Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

In freier Wildbahn

Hallo, Welt!

Es herbstelt. Da ich ja in einer Hafenstadt lebe, ist jetzt die Zeit, in der die Boote wieder nach Hause kommen und nach und nach aus dem Wasser geholt werden.
Ich ärgere mich dann öfter, wenn die Bootsbesitzer ihre Autos auf dem Bürgersteig parken, um nur keinen Schritt zu viel mit den Proviantkisten, dem Segelzeug und den Sitzkissen zu machen, die über Winter nicht an Bord bleiben sollen.

Heute beobachtete ich, wie ein Mann Sachen von (s)einem Schiff zum Auto trug. Es türmte sich in seinen Armen. Bei seinem nächsten Gang konnte er wieder kaum über den Stapel hinwegschauen. Dann kam eine Frau an Deck. Mit einem deutlichen Dialekt, den ich für Schweizerisch hielt, sprach sie den Mann an. Es ging anscheinend um Kleidung, die er auf dem Arm trug. „Das sind gute Sachen!“ Mehrmals und eindringlich betonte sie mit zunehmender Lautstärke, dass es sich um gute Sachen handelte. Schließlich hörte ich ihn sagen: „Ich lege das vorsichtig als oberstes, ok? Gut, dass Du mir das sagst!“

Ich war so überrascht, ich wäre fast über Fontanes Hundeleine gestolpert! Was habe ich in diesem Hafen nicht schon alles gehört! Im vorigen Frühjahr beoachtete ich ein Paar beim Ablegen ihres Segelbootes. Anscheinend sollte es in den Urlaub gehen. Der Mann schnauzte die Frau so zusammen, wenn mir das passiert wäre, ich hätte gefordert, dass er unverzüglich anlegt und wäre von Bord gegangen. Schiffe sind eine Welt für sich. Der Kapitän oder die Bootsfrau hat immer Recht, und das wird gegebenenfalls auch mit Brüllen durchgesetzt. Auch ich wurde hier schon ganz „schön“ angefaucht, das ist jetzt allerdings schon fast ein Vierteljahrhundert her, aber trotzdem unvergessen.

Und nun dieses Paar. Die Frau mit dem Dialekt … war sie eine erfahrene Seglerin? Beide waren mindestens in meinem Alter. Die Ruhe und die Freundlichkeit, mit der der Mann auf die immer dringender werdenden Worte der Frau reagierte, rührten an meine Sehnsucht nach respektvollem und wertschätzendem Umgang miteinander. Ein Teil von mir wollte zurückgehen zu dem Mann, der vorsichtig den Stapel Zeugs im Auto verstaute. Gern hätte ich ihm gesagt: „Danke, dass Sie hören konnten, wie besorgt ihre Begleiterin um die Sachen war. Danke, dass Sie so freundlich und einfühlsam bleiben konnten, als sie immer lauter wurde.“ Vielleicht gibt es ja doch noch ein bisschen Hoffnung in Sachen Wertschätzung, Gehört werden und Verbindung in dieser Welt. Diese kleine Beobachtung jedenfalls hat mich wieder an meinen Traum erinnert …

So long!
Ysabelle

In der Hundeschule … mal wieder …

Hallo, Welt!
Beruhigend festzustellen, dass ich immer noch dazu lerne …
Gestern Morgen bekam ich um 6:54 Uhr eine Nachricht in einem Whatsapp-Faden:

Guten morgen, heute treffen wir uns in der Hundeschule 😉
LG, Person XY

Ich schrieb um 7:32 Uhr zurück:

…..
Leitet (die Leiterin) das Training?

Um 8:17 Uhr meldete sich noch eine weitere Person, dann war Schweigen in dem Faden.
Ich ging zu um 17 Uhr zum Training in die Hundeschule, grummelnd und unzufrieden, weil ich gern vorab gewusst hätte, wer das Training leitet.

Vor Ort waren Person XY und vier bis fünf HundehalterInnen, die sonst auch bei dieser Gruppe mitwirken. Ich sagte: „Ich habe heute Morgen eine Whatsapp Nachricht bekommen und daraufhin um 7:30 Uhr gefragt, wer heute das Training leitet. Darauf habe ich keine Antwort bekommen. Person XY entgegnete: „Ich war bei der Arbeit und konnte nicht antworten.“
Ich: Nun, die Leitung der Hundeschule hätte ja zwischen halb acht und 17 Uhr mal antworten können.

Person XY: „Die arbeitet auch. Aber du musst ja nicht mit trainieren, wenn es dir nicht passt …“

Da rang ich schon mühsam um Beherrschung und kriegte nur noch ein „Darum geht es überhaupt nicht“ heraus.

Die nächsten zwei Stunden war ich damit beschäftigt, mich über die Reaktion von XY zu ärgern. Warum sie meine Frage als Ablehnung von sich selbst interpretiere … wieso ich nicht einfach eine Antwort haben kann … Ich bin doch nicht verantwortlich dafür, wie andere Leute meine Frage hören … grummel grummel, groll groll …

Als ich dann den Hund nach Hause gebracht hatte, schnappte ich mir eine Tasche und ging noch mal ins Büro. Auf dem Weg dorthin fragte ich mich freundlich, warum ich denn nun so an dieser Antwort zu kauen hatte. Ich kam also endlich weg von Person XY und ihrer Reaktion hin zu MIR und meiner Befindlichkeit.

Zunächst mal habe ich mich gewundert, dass diese „läppische Szene“ so viel Energie für mich hat. Was waren meine Bedürfnisse, als ich morgens die Nachricht abschickte? Klarheit und Wahlfreiheit. Als über Stunden keine Antwort kam, ging es auch um Respekt und Wertschätzung für mich als Kundin. Ich habe eine (berechtigte …) Frage und darf eine Antwort haben. Immerhin handelt es sich um ein Wirtschaftsunternehmen, mit dem ich einen Vertrag habe. Die Antwort „du musst ja nicht mit trainieren, wenn es dir nicht passt …“ erfüllte nicht meine Bedürfnisse nach Respekt, Wertschätzung und Gesehen werden. Statt mich also für meine Bedürfnisse einzusetzen, habe ich meinem Gegenüber die Schuld zugeschoben: Person XY „hört“ falsch, ist zu empfindlich, hat keinen Respekt.

Nachdem ich so weit gekommen war, dämmerte mir allmählich: Person XY hatte vollkommen Recht! Ich brauche kein Training mitzumachen, das mir nicht gefällt, oder das bei mir Wünsche offen lässt. Aber den Mut zu sagen, das Training bei der Leitung gefällt mir besser als bei Person XY, hatte ich nicht.

So einfach war es auch nicht …
Ich mag das Training der Leitung. Ich glaube, dass diese Person sehr viel von Hunden versteht und im Kontakt spüre ich Wohlwollen und Akzeptanz für mich und meinen Hund. Ich bin aktuell wieder mal sehr eingebunden und es fällt mir schwer, Zeit für den Hundesport freizuschaufeln.

Meine Motivation ist ungleich höher, wenn ich weiß, ich trainiere mit einer Person, die mich und meine gewaltfreie Haltung bzgl. Hundeerziehung akzeptiert und die bereit ist, mich zu unterstützen, als mit einer Person, von der ich den Eindruck habe, dass sie mit Schimpfen und Strafen (Hund einsperren) reagiert, wenn ihr Hund nicht wie gewünscht reagiert.

