Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

Von Schuld, Scham, Abwehr und roten Rosen

Hallo, Welt!
Zunächst ein paar Kurznachrichten:
Der Vortrag scheint gut gelungen. Ich jedenfalls bin mit mir zufrieden. Zwei (befreundete) Menschen haben mich angerufen und warme Rückmeldungen gegeben. Drei andere Menschen haben mir im Anschluss an den Vortrag ein Feedback gegeben, das sehr wohlwollend und zugewandt war. Eine weitere Rückmeldung besagte, dass ich Sätze anscheinend häufiger mit „jaaa“, beende, was von dem Empfänger als irritierend wahrgenommen wurde. Ich habe unglaubliche 1.45 h geredet, es gab kleinere technische Pannen (eine stellte sich als Vorteil heraus) und mein Eindruck war, dass alle einigermaßen zufrieden waren.

Meine Work-Life-Balance ist nach wie vor krass un-balanced. Auch heute wird es keine Pause geben, um 11.30 Uhr gehe ich in eine Konferenz, die meiner Einschätzung nach mindestens bis 16 Uhr dauern wird. Und dann wartet noch Papierkram und Unterrichtsvorbereitung auf mich. Nun aber zum heutigen Thema.

Freitag war das vierte Treffen mit meinen Medianten. Ich hatte mir im Vorfeld Supervision und Empathie bei Ute Kleindienst geholt und das war sehr hilfreich. Außerdem habe ich mir noch einmal meine Aufzeichnungen und Unterlagen zum Thema „Perspektivwechsel“ angesehen und dieses Tool dann auch angewendet.

Dieses vierte Treffen bereicherte mich um eine Erfahrung, die mich zutiefst erschütterte. Eine Person beschrieb, wie sie die Situation vor vielen Jahren wahrgenommen hat. Mir erschien die Schilderung so verständlich, dass ich keine Veranlassung zum Übersetzen in Gefühle und Bedürfnisse sah. Doch bei der anderen Person kam etwas ganz anderes an: „Du tust so, als ob ich an allem schuld wäre.“ Ich war fassungslos. In der Aussage hatte ich wirklich keinen Anflug von Schuldzuweisungen gehört. „So war es damals bei mir“ kam bei mir als Botschaft an. Die zweite Person geriet richtig in Not. Es wurde laut, wir haben sogar kurz unterbrochen. Gegen Ende habe ich dann noch mal eine Person gedoppelt („darf ich einmal neben Sie treten und mit meinen Worten formulieren, was ich gehört habe, und Sie korrigieren mich, wenn ich etwas falsch verstanden habe?“), und im Doppeln liefen mir wirklich die Tränen. Die gedoppelte Person bestätigte meine Aussage (schnief… das ist starker Tobak… ja, genau so meine ich es…). Und die zweite Person war fassungslos über das, was sie da hörte. „Wenn das so bei dir ankommt… das meine ich doch gar nicht…“

Nach den zwei Stunden war ich reif für die Couch. Ich bin einfach zutiefst entsetzt, wie unser Kommunikationssystem funktioniert. Und je älter wir werden, desto weniger können wir hören, dass der andere sagt: Ich habe einen tiefen Schmerz, weil bei mir wichtige Bedürfnisse unerfüllt sind!“ So jedenfalls scheint es mir heute.

Wir haben keine Übung darin, die Worte des anderen als „Äußerung zu mir selbst“ zu hören. Viel zu oft sehen wir uns darin verwickelt und verstrickt. Wenn du in dieser Situation, an der ich beteiligt war, so gefühlt hast, dann bin entweder ich schuld (und das löst Scham aus!), oder mit dir muss etwas nicht stimmen. Und da haben wir sie, die Abwehr. Wir sind nicht darauf trainiert, dem anderem wirklich zuzuhören. Wie geht es dir und was brauchst du? Alles ist verwoben, alles hat auf ungute, klebrige Weise etwas mit uns zu tun.

Dieses Muster, das mir in der Mediation so deutlich entgegengesprungen ist, kenne ich auch aus anderen Situationen. Ein Kollege hat gerade seine Gehaltszahlung bekommen und stellte anhand des Nettobetrages fest, dass da etwas nicht stimmen konnte. Sofort kamen Urteile wie „respektlos, unzuverlässig, leere Versprechen“. Ich konnte den tiefen Schmerz hören und sein Bedürfnis nach Vertrauen (in den neuen Arbeitgeber), Respekt und Wertschätzung. Aber sofort stand im Raum, der Arbeitgeber bescheiße absichtlich oder halte sich nicht an die eigenen Qualitätsmaßstäbe. Du bist schuld oder ich bin schuld. Und bevor ich schuld bin, geb ich doch lieber dir die Schuld… Und vor meinem geistigen Auge sehe ich Marshall, wie der die Wolfsohren auf seinem Kopf rotieren lässt: „angry, guilty, depressed…“

Vielleicht ist das das allergrößte Geschenk der GfK: Sie ermöglicht uns, genau die Verantwortung zu tragen, die unsere ist: Wir sind verantwortlich für unser Tun und Lassen, für unsere Gedanken und unsere Worte. Wir sind nicht verantwortlich für das. was der andere hört. Wir sind nicht verantwortlich für das, was unsere Worte beim anderen auslösen.

Im Vortrag hatte ich jeweils ein paar Testfragen eingebaut. Unter anderem sollten die Teilnehmer raten, ob es sich bei der Aussage:

30 rote Rosen – ich bin überwältigt

um ein echtes Gefühl handelt. Während ich (voller Begeisterung über die Rosen) auf dem Tanzparkett hin- und herwalzte, sagte eine Teilnehmerin:
„Du lernst es nicht mehr. Mit Rosen machst du mir keine Freude. Sonnenblumen… das wär’s gewesen. Würdest du mich wirklich sehen und wertschätzen, hättest du mir Sonnenblumen gebracht, und keine Rosen…“

Die „Tat“ ist die selbe: 30 rote Rosen als Geschenk. Doch während der eine außer sich ist vor Freude, löst diese Gabe beim anderen Schmerz und Trauer aus. Und ich bin nicht schuld. Und ich habe nichts falsch gemacht.

So long!

Ysabelle

Die Uhr tickt

Hallo, Welt!
Heute habe ich annähernd zwölf Stunden am Schreibtisch verbracht. Mein Work-Life-Balance-Buch ist voll mit Work, bei Life blieb nur übrig, dass ich heute zwei Mal bei der Post war (immerhin an der frischen Luft) und mir heute Mittag Bratkartoffeln spendiert habe. Ach, und ich hatte ein schönes Telefonat mit einem GfK-Freund, der auch gerade an einer Schule unterrichtet. Leidensgenossen…

Der Vortrag steht. Ich habe von Gabriel, Christel und Simran noch wunderbare Anregungen bekommen. Aber noch gab es keinen Durchlauf mit der Uhr. Und natürlich kann ich nicht alles auswendig. 15 Folien werden es zum Zeigen, 40 sind es insgesamt. Ich bin supererschöpft und werde demnächst ins Bett taumeln.
In einem Telefonat ist mir heute noch einmal deutlich geworden, dass es zu meinen Stärken gehört, schöne Bilder zu finden, wenn ich mich verständlich machen möchte. Das möchte ich feiern. Und ich möchte feiern, dass Markus mir eine Tüte Empathie angeboten hat, bevor ich am Freitag in die nächste Runde der Mediation gehe. Nie wieder lasse ich mich auf Mediation ein, wenn ich einen der Teilnehmer auch nur ein wenig kenne!!!
Es gibt etwas zu feiern.
Mir ist heute klar geworden, wie groß mein Vertrauen in die GfK mittlerweile ist. In Situationen, in denen es schwierig wird, geht es mir immer häufiger so wie damals den Flying Dorias in der Fernsehserie „Salto Mortale“.

Ich springe mit verbundenen Augen ab und habe den Glauben, dass ich mit Empathie oder mit gewaltfreiem Selbstausdruck weiter komme. ich muss nicht mehr in den Kopf gehen, analysieren, diagnostizieren. Immer und immer wieder gelingt es mir mich damit zu verbinden: Wie geht es mir? Und wie geht es Dir?

Was das Mediationsverfahren angeht, fehlt mir bisher das Vertrauen in die Werkzeuge. Umso schöner ist es dann zu spüren: Die GfK trägt mich.

Danke, Marshall, danke all Ihr Trainer und Gefährten, die Ihr dazu beigetragen habt!

So long!

