Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

Do-Nothing-Day

Hallo, Welt!
Nach einer vollgepackten Arbeitswoche soll der Samstag ein Do-Nothing-Day werden. Nichts tun, den ganzen Tag lang. Ich steige nicht aus dem Nachthemd, bewege mich nur zwischen Kühlschrank, Badezimmer und Bett und versuche mich zu erholen. So weit der Plan.

Heute Morgen habe ich gesehen, dass die Wäschetonne gut gefüllt ist.
Die Katzenklos müssen gemacht werden.
Die Zahl der zu tätigenden Überweisungen ist auch acht gestiegen.
Es gibt ein paar Menschen, die schon länger auf Post warten.
Die Texte für eine neue Internet-Seite müssen geschrieben werden.
Es gibt zahlreiche Anfragen nach GfK-Karten und dem Bedürfnispoker.
Ach, das Bedürfnispoker wollte ich doch hier vorstellen…
Wie krieg ich doch gleich mal meine IBAN-Nummer raus, damit Geld aus der Schweiz auf mein Konto überwiesen werden kann?
Für die Sitzung am Sonntagnachmittag muss noch eine Mail mit der Uhrzeit an die Beteiligten.
Für die Sitzung am Sonntagnachmittag muss noch eine Entscheidungsvorlage gefertigt werden.
Der Kühlschrank unten soll aus Stromspargründen ausgeräumt und ausgewaschen werden.
Die Zähler für Gas, Wasser und Strom müssen noch abgelesen und die Daten übermittelt werden.

Je länger ich darüber nachdenke, was alles erledigt werden muss, desto mulmiger wird mir. Muss ist sowieso mein Lieblingswort. Es sind auch keine Sachen dabei, die ich wirklich outsourcen kann, sprich, jemand anderes um Unterstützung bitten. Meine Käsesocken wäscht niemand anderes, ist das klar?! Vielleicht könnte Gabriel was zum Bedürfnispoker schreiben. Vielleicht kann die Webseite noch warten. „Hey, akuter Anfall von Aufschieberitis“, meldet sich mein innerer Erzieher. „Kommt nicht in die Tüte, du faules Ding!“
Oh, Mann! Mal ehrlich, wie oft habe ich schon versucht, einen Do-Nothing-Day einzulegen?! Für Samstag nehme ich einen neuen Anlauf. Nur einen Tag… Sonntag kann ich mir ja wieder den Wecker früh stellen und all die Sachen abarbeiten, die am Do-Nothing-Day hinten runter gefallen sind. Überweisungen tätigen, Entscheidungsvorlagen vorbereiten, die Waschmaschine zum Glühen bringen… Mal sehen, wie mir das gelingt.

Da ringen wirklich die Bedürfnisse miteinander. Auf der einen Seite Ruhe, Erholung, Leichtigkeit, Frieden.
Und auf der anderen Seite Struktur, Klarheit, Sauberkeit, Ordnung, Schönheit, Sicherheit (im Sinne von Zuverlässigkeit).

Vielleicht lege ich vorher eine Nachtschicht ein. Dann lohnt sich am Samstag wenigstens das Ausschlafen.

So long!

Ysabelle

Einfühlung am Frühstücks-Büffet

Hallo, Welt!
Jeder Ort ist mir Recht, um GfK zu praktizieren.
Heute Morgen fand ich in der Kantine eine eher bescheidene Auswahl an Brötchen, aber eine Scheibe Schwarzbrot mit Salami, die mich reizte. Ich schaufelte es auf die Pappplatte (tolles Wort…) und kam mit einem der Köche ins Gespräch, der gerade ein paar Brötchenhälften mit Rührei auffüllen wollte. Kurz darauf erschien ein Kollege und schaute ratlos über die Kühlvitrine. Mit einem Grummeln holte er sich das zweite Schwarzbrot und sagte dann etwas über die Auswahl, die nicht seinem Bedürfnis nach Fülle entsprach (er formulierte es etwas anders). Der Koch schaltete sich zu und sprach den Herrn (schätzungsweise Mitte 50) mehrmals mit „junger Mann“ an: „Was kann ich für Sie tun, junger Mann?“

Es entspann sich ein Dialog, der nicht wirklich schön zu hören war für mich. Der Koch bot an, etwas nach Wunsch zuzubereiten, der Kollege aus der anderen Abteilung äußerte seine Unzufriedenheit und seinen Frust über die geringe Auswahl. Der Koch argumentierte, man wolle keine angetrockneten Brötchen in der Auslage liegen haben, darüber habe es bereits Beschwerden gegeben. Der Kollege hielt dagegen: Aber hier liegt ja gar nichts. Das hat doch früher (beim anderen Kantinenpächter) auch geklappt, wieso kriegt ihr das nicht hin?