Jetzt hatte ich mich schon durchgerungen zum Unterricht zu kommen, wohl annehmend, dass Person XY das Training leiten würde. Es ging also jetzt nicht mehr ums Gehen. Es ging um Gehört werden und um Wahlfreiheit. Meine eigene Ängstlichkeit hindert mich also daran, Dinge anzusprechen, die ich weniger als wunderbar finde, nämlich dass ich bei der Leitung den Eindruck habe, mehr Akzeptanz zu erleben, und dass ich mir das auch von Person XY wünschen würde. Warum ich das nicht ausgesprochen habe? Es geht mir um Gemeinschaft, Zugehörigkeit, Unterstützung und Schutz. Meine Haltung ist in dieser „normalen“ Hundeschule sowieso schon exotisch. Ich mag nicht noch mehr von mir zeigen.

Seufz.
Aber immer erst mal auf den anderen rumhacken.
Drei Stunden hat es gedauert, bis ich wieder bei mir angekommen bin. Immerhin BIN ich angekommen. GFK ist nichts für Weicheier, sagt Marshall. Wie recht er hat …

So long!

Ysabelle

Dankbarkeit 21.12.2017

Hallo, Welt!

Gerade bin ich über ein Filmchen gestolpert, in dem gezeigt wird, wie die Kauknochen für Hunde hergestellt werden. Ich schwöre, so was kommt mir nie wieder ins Haus. Dann kann ich Fontane ja gleich den Inhalt der Hausapotheke vermischt mit sämtlichen Badreinigern und abgeschmeckt mit Pflanzendünger eintrichtern. Gruselig! Ich bin den Leuten, die über solche Sachen aufklären, echt dankbar!

Gestern hat mal wieder die Kraft nicht gereicht, um noch einen Blogbeitrag zu schreiben. Ich hatte Dienst im Shop und während ich im Lager war, wurde hier zu Hause endlich der Weihnachtsgruß aus der Druckerei angeliefert, der am 15.12. eintreffen sollte. Voll genervt habe ich ab 19.00 Uhr die vorbereiteten Umschläge bestückt und bin um 20.30 Uhr die 25 km nach Haferflockenhausen gefahren, um die Post dort in den Nachtbriefkasten zu bringen. Als ich vor der gelben Kiste stand, sank meine Stimmung in den Keller. Letzte Leerung 20 Uhr. Nächste Leerung 15.30 Uhr. Und dafür diesen ganzen Aufriss! Ich war erst nach 22 Uhr zu Hause, restlos erschöpft. Die Fahrt hätte ich mir sparen können.

Heute Abend bekam ich eine Whatsapp-Nachricht von einem alten Freund, der hinter Hamburg wohnt. Oh Wunder! Er bedankte sich für den Weihnachtsgruß von mir. Huch! Da hat wohl vorige Nacht ein Heinzelmännchen ein Einsehen gehabt und den Briefkasten außerplanmäßig geleert. Danke, liebes Heinzelmännchen!

Heute Abend nun fand die Weihnachtsfeier meiner GFK-Übungsgruppe statt, die in der vorigen Woche wegen meiner Erkältung ausfallen musste. Wir haben sehr lecker gegessen und drei Stunden in sehr netter Runde verbracht. Wir haben diese Vertellis gespielt, von denen ich neulich schon berichtet hatte, und so war unser Tischgespräch alles andere als banal und gleichzeitig kurzweilig.

Morgen wird noch mal besonders stressvoll und an Heiligabend mag ich gar nicht denken. Blöderweise habe ich „hier“ geschrien, als es darum ging, die Aufgaben für den Weihnachtsabend zu verteilen. Jetzt bin ich dran, den Puter zu füllen und zu braten und für die Fischplatte als Vorspeise sorge ich auch noch. Blöde Idee. Aber danach habe ich zwei Tage „frei“, bis es dann wieder in die Tretmühle geht. Hoffentlich hat sich bis dahin die Erkältung verabschiedet. Ich bin es leid, lauter zu bellen als mein Hund.

So long!

Ysabelle

Dankbarkeit 16.12.2017

Hallo, Welt!
Ein Tag, der es in sich hatte, liegt hinter mir. Bis auf einen Mittagsschlaf war ich wieder auf den Beinen, aber ich merke schon, dass das noch recht wackelig ist. Weil ich wusste, dass ich einen langen Abendtermin hatte, habe ich mir mittags viel Zeit mit Fontane genommen. Er hat nun auch noch seinen letzten Ball verspielt und ohne vorheriges Kommando einen unsichtbar versteckten Futterbeutel gefunden. Nach über einer Stunde auf der Docke zog es mich dann Richtung Bett. Wie so oft begleitete er mich ohne Leine Richtung Deichtor. Und dann …
… sah ich links von mir zwei Menschen und einen kleinen Hund, Format Jack Russell. Fontane löste sich von mir und lief rüber zu den Leuten. Ich kriege die Reihenfolge nicht mehr sortiert, ich glaube, deren Hund war erst frei und wurde dann angeleint und dann noch mal wieder freigemacht, um wieder angeleint zu werden. Das würde ich aber so nicht beschwören.
Die Leute riefen mir zu, „ist das ein Rüde?“, und als ich bejahte, sagten sie, „oh, unsere Hündin wird demnächst läufig.“ Ich ging weiter durch das Gatter den geteerten Weg zur Deichkrone hoch und rief den Leuten sinngemäß zu, „der Hund ist sehr auf mich fixiert, wenn er sieht, dass ich weggehe, kommt er nach.“ Mir war total klar, dass es überhaupt keinen Sinn hatte, Fontane jagen zu wollen. Das hätte er nur für ein tolles neues Spiel gehalten.
Als ich immer noch rufend über die Deichkrone verschwand, Leckerli in der Hand für den Rückkehrer, kam Fontane tatsächlich angeschossen, aber bevor ich ihn auch nur greifen konnte, hatte er sich das Leckerli geschnappt und rannte den Weg zurück zu dem Hundemädchen. Dann hörte ich die Leute unten rufen/schreien, und dachte, da gehste besser mal schnell hin. Schon auf 50 Meter Entfernung wurde ich lautstark „angefeuert“, mich schneller zu bewegen. Ich möchte dazu sagen, es gab für keinen der Beteiligten zu keinem Zeitpunkt eine echte Gefahr. Weder hatte Fontane versucht, jemanden zu beißen noch war er aufgeritten, zumal die Leute die kleine Hündin zwischendurch immer auf den Arm nahmen. Da tobte ein junger Hund begeistert um eine Hündin herum, die „demnächst“ läufig werden würde.
Die Beschimpfungen des Mannes wurden heftiger und in seiner Wut versuchte er ständig, Fontane zu treten. Als wir nur noch etwa fünf Meter voneinander entfernt waren, gelang es mir mit ruhiger Stimme zu sagen: „Ich möchte Sie bitten, nicht mehr nach dem Hund zu treten. Mir ist klar, dass Sie in Sorge um Ihre Hündin sind, aber bitte treten Sie nicht mehr nach meinem Hund.“ Den folgende Wortschwall mit einem Mix aus „asozial“ „unverantwortlich“ und ähnlichen Attributen konnte ich besser ertragen als seine Versuche, mit Fontane zu kicken. Zum Glück war der Hund viel schneller als der Mann.
Es gelang der Frau und mir, die kleine Hündin als „Lockmittel“ zu benutzen, Fontane heranzulotsen und ihm die Leine anzulegen. Dann trennten sich unsere Wege. Der Mann schimpfte nach wie vor in meine Richtung. Ich rief ihm zu (völlig überflüssig, ich weiß!), „Der Hund geht in die Hundeschule, aber er ist noch zu kein, um das zu können. Er ist erst anderthalb!“. Ich erinnere noch zwei Sätze von der Frau, „kannst du jetzt mal aufhören“ und „können wir jetzt mal in Ruhe weiter gehen“. Fontane war von allem total unbeeindruckt, aber ich war so fertig, dass ich anschließend erst mal meinem Hunde-Coach Marion in den Telefonhörer weinen musste.
Wofür bin ich dankbar? Dass ich auch in dieser für mich wirklich belastenden und beängstigenden Situation in der Lage war, den Mann empathisch anzusprechen und seine Besorgnis um die eigene Hündin zu sehen, die ihn dazu brachte, sich so zu verhalten. Ich habe mich wirklich durchgängig in „der Haltung“ wahrgenommen, trotz meiner Not.

