Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

Erntezeit

Hallo, Welt!
Vor 15 Jahren hätte ich wahrscheinlich von mir selber behauptet, ich wäre konfliktfreudig. Denn als ich ein Kind war, wurde mir oft gesagt, ich wolle immer mit dem Kopf durch die Wand. Aufsässig und frech nannte man mich. Erst im Verlauf der letzten Jahre habe ich erkannt, dass ich keineswegs so offen und freudvoll in Auseinandsetzungen ging, wie ich von mir selber dachte. Im Gegenteil. Ich erlebte mich als harmoniesüchtig und indifferent, das Wort „nein“ gehörte nur in seltensten Fällen zu meinem Sprachschatz. Bloß den anderen nicht erzürnen…

An der GfK hat mich auch entzückt, dass sie mir eine Möglichkeit zu bieten schien, mich selbst auszudrücken, auch wenn es um kontroverse Sachverhalte/unterschiedliche Bedürfnisse ging. Und obwohl ich jetzt schon das sechste Jahr übe, finde ich es noch immer schwierig, offen zu bleiben und meine Bedürfnisse zu akzeptieren, mich dafür einzusetzen und den anderen trotzdem einfühlend wahrzunehmen und wertzuschätzen.

Seit fast vier Wochen doktere ich jetzt schon an einem Konflikt herum. Es gab zwei sehr lange Telefongespräche, ein paar kurze Abstimmungsmails, einige SMS und heute schließlich ein Treffen. Es mag total bekloppt klingen, aber ich fange an, den Konflikt zu genießen.

Gemeinsam versuchen wir, unser Problem mithilfe der GfK zu lösen. Zum x-ten Mal kehren wir zu Gefühlen und Bedürfnissen zurück. Gemeinsam übersetzen wir Wölfe, versuchen herauszufinden, was wirklich hinter einem Satz steckt der beispielsweise lautet: „wenn sich einer nur zurücklehnt und konsumiert, muss er sich nicht wundern, wenn ihm die Dinge aus der Hand gleiten.“ Wir kraulen die Wölfe und geben uns gegenseitig Einfühlung. Was für eine himmlische Art, Konflikte zu lösen! Dabei sind wir konkret noch keinen Schritt weiter, haben noch immer kein Konzept gefunden. Aber ich merke, wie gegenseitiger Respekt und Vertrauen wachsen.

In mir wächst auch immer stärker das Vertrauen in den Prozess. Bisher war es oft so, dass ich rein verstandesgemäß entschieden habe, mich auf diesen Prozess einzulassen. Diesmal erlebe ich es so, dass es mir einfach so natürlich, organisch, verbindend erscheint, mich auf diese Weise auseinanderzusetzen. Ich kann mich gar nicht erinnern, wann so eine ernste Auseinandersetzung bei mir einmal nicht tiefe Ängste ausgelöst hat. Jetzt kann ich ernten, was durch die GfK gesät wurde. Ich kann mich und meine Bedürfnisse ausdrücken und kann hören und wertschätzen, was mein Gegenüber zu sagen hat. Wir sind keine Feinde, sondern zwei Menschen, die sich bemühen, gemeinsam neue Strategien zu entwickeln. Das erste Mal im Leben fange ich an, einen Konflikt zu wertzuschätzen als Form der Auseinandersetzung, in dem beide Seiten gehört werden, es keinen Sieger und keinen Unterlegenen gibt. Wie grandios ist das denn!?

So long!

Ysabelle

Hurra, die Karten sind da!

Hallo, Welt!

Heute ist meine Freude so groß, dass ich sie mit der ganzen Welt teilen möchte.

Bisher habe ich die GfK-Gefühls- und Bedürfniskarten selbst gemacht. Das war mit vielstündiger Arbeit verbunden. Ausdrucken, beschneiden, falzen, in Laminierfolie einfügen, laminieren, beschneiden, Ecken runden… Für eine Handvoll war schnell mal ein Sonntag verbraucht.

Vor ein paar Wochen habe ich dann beschlossen, dass ich es leichter haben darf. Ich lasse die Karten drucken und kaschieren, also mit einer wasserabweisenden Schicht überziehen. Just als ich diesen Entschluss gefasst habe, hörte ich von Gerhard Rothhaupt, dass er erwägt, gerade MEINE Karten zu seinem Unterrichtsmaterial zu geben. Wir haben einen Nachmittag hin- und hergemailt und die vorige Version noch mal überarbeitet. Heute nun sind die Exemplare aus der Druckerei gekommen und und liegen nun vor mir.

Hurra! Wie wunderbar! und wie elegant sie aussehen! Und das Beste für Euch:
Ihr könnt sie bei mir bestellen.

Da ich sie selber drucken lasse, kann ich sie nicht mehr umsonst abgeben. Aber wir werden uns schon über den Preis einigen. Ich denke, wer eine einzelne möchte, zahlt einen Euro plus Porto. Wer für eine GfK-Gruppe bestellt, zahlt ab 10 Stück 0,80 Euro und kein Porto. Wer mehr als 50 Stück abnehmen möchte (ist das vorstellbar? Noch nicht!), melde sich bitte bei mir, damit wir einen Preis aushandeln können, der für beide Seiten passt.
Nun werde ich doch ein Profi…

So long!

Ysabelle

Kraut & Rüben (9)

Hallo, Welt!

Wieder mal gibt es ein ganzes Konglomerat an Themen und Gedanken in meinem Kopf. Da die Zeit fehlt, 20 Postings zu schreiben, hier ein neues “Kraut und Rüben“.

Dankbarkeit
Das ist noch immer ein Wahnsinns-Thema für mich.
Vorgestern habe ich bei meinem Nachbarn ein Paket abgeholt, das er für mich entgegen genommen hat. *D*A*N*K*E*
Für mich ist es so schwierig, nur am Samstag zur Post zu kommen, da hilft es ungemein, wenn jemand eine Sendung für mich annimmt.

