Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

Mimikresonanz – neue DVD von Al Weckert erschienen

In der Gewaltfreien Kommunikation dreht sich ja vieles um Gefühle. Als Zugang zu universellen Bedürfnissen helfen sie uns, herauszufinden was wir brauchen und auf gemeinsame Nenner zu kommen. Sehr beliebt sind deswegen zum Beispiel Listen mit Gefühlsworten die dazu dienen, ein Basisvokabular zu trainieren. Man kann von diesen Hilfsmitteln halten was man will, ohne ein gewisses Training im Umgang mit Gefühlen wird man sich insbesondere in der Arbeit als Trainer, Coach oder Mediator schwer tun, hat man es doch tagtäglich mit Menschen zu tun. Menschen die häufig nicht verbalisieren können, wie es ihnen grade geht oder die vielleicht sogar verstecken, was grade in ihnen vorgeht.

 

Und hier kommt die Mimikresonanz ins Spiel. Sie nähert sich Gefühlen über Gesichtsausdrücke und Körperhaltung und macht es möglich, das Erkennen, zuordnen und spiegeln von Emotionen gezielt zu trainieren.

Al Weckert hat auf dem Mediationskongreß 2014 einen sehr umfangreichen Vortrag zu diesem Thema gehalten, der jetzt auch als Mitschnitt im Auditorium Verlag auf DVD erhältlich ist.
Wer noch nie versucht hat, Gefühle aus den Gesichtern anderer Menschen zu lesen wird wahrscheinlich überrascht sein, wie kompliziert sich das gestalten kann.
„Was hat wohl dieses Stirnrunzeln zu bedeuten? Hab ich was falsches gesagt? Jetzt guckt er auch noch so verkniffen…ob er sich ärgert?“
Als GFK-Trainer habe ich Gefühlsausdrücke bisher eher intuitiv gehandhabt, mich auf mein Bauchgefühl verlassen und ab und an nochmal nachgefragt, wenn mir etwas komisch vorkam. Durch diese Rückmeldungen habe ich zwar im Laufe der Zeit ein ganz gutes Gespür dafür entwickelt, wie die Menschen in einer Gruppe grade drauf sind. Anderen dieses Bauchgefühl zu vermitteln oder ihnen gar ein Trainingswerkzeug an die Hand zu geben fiel mir da schon wesentlich schwerer. Und hier freue ich mich über den Kern von Al Weckerts Vortrag:
Das Erkennen von Gefühlen, und wenn sie auch noch so kurz bei jemandem aufblitzen, lässt sich trainieren. Über ein von Paul Ekman entwickeltes System, genannt Facial Action Coding System,kurz FACS werden Basis- und Mixemotionen auf verschiedene Ausdrücke zurückgeführt, die sich auch willentlich nicht unterbinden lassen. Alles was es braucht ist ein kontinuierliches Training wie Weckert es in seinen Seminaren vermittelt um immer treffsicherer im Erkennen von Emotionen zu werden. Wie das funktioniert, davon gibt sein Vortrag bereits einen guten Eindruck.

In 70 Minuten erfährt man eine Menge über die Theorie hinter der Mimikresonanz und darf schonmal selbst den Test machen, wie man bestimmte Gesichtsausdrücke interpretrieren würde.

Insgesamt merkt man seinem aufwändig gestalteten Vortrag deutlich an, wie sehr ihn dieses Thema begeistert und bekommt einen guten Eindruck davon, wie die Mimikresonanz das Leben mit der Gewaltfreien Kommunikation bereichern kann.

Ein zukünftiger Boxer?

Jetzt würde mich nur noch interessieren, ab welchem Alter man von den Emotionen sicher auf die Gefühle schließen kann – wenn das bei meinem Sohn Milan auch schon funktioniert brauch ich dringend so ein Training, da ist nämlich mit nachfragen noch nicht viel 😉

Markus

Systemisches Konsensieren – Wie funktioniert das eigentlich?

Systemisches Konsensieren ist ein innovativer Moderationsansatz der die Nachteile der herkömmlichen Arten, in Gruppen eine Entscheidung zu treffen geschickt vermeidet und sich vor allem in Konfliktsituationen als besonders hilfreich erweist.

Wenn Menschen zusammenkommen um etwas zu bewegen oder um gemeinsam an einem Projekt zu arbeiten gibt es pausenlos etwas zu entscheiden.

Von der weiteren Vorgehensweise („Machen wir heute länger um alles zu schaffen?“) über einzelne Tagesordnungspunkte („Für welchen Anbieter entscheiden wir uns?“) bis hin zur gemeinsamen Struktur („Wie gehen wir damit um, wenn sich einzelne nicht an Vereinbarungen halten?“).
Solange alle sich einig sind gibt es wenig Probleme, dann können Entscheidungen schnell und häufig sogar im Konsens getroffen werden. Wenn die Themen brisanter werden, die Anzahl der Optionen oder der Teilnehmer steigt oder Konflikte auftreten wird es häufig schwerer eine gemeinsame Lösung zu finden.

Verschiedene Lösungsansätze lassen sich dann häufig beobachten:

  1. Die Gruppe diskutiert solange über die einzelnen Möglichkeiten bis einzelne frustriert aufgeben und die Lösung letztlich von den zähesten Rednern gewählt wird. Für die Gruppe ist dieser Prozess oft sehr frustrierend und trägt zum schlechten Image der Gruppenentscheidungen bei, die Bereitschaft, sich in Zukunft auf eine Diskussion einzulassen sinkt.
    Konsens durch Ermüdung.
  2. Jemand aus der Gruppe übernimmt die Führung und schlägt einen Weg ein – und häufig auch mit der Faust auf den Tisch. Auch wenn diese Lösung bedeutet, dass letztlich eine Einzelperson die ganze Gruppe dominiert sind häufig viele froh darüber, dass jemand sie aus den endlosen Diskussionen rettet.
    Der Chef entscheidet.
  3. Die Gruppe entscheidet sich für eine formale Abstimmung zwischen den Optionen. Dabei gilt häufig die einfache Mehrheitswahl weil nichts anderes gemeinsam vereinbart wurde.

Die ersten beiden Varianten entsprechen eher einem informellen Entscheidungsprozess oder sind Ausdruck bestehender Machthierarchien. Variante 3 ist zwar von der Gruppe formal legitimiert, birgt aber auch einige Tücken, die sich mit dem Systemischen Konsensieren leicht vermeiden ließen. Je nachdem wieviele Optionen zur Verfügung stehen und wie gewichtig die Frage ist kann die Gruppe zwischen Schnellkonsensieren, Auswahlkonsensieren und vertieftem Konsensieren wählen um ein Problem zu lösen.

Ein Beispiel zum Auswahlkonsensieren

IMG_1546Am gemeinsamen Arbeitsplatz der Gruppe soll ein Bild aufgehängt werden das von einem regionalen Kunstsammler zur Verfügung gestellt wird. Die Gruppe ist sich einig, dass sie auf jeden Fall eines aufhängen wollen um die Athmosphäre im Raum zu verbessern. Wenn sie sich nicht einigen können entscheidet der Kunstsammler, welches er aufhängen wird. Zur Auswahl stehen 8 verschiedene Bilder.
IMG_1568Bei der sogenannten demokratischen Abstimmung hat jede Person eine Stimme für ihre bevorzugte Option. Die Option, die am meisten Stimmen bekommt, gilt als gewählt. In unserer Beispielgruppe sah die Abstimmung so aus, dass von den 8 Mitgliedern fast jeder ein bestimmtes, individuelles Bild bevorzugen würde, zwei Personen hatten dasselbe Lieblingsbild. Formal würde also Bild G mit 2 Stimmen als gewählt gelten.
Hier zeigt sich, dass das Mehrheitsprinzip wie wir es kennen nicht in der Lage ist, mit vielen Optionen umzugehen – um eine überzeugende Mehrheit zu vereinen muss die Anzahl der Optionen auf 2-3 reduziert werden. Es versagt also bereits bei banalen Fragestellungen.
Häufig erfolgt deswegen eine Stichwahl zwischen den beiden führenden Kandidaten oder es wird direkt eine Ja/Nein Frage gestellt: „Soll DIESES Bild aufgehängt werden? Wer ist dafür, wer dagegen?“)
Auf diese Weise werden zusätzlich künstliche Fronten geschaffen, ich fange an, um Zustimmung für mein Lieblingsbild zu kämpfen, Allianzen zu suchen und gegen andere vorzugehen.

IMG_1569Ganz anders bei der Bewertung mit Widerstandsstimmen. Hier ist die Idee, dass jede/r für jede Option 10 Widerstandsstimmen (W-Stimmen) vergeben kann, und zwar abhängig davon, wie groß die eigenen Bedenken wären, würde diese Option umgesetzt.
Hier zeigt sich am selben Beispiel eine ganz andere Verteilung.
Offentsichlich könnten die meisten Mitglieder der Gruppe mit Bild A ganz gut leben. Ein Kampf um Zustimmung erübrigt sich, jeder möchte lieber die Widerstände der anderen reduzieren und wird schnell lernen, dass das nur durch Entgegenkommen möglich ist. Auf diese Weise sind vielfältige Optionen möglich, die die Wirklichkeit wesentlich besser abbilden als Schwarz-/Weiße Ja/Nein Fragen. Konflikte werden nicht künstlich erzeugt und verstärkt sondern durch die Systemeigenen Regeln abgebaut.

Wie es wirkt

Schluss mit…

  • endlosen Diskussionen
  • unzufriedenen Gruppenmitgliedern
  • halbgaren Kompromissen

Das „Systemische Konsensieren“ führt unabhängig von moralischen Appellen oder Regeln nahezu automatisch zu einer Verhaltensänderung in der ganzen Gruppe:

Statt einem Kampf gegeneinander führt es zu mehr Miteinander bei der Lösungssuche.
Der Name weist auf das Ziel hin, eine Lösung zu finden, die einem Konsens möglichst nahe kommt, aber ohne den Druck, ihn erreichen zu müssen. Damit sind Entscheidungen tragfähiger, es gibt keine Sieger und Verlierer mehr!

 

Mehr Infos auf systemisches-konsensieren-berlin.de/

Systemisches Konsensieren – wenns mal schnell gehen soll

Seit einiger Zeit bin ich begeistert vom Ansatz, Gruppenentscheidungen mit Systemischen Konsensieren zu meistern. Das Systemische Konsensieren oder SK-Prinzip ist eine Möglichkeit, Entscheidungen so nahe wie möglich am Konsens zu treffen, ohne die Gruppe in ihrer Arbeit zu behindern oder einzelne zu übergehen. Entwickelt wurde sie von Dr. Erich Visotschnig und Siegfried Schrotta, die sich vor Jahren die Frage stellten, ob Entscheidungen nicht besser funktionieren würden, wenn man am Abstimmungsprozess etwas ändert.

Herausgekommen ist eine umfangreiche Methode, die sich nach wie vor weiterentwickelt und in der GFK Szene seit einigen Jahren immer größere Bekanntschaft und Beliebtheit erlangt.

Generell kann man eine Entscheidungsfindung grob in drei Kategorien einteilen, die jeweils eine maßgeschneiderte Variante des SK-Prinzips zugeteilt bekommen:

Problemorientiert „Die Angestellten sind überarbeitet“ Vertieftes Konsensieren
Fragenorientiert „Wie können wir auf die Gesundheit unserer Angestellten Rücksicht nehmen?“ Auswahlkonsensieren
Lösungsorientiert „Lasst uns heute eine Stunde früher nach Hause gehen“ Schnellkonsensieren

Das Vertiefte Konsensieren und das Auswahlkonsensieren werde ich ein andernmal beschreiben.

Ein Beispiel zum Schnellkonsensieren:P1100550

Jemand in der Gruppe schlägt vor, heute eine Stunde früher aufzuhören. Wenn sich auf die Frage nach den Einwänden niemand meldet wird der Vorschlag als konsensiert angenommen.

Gibt es hingegen Einwände durch Handheben wird der Vorschlag notiert und die Passiv-Lösung formuliert.

Die Passiv-Lösung beantwortet die Frage, was passiert, wenn wir keine gemeinsame Entscheidung treffen bzw. nichts verändern: Wir hören zur gewohnten Zeit auf.

Evtl. macht noch jemand einen weiteren Vorschlag, dann wird dieser ebenfalls notiert. Anschließend gibt jeder durch Handheben seine Widerstände zu den einzelnen Möglichkeiten ab.

  • Keine Hand: Ich bin einverstanden
  • Eine Hand: Ich habe leichte Bedenken
  • Zwei Hände: Ich habe starken Widerstand

Der Vorschlag mit dem geringsten Widerstand wird von allen am stärksten akzeptiert und gilt als konsensiert.

Wie es wirkt

Schluss mit…

  • endlosen Diskussionen
  • unzufriedenen Gruppenmitgliedern
  • halbgaren Kompromissen

Das „Systemische Konsensieren“ führt unabhängig von moralischen Appellen oder Regeln nahezu automatisch zu einer Verhaltensänderung in der ganzen Gruppe:

Statt einem Kampf gegeneinander führt es zu mehr Miteinander bei der Lösungssuche.
Der Name weist auf das Ziel hin, eine Lösung zu finden, die einem Konsens möglichst nahe kommt, aber ohne den Druck, ihn erreichen zu müssen. Damit sind Entscheidungen tragfähiger, es gibt keine Sieger und Verlierer mehr!

Flyer_SKBerlin_Jan15-1Wenn ihr mehr über das SK-Prinzip erfahren wollt empfehle ich euch einen Besuch auf meiner neuen Homepage, systemisches-konsensieren-berlin.de oder eines unserer Seminare in nächsten Halbjahr zu besuchen!

Markus

Seminare für schmalen Geldbeutel im August

Hallo ihr lieben!

P1080782Meine liebe Kollegin Antje und Ich freuen uns sehr darüber, dank großzügiger Förderung im August gleich zwei äußerst günstige GFK-Seminare anbieten zu können:

Vom 16.-23. August werden wir uns eine Woche lang dem Thema GFK und Gemeinschaftsbildung widmen, passenderweise in einer kleinen Gemeinschaft in der Nähe von Potsdam die bereits freudig an den Vorbereitungen arbeitet.

Dafür üben wir Selbstempathie, Ehrlichkeit und Transparenz genauso wie den Umgang mit schwierigen Botschaften, Kritik, Wut und Ärger. Wichtig für das eigene Lernen ist nicht nur, was wir in Gruppen zeigen, sondern auch Feedback über unsere blinden Flecken – wie wirke ich auf andere?

vorlage-gfk-flyer1Und eine Woche später, vom 29. – 31. August fördert die EU-Initiative „Jugend in Aktion“ ein GFK-Einführungsseminar in Malchow, das wir dadurch praktisch verschenken können!

Wir freuen uns sehr darüber, auf diese Weise die Gewaltfreie Kommunikation auch an Menschen mit schmalen Geldbeuteln weitergeben zu können, damit jeder von dieser bereichernden Methode profitieren kann.

 

Auf ein baldiges Treffen freuen sich

 

Markus&Antje

Herzenstankstelle – Der Empathie Vertiefungstag in Hamburg

Wie auch immer wir handeln, wir tun stets unser Bestmögliches um uns ein Bedürfnis zu erfüllen.
– nach Marshall Rosenberg

Worum geht’s?


Die meisten Unterhaltungen, die wir im Alltag führen, lassen keine tiefe Verbindung zu unserem Gegenüber aufkommen. Wir haben selten die Möglichkeit, uns wirklich verständlich auszudrücken und mit dem, was uns wichtig ist, Gehör zu finden. Viel zu oft schmachten wir nach Verständnis und Einfühlung und ernten doch wieder nur Ratschläge, Small Talk, Geschichten oder Unverständnis.

Die Mitfühlende Kommunikation von Marshall Rosenberg setzt dort an, wo sich zwei oder mehr Menschen wirklich in der Tiefe ihres Herzens verstehen möchten.

Du möchtest lernen, mit dir selbst und anderen mitfühlender umzugehen?
Du möchtest einmal spüren wie es ist, wirklich zugehört zu bekommen?

An diesem Tag dreht sich alles um das empathische Zuhören. Du wirst Gelegenheit bekommen, von dir und deinen Anliegen in einer Tiefe zu erzählen, die du selten so erlebst. Und du wirst die Möglichkeit haben, anderen Menschen zuzuhören und zu erleben, wie wohltuend diese tiefe Verbindung für euch beide sein wird.
Unterstützt werden die einzelnen Prozesse durch einen erfahrenen Trainer und eine Assistent_in die mit viel Empathie und Begeisterung Hilfestellung geben und einen geschützten Rahmen halten.

Vorraussetzungen
Wir wünschen uns von dir Vertrautheit in den Grundbegriffen der Gewaltfreien Kommunikation, entweder indem du ein Einführungsseminar oder eine Übungsgruppe besucht hast, oder durch Eigenstudium.
Für Neueinsteiger empfehlen wir unsere Übungsgruppe in Hamburg-Rotherbaum, Mittwochs 18:30 Uhr im Mittelweg 145a. Einzelstunden sind auf Wunsch ebenfalls möglich. Mehr Infos dazu auf unserer Homepage.

Honorar
Wir wünschen uns für dieses Seminar einen Beitrag zwischen 50€ und 90€, je nach deiner finanziellen Situation. Sollte es dir nicht möglich sein, diesen Betrag aufzubringen, sprich uns bitte an, damit wir gemeinsam einen Weg finden.

Zeiten

Aktuelle Termine und Seminarorte hier.
Begin 9:30 Uhr, Ende 18:30 Uhr, inkl. Mittagspause

 

Info und Anmeldung

Anmeldung bitte online oder per Mail an markus@kommunikations-zauber.de

SK-Prinzip: Mit Systemischen Konsensieren zu tragfähigen Gruppenentscheidungen gelangen

Hallo Ihr Lieben!

In der letzten Zeit habe ich mich sehr viel mit der Methode des Systemischen Konsensieren beschäftigt, eine Entscheidungsfindungsmethode von Erich Visotschnig und Siegfrid Schrotta die ohne die üblichen Machtkämpfe auskommt.

Selten hat mich eine Idee so im Sturm eingenommen wie das SK-Prinzip, nicht einmal die Gewaltfreie Kommunikation (GFK) hatte es mit mir so leicht. Seit Kindertagen trage ich ein tiefes Unbehagen unserer Demokratie gegenüber mit mir herum. Wann immer in der Schule, in Vereinen oder in irgendwelchen anderen Gruppen etwas entschieden werden sollte war der Ablauf ziemlich immer derselbe: Es wurde nach dem Mehrheitsprinzip abgestimmt, eine Lösung, ein Kandidat, eine Wunschidee setzten sich durch und galten als demokratisch bestimmt. Mir wurde eingeredet, ich hätte die Entscheidung mitzutragen, immerhin hatte ich ja eine Stimme, genau wie alle anderen auch.

SK-Prinzip-Logo-transparentDas ich meine Stimme genausogut in den Mülleimer hätte werfen können erkannte ich dabei sehr früh, denn meine Meinung war äußerst selten kompatibel mit der Mehrheit. Schon früh verlor ich jegliches Interesse an diesen Wahlen und durfte mir meine Enthaltung noch nicht einmal als stillen Protest anrechnen sondern bekam von Lehrern und ähnlichen Autoritäten zu verstehen, dass es eben kein besseres System als die Demokratie gäbe und ich mich nicht über den Ausgang einer Wahl beschweren dürfte, wenn ich mich nicht beteilige. Wenn es mir nicht gefällt sollte ich halt in die Politik gehen und es besser machen.

Irgendetwas an dieser Argumentation kam mir schon immer seltsam vor, mir war nur bis zu meiner Trainerausbildung bei Klaus Karstädt nicht bewußt, was es war. Warum interessierte es niemanden, wenn ich die angebotenen Lösungen allesamt schrecklich fand? Vielleicht wußte ich keine bessere Alternative, aber mich deswegen zwischen Pest und Cholera entscheiden zu müssen und das obendrein noch als meine persönliche Wahl verkauft zu bekommen hielt ich schlicht und einfach für krank. Wenn genügend andere Menschen es wollen habe ich mich gefälligst zu beugen, schließlich will es die Mehrheit so. Wie stark meine Bauchschmerzen als besiegte Minderheit dabei sind? Das hat mich noch nie jemand gefragt, es hatte scheinbar noch nie eine Rolle gespielt.

Als wir dann in unserer Ausbildungsgruppe etwas über Gruppenentscheidungen lernten und Klaus uns das Systemische Konsensieren vorstellte fiel ein Puzzlestück an seinen Platz, das ich seit 20 Jahren vergeblich versucht hatte unterzubringen. Die genial schlichte Lösung für mein Dilemma nannte sich Widerstand.

Das Systemische Konsensieren misst statt der Zustimmung für einen Vorschlag einzig und allein den Widerstand den er bei den Beteiligten auslöst. Zum ersten Mal gibt es die Möglichkeit, dem Widerstand, den bestimmte Lösungen bei mir auslösen, Luft zu machen und damit gehört zu werden! Welch eine Erleichterung…Umgesetzt wird die Lösung mit der größten Akzeptanz das heißt dem geringsten Widerstand in der Gesamtgruppe. Auf diese Weise kommt die Lösung dem Konsens am nächsten.
Machtkämpfe zwischen verhärteten Lagern entstehen gar nicht erst, sie werden systembedingt vermieden, da es nicht darum geht, andere von der Perfektion des eigenen Standpunkts zu überzeugen. Es geht darum, solange an der Lösung zu basteln, bis sie für die Gruppe möglichst rund ist. Das bedeutet, dass auch bisher unbedeutende Minderheiten in den Blick rücken und ihre Interessen berücksichtigt werden.

Inzwischen habe ich in einer Fünftägigen Ausbildung zum SK-Moderator die Methode mit allen Feinheiten kennengelernt und bin noch begeisterter von der Logik und der neuen Art des gemeinsamen Umgangs, die sich aus diesem kleinen Schwenk in der Wahrnehmung ergibt.
Und gleichzeitig habe ich im Internet schon einiges an Zweifeln und Kritik zu dieser jungen Methode der direkten Demokratie gelesen, wie es warscheinlich nicht unüblich ist wenn sich neue Gedanken noch nicht etabliert haben. Ein bißchen was von dieser Kritik werde ich in weiteren Artikel aufgreifen und genauer beleuchten.

Bei Fragen zur Methode empfiehlt sich die Webseite des Instituts für Systemisches Konsensieren ISYKONSENS oder ein Kommentar zu diesem Artikel den ich so schnell wie möglich beantworten werde.

Im Nächsten Jahr werde ich in Hamburg, Brück und Stuttgart Einführungen zum SK-Prinzip anbieten, die Termine dazu findest du auf http://www.kommunikations-zauber.de/seminare!

Und hier ein  Flyer für die SK-Einführung nahe Stuttgart!

Markus

Neues Seminar in Hamburg: Ein Nein ist nur ein Ja zu etwas anderem

Heute mal ein bißchen Werbung in eigener Sache 🙂

 

Ein Nein ist nur ein Ja zu etwas anderem

so gesehen ist es der Anfang eines Gesprächs, nicht das Ende.
– Inbal Kashtan

Von allen Wörtern die wir im Laufe eines Tages hören ist vielleicht keines schwerer auszuhalten als „Nein“.
Häufig tun wir alles, um ein direktes Nein zu vermeiden. Wir stellen indirekte Bitten, sagen nicht klar, was wir wollen, fangen an Forderungen zu stellen oder vermeiden vielleicht komplett, auf andere angewiesen zu sein um gar nicht um etwas bitten zu müssen.

Umgekehrt fällt es uns häufig schwer, deutlich zu sagen, wenn wir etwas nicht wollen. Wir fügen uns vielleicht und sind hinterher ärgerlich auf uns selbst, dass wir uns ausnützen lassen oder auf andere, die uns unterdrücken. Oder wir „sagen ja und amen“ und schalten anschließend in den Schneckengang, machen nur noch Dienst nach Vorschrift.

Was macht es uns so schwer, ein Nein zu hören?
Was hindert uns, wirklich zu uns zu stehen und klar zu sagen, was wir wollen?

Wenn du lernen möchtest, klarer zu sagen, was du willst und nicht willst, authentischer zu sein und rauszufinden, worum es dir wirklich geht, dann ist dieses Seminar etwas für dich.

Der Prozess der Gewaltfreien Kommunikation hilft uns herauszufinden, was wir brauchen, um zu uns zu stehen. Mit dem Fokus auf unseren Bedürfnissen verlieren schwierige Situationen allmählich ihren Schrecken. An eigenen Beispielen üben wir, innezuhalten und genau hinzuschauen.
Kurze theoretische Inputs werden durch vertiefende praktische Übungen ergänzt. Auf diese Weise ist an diesem Wochenende Raum für jeden Einzelnen.

Vorraussetzungen
Wir wünschen uns von den Teilnehmern Vertrautheit in den Grundbegriffen der Gewaltfreien Kommunikation, entweder indem sie ein Einführungsseminar oder eine Übungsgruppe besucht haben, oder durch Eigenstudium.
Für Neueinsteiger empfehlen wir unsere Übungsgruppe in Hamburg-Rothenbaum, mittwochs 18:30Uhr im Mittelweg 145a. Einzelstunden sind auf Wunsch ebenfalls möglich. Mehr Infos dazu auf unserer Homepage.

Honorar
Wir wünschen uns für dieses Seminar einen Beitrag zwischen 150€ und 250€, je nach deiner finanziellen Situation. Sollte es dir nicht möglich sein, diesen Betrag aufzubringen, sprich uns bitte an, damit wir gemeinsam einen Weg finden.
Uns sind Planbarkeit und Verbindlichkeit wichtig. Mit der Anmeldung und der Überweisung einer Anzahlung von 50€ ist der Seminarplatz fest für Sie gebucht. Sollten Sie bis vier Wochen vor Seminar zurücktreten erhalten Sie ihre Anzahlung zurück, innerhalb von vier Wochen vor Seminarbeginn behalten wir die Anzahlung zur Deckung unserer Kosten, sofern nicht ein Ersatzteilnehmer benannt wird.

Zeiten
Freitag 18:30-20:00
Samstag 10:00-18:30
Sonntag 11:00-16:00

Ort
Das Seminar findet im Zentrum Hamburgs statt, die genaue Adresse wird rechtzeitig bekannt gegeben.

Flyer betrachten / download.

Eine Autobiographie in 5 Kapiteln

Hallo Ihr lieben!

(c) freedigitalphotos.netDie folgende kleine Geschichte wird verschiedenen Autoren zugeordnet, wahlweise Portia Nelson oder auch Sogyal Rinpoche. Ich habe sie vor ein paar Tagen erzählt bekommen und fand sie wunderschön treffend.

Außerdem habe ich mich gefreut, dass ich immerhin schon im dritten Kapitel angekommen bin 🙂

 1. Kapitel

Ich gehe eine Straße entlang.

Im Gehsteig ist ein tiefes Loch.

Ich falle hinein.

Ich bin ratlos und hilflos.

Ich fühle mich nicht für das Hineinfallen verantwortlich.

Es dauert endlos lange, wieder herauszufinden.

2. Kapitel

Ich gehe die Straße entlang.

Im Gehsteig ist ein tiefes Loch.

Ich tue so, als ob ich es nicht sähe.

Ich falle wieder hinein.

Ich kann nicht glauben, dass ich mich wieder in dieser Situation befinde.

Aber ich fühle mich nicht dafür verantwortlich, dass ich wieder in dieser Situation bin.

Es dauert immer noch lange, herauszufinden.

3. Kapitel

Ich gehe dieselbe Straße entlang.

Im Gehsteig ist ein tiefes Loch.

Ich sehe, dass es da ist.

Ich falle wieder hinein – es ist schon eine Gewohnheit – Aber ich habe meine Augen dabei weit geöffnet.

Ich weiß, wo ich mich befinde.

Ich fühle mich verantwortlich für die Situation, in der ich bin.

Ich klettere sofort heraus.

4. Kapitel

Ich gehe dieselbe Straße entlang.

Im Gehsteig ist ein tiefes Loch.

Ich gehe daran vorbei.

5. Kapitel

Ich gehe eine andere Straße entlang.

 

Markus

Scary Honesty II

Kennst du das auch?
Du unterhältst dich mit einem Menschen, den du vor einiger Zeit kennengelernt hast, vielleicht in einer Übungsgruppe, in deiner neuen WG oder am Arbeisplatz. Er wirkt freundlich und nett, eigentlich könntet ihr echt gut miteinander reden. Am Anfang schien es auch so, du hattest wirklich den Eindruck, hier einen tollen Menschen gefunden zu haben.
Und doch gibt es da irgendwas, das zwischen eucht steht. Die Diskussion die ihr neulich abend geführt habt, hat euch vor Augen gehalten, dass ihr doch nicht in allen Belangen auf einer Wellenlänge seid.

Klar denkt ihr in einigen Teilen gleich – aber grade das Thema, dass dir am wichtigsten ist, sieht diese Person volkommen anders.
Wenn sie darüber schon so seltsam denkt, was erwarten dich dann noch für unangenehme Überraschungen? Vielleicht ist sie gar nicht so freundlich, wie es den Anschein hat? Hat sie nicht neulich erst eine total seltsame Meinung vertreten?
Und wenn du jetzt so darüber nachdenkst fallen dir bestimmt noch viele Beobachtungen ein, die auch nicht grade für sie sprechen.
Langsam wächst in dir das Mißtrauen. Der Graben der euch trennt wird immer größer. Wo du eben noch einen Freund gesehen hast, macht sich langsam ein Feindbild breit. Schleichend am Anfang, dann immer deutlicher ziehst du dich emotional zurück. Verschanzt dich hinter Mauern von Argumenten, Kritik, Sachdiskussionen. Ironie und Sarkasmus mischen sich in euren Umgangston, du fängst an, dich unwohl in Gegenwart des anderen zu fühlen.

Als dir bewußt wird, was da grade in dir abgeht ist es schon fast zu spät – euch trennt ein tiefes Mißtrauen, jeder hat jetzt Angst, auf den anderen zuzugehen. Du bist vielleicht unzufrieden mit der Situation, hast aber auch keine Idee, wie du etwas ändern könntest. Wenn nur der andere einen Schritt auf dich zumachen würde. Du spürst ganz deutlich, dass du dich eigentlich nach Verbindung sehnst. Dass du hinter die Fassade blicken möchtest, die ihr gemeinsam errichtet habt. Du möchtest gesehen werden, dich zeigen können, die andere Person wirklich spüren.

Und bei dem Gedanken wird dir gleich wieder mulmig. Lieber doch auf Abstand bleiben? Man kann sich ja auch nicht mit jedem verstehen. Aber grade dieser eine Mensch schien doch am Anfang so interessant, die Gespräche so lohnenswert.

„Ich sprech das jetzt aus!“ denkst du dir. Und mit Angstklopfendem Herzen schaust du ihm in die Augen. Oder doch lieber auf deine Füße. Und presst hervor, wie unwohl du dich grade fühlst und wie gerne du Verbindung zu ihm hättest. Puh, jetzt ist es raus. Was jetzt wohl passiert?

Überrascht hörst du den anderen sagen, dass es ihm genauso geht. Du spürst die Erleichterung in seiner Stimme, er musste nicht den ersten Schritt machen. Aber er möchte gerne den nächsten gehen. Wieder mit dir ins Gespräch kommen. Mal wirklich offen austauschen.

Erleichterung macht sich jetzt auch in dir breit. Die Angst akzeptieren und gleichzeitig in Verbindung kommen! Obwohl du es schon einige Male erlebt hast, ist es immer wieder überraschend für dich, wenn sich dein Kopfkino nicht bestätigt.
Und während du merkst, wie du langsam ruhiger wirst, erinnerst du dich daran, wie schön und bereichernd es sein kann, wenn du nicht deinem ängstlichen Ego gehorchst. Du siehst deinem Gegenüber ins Gesicht und freust dich tief und innig darüber, dass du eben deinen Mut zusammengekratzt hast. Denn plötzlich ist da wieder ein Anflug von Nähe und Verbindung, plötzlich sieht sie auch gar nicht mehr so grimmig aus. Du kriegst tatsächlich Lust, dich mit ihr einmal tiefer auszutauschen, fernab von Meinungen und Überzeugungen, du möchtest wissen, wer diese Person wirklich IST.

Und du beschließt, dass es das wert war, dich zu überwinden. Auch wenn der Schritt dir unglaublich viel Angst gemacht hat.

Ob es das ist, was die Trainerin im Seminar mal Scary Honesty nannte?

Markus

Kennst du das auch? Ich freue mich über deinen Kommentar, gerne auch auf meiner Homepage!

Mitgefühl als Weg

„Jedes Mal, wenn wir ein Arschloch sehen, zahlen wir dafür, denn dann leben wir in einer Welt voller Arschlöcher.“
Marshall Rosenberg

 Hallo Ihr Lieben!

Um die Haltung der GFK zu entwickeln reicht es nicht, ab und zu ein Seminar zu besuchen oder ein Buch zu lesen. Die neuen Verknüpfungen in unserem Gehirn, die während eines intensiven Seminars entstehen können, müssen so oft wie möglich benutzt werden damit sie sich verfestigen können.

Für mich bedeutet das, besonders in Alltagssituationen immer und immer wieder eine empathische Haltung einzunehmen und meinen Blick auf das Wesentliche zu richten.

 

Wenn ich meine ein Arschloch zu sehen kann ich mich fragen:

Was fühle ich jetzt grade? Was brauche ich?

Was fühlt diese Person, was braucht sie wohl grade?

 

Leichter gesagt als getan. Viel zu oft vergesse ich im Alltag meine Giraffenohren und finde mich in einer Welt der Rechthaberei wieder.

Am Hilfreichsten dabei, mich immer wieder daran zu erinnern, wie ich eigentlich leben will, habe ich wöchentliche Treffen in Empathiegruppen erlebt.

Ein fester Zeitpunkt in der Woche, an dem alles andere draußen bleibt.

Zwei Stunden, in denen ich mich einfach nur dem empathischen Blick widme.

Unterstützung durch eine erfahrene Trainerin die mir ihre Giraffenohren leiht.

 

Das erste Jahr regelmäßigen Übens hat aus mir einen ganz anderen Menschen gemacht. Ich ärgerte mich weniger als früher, hatte plötzlich weniger Angst vor fremden Menschen.Schwierige Entscheidungen in meinem Leben verloren ihren Schrecken.

Ich bin überzeugt, dass jeder davon profitieren kann, sich auf einen längeren, regelmäßigen Übungsprozess in Gewaltfreier Kommunikation einzulassen. Inzwischen gibt es viele offene Übungsgruppen in ganz Deutschland, wo man ohne Verpflichtung reinschnuppern kann, ab September auch eine neue in Hamburg mit mir :-).

Für alle die ein etwas flexibleres Trainingsprogramm suchen kann ich den Online Kurs „Mitgefühl als Weg“ mit Thom Bond empfehlen.

Der Kurs läuft über email und Skype und hat bereits gestartet.

Eine Anmeldung ist allerdings noch bis zum 2. Juli möglich.

 

In diesem Kurs werden wöchentliche Anregungen gegeben um immer wieder den Blick für das wesentliche zu schärfen, kombiniert mit Geschichten und Erklärungen.

Was mich besonders freut: Die Kursgebühr ist frei wählbar!

Es kann also absolut jeder teilnehmen.

 

Viel Freude beim Üben!

 

Markus

Neuer Shop online

Auf http://www.kommunikations-zauber.de/shop ist soeben ein neuer Shop online gegangen in dem ihr interessante Materialien zur Gewaltfreien Kommunikation und wunderschöne Postkarten bestellen könnt.

Demnächst gehen noch mehr Produkte online!

Viel Spaß,

Markus

Begegnung im Vertrauen

IMG_0501Mal wieder sitze ich im ICE und fahre Richtung Heimat. Diesmal komme ich aus Österreich, wo meine liebe Kollegin Antje Treffkorn aus Leipzig mit mir zusammen ein sehr intensives Seminar zum Thema „Begegnung in Vertrauen“ gegeben hat.

Ich finde es immer wieder erstaunlich, gradezu magisch was 48 Stunden bewegen können.
Aus Mißtrauen, Angst, Wut und Ärger aufeinander wird langsames öffnen, zaghaftes herantasten, erste Begegnungen werden möglich. Dann wächst die Offenheit, auch über liebe und wichtige Themen zu sprechen.
Bedürfnisse bilden den Schlüssel und führen auf direktem Weg zum Herzen. Gemeinsames Singen, chanten und bewegende Spiele bringen Menschen in Gleichklang, die sich entweder noch nicht oder schon so lange kennen, dass sie über die individuellen Eigenarten das Göttliche im anderen aus den Augen verloren haben.

Herzen öffnen sich, Energie beginnt zu fließen, der Kreis wird enger. Grenzen beginnen zu fallen, fremde Menschen beginnen, sich auch körperlich zu nähern und aneinander ranzutasten. Individuelle Instrumente mit je eigenen Melodien klingen plötzlich harmonisch zusammen, die Gruppe beginnt, ein eigenes Lied zu singen. „Der ganze Raum gerät in Bewegung, alles fängt an zu schwingen, ich hör eine engelsgleiche Stimme und viele mehr die mitsingen.“

Im Wertschätzungskreis lösen sich monatelang angestaute Dämme, fallen in sich zusammen und lassen Sturzbächen von Tränen freien Lauf.
Für wenige Minuten schwappt eine elektrisierende Energie durch den Raum die verbindet und körperlich greifbar ist. Menschen fallen sich weinend in die Arme und begreifen mit ganzer Seele, dass sie sich hier für mehr als ein Kommunikationsseminar entschieden haben.
Beim Abschluss ist jeder erfüllt von Dankbarkeit, berührt vom Erlebten und hoch motiviert, diesen Weg weiter zu gehen.

Ich bin körperlich verausgabt, kann kaum noch gradeaus laufen vor Schlafmangel, bin aber geistig und emotional hellwach und voll anwesend. Glück durchströmt mich beim schreiben dieser Zeilen, Stolz und Dankbarkeit. Glück darüber, Teil von etwas so Göttlichem sein zu dürfen, Dankbarkeit, an dieser Stelle zu stehen und anderen Menschen diese Geschenke weiter reichen zu dürfen. Und Stolz über meinen kleinen Anteil daran, über die passenden Worte an der richtigen Stelle, die nötigen Impulse und treffenden Sätze, die Methoden und Materialien die den gedanklichen Zugang schaffen und die ich mitbringen durfte.

Unbändige Freude auch darüber, dass viele Menschen anwesend waren, die in meinem persönlichen Orchester wichtige Instrumente spielen – Freunde und Freundinnen, Bekannte und Kollegin. Ich bin so froh, dass ich diesen Weg nicht alleine gehe sondern ein Meer von Unterstützung habe. Es macht die Freude so unendlich größer, wenn ich sie teilen darf.

Wenn du beim lesen dieser Zeilen auch Lust auf ein berührendes Seminar zur verbindenden Kommunikation bekommen hast freue ich mich darauf, dich im August im Torhaus Trebitz zum fünf-tägigen Vertiefungsseminar begrüßen zu dürfen.
Markus

Jetzt gehts looos!

Hallo ihr Lieben!
Ich sitze grade in einer Regionalbahn, barfuß und beseelt auf dem Weg von einem sehr besonderen Einführungsseminar in Gewaltfreier Kommunikation zurück Richtung Zivilisation…und ich kann die Eindrücke vom Wochenende immer noch nicht alle fassen.

Das Seminar fand in ländlicher Umgebung in der Alten Mühle Gömnigk statt und lief drei Tage auf Spendenbasis. Ich kann schonmal zusammenfassen, es hat alle unsere Erwartungen weit weit übertroffen.

Was sich in diesen paar Tagen ereignet hat, wie schnell die Zeit geflogen ist, und mit welchem Blick ich jetzt zurück in die Welt fahre ist schon sehr besonders. Die fantastische Gruppenstimmung, die besondere Umgebung, die alternative Unterbringung, das containerte Essen, der ganze Geist des Seminars war für mich von radikaler Freiheit geprägt. Zwei Eindrücke klingen noch besonders in mir nach.

Der eine ist sehr privat und hat mit meinem Bedürfnis nach Nähe zu tun, sowohl körperlich als auch emotional, seelisch. Das ich in so kurzer Zeit solch eine intensive Nähe spüren durfte, ohne sie mit Erwartungen oder alten Vorstellungen zu vermischen hat mich schon sehr beeindruckt.
Die zweite Geschichte betrifft meinen Blick auf Geld, Erwerbsarbeit, meinen Lebenstraum und damit verbundene Ängste. Ich habe an diesem Wochenende einen Schimmer davon mitbekommen, wie ich mir mein Leben wünsche.

Und besonders dank Jonas unbändigem Enthusiasmus sehe ich meine Zukunft grade unter einem anderen Stern als vorher. Ich hatte in den letzten Monaten einiges an Angst vor dem Sommer und den Veränderungen, die entstehen werden, wenn ich kein Student mehr bin. Das kam zum guten Teil daher, dass ich zu einer Anstellung in irgendeiner Firma keine wirklich Alternative gesehen habe, und es mir gleichzeitig ein ziemliches grausen bereitet, mich in solche Strukturen zu zwängen.

Es geht ne Weile lang irgendwie, aber viele meiner Bedürfnisse bleiben dabei auf der Strecke, nach freier Entfaltung, Sinnhaftem Gestalten, Teil etwas größeren sein, zu einer besseren Welt beizutragen.
Und wenn ich ehrlich bin ist mir auch die Arbeit als Trainer noch zu sehr eine Rolle die es zu verkaufen gilt und auf die ich manchmal einfach keine Lust habe. Zumindest möchte ich nicht die Trainer kopieren, die ich bisher kennengelernt habe.
Und jetzt erlebe ich plötzlich wie einfach und wie geil es kann, einfach das zu leben, was ich mir immer schon erträumt habe. Mit den Kompetenzen die ich habe anderen Menschen Wachstum und Lernen zu ermöglichen und mich gleichzeitig selber auf die schönste aller Forschungsreisen zu
begeben…
Und ich hab das ganze vor allem nicht alleine durchgezogen sondern durfte Teil eines wunderbaren Teams sein, in dem wir alle auf Augenhöhe standen und Teil einer wunderbaren Gruppe, die Lust darauf hatte, den gemeinsamen Prozess aktiv mitzugestalten!

Kann es was genialeres geben?
Das für mich bahnbrechende ist jetzt aber, dass durch dieses tolle Erlebnis die Prämisse von Marshall Rosenberg eine Ebene tiefer gerutscht ist:

„Arbeite niemals für Geld. Lass dich für das bezahlen, was du
sowieso gerne tust.“!

Genau daran möchte ich in den nächsten Wochen arbeiten, mir mit anderen Menschen die Möglichkeit aufbauen, so eine nährende Gemeinschaft nicht nur ab und zu, sondern permanent zu genießen und gleichzeitig genug Geld zum Leben und für die Erweiterung unserer Strukturen ranzuschaffen. Bäm!
Ich habe vor ein paar wochen beschlossen, meine letzten Vorlesungen sausen zu lassen und mich statt dessen voll und ganz auf meine Projekte zu konzentrieren. Dadurch konnte ich endlich anfangen, mich ungeteilt der GFK zu widmen ohne dauernd von der technischen Welt abgelenkt zu sein. Das war schon eine sehr erleichternde Entscheidung, aber mit dem neuesten gedanklichen Schritt ist jetzt noch eine viel größere Last von mir gefallen!
Ich bin beschwingt, fühle mich frei und schaue hoffnungsvoll in die Zukunft.

Wir sind dabei, Anschluss- und Fortsetzungsseminare zu konzipieren, in meinem Kopf schwirrt zudem eine ganze Palette an Seminarideen herum, die ich schon lange mit mir herumtrage und die im nächsten Jahr Wirklichkeit werden sollen:

„Gewaltfreie Kommunikation und Kooperative Abenteuerspiele“, „Liebe Sex und Zärtlichkeit“, „Giraffen Treibstoff tanken um Träumen Flügel zu verleihen“, Bauwochen getragen vom Geist der Verbindung, …
Plötzlich ist so vieles möglich!

Seid umarmt,
Markus

PS: Auf meiner Homepage werde ich neue Seminare frühzeitig ankündigen!

Scary Honesty

Wieviele Königsklassen gibt es eigentlich in der GFK?

– Antje T.

Vor ein paar Tagen kam mir der Gedanken ‘ich kann GFK’.

Ich hab mir ein paar Seminarbeschreibungen angesehen und dachte mir, das reizt mich nicht, das kann ich schon, das da könnte ich selbst unterrichten…und dabei hab ich ein bißchen aus dem Blick verloren, worum es bei der GFK eigentlich geht.

Heute habe ich jemanden den ich sehr lieb habe eine eMail geschrieben. Und ich habe gemerkt wie verdammt schwer es ist, wirklich ehrlich zu sein. Nein, schwer trifft es nicht…ich habe gezittert vor Angst, jedes Wort auf die Goldwage gelegt und jede Formulierung dreimal überprüft.
Am Ende habe ich nicht genau das geschrieben, was ich gerne geschrieben hätte – ich hatte zuviel Angst vor dem, was meine Worte vielleicht auslösen könnten. Ich hätte gerne geschrieben wie sehr ich diese Person lieb habe, wieviele meiner Bedürfnisse durch die Nähe zu ihr erfüllt werden und wieviel Angst ich davor habe,  sie aus den Augen zu verlieren, so sehr dass es mir den Magen umdreht wenn ich an Abschied denke.

Und ich habe es nicht so geschrieben. Ich habe es zurückhaltender formuliert, weil mir die Freiheit meines Gegenübers wichtig ist und ich sie nicht einschränken möchte. Weil genau jene Angst mich beherrscht hat, und die Ehrlichkeit, das auszusprechen vielleicht zu dem führen würde, was ich fürchte – Rückzug, Beziehungsabbruch. Sagt mir mein Kopf.

Scheiße nochmal, ich gehe diesen Weg jetzt fünf Jahre und habe viele harte Gespräche hinter mir. Und noch immer gibt es Situationen die mir so essentiell erscheinen dass ich eine Woche für fünf Zeilen eMail benötige.

Seit ein paar Monaten trainiere ich Shotokan-Karate. Im Karate-Do zeigt die Silbe ‘Do’ an, dass es ein lebenslanger Weg ist. Kein Mensch auf diesem Planeten kann perfekt Karate, jeder Karateka lernt dazu bis er im Rollstuhl sitzt. Und ist immer wieder konfrontiert mit Phasen, in denen es nicht vorangeht und er denkt, er wird immer schlechter, einfach weil die Aufmerksamkeit immer mehr geschult wird. Was man früher gar nicht bemerkt hat wird plötzlich unüberwindbar.

Ich beginne zu begreifen, was das für meinen Weg mit der GFK bedeutet. Und ich beginne zu akzeptieren, dass mir Zugehörigkeit, Anerkennung, Liebe und Gemeinschaft so wichtig sind, dass es sich wie sterben anfühlt, wenn diese Bedürfnisse bedroht scheinen.

Ich möchte gerne dahinkommen, diese Bedürfnisse als Geschenke für andere Menschen zu betrachten, nicht als Bürde. Manchmal klappt das besser, momentan bin ich Lichtjahre davon entfernt. Ich würde dieser Person gerne so ehrlich schreiben, wie ich es mich hier traue. Würde mich gerne ehrlich mit allem zeigen, was in mir lebendig ist und schauen, wie die Antwort aussieht und wie ich mit ihr umgehe. Für mich entspricht das ungefähr der Prüfung zum dritten Schwarzgurt in Giraffe.

Vielleicht liest du das hier ja zufällig eines Tages und fühlst dich angesprochen.
Und vielleicht werde ich mich irgendwann trauen, radikal ehrlich zu sein zu den Menschen die mir wirklich etwas bedeuten.

Markus

Buchempfehlung: Gewaltfreie Kommunikation in der Mediation

Hallo Ihr Lieben!

Wenn man sich im Bücherregal der Gewaltfreien Kommunikation umschaut, findet man inzwischen eine große Fülle an Literatur zu dieser fantastischen Errungenschaft. Ist man mit der Methode und den Möglichkeiten der GFK noch nicht allzu vertraut, kann man auch die meisten Bücher bedenkenlos erwerben und studieren.
Irgendwann kommt die fortgeschrittene Giraffe aber an den Punkt, wo sie die 4 Schritte auswendig kann, ein Vokabular an Gefühlen und Bedürfnissen beherrscht, das für den Alltag ausreicht und sich fragt, ob das schon alles ist.
Meine Erfahrung ist, dass sich viele Bücher wiederholen und die immer gleichen Grundlagen darlegen, ohne wirklich etwas neues zu bieten. Aber zum Glück gibt es inzwischen auch einige Titel, die sich an fortgeschrittene und professionelle Anweder richten und auch für alte Hasen bzw. Giraffen noch interessantes beinhalten.

Zu diesen Büchern zähle ich auch „Gewaltfreie Kommunikation in der Mediation“.
Die gut 150 Seiten enthalten 13 Artikel aus verschiedenen Bereichen die mal an einem speziellen Punkt in die Tiefe gehen (z.B. Visualisierung von Emotionen) und mal in die Breite (Übersicht über Restorative Circles, Soziokratie). Dieser abwechslungsreiche Mix hat mich sehr angesprochen und ich denke, dass das Buch durch die verschiedenen Themen und Herangehensweisen auch für eine größere Zielgruppe als profesionelle Mediatoren interessant ist.
Der Schreibstil ist je nach AuthorIn mal locker und humorvoll (z.B. Al Weckert über den Umgang mit schwierigen Gefühlen), mal deutlich vom Bussiness Kontext geprägt (z.B. Helga Weiß über Organisationsentwicklung). Das ganze durchzieht ein klarer Pragmatismus, immer wieder geht es um die Frage, wie man das ganze anwenden kann. Dazu passende Fallbeispiele, Übungen und Anregungen können benutzt werden, um das eigene Repertoire zu erweitern.
Weiterhin fällt mir positiv auf, dass das gesamte Buch genderbewußt verfasst wurde, zumindest bei den VerfasserInnen ist angekommen, dass es nicht nur Männer auf der Welt gibt.
Gewaltfreie Kommunikation in der Mediation bekommt von mir glatte fünf Sterne und eine eindeutige Kaufempfehlung für jede, die als Multiplikatorin unterwegs ist.

 

Markus

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