Ich stand an die Kasse, als der Kollege neben mir erschien und schnaubte, „solche blöden Diskussionen am frühen Morgen brauche ich überhaupt nicht!“ Bildlich gesprochen stieg ihm der Rauch aus den Ohren. Ich war überrascht, da ich ihn bisher immer als sehr konsiliant wahrgenommen habe. So habe ich einmal darüber nachgedacht, was der Koch hätte sagen können, um die Lage zu verbessern.

Statt „Was kann ich für Sie tun, junger Mann?“ hätte vielleicht besser gewirkt:
Sie sind verärgert, weil nichts für Ihren Geschmack dabei ist?
Vielleicht hätte der Kollege dann geantwortet:
Das können Sie laut sagen. Hier gibt es ja nie wirklich Auswahl.
Dann hätte der Koch sagen können:
Ich bedaure, dass das Angebot nicht Ihren Geschmack trifft. Ich werde das gern noch einmal in der Küche ansprechen. Wir wünschen uns zufriedene Gäste und ich bin dankbar für Ihren Hinweis. Ich ersetze heute die Kollegin, die diesen Posten sonst betreut. Kann ich Ihnen etwas frisch zubereiten? Ich war ohnehin gerade am Brötchenschmieren…

Ich schätze mal, der „junge Mann“ war einfach ein Trigger. Und das (schnelle) Angebot, etwas frisch zuzubereiten, ersetzt keine Einfühlung. Das war gleich wieder Strategie-Ebene.

Tja, wenn GfK so einfach wäre, könnte es jeder. Dabei kann es ja nicht mal ich. Immer, wenn ich es brauche.

So long!

Ysabelle

Feiern!

Hallo, Welt!
Habe ich schon mal gefeiert, wie grandios, beglückend, bereichernd es ist, wenn man empathische Antworten bekommt?

Gestern schrieb ich einem GfK-Freund:

… Danke für die Infos, so kann ich von der Couch aus ein bisschen teilnehmen. Bin total platt und sitze jetzt auch noch im Büro. Nachher rase ich zu meiner Übungsgruppe… *schnauf*

Liebe Grüße

Mit einer Antwort hatte ich abends gar nicht gerechnet, aber als ich in meine Mails guckte, fand ich eine Nachricht, in der stand:

danke für Deine Mail. Du bist noch immer im Büro bist und nennst dich selbst „platt“. Brauchst eigentlich etwas Entschleunigung und Regeneration?

Ja, ja, ja!!!
Danke, Bruder, fürs Sehen! Danke, dass keine Ratschläge kamen, ich solle doch die Übungsgruppe sausen lassen oder mal Urlaub machen. Danke, das Du trotz eigenen Kummers noch aufnahmefähig dafür warst, wie es mir geht! GfK ist so geil!

So long!

Ysabelle

Dankbarkeit & Wertschätzung

Hallo, Welt!
Ich bin ganz berührt, berauscht, erfüllt, ergriffen, erstaunt, überrascht, beklommen, überwältigt und verwirrt.
Fast immer wähne ich mich hier allein.
Vor einiger Zeit hatte Christel erzählt, dass sie regelmäßig reinschaut in den Blog. Dabei pflegt sie selbst auch eine umfangreiche Webseite und gestaltet auch noch einen Newsletter. Von Gabriel, mit dem ich das eine oder andere Projekt losgetreten habe, weiß ich, dass er relativ regelmäßig vorbeiguckt. Ab und an lässt sich Oliver blicken und Markus liest so ziemlich alles, was ich verfasse. Von einem Mitautor hier im Blog überrascht mich das aber nicht. Doch in den vergangenen Tagen habe ich eine Fülle von Rückmeldungen bekommen, die mich einfach nur… siehe oben.