Zu meinem Erstaunen war es ein neuer Lucky Kitty-Katzenbrunnen.
ich hatte das Gerät meinen Kindern zu Weihnachten geschenkt, aber ihre Katzen fanden es nicht attraktiv.
Meine schon, und so sprudelte seit Mitte Januar der Brunnen im Bad vor sich hin.
Seit vier Wochen leider auch drumherum. Ich fand nicht heraus, was damit nicht stimmte. Irgendetwas war undicht oder kaputt, aber was? Ein Riss oder eine Beschädigung war nicht zu erkennen. Ina schraubte vorige Woche dran rum, aber als es am nächsten Tag noch immer nicht funktionierte, verpackte sie für mich den ganzen Sch… in den Original-Karton und schleppte es zur Post. *D*A*N*K*E*
Anscheinend schon am Mittwoch war der neue Katzenbrunnen da, kommentarlos. Zack, Label drauf und an meine Adresse geschickt! *D*A*N*K*E*
Beim Auspacken und Installieren stellte ich eben fest, dass es sich um das Nachfolger-Modell handelt. Der untere Teil hat noch einen Ring aus Gummi, den mein erster Brunnen nicht hatte. Und es gab aufklebbare Gummifüße für drunter. *D*A*N*K*E*
Und so sitzen meine Vier wieder vor ihren Wasserspielen und freuen sich dran. Wie wunderbar!

Und dann hatte ich GfK-Besuch.
An zwei aufeinanderfolgenden Tagen waren zwei Frauen bei mir, mit denen ich wunderbare und bereichernde Gespräche führen durfte. Ich habe viel Neues über mich lernen dürfen und kam Kontakt mit dem Glaubenssatz „Du bist nicht gut genug“, der mich schon viele Jahre verfolgt. Ich schätze mal, das wird ein Thema für eine Arbeit mit „The Work“ von Byron Katie. Ich bin so froh, dass ich das erkennen durfte! *D*A*N*K*E*

Ergebnisoffene Empathie
Ich habe außerdem gelernt, warum es mir so kostbar ist, dass Empathie ergebnisoffen gegeben wird und nicht etwa mit einer klaren Bitte endet. Mir ist klar geworden, dass das etwas mit Kontrolle zu tun hat, für MICH.
Hintergrund: In der Übungsgruppe sagte jemand, er versuche Empathie nach den vier Schritten zu geben, und am Ende solle eine klare Bitte stehen. Mir war sehr unbehaglich dabei, ich konnte es aber nicht benennen. Dank der Gepräche mit meinen GfK-Freundinnen wurde mir deutlich, dass es mir besonders gar nicht immer um ein spezielles Ergebnis, eine Bitte, eine Handlungsoption geht. Manchmal tut es einfach gut, gesehen und gehört zu werden, und es muss gar nichts weiter dabei rauskommen… Und falls mich jemand im Empathieprozess da hin führen möchte, dass ein Ergebnis dabei rauskommt, dann ist das seins, aber nicht meins. Und dabei soll Empathie doch für mich sein, und nicht eine Leistungskontrolle für den anderen…

Frage: Ist das verständlich?

Liebe
Ich bin außerdem noch einmal mit der Liebe in mir in Verbindung gekommen. Das fühlte sich sehr schön an und ich bin so froh, dass ich das spüren durfte. Einfach so Liebe. Für einen anderen Menschen, dafür, dass wir alle immer das Beste tun, was uns möglich ist. *D*A*N*K*E*

Gäfgen II
Dann habe ich versucht zu verstehen, warum viele Menschen über das Gäfgen-Urteil so entsetzt sind. Welche Bedürfnisse sind bei ihnen unerfüllt? Strafe und Rache sind zum Glück keine Bedürfnisse. Aber vielleicht stört es die Menschen in ihrem Bedürfnis nach Ausgleich. Wer jemand anderem das Leben genommen hat, sollte für seinen eigenen Schaden keinen Ausgleich bekommen. Vielleicht hat es war mit Integrität und Kongruenz zu tun. Mit Sicherheit auch mit dem Bedürfnis nach Verstehen. Wie kann jemand Geld fordern, nachdem er so eine Tat begangen hat? Ich glaube, viele von uns denken, Herr Gäfgen sollte sich was schämen. Und das hat bestimmt etwas mit dem Bedürfnis nach Gleichwertikeit/Ausgleich/Gerechtigkeit zu tun, wobei Gerechtigkeit ja auch nur ein Konstrukt unserer kulturellen Identität ist.

Norwegen
Und ich ärgere mich über Innenminister Friedrich, über den im Spiegel steht:
Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) hat anlässlich der Anschläge in Norwegen ein Ende der Anonymität im Internet gefordert. „Politisch motivierte Täter wie Breivik finden heute vor allem im Internet jede Menge radikalisierter, undifferenzierter Thesen, sie können sich dort von Blog zu Blog hangeln und bewegen sich nur noch in dieser geistigen Sauce“, sagte Friedrich dem SPIEGEL. „Warum müssen ,Fjordman‘ und andere anonyme Blogger ihre wahre Identität nicht offenbaren?“

Die Grundsätze der Rechtsordnung „müssen auch im Netz gelten“, Blogger sollten „mit offenem Visier“ argumentieren.

Das Internet führt nach Ansicht Hans-Peter Friedrichs zu einer neuen Form radikalisierter Einzeltäter, die den Sicherheitsbehörden zunehmend Sorgen bereiteten. „Wir haben immer mehr Menschen, die sich von ihrer sozialen Umgebung isolieren und allein in eine Welt im Netz eintauchen“, so Friedrich. „Dort verändern sie sich, meist ohne dass es jemand bemerkt. Darin liegt eine große Gefahr, auch in Deutschland.“

Das erfüllt nicht mein Bedürfnis nach Schutz, Sicherheit, Freiheit und Ehrlichkeit. Die Norweger reagieren auf den Anschlag in ihrem Land mit Liebe:
Kronprinz Haakon sagte:

„Wir wollen Grausamkeit mit Nähe beantworten. Wir wollen Hass mit Zusammenhalt beantworten. Wir wollen zeigen, wozu wir stehen. Norwegen ist ein Land in Trauer. Wir denken an alle, die Verluste erlitten haben. Die vermissen.“

Haakon weiter: „Wir können das Geschehene nicht ungeschehen machen. Aber wir können uns entscheiden, was es mit uns als Gesellschaft und als Einzelne macht. Wir können uns dafür entscheiden, dass niemand allein stehen muss. Wir können uns dafür entscheiden, zusammenzustehen.“

„Wir wollen ein Norwegen, in dem wir zusammenleben in einer Gemeinschaft mit der Freiheit, Meinungen zu haben und uns zu äußern. In der wir Unterschiede als Möglichkeiten sehen. In der Freiheit stärker ist als Angst.“

Das ist die Welt, in der ich leben möchte. Und dazu möchte ich einen Beitrag leisten.

