Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

Dankbarkeit: Feedback

Hallo, Welt!
Gestern fand ich mich vor Gericht wieder, und zwar als Klägerin. Es war ein Tag mit glücklichem Ausgang, an dem ich viel gelernt habe, und der mich wieder mit einer tiefen Dankbarkeit erfüllte.

Die vergangenen zwei Stunden habe ich damit zugebracht, meinem Anwalt Feedback zu geben, und zwar so, wie ich es gelernt habe. Ich benenne eine Beobachtung, sage, welche Gefühle das in mir ausgelöst hat und nenne meine damit verbundenen Bedürfnisse. Das liest sich dann so:

Am Vortag haben Sie mir kurz geschildert, was sich vermutlich vor Gericht ereignen würde. Dieser Einblick hat dazu geführt, dass ich recht friedlich schlafen konnte. Es gab nun keine Gespenster in meinem Hirn, was sich womöglich am Morgen abspielen würde. Auch die Information, dass Sie erst zum Termin in der (…)straße sein würden, hat mich entlastet und entspannt und ich konnte gut und gelassen vor dem Sitzungssaal auf Ihr Eintreffen warten.

Erleichtert hat mich Ihre Information, dass Sie zu allerhand Blödsinn der Gegenseite gar nicht erst Stellung beziehen werden, dass es nicht erforderlich ist, auf alles zu entgegnen, was die Beklagte von sich gibt. In jeder Minute hatte ich das Vertrauen, dass meine Sache bei Ihnen in allerbesten Händen ist.

Und so geht es dann noch munter eine Seite weiter.
Ich habe gemerkt, dass in mir ein herrlicher Frieden entstand, als ich diesen Brief schrieb. Ich konnte mich noch einmal damit verbinden, wie sehr ich trotz der Stresssituation gestern genießen konnte, dass jemand für mich kämpft. Es gab auch viele Situationen, in der ich die Klarheit und Kompetenz meines Anwaltes feiern konnte. Ich hatte gut für mich gesorgt, denn ich hatte das Angebot meines langjährigen Freundes angenommen, mich ins Gericht zu begleiten. Es hat so gut getan, mich nicht durch den Berufsverkehr schlängeln zu müssen, sondern gefahren zu werden. Dazu eine stärkende Umarmung, ein warmer Blick, eine große Hand in meinem Rücken – es tat SO gut, diese Unterstützung zu spüren. Ich merke immer deutlicher, dass Dankbarkeit wirklich ein Riesenthema in meinem Leben ist und eine wichtige Kraftquelle für mich darstellt. Wenn ich nur fünf Jahre zurückdenke, kann ich erkennen, wie viel sich verändert hat, seit ich angefangen habe, Dankbarkeit und Wertschätzung zu feiern.

Um zu feiern, dass dieser Rechtsstreit nun ein Ende hat, habe ich mir etwas Besonderes gegönnt. In meinem Leben ist eine Tür zugegangen, und ich bin zuversichtlich, dass eine neue aufgeht. Da ich zurzeit dabei bin, mein wunderbares Wohnzimmer zu renovieren, habe ich beschlossen, mir eine neue Zimmertür zu schenken, und zwar eine, die das Licht vom Innenhof in den Flur gelangen lässt: Diese wunderbare Glastür von Licht & Harmonie. Sie hat zwei Wochen Lieferzeit, vielleicht gelingt es ja bis dahin, die alte Stahlzarge aus der Wand zu kloppen und die neue Holzzarge zu installieren. Dieses Metallding sitzt da wirklich bombenfest in der Wand, passt aber nicht zu dem Beschlägen der neuen Tür. Damit habe ich nun ein mittelprächtiges technisches Problem, aber auch dafür wird eine Lösung kommen. Ich bin dankbar, dass ich ein schönes Zuhause haben darf, und ich möchte feiern, dass ich in der Lage war, mir diese Tür leisten zu können. Das Leben ist schön.

So long!