Heute erreichte mich sogar eine Nachricht aus der Schweiz von einer Dame, die die Postings im Postauto liest. Meine lieben Leserinnen und Leser, liebe Weggefährten, Ihr macht mir mit Euren Rückmeldungen eine riesige Freude. Eigentlich war ich Silvester davon ausgegangen, dass ich wie in den Monaten vor Dezember nur wieder ab und zu ein Posting schreibe, wenn halt Zeit ÜBRIG ist. Jetzt spüre ich, wie sich meine Prioritäten neu sortieren. Wenn es so viele Menschen gibt, die hier tatsächlich mitlesen, und denen dieser Blog Freude macht oder sogar etwas gibt, dann möchte ich dem unbedingt Rechnung tragen!

Wie gut, dass mir zur Illustration heute ein Lied von Ruth Bebermeyer in die Hände fiel:

Given To
by Ruth Bebermeyer
I never feel more given to
than when you take from me –
when you understand the joy I feel
giving to you.
And you know my giving isn’t done
to put you in my debt,
but because I want to live the love
I feel for you.
To receive with grace
may be the greatest giving.
There’s no way I can separate
the two.
When you give to me,
I give you my receiving.
When you take from me, I feel so
given to.
-Song “Given To” (1978) by Ruth Bebermeyer
from the album, Given To.

Hier kommt die Übersetzung, die ebenfalls im Internet
auf der Seite von Ulrich Kormann steht:

Marshall B. Rosenberg schreibt im Buch ‚Gewaltfreie Kommunikation – Eine Sprache des Lebens’:
„Was ich in meinem Leben möchte, ist Einfühlsamkeit, einen Fluss zwischen mir und anderen, der auf gegenseitigem Geben von Herzen beruht. In dem nun folgenden Gedicht meiner Freundin Ruth Bebermeyer kommt die Art der Einfühlung zum Ausdruck, die ich meine, wenn ich sage ‚von Herzen geben’:

‚Ich fühle mich ungemein beschenkt,
wenn Du etwas von mir annimmst –
wenn Du an der Freude teilhast, die in mir ist,
sobald ich Dich beschenke.
Und Du weisst, ich gebe nicht in der Absicht,
Dich in meine Schuld zu bringen,
sondern weil ich die Zuneigung leben möchte,
die ich für Dich empfinde.
Annehmen mit Würde
Ist vielleicht das grösste Geschenk.
Unmöglich kann ich die beiden Seiten
voneinander trennen.
Wenn Du mich beschenkst,
schenke ich Dir mein Annehmen.
Wenn Du von mir nimmst, fühle ich mich
sehr beschenkt.’
Song ‚Given To’ (1978) von Ruth Bebermeyer von der LP ‚Given To’

In diesem Sinne fühle ich mich von Euch beschenkt und möchte schenken.

Wir lesen uns hier…
So long!

Ysabelle

Au Backe – Ich bin Sekten-Mitglied!

Hallo, Welt!
Gestern wurde ich auf eine Seite des Bayerischen Landesjugendamtes aufmerksam, deren Inhalt mich doch sehr betroffen gemacht hat. Glaubt man den Inhalten, steht die Gewaltfreie Kommunikation etwa auf einer Stufe mit Scientology. Ich zitiere hier mal einige Absätze, ohne sie zu kommentieren.

