Dankbarkeit: 28. Dezember 2015
Hallo, Welt!
Beim flüchtigen Blick auf Facebook entdeckte ich heute Morgen das folgende Bild: Mein erster Gedanke war: „Scheiße“. Dann habe ich mich zurückgelehnt und mal ein bisschen nachgedacht. Wie kommt es, dass der erste Impuls so negativ ist? Versuche ich nicht gerade täglich, mich mit meiner Dankbarkeit zu verbinden und an den schönen Dingen des Lebens zu freuen?
Da sind zunächst zwei Todesfälle. Mit dem Verlust meiner Mutter bin ich noch immer nicht durch. Was für ein Geschenk, dass wir uns in ihren beiden letzten Lebensjahren noch so annähern durften! Tatsächlich habe ich in dieser Zeit von ihr aufrichtiges Interesse an mir und dem was ich tue erfahren. Bei jedem unserer täglichen Telefonate fragte sie, was bei mir los sei, knüpfte an bereits Erzähltes an. Sie fehlt mir. 2011 hätte ich mir nicht vorstellen können, dass ich einmal diesen Satz ausspreche und von Herzen meine.
Dann der unerfreuliche Tod meiner Stiefmutter. Zunächst die unangenehmen Gefühle, wenn ich dachte, ich hätte mich in ihren letzte Monaten mehr um sie kümmern sollen. Dann mein Frust über ihre letztwilligen Verfügungen. Und ich muss das ausbaden … (nein, ich erinnere mich schwach. Ich habe mich dafür entschieden und ich habe gute Gründe dafür).
Die Tonnen von Papierkram, die durch die Todesfälle über mich kamen, und all die Dinge aus dem Hausstand meiner Mutter, die ich nicht wegwerfen kann, von Lampen über Teppiche bis zu Geschirr und Besteck. Mein kleines Zuhause ist eh schon voll und jetzt steht noch dieses ganze Gerümpel hier rum.
Aktuell in einem Job zu stecken, den ich so nicht wollte. Und trotzdem konnte ich nicht nein sagen. Das macht auf ersten Blick schlechte Stimmung. Aber zum Glück nur auf ersten Blick. Denn es gibt noch einen anderen Blick auf dieses Jahr. Und wie so oft kann ich mich entscheiden, wo ich hinschauen will.
Meine geschäftlichen Aktivitäten zeigen Erfolg. Gerade heute rief mich eine Leserin an und bestellte 15 Hefte. „Das ist eine echte Bereicherung, das muss auch mal gesagt werden“. Stimmt. Ich höre es gern.
Mein früherer Arbeitgeber hat mich gern wieder eingestellt. Bei Dienstantritt bekam ich gleich noch ein weiteres Angebot unterbreitet. Wenn ich wollte, könnte ich dort 60 Stunden die Woche arbeiten. Das ist ja auch ein Kompliment, wenn man gern wieder eingeladen wird.
Bei verschiedenen Gelegenheiten habe ich in diesem Jahr Zugehörigkeit gespürt. Zum Beispiel bei einem Besuch in Braunschweig, beim Trainertreffen in Niederkaufungen oder beim Trainerkongress in Köln.
Ich habe meine absolute Traumreise gemacht. Ich war tatsächlich vier Wochen in Urlaub und es gibt Momente, in denen ich noch immer etwas von der Magie dieser Reise einfangen kann. Einfach nur tagelang aufs Wasser gucken. Und dann die Anschlusswoche mit meiner Freundin. Einfach perfekt.
Der neue Job … seit Monaten rede ich davon, dass ich etwas mit Flüchtlingen machen will. Jetzt werde ich sogar dafür bezahlt. Und es gibt einige KollegInnen, die sich sehr freuen, (wieder) mit mir zuammen zu arbeiten.
Alte Freundschaften … gerade heute hatte ich einen wunderbaren Anruf von einer Ostseeinsel. Wir haben fast genau eine Stunde gequatscht und es war erfrischend. Der Kollege von früher, der meine Technik fit hält. Die GFK-Freundin aus Braunschweig, mit der ich so nahtlos wieder anknüpfen konnte an unser letztes Gespräch, das elf Monate zurück lag …
Wenn ich also eine Beschreibung für 2015 finden sollte, die nur ein Wort umfasst, dann ist es: Dankbar.
So long!
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