Ysabelle

Du-Botschaften

Hallo, Welt!
Drei Tischler hauen bei mir gerade ein altes Fenster raus und bauen ein größeres neues ein. Was da zu hören ist, ist alles andere als gewaltfrei. Hey, was kloppst du da rum? Da vorne ist schon ein Stein raus. Hast du keine Augen im Kopf… was machst du hier bloß…? Und dazu die Tonlage! Nicht nur Worte und Schweigen sind gewalttätig, auch Lautstärke und Betonung. Alle Achtung. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das Motzen den ganzen Tag aushalte.
Erinnert wurde ich an eine Übung, die ich am Wochenende machen durfte: Ich habe eine Du-Botschaft und übersetze sie in eine Ich-Botschaft. Oh, das hat mir Spaß gemacht! Am liebsten würde ich das sofort in eines meiner Seminare einbauen. Eine Aussage wie „du bist ja blöd“ hieße dann übersetzt: „Ich bin frustriert, weil mir Effizienz wichtig ist“. Vielleicht schaffe ich es, morgen in Heide dieses Thema noch mal zu streifen. Ich glaube, dass es helfen kann, die Aussagen anderer Leute besser zu ertragen. Und das können wir doch alle gebrauchen, oder?

So long!

Ysabelle

Wunder geschehen

Hallo, Welt!
Am Wochenende war ich bei meiner Freundin Hilke und habe mit ihr eine Mitte gefilzt. Wer immer von Euch ebenfalls so eine Mitte filzen möchte, melde sich gern bei mir, wir überlegen, einen Workshop „Gewaltfrei filzen“ anzubieten. Ysabelle & Dietrich Während wir mit der Wolle spielten und walkten, sagte sie nachdenklich über meine Aktivitäten: Mir fällt auf, dass das alles von allein auf dich zukommt. Du brauchst gar nichts zu tun…
Eben hatte ich einen Anruf, der mir die Tränen in die Augen trieb. Einer meiner ständigen Bahn-Mitfahrer erkundigte sich nach meinem Wohlergehen. Ob etwas mit meinen Augen sei? Als er die Neuigkeiten erfuhr, war er zunächst fassungslos und entsetzt. Dann aber sprudelte er nur so mit Ideen, wie er mich unterstützen könne. Mit diesem und jenem reden, XY einen Tipp geben, ob ich mal auf dieser Webseite gewesen wäre, ob ich Interesse hätte, zu zwei bestimmten Veranstaltungen zu kommen… Ich hätte weinen können, so sehr hat mich das berührt. Na ja, ein bisschen geweint habe ich auch.

Das „auf mich zukommen“ gilt auch für die Urlaubsvertretung in Simrans Übungsgruppe und für das Projekt in Heide, in dem ich im Moment unterwegs bin. Es ist wunderschön. aber auch aufregend und anstrengend, 14 Menschen die GfK näher zu bringen, die noch nie etwas davon gehört haben – und auch nicht danach gefragt. Dinge geschehen in meinem Leben. Türen öffnen sich. Ich erfahre Wertschätzung und Wohlwollen. Heute Morgen rief Gabi an, um mit mir zu plauschen und mir ein paar Tipps zu geben. Das erfüllt meine tiefen Bedürfnisse nach Gesehen werden, Unterstützung, Gemeinschaft, Verbindung, Wärme und Dankbarkeit. Ich bin aus tiefstem Herzen so dankbar für all diese wunderbaren Zeichen von Wertschätzung und Wohlwollen, die so unverhofft auf mich herabregnen. Ich weiß gar nicht, wie mir geschieht. Ich gebe einfach jeden Tag mein Bestes, das reicht. „One day at a time“, heißt es bei den anonymen Alkoholikern, und ich kann gut verstehen, warum das für sie so ein wichtiger Satz ist. Wollte ich mein ganzes Leben heute regeln und in den Griff kriegen, würde ich verzweifeln und hadern. Mit Blick auf das Filzwochenende, das Seminar gestern, den Anruf heute ist mein Leben wunderbar und bereichernd. Ich bin glücklich und dankbar, all diese Schönheit erkennen zu dürfen.

So long!

Ysabelle

Katzeklo, Katzeklo…

Hallo, Welt!