Versprechungen
<> Man verspricht mir Liebe und Verständnis, Reichtum, Glück, Erfolg, Gesundheit und Heilung, spirituelle Erfahrungen oder Erleuchtung, Errettung oder Erlösung, wenn ich mich der Gruppe anschließe oder bestimmte Kurse der Gruppe besuche.
<> Ich kann ein völlig neuer, besserer Mensch werden. Ich kann mit Hilfe der Gruppe alle meine Probleme und möglicherweise die der ganzen Welt lösen. Mein Leben wird sich vollständig ändern.
<> Man sagt mir, dass ich genau diese Gruppe brauche, um all die Dinge, die ich erreichen möchte, zu schaffen.
<> Die Gruppe bietet einfache Erklärungen für alle wichtigen Lebensbereiche und Probleme.
<> Obwohl ich das Gefühl habe, dass von der Gruppe eine unerklärliche Anziehungskraft ausgeht, bin ich mir sicher, dass ich alles selbst entscheiden kann.
Gruppenstruktur
 <> Die Mitglieder/Mitarbeiter der Gruppe oder des Anbieters sind ausgesprochen nett zu mir, sie gehen auf mich ein, wie ich es mir schon immer von anderen Menschen gewünscht habe. Mindestens ein Mitglied der Gruppe ist immer in meiner Nähe.
<> Die Mitglieder der Gruppe halten stark zusammen und heben sich möglicherweise durch eine besondere Sprache, besondere Begriffe, die nur innerhalb der Gruppe so verwendet werden von anderen ab. Vielleicht erhalten die Mitglieder auch einen neuen Namen.
<> Die Gruppe fühlt sich als Elite, als Vorreiter einer neuen Epoche. Nur Gruppenmitglieder werden einer nahenden Bedrohung entkommen.
<> Kinder und Jugendliche haben in der Ideologie der Gruppe eine besondere Funktion.
<> Die Gruppeninteressen kommen vor den Interessen des Einzelnen. Ich muss viele Aufgaben für die Gruppe übernehmen, Kurse besuchen, Mitglieder werben, Bücher verkaufen usw. Private soziale Absicherung ist nicht wichtig.
<> Wenn der Gruppenführer es mir befiehlt, darf ich auch gesetzwidrige Taten begehen. Indem ich das mache zeige ich meine besondere Loyalität bzw. meine Glaubensstärke.
Methoden
<> Nur diese Gruppe bzw. dieser Anbieter hat angeblich die richtigen Methoden, mit denen ich weiterkomme. Sie sind rational oder mit herkömmlichen wissenschaftlichen Methoden nicht erklärbar.
<> Was innerhalb der Gruppe eigentlich passiert, kann man nicht erklären, sondern muss man selbst erleben. Deshalb soll ich am besten gleich mitkommen und mir ein eigenes Urteil bilden.
<> Auf dem Weg zur Erlösung oder der Beseitigung meiner Probleme werden mir sonderbare Dinge abverlangt. Geheimnisvolle religiöse oder psychologische Übungen werden benutzt, um besondere Bewusstseinszustände zu erreichen (Ekstase, Ergriffensein, Aufhebung des Selbstgefühls, ausgefallene spirituelle Erlebnisse).
<> Ich soll mein Leben so umstellen, dass ich möglichst viel Zeit in der Gruppe verbringe. Kontakte zu möglichen Kritikern, auch zu Familienangehörigen oder früheren Freunden soll ich abbrechen, sie stören mich auf meinem Weg.
<> Es gibt Regeln oder Rituale für Ernährung, Kleidung, Körperpflege, Beziehungen und Sexualität oder sogar für die gesamte Tagesgestaltung.
<> In Einzelgesprächen und bei Gruppenveranstaltungen merke ich, dass alle Gruppenmitglieder identische Ansichten über sämtliche Aspekte des Lebens haben. Da sogar der Wortlaut der Aussagen übereinstimmt, habe ich manchmal den Verdacht, es findet eine Art Indoktrination statt.
Zentrale Führungspersönlichkeit
<> In der Gruppe gibt es eine Führungspersönlichkeit, die durch besondere Erfahrungen, Eingebung, Erleuchtung oder geheimnisvolle Kräfte besonderes Wissen und Macht über die Welt und den Menschen hat. Aufgrund ihres besonderen Status sind Zweifel, Kritik oder ein Hinterfragen nicht gestattet.
Umgang mit Kritik
<> Wenn jemand sich negativ über die Gruppe äußert, werden dessen Argumente als Zeichen der Unwissenheit oder als feindliche Absicht interpretiert. An der Gruppierung gibt es nichts zu kritisieren.
<> Stellt sich der Erfolg nicht wie versprochen ein, liegt es an mir. Ich habe nicht alle Regeln befolgt, habe vielleicht gezweifelt oder mich zu wenig bemüht.
<> Wenn ich mich von der Gruppe lösen will, werde ich massiv unter Druck gesetzt oder auf subtile andere Art überzeugt, dass ich bleiben muss.
 