Hier noch eine wunderbare Zeichnung, die mich gestern über Gerhard Rothhaupt erreichte. Die Frage stellt sich zur Zeit nicht, aber ist schon sensationell…
Da lohnt sich ein ausführlicher Blick auf die Bedürfnisliste, oder?

So long!

Ysabelle

Kundendienst-Hotline

Hallo, Welt!

Freitagmittag habe ich bei einem großen Versender von Elektronik-Bauteilen fünf Einbau-Bodenstrahler gekauft und 24-Stunden-Lieferservice angekreuzt. Im Verlauf des Bestellvorgangs war dann auf einmal nicht mehr die Rede davon. Mit Entsetzen sah ich gestern bei genauem Nachforschen, dass ich eine Mail bekommen soll, wenn die Strahler versandt sind und natürlich ist auch diese Mail noch nicht eingetroffen. Also habe ich eben die Hotline des Unternehmens angerufen.

Meine Gefühle? Besorgnis, Unruhe, Aufregung. Ein Wolfsrudel, charmanterweise gegen das Unternehmen (wie bescheuert bauen die denn ihren Shop auf? Das müssen die doch deutlicher anzeigen, dass bei einer Bezahlung mit Paypal kein 24-Stunden-Service möglich ist und einen „Zurück-Button“ einbauen…) und natürlich gegen mich (du hast doch gesehen, dass da keine Sofort-Lieferung mehr angegeben war, du hättest den Bezahlvorgang abbrechen müssen, du warst nur zu faul, für eine neue Bestellung alle Daten noch mal einzugeben…)

Puh – wenn ich all diesen Wölfen zuhöre, wird mir wirklich eng in der Brust und innerlich ganz schwer.
Um Punkt neun hatte ich also den Kundendienst (natürlich eine 01805-Nummer…) an der Strippe. Nein, die Ware ist im Versand, da können wir nichts machen, das lässt sich nicht nachträglich beschleunigen, sie kommt am Donnerstag bei ihnen an… (zu spät… viel zu spät…)
In allen Fasern spürte ich die Verlockung, dem Unternehmen die Schuld zu geben: Sie haben Ihre Internetseite… und unter Aufbietung aller Kräfte ist es mir gelungen, bei Gefühlen, Bedürfnissen und Strategien zu bleiben. Sind in Hamburger Geschäften des Versenders diese Strahler vorrätig? Ist es möglich, die in einer Filiale zusammenzufassen? Ich konnte auch sagen: „Es ist meine Verantwortung, dass diese Bestellung schiefgegangen ist, denn ich habe im Verlauf des Bestellvorgangs gesehen, dass die 24-Stunden-Lieferung weg war, aber ich habe es nicht verstanden, was das bedeutet.“
Meine Gesprächspartnerin stimmte sich schließlich auf mich ein und wir haben uns geeinigt, dass sie mein Konto belastet und die Strahler heute noch mal im 24-Stunden-Eilservice rausschickt. Dann sind sie wenigstens morgen da. Übermorgen dann die nächsten fünf… und die soll ich einfach zurückgehen lassen: Annahme verweigert. Drei Wochen später hätte ich dann von Paypal mein Geld zurück…
Noch immer eine gute Gelegenheit, mich fertigzumachen.

Mein aktueller Wahlspruch:

Man kann sich über vieles wolfen,
aber man ist nicht verpflichtet dazu!

Und ich erinnere mich an die DVD, die ich gestern Abend gesehen habe:

Rudi Ballreich/Gerald Hüther
Du gehst mir auf die Nerven!
Neurobiologische Aspekte der Konfliktberatung

erschienen im Auditorium Verlag und günstig geschossen bei Jokers.de

Rudi Ballreich erläutert im ersten Teil des Vortrags unter anderem, was im Körper passiert, wenn er unter Stress gerät und benutzt dazu eine leichte Abwandlung des Lernzonen-Modells, hier mal zitiert nach Wikipedia:

Lernzonenmodell

In dem Lernzonenmodell wird der Prozess der Lernens durch den Wechsel unterschiedlicher Zonen verdeutlicht. Die innere, sogenannte Komfortzone ist gekennzeichnet von Alltäglichem, das ohne herausragende Herausforderungen abläuft: „Sicherheit, Geborgenheit, Ordnung, Bequemlichkeit, Entspannung, Genuss“ (Michl 2009). Die Lernzone, die auch „Wachstumszone“ (Michl) genannt wird, stellt eine besondere Herausforderung, die das Bestehende erweitern kann, in Frage stellt oder modifiziert. Lernen finde statt, wenn die Lernenden entsprechend begleitet und unterstützt werden. Motivation und angemessene Aufgabenstellung wirken dabei lernförderlich: „Abenteuer, Unbekanntes, Unsicherheit, Problem, Herausforderung, Unerwartetes, Risiko, Unplanbares“ (Michl). In der äußeren, sogenannten „Panikzone“ setzt eine Blockade ein: „Notfall, Verletzung, objektive Gefahr, Unfall“ (Michl). Verunsicherungen und Panik können entstehen, verhindern Lernen und können auch das Gegenteil bewirken. „In diesem Bereich können wir nicht lernen, sondern bleiben immer nur frustriert. Alles, was darin liegt, ist unserer Persönlichkeit zu fern und zu fremd und nicht zu bewältigen“ (Senninger). Berufsschulnetz.de hat dazu eine schöne Grafik:

Ballreich nennt die Lernzone oder Wachstumszone STRESSZONE. Ich konnte wirklich deutlich spüren, wie ich unter Stress war, als ich bei der Hotline anrief, und wie der Stress sich verstärkte, als keine der vorgeschlagenen Strategien zu greifen schien. Je mehr Stress ich wahrnahm, desto größer wurde der Wunsch, nach dem anderen (verbal) zu schlagen: Was haben SIE für eine doofe Internetseite! Was ist das für ein doofer Laden! Sie sind aber auch gar nicht hilfsbereit…

Wie in einer Parallelspur im Kopf waren diese (alten) Töne zu hören und gleichzeitig konnte ich einigermaßen auf der Giraffenspur bleiben. Ich habe deutlich gemerkt, dass es eine Anstrengung war. Aber ich möchte feiern und dankbar sein, dass es mir gelungen ist. Ganz offensichtlich habe ich also die kuschelige Komfortzone verlassen, in der alle Bedürfnisse erfüllt sind oder keine unerfüllten Bedürfnisse spürbar. Ich war in der Stresszone, in der Lernen und Wachstum erfolgen können, und ich durfte spüren, dass ich wirklich neue Strategien, Worte und Handlungsweisen zur Verfügung habe, auch wenn es extrem anstrengend und herausfordernd ist, auf der Giraffenspur zu bleiben.

Mich erschreckt die Gewalt, die auf der Parallelspur in meinem Gehirn anrollt. Meine eigene Verzweiflung und die Kraft, andere abzuwehren, abzuwerten, zu kämpfen… So viel Energie ist da unterwegs. Und sie dient nicht dem Leben. ich bin dankbar, dass ich das heute so klar erkennen darf und dankbar für alle Fortschritte, die ich im Jahr 5 mit GfK feiern darf.

So long!

Ysabelle

Sorgen als Geschenk

Hallo, Welt!

Gestern bin ich auf ein seltsames Phänomen gestoßen.
Es gibt Menschen, mit denen mag ich über meine Sorgen sprechen und mit anderen nicht. Eine Binsenweisheit?
Seit einigen Monaten gibt es einen Menschen in meinem Leben, der sich sehr präsent zeigt. Regelmäßige Mails, Facebook-Kommentare, Anrufe. Ich erfahre nur Freundlichkeit aus dieser Verbindung. Doch obwohl mich mein Gegenüber geradezu drängt, mag ich nicht wirklich tiefer erzählen, wie es mir geht. Ich spüre gerade, dass es vielleicht an den Reaktionen liegt. Sie sind immer mir zugewandt, aber versehen mit Ratschlägen und Beschwichtigungen a la „das muss man nicht so ernst nehmen“ oder „lass dich doch davon nicht so niederdrücken“.
Samstag Abend hatte ich einen überraschenden Anruf von einer GfK-Freundin, mit der ich 2009 zusammen beim IIT (international intensive Training) in der Schweiz war. Ihre zweite Frage nach der Begrüßung war, „wie geht es dir?“, und innerhalb von drei Minuten hatte ich den Eindruck, ich wäre auf der Couch. Dafür, dass wir ein halbes Jahr nichts voneinander gehört haben, ging mir das zu schnell, zu tief. Es brauchte ganz viel Verbindung zu mir selbst, dafür einen angemessenen Umgang zu finden.
Und heute morgen habe ich verstanden, dass es ein Geschenk an andere Menschen ist, wenn ich ihnen von meinen Sorgen erzähle. Ich zeige damit mein Vertrauen, Nähe, Verbindung und Sicherheit. Es ist ein Signal: Bei dir fühle ich mich warm und geborgen, ich fürchte keine Kommentare und keine Bewertungen. Danke an meine Freunde Arbitrium und Tabasco, dass sie für mich offene Ohren haben.

So long!

Ysabelle

Bei Pauli

Hallo, Welt!

Ich habe schon ein paar Jahre gesagt, ich würde gern mal ein Spiel vom FC St. Pauli sehen. Mich fasziniert das Selbstbild der Fans, die Haltung.

Vor ein paar Tagen bekam ich die SMS eines Kollegen, er habe eine Karte für das Spiel gegen Schalke übrig, ob ich Lust hätte mitzukommen?

Gestern war es also so weit. Gegengerade, Stehplatz. Von 19.30 bis 22.30 Uhr eingepfercht zwischen Fußball-Fans. Es war ein großes Erlebnis. Als ein Schalker Spieler nach wenigen Minuten verletzt vom Platz getragen werden musste, applaudierten die Paulianer. Ich war irritiert und fragte warum. „Als Respekterweisung für den verletzten Spieler.“ Donnerwetter! Als Schalke nach Ansicht eines Fans hinter mir arg bevorzugt wurde durch den Schiedsrichter, haute er mit seinem Bier um sich und kippte es einem Schalke-Fan in den Rücken. Später hat er sich zwei Mal entschuldigt, es sei mit ihm durchgegangen und er meine keineswegs den Schalke-Fan persönlich… Unglaublich.
Das Spiel wurde in der 88. Minute abgebrochen, weil von der Tribüne ein Bierbecher geworfen worden war und den Linienrichter getroffen hatte. Da stand es 0:2 für Schalke, und der Schiedsrichter hatte einem Paulianer eine rote Karte gegeben, wo gelb auch gereicht hätte. Die Pauli-Fans waren entsetzt, ärgerlich, frustriert und traurig.
Überall Menschenmassen. das Stadion ist direkt am Dom, 24000 Menschen wälzten sich vom Millerntor über das ohnehin schon volle Heiligengeistfeld. Mir liefen die Tränen, denn mein Kollege und sein Mann begleiteten mich so fürsorglich durch die Katakomben des Stadions, über Stufen und Kabel, durch Absperrungen und Menschenmassen bis zu einem Taxenstand an der Feldstrasse. Ich habe in diesen Minuten so viel Wertschätzung, Fürsorge, Schutz, gesehen werden erlebt, ich kann mich kaum an eine andere Lebenssituation erinnern, in der mir das so deutlich geworden ist. Es war so kostbar, am liebsten wäre ich tot umgefallen und hätte dieses schone Erleben für immer bei mir behalten. Jetzt, nur einen halben Tag später, verblassen diese tiefen Gefühle der Dankbarheit und des Glücks schon wieder. Und ich schreibe die Geschichte hier auf, damit sie nicht in Vergessenheit gerät.
Und ich merke mir, dass mir diese Art von Fürsorge ganz wichtig ist (ich bin ja stark sehbehindert), und ich möchte mich mehr mit Menschen umgeben, die in dieser Weise liebevoll mit mir umgehen. Diese Wahl habe ich.

So long!

Ysabelle

Geschenke

Hallo, Welt!
Juristen kriegen ja Musterfälle, die sie lösen müssen. Ich hatte heute den Brief eines alten Ehepaares (keine Verwandten von mir…) auf dem Tisch. Darin schrieben die Herrschaften, sie hätten ihrem Enkel (33) per Brief zum Geburtstag gratuliert und 50 Euro beigelegt. Zum wiederholten Mal hätte es keine Reaktion gegeben. „Was machen wir falsch? Verlangen wir zu viel?“

Solche Aussagen kenne ich auch aus meiner Familie.
So war das Schreiben eine günstige Gelegenheit, noch einmal drüber nachzudenken, was es denn so auf sich hat mit Geschenken.

Ich vermute, das alte Ehepaar wollte sich mit dem Brief und dem Geldgeschenk an den Enkel einige wundervolle Bedürfnisse erfüllen:

Verbindung
Wertschätzung
Unterstützung
Gemeinschaft/Zugehörigkeit
Beteiligung

fielen mir dabei als erstes ein. Brief und Geschenk waren also eine Strategie, und in diesem konkreten Fall eine, die nicht funktioniert hat.

Ich habe ein paar Überlegungen angestellt, welche anderen Strategien es geben könnte, um diese wundervollen Bedürfnisse zu erfüllen. Ich bin mal gespannt, ob das alte Ehepaar darauf eingeht, ob ihnen meine Gedanken etwas nützen.

Geschenke sind eine zweischneidige Sache, das erlebe ich immer wieder. Ich finde es schwierig, Geschenke anzunehmen und schenke doch selber mit Freude. Ich glaube, es lohnt sich, wenn ich darauf noch mal einen genaueren Blick werfe. Welche Bedürfnisse will ich mir mit dem Schenken erfüllen? Und ist das wirklich die beste Strategie, die mir zur Verfügung steht?

So long!

Ysabelle

Dankbarkeit: Zusammenfassung

Hallo, Welt!
Einen Monat habe ich nun jeden Tag versucht, durch die Brille der Dankbarkeit zu schauen. In manchen Augenblicken schien es fast unmöglich, für etwas Dankbarkeit zu empfinden, in etwas, das mich erschüttert oder getroffen hat, nach etwas Gutem, Schönen zu spüren. Insgesamt glaube ich, dass ich von diesem Experiment profitiere. Im Verlauf des Dezembers ist mir sehr deutlich geworden, wie viele Dinge in meinem Leben gut sind und wie viel Grund ich täglich zur Freude habe. ich habe auch gespürt, dass ich all diesem Guten nicht immer den Raum gebe, den es haben darf. Wieso eigentlich nicht? Wieso geht der Blick noch immer eher auf die Dinge, die mein Herz gerade nicht singen lassen? Gewohnheit?

Es war ein Experiment. Den ganzen Blog unter das Motto Dankbarkeit zu stellen, war nicht mein Ziel. Aber diesem wunderbaren, tröstlichen Gefühl mehr Raum geben, das möchte ich gern. Vielleicht gelingt es mir, einmal die Woche Rückschau zu halten auf das, was mich mit Dankbarkeit und Freude erfüllt.

Heute möchte ich noch einmal den Blick auf meine Freunde richten. Den ganzen Nachmittag war meine Freundin aus S. da. Es ist so leicht, wenn wir zusammen sind. Und ich freue mich, dass wir so viel Zeit miteinander verbringen konnten. Ich fand beim Synchronisieren meiner Technik Fotos von Menschen aus meiner GfK-Jahresgruppe. Und ich habe mich so gefreut, in die Gesichter zu schauen. Auch einige Mails zum Jahrswechsel haben mich erreicht, im wahrsten Sinne des Wortes. Ihr Lieben, Ihr bereichert mein Leben und ich danke Euch dafür!
Für Euch alle mein aktuell liebstes musikalisches Schmankerl…

Ich hoffe, Ihr habt daran genau so viel Freude wie ich.
So long!

Ysabelle

Dankbarkeit: Werbung

Hallo, Welt!

Ich weiß, es ist nur Werbung. Und trotzdem hat mich dieses Filmchen sehr berührt. Ein unverhofftes Geschenk, gesehen werden, Respekt, Wertschätzung… Ich behaupte mal, das mögen die Passagiere gespürt haben, als plötzlich die bunten Pakete anrollten.

Falls wir uns nicht mehr lesen: Guten Rutsch!

Ysabelle

Dankbarkeit: Satt

Hallo, Welt!

Heute entdeckte ich im Internet eine großartige Wolfsmütze für den Winter mit kleinen Puschelohren. Leider nicht bei neckermann.de, sondern bei einem amerikanischen Online-Shop für einen Preis, von dem manche Familie zwei Wochen leben muss. Ich habe der Versuchung widerstanden, sie zu bestellen… Mir wurde klar: Sie macht mich nicht satt.

Ich habe einen ganzen Haufen Zeugs um mich rum, das mich nicht satt macht. Fehlkäufe bei Büchern oder Klamotten, ungeliebte Möbelstücke oder Geschenke, bei denen ich mir aus Respekt vor dem Geber nicht zugestehe sie wegzutun. Und dann gibt es Dinge, die machen satt, die wärmen mein Herz, die machen mich froh. Zum Beispiel die Gewürzbords, die mein Freund Malte mal für mich gesägt hat. Mein wunderbarer Schreibtisch, den man elektrisch rauf und runter fahren kann. Was dem einen sein Mercedes ist dem anderen der höhenverstellbare Arbeitsbereich. Der Blick rüber zu meiner Kaminecke. Ein Gespräch mit meiner braunen Katze. Die Nachricht einer Freundin auf dem Anrufbeantworter und heute eine überraschende Einladung. Der Blick auf mein Bett. Ja, Leute, trotz der Betriebsversammlung meiner Giraffen ist darin noch Platz für mich. Wenn ich auf dem Nachttisch den neuen Bilderrahmen mit den Fotos meiner Freunde sehe und weiß, jeden einzelnen von ihnen kann ich anrufen, wenn es mir schlecht geht! Ich habe übrigens ein weiteres Bild bestellt, von meiner Freundin Tabasco. Im Büro habe ich gerade dazu beigetragen, eine Situation zur Zufriedenheit verschiedener Parteien zu lösen, und alle fühlten sich gesehen und getragen. Das nährt mich.

Es gibt die verschiedensten Methoden, die innere Leere zu füllen. Manche greifen zum Alkohol, ich habe über 30 Jahre geraucht, man kann so viel arbeiten, dass man nichts merkt oder sich mit Sex aus der Welt schießen, man kann Sachen kaufen oder fressen, bis der Arzt kommt. Ich merke heute immer schneller, wenn es einen Hunger in mir gibt, und ich merke schneller, was mich satt macht. Und dafür bin ich dankbar.

Dankbarkeit: Stimmen

Hallo, Welt!
Es gibt einen blöden Witz, den ich bei Gelegenheit gern anbringe. Wenn ich im Kaufhaus unterwegs bin und über die Lautsprecheranlage Ansagen komme, jaule ich auf und sage, oh, ich höre wieder Stimmen…
Kann man nur machen, wenn man mit jemandem unterwegs ist, der Sinn für solche Späße hat.
Inzwischen ist mir natürlich klar, dass ich ständig solche Stimmen in meinem Kopf höre. 22000 Stunden elterliche Erziehung sind kein Pappenstiel. Die Zahl hab ich mal irgendwo aufgeschnappt und finde sie beeindruckend. Die Richtlinien der Erziehung sind also in Form von Stimmen eingebaut. Tu dies nicht und mach das!
Im Rahmen einer Erziehung, in der Kinder formal die Macht über Erwachsene gegeben wird, entsteht eine sehr ungute Geschiebelage. Durch Aussagen wie „du machst Mutti ganz traurig“ oder „jetzt hat Oma wieder Herzschmerzen, weil du böse warst“ entsteht in Kindern der Glaube, sie seien SCHULD, wenn andere bestimmte Gefühle entwickeln. GfK-Basiswissen: Ich bin nicht schuld, ich bin Auslöser.

Intellektuell zu verdauen, dass ich nicht schuld bin, ist eine Sache. Es zu verinnerlichen, gegen 22000 Stunden Erziehung anzuarbeiten, eine ganz andere. Ich erinnere mich noch, wie lange es gedauert hat, bis ich das erste Mal daran gekommen bin, warum ich nicht „nein“ sagen darf, mich nicht gegen den Willen eines anderen auflehnen: „Dann stirbt Oma“. Das war die Stimme, die eingebaut war. Ich wusste nicht mal, was sie sagte. Ich wusste nur, wenn ein anderer was will, habe ich nicht das Recht, nein zu sagen. Die Stimme war also nicht mal hörbar, sie lag quasi unter Putz.
Inziwschen habe ich zu meinen Stimmen meist einen ganz guten Kontakt. Ich pflege sie und ich begrüße sie mit Freuden. Manchmal sind es ganze Wolfschöre, die da ein Musikfestival feiern. Gern führen sie das konzertante Stück „Du bist scheisse – ich bin scheisse“ auf, bei dem die Wolfsohren in rasendem Tempo von innen nach außen wechseln. Aber immer öfter melden sich eben auch Giraffen mit einem freundlichen „was brauchst du?“ oder mit dem beliebten „was braucht der andere gerade“. Seit einiger Zeit ist eine weitere Stimme dazu gekommen, die mir besondere Freude bereitet. Es ist die Synchronstimme von Byron Katie. Ich finde das Hörbuch auf deutsch ziemlich schrecklich. Aber wenn ich tagsüber zwischendurch „Byron Katies Stimme“ fragen höre, „ist das wirklich wahr?“, bin ich schwer begeistert. Erstaunlich, mit welcher Vielzahl von Glaubenssätzen man doch so unterwegs ist, und wie viel Schaden diese ollen Ansagen auslösen können…

Heute waren wieder einmal Stimmen unter Putz aktiv. Ich spürte Unbehagen, Unsicherheit, Angst. Ich fühlte mich klein. Irgendwann konnte ich aus diesem Brei die Mahnung heraushören, ich hätte etwas falsch gemacht. Und dann wurde mir auch schon leichter. Ich bin zutiefst dankbar, dass ich heute diese Stimmen hören kann. Ich kann meinen inneren Erzieher wahrnehmen und übersetzen. Ich kann den Druck rausnehmen und sagen, ich bin nicht mehr, drei, sondern 53. Und nicht andere entscheiden darüber ob ich gut oder gut genug bin. Ich bin immer gut genug, in jedem Moment meines Lebens. „What you think of me is none of my business“, schrieb Luise Hay in einem ihrer Bücher. Was du von mir denkst, geht mich nichts an. Was für ein Geschenk, so weit gekommen zu sein! Was für eine Entlastung, zur Gegenwärtigkeit zu finden. Was für eine Freiheit, nicht für die Gefühle anderer verantwortlich zu sein! Was für ein Schmerz, immer wieder an die alten Wunden erinnert zu werden… Und was für eine Trauer, dass es manchmal keinen Weg zum Gegenüber gibt, sondern nur Akzeptieren was ist…

So long!

Ysabelle

Dankbarkeit: Geschenke

„Ein Weiser versteht es, die Menschen nach ihrer Menschlichkeit zu schätzen, ein Mittlerer schätzt sie nach ihren Taten und ein Untüchtiger schätzt sie nach ihren Geschenken.“
Lü Bu We, Frühling und Herbst des Lü Bu We, S. 420

Zwei Tage wollte ich schon über die spannenden Geschenke schreiben, die mir Weihnachten zuteil geworden sind. Ein lustiges Buch für Apple-Fans, zwei wunderbare Giraffen, ein sehr schönes Teelicht und manches andere. Ich selber habe mich auch beschenkt in diesem Jahr. Und ich hatte für einige Menschen Dinge selbst gemacht.
Eines dieser Geschenke stieß nicht auf Freude. Die Nachricht erreichte mich heute Morgen und löste einen tiefen Schmerz aus. Ich fand schnell Parallelen aus meiner Kindheit, wusste nicht wohin mit meiner Verzweiflung und beschloss, erst mal mit der Hausarbeit weiter zu machen und dabei zu überlegen, mit wem ich darüber reden konnte.
Gegen zwölf klingelte das Telefon, es war ein alter Freund. Es war, als öffneten sich die Schleusen eines gewaltigen Dammes. Die Tränen wollten nicht aufhören zu fließen und wie bei der Schale einer Zwiebel zeigte sich eine Schicht nach der anderen. Mein Freund konnte einfühlsam zuhören und die richtigen Fragen stellen, er wies mich auf Fortschritte hin und hielt es aus, dass mich immer neue Wellen von Verzweiflung und altem Schmerz überrollten.
Nach über einer Stunde war alles geweint und alles gesagt. Für mich war dieser Anruf das schönste Weihnachtsgeschenk. In großer Not ist ein Mensch für mich da, hält mich aus, findet die richtigen Worte und weiß an der richtigen Stelle zu schweigen. Und mein Freund hat mich auf eine Idee gebracht, die mir ebenso gut tut wie sein Anruf.
Mein Sohn und meine Schwiegertochter schenkten mir zu Weihnachten einen Bilderrahmen, in dem man 15 kleinere Bilder wie in einem Puzzle hin und herschieben kann. Zwei Fotos waren schon eingebaut. Den ganzen Nachmittag habe ich damit zugebracht, in 12000 Fotos nach den Menschen zu suchen, die mir in schwierigen Zeiten zur Seite stehen. Ich habe die Bilder ausgedruckt, zurechtgeschnitten und in den Rahmen gebaut. Und mit jedem zusätzlichen Bild wuchs meine Zuversicht und mein Vertrauen in nährende, verlässliche Beziehungen. Diese 15 Menschen in dem Bilderrahmen – Marshall ist auch dabei, aber mehr symbolisch – kann ich anrufen, wenn es mir nicht gut geht. Und mir ist dabei aufgegangen, dass es noch mehr Menschen gibt, auf die ich mich verlassen kann, die bereit sind, mir zuzuhören und mich zu unterstützen. Ich fühle mich reich und in vielfacher Weise beschenkt, mit diesem wunderbaren Bilderrahmen und mit Menschen, die für mich da sind, wenn ich sie brauche. Noch nie war mir das so bewusst wie heute, als ich nach und nach die Bilder in den Rahmen fügte, und mich tatsächlich noch entscheiden musste, wer meinem Herzen besonders nahe steht. Es ist eine Momentaufnahme, aber eine beglückende.

Heute will ich mir bewusst machen, dass es in meinem Leben viele Menschen gibt, die gern bereit sind, für mich da zu sein. Es ist an mir, die Hand nach ihnen auszustrecken.

Dankbarkeit: 25. Dezember

Heute fand ich die folgende Abendmeditation aus dem Buch

Licht in der Nacht
Ein Buch zur nächtlichen Meditation
Copyright: Hazelden Meditationsbücher. ISBN 3-453-07850-0

und da sie so schön zum Thema passt, stelle ich sie hier ein.

Y.

25. Dezember

Wenn du anderen für eine Sache dankbar bist, warum willst du es ihnen nicht sagen?
(Anonym)

Unsere Dankbarkeit für all die schönen Dinge in unserem Leben auszudrücken, sei es in einem Gebet oder in der Gruppe, ist etwas anderes, als noch einen Schritt weiter zu gehen und den Menschen, die das Gefühl der Dankbarkeit in uns auslösten, dieses in Form von Liebe und Freundlichkeit entgegen zu bringen.

Unsere direkten Kontakte mit anderen müssen nicht in einer Art Schadensersatz-Handlung gipfeln. Die Anerkennung von Geschenken, die wir erhalten haben, spannt eine Brücke zum anderen, über die wir mit ihm unsere positiven Gefühle und unsere Zuneigung übermitteln können.

Wir können den einspurigen Weg zwischen uns und unseren Mitmenschen zu einer zweispurigen Straße ausbauen, damit wir die Geduld, die Freundlichkeit und die Liebe, die die anderen uns entgegenbringen, zurückgeben können. Wenn wir einmal erfahren haben, wie schön es ist, etwas zu bekommen und dafür unsere Dankbarkeit entgegenzubringen, werden wir es immer wieder wollen.

Gibt es jemanden, dem ich meine Dankbarkeit zum Ausdruck bringen kann? Ich will mir die Zeit für ein Gebet nehmen, in dem ich mich für all die wunderbaren Geschenke bedanke, die ich erhalten habe.

Dankbarkeit: Eine Rede

Neulich las ich bei Yehuda Berg die Frage: Wenn man Dir heute einen wichtigen Preis verleihen würde, wem würdest Du in Deiner Rede danken?
Gerade blitzt es in meinem Gehirn, als hätte ich gerade hier genau diese Frage schon einmal beantwortet. Aber das rührt vielleicht daher, dass ich mich nun schon mehrere Tage mit dieser Frage beschäftige.

Mein erster Impuls war:
Ich danke meinem Trainer Gerhard Rothhaupt, dass ich heute da stehe wo ich stehe.
Dabei fällt mir auf:
Ich danke mir, dass ich mich auf den Weg gemacht habe. Ich danke mir, dass ich mich nicht mit Selbstverurteilungen abgefunden habe. Ich danke mir, dass ich in schwierigen Situationen immer öfter bereit bin, im Gehirn den GfK-Modus einzuschalten und zu prüfen: Ist das wirklich wahr? Woher will ich wissen, ob das hundertprozentig wahr ist? Was ist de Beobachtung? Welche Gefühle werden in mir ausgelöst?
Ein bisschen fühle ich mich verbunden mit Menschen, von denen man sagt, dass sie erleuchtet waren. Sie waren in der Lage, Abstand zu nehmen und zu akzeptieren, was ist. Jesus, Siddhartha Gautama geannt Buddha, sicher gibt es in vielen Kulturen solche Menschen. Indem ich aus den Verklebungen des Charakters aussteige, finde ich die Schönheit der Persönlichkeit und kann sie leuchten lassen.

In meiner Dankesrede erwähne ich Menschen, die mich verlassen haben und Menschen, die ich verlassen habe. Jedes Jahr mit ihnen hat Wachstum und Veränderung gebracht. Wir haben uns getrennt, als zum jeweiligen Zeitpunkt kein Wachstum mehr möglich schien. Die Ausweglosigkeit in meinen Beziehungen war Dünger für Wachstum. Ich habe nicht einfach so weiter gemacht wie bisher, ich habe mich neuen Aufgaben gestellt, bin bereit, mich zu verändern, Vertrautes loszulassen und für Neues bereit zu sein.
Ich hatte fachkundige Hilfe auf diesem Weg, wenn mir auch immer deutlicher wird, dass ICH gegangen bin und meine Begleiter „nur“ auf Türen und Stolperfallen aufmerksam gemacht haben. Hier gilt der Dank Christine Kuhlmann, Daniela Feuerhak und Ulrike Thoma. Ebenso gilt mein Dank meinen GfK-Trainern Anja Kenzler, Gerhard Rothhaupt, Kirsten Kristensen, natürlich Marshall Rosenberg selbst, Gerlinde Fritsch für ihr wunderbares Buch „Praktische Selbstempathie“, Kit Miller, Dominic Barter, Leo Sofer, Penny , Simran K. Wester, Simone Anlicker, Georgis Heintz – ich merke zu meinem Bedauern, dass ich nicht alle Namen parat habe.

Heute bin ich allen Menschen dankbar, die NEIN zu mir sagen. Ich kann endlich verstehen, dass ihr Nein ein Ja zu etwas anderem ist, und dass ihr Nein nichts über meinen Wert aussagt. Jedes Nein von anderen ist eine Ermutigung an mich, mein eigenes Nein und mein eigenes Ja zu finden. Denn in meinem Leben habe ich viel zu oft ja gesagt, wenn es in mir eigentlich ein Nein gab.
Ich bin den Menschen dankbar, die mich im Alltag unterstützen. Lange Jahre waren es die Tageseltern meines Sohnes, die auch heute noch für ihn da sind. Es ist meine kleine Nachbarin, die die Post annimmt, der Freund, der die Eiszapfen von meiner Dachrinne entfernt (schon wieder ales vollgewachsen…), die Masseurin, die es immer wieder schafft, dass ich mich frei bewegen kann, Freunde aus der A-Bewegung, deren Namen ich nicht nennen möchte, um ihre Anonymität zu schützen…
Und ich danke meinen vielen GfK-Freunden, die in den vergangenen fünf Jahren für mich da waren: Ursula, Katrin, Ruth, Michael B., Michael S., Katalin, Anke, Claudia O., Ria, Anja, Gabriel, Markus, Ingrid, Margot, Fabienne, Hans-Peter, Hinrich, Martin aus Findhorn, Tamara, Carola und all Ihr anderen..
Vor meinem inneren Auge tragen mich all diese Menschen durch die Manege des Lebens, helfen mir, aufrecht und stolz in die Runde zu schauen und zu feiern, dass alles gut ist in meiner Welt. Ich danke Euch allen!

So long!
Ysabelle

Post scriptum:
Wen würdet Ihr in Eurer Dankesrede erwähnen? Ich bin neugierig!

Dankbarkeit: Nachspüren

Hallo, Welt!
Ich habe gemerkt, dass etwas Wichtiges fehlt. Da konnte ich zwar sehr atemlos all die Segnungen beschreiben, die mir gestern widerfahren sind. Aber ich merke, dass mir die Freude wie aus der Teflonpfanne aus dem Leben rutscht. Ich vermute, es liegt daran, dass ich mich nicht mit den erfüllten Bedürfnissen verbunden habe.

Also: Welche wunderbaren Bedürfnisse waren gestern bei mir erfüllt?
Als mein alter Freund den Präsentkorb vorbeibrachte, war mein Bedürfnis nach Gesehen werden erfüllt. Und nach Wertschätzung. Da war noch mehr Wertschätzung gestern. Zum Beispiel als mein Kollege uns mittags mit der Schokolade überraschte. Als wir dieses GfK-Treffen hatten, war mein Bedürfnis nach Wachstum erfüllt und nach Beitragen. Uih, das hat mir so gut getan! Nach Wachstum und nach Beitragen! Und mein Bedürfnis nach Selbstvertrauen. Und nach Beteiligung.
Ich habe gestern Abend gemerkt, wie wichtig mir Respekt ist. Ich möchte gern anderen Menschen Respekt zollen und ich wünsche mir Respekt für mich. Und das scheint gestern gut geklappt zu haben.
Das Päckchen von meiner Findhorn-Gefährtin erfüllt mein Bedürfnis nach Verbindung. Ebenso das Wiedersehen mit meinem GfK-Freund. Und der Stollen meiner Nachbarin? Noch mal: Wertschätzung!
Auch heute gab es Geschenke für mich. Ein Freund machte mich darauf aufmerksam, dass bei mir ganz dicke Eiszapfen von der Regenrinne runterhängen. Und nun wird er kommen und sie entfernen, damit niemand zu Schaden kommt. Fürsorge, Unterstützung, vielleicht so was wie Zugehörigkeit – wir stehen zusammen und helfen uns gegenseitig… Und ich bin heute morgen tatsächlich wieder um sieben zum Sport! Damit habe ich mir die wunderbaren Bedürfnisse nach Gesundheit, Bewegung, Begeisterung und Selbstvertrauen erfüllt. (Schade, dass man dafür so früh aufstehen muss… aber ich hab’s gemacht!)
Ja, so geht es mir gut. Wie wunderbar!

So long!

Ysabelle

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