Zum Zweiten möchte ich den Beistand feiern, den ich durch Marion hatte. Zumindest konnte sie meine Aufregung und meine Besorgnis nachvollziehen, auch wenn Schimpfen auf einen der Protagonisten nicht mehr das ist, was MICH wirklich ent-lastet. Aber es ist wunderbar, jemanden anrufen zu dürfen und für das eigene Verhalten Wohlwollen zu finden. Ein „was lässt du ihn auch ohne Leine laufen“ hätte die Situation nicht besser gemacht. Wir sind jetzt zum Rückruf-Training verabredet.

Achtung, Vegetarier und Veganer, wegsehen!
Nach diesem Stress bin ich ins Bett gekippt und habe mir einen Wecker gestellt, denn abends stand noch eine Veranstaltung bevor. Meine langjährigen Tageseltern hatten zur Feier ihrer Goldenen Hochzeit eingeladen. Die Tische bogen sich auf norddeutsche Art. Hochzeitssuppe, viererlei Fleisch, Rotkohl, Roenkohl, frischer Blumenkohl mit brauner Butter, Erbsen- und Wurzelgemüse, Kartoffeln, Kroketten, braune Sauce, und hinterher noch Eis mit heißen Kirschen.

Es war tatsächlich eine Veranstaltung „in Familie“, zwei Töchter und Ehemänner, vier Enkel zwischen 17 und 24 mit ihren jeweiligen PartnerInnen und einige wenige alte Freunde. Und dazwischen: Mein Sohn, seine Frau und ich. Da war er auf einmal (wieder) genau so Kind wie vor 30 Jahren. Zwischendurch realisierte er, dass eine seiner Ziehschwestern demnächst Silberhochzeit feiern würde. „Jetzt fühle ich mich alt!“, meinte er entsetzt.

Einer der Schwiegersöhne unterhielt mich den ganzen Abend. Wir hatten uns annähernd 20 Jahre nicht gesehen. Erstaunlich, wie jemand den ganzen Abend erzählen kann, ohne einmal wirklich in Kontakt mit dem Gegenüber zu gehen. Nicht dass ich mich gelangweilt hätte. Aber auf Dauer finde ich Aussagen zu Autos, Hundeerziehung, Fahrleistungen und ähnliches doch ziemlich unverbindlich. Das mag seinen Sinn haben, ich hätte tatsächlich gern mehr von meinem Gegenüber erfahren. Kurze Blitzer gab es, aber vielleicht war auch die Situation am Tisch nicht allerbestens geeignet, um tiefer zu gehen …

Ich bin heute dankbar für dieses mühelose Anknüpfen an Familienbande. Wir gehörten wirklich dazu, und das fühlte sich wunderbar an. In einer Zeit, in der sich meine eigene Familie mehr und mehr dezimiert, habe ich dieses Eintauchen in drei intakte Ehen, vier „gelungene“ Kinder und das freundliche herzliche Miteinander inklusive schiefem Ständchen und Ehrentanz für das Jubelpaar zutiefst genossen.

So long!
Ysabelle

Drehohren …

Hallo, Welt!
Heute Morgen zum Ende der Hunderunde überquerte ich die Straße, um zum Bäcker zu gehen. Wir haben hier in der Stadt eine zweispurige Straße, in deren Mitte ein künstlicher Wasserlauf angelegt wurde. Entlang dieses „Fleth“ gehen beidseitig schmale Spazierwege und über den Wasserlauf führen kleine (glitschige) Holzstege.
Ich kam also über die Straße auf den Grünstreifen am Wasserlauf und wollte einen Steg nutzen. Von dort kam mir ein Mann mit einem schwarzen Hund entgehen, vielleicht ein Labrador. Der große Hund bellte, zog an der Leine in unsere Richtung. Wir standen vielleicht vier Meter entfernt. ICH stand. Fontane an der Leine. Er hatte schon Interesse, zu dem anderen Hund zu gehen, aber ich war stehen geblieben.

Der Mann versuchte auf verschiedene Arten, seinen Hund zu stoppen. Er riß ihn hoch, er nahm den Vorderkörper in den Arm, der Hund zog heftig und bellte weiter. Ich dachte, „gleich versucht der Mann ne Alpharolle“ (ein Versuch, den Hund zu „unterwerfen“). Das Intermezzo dauerte vielleicht 20 Sekunden. Der fremde Hund war sehr aufgeregt und bellig, der Mann genervt und gestresst. UND DANN blaffte er mich an: „Und Sie gehen auch noch auf meinen Hund zu!“
Ich war total perplex, denn ich stand ja wie angewurzelt mit zugegeben recht langer (ca. 1,50 m) Leine, aber einem stillen Hund, der sichtlich interessiert das Geschehen verfolgte. Dann sagte ich, „aber ich bewege mich doch gar nicht!“
Mit giftigem Blick riss der Mann seinen Hund an sich und zog den Widerstrebenden von mir aus nach rechts den Weg entlang.

Ich war fassungslos und entzückt zugleich. Was für ein schönes Beispiel für die berühmten Drehohren: . Vor allem Wolfsohren haben ja die Eigenschaft, sich superschnell zu drehen. „Du bist Scheiße • Ich bin Scheiße“Und es war offensichtlich, dass der Mann zunächst sich und den Hund Scheiße fand (wieso kriege ich dich Mistvieh nicht gebändigt? Verdammt!). Und dann hatte er in mir einen Schuldigen gefunden. HA! „Sie gehen auch noch auf meinen Hund zu!“ Also ich hatte seinen Hund provoziert. Oder die Nähe zu meinem Hund war zu viel für seinen, und das war meine Schuld … gut, dass wir das geklärt hatten!
Diese Drehohren-Nummer kenne ich von mir zur Genüge. Zuerst kommt immer das Schulddenken. Irgendetwas funktioniert nicht oder etwas ist kaputt gegangen oder etwas wurde vergessen und mein Trüffelschwein-Gehirn sucht als erstes einen Schuldigen. Falls er meint, dass ich es bin, projiziert es die Schuld schnell auf jemand anderes. „Aber XY hat das da liegen lassen, und deshalb konnte der Hund das zerkauen …“
Wenn ich mich dabei ertappe, grinse ich inzwischen. So viele Jahre Konditionierung auf Richtig oder Falsch lassen sich eben auch mit zehn Jahren intensiver Anwendung von GFK nicht ausbrennen. Und das heute Morgen war ein Paradebeispiel. Schade, dass keine Kamera lief!

So long! Ysabelle

Dankbarkeit 5. Dezember 2017

Hallo, Welt!
Der Blick auf den Tag verändert sich im Dankbarkeitsmonat. Ständig prüfe ich, was denn geeignet wäre, um es hier zu feiern. Heute sind es ein halbes Dutzend kleiner Erlebnisse.
Der Drucker-Techniker war da. Wie schon mal vor fünf Wochen. Damals hat er den Riemen ersetzt, der den Kopierschlitten hin- und her zieht, aber schon zehn Tage später war er wieder kaputt. Und diesmal dauerte es drei Wochen, bis er den Weg hier raus gefunden hat. Er hat also das Ersatzteil erneut getauscht. Die neuere Version ist aus anderem Material und die Metallspange, die den Riemen zusammenhält, ist größer. Ich bin ja mal gespannt, was die Firma mir dafür auf die Uhr schreibt … Aber das Wichtigste: Ich kann wieder kopieren und das Ding piept nicht mehr ständig.

Fontane und ich waren heute beim Agility. Es waren keine (Hunde-) Damen außer einer sehr erfahrenen Yorkshire-Lady anwesend, und auf einmal konnte sich der Herr konzentrieren und 20 Hoopers auf Kommando laufen. Hoopers – das sind Bögen, die in einem Gestell stecken und die Hunde laufen drunter durch. Also ich war richtig stolz auf ihn!

Bei unserem Mittagsspaziergang habe ich zwei Mal einen Futterbeutel mit Leckerlis versteckt und Fontane hat ihn gefunden. Bin ich dafür dankbar? Na ja …, es freut mich. Solche Spiele tragen mit dazu bei, dass ich im Hier und Jetzt bin. Und dafür bin ich tatsächlich dankbar.

Zum Mittagessen gab es heute Sauerbraten, für mich gekocht von meinem Schlachter. Ich käme nicht im Traum auf die Idee, für mich allein Sauerbraten zu machen. Deshalb ist es umso schöner, wenn ihn einer so kocht, wie ich ihn am liebsten mag. Im Nachhinein fällt mir gerade auf: Rotkohl wäre dazu prima gewesen. Schade, dass ich da nicht früher drauf gekommen bin. Aber es hat auch so gereicht.

Das Schönste: Ich habe heute einen ganzen Haufen Rechnungen bezahlt. Und das Geld war da. Obwohl die Gehälter abgegangen und in den vergangenen Wochen heftige Ausgaben zusammengekommen sind, konnte ich alles vom gedeckten Konto begleichen. Das fühlt sich einfach wunderbar an. Und es bleibt sogar noch etwas übrig, um für unser Lager eine Heizung zu bestellen. UND! Ein Freund wird sie für mich anmontieren. Das Leben ist schön!

So long!
Ysabelle

Dankbarkeit 3. Dezember 2017

Hallo, Welt!
Eben habe ich mir mit dem Hund eine Scheibe Gouda geteilt. Ich saß auf einem kleinen Hocker/Tritt sozusagen auf Augenhöhe und habe von der halben Scheibe kleine Stücke abgerissen und ihm gefüttert. Mit jedem Bissen habe ich ihm gesagt, was er für mein Leben bedeutet. Wie beschenkt ich mich durch seine Anwesenheit fühle, wie er meine Tage bereichert, wie schön es ist, morgens mit ihm eine Runde zu drehen, wie sehr ich es schätze, dass er inzwischen „tauscht“, also Beute gegen Leckerli wieder hergibt … nach dem fünften oder sechsten Brocken liefen die Tränen, ich konnte das Glück körperlich spüren.
Es ist mir ein wichtiges Anliegen, meine Dankbarkeit gegenüber den Menschen auszudrücken, mit denen ich zu tun habe. Dazu zählen meine MitarbeiterInnen, Hunde- und KatzensitterInnen, der Tierarzt und die Bäckereifachverkäuferin, die Mitarbeitende beim Steuerberater oder neulich die Frau bei der Firma, die meine Telefonleitung in Ordnung bringen soll.
In meiner Wahrnehmung erlebe ich nicht viel Dankbarkeit in meinem Umfeld. Gestern erreichte mich eine Mail, die ich als absolute Ausnahme besonders feiern möchte.

deine persönliche Ansprache hat mich sehr berührt. Ich fürchtete schon, so viel von mir zu zeigen. Aber als ich las, dass du mit vielem, von dem, was ich schrieb, im Herzen mitfühlen kannst, brach ich vor meinen kleinen Kindern spontan in Tränen aus. Sie schauten mich ganz erstaunt an und ich erklärte ihnen, wie glücklich es mich gemacht hat, zu hören, dass du mit mir mitschwingen kannst, und dass man auch weinen kann, wenn man glücklich ist.

Das konnte ich so gut nachfühlen, denn ich weine häufiger, weil ich einfach so glücklich bin.

Im Auto habe ich gestern einen unbekannten Anrufer angenommen. Es war ein GFKler, den ich nicht persönlich, sondern nur per Mail kannte. Die Person hatte sich über eine Handlung von mir geärgert und sich entschieden, mich anzurufen, statt mir eine wütende Mail zu schicken. Es dauerte 15 Minuten und wir waren auf dem Weg, wirklich gute Freunde zu werden. Dass so etwas gelingen kann, erfüllt mich mit Freude und Dankbarkeit. Das Rezept: Sich wirklich aufrichtig zuhören. Sich mit dem eigenen Herzen verbinden und mit dem des anderen … Wie wunderbar, dass ich dieses Medikament immer häufiger im Zugriff habe!

So long!

Ysabelle

Fremdschämen

Hallo, Welt!
In letzter Zeit sind mir wieder so viele Situationen untergekommen, in denen ich dachte, „das wäre jetzt was für den Blog“, aber bis ich an den Rechner kam, gab es schon wieder so viele neue Impulse, dass ich dann doch nicht zum Schreiben kam. Heute habe ich dann mit schiefem Grinsen quittiert, dass es mal wieder höchste Zeit ist. Der Auslöser war … Fontane.

Mein Pudel ist jetzt 15 Monate alt und voll in der Pubertät. Anders als sein Bruder ist er nicht kastriert. Bei seiner großen Operation haben die Ärzte davon abgesehen, der verbliebene Hoden sorgt dafür, dass das umliegende Gewebe einigermaßen straff bleibt.

Das führt nun dazu, dass er Hundedamen jeglichen Alters sehr, sehr spannend findet. Überhaupt ist er ziemlich aufdringlich. Ständig versucht er aufzureiten und bedrängt auch andere Hunde, die sich nicht klar positionieren.

Heute nun hat die Trainerin eine „Schocktherapie“ angekündigt. Als Fontane wieder eine sehr schüchterne Hündin bedrängte, holte sie einen Pappbecher mit Wasser und kippte ihm den mit Schwung ins Gesicht. Zumindest bei mir hat die Schocktherapie gewirkt. Ich bin noch immer geschockt. Das ist keine gewaltfreie Hundeerziehung. Denn in der gewaltfreien Hundeerziehung geht es immer und ausschließlich nur darum, erwünschtes Verhalten zu bestärken, aber nicht zu strafen bei unerwünschtem Verhalten.
Fontane war kurz irritiert, aber geschockt schien er mir nicht. Das habe ich dann ja für ihn erledigt.

Während er so drängte und den Mädels hinterher rannte und sich mit den anderen Hunden anlegte, wurde mir mehr und mehr unbehaglich. Ich konnte mir wie bei einem Fernsehfilm zuschauen, wie sich meine Stimmung veränderte. Mein Hund machte etwas, was „nicht gut“ war. Kaum hatte er beim Agility zwei Hindernisse genommen, büchste er wieder aus und rannte zu den Mädels. Mir war das peinlich. Und ich erinnerte mich an diverse andere Situationen in meinem Leben, in denen ich mich fremdgeschämt habe, also Scham empfunden, weil andere sich nicht so verhielten, wie dritte es für richtig hielten.

Zunächst fielen mir da die endlosen Besuche in der Schule meines Sohnes ein. Er hatte dies gemacht, er hatte das gemacht. Einmal sagte ich am Telefon, „dann müssen Sie jemandem mit dem Daktari-Gewehr holen, ich bin in Hamburg bei der Arbeit und kann einfach nicht in zehn Minuten bei Ihnen sein.“

Wenn ich richtig tief in meiner Erinnerung grabe, dann habe ich mich auch für meine Mutter geschämt, die eine Zeit lang (vor 50 Jahren) ziemlich viel getrunken hatte und sich dann in der Kneipe weniger als wundervoll benahm.
Ich erinnere mich auch an Situationen, in denen ich mich für meinen Partner geschämt habe. Zum Beispiel, weil er sich nicht für ein Geschenk bedankt hatte, und der Schenkende jetzt gekränkt war. Oder weil mein Partner andere Menschen zuschwallte und überhaupt nicht merkte, dass diese mit dem Kopf ganz woanders waren. Meine Gefühle dabei: Unbehagen, Ängstlichkeit, Scham, Sorge und manchmal sogar Ärger. „Der/die blamiert mich“.

Bei Kind und Hund finde ich das noch immer ganz schwierig. Ja, es sind eigenständige Wesen, ein zwölfjähriger Junge kann vielleicht seine Affekte ebenso wenig steuern wie ein 15-monatiger Hund. Ich kämpfe also mit dem alten Glaubenssatz, dass ich für das Verhalten anderer Menschen verantwortlich bin. In diesem konkreten Fall auch für das Verhalten meines Hundes. Als ich dann vom Hundeplatz schlich, war ich echt genervt von mir. Neun Jahre Einzel- und Gruppentherapie und elf Jahre GFK und noch immer machen mir diese alten Muster zu schaffen. Es ist zum Mäusemelken. Die Trainerin meinte dazu nur abschließend: Jeder kriegt den Hund, den er verdient. (Da habe ich ja Glück, so einen wunderbaren Hund zu verdienen …)

Vielleicht gelingt es mir ja doch irgendwann, dieses Fremdschämen loszulassen … Es wird Zeit!
So long!
Ysabelle

Wagst du Widerworte?

Hallo, Welt!
Ich war mit Fontane auf Abendrunde und traf am Hafen auf einen Mann, mit dem ich vor über 20 Jahren mal kurzzeitig verbandelt war. Er begrüßte uns und sagte dann: „Endlich hast du mal einen, den du verwöhnen kannst und der keine Widerworte gibt …“
Das ist jetzt eine Stunde her und ich bin noch immer total verstört. Da hat der Herr aber bei mir einen großen Knopf gedrückt.

Der Duden schreibt dazu:

Rechtschreibungℹ
Worttrennung: Wi|der|wort
Beispiel: Widerworte geben
Bedeutungsübersichtℹ
ein gegen etwas gerichtetes Wort; Widerspruch
Beispiel
keine Widerworte!
Synonyme zu Widerwortℹ
Aber, Einspruch, Einwand, Einwendung, Gegenrede, Protest, Widerrede

Mich schickte die Aussage sofort auf eine Zeitreise. Zum einen überprüfte ein ängstlicher Teil, ob ich diesem Mann denn damals, 1996, womöglich Widerworte gegeben hatte. Und ein rebellischer Teil dachte, „tja, Frauen mit eigener Meinung bist du nicht gewohnt“.
Zum Glück musste ich das nicht austragen, sondern konnte mit meinem vierbeinigen Verlobten weiter ziehen.
Aber auf dem Rückweg ratterte es noch immer in meinem Kopf. Widerworte. Das wurde in meiner Ursprungsfamilie nicht selten mit Schlägen quittiert.
Zu Hause angekommen, ließ mich diese kurze Episode nicht los.
Widerworte. Wieso hat dieses Wort so einen speziellen Geschmack für mich? Es löst ganz andere Gefühle aus als „Einwand“ oder „Einspruch“. Widerworte implizieren, als hätte der andere Recht und wider besseres Wissen sage ich etwas anderes. Das Wort wird ausgeliefert mit den Urteilen „frech“, „impertinent“ und „aufsässig“, Etiketten, mit denen ich auch gern belegt wurde.
Widerworte sind also verboten. Sie sind unangemessen. Sie stehen mir nicht zu. Weil andere Leute Recht haben. Oder weil ich nicht das Recht habe, eine andere Meinung zu haben. So gesehen war meine Kindheit eine einzige Protestnote.
Zwei unterschiedliche Impulse konnte ich also bei mir feststellen, als der Mann diesen Satz aussprach. Zum einen wurden Angst und Scham ausgelöst, zum anderen Ärger und Wut. Und unter dieser Wut liegt keine Trauer, (wohl aber vielleicht Schmerz), sondern etwas Kraftvolles. Vielleicht gibt es da eine Verbindung zur Freude: Freude daran, dass ich selbst denken kann. Freude am meinem Widerspruchsgeist (dieses Wort löst eher Wohlbehagen aus, ich verbinde es mit Pipi-Langstrumpf-Energie). Freude daran, dass ich Dinge nicht ungefragt übernehme. Ermutigt wurde ich dazu nicht.
Gerade in den letzten Tagen hatte ich es mit einer konfliktgeladenen Situation zu tun. Es ist mir so wichtig, einen Weg jenseits von Richtig und Falsch zu finden. Ich will nicht auf eine Schiene, die zu Schuldzuweisungen und persönlicher Kritik führt. Und gleichzeitig steht mir diese verdammte Harmoniesucht – oder die Angst vor Konflikten – im Weg, für mich selbst einzutreten. Meine Berliner Kollegin Sangha hat versucht, mich ein bisschen zu coachen, und sie ermutigt mich, auch meine eigenen Interessen im Blick zu haben, ja für MICH an die erste Stelle zu setzen. Wenn ich mir das vorstelle, kommt sofort ein innerer Widerspruch: Das kannst du nicht machen. Das geht doch nicht. Nimm dich nicht so wichtig … was bildest du dir ein …
… und dann werde ich ganz traurig.
Ich glaube, die haben mir doch die Widerworte ganz gut ausgetrieben. Schade eigentlich.

So long!
Ysabelle

Willst du Recht haben …

Hallo, Welt!
Dieses Thema wird mich wohl bis ans Sterbebett begleiten. Gerade habe ich wieder so eine Situation erlebt und ich wüsste zu gern, was dahinter steckt.

Fontane ist Donnerstag operiert worden und es scheint, dass alles gut gegangen ist.
Eine Freundin hat mich zur Tierklinik begleitet und war sowieso in den vergangenen Wochen eine große Stütze für mich.
Schon im Wartezimmer hatten wir einige Aha-Erlebnisse mit anderen Hundehaltern, zwischen uns reichte ein Blick zur Verständigung. Dann kam die OP-Vorbereitung und schließlich traf der Professor ein, der Fontane dann operiert hat. Schon beim ersten Treffen fand ich ihn ja sehr sympathisch und zugewandt. Dieser Eindruck bestätigte sich auch dieses Mal. Er nahm sich Zeit, alle Fragen zu beantworten. Ich hätte mir lediglich von ihm den Hinweis gewünscht, dass er das minimalinvasiv operiert. Das konnte ich mir nämlich nicht vorstellen und erwartete jetzt einen invaliden Hund mit Riesen-Op-Narbe am Bauch. Pustekuchen. Drei kleine Schlitze in einem rasierten Umfeld, das war’s. Und Fontane wirkt agil wie zuvor und pinkelt erstklassig. Nur transportieren lässt er sich gerade schwer. Und die Tüte hasst er wie die Pest. (Einen geliehenen Kragen hat er bereits untauglich gemacht.)
Bei der Vorbesprechung hatten wir auch über Kastration geredet. Mein Haustierarzt befürwortete diesen Schnitt. Auf jeden Fall sollte der Hoden, den wir in der Bauchhöhle vermuteten, entfernt werden. Der Professor war auch der Ansicht, dass der nicht abgestiegene Hoden entfernt werden sollte, den anderen wollte er aber belassen. Ich „hörte“, es wäre besser für das Gewebe, und dichtete in meinem Kopf die Informationen dazu, die ich anderweitig aufgepickt hatte, nämlich dass eine Entfernung beider Hoden durch den veränderten Hormonhaushalt zu einer Schwächung des (bei Fontane ohnehin schon schwachen) Gewebes führen würde, und das wollen wir doch vermeiden.
Meine Freundin erwähnte dann in der Wartezeit, das sei ja eine interessante Information vom Professor gewesen, dass er den zweiten (intakten) Hoden nicht entfernen wolle, weil es an der Stelle nicht gut sei zu schneiden.

Ich war total perplex.
Das hatte doch der Professor gar nicht gesagt?! Mit letzter Kraft konnte ich dem Versuch widerstehen, gegen an zu argumentieren. (Schreibt man das so? Der Duden liefert mir dazu nichts). Meine Freundin sagte dann noch, „ich habe sehr genau zugehört, das kam im dritten Nachsatz, da warst Du wahrscheinlich … (mit anderen Aspekten beschäftigt/von deinen Gefühlen überwältigt, irgendwas in der Art).

Da war ich dann sauer, denn ich bilde mir viel auch meine Zuhör-Kompetenz ein. Und zu „hören“, „ich höre besser zu als du“, ging ja mal gar nicht.
Es gelang mir in dieser Situation, einfach mal die Klappe zu halten, aber die Sache ließ mich nicht los. Meine Gedanken kehrten immer wieder zu diesem Gesprächsfetzen zurück. Als ich Fontane Freitagnachmittag abgeholt habe, gab es ein Abschlussgespräch mit einer jungen Ärztin und ich konnte es mir nicht verkneifen noch mal nachzufragen. Sie konnte die Frage nicht beantworten, verwies mich an den Professor. Mein Drängeln brachte sie dann aber doch zu der Aussage, das könne sie sich nicht vorstellen, warum man in „diesem“ Gewebe keinen Schnitt machen könne oder solle. Ha! Ich hatte Recht.

Mittlerweile beschäftigt mich dieser alberne Gesprächsfetzen schon den dritten Tag. Zum Glück muss ich das nicht mit meiner Freundin austragen. Das erlebe ich schon mal als großen Fortschritt. Aber warum schüttelt mich diese kleine Situation so sehr?
Wie waren denn meine Gefühle, als meine Freundin ihre Sicht beschrieb?
Verwirrt, irritiert, durcheinander, angespannt.
Unerfüllte Bedürfnisse: Sicherheit, Selbstvertrauen (kann ich dem glauben, was ich „gehört“ habe?), Verbindung, Augenhöhe. Oh ja. Ich habe aus der Aussage meiner Freundin rausgehört, ich wäre ja das Dummerchen, und sie hätte gut aufgepasst und könne mir jetzt mal die Welt erklären.
Also ging es auch um Respekt, Wertschätzung und Anerkennung. Und Shared reality. Gemeinsame Realität. Du nimmst das gleiche wahr wie ich. Also auch so was wie Harmonie.
Puh.
Ich merke gerade, wie der Druck rausgeht. Es tut mir gut zu wissen, warum mich diese Szene so gebeutelt hat. Meine Freundin hat nahezu null GFK-Erfahrung und gleichzeitig erlebe ich sie als sehr unterstützend und hilfsbereit. Wenn dann in diesem schützenden Kokon was Unerwartetes (Nicht-GFK) passiert, wirft mich das anscheinend total aus der Bahn. Das habe ich tatsächlich in Verbindung mit ihr schon mehrfach erlebt. Zum Beispiel reagierte sie heute Morgen mit „Trost“, und für mich wäre Einfühlung top gewesen. Für mich geht es halt ohne GFK nicht mehr.
Ist doch schön, das alles rausgefunden zu haben.
War für Euch was dabei?

So long!
Ysabelle

An der Leine • Von der Leine

Hallo, Welt!

Bei unserem Rundgang heute Morgen kam es zu einer interessanten Begegnung. Aus 40 m Entfernung sah ich, wie eine Frau ihren Hund vor „meinem“ Bäcker anbinden wollte. Ein Haken war durch ein Fahrrad verstellt, also nahm sie den anderen. Ich kam, band Fontane hinter dem Fahrrad fest, gab ihm ein Leckerli und ging (knapp vor der Frau) in den Laden. Nachdem ich meine beiden Brötchen hatte, ging ich wieder raus, gab Fontane ein Leckerli, band ihn los und ging mit ihm weiter in die Richtung, wo der andere Hund angebunden war. Dieser zog in unsere Richtung, wedelte mit dem Schwanz, die Ohren waren entspannt. An straffer Leine ließ ich Fontane zur Begrüßung näher treten. Unmittelbar darauf kam die Frau aus dem Laden gelaufen und sagte – SINNGEMÄSS – eine Unverschämtheit, so dicht an ihren Hund zu gehen, das würde sich nicht gehören, ich solle sofort mit meinem Hund da weg gehen …

Glückliche Fügung, ich hatte meine Giraffenohren dabei und konnte einfühlend reagieren. Ich zog Fontane weiter weg und signalisierte, dass ich auf die Frau warten würde. Sie ging zurück in den Laden, schloss den Verkaufsvorgang ab und kam wieder raus. Sie wiederholte ihren Standpunkt, dass sie nicht möchte, dass andere Hunde ihrem Hund zu nahe kommen, der an der Leine ist und sich nicht verteidigen kann oder sein Revier schützen. Ich gab wieder, was ich von ihr gehört habe, dass es ihr Anliegen ist, ihren Hund zu schützen, und dass die Hunde sich nicht kennen, und ihr daher Sicherheit und eigener Raum für ihren Hund besonders wichtig ist. Mein Eindruck war, sie stutzte kurz. Dann sagte sie, schon immer noch mit einem dringenden Unterton: Danke, dass Sie nicht gleich zurückschimpfen. Aber trotzdem, ich will das nicht, dass ein anderer Hund meinem Hund so nahe kommt, wenn er hier angebunden ist. Ich entgegnete, „warum sollte ich Sie beschimpfen? Sie wollen doch nur Ihren Hund beschützen!“ Sie band dann ihren Hund los und ging weg, wie mir schien weniger ärgerlich als zuvor.

Ich werde mal bei meinen Hundefreundinnen nachfragen, was es denn da für ungeschriebene Gesetze gibt, die ich da mal wieder nicht gekannt habe.

Ich bin zufrieden damit, dass ich hier nicht auf die „klassische“ Diskussion eingestiegen bin und nicht einmal „ja, aber“ gesagt habe. Gleichzeitig habe ich so gut es möglich war, meinen Standpunkt vertreten, ohne den anderen anzugreifen.

In meiner liebsten Facebookgruppe kam es heute zu einem Streit, der sich an einem Begriff aus der Nazi-Zeit entzündete. Jemand aus der Gruppe wähnte sich durch einen Kommentar diffamiert und verleumdet, in die Nähe von Nazis und ihrem Gedankengut gerückt. Getreu meiner Fastenregel ist es mir gelungen, das inhaltlich nicht zu kommentieren. Einem Beteiligten habe ich eine große Dose Spontanempathie zukommen lassen, dem anderen habe ich sie angeboten. In mir ist gerade eine Freude, weil es mir gerade zwei Mal gelungen ist, mich nicht zu verwickeln. ich kann zurücktreten und meine Impulse kontrollieren. Ich muss also mich selbst nicht wieder einfangen, nur weil ich schon mal blind hechelnd los gelaufen bin. Ich empfinde diese Form der Selbstregulation als zutiefst beglückend. Und ich feiere meine wachsenden Fähigkeiten an dieser Stelle.

So long!

Ysabelle

Nehmen Sie bitte Ihren Hund zurück?

Hallo, Welt!
Heute der Termin in der Tierklinik beim Spezialisten für Nierenerkrankungen. Wir waren pünktlich da und ich konnte mit Fontane noch eine kleine Runde durchs Wäldchen vor der Tür der Klinik drehen. Auf dem Rückweg kam uns eine Frau mit einem Golden Retriever entgegen, der die Nase am Boden hatte und uns immer näher kam. Eingedenk der Lektionen in der Hundeschule rief ich die Frau EXTRA freundlich an, „Nehmen Sie bitte Ihrem Hund zurück?“ Hatte ich doch gerade neulich eine umfangreiche Belehrung bekommen, warum einander fremde Hunde sich nicht an der Leine begegnen sollten, und meiner war nun mal an der Leine und den anderen kannte ich nicht.
Die Frau telefonierte und reagierte nicht. Inzwischen war ihr Hund bis auf eine gefühlt sehr kurze Distanz an uns rangekommen und ich rief etwas dringender, „nehmen Sie bitte Ihren Hund zurück?“
Jetzt sprach die Frau ins Telefon „Moment mal“ oder so ähnlich und sagte dann, „wieso denn, der macht doch gar nichts?“
Inzwischen war es mir echt dringend. Ich wollte in dieser Situation keinen großen freilaufenden Hund an Fontane haben und wiederholte meine Bitte eindringlicher. Da rief sie ihn beiseite und wartete mit ihm am Wegrand, bis wir um die Ecke waren. Mein Eindruck war, dass sie ihr Unverständnis über dieses Ansinnen von mir ins Telefon sprach.

Und ich dachte bei mir: Was ist daran so schwer zu verstehen? Warum können die Leute nicht einfach tun, worum man sie bittet? Warum muss ich mich erst erklären, warum ich auf einem öffentlichen Weg vor einer riesigen Tierklinik keine Begegnung mit fremden Hunden haben möchte? Mein Tier könnte doch zum Beispiel ansteckend krank sein. Oder einen Herzfehler haben, und dürfte sich nicht aufregen. Oder er hat eine schwierige Begegnung mit einem Retriever gehabt und fängt an zu beißen, wenn eine gewisse Distanz unterschritten ist …

Meine Bedürfnisse waren Ruhe und Schutz. Wenn der fremde Hund noch näher gekommen wäre, hätte ich Fontane hochgenommen, aber das ist nicht meine Lieblingsstrategie. Ich wünschte mir Kooperation und Gesehen werden, Respekt. Es blieb ein unbehagliches Gefühl. Habt Ihr eine Idee, warum es so unattraktiv ist, so einer Bitte nachzukommen? Ich schätze, die Frau wollte Leichtigkeit und Autonomie. Aber für mich endet sie da, wo die Bedürfnisse anderer Leute tangiert sind.

Der Aufenthalt in der Tierklinik dauerte ungefähr 90 Minuten inkl. Wartezeit. Die Ultraschall-Untersuchung hat ergeben, dass Fontanes Innereien nicht da liegen, wo sie üblicherweise hingehören. Die Blase liegt falsch und noch ist unklar, ob auch die Harnleiter an der falschen Stelle sind. In einer umfangreichen Operation soll Tany Ende Februar umgebaut werden. Wenn auch die Harnleiter falsch liegen, sind die Chancen bei 80 Prozent, dass er nach der OP stubenrein ist. Sind sie richtig angebaut, stehen die Chancen auf Besserung nur bei 30-40 Prozent. Gemacht werden sollte der Eingriff auf jeden Fall, denn sonst wird die Niere durch eine chronische Infektion dauerhaft geschädigt.

Ich bin traurig und erschöpft. Bis zuletzt hatte ich gehofft, es wäre nur eine Kleinigkeit.

So long!
Ysabelle

In der Hundeschule

Hallo, Welt!
Es geht voran, nur in welche Richtung? Heute habe ich einen Termin in einer Fachklinik gemacht, wo es einen Nierenspezialisten für Hunde gibt. Mein Stamm-Tierarzt ist mit dem Latein und seinen diagnostischen Möglichkeiten am Ende. Zwar haben wir in Sachen „stubenrein“ nur noch zehn Prozent der Probleme wie vor drei Wochen, aber wir haben halt immer noch mal welche. Nachts ist er mal trocken und mal nass … also nun: Katheteruntersuchung der Blase und Ultraschall. Wenn das so weiter geht, muss ich einen Kredit aufnehmen.

Unter Antibiotika-Abdeckung geht es Fontane so gut, dass wir mittlerweile drei Mal in der Hundeschule waren. Das sind ja mal intensive Erlebnisse – für mich. Schon lange bin ich nicht so mit urteilenden Stimmen im Kontakt gewesen. Ich spüre Druck, tatsächlich so etwas wie Ängstlichkeit, Unsicherheit, Besorgnis. Meine unerfüllten Bedürfnisse sind – wie ich gerade merke, Vertrauen – Gemeinschaft/Zugehörigkeit (ich möchte nicht anders sein als die anderen Hundehalter. Und gleichzeitig merke ich dass ich nicht so sein möchte wie sie.) Ich bin beeindruckt, was deren Hunde alles können, wie gut die gehorchen. Und dann fühle ich mich schlecht. Mein Hund kann das nicht, also stimmt mit mir etwas nicht.
Ich kann das sehr bewusst wahrnehmen und bin mit Gefühlen und Bedürfnissen auf dem Platz. Lernen, Wachstum, Verstehen, Gemeinschaft, Sicherheit, … kaum macht Fontane etwas anders als andere Hunde, fühle ich Unsicherheit, Angst, Besorgnis. Ich könnte mir vorstellen, dass ich diese Gefühle schon als Schulkind hatte, aber damals durften sie keinen Raum haben. Es fühlt sich eindeutig so alt an, und ich nehme mich als so „klein“ wahr, jedenfalls einen Teil von mir. Das hat wahrscheinlich gar nichts mit der Hundeschule zu tun.

Stichwort „Leinenaggression“. Die Ansage lautet, wenn die Hunde an der Leine sind, sollen sie nicht miteinander spielen. „Das fördert die Leinenaggression“. Ich habe das eben mal gegoogelt und einen schönen Artikel zu dem Thema gefunden. Hier ein Ausschnitt:

Wie kann ich vermeiden, dass mein Hund zum Leinenrüpel wird?
Am einfachsten ist, man bringt bereits seinem Welpen bei, dass entgegenkommende Hunde „lecker“ sind, dieses Vorgehen nennt man in Fachkreisen Gegenkonditionierung: Andere Hunde werden mit Futter aus der Hand des Halters verknüpft. Oft sind viele Wiederholungen nötig, bis der entgegenkommende Hund als Signal für Leckerchen wird. Bei ausreichender Übung wird Ihr Hund sich Ihnen zuwenden und wie im Comic sein Leckerchen einfordern. Als Folge ignoriert er den anderen Hund. Auch für den entgegenkommenden Hund entspannt sich nun die Situation, denn er wird nicht mehr bedroht. Ein Passieren ist nun ohne Probleme möglich.

Also, dieselben Welpen, die gleich wild miteinander toben, die sich aus der Vorwoche kennen, dürfen jetzt beim Ankommen an der Leine den Kumpel nicht mehr persönlich begrüßen, sondern müssen Abstand halten. Ist das wirklich „Hund“, oder denkt da der Mensch, und zwar Bullshit? Ich wünschte, ich hätte mehr Kompetenz auf dem Gebiet. Ich habe deshalb explizit nachgefragt, denn die Trainerin hatte etwas ausführlicher über diese „Nicht-Begegnungen“ mit anderen Hunden referiert. Heißt das konkret, Hunde, die wir noch gestern freundlich begrüßt haben, die wir seit drei Monaten bei unseren Spaziergängen treffen, sollen wir jetzt nicht mehr begrüßen? Wie erkläre ich das dem anderen Hundehalter und vor allem meinem Hund?

Ich habe daraufhin noch einmal die Trainerin angesprochen. Ich könne ihre Aussage zur Leinenaggressivität nicht verstehen. Es leuchte mir nicht ein, wieso ich heute einen Bogen um den Hund machen müsse, den wir gestern noch freundlichst beschnuppert haben …
Also: Bekannte Hunde dürfen weiter beschnuppert werden. Keinen Kontakt sollen wir zu fremden Hunden aufnehmen, die wir nicht kennen, deren Halter wir nicht kennen, über deren Gesundheitszustand wir nichts wissen.

Und warum dürfen wir dann die Kumpels von voriger Woche nicht begrüßen, wenn wir uns wieder sehen?
„Das ist auf allen Hundeplätzen so“.

Ah, ja. Anweisung von oben. Es ist das Gesetz. Das haben wir schon immer so gemacht …

Zum Glück habe ich mittlerweile einige sehr schöne Hunde-Menschen-Freundschaften geschlossen. Da ist natürlich in erster Linie Sally, die Fontane für ihr Baby hält. Dann gibt es eine Frau, deren Hund rund wie eine Tonne ist. „Der frisst ja gar keine Leckerli. Das kommt von der Schilddrüse“. Warum hat sie dann nur ständig Leckerlis in der Hand, die auf Fontane herabrieseln? Und dann gibt es den Dalmatiner-artigen Ramon, der bereitwillig mit Fontane Bälle jagt. Ilvi ist seine Freundin aus der ersten Woche bei mir. Mit fünf Monaten ist sie nun eine echt schicker Hoverward-Teenager, mit dem man toll toben kann. Mit den Hunden finde ich es gar nicht so schwierig. Obwohl wir Freitag eine Begegnung mit einem Neufundländer hatten, die mich noch Stunden später schüttelte. Daran habe ich mal wieder gemerkt, dass ich mich zwischendurch mit meinem Hund identifiziere. Aber während er die Erfahrung anscheinend einfach verbucht als „ok, das war anstrengend“, war ich ziemlich aufgelöst und ängstlich und fast sicher, dass Fontane ein Trauma vor großen schwarzen Hunden erlitten hat. Erst nach gutem Zuspruch durch meinen Coach Marion bin ich wieder auf den Teppich gekommen.

Ja, ja, ich finde es schon spannend, was in meiner Innenwelt los ist. Eine neue Chance zum Lernen und Wachsen.

So long,

Ysabelle

Is der krank?

Hallo, Welt!
Jeder Spaziergang kann eine Herausforderung in Sachen Gewaltfreie Kommunikation sein. Heute Nachmittag kamen mir ein Mann und eine Frau entgegen. Fontane trug seinen neuen Regenmantel fontane-16_10_23. Der Mann sagte laut und in einem Ton, den ich nicht gern höre: „Is der krank?“ Dieses Mal schüttelte ich mich innerlich und antwortete strahlend: „Ja!“ Mehr muss der Mensch nicht sagen. Unerfüllte Bedürfnisse: Respekt und Schutz.

Tatsächlich finde ich Hundemäntelchen albern, doof, teuer und überflüssig. Trotzdem habe ich gestern einen Haufen Geld ausgegeben und dieses modische – vom Hersteller „Skijacke“ genannte Kleidungsstück für meinen Hund gekauft. Und nach drei Spaziergängen mit Fontane im Mantel bin ich sehr begeistert von diesem Dress. Der Hintergrund: Wir hatten gestern einen Notfall-Termin beim Tierarzt, der weit über zwei Stunden gedauert hat. Die Fotos von Fontane in Narkose erspare ich Euch. Die Röntgenbilder auch. Aktuell scheint es so, dass organisch alles in Ordnung ist, aber die dritte – und diesmal schlimmste – Blasenentzündung in neun Wochen gibt doch Anlass zu gesteigerter Besorgnis. Daher der Tipp vom Tierarzt, ein Mantel könnte dem Kleinen gute Dienste leisten, denn offenbar verkühlt er sich immer wieder. Also waren wir shoppen und ich bin mit Passform und Schutz hoch zufrieden. Heute Morgen waren wir in strömendem Regen unterwegs, aber Rücken und Bauch vom Hund blieben trocken und warm. Wenn bloß die Kommentare der Spaziergänger nicht wären.

Eben sind wir von unserer Abendrunde zurück gekommen. Obwohl ich eine knallgelbe Warnweste über meiner dunklen Jacke trage und der Hund Rallyestreifen an seinem neuen Mantel hat, meinte eine andere Hundebesitzerin ziemlich unwirsch, wir seien nicht zu sehen und ich müsse mit Taschenlampe spazieren gehen. Ihre unerfüllten Bedürfnisse? Vielleicht Schutz und Sicherheit, so was wie Klarheit. Meine bei dieser Ansage? Autonomie und Respekt. Statt einer Du-Botschaft hätte ich lieber eine Ich-Botschaft gehört. Ja, ja, ich weiß schon … wir sind hier nicht auf dem Ponyhof und nicht bei „Wünsch dir was“ …

So long!
Ysabelle

Die Rache an Prokrastinierenden

Hallo, Welt!
Fast hätte das heute ein Tag werden können, an dem Fontane nicht in die Bude pinkelt. Alles lief so gut … Ich bin sehr motiviert, alle 90 Minuten vom Schreibtisch aufzustehen und kurz mit ihm vor die Tür zu gehen. Das klappt viel besser als das kurze Tappen der IWatch an meinem Arm, die mich dran erinnert, im Stehen weiter zu arbeiten. Er sagt noch immer nicht Bescheid (angeblich hat er das Freitag bei der Hundesitterin gemacht) und im Auto klappt es manchmal richtig gut mit Nicht-Pipi, zum Beispiel gestern, als er während der Geburtstagsfeier meiner Enkeltochter nicht mit ins Indoor-Spielparadies durfte, sondern draußen seine Ruhe hatte (es gibt Stunden, da beneide ich meinen Hund). Ich mache ausführliche Spaziergänge mit ihm und schließe ihn anschließend neben meinem Schreibtisch in der Gitterbox ein. Heute am späten Nachmittag hat er sein Nickerchen auf der Box gemacht Friedliche Ko-Existenz. Auch sein Freundfeind, der schwarze Kater, kam mal vorbei. Dann wollte ich sofort nach Fontanes Essen mit ihm raus (wissend, dass er nach jedem Nickerchen muss). und zack … hatte ich es wieder versäumt und der Hund hat neben den Kratzbaum gepinkelt. Seufz.Das kommt davon, wenn man Sachen aufschiebt.
Apropos aufschieben: Ich habe zurzeit so unglaublich viel Arbeit, dass ich nicht mal anfangen mag. Gefühlt möchte ich dafür immer einen ganzen Tag haben, aber es landen so viele und so viele verschiedene Dinge an, dass ich einfach nicht hinterher komme und dann bleiben auch dicke Brocken liegen. Hatte ich nicht vor einem Jahr entschieden, dass ich arbeitsmäßig kürzer treten will? Na, wenigstens ist die gute Absicht mit dem „mehr bewegen“ inzwischen umgesetzt. Dank unseres täglichen Fitnessprogramms zeigt die Waage fünf Kilo weniger und Hosen, die in der Vergangenheit sehr – sagen wir mal – figurbetont – saßen, passen jetzt wieder bequem. Hurra! Vielleicht liegt es auch am vielen Boden putzen. Das ist ja auch Bewegung.

So long!

Ysabelle

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