Haben Sie eine oder mehrere Aussagen angekreuzt ?
<> Ja
<> Nein
Bei Ja: 
Bei der betreffenden Gruppe oder dem Anbieter ist Vorsicht geboten. 
Erkundigen Sie sich bei Fachleuten über die Gruppe.
Bei Nein: 
Die Gruppe, mit der Sie es zu tun haben, scheint unbedenklich zu sein. Sollten Sie weitere Fragen haben, erkundigen Sie sich bei Fachleuten.

(schnipp)

In diesem Tenor gibt es noch weitere Erläuterungen. Ehrlich gesagt weiß ich nicht, ob ich lachen oder weinen soll. In meinem Umfeld gibt es einzelne Menschen, die tatsächlich meinen, die Gewaltfreie Kommunikation habe etwas Sektiererisches. „Du bist ja mit der GfK verheiratet“, habe ich gehört. Oder auch: „Das ist was für Leute, die sich nicht klar ausdrücken können oder wollen, sonst bräuchten sie doch nicht immer alles zu wiederholen.“

Ok, wenn es denn eine Sekte ist, bin ich gern dabei.
Ich mag es, Verständnis, Wärme, Geborgenheit, Unterstützung und Wachstum im Zusammensein mit anderen zu erleben.
Es freut mich, dass die Gruppenmitglieder nett zu mir sind und auf mich eingehen. Die vier Schritte sind eine äußerst einfache Methode, die sogar Kinder und Jugendliche verstehen (einige Familienmitglieder von mir leider nicht, *grummel*)
Ich lerne gern eine neue Sprache, die nur innerhalb der Gruppe verstanden wird. Vielleicht kommt ja mal der Tag, an dem sich auch andere Menschen auf ihre Gefühle und Bedürfnisse besinnen.

Und Marshall Rosenberg nehme ich gern als Vorbild!

Der GfK-Trainer und Buchautor Kelly Bryson hat übrigens eine Anleitung für unsere Sekte geschrieben, die ich Euch an dieser Stelle nicht vorenthalten möchte:

aus dem Buch „Sei nicht nett, sei echt“ , S. 303

Es folgen einige Beispiele für Aktivitäten, durch die jener „Leim“ entsteht, der für den Aufbau einer Gemeinschaft erforderlich ist. Die Beispiele stammen aus der Zeitschrift Communities (www.ic.org)

1. Zeit für das Mitteilen persönlicher Erlebnisse
2. Zeit für die Lösung von Konflikten
3. Gemeinsame Mahlzeiten
4. Entscheidungsprozesse, an denen alle beteiligt sind
5. Kinder in der Gemeinschaft
6. Austausch über gemeinsame Wertvorstellungen, Visionen und Ziele
7. Ausdruck von Wertschätzung und Anerkennung
8. Singen, Tanzen, Musizieren
9. Feste und Rituale
10. Gruppenkuscheln
11. Theateraufführungen vorbereiten
12. Gemeinsame Arbeit an Projekten, die nicht nur der Gemeinschaft zugute kommen, sondern auch der Umwelt, der Stadt, dem Land oder der Welt.

So weit das Zitat aus dem Buch.
Genau das habe ich die nächsten Tage vor. Wer von Euch ist mit dabei?

So long!

Ysabelle
   

Neuer GFK Video Blog von Torsten Hardieß

Hallo Ihr Lieben!

Ganz frisch reingekommen:

Torsten Hardieß hat vor ein paar Tagen unter nvcprinciples.com einen neuen Video Blog online gestellt, der mich sehr begeistert. Er hat über Skype Interviews mit bekannten GFK Persönlichkeiten wie Kelly Bryson, John Kinyon und Ike Lasater geführt und stellt sie jetzt jede Woche für uns online!

„Die Interviews stellen Zugänge zur GFK sowie die Leute dahinter vor, von denen wir hoffen dass sie euch wirklich interessieren und begeistern und euren Lern-Prozess unterstützen werden.“

Viel Spaß beim Ansehen!

Markus

Wie kannst Du es wagen…

Hallo, Welt!
Heute Mittag sah ich jemanden in der Kantine sitzen, der einem Bekannten sehr ähnlich ist. Schon vorige Woche war mir der Mann aufgefallen, fast hätte ich mich zu ihm gesetzt, aber in letzter Minute erkannte ich meinen Irrtum und schwankte mit meinem Tablett an einen anderen Tisch.