Ward Ihr schon mal gewaltfrei Katzenstreu kaufen? Ich eben, und es hat mich echt Kraft gekostet.

Hier im Dorf gab es mal eine Zoohandlung, aber die Betreiber haben vor ein paar Jahren das Ladengeschäft aufgegeben und stehen seither auf dem Wochenmarkt mit einem Verkaufswagen für Tierfutter und sonstiges. Katzenstreu bringen sie nur auf Anmeldung mit, weil im Verkaufswagen so wenig Platz ist. Wie vereinbart, habe ich gestern eine SMS mit der Bestellung geschickt und trabte heute Morgen munter auf den Markt, die Streu abholen. Denkste.

„Ich hab die SMS gestern gar nicht abgerufen“, sagte der Inhaber. Und seine Frau meinte, „wir haben ein neues Handy, damit klappt nichts. Wahrscheinlich hast du das gestern mit gelöscht…“ und ich murmelte was von „wenn Sie die Bestellungen nicht abrufen, können Sie sie natürlich auch nicht auf den Wagen laden…“

Kurzer Gefühls-Check:
Frustriert
ärgerlich
ratlos
hilflos
verstimmt

Unerfüllte Bedürfnisse:
Sicherheit
Klarheit
Vertrauen
Verbindung
Gesehen werden
Respekt

Zum Glück gelang es mir, mich mit diesen unerfüllten Bedürfnissen zu verbinden und ein paar Sachen zu fragen:
Was machen wir jetzt?
Mir ist die Sicherheit ganz wichtig, wenn ich bestellt habe, dass ich dann auch die Ware bekomme. Wenn das mit der SMS nicht hinhaut, soll ich dann vorher anrufen?
Haben Sie einen Vorschlag, wo ich jetzt Streu herbekomme?
Die Chefin meinte, „wie viel Säcke brauchen Sie denn?“ , und auf die Info: vier, sagte sie, dann müsse ihr Mann eben die 25 Kilometer nach Hause fahren und die Streu holen.

50 Kilometer für vier Sack Katzenstreu? Sorry, das geht gar nicht.

Wir haben uns darauf geeinigt, dass sie morgens um acht an die Haustür liefern, wenn sie das nächste Mal auf dem Wochenmarkt stehen.
Und dass ich künftig anrufe, statt eine SMS zu schicken.

Ich weiß nur noch nicht, wie ich das den Katzen verklicker…
Vielleicht doch noch mal ne Tüte Catsan zwischendurch kaufen?

So long!

Ysabelle

Kraut & Rüben (11)

8. März
Manche spirituellen Traditionen verwenden den Ausdruck „Gottvater“. Aber jeder Begriff zur Beschreibung der höchsten Wirklichkeit ist problematisch. „Muttergöttin“ ist ein guter Ausdruck, um die Vorstellungen zu neutralisieren, die wir über Gottvater haben.

Thich Nhat Hanh
Heute achtsam leben


Hallo, Welt!
Die vergangenen 20 Jahre habe ich jeweils zum Weltfrauentag meine Kolleginnen mit einer Blume bedacht. Ursprünglich mit einer roten Nelke, die letzten Jahre dann mit mit einem Primelchen oder Osterglocken. Dieses Mal war mir das Datum nicht mal präsent. Vielleicht liegt es mit an meinen veränderten Lebensumständen. Aber heute Morgen rief mich ein alter Freund an, um mir zum Frauentag zu gratulieren. Er hat mit GfK nichts am Hut. Am Telefon sagte er: „Ich rufe dich heute, am Weltfrauentag, an, um dir zu sagen, dass du so ein wichtiger Mensch in meinem Leben bist. Und da ist dieses Datum doch eine gute Gelegenheit, das auch mal auszusprechen.“

Ich war in Tränen. Erfüllte Bedürfnisse:
Wertschätzung
Gesehen werden
Verbindung
Wärme
Respekt
Vertrauen

Es fühlt sich ganz wunderbar und ganz kostbar an. Ich bin dankbar für diesen Anruf.

