Bewertungs-Orchester: Willkommen
Hallo, Welt!
In diesen Tagen schlage ich mich ganz intensiv mit Bewertungen herum. Wenn es in mein Bewusstsein vordringt, versuche ich mir Einfühlung zu geben, aber so ganz gelingt mir das nicht. Was wiederum ein neues Konzert an Urteilen und Bewertungen auslöst, gespielt auf Teufelsgeige, Löffel und Waschbrett. Ein schauriges Geschrumse.
Bewusst wahrgenommen habe ich es, als in meinem Kopf der Satz „ich fühle mich nicht willkommen“ gebetsmühlenartig kreiste. Man kann sich ja mit solchen Äußerungen auch gut selbst hypnotisieren…
Ich habe mich also zur Ordnung gerufen (!)
Sich willkommen fühlen ist kein Gefühl. Was ist das Gefühl?
Traurig
fällt mir als erstes ein.
Bitter
Dumpf
Einsam
Ermüdet
Ernüchtert
Frustriert
Teilnahmslos
Das ist es so grob. Wie bei einem guten Essen gibt es Spuren von anderen Gewürzen, aber sie schmecken nicht vor. Soll heißen, da sind schon noch ein paar mehr Gefühle im Hintergrund, aber diese hier sind am deutlichsten.
Die unerfüllten Bedürfnisse sind
Sicherheit – uups – das war mir bis zu dieser Sekunde nicht bewusst
Selbstvertrauen
Gesehen/Gehört werden
Vertrauen
Beteiligung
Gemeinschaft/Zugehörigkeit
Respekt
Anerkennung
Nähe
Liebe
Scheibenkleister, jetzt laufen die Tränen, das kann ich im Augenblick gar nicht gebrauchen…
Harmonie
Leichtigkeit
Feiern (es geht um Weihnachten…)
Ich glaube, am stärksten sind Zugehörigkeit, Sicherheit, Nähe und Anerkennung.
Es fällt mir schwer zu akzeptieren, dass all diese wunderbaren Bedürfnisse ja durchaus erfüllt werden können, aber nicht unbedingt da, wo ich gern hätte. Ich versuche wieder mal, im Gemüsegeschäft eine Klobürste zu kaufen. Und meine Lieblingsstrategie ist halt, dass ich gerade mit diesen Menschen Gemeinschaft und Verbindung erleben kann. Und genau das ist dort leider nicht im Angebot. Ein Lebensthema von mir.
Ich habe noch einen ganzen Haufen weiterer Bewertungen im Angebot. Ich könnte jetzt „berechnend“ übersetzen und verweise auf das Wortschätzchen „ausgebootet“. Ganz viel von dem, was mich aktuell bewegt, hat damit zu tun, dass ich Teil einer Gemeinschaft sein möchte und meine Gegenüber dieses Bedürfnis nicht in einem Maße erfüllen, wie ich es mir wünsche. Aus Gewohnheit neige ich dazu, entweder die anderen für Armleuchter zu halten oder mich selbst je nach Stimmungslage für „zu“ anspruchsvoll, dumm, egoistisch, schwach oder GfK-unfähig zu halten. Der größte Fortschritt in meinem Leben ist, dass ich heute diese Stimmen aus dem Chor meiner Bewertungssymphonie ausfiltern kann. Ich kann sie hören, wahrnehmen, separieren, sie mir einzeln ansehen und schauen, welche unerfüllten Bedürfnisse sich dahinter verbergen. Und dann kann ich losmarschieren und dafür sorgen, dass genau diese Bedürfnisse erfüllt werden. Damit ist das Bewertungsorchester willkommen, denn es verrät mir mit seiner „Musik“, was in meinem Leben einer Kümmerung bedarf. Danke, Irina, für das wundervolle Wort! Das Bewertungsorchester spielt quasi den Marsch, und ich gehe los, um meine Bedürfnisse zu erfüllen.
http://youtu.be/s1ZXymNeCkA
Gestern Abend kam ich auf den Bahnsteig und wurde dort von Markus und Steffi erwartet. SIE haben auf mich gewartet, damit wir Gelegenheit zum Schnacken haben. Ist das nicht wundervoll? Das erfüllt meine Bedürfnisse nach Gemeinschaft, Gesehen werden, Verbindung, Wertschätzung und Nähe auf die schönste Art. Alles ist für mich da im Leben. Ich bin vorbehaltlos bereit, es zu sehen.
so long!
Ysabelle