Heute hatten wir Blickkontakt und zuerst dachte ich wieder, Mensch, da sitzt doch Dr. XY. Aber nein… der gleiche fremde Mann wie im letzten Jahr.
Heute habe ich es gewagt, mich zu ihm zu setzen und hatte eine interessante Unterhaltung. Er hat mit meiner Profession (und der von Dr. XY) überhaupt nichts am Hut und kommt einfach als externer Gast in die Kantine. Während unseres anregenden Gesprächs dachte ich bei mir, „ist doch gut, dass du dich getraut hast, dich zu jemand Fremden zu setzen.“

Beim Nachspüren ging mir auf, dass ich damit zurzeit ganz offensichtlich ein Thema habe: How dare you! Wie kannst du es wagen…
http://youtu.be/AAb-Y6pB07Y
(Achtung, da passiert nichts, das ist nur die Musik von dem alten 10CC-Album aus den 70er Jahren.)

Also: ich setze mich zu einem fremden Menschen an den Tisch. Ich richte mir einen Do-Nothing-Raum ein, der überhaupt nicht aussieht wie ein Wohnzimmer. Ich wage etwas! Gestern habe ich gewagt, einem Freund am Telefon zu sagen, du bist mir ganz wichtig und unsere Freundschaft hat einen ganz großen Stellenwert für mich, und trotzdem bin ich gerade zu erschöpft, um mit Dir zu reden. Boah! Geradezu tollkühn! Meine Teilnahme am GfK-Netzwerktreffen kommenden Samstag werde ich absagen, weil ich am Sonntag einen wichtigen Termin habe und sonst überhaupt keine Pause bekomme. How dare you! Wie kannst du es wagen…

Und was hat das mit GfK zu tun?
Gerhard Rothhaupt stellt seine Jahresgruppe unter das Motto: „Abenteuer Ehrlichkeit“. Und tatsächlich ist es ein Abenteuer, sich auf Ehrlichkeit einzulassen. Nicht dass mir ständig Lügen aus dem Mund perlen. Aber um mein Bedürfnis nach Schutz und Harmonie zu befriedigen, sage ich oft nicht wirklich, was ich brauche. Und weil es in meinem Kopf noch immer einen Haufen Bilder davon gibt, wie Dinge zu sein haben, finde ich es unendlich schwer herauszufinden, was für MICH passt. „Das tut man nicht“ ist eines der Brandzeichen auf meiner Kehrseite, geprägt in fetter Fraktur.
Wohnzeitschriften informieren, wie „man“ sich einzurichten hat, Modepostillen und Versandhaus-Kataloge zeigen, wie eine Frau auszusehen hat, welche Figur sie haben darf, wie sie sich in akzeptabler Form ver- oder enthüllt. Hat einer von Euch schon mal ein am Menschen fotografiertes Nachthemd in Kleidergröße 48 gesehen, in einem Katalog, einer Modezeitschrift? So haben Menschen nicht zu sein! Die normative Kraft von Bildern hat mich in den vergangenen Tagen ziemlich erschreckt. Mir war gar nicht bewusst, wie sehr mich diese Fotos prägen.

Oliver Heuler sagte in seinem Fernsehbeitrag etwas über Kindererziehung. Es ist ihm (sinngemäß) ein Anliegen, seinen Sohn nicht in eine vorgefertigte Form zu pressen oder so zu ziehen und zu zerren, bis er seinen Vorstellungen entspricht. Im Nachgang habe ich gemerkt, dass ich genau das tue. Ich drücke und schiebe mich in irgendwelche Formen, von denen ich ohne Bewusstsein annehme, so müsste ich sein, aussehen, mich entscheiden, mich äußern, wohnen… Und über allem wacht die eingebaute Geschmackspolizei, mein ganz privater Sicherheitsdienst.

Ich glaube, 2012 möchte ich anfangen, Dinge zu wagen. Ich möchte zunächst einmal merken, wo ich nicht authentisch bin. Uuuuiiih, ich denke doch, dass ich authentisch bin! Aber noch nicht immer…

Ich will mich zeigen. Ich will mich zumuten. Ich will mich näher kennen lernen.
Leute, das ist sehr wahrscheinlich der Beginn einer wunderbaren Liebesgeschichte.

Was wagt Ihr in 2012?
Los, verratet es mir 😉

So long!

Ysabelle

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