Statt Blumen habe ich mir heute einen neuen Haarschnitt gegönnt. Gegen das Grau will ich nichts unternehmen. Eine gute Bekannte von mir hat als Signatur den Satz: „Ich möchte in Liebe und Würde alt werden“, und das spricht mich sehr an. Aber trutschig und altbacken muss ich deshalb ja trotzdem nicht aussehen. „Darf es ein bisschen Wachs sein?“ „Aber gerne! Was kann ich denn aus diesem Mop auf dem Kopf machen?“ Passt schon. Ich nehme mich authentisch und klar wahr. Das ist ja auch mal was Schönes.

Gestern Abend waren wir in der Übungsgruppe tatsächlich zu neunt. Uff, das war bisher die größte Gruppe, die ich unter meinen Fittichen hatte. Ab Montag sind es dann 16. Da war das ja noch mal eine gute Übung. Es kann sein, dass ich bei meiner Simran-Urlaubsvertretung auch so viele Menschen begrüßen darf. Vorletztes Mal waren wir 12, am Dienstag immerhin auch neun. Ich möchte feiern, dass mir das keine Angst macht und dass ich mich – gefühlt – ganz gut auf unterschiedliche Menschen einstellen kann.

Äh – gefühlt…. wie fühlt sich das denn an?
Warm
behaglich
beschwingt
aktiv
energiegeladen
frisch
konzentriert
kraftvoll
lebendig
motiviert
schwungvoll
zärtlich und
zuversichtlich.

Na, bitte, geht doch!

Außderm möchte ich ein „Lands End“- Schnäppchen feiern. Ich hatte seit November hier im Dorf mit ein paar schwarzen sportlichen Schnürschuhen von Ecco geliebäugelt, die ich auch schon in braun hatte. Bequem, praktisch. Allein, der Preis wollte und wollte nicht fallen. Und 99 Euro waren mir einfach zu viel.
Gleichzeitig habe ich aber keine schwarzen wetterfesten Halbschuhe, und für die gäbe es aber ziemlich viel Bedarf.
Jetzt entdeckte ich welche bei Landsend. Ein bisschen speziell, Filz und Wildleder, ein bisschen wie Surfschuhe, aber mit einer richtig dicken Profilsohle. Da habe ich dann zugeschlagen und überweise jetzt mit Freuden 29 Euronen für ein paar wetterfeste, schwarze Halbschuhe. Ich bin dankbar, auch mir, dass ich so sorgsam mit meinen finanziellen Ressourcen umgehe.

Ansonsten fällt mir auf, dass ich sehr müde bin. Heute Morgen habe ich schon 90 Minuten länger geschlafen als üblich. Und trotzdem bin ich ganz erschöpft. Mein Wolf beisst mir fröhlich in die Waden, um mich zu neuen Höchstleistungen anzuspornen. Aber viel Kraft ist heute nicht da. Mal sehen, was wir da miteinander ausverhandelt kriegen.

Hatte ich schon von dem Flop mit meinen „Gardinen“ erzählt? Ich hatte doch ganz stolz bei Lidl Faltrollos gekauft, die sich im Fenster auf und ab bewegen ließen. Vorige Woche habe ich sie in mühevoller Fummelarbeit im Fenster des Giraffenzimmers installiert. Zufrieden war ich damit ungefähr zehn Minuten. Dann guckte ich mir das ganze von außen an und dachte, hm, das ist es noch nicht… Nach zwei Tagen habe ich sie wieder runtergekratzt und zu den Flohmarkt-Artikeln gelegt. Das geht nicht. „Sieht aus wie gewollt und nicht gekonnt“, sagte eine Freundin. Da lasse ich mir noch was anderes einfallen. Wer sagte mal, “arme Leute können es sich nicht leisten, billig einzukaufen“? Diese 30 Euro waren rausgeworfenes Geld. Schade.

So long!

Ysabelle

Ich bin zu blöd…

Hallo, Welt!
Am Freitag habe ich länger Zeit mit meiner Familie verbracht. Unter anderem gab es Gelegenheit, mit meinem Dad (88!) über sein IPad zu fachsimpeln. Die „Fehlermeldung“, die ihn so beunruhigt hatte, dass er sogar die Apple-Hotline anrief, war lediglich der Hinweis, dass es in der Nachbarschaft zwei drahtlose Netzwerke gibt, mit denen er sich verbinden könnte, wenn er denn das Passwort kennen würde… Wir haben gemeinsam Post auf Ordner sortiert und Bilder ins Fotoalbum gesichert und ich habe noch auf die aktuelle Software upgedatet. Alles in Ordnung, dachte ich.

