwischen doch ein bisschen bei mir eingesickert sind:

1. Ist die Vorstellung wahr? 2. Können Sie mit absoluter Sicherheit wissen, dass das wahr ist? 3. Wie reagieren Sie, wenn Sie diesen Gedanken glauben? 4. Wer wären Sie ohne diesen Gedanken?

Ich konnte in der Situation plötzlich überprüfen, wie es mir gehen würde, wenn etwas Bestimmtes nicht vorgefallen wäre. Ich spürte spontane Erleichterung und gute Laune. Und dann konnte ich für den Moment entscheiden einfach so zu tun, als sei dieser unangenehme/schmerzhafte Vorgang nicht erfolgt. Und prompt ging es mir gut. Vermutlich kann das so ähnlich mit der Vergangenheit klappen. Es ist eine bewusste Entscheidung, mich davon berühren zu lassen. Wenn es mir gut tut – na dann! Aber wenn es mir Schmerzen und Kummer bereitet, gibt es einen Weg, mich davon zu verabschieden… Und manchmal finde ich ihn sogar.

So long!

Ysabelle

Nachtrag:
Heute bin ich mit dem Auto einkaufen gefahren, was ich sonst nicht mache. Ich musste leider den schönen Parkplatz fast vor der Tür räumen und war sehr besorgt, wie ich denn den Kram später ausladen soll, denn die Parkplätze hier sind sehr begehrt und ich war sicher, dass meiner im Nu weg sein würde.
So war es auch. Aber meine Höhere Macht hat es gut mit mir gemeint und mir unmittelbar vor dem Haus einen doppelt so großen beschert, in dem ich auch noch rangieren konnte. Das ist noch ein Grund, dankbar zu sein!

Dankbarkeit: 8. Dezember

Hallo, Welt!

Ich bin supermüde und erschöpft. Ich gebe mir selbst Wertschätzung, indem ich mir erlaube, ins Bett zu gehen, statt ausführlich über meine heutige Dankbarkeit zu schreiben. Ich bin dankbar über ein Telefonat, das ich eben geführt habe. Ein Freund hat mir zurückgemeldet, dass er jetzt mehr Klarheit über eine unbehagliche Situation hat und das freut mich sehr. Ich bin dankbar, dass all meine neuen Regale festgeschraubt sind und ich anfangen kann, die Bücher einzuräumen. Ich bin dankbar für das Stück Kuchen, dass mir meine Nachbarin gebracht hat. Und weitere Weihnachtsgeschenke sind heute bei mir eingetroffen – Geschenke, die ich verschenken werde!

Ein riesiges Geschenk kam gestern per Post: Ein ganz besonderes Kartenspiel: Bedürfnispoker! 55 grandiose Spielkarten mit Bedürfnissen. Demnächst wird man sie über die Webseite www.empathieschmiede.de und diesen Blog hier bestellen können. So cool!

Gerald Jampolsky hat wieder ein Schmankerl für mich auf Lager:

Lektion 8

Dieser Augenblick ist die einzige Zeit, die es gibt

Und genau weil es so ist, verabschiede ich mich für heute und gönne mir die Ruhe, die ich dringend brauche. Ich gehe sorgsam und liebevoll mit mir um. Das fühlt sich stimmig an.

So long!

Ysabelle

Dankbarkeit: 7. Dezember

Hallo, Welt!

Wofür möchte ich heute dankbar sein? Ganz spontan für den aktuellen Blogbeitrag von Markus, der mich sehr anspricht. Der Gedanke, dass wirklich jede Erfahrung für unser persönliches Wachstum genutzt werden kann und damit sinnvoll ist, kam mir in anderem Zusammenhang vor ein paar Wochen. Und es ist schön, damit heute wieder in Berührung zu kommen.

Mich spricht auch der Gedanke an, dass ich der/die bin, der/die ICH sein will. Zurzeit habe ich schwer damit zu kämpfen, dass andere Menschen mich großzügig mit Urteilen und Diagnosen versorgen. Und als sei das Loch, in dem mein Ich zu Hause ist, immer wieder mit Erdklumpen zugeworfen, muss ich mich im Moment ständig wieder daraus hervorarbeiten. Wer war der Stummfilmheld, über dem die Trümmer zusammenschlugen, und er klopfte sich die Hose sauber und ging weiter? Buster Keaton?
Wer bin ich? Meine eigene Schöpfung, das was ich sein will? Oder das, was andere in mir sehen? Danke, Markus, für diesen Input.

Ich bin dankbar für den Abend in der Übungsgruppe. Wieder verlief nichts nach Plan, aber ich konnte meine Bedürfnisse nach Beitragen und Unterstützung erfüllen. Ein wenig im Mangel sind die Bedürfnisse nach Struktur, Effizienz und Gemeinschaft. Aber es passt schon so.

Ich bin auch dankbar über den heutigen Kontakt mit einem Kollegen. Er hat ein bisschen von seiner Situation erzählt und das nährt mein Bedürfnis nach Verbindung und Gemeinschaft, nach Wertschätzung und Nähe.

Gerald Jampolsky hat für den heutigen Tag ein Adventskalender-Sprüchlein parat, das wie für mich gemacht ist.

Lektion 7

Heute will ich
über nichts, was geschieht, urteilen

In der Übungsgruppe haben wir heute Abend noch einmal kurz das Thema gestreift, GfKler „dürften“ nicht bewerten. Natürlich dürfen sie! Ohne Bewertungen ist unser Leben in akuter Gefahr, weil wir dann auch nicht mehr einschätzen können, ob wir noch vor dem Auto sicher über die Straße gehen können. Was sich verändert, sind unsere Kriterien. Erfüllt mir das, was da geschieht, oder was ich plane, meine Bedürfnisse? Ich kann immer noch beobachten, dass die Frau, die vor mir die Treppe hinaufgeht, schiefgelaufene Absätze hat. Und ich kann mir bewusst machen, dass das meinem Bedürfnis nach Schönheit und vielleicht nach Wertschätzung nicht entspricht. Aber das sagt eben nur etwas über meine Bedürfnisse aus und sonst nichts…

Im Moment habe ich ganz viele Baustellen in meinem Leben, auf denen ich es gern schaffen würde, nicht zu urteilen. Ich schätze, dass meine Bedürfnisse nach Empathie, Schutz, Respekt, Wertschätzung, gesehen und gehört werden in einer Beziehung komplett im Mangel sind. Vielleicht ist Samstag eine Gelegenheit, ein bisschen aufzutanken.

So long!

Ysabelle

Dankbarkeit: 6. Dezember

Hallo, Welt!

Heute Morgen erwischte mich eiskalt der Nikolaus. ich hatte schon Schnee geschippt (welcher Idiot hat die weißen Weihnachten erfunden? Die Schweizer waren es!) Entsprechend eierig war ich dann unterwegs zum Zug. Doch unterwegs lauerte mir der Nikolaus auf und hatte ein un-glaub-liches Geschenk für mich. Ich liebe es! Leute, das ist nicht zu steigern. Selbst als Susanne mir im Zug ein selbstgemachtes Pfefferkuchenhäuschen aus Lebkuchen-Keksen überreichte, konnte das meine Begeisterung über den weihnachtlichen Klorollenhut nicht noch toppen. Danke an den Nikolaus, ich bin begeistert und beglückt.

Es folgte ein Anschlag auf meine Hüften. Vor dem Computer im Büro stand ein Teller mit selbstgemachten Kekspralinen. Mjam-Faktor 10. Schade, schon alle weg…
Und dann verirrte sich heute noch ein neuer Laptop zu mir. Was für ein Tag! Freude! Dankbarkeit! Jauchzet & frohlocket mit mir! Einzig das Päckchen, das Gabriel an mich geschickt hat, ist noch nicht da. Schnief.

Heute geht auch wieder ein Türchen in unserem spirituellen Aventskalender von Gerald Jampolsky auf.

Lektion 6

Ich bin nicht das Opfer der Welt, die ich wahrnehme

Hm. Diese Aussage erinnert mich an einen Satz aus dem 12-Schritte-Programm der Anonymen Alkoholiker. Dort heißt es in einem der 12 Versprechen: Unsere Ich-Bezogenheit wird in den Hintergrund treten. Ich nehme beide Aussagen so wahr, dass ich mich von dem Gedanken verabschiede, dass das, was geschieht, etwas mit mir zu tun hat…

Während ich diese Zeilen tippte, läutete mein Telefon. Eine Freundin rief an, weinend. Hier im Dorf erzählt jemand, wir hätten eine erotische Beziehung miteinander. Das hätte ich vor 15 Minuten nicht gedacht, dass ich gleich noch ein praktisches Beispiel serviert kriege… Ich könnte mich jetzt als Opfer des Menschen sehen, der solche Geschichten über mich erzählt. Ich bin aber nicht verpflichtet dazu.

Wie geht es mir, wenn ich das höre? Ich bin irritiert und ein bisschen ärgerlich. Mit der Freundin verbindet mich eine wunderbare Gemeinschaft und eine große Leichtigkeit. Wir unterstützen uns gegenseitig. Ein Grund zur Freude und zur Dankbarkeit. Und ich bin auch dankbar, dass ich heute nicht mehr losrasen muss, um diese Person zur Rede zu stellen, die solche Geschichten über mich erzählt.
What you think of me is none of my business.

So long!

Ysabelle

Dankbarkeit: 5. Dezember

Hallo, Welt!

Heute kratze ich mal ein bisschen den Topf aus, was Dankbarkeit angeht.
In der Kantine gab es ein tolles Mittagessen. Das habe ich wirklich mit Genuss in mich reingeschaufelt und mich anschließend beim Personal bedankt, weil ich es so lecker fand.

In meiner Post fand ich eine Bestellung für 30 (!) Bedürfniskärtchen. Ich bedanke mich bei mir selbst, dass ich im Gespräch mit dem bestellenden Menschen auf Vorkasse beharren konnte. Vertrauen ist eine tolle Sache. Ich möchte überall da Vertrauen leben, wo es welches gibt. Jemand völlig Fremden für 24 Euro Ware zu schicken gehört nicht dazu. Spannend, dass sich ein paar Wölfe meldeten, die meinten, ich müsse die Karten einfach so abschicken und darauf vertrauen, dass der andere zahlt… Hallo, Fleischfresser… ich muss gar nichts! Ich kann mich genau für das Level an Sicherheit entscheiden, das ich brauche.

Ein Kollege hat mich für heute Abend zu einem Konzert eingeladen. Mein Herz wäre gern mit ihm gegangen. Mein Verstand entschied, dass ich nach diesem wenig erholsamen Wochenende heute Abend früh im Bett sein sollte und nicht erst um 23.50 zu Hause eintrudeln. Ich fürchte, ich habe meine Dankbarkeit für die Einladung nicht so deutlich zum Ausdruck gebracht, wie ich sie gefühlt habe. Noch deutlicher fühlte ich aber Gewissensbisse (oh, ja, mein Gewissen hat Zähne!), weil ich eben abgesagt habe…

Und ich bin dankbar für mein schönes Zuhause. Es war wunderbar, die Haustür aufzuschließen und ins Warme zu kommen. Ich habe mich gefreut, im Wohnzimmer die Lichterkette leuchten zu sehen. Ich freue mich über die Unterstützung, die ich in den vergangenen Tagen hatte. Und ich freue mich über die Nachrichten von Corinna und Marion. Vielleicht machen wir Silvester eine wilde Weiberparty!

Und dann gibt es noch den Spruch des Tages von Gerald Jampolsky:

Lektion 5
Ich kann der Welt meiner Wahrnehmung
entkommen, indem ich Angriffsgedanken aufgebe

Wie wahr, möchte ich da ausrufen. Angriffsgedanken – Das heißt ja nicht nur, dass ich daran denke, jemanden anzugreifen. Es heißt ja auch, dass ich mich von dem Gedanken verabschiede, angegriffen zu werden. Mein Gegenüber greift mich nicht an, sondern er teilt mir mit, dass er wichtige unerfüllte Bedürfnisse hat. Und ich kann mich dafür entscheiden, dass das einfach nur eine Form des Selbstausdrucks ist. Sie hat nicht wirklich etwas mit mir zu tun – auch wenn der andere entschieden hat, das ein bestimmtes Verhalten meinerseits seine oder ihre Bedürfnisse am allerbesten erfüllen würde… zum Beispiel, wenn ich mich einfach in Luft auflöste… *seufz*. Ich kann der Welt meiner Wahrnehmung entkommen, indem ich Angriffsgedanken aufgebe. Schade, dass ich für solche Gehirnakrobatik heute Abend schon zu müde bin…

So long!
Ysabelle

Dankbarkeit: 4. Dezember

Hallo, Welt!

Heute ist ein großartiger Tag für Dankbarkeit. Ich hatte wunderbare, bereichernde Kontakte. Zum einen habe ich die Menschen abtelefoniert, die bei mir auf dem Anrufbeantworter eine Nachricht hinterlassen haben. Und nun habe ich zwei sehr schöne Verabredungen, auf die ich mich sehr freue. Da gab es Wertschätzung und Verbindung und Wärme und Leichtigkeit.
*W*U*N*D*E*R*B*A*R*
Dann sind heute die Heinzelmännchen da gewesen. Also, es wäre genug Arbeit für drei gewesen, aber gesehen habe ich nur eins. Vermutlich hat dieses eine Heinzelmännchen heute Abend Blasen an den Händen vom vielen Schrauben… Und nun stehen in meinem Wohnzimmer ganz viele schöne neue Möbel. Oh, wie schön ist Panama…

Gerald Jampolsky hat für den 4. Tag wieder eine fantastische Affirmation parat:

Lektion 4

Ich bin entschlossen, die Dinge
anders zu sehen

Und das hat mir heute zu einer überraschenden Einsicht verholfen. Ich hatte die verrückte Idee, ich könnte ja mal so tun, als ob etwas, was sich ereignet hat, sich nicht ereignet hätte. Unglaublich, wie viel Erleichterung mir dieser alberne Gedanke schenkte. Nicht das, was geschehen ist, macht mir Kummer, sondern das, was ich darüber denke. Also: Ich bin entschlossen, die Dinge anders zu sehen.

So long!

Ysabelle

Dankbarkeit: 3. Dezember

Hallo, Welt!

Heute hat jemand für mich gearbeitet.
Ich war als Assistentin in einer GfK-Einführungsveranstaltung dabei. Jemand brachte ein Thema mit, das ihn sehr beschäftigte. Ziemlich gegen Ende haben wir versucht, im Innen-Außen-Tanz für den Konflikt eine Klärung herbeizuführen. Im Endergebnis stellte sich heraus, dass zu diesem Zeitpunkt keine Klärung möglich ist, es nicht passt. Und dass sie beste Strategie eben nicht ist, um jeden Preis mit dem Opponenten in Verbindung zu treten, sondern sich auf die eigenen Ressourcen zu besinnen.

Lektion 3

Ich bin niemals aus dem Grund verstimmt, den ich annehme

In einem Konflikt, der für mich so schwer zu ertragen ist, geht es gar nicht um den Grund, der da formuliert wird. Ich weiß nicht, worum es der anderen Seite geht. Vielleicht um Autonomie, Wertschätzung und Respekt. Bei mir geht es jedenfalls darum, dass ich viele Bewertungen höre und die weder mein Ohr noch mein Herz erfreuen. Gleichzeitig gehen die Aussagen so sehr an mein Eingemachtes, dass ich die Situation schwer aushalte.
Durch die Arbeit heute ist mir klar geworden, dass ich wie ein Kaninchen auf die Schlange auf die Bewertungen schaue, mit denen ich versorgt werde. Es gibt einen heftigen Impuls, sie zurückzuweisen, Beweise zu sammeln und zu präsentieren, dass alles ganz anders ist. Ich würde am liebsten Genugtuung fordern und Truppen aufstellen.

Durch die Arbeit heute ist mir noch einmal deutlich geworden:
Ein jegliches hat seine Zeit.
In diesem Fall: Verbindung hat seine Zeit, und Abstand hat seine Zeit.

Und wenn jemand mir so deutlich sagt, dass er ein Bild von mir hat, das ihm ganz und gar nicht gefällt, dann kann ich mit Menschen zusammen sein, die gern mit mir zusammen sind. Ich kann die Gemeinschaft mit Menschen feiern, die mich lieben und unterstützen, mich sehen, für mich da sind. Der Mensch, der über mich urteilt, hat wichtige unerfüllte Bedürfnisse. Und wenn ich zum jetzigen Zeitpunkt keine empathische Verbindung aufbauen kann, weil bei mir ebenfalls wichtige Bedürfnisse unerfüllt sind, darf ich mich um mich und meine Bedürfnisse kümmern und muss nicht etwa über all meine Grenzen gehen, nur weil ich in der Trainer-Ausbildung bin. Zum jetzigen Zeitpunkt ist dran, gut für mich zu sorgen. Das ist die Lektion des heutigen Tages, und ich bin zutiefst dankbar, dass ich das aus einer Einführung mit rausnehmen durfte.

So long!

Ysabelle

Dankbarkeit: 2. Dezember

Hallo, Welt!

Eben habe ich nachgeguckt, was Jampolsky als zweite Lektion für mich parat hat. Sie lautet:

Lektion 2

Vergebung ist der Schlüssel zum Glück

Ich habe kurz gestutzt und mich gefragt, was denn Vergebung und Dankbarkeit für mich miteinander zu tun haben. Und mir ist aufgegangen, dass ich mir einiges zu vergeben habe. Meist bin ich nämlich schärfer, kritischer, unbeugsamer mit mir als meine Mitmenschen. Ausnahmen bestätigen diese Regel. Und dann kann ich doch wirklich dankbar sein, dass ich heute merke, dass ich mir etwas zu vergeben habe, statt mich weiter zu wolfen…

Es gibt noch einen Menschen, dem ich heute besonders dankbar bin.
Heute war nämlich mein Ikea-Tag. Hurra, ich war shoppen. Im Kaufrausch habe ich gar nicht gemerkt, dass die Ladekapazitäten meines Autos längst überschritten waren. Und noch ein Regal und noch ein Beistelltisch, und noch ein Kissen…

Irgendwie hatte ich gemeint, entweder kriege ich es rein oder ich lasse es vom Spediteur liefern. Doch es kam viel besser.

Mein Freund Jens reagierte auf meinen Notruf, warf sich ins Auto, klemmte den Anhänger hinten dran und bretterte los. Echt, wir hätten keine Chance gehabt, auch nur die Hälfte in mein Auto zu kriegen. Aber Jens hat alles, alles zu mir nach Hause geschafft, dann noch die alte Couch auseinandergebaut, eine neue aufgebaut und den neuen Fernseher installiert. Hurra, wie großartig ist das denn! Zwischendurch hätte ich weinen können vor Freude und Dankbarkeit. Unterstützung! Wertschätzung! Gemeinschaft! Verbindung! Wärme! Leichtigkeit! Spaß! Und ich sag Euch was: Das neue Zimmer wird bomfortionös großartig.

So long!

Ysabelle

Dankbarkeit: 1. Dezember

Hallo, Welt!

Wie schon im vorigen Jahr möchte ich den Dezember zu meinem persönlichen Dankbarkeitsmonat machen. Vielleicht gelingt es mir, auch ein paar Gedanken von Gerald Jampolsky einzuflechten, der mich mit seinem berührenden Büchlein „Lieben heißt die Angst verlieren“ seit Jahren inspiriert. Manchmal verliere ich die einfachen Weisheiten aus dem Fokus, die er darin zusammengestellt hat. Die Adventszeit und der Dankbarkeitsmonat sind eine gute Gelegenheit, mich zu erinnern.

Lektion 1
Alles was ich gebe, wird mir gegeben

Heute Mittag erreichte mich eine Mail, die ich gelinde gesagt schwer lesen kann. In meinem Kopf spielt sich ordentlich was ab und es ist mir schwer, mich mit diesem bewegten Herzen auf das Thema Dankbarkeit zu konzentrieren. Wofür möchte ich heute dankbar sein?

Ich bin dankbar, dass ich Arbeit habe. Und ich bin dankbar, dass ich bei guter Gesundheit bin oder anders gesagt, dass meine Zipperlein meine Lebensfreude nicht beeinträchtigen. Ich bin dankbar für zwei warme Mails einer GfK-Freundin, die mich gestern erreichten. Ich bin dankbar für mein schönes Zuhause und dafür, dass es in diesem Jahr noch schöner geworden ist. Ich bin dankbar, dass sich das Verhältnis zu bestimmten Menschen in meiner Familie oder aus meiner Lebensgeschichte so entspannt hat, dass ich hier so viel Wertschätzung und Verbindung erleben darf. Ich bin dankbar für einen Konflikt in meiner Übungsgruppe. Wir haben so intensiv miteinander gerungen und hatten trotz aller Meinungsunterschiede so viel Respekt und Wertschätzung füreinander, dass ich diesen Konflikt einfach nur feiern möchte.

Was habe ich in diesem Konflikt gegeben? Ich habe auf den Prozess vertraut. Und ich habe gewusst, dass mein Wert nicht davon abhängt, ob wir dieses Thema jetzt beglückend lösen können oder nicht. Und genau das ist zurückgekommen. Es war der schönste Konflikt, den ich je hatte – so bekloppt wie sich das anhört. Und dabei war ich zwischenzeitlich wirklich nicht optimistisch, dass wir uns überhaupt einigen. Aber wir haben nie den Respekt füreinander verloren.

Wenn ich also an einer Stelle Respektlosigkeit beklage, mangelnde Wertschätzung, Verbindung,
dann ist es wahrscheinlich an der Zeit, Wertschätzung, Respekt und Verbindung zu zeigen, zu leben.

Das ist die Lektion, die ich heute lernen möchte.
Ich bin dankbar dafür, dass ich mit den Jahren solche Fortschritte machen durfte, dass ich das erkennen kann.

So long!

Ysabelle

Freilebende Giraffe

Hallo, Welt!
Heute Abend hatte ich einen geschäftlichen Abendtermin. Durch die Dunkelheit stapfte ich zu dem Lokal, in dem das Treffen stattfinden sollte. Ah, da war es ja! Ich öffnete die Glastür und platzte mitten in eine Begrüßungsszene. Brav schlängelte ich mich hinter die beiden Leute, die da willkommen geheißen wurden. Doch bevor ich an die Reihe kam, öffnete sich die Tür erneut, zwei weitere Menschen kamen herein und standen, schwups, vor mir. Plausch, Plausch, Laber Rhabarber… Ich merkte, wie in mir die Wut aufflammte.

Hey, was ist los, wisperte es in meinem Kopf, denn ich tobte innerlich. Meine Bedürfnisse nach Gesehen werden, Wertschätzung, Verbindung, Respekt, Teilhabe, Ordnung und vielleicht noch manches andere waren mal komplett im Mangel.

Da öffnete sich erneut die Tür. Wieder kamen zwei Menschen herein, die lautstark und herzlich willkommen geheißen wurden. Am liebsten hätte ich mit meiner 15-Kilo-Handtasche um mich geschleudert. Ich ballte die freie Faust, zählte den Countdown, um den Laden zu verlassen.

Da schlängelte sich eine schlanke Frau in einem schicken Schwarzweiß bedruckten Kleid zu mir durch. „Hallo, mein Name ist XY, Sie haben ja einen ganz unglücklichen Platz da hinter der Tür erwischt!“ Ich knirschte mit den Zähnen und zischte, „ja, ich bin auch direkt vorm Gehen, das reicht mir hier für heute Abend!“

Sanft zog mich die Frau aus der Ecke raus und murmelte beruhigend auf mich ein. Ich weiß nicht mehr genau, was sie sagte, aber es waren solche Dinge wie „ja, so was kenne ich, das ist auch wirklich blöd, wenn man so gar nicht drankommt…. Geben Sie mir mal Ihre Jacke… Ich habe ein schönes Plätzchen für Sie… nehmen Die erst mal ein Glas Wein oder Champagner zur Entspannung….“

Deutlich besänftigt knurrte ich nur, „ich trinke keinen Alkohol“. Sie nahm mir den Mantel ab und bugsierte mich dann um ein paar Tische zu dem Starkoch, der an dem Abend eine wichtige Message verbreiten wollte. So kam ich zu einem fachkundigen Vortrag über Graukäse, Gamsschinken und Weinanbau in Tirol (nahezu keiner, bis jetzt…).

Als es zum Essen ging, gelang es mir, noch einmal die schwarzweiße Dame zu erwischen und ihr meine Dankbarkeit auszudrücken. „Sie haben mir den Abend gerettet… Ich war wirklich kurz davor zu gehen. Aber es hat mir so gut getan, wie Sie sich um mich gekümmert haben!“

Den eingeschenkte Giraffensaft konnte sie kaum annehmen, deshalb vermute ich, dass sie eine freilebende Giraffe war. Wie wundervoll, so eine Begegnung mit einem Menschen, der einfach seinem Herzen nach handelt und sich so aufmerksam und fürsorglich zeigt.
Ich bin dankbar und froh, dass sie mich zum Bleiben bewegt hat. Saibling und Rehgoulasch waren köstlich!

So long!

Ysabelle

Krankenhaus-Begleitung

Hallo, Welt!
Heute habe ich eine Patientin aus meiner Familie zu einer Untersuchung ins Universitätskrankenhaus begleitet. Der Termin war um 12. Gegen 12.30 wurde sie unruhig, weil mehrere Menschen, die nach ihr ins Wartezimmer gekommen waren, schon dran kamen. „Vielleicht haben die mich vergessen?“
Kurzer Check: Dir geht es um Klarheit? Du möchtest gern die Sicherheit haben, dass der Arzt weiß, dass du in diesem Zimmer sitzt?

Dann trabte ich zur Aufnahme. Nein, es hatte alles seine Richtigkeit. „Das ist der Raum für Privatpatienten und die Kollegen wissen Bescheid. Sonst fragen Sie doch noch mal Zimmer 15!“

Beruhigt kehrte ich in den Warteraum zurück. Eine halbe Stunde später fing die Patientin an zu schimpfen. Immerhin saß ihr Taxifahrer, der sie auch wieder nach Hause bringen sollte, schon 90 Minuten herum.

Unerfüllte Bedürfnisse abgeklopft: Klarheit, Respekt, Verbindung!

Nun trabte ich zu Zimmer 15.
Beobachtung: Der Termin war um 12. Jetzt ist es eins. Wie und wann geht es weiter? Was ist los? Bitte um Klarheit.

Der Professor hat um halb 12 einen Anruf bekommen und ist jetzt in einer Prüfung. Es sind vier Prüflinge, und normalerweise dauert eine Prüfung 30 Minuten.
Ich: Wollen Sie damit zum Ausdruck bringen, dass der Professor noch eine Stunde weg sein wird? Die Patientin ist 77 Jahre alt und hatte eine weite Anfahrt. Sie ist Diabetikerin und wird über Sonde ernährt. Wir brauchen Klarheit, wie es hier weiter geht.

Ratlose Blicke. Dann sagte eine Mitarbeiterin: In fünf Minuten rufen wir den Professor an. Und wenn sie was brauchen, Sondenkost oder anderes, versuchen wir das von Station XY zu bekommen.

Danke, das hilft uns sehr weiter.

Ich trabte zurück.
Die Patientin gab dem Taxifahrer einen Schein und bat ihn, etwas essen zu gehen.
Um halb zwei erneut der Gang zu Zimmer 15.
„Der Professor ist jetzt da, Sie können mit der Patientin schon herkommen, es geht gleich los.“
Ich holte die kleine Dame aus dem Warteraum und brachte sie zu einem Zimmer 15 nahegelegenen Stuhl. Und tatsächlich ging es kurz darauf los.

Der Herr Professor erhob sich nicht von seinem Stuhl. Mit fiel auch nicht auf, dass er sich vorstellte, aber vielleicht ging mir das auch durch die Lappen, weil ich die Mäntel aufhängte und die Taschen verstaute. Kein Wort der Erklärung oder Entschuldigung, dass die Patientin zwei Stunden auf die Besprechung warten musste.

Was kann ich für Sie tun?
Beide redeten prächtig aneinander vorbei. Es war eine Freude, das mitzuerleben.
Die Patientin hatte nach einer Krebsbehandlung im Mundboden Schluckbeschwerden und noch diverse schwerwiegende Probleme, auch mit der Zahnprothese. Der Professor vermutete aufgrund der vorgetragenen Beschwerden, die Patientin wolle Implantate haben und erläuterte breit, warum das in ihrem Kiefer keine gute Idee sei und er so eine Operation auch nicht vornehmen würde.

Ich habe mir dann die Erlaubnis gegeben, mich einzuschalten.

Ich habe gesagt, dass der Hausarzt die Patientin drängt, auf die Sondenkost zu verzichten und sich wieder oral „normal“ zu ernähren. Dass aber die kleine Dame Schwierigkeiten beim Essen und Einspeicheln, Kauen und Schlucken hat, die dazu führen, dass die Patientin fast gar nichts runter bekommt.

Nun machte der Professor eine kleine Funktionsprüfung und informierte die Patientin, dass sie mit all diesen schrecklichen Nebenwirkungen würde leben müssen. Die Krebsoperation sei gut verlaufen, die Funktionalität im Mund zufriedenstellend wieder hergestellt. Es gebe die eine oder andere Stellschraube, an der man Kleinigkeiten verbessern könne, aber insgesamt seien die Probleme eine Folge der Strahlentherapie. Und damit müsse sie sich abfinden. UND! Es gäbe keine Veranlassung, die Ernährung per Sonde umzustellen oder abzuschaffen. Da fing die Patientin vor Erleichterung an zu weinen.

Ich habe mir dann erlaubt darum zu bitten, noch einmal zusammenfassen zu dürfen, was ich gehört habe. Uuups! Da hat aber ein Professor erstaunt geguckt! Dann habe ich seine Infos noch einmal vorgetragen, er hat sie in einem kleinen Punkt korrigiert. Dann habe ich die Patientin gefragt: Brauchst du noch was, um jetzt gut nach Hause fahren zu können? Und sie sagte zum Professor: Können Sie das genau so meinem Hausarzt schreiben, damit der mir nicht die Sonde wegnimmt? Ich bin so erleichtert!

Erschöpft, aber fröhlich enterte sie schließlich ihr Taxi und fuhr winkend davon.

Ich habe mir mit dieser Begleitung eine Vielzahl von Bedürfnissen erfüllt und merke, dass ich mir selbst total dankbar bin, dass ich meinem Herzen gefolgt bin und meine Begleitung zu diesem Termin sehr deutlich angeboten habe.
Unterstützung
Beitragen
Lernen
Gemeinschaft mit der Patientin
Gesehen und gehört werden für die Patientin – das war mir besonders kostbar!
Wärme
Klarheit.

Ich glaube, auch für die Patientin waren zahlreiche Bedürfnisse erfüllt, Unterstützung und Gehört werden wohl am meisten. Das war superschön für mich, in dieser Weise beitragen zu können.
Auch für den Professor schien es schön zu sein. Mir gefiel der erstaunte Blick, als ich seine Aussagen zusammenfasste und er merkte, dass er verstanden worden war. Auch schön die kleine Korrektur, die er noch anbrachte. Dabei fällt mir ein, dass auch mein Bedürfnis nach Wirksamkeit durch diese Aktion erfüllt wurde. Yep!

Insgesamt ist mir deutlich geworden, wie kostbar es wäre, wenn mehr Menschen mit dieser Ausbildung andere Menschen zum Arzt oder vielleicht auf eine Behörde begleiten könnten. Wie viel besser könnten wir uns alle verstehen! Wie gut doch so eine Unterstützung tut in Situationen, in denen man selber so hilflos ist! Kurzzeitig hatte ich die Vision, dass in jedem Krankenhaus eine GfK-Station ist, wo man sich einen NVC-Guide abholen kann. Und die Krankenkassen bezahlen dafür, denn es erleichtert und verbessert die Kommunikation zwischen Arzt und Patient und kann sogar die Verweildauer verkürzen, weil sich die Beteiligten besser verstehen. Es geht doch nichts über eine schöne Vision!

So long!

Ysabelle

Von Socken, Geschenken und Giraffensaft

Hallo, Welt!
Das Thema Socken stricken hat mich schon vor 30 Jahren interessiert. Auf mein Bitten schenkte mir meine Schwiegermutter ein Buch mit Strickanleitungen, aber es sollte noch bis 2003 dauern, bis ich wirklich damit anfing.

Mein Partner fürchtete eine Geschenke-Orgie zu Weihnachten und bat mich darum, nur ein Geschenk zu machen, das noch dazu nicht teuer war als zehn Euro. Ich wusste, dass er leidenschaftlich gern selbstgestrickte Socken trug und und beschloss, dass jetzt die gute Gelegenheit wäre, es zu lernen.

Im Laufe der Jahre habe ich wohl ungefähr 70 Paar gestrickt. Dazwischen waren welche aus Alpaka und aus Seide, aus Schurwolle, Synthetik-Gemisch, für ein Baby und Dutzende in Schuhgröße 47.
In den vergangenen zwei Jahren habe ich auch jeweils für meine Trainer als Abschieds-Geschenk nach der Jahresgruppe Socken gestrickt. Beim Auspacken wurde ich bedankt und das war’s.
In der vergangenen Woche saß ich im Seminar und stellte an zwei aufeinanderfolgenden Tagen fest, dass die Trainer die von mir gestrickten Socken trugen. In mir fing es an zu rumoren. Gefühle wirbelten durcheinander. Und schließlich sagte ich in der großen Runde, wie sehr es mich berührt, „meine“ Socken an ihren Füßen zu sehen. Auf ganz tiefe Weise sei so mein Bedürfnis nach Wertschätzung und Verbindung erfüllt. Gleichzeitig empfände ich eine tiefe Scham über diese Gefühle, die durch den Anblick in mir ausgelöst worden waren. Marshall hätte doch gesagt, wir sollten so geben, wie ein Kind Enten füttert: Voller Freude über das Geben, aus freiem Herzen. Und dann müsse der Vorgang doch quasi mit dem Geben abgeschlossen sein. Ich füttere Enten, ich stricke Socken und verschenke sie. Punkt.

Gerhard sprach mich später noch einmal darauf an. Nach diesem Gespräch habe ich Folgendes verstanden. Aus freiem Herzen schenken, ohne eine Verpflichtung für den anderen, das ist eine Sache. Ich schenke aber, um zum Wohlbefinden des anderen einen Beitrag zu leisten. Um Freude zu bereiten. Und wenn ich dann sehe, dass der andere sich wirklich freut, dann darf das Auswirkungen auf mich haben. Ich darf mich mitfreuen. Ich darf feiern, dass mein Geschenk willkommen ist. „Wenn du das nicht tust, schneidest du dich vom Giraffensaft ab“.
Oh ja, Giraffensaft… Das ist das, was uns nährt. Was uns neue Kraft gibt. Ich darf mich an der Freude der anderen freuen. Oder wie in diesem Fall: Ich darf mich freuen, mein Bedürfnis nach Wertschätzung auf so überraschende Weise erfüllt zu sehen. Ich hatte ja nicht täglich die Socken kontrolliert. Zu sehen, dass ich zum Wohlergehen anderer einen Beitrag leisten konnte, hat mich so beflügelt und berührt.

Heute Morgen bin ich mit einem tiefen Schmerz in Verbindung gekommen. Im vorigen Jahr hatte ich als Weihnachtsgeschenk ein paar Socken in Größe 47 gestrickt und verschickt. Das Päckchen kam zurück mit dem Hinweis: Annahme verweigert. Seither liegt es in den Tiefen meines Kleiderschrankes und der Gedanke daran schmerzt auch nach zehn Monaten unvermindert. Mit Liebe gemacht, in Liebe gegeben. Ohne verbindende Worte retourniert. Inzwischen mache ich lange genug GfK, um mich mit den wunderbaren Bedürfnissen zu verbinden, die sich der Adressat damit erfüllt hat, als er das Paket nicht angenommen hat. Schutz, Autonomie, Authentizität, Klarheit und vielleicht noch das eine oder andere mehr. Aber genau so, wie mich vergangene Woche die Freude über die getragenen Socken überfiel, traf mich heute Morgen der rasende Schmerz über das Geschenk, das nicht willkommen war.

So long!

Ysabelle

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