Ysabelle

Kraut und Rüben (16)

Hallo, Welt!
Der Blick auf das letzte Posting erschreckt mich! So viel Leben ist inzwischen passiert und es hat nicht mal ein halbes Stündchen zwischendurch gegeben, um Euch auf dem Laufenden zu halten. Hier mal ein paar Stichpunkte.

Meine erste Mediation hier im Haus läuft und ich weiß nicht, ob ich darüber lachen oder weinen soll.
Als mein Sohn 1982 zur Welt kommen wollte, sagte ich nach drei Stunden Wehen, „wenn es so bleibt, kann ich das gut aushalten…“. Nach 38 Stunden wurde es dann doch ein Kaiserschnitt. Was die Mediation angeht, hoffe ich nach einem tollen Start mittlerweile bestenfalls auf eine Zangengeburt, vielleicht kommt auch etwas ganz anderes dabei heraus oder die Medianten erdrosseln das Neugeborene. Ich fühle mich hilflos und traurig, weil mein Bedürfnis nach Beitragen und Unterstützung nicht erfüllt ist, OBWOHL ich mein Schönstes, Bestes gebe. Ach, wie gern würde ich die beiden darin begleiten, einen Weg zueinander zu finden. Heute scheint es mir leider so, dass alle Wege vermint und mit NATO-Draht gespickt sind.

Mein Vater hat vorigen Dienstag seine letzte Ruhe gefunden. Eine merkwürdige Veranstaltung, die mir verdeutlicht hat, dass ich so nicht beigesetzt werden möchte.

Die Woche davor war ich wieder als Assistentin in der Jahresgruppe im Osterberg-Institut. Eine spannende Erfahrung. Ich habe diverse Feedbacks für meine Zertifizierung eingesammelt und auch von Gerhard und Kirsten hilfreiche Rückmeldungen erhalten. Die im vorigen Beitrag angekündigte Minipause vor dem dritten Block erwies sich als Farce. Noch im Zug zu meinem Kurzurlaub meldete sich ein Bildungsträger bei mir und fragte, „können Sie auch Kommunikation?“ Und so sitze ich nun seit dem 3. September vier Tage die Woche in einem Klassenzimmer und unterrichte arbeitslose Jugendliche im Alter zwischen 15 und 30 Jahren in GfK, Umgang mit Konflikten, Feedback-Regeln und den richtigen Umgang mit Geld. Ironie des Schicksals… ausgerechnet ich erzähle was über den Umgang mit Geld… die sollten mal meinen Sohn einladen.

Nebenbei kümmere ich mich um den Schriftkram meiner Mutter, von der Abrechnung mit der Krankenkasse über die Abwicklung von Sterbegeld und anderen Fisimatenten. Könnte ja sonst langweilig werden in meinem Leben.

Und es gibt einen Stern an meinem Himmel.
Vor einigen Tagen erreichte mich eine Mail vom CNVC in Albuquerque, USA. Darin hieß es:

We have checked in with the Rosenbergs (wanting to keep them included in the process) and I am happy to enter into conversation with Ysabelle to invite her to be the organizer and share details with her.

Konkret heißt das: Ich darf für das CNVC das IIT in der Schweiz organisieren! Leute, was für ein Geschenk! Ich habe noch keine Detailinfos, weil sich beim Center noch alles um das Intensivtraining in Polen im Dezember dreht. Aber in der Giraffengemeinschaft so eine Aufgabe zu übernehmen ist ein großer Traum von mir. Diese Nachricht nährt erneut mein Vertrauen darin, dass alles einen Sinn hat, auch wenn ich ihn nicht zu jeder Zeit erkennen kann.

So. Und jetzt bereite ich eine Unterrichtseinheit über Sauberkeit im Kühlschrank vor.

So long!
Ysabelle

Schlüsselunterscheidungen, mal wieder.

Hallo, Welt!

Heute habe ich das zweite Mal eine Unterrichtseinheit zum Thema Schlüsselunterscheidungen gegeben. Könnt Ihr das lesen? Es ist ein Zitat von Garri Kasparow, dem früheren Schachweltmeister, der etwas über erfolgreiche und katastrophale Strategien sagt. Ausgangspunkt war eine Diskussion, warum einige Teilnehmer des Projekts einen Vortrag halten sollen. Das Halten eines Vortrags war in diesem Fall eine Strategie, die Bedürfnisse, die damit erfüllt werden sollten, waren Wachstum und Lernen. uiuiuiuiuiiiiiii…. das sahen einige Leute aber ganz anders. Ich hatte geglaubt, wenn ich nur den Unterschied zwischen Bedürfnis und Strategie erläutere, wird klar, dass sie eine andere Strategie vorschlagen können, die ebenfalls Bedürfnisse nach Lernen und Wachstum erfüllt. Aber bei einigen Teilnehmern kam das ganz anders an. Die rede war von Zwang und Druck und anderen interessanten Gedanken.

Wenn ich diese Argumente höre, werde ich ganz müde. Ich bin doch nicht der Entertainer, der zur Unterhaltung der Teilnehmer abgestellt ist. Ich mache Angebote, und ich bin offen für andere Vorschläge. Die Idee lautet aber nicht, ich will das nicht, und das auch nicht, und das auch nicht, und eigentlich will ich gar nichts… Ich will hier einfach nur sitzen… so viel Loriot vertrage ich nicht an einem Tag. Leute, Arsch hoch und auf die Beine! Raus aus der Komfortzone! Gelernt wird in aller Regel nicht da, wo es kuschelig ist. Gelernt wird da, wo meine eingefahrenen Strategien nicht greifen. Gelernt wird da, wo es piekt. Ich will bestimmt niemanden in Panik versetzen mit einer Aufgabe, die den einzelnen in einer Weise belastet, dass er oder sie nicht mehr klar denken kann. Aber ein bisschen Gehirnschmalz darf schon investiert werden. Wozu gehe ich sonst in so ein Projekt?

Ach, Leute! Wie sehr liebe ich heute die unendlichen Open-Space-Sitzungen von GfK’lern! Wenigstens sagen die Leute, was sie wollen, und sie stehen für ihre eigenen Vorschläge ein. Aber diese Haltung des Schweigens und Totstellens finde ich einfach lähmend und zutiefst frustrierend.

Für heute hatte ich genug.

-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.

Nachsatz:
… Mein Vater ist heute Nachmittag friedlich eingeschlafen. Ich bin froh, dass ich ihn Montag noch gesehen habe, dass wir ein gutes Gespräch hatten. Und ich bin dankbar, dass ihm Hospiz und Palliativstation erspart bleiben. Er ist ein bescheidener Mann. Ich werde ihn vermissen. Er gehört zu den Menschen in meinem Leben, die mir wirklich immer nur Gutes wollten. Ich bin dankbar, dass Du in meinem Leben eine wichtige Rolle übernommen hast.

So long, Daddy…

Ysabelle

Giraffensaft

Hallo, Welt!
Nach der Übungsgruppe am Dienstag hatte ich einen Teilnehmer gebeten, mir eine Rückmeldung zu geben. Er hat sie heute Nacht geschrieben und ich fand sie heute als Morgengruß um 5.45 Uhr. Schöner kann man nicht wach werden! In schönstem GfK hat der Teilnehmer einen riesigen Becher Giraffensaft eingeschenkt „and it feels damn good!“
Unter anderem heißt es (anonymisiert) in der Mail:

Etwas schwärmerisch formuliert gehöre ich zu der Fraktion derjenigen, die glauben, dass du auf alle möglichen Situationen / Konstellationen ein vorbereitetes Paket aus einer deiner Mappen ziehen kannst. Im Ernst halte ich das für eine echtes Plus, das für Aufmerksamkeit und Spannung sorgt. Was (mir) viel bedeutet in so einer Phase.

Schön war, dass die Anliegen von A, B und C, das Anliegen von D, auch meins auf eine selbstredende Art einen Einstieg gefunden haben um dann weiter ausgebreitet zu werden. Gut gefallen hat mir auch, dass wir alle leicht mitarbeiten konnten / die Aufmerksamkeit von allen über lange Zeit hoch war, was mit dieser Form der Übung zusammenhing.

Richtig warm ums Herz geworden ist es mir bei der Anliegenarbeit von C. Ich hatte am Anfang den Eindruck, dass jetzt hier etwas _gefixt_ werden sollte. Und mir war kurzzeitig auch unklar, ob du die Zeit im Blick hattest (wenn ja, dann passte das perfekt), aber dann kam auf dein vorsichtiges wie stetiges Insistieren hin doch noch ein Durchbruch, an den ich (auch) jetzt gerne erinnere.

Liebe Freunde der Gewaltfreien Kommunikation, ich bin so berührt, beschenkt, dankbar für diese Rückmeldung und auch mir selbst, dass ich gewagt habe, darum zu bitten. Oh, sie erfüllt mein Bedürfnis nach Klarheit, nach Wertschätzung, nach Gesehen werden, Verbindung, unterstützender Gemeinschaft, Wärme, Respekt und Wachstum.

Im Augenblick erfahre ich aus verschiedenen Ecken ganz viel (unerwartete) Wertschätzung. So habe ich gestern mit einem Freund Mittag gegessen, der voller Wärme unsere Verbindung feiern konnte. „Ich möchte unsere Beziehung wertschätzen“. Und dann hatte ich vor einer halben Stunde einen Anruf, ob ich mir vorstellen könne, Mitte August in der kleinen Stadt XY die Urlaubsvertretung in einem Projekt zu übernehmen für sieben Tage… Zumindest einige Leute scheinen zufrieden mit dem zu sein, was ich tue!
Ich bin so erfüllt von Dankbarkeit und Freude! Dinge geschehen. Ich brauche nur einfach jeden Tag mein Bestes zu geben. Meine Freundin Hilke, mit der ich demnächst den coolen Filz-Workshop geben werde, sagte im Mai, „und es ist faszinierend, wie das alles einfach auf dich zukommt…“. Und genau so erlebe ich es auch. Ich stehe hier mit offenen Händen und Dinge geschehen. *D*A*N*K*E*

So long!
Ysabelle

Kraut & Rüben (15)

Hallo, Welt!
Eben habe ich wieder mal etwas für Gesundheit und Wohlbefinden getan. Bitte nicht von der Beobachtung auf den Geschmack schließen. Der „Green Smoothie“ des heutigen Samstags besteht aus einer halben Salatgurke, je zwei Nektarinen, Äpfeln und Bananen und sechs sehr großen Wirsingkohl-Blättern. Ich vermisse die leichte Petersilien-Note der vergangenen Woche. Na, Morgen wieder…

Mein Laminiergerät hat sich verabschiedet. Das zweite innerhalb eines Jahres. Ich bin gefrustet. Statt glänzender Folien mit putzigen Bildern drin kommen Zieharmonikas raus, die Florian Silbereisen alle Ehre machen würden. Schade, dabei war ich grad so schön in Schwung, 60 Folien für ein neues Kennenlernspiel zu braten. Nachts um halb 2 trat dann das Gerät in Streik. Ich habe bei der Firma, bei der ich gekauft habe, angefragt, ob sie einen Tipp für mich haben, oder bereit wären, das Gerät zurückzunehmen, aber leider hat noch keiner geantwortet. Nun gut. Ich kann meinen Blick auf den Mangel richten (Laminiergerät kaputt), oder auf den Reichtum. Heute also ein verschärfter Blick auf all den Reichtum, der in dieser Woche zu mir gekommen ist.

Mittwoch wurden die Geburtstagsgeschenke meiner Eltern geliefert. Ein unglaublicher Profi-Drucker sowie ein grandioser Laptop. Whow, ich springe hier hin und her und freue mich! Donnerstag habe ich dann erstmals Seminar-Handouts doppelseitig bedruckt, gelocht und beringt, so dass ich nun zunächst über 12 Handouts verfüge. Das hat mich allein 2 Stunden gekostet, denn dieses Doppelseitige auf vorgedrucktem Briefpapier brachte einiges an Versuch und Irrtum mit sich. Gleichzeitig ist mir klargeworden, dass ich in den kommenden Monaten noch hunderte Dokumente konvertieren muss von Indesign auf PDF. Sonst sind sie für mich verloren. Wie hieß der Typ, der immer einen Stein einen Berg hinaufrollen musste? Sisyphos.

„Und weiter sah ich den Sisyphos in gewaltigen Schmerzen: wie er mit beiden Armen einen Felsblock, einen ungeheuren, fortschaffen wollte. Ja, und mit Händen und Füßen stemmend, stieß er den Block hinauf auf einen Hügel. Doch wenn er ihn über die Kuppe werfen wollte, so drehte ihn das Übergewicht zurück: von neuem rollte dann der Block, der schamlose, ins Feld hinunter. Er aber stieß ihn immer wieder zurück, sich anspannend, und es rann der Schweiß ihm von den Gliedern, und der Staub erhob sich über sein Haupt hinaus.“
– Homer: Odyssee 11. Gesang, 593–600. Übersetzung Wolfgang Schadewaldt

Irgendwie nimmt die Arbeit nie ein Ende.
Meine Aufzeichnungen bezüglich meiner Work-Life-Balance erfüllen mein Herz nicht mit Freude. Ich werde mit allerlei Glaubenssätzen in Bezug auf die Arbeit konfrontiert. Arbeiten, die ich früher nach der Arbeit gemacht habe, zählen nicht als Arbeit. Wa? Also: Waschen, Bügeln, Kochen, Putzen – das ist alles keine Arbeit, weil ich das ja früher nach oder vor oder neben der Arbeit gemacht habe, oder zusätzlich zur Arbeit. Hm. Wie sagt meine Freundin Byron Katie? Ist das wirklich wahr?
Nein, ist es nicht. Fühlt sich aber so an. Also: Das Gefühl ist Scham. Ach… da ist sie ja wieder…

Mittlerweile nimmt auch das Thema „Mediation“ in meiner Aufmerksamkeit einen größeren Raum ein. Zum einen bat mich eine Kollegin, die schon seit zehn Jahren mediiert, um eine Intervision (eigentlich wollte sie Supervision, aber darin fühle ich mich nicht fit. Ja…. ich weiß… kein Gefühl. Gefühl ist unsicher, besorgt, zögerlich). Es könnte sein, dass sich aus dieser Angelegenheit ein Auftrag für ein Kommunikationstraining in einer Firma ergibt. Zum anderen bin ich angefragt, in einer Familiensache zu mediiieren. das klingt spannend für mich.

Dankbar bin ich heute vor allem für die Unterstützung, die ich durch meine Eltern erfahren durfte. Dankbar bin ich auch für eine Rückmeldung, die ich gestern in einem Telefonat bekam. Eine GfK-Freundin hatte eigentlich „nur“ Kontakt halten wollen, und daraus wurde ganz unvermutet eine Anliegen-Arbeit am Telefon. Das Ergebnis war für die Freundin so beglückend, dass sie sich anschließend ganz erfrischt, belebt und gestärkt wahrnahm. „Eigentlich brauche ich gar keinen Urlaub mehr…“. Das sind doch wunderbare Worte, oder? Dankbar bin ich auch für mein schönes Zuhause und für die Gesichtsmassage, die mir gestern zuteil wurde. Nach wie vor ist es schwer für mich, mir schöne Dinge zu gönnen oder sie zuzulassen. Seit einem halben Jahr liegt ein Verwöhngutschein für ein Hamburger Kosmetikhaus in meiner Schublade. Es gab noch nicht mal den Gedanken, ihn einzulösen…
Ich bin meiner Partnerin in der Übungsgruppe dankbar, dass sie mich heute formvollendet davon entbunden hat, zu ihrer Feier zu kommen. Ich nehme mich dermaßen unter Druck wahr, dass ich wahrscheinlich nur mit Bauchschmerzen dort gesessen hätte. Ich bin Christel und meinem Freund Helmuth dankbar, die den Eindruck hatten, ich bräuchte Unterstützung, und die mich einfach angerufen haben. Wie bereichernd! Das erfüllt meine Bedürfnisse nach Gesehen und Gehört werden, nach Empathie, Gemeinschaft und Vertrauen. Ich bin auch dankbar dafür, dass ich ab Montag wieder in Heide zum Einsatz komme. Zwei Wochen Giraffenohren-Urlaubsvertretung – ich freu mich!
So sieht’s aus. Und was ist bei Euch los?

So long!
Ysabelle

Kraut & Rüben (14)

Hallo, Welt!
Der aktuell beliebteste Beitrag in diesem Blog handelt von Pseudowahrnehmungen. Das jedenfalls findet ein hartnäckiger Spamer, der 30 mal am Tag versucht, bei diesem Beitrag einen Kommentar unterzubringen, mit dem er Zigaretten verkaufen will. Ich bin genervt! In der Vergangenheit gab es schon öfter solche Fans meiner Seite, die dann zu einem bestimmten Tag wieder und wieder einen Kommentar anboten. Wenn ich mir gar nicht mehr zu helfen wusste, habe ich das Posting kopiert, das alte gelöscht und aus der Kopie ein neues Posting mit einer anderen Blog-Kennziffer gemacht. Dann spammte der Absender sozusagen ins Leere. Aber diesmal gibt es einen Haufen Kommentare, die ich natürlich nicht löschen möchte. Also werde ich wohl so lange Spam-Mitteilungen löschen, bis es dem Absender langweilig wird. *seufz*.

Kraut & Rüben hat heute noch eine besondere Bedeutung. Ich habe vorhin meinen ersten „Green Smoothie“ fabriziert. Den Tipp bekam ich schon vor zwei Jahren von meinem geschiedenen Mann, aber nach einem Gespräch mit Meiner GfK-Freundin Petra habe ich mich sehr enthusiasmiert daran gemacht, einen zu mixen. Erfunden wurde das Zeug von Victoria Boutenko

Fit for Fun schreibt auf seiner Internet-Seite dazu:
Vom Affen abgeschaut
Victoria Boutenko ist quasi die „Mutter“ der grünen Smoothies. Um die Gesundheit ihrer kränkelnden Familie zu verbessern, stellte sie ihre Ernährung immer mehr auf Rohkost um. Doch obwohl es gesundheitlich bergauf ging, fehlte in der Ernährung grünes Blattgemüse – das mochten Mann und Kinder nicht. Victoria Boutenko beobachtete die Ernährungsgewohnheiten unserer nächsten Verwandten, der Schimpansen, welche vorwiegend von Blättern, Wildpflanzen und Früchten leben. Sie kam schließlich auf die Idee, diese Zutaten einfach zu Drinks zu mixen – der grüne Smoothie war geboren.

Warum grüne Blattgemüse?
Was sonst auf den Kompost wandert, kommt nun in den Mixer. Neben Salaten und Kohlsorten eignen sich nämlich die grünen Blätter beispielsweise von Möhren, Kohlrabi oder Roter Bete sehr gut für grüne Smoothies. Ihr Nährstoffgehalt ist meist höher als der der Knolle selbst und sie stecken voller gesunder sekundärer Pflanzenstoffe und Chlorophyll. Das ist das reinste Wundermittel, hält die Darmflora gesund, bildet Blut, wirkt entgiftend und desinfizierend und schützt sogar vor Krebs. Da das gründliche Mixen die Zellwände von Obst und Gemüse aufbricht, spart sich der Körper die anstrengende Verdauungsarbeit und kann die wertvollen Stoffe besonders gut aufnehmen.

Wie mixe ich grüne Smoothies?
Salatblätter, Mango und Banane im Mixer – ist das nicht gewöhnungsbedürftig? Anfangs ja, daher empfiehlt Victoria Boutenko mit 60 % reifem Bio-Obst und 40 % Grünkost zu starten und das Mischungsverhältnis langsam umzudrehen. Am besten beginnen Sie mit wenigen Zutaten und experimentieren dann, bis es schmeckt. Ein Smoothie besteht immer aus Wasser, Früchten und Blattgemüse und wird so lange gemischt, bis eine cremige Konsistenz erreicht ist. Achtung: Stärkehaltiges Gemüse (wie Kohlrabi, Möhren oder Kürbis) gehört nicht hinein, Sie nutzen davon nur das Blattgrün. Einen Smoothie können Sie morgens frisch zubereiten, im Kühlschrank aufbewahren und dann langsam über den Tag verteilt trinken.

Hier gibt es ein Video mit Übersetzung.

Also: Die grüne Pampe, die ich heute Morgen hatte, war lecker. Es trinkt sich aber sehr ungewohnt. Die Flüssigkeit ist ein bisschen körnig in der Konsistenz. Ich hatte einen Apfel, eine Banane, eine Karotte (nach manchen Quellen sollte man keine Karotte nehmen…), eine Nektarine, eine Handvoll Petersilie, eine Handvoll Eichblatt-Salat und eine Handvoll Römersalat gemixt. Um den Mixer zum laufen zu bringen, habe ich noch nen Schuss Mineralwasser dazu gegeben. Jetzt fühle ich mich wirklich satt, aber irgendwie – ungewohnt. Da war ja nichts zum Kauen…

Ich bin noch nicht ganz entschieden, ob das Zubereiten eines grünen Smoothie in die Kategorie „Work“ oder Life“ gehört. Mit Abwaschen dauerte die Zubereitung ungefähr 20 Minuten. Jedenfalls betrachte ich es als einen Akt der Selbstfürsorge, so einen Drink zu mischen. Ansonsten kocht auf dem Herd eine Putenoberkeule mit Vollkornreis und Möhren. Auch das wird nachher püriert. Katzendiät. Das neue Katzenfutter vom Tierarzt verursacht zumindest bei einem Kater Hautprobleme. Also kocht Mutti wieder. Es könnte ja sonst langweilig werden.

Gestern gab es ein unerwartetes Geschenk für mich. Ich bin noch immer vollkommen überrascht und weiß auch noch nicht, wie ich diese Gaben einordnen soll. Meine Eltern möchten meine Selbstständigkeit unterstützen und finanzieren für mich einen professionellen Laserdrucker und einen sensationellen Laptop. Damit ist meine Geschäftsausstattung ein halbes Jahr früher als erwartet nahezu abgeschlossen. Fehlt noch ein Beamer und ein Behältnis, in dem ich meine ganzen Unterrichts-Materialien transportieren kann. Zuletzt war ich mit diesen klappbaren Transport-Kisten unterwegs, aber das geht nur, wenn ich mit dem Auto fahre.
Also: Ich freue mich über Laptop und Drucker. ich bin gerührt. Meine Bedürfnisse nach Unterstützung, Gesehen werden und Liebe (Mist! War das jetzt ein Gefühl oder ein Bedürfnis?) wurden ganz unerwartet erfüllt. Ich bin dankbar. Das kann ich genau spüren. Ich bin erleichtert und dankbar. Und gleichzeitig nehme ich eine gewisse Irritation bei mir wahr. Ist es wirklich das, was ich brauche? Sicher könnte man auch mit einem einfachen Netbook klarkommen. Und nur weil mich mein aktueller Drucker zu Tode nervt, muss es ja vielleicht nicht gleich ein Profigerät mit neuer Lasertechnik, Scan- Kopier- und Faxfunktion sein. Oder eben vielleicht doch. ich habe ja den einen oder anderen Plan für die Zukunft. Vielleicht ist diese Entscheidung meiner Eltern ein Hinweis auf das, was auf diesem Schild steht. Das Foto lief mir neulich bei Facebook über den Weg, ich hoffe, ich verletze damit keine Urheberrechte anderer Personen. Aber da war kein Urheber angegeben. Also: Meine Eltern trauen mir offenbar Großes zu. Vielleicht sollte ich damit auch anfangen. Heute ist ein guter Tag dafür.

Jetzt werde ich mich dran machen, die Ankündigung für meinen ersten Vortrag zu verfassen. Und den Ankündigungstext für das dazu gehörige Einführungs-Seminar. Also: Langweilig ist mir nicht.

So long!

Ysabelle

Eine Bitte… aus meinem Mund…

Hallo, Welt!
Wieder einmal geht es um die Matrix und mein persönliches Wachstum in Gfk. Bei den Mentoring- und Assessment-Tagen hatte ich mich dazu bekannt, dass das „mich zumuten“, das Aussprechen einer Bitte, für mich noch immer eine schwere Herausforderung ist. Ich habe schon mehrere Situationen erlebt, wo ich in Giraffisch um etwas gebeten wurde (hättest du Lust, mich zu diesem Vortrag einzuladen? Ich würde ihn gern hören, aber kann es mir nicht leisten…), aber selber eine Bitte zu formulieren ist noch immer ein heikles Thema für mich.

In der Matrix heißt es dazu:
Bitten-Bewusstsein & Bitten:
Bereitschaft, um das, was man will
zu bitten, und dabei für jede
Antwort offen zu sein, nicht fixiert
auf ein bestimmtes Ergebnis.

Ungelernt:
(kein Wissen über die Fähigkeit. Unbewusst inkompetent)
Stellt Forderungen, ist nicht in der Lage
oder willens danach zu fragen was er/sie
will.

Erwacht
Die Fähigkeit wird bewusst wahrgenommen.
Bewusst inkompetent
Sich bewusst werden dass durch
Fixierungen, Forderungen und die
Unfähigkeit um das zu bitten, was wir
möchten, unsere Bedürfnisse nicht
erkennbar werden.

Kompetent
Die Fähigkeit kann mit bewusstem
Bemühen angewendet werden.
Bewusst kompetent.
Generell bereit und fähig klare Bitten zu
äußern, bemüht, bei Erkennen einer
Fixierung auf eine bestimmte Strategie,
sich von Verhärtung hinzu Offenheit
und Kreativität zu bewegen

Integriert
Natürliche Anwendung der Fähigkeit, mit
Leichtigkeit und im Fluss.
Unbewusst kompetent.
Bereitschaft danach zu fragen was man
möchte. Bleibt präsent, zeigt Kreativität
und Mitgefühl, auch wenn die Antwort
„nein“ lautet.

Also: Was ich gut hinkriege ist gar nicht zu fragen.
Was ich auch gut hinkriege, ist keine Forderung zu stellen. Jedenfalls weiß ich, dass in meinem Herzen keine Forderung ist. Ich nehme mich außerdem so wahr, dass ich gut ein Nein hören kann. Ein Nein ist ja nur ein Nein zu einer Strategie, nicht aber zu unserer Verbindung…
Die einzige Schwierigkeit ist, auf die Idee zu kommen, jemand anderes zu bitten. Die Idee, dass eine Bitte meinerseits ein Geschenk sein könnte, erscheint mir noch immer ziemlich – fremd.

Heute nun hatte ich eine Verabredung mit einer GfK-Freundin zum Mittagessen. Sie reagiert allergisch auf Katzen, deshalb war klar, wir würden auf der Terrasse sitzen. Ich wickelte die Gartenmöbel aus der Folie, wischte den Tisch ab und kurbelte den Ampelschirm auf. Äh – das sah sonst aber anders aus… Fast wie ein senkrechtes Segel ragte der Schirm auf die Terrasse. Ok, wenn jetzt gerade von dieser Seite Sonne käme, würde er davor schützen. Aber sonst bildete er doch immer ein behagliches Dach über Tisch und Stühlen. Wo war der richtige Hebel, der richtige Winkel, der Knopf, den ich dafür drücken musste?
nachdem ich zehn Minuten frustriert und verwirrt an diesem Schirm rumgezogen und gekurbelt hatte, gab ich auf. Ich schickte eine SMS an einen Freund, ob er noch in der Nähe sei und mal nach dem Rechten gucken könne? Keine Reaktion. Also war er wohl schon unterwegs in Richtung Rheinland. Dann grübelte ich, wen ich sonst noch fragen könnte. Mir fiel partout niemand ein.
Inzwischen war es halb 12 und für das gemeinsame Essen mit der Freundin fehlten noch ein paar Zutaten. Also schnappte ich mir Tasche und Portemonnaie und ging zum nahen Wochenmarkt. An meinem Stamm-Gemüsestand war Hochbetrieb. Zwei Meter neben mir stand ein Mann, der auf mich einen freundlichen und kompetenten Eindruck machte. Er war schon ein bisschen älter, ich schätze, über 60, trug Jeans und ein knallweißes gebügeltes T-Shirt. „Der…“ dachte ich bei mir. Dann gab es einen inneren Ringkampf, aus dem die Giraffe als klare Siegerin hervorging:
„Entschuldigen Sie bitte, Sie sehen so freundlich und kompetent aus – da trau ich mich mal was. Ich wohne nur wenige Schritte von hier entfernt und kriege meinen Ampelschirm nicht richtig ausgefahren. Könnten Sie sich vorstellen, mir dabei zu helfen?“
Der Mann war ganz offensichtlich baff.
Dann sagte er: Ja, kann ich machen.
Ich schnaufte und sagte „boah, da hab ich mich jetzt richtig was getraut. Ich bin Ihnen total dankbar, denn ich habe echt keine Idee mehr, woran ich drücken oder kurbeln muss.“
Schweigend gingen wir die paar Meter zu meiner Haustür, in Nullkommanichts hatte der Fremde die Stange weiter aus dem Fuß geschoben und schwups, schon kam der Schirm in die Position, in der ich ihn haben wollte. Das Ganze hatte bestimmt keine zehn Minuten gedauert, dann gingen wir zurück auf den Markt. Ich habe es mir verkniffen, dem Mann Geld anzubieten. Aber ich habe noch einmal formuliert, wie sehr er mein Leben bereichert hat mit seinem freundlichen und unkomplizierten Zugreifen. Dabei dachte ich an eine Geschichte, die ich vor ein paar Tagen gelesen habe.
Darin bat ein Mann um zwei Flugtickets:

Ich rief eine Fluggesellschaft an, von der ich wusste, dass sie gerade sehr gut lief, North East Airlines. Die Frau am Telefon stellte sich als Sekretärin des Präsidenten heraus, also sagte ich ihr, was ich benötigte. Sie verband mich direkt mit dem Präsidenten, Steve Quinto. Ich erklärte ihm, dass ich gerade mit den Leuten der Konferenz in San Diego gesprochen hatte und dass sie uns Gratiskarten für die Konferenz gegeben hätten, dass wir aber nicht wussten, wie wir dort hinkommen sollten, und ob er uns bitte zwei Rundreisetickets von Miami nach San Diego spendieren könnte. Er sagt: „Natürlich tue ich das“, genau so. Es ging so schnell, und das nächste, was er sagte, warf mich wirklich um. Er sagte: „Danke, dass sie gefragt haben.“
Ich sagte: „Wie bitte?“
Er sagte: „Ich habe nicht oft Gelegenheit, das Beste für die Welt zu tun, es sei denn, jemand bitte darum. Das Beste, was ich je tun kann, ist, von mir selbst etwas zu geben, und Sie haben mich gebeten, das zu tun. Das ist eine schöne Gelegenheit, und ich möchte Ihnen für diese Gelegenheit danken.“

Ok, so weit ist es nicht gekommen. Aber ich möchte feiern, dass ich es geschafft habe, um das zu bitten, was ich wirklich brauchte. Sogar jemand völlig Fremdes. Und ich habe es bekommen. Ich hätte auch ein Nein hören können. Aber ich habe es bekommen und ich bin glücklich und dankbar. Boah, ey, was für ein Prozess!

So long!

Ysabelle

Der Wolf als Haustier

Hallo, Welt!
Drei Monate hatte ich einen Wolf als Haustier. Seit ich von meinem ersten Modul als Assistentin der GfK-Jahresgruppe zurückgekommen bin, quäle ich mich mit den Unterlagen zur Zertifizierung. In den Unterlagen heißt es:

Bitte beginnen Sie auf der ersten Seite mit folgenden Angaben zu Ihrer Person:
Name, Anschrift
Telefonnummer(n), E-Mail-Adresse(n), Skype-Kennung, weitere Kontaktinformationen
Geburtstag, Geburtsort, Geschlecht
Muttersprache, Fremdsprachen
Datum des Schreibens

1. Eine Liste der GfK-Trainings, die Sie besucht haben, mit Angabe des Datums, Ortes, Seminartitels, der Anzahl der Tage (ein Tag sind
6–8 Std.) und den Namen der CNVC-zertifizierten Trainer/-innen, die die Schulung durchgeführt haben. Bitte geben Sie mindestens 10
Trainingstage mit zertifizierten Trainerinnen oder Trainern an, bevor Sie um die Eintragung als Traineranwärter/-in nachsuchen.

2. Eine Absichtserklärung (ca. 1–2 Seiten) dazu, weshalb Sie zertifizierte Trainerin bzw. zertifizierter Trainer werden möchten. Diese sollte
folgende vier Punkte enthalten:

(1) Ideen, die Sie bereits dazu haben, worauf Sie sich bei Ihrer Arbeit für gesellschaftliche Veränderung konzentrieren
möchten
(2) Ihr spirituelles Denken, soweit es die Gewaltfreie Kommunikation betrifft
(3) Die GfK-Gemeinschaft, der Sie angehören oder die zu erschaffen Sie beabsichtigen
(4) Fügen Sie außerdem bitte eine Antwort auf die Frage bei:
Worin besteht für Sie der Unterschied, ob Sie die Gewaltfreie Kommunikation mit oder ohne Zertifizierung lehren?

3. Die Empfehlung mindestens einer Trainerin oder eines Trainers mit CNVC-Zertifizierung, die mit Ihrer Mitwirkung in der Gewaltfreien
Kommunikation vertraut sind (schriftlich oder per Telefon an die Assessorin bzw. den Assessor). Sie kann Beispiele von Ihrer Bereitschaft
oder Fähigkeit enthalten
— neue Ideen und Konzepte offen zu erforschen
— sich aktiv an Diskussionen und Übungen/Aufgaben zu beteiligen
— Einfühlung zu empfangen und dies auszudrücken
— erste Schritte darin zu machen, Einfühlung zu geben und dies zu demonstrieren
— in Situationen präsent zu bleiben
— ein neues Bewußtsein und das Erlernen neuer Fertigkeiten zu feiern
4. Eine Erklärung, daß Sie
(a) die Richtlinien für nichtzertifizierte Trainer/-innen gelesen haben und Sie akzeptieren.
(b) die Unterlagen zur Zertifizierungsvorbereitung (CPP ― Certification Preparation Packet) heruntergeladen, ausgedruckt und
vollständig und sorgfältig gelesen haben, damit Sie eine Anleitung auf dem Weg zu Ihrer Zertifizierung haben.
Schreiben Sie auf, welche Fragen Sie an Ihre Assessorin bzw. Ihren Assessor haben und besprechen Sie diese.
(c) die Vereinbarung zwischen CNVC und zertifizierten Trainerinnen/Trainern gelesen haben und sich bewußt sind, daß es gilt,
der jeweils aktuellen Form dieser Vereinbarung zuzustimmen, wenn Sie das Vor-Assessment absolvieren. Wenn Sie
irgendwelche Fragen haben, so besprechen Sie diese bitte jetzt.

Die 48 Seiten Unterlagen zur Zertifizierung plus die diversen Ergänzungen auf Deutsch, die Hinweise, Diagramme, Erläuterungen etc. lösten in mir so ein Durcheinander und einen solchen Druck aus, dass ich echt nicht mehr wusste, wo ich anfangen sollte. Das hat mein Haustier natürlich ständig ausführlich kommentiert und die Tage mitgezählt. Immer wieder gab es Dinge, die „wichtiger“ waren: Der Umbau hier bei mir zu Hause, das Seminar in dem Projekt in Heide, das Seminar an der Volkshochschule, jetzt aktuell eine Urlaubsvertretung. Und immer wieder Druck, Druck, Druck, verbunden mit solchen Bewertungen wie „du nimmst das nicht ernst, du bist zu doof, dich durch die Unterlagen zu fräsen, du schaffst es sowieso nicht, wenn du schon nicht mal die Unterlagen zusammen bekommst…

Auf einer Bahnfahrt habe ich nun am Mittwochmorgen angefangen, mich intensiver in die Unterlagen einzugrooven und hatte mit mir den Deal geschlossen, zumindest den Anfang zu machen: Also: Deckblatt und dann die Trainings auflisten. Und dann einfach mal losschreiben, ohne Krampf. Nur so viel, wie mir flüssig aus der Tastatur perlt.

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Wölfe!
Mein Antrag auf Registrierung als Anwärterin zum CNVC ist fertig.
Ich habe Simran per Mail gebeten, noch einmal drüber zu gucken, ob ich nicht etwas Kapitales übersehen habe (und während ich das tippte, fand ich schon was …), und spätestens Samstagmorgen geht der Klumpatsch zur Post. Und dann, liebe Freundinnen und Freunde, bin ich demnächst i. Zert., im Zertifizierungsprozess.

Geht doch! Sagt mein Wolf.
Ach Menno! Als ob das alles so einfach wäre…
ich wünschte, der Graupelz wäre mir mal ein bisschen dankbar, dass ich es hingekriegt habe. Ich buche gern ein Sprachtraining für Wölfe. Wer hat so was im Angebot?

So long!

Ysabelle

Kleine Geister freuen sich an kleinen Dingen

Hallo, Welt!

Da wollte ich doch mal eben nachgucken, welchen Ursprung der Satz „Kleine Geister freuen sich an kleinen Dingen“ hat, der bei uns in der Familie ein geflügeltes Wort ist. Siehe da, das Internet hat dazu keine Erklärung:

Es wurden keine mit Ihrer Suchanfrage – „kleine Geister freuen sich an kleinen Dingen“ – übereinstimmenden Dokumente gefunden.

Vorschläge:

Achten Sie darauf, dass alle Wörter richtig geschrieben sind.
Probieren Sie es mit anderen Suchbegriffen.
Probieren Sie es mit allgemeineren Suchbegriffen.

Auslöser war, dass ich mich gerade über diesen Satz geärgert habe.
Vor ein paar Monaten habe ich mir eine einfache Bindemaschine angeschafft, um Seminarunterlagen und ähnliches adrett gebunden an meine Teilnehmer weiter geben zu können. Neulich bei dem VHS-Kurs war die Zeit zu knapp, aber heute habe ich die wunderbare Bachelor-Arbeit von Katja Göbel zum Thema „GfK in der Physiotherapie“ doppelseitig ausdrucken lassen und wollte die Seiten hier nicht als Lose-Blatt-Sammlung rumfliegen haben. Eine gute Gelegenheit, die Bindemaschine auszuprobieren.
Es gibt eine Seite deutschsprachiger Gebrauchsanleitung in dem beiliegenden Booklet. Die Bilder sind so stark gerastert, dass ich auch mit meiner Fotolupe nicht wirklich erkennen konnte, wie ich das zusammenfummeln soll. Das Lochen klappte ja reibungslos, aber die Mechanik des Beringens war mir nicht klar. Also: Zu Amazon gehen und gucken, ob die größere Fotos von dem Vorgang bei der Produktbeschreibung haben. Leider nein. ABER! Eine dänische Firma hat bei Youtube ein Video eingestellt, wie man dieses Gerät bedient. Hurra! Nachdem ich mir das zweimal angeguckt hatte, bin ich dann zurück in die Küche, um nachzumachen, was ich gerade gesehen hatte. Voila! Große Freude! Um das Erlernte zu festigen, habe ich gleich zu Testzwecken mein Handout gelocht und gebunden. Beim ersten Versuch hatte ich leider die stabilisierende Pappe für die Rückseite vergessen. Also alles noch mal neu. Aber, wie Ihr seht, es hat geklappt. Hurra!

Während ich mich also noch über mich freute und geistig meine coole Idee feierte, doch mal bei Youtube nach diesem Video zu gucken, sendete mein Hirn diesen Spruch: Kleine Geister freuen sich an kleinen Dingen. Irgendwie sackte meine Energie sofort ab. Was genau ist denn mit diesem Spruch gemeint? Dass das Bedienen einer Bindemaschine eine Kleinigkeit ist und ich mich darüber nicht freuen sollte? Meint das Wölfchen etwa, das sei ein Klacks? Oder ist damit gemeint, dass man einfache Menschen wie Dienstboten oder Landarbeiter auch mit Peanuts abspeisen kann, die freuen sich trotzdem und brauchen deshalb keine „großen“ Geschenke? Oder ist es im Gegenteil eine ungeschickt formulierte Einladung, sich auch und gerade über kleine Dinge zu freuen, sie nicht aus dem Fokus zu verlieren?
Meine Nachforschungen sind gerade im Sand des Internets stecken geblieben. Im Moment weiß ich nicht wirklich, wo ich nähere Nachforschungen bezüglich dieses Spruchs anstellen könnte. Kennt ihn jemand von Euch? Und mit welchem Beigeschmack hört Ihr den Satz? Ich bin jedenfalls beglückt, dass die Bindemaschine jetzt im Betrieb ist. Und besonders freue ich mich über die Bachelorarbeit zu diesem Thema, denn ich glaube, dass GfK im Gesundheitswesen noch eine ganz große Rolle spielen wird.

So long!
Ysabelle

Überraschung aus dem Faxgerät

Hallo, Welt!

Wer schickt mir ein Fax? Niemand! Wer schickt überhaupt noch Faxe? Kein Mensch. Als antiquarische Deko steht hinter mir im Schrank ein fettes Panasonic-Faxgerät. Eben raschelte ich nach Unterlagen und stellte fest, da liegt ein Blatt am Fax. Nicht etwa in heruntergefallenes, sondern ein FAX, also ein echtes!

Es handelt sich um einen Rückmelde-Bogen für meine Zertifizierung. Whow! 14 Tage nach dem Seminar bei der VHS hat eine Frau sich die Zeit genommen, den Bogen auszufüllen und zu mir zurückzuschicken, per Fax. Ich bin so berührt, mir stehen die Tränen in den Augen. Aus den Zeilen spricht ganz viel Wertschätzung und Wärme, ganz viel Anerkennung. Es gibt auch einen Verbesserungsvorschlag, was mich ebenfalls glücklich macht. Lernen, Wachstum, zum Wohlergehen anderer einen Beitrag leisten… oh, ich bin wirklich, wirklich dankbar für diese Zeilen. Mal schauen, ob ich von der Teilnehmerin eine Adresse finde, ich würde ihr gern mitteilen, wie sehr mich ihre Rückmeldung freut.

So long!

Ysabelle

Kraut & Rüben (12)

Hallo, Welt!

Ich bin zurück von meiner ersten Einheit als Trainer-Assistentin am Osterberg-Institut. Sagt „Scholle“ zu mir, ich bin so platt!
Gleich brauche ich mal eine Runde Selbstempathie, denn in meinen Mailunterlagen finde ich Post von Elke, die mitteilt, dass die bestellten und bezahlten Bedürfniskarten nicht angekommen sind. In mir ist Irritation und Wolf innen, denn in meinem Kopf gibt es die Erinnerung, wie ich die Karten in einen Umschlag getan habe und noch gegrübelt, wie sie frankiert werden müssen. Oder verwechsle ich das mit einer anderen Bestellung? „Wieso schreibst du dir nicht auf, wann du was rausschickst? Was ist das für eine chaotische Buchhaltung? Du musst doch Aufzeichnungen darüber haben, wann was rausgeht! Das ist eine Zumutung für Besteller…“ Jauuuuullll……“ Elke, ich check das und schicke sonst einfach noch einen Satz hinterher. Ich habe 2000 drucken lassen, wir kriegen das hin! ICH kriege das hin…

Die letzten fünf Tage haben mich sehr berührt. Ich habe wunderbare Begegnungen erlebt. Die Assistentenrolle ist noch mal etwas wirklich Neues für mich. Aus dem Beruf bin ich es gewohnt zu führen und zu gestalten. Als „Schüler“ in der GfK bin ich es gewohnt, geleitet zu werden. Und nun gab es Momente, in denen ich etwas gearbeitet, angeboten oder vorgestellt habe und die Chefs haben gecheckt und später Rückmeldungen gegeben. Zwischendurch hatte ich den Eindruck, überhaupt keinen Zugriff auf meine Kompetenzen zu haben. Ich hörte Gerhard etwas sagen und dachte bei mir, hey, das ist irgendwo auch in dir drin, wieso kannst du das nicht abrufen? Besonders aufgefallen ist mir das, wenn er den TeilnehmerInnen Gefühle und Bedürfnisse vorgeschlagen hat: „Bist du stolz auf mich und ist dir Unterstützung wichtig?“ Dann nahm ich eine imaginäre Latte und haute sie mir vor die Stirn: Ey, Ysabelle, da hättest du doch wirklich selbst darauf kommen können…“ Besonders häufig habe ich das erlebt, wenn Gerhard im Zusammenhang mit wütenden Impulsen soufliert hat. Bei mir kamen immer Aussagen wie „bist du traurig, weil du Unterstützung brauchst“ und ähnliches weichgespültes Zeugs. Und Gerhard präsentierte Kraft mit „… und ich bin schweinewütend, weil mir Unterstützung wichtig ist“, und ich spürte ganz deutlich, dass da einfach eine andere Energie dahinter sitzt. KRAFT! Dagegen spiele ich „Mäuschen, sag mal Piep…“.

Es hat viele Tränen gegeben in diesen Tagen. Und es gab viel zu feiern. Himmel, es ist „nur“ ein Seminar, und gleichzeitig war es ein wunderbarer Raum für echte Begegnung. Erschöpfung, Angst, Nähe, Respekt, Gemeinschaft, Sinn, Verbindung und Unterstützung. Gibt es einen größeren Zauber als den, wenn sich Menschen wirklich begegnen?

Durch diese Tage bin ich noch einmal sehr mit dem Text von Richard Beauvais verbunden. Ich wüsste gern, wer der Mann ist oder war, der diese Zeilen 1964 geschrieben hat:

„Wir sind hier, weil es letztlich kein Entrinnen vor uns selbst gibt. Solange der Mensch sich nicht selbst in den Augen und Herzen seiner Mitmenschen begegnet, ist er auf der Flucht.

Solange er nicht zulässt, dass seine Mitmenschen an seinem Innersten teilhaben, gibt es für ihn keine
Geborgenheit. Solange er sich fürchtet, durchschaut zu werden, kann er weder sich selbst noch andere erkennen –
er wird allein sein. Wo können wir solch einen Spiegel finden, wenn nicht in unserem Nächsten.

Hier in der Gemeinschaft kann ein Mensch erst richtig klar über sich werden und sich nicht mehr als den Riesen
seiner Träume oder den Zwerg seiner Ängste sehen, sondern als Mensch, der Teil eines Ganzen zu ihrem Wohl
seinen Beitrag leistet. In solchem Boden können wir Wurzeln schlagen und wachsen. Nicht mehr allein – wie im Tod
– sondern lebendig als Mensch unter Menschen“.
(Richard Beauvais)

Es gab auch viele Anregungen zu neuen Wortschätzchen, neben „Dankbarkeit“ ja meine Lieblingsrubrik in diesem Blog. Mal sehen, was ich die nächsten Tage hier eingefiedelt kriege und wie viel Zeit mir meine heimatliche Baustelle lässt, um Euch mit „abgewatscht“ oder „benutzt“ zu verwöhnen.

So long!

Ysabelle

Dankbarkeit: Feedback

Hallo, Welt!
Gestern fand ich mich vor Gericht wieder, und zwar als Klägerin. Es war ein Tag mit glücklichem Ausgang, an dem ich viel gelernt habe, und der mich wieder mit einer tiefen Dankbarkeit erfüllte.

Die vergangenen zwei Stunden habe ich damit zugebracht, meinem Anwalt Feedback zu geben, und zwar so, wie ich es gelernt habe. Ich benenne eine Beobachtung, sage, welche Gefühle das in mir ausgelöst hat und nenne meine damit verbundenen Bedürfnisse. Das liest sich dann so:

Am Vortag haben Sie mir kurz geschildert, was sich vermutlich vor Gericht ereignen würde. Dieser Einblick hat dazu geführt, dass ich recht friedlich schlafen konnte. Es gab nun keine Gespenster in meinem Hirn, was sich womöglich am Morgen abspielen würde. Auch die Information, dass Sie erst zum Termin in der (…)straße sein würden, hat mich entlastet und entspannt und ich konnte gut und gelassen vor dem Sitzungssaal auf Ihr Eintreffen warten.

Erleichtert hat mich Ihre Information, dass Sie zu allerhand Blödsinn der Gegenseite gar nicht erst Stellung beziehen werden, dass es nicht erforderlich ist, auf alles zu entgegnen, was die Beklagte von sich gibt. In jeder Minute hatte ich das Vertrauen, dass meine Sache bei Ihnen in allerbesten Händen ist.

Und so geht es dann noch munter eine Seite weiter.
Ich habe gemerkt, dass in mir ein herrlicher Frieden entstand, als ich diesen Brief schrieb. Ich konnte mich noch einmal damit verbinden, wie sehr ich trotz der Stresssituation gestern genießen konnte, dass jemand für mich kämpft. Es gab auch viele Situationen, in der ich die Klarheit und Kompetenz meines Anwaltes feiern konnte. Ich hatte gut für mich gesorgt, denn ich hatte das Angebot meines langjährigen Freundes angenommen, mich ins Gericht zu begleiten. Es hat so gut getan, mich nicht durch den Berufsverkehr schlängeln zu müssen, sondern gefahren zu werden. Dazu eine stärkende Umarmung, ein warmer Blick, eine große Hand in meinem Rücken – es tat SO gut, diese Unterstützung zu spüren. Ich merke immer deutlicher, dass Dankbarkeit wirklich ein Riesenthema in meinem Leben ist und eine wichtige Kraftquelle für mich darstellt. Wenn ich nur fünf Jahre zurückdenke, kann ich erkennen, wie viel sich verändert hat, seit ich angefangen habe, Dankbarkeit und Wertschätzung zu feiern.

Um zu feiern, dass dieser Rechtsstreit nun ein Ende hat, habe ich mir etwas Besonderes gegönnt. In meinem Leben ist eine Tür zugegangen, und ich bin zuversichtlich, dass eine neue aufgeht. Da ich zurzeit dabei bin, mein wunderbares Wohnzimmer zu renovieren, habe ich beschlossen, mir eine neue Zimmertür zu schenken, und zwar eine, die das Licht vom Innenhof in den Flur gelangen lässt: Diese wunderbare Glastür von Licht & Harmonie. Sie hat zwei Wochen Lieferzeit, vielleicht gelingt es ja bis dahin, die alte Stahlzarge aus der Wand zu kloppen und die neue Holzzarge zu installieren. Dieses Metallding sitzt da wirklich bombenfest in der Wand, passt aber nicht zu dem Beschlägen der neuen Tür. Damit habe ich nun ein mittelprächtiges technisches Problem, aber auch dafür wird eine Lösung kommen. Ich bin dankbar, dass ich ein schönes Zuhause haben darf, und ich möchte feiern, dass ich in der Lage war, mir diese Tür leisten zu können. Das Leben ist schön.

So long!

Ysabelle

Wunder geschehen

Hallo, Welt!
Am Wochenende war ich bei meiner Freundin Hilke und habe mit ihr eine Mitte gefilzt. Wer immer von Euch ebenfalls so eine Mitte filzen möchte, melde sich gern bei mir, wir überlegen, einen Workshop „Gewaltfrei filzen“ anzubieten. Ysabelle & Dietrich Während wir mit der Wolle spielten und walkten, sagte sie nachdenklich über meine Aktivitäten: Mir fällt auf, dass das alles von allein auf dich zukommt. Du brauchst gar nichts zu tun…
Eben hatte ich einen Anruf, der mir die Tränen in die Augen trieb. Einer meiner ständigen Bahn-Mitfahrer erkundigte sich nach meinem Wohlergehen. Ob etwas mit meinen Augen sei? Als er die Neuigkeiten erfuhr, war er zunächst fassungslos und entsetzt. Dann aber sprudelte er nur so mit Ideen, wie er mich unterstützen könne. Mit diesem und jenem reden, XY einen Tipp geben, ob ich mal auf dieser Webseite gewesen wäre, ob ich Interesse hätte, zu zwei bestimmten Veranstaltungen zu kommen… Ich hätte weinen können, so sehr hat mich das berührt. Na ja, ein bisschen geweint habe ich auch.

Das „auf mich zukommen“ gilt auch für die Urlaubsvertretung in Simrans Übungsgruppe und für das Projekt in Heide, in dem ich im Moment unterwegs bin. Es ist wunderschön. aber auch aufregend und anstrengend, 14 Menschen die GfK näher zu bringen, die noch nie etwas davon gehört haben – und auch nicht danach gefragt. Dinge geschehen in meinem Leben. Türen öffnen sich. Ich erfahre Wertschätzung und Wohlwollen. Heute Morgen rief Gabi an, um mit mir zu plauschen und mir ein paar Tipps zu geben. Das erfüllt meine tiefen Bedürfnisse nach Gesehen werden, Unterstützung, Gemeinschaft, Verbindung, Wärme und Dankbarkeit. Ich bin aus tiefstem Herzen so dankbar für all diese wunderbaren Zeichen von Wertschätzung und Wohlwollen, die so unverhofft auf mich herabregnen. Ich weiß gar nicht, wie mir geschieht. Ich gebe einfach jeden Tag mein Bestes, das reicht. „One day at a time“, heißt es bei den anonymen Alkoholikern, und ich kann gut verstehen, warum das für sie so ein wichtiger Satz ist. Wollte ich mein ganzes Leben heute regeln und in den Griff kriegen, würde ich verzweifeln und hadern. Mit Blick auf das Filzwochenende, das Seminar gestern, den Anruf heute ist mein Leben wunderbar und bereichernd. Ich bin glücklich und dankbar, all diese Schönheit erkennen zu dürfen.

So long!

Ysabelle

Kraut & Rüben (11)

8. März
Manche spirituellen Traditionen verwenden den Ausdruck „Gottvater“. Aber jeder Begriff zur Beschreibung der höchsten Wirklichkeit ist problematisch. „Muttergöttin“ ist ein guter Ausdruck, um die Vorstellungen zu neutralisieren, die wir über Gottvater haben.

Thich Nhat Hanh
Heute achtsam leben


Hallo, Welt!
Die vergangenen 20 Jahre habe ich jeweils zum Weltfrauentag meine Kolleginnen mit einer Blume bedacht. Ursprünglich mit einer roten Nelke, die letzten Jahre dann mit mit einem Primelchen oder Osterglocken. Dieses Mal war mir das Datum nicht mal präsent. Vielleicht liegt es mit an meinen veränderten Lebensumständen. Aber heute Morgen rief mich ein alter Freund an, um mir zum Frauentag zu gratulieren. Er hat mit GfK nichts am Hut. Am Telefon sagte er: „Ich rufe dich heute, am Weltfrauentag, an, um dir zu sagen, dass du so ein wichtiger Mensch in meinem Leben bist. Und da ist dieses Datum doch eine gute Gelegenheit, das auch mal auszusprechen.“

Ich war in Tränen. Erfüllte Bedürfnisse:
Wertschätzung
Gesehen werden
Verbindung
Wärme
Respekt
Vertrauen

Es fühlt sich ganz wunderbar und ganz kostbar an. Ich bin dankbar für diesen Anruf.

Statt Blumen habe ich mir heute einen neuen Haarschnitt gegönnt. Gegen das Grau will ich nichts unternehmen. Eine gute Bekannte von mir hat als Signatur den Satz: „Ich möchte in Liebe und Würde alt werden“, und das spricht mich sehr an. Aber trutschig und altbacken muss ich deshalb ja trotzdem nicht aussehen. „Darf es ein bisschen Wachs sein?“ „Aber gerne! Was kann ich denn aus diesem Mop auf dem Kopf machen?“ Passt schon. Ich nehme mich authentisch und klar wahr. Das ist ja auch mal was Schönes.

Gestern Abend waren wir in der Übungsgruppe tatsächlich zu neunt. Uff, das war bisher die größte Gruppe, die ich unter meinen Fittichen hatte. Ab Montag sind es dann 16. Da war das ja noch mal eine gute Übung. Es kann sein, dass ich bei meiner Simran-Urlaubsvertretung auch so viele Menschen begrüßen darf. Vorletztes Mal waren wir 12, am Dienstag immerhin auch neun. Ich möchte feiern, dass mir das keine Angst macht und dass ich mich – gefühlt – ganz gut auf unterschiedliche Menschen einstellen kann.

Äh – gefühlt…. wie fühlt sich das denn an?
Warm
behaglich
beschwingt
aktiv
energiegeladen
frisch
konzentriert
kraftvoll
lebendig
motiviert
schwungvoll
zärtlich und
zuversichtlich.

Na, bitte, geht doch!

Außderm möchte ich ein „Lands End“- Schnäppchen feiern. Ich hatte seit November hier im Dorf mit ein paar schwarzen sportlichen Schnürschuhen von Ecco geliebäugelt, die ich auch schon in braun hatte. Bequem, praktisch. Allein, der Preis wollte und wollte nicht fallen. Und 99 Euro waren mir einfach zu viel.
Gleichzeitig habe ich aber keine schwarzen wetterfesten Halbschuhe, und für die gäbe es aber ziemlich viel Bedarf.
Jetzt entdeckte ich welche bei Landsend. Ein bisschen speziell, Filz und Wildleder, ein bisschen wie Surfschuhe, aber mit einer richtig dicken Profilsohle. Da habe ich dann zugeschlagen und überweise jetzt mit Freuden 29 Euronen für ein paar wetterfeste, schwarze Halbschuhe. Ich bin dankbar, auch mir, dass ich so sorgsam mit meinen finanziellen Ressourcen umgehe.

Ansonsten fällt mir auf, dass ich sehr müde bin. Heute Morgen habe ich schon 90 Minuten länger geschlafen als üblich. Und trotzdem bin ich ganz erschöpft. Mein Wolf beisst mir fröhlich in die Waden, um mich zu neuen Höchstleistungen anzuspornen. Aber viel Kraft ist heute nicht da. Mal sehen, was wir da miteinander ausverhandelt kriegen.

Hatte ich schon von dem Flop mit meinen „Gardinen“ erzählt? Ich hatte doch ganz stolz bei Lidl Faltrollos gekauft, die sich im Fenster auf und ab bewegen ließen. Vorige Woche habe ich sie in mühevoller Fummelarbeit im Fenster des Giraffenzimmers installiert. Zufrieden war ich damit ungefähr zehn Minuten. Dann guckte ich mir das ganze von außen an und dachte, hm, das ist es noch nicht… Nach zwei Tagen habe ich sie wieder runtergekratzt und zu den Flohmarkt-Artikeln gelegt. Das geht nicht. „Sieht aus wie gewollt und nicht gekonnt“, sagte eine Freundin. Da lasse ich mir noch was anderes einfallen. Wer sagte mal, “arme Leute können es sich nicht leisten, billig einzukaufen“? Diese 30 Euro waren rausgeworfenes Geld. Schade.

So long!

Ysabelle

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