Gestern schickte ich an die Eltern einige Fotos vom Ur-Enkel per Mail. Heute Vormittag dann ein aufgeregter Anruf meines Vaters. Ich konnte gar nicht herausbekommen, was eigentlich der Anlass war, denn ich hörte nur seine Schimpftirade auf ihn selbst: „Ich bin zu blöd… ich begreif das nicht… alles was du mir erklärt hast, hab ich schon wieder vergessen… am liebsten würde ich das Ding nie wieder anfassen… ich versteh das alles nicht… und dann sieben Mails… wie krieg ich denn die sieben weg? Ich will nicht, dass da sieben steht, aber ich bin ja zu blöd… jetzt hab ich alles falsch gemacht… ich fass das Ding nicht mehr an… das ist mir alles zu viel… wenn ich das doch sowieso nicht verstehe.. ist wohl doch Alzheimer… Wie blöd kann man sein… nun hast du mir das alles erklärt und ich hab es schon wieder vergessen… “

Oh, Freunde, wie geht es mir, wenn ich das höre?
Meine Gefühle sind
alarmiert
ärgerlich
bestürzt
durcheinander
entsetzt
frustriert
genervt
hilflos
sorgenvoll
ungeduldig
unwohl
wütend

und meine Bedürfnisse im Mangel sind
SELBSTRESPEKT!!! (für meinen Vater)
Verbindung
Unterstützung
Beitragen
Verstehen
Leichtigkeit (für meinen Vater)
Autonomie (für meinen Vater)

das sind so die ersten Bedürfnisse, die mich anspringen.
Ich kann es wirklich kaum ertragen, dass sich jemand so niedermacht.
Schon gestern Abend hatte ich ein Telefonat, in dem sich eine alte Freundin in Grund und Boden verdammte und meinte, sie hätte nicht gut für sich gesorgt, weil sie eine Dokumentation über das Mittelalter gesehen habe. Während das sonst für sie immer sehr erholsam, entspannend und lehrreich sei, sei dieses Mal etwas getriggert worden und sie habe vor Aufregung die ganze Nacht nicht geschlafen, mit ungewollten Konsequenzen.

Die Probleme meines Vaters mit der Technik lösten sich in Luft auf. Er war einfach nur unsicher und unter Druck, und da er so wenig über diese Funktionalitäten weiß und sie so selten benutzt, verstärkt das einfach nur seine Hilflosigkeit. Ich hoffe, dass er mich beim nächsten mal früher anruft und nicht erst, wenn er schon in heller Panik ist.

Die Selbstbeschimpfungen meiner Freundin konnten wir ins Giraffische übersetzen. Da gibt es einen Anteil, der sehr für ihren Schutz eintritt und sich auf dramatische Weise Gehör verschafft.

Nur für mich selber habe ich gerade keinen Rat. Warum stürzt es mich so ins Chaos, wenn ich andere Leute gegen sich selbst wüten höre? Warum macht mich das so hilflos und verzweifelt? Da fehlt mir doch irgendein Werkzeug, ein Hinweis, eine Idee, um mit der Verzweiflung anderer Leute besser zurechtzukommen und nicht selbst in Not zu geraten.

Irgendwelche Ideen für mich? Habt Ihr eigene Erfahrungen mit diesem Thema?
Für Hinweise und Anregungen nicht an die nächste Polizeidienststelle, sondern an mich wenden.

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So long!

Ysabelle

Zur Last fallen…

Hallo, Welt!

Gestern hatte ich ein Telefonat mit meinem Vater. Danach musste ich mir erst mal Einfühlung geben.
Vor zwei Jahren hat er seine ersten Computer-Gehversuche mit einem IPad gemacht. Da er gesundheitlich schwer angeschlagen ