Ringelingeling!
Hallo, Welt!
Heute ist mir ein fantastisches Modell über den Weg gelaufen, das ich unbedingt mit Euch teilen möchte. Die AutorInnen Susan Silk und Barry Goldman versprechen, dass man nie wieder im Fettnäpfchen landet, wenn man sich an die hier beschriebene Ring-Theorie hält.
Beispiel:
2013 rief mich meine Mutter an und sagte zu mir am Telefon, „der Krebs ist zurück. Ich muss noch mal operiert werden, aber sie wissen nicht, ob sie alles weg kriegen. Da ist nicht mehr viel, wo sie schneiden können.“
Ich versuchte ihr Empathie zu geben und Mut zuzusprechen. Zu dieser Zeit hatte ich gerade Kaffeebesuch von meinem Ex-Mann. Schon während des Telefonats hatte er versucht, mir etwas zu sagen. Als ich dann auflegte, überschüttete er mich mit Informationen. „Ich weiß alles über Krebs. Sie muss ihre Ernährung umstellen. Sag ihr, sie soll Vitamin D nehmen. Hoch dosiert. Und grüne Smoothies trinken.“ Er erzählte mir alles über Victoria Boutenko, die angeblich die grünen Smoothies erfunden hat, und gab mir gleich noch ein halbes Dutzend Rezepte an die Hand. Erschöpft habe ich irgendwann abgewunken und ihn gebeten, die Luft anzuhalten. Meine Mutter wurde zu dem Zeitpunkt schon zwei Jahre künstlich ernährt und alle Tabletten wurden gemörsert. Kein Gedanke, dass sie anfangen würde, grüne Smoothies zu trinken und Vitamin D zu nehmen, es sei denn, ihr Hausarzt würde das empfehlen. Und mir hatte diese Lawine an Infos auch nicht geholfen.
Diese Situation fiel mir ein, als ich heute den Text über die Ringe-Theorie las. Ach, hätte der Ex das doch damals schon gekannt! Oder ich selbst in hundert anderen Situationen! Dann hätte ich einem Haufen Leuten viel Kummer erspart.
Und so funktioniert es:
Denke Dir den/die Betroffene(n) in die Mitte eines Kreises. Wer gerade einen geliebten Menschen verloren hat, vor der Scheidung steht, eine schreckliche Diagnose anhören musste oder seinen Arbeitsplatz verloren hat, braucht Empathie. Empathie fließt also von außen zu diesem Menschen. In weiteren Kreisen stehen die Personen, die dem/oder der Betroffenen am nächsten sind, vielleicht der Partner, die Partnerin, das Kind, die Eltern. Sie geben Empathie REIN. Wenn sie selbst mit eigenen Themen berührt sind (die Mutter hat selbst Krebs/die Partnerin ist auch von Arbeitslosigkeit bedroht), geben sie das nicht in die Mitte, zu der betroffenen Person, sondern suchen sich jemanden aus einem Kreis, der weiter außen liegt. Egal ob Freund, Kollegin, Nachbar oder flüchtige Bekannte – wir alle stehen in „Abstandsringen“ zum Betroffenen. Machen wir uns klar, was unsere Position ist. Sind wir innen oder außen? Sind wir dichter dran am Betroffenen als unser aktuelles Gegenüber? Dann wissen wir, in welche Richtung wir „müllen“ können. Müllen ist dabei gar nicht negativ gemeint. Es geht um die Dinge, die wir gern loswerden würden. Unsere Ratschläge, unsere Wut, unsere Verzweiflung, vielleicht unsere Angst. All das werfe ich nicht auf den Menschen, der ohnehin gerade schwer zu tragen hat, sondern ich gebe es weiter zu Leuten, die nicht so dicht dran sind wie ich.
Was mein Beispiel angeht: Ich war ziemlich sicher dichter an meiner Mutter als mein Ex-Mann, der sie 18 Jahre nicht gesehen hatte. Also wäre ich dran gewesen, Empathie zu bekommen. Mein Ex-Mann wiederum hätte sich bei seiner Frau auskotzen können, die meine Mutter nicht kennt.
Die Zeichnung kommt heute an meinen Kühlschrank. Hoffentlich habe ich sie das nächste Mal präsent, wenn jemand in meinem Dunstkreis Empathie braucht.
So long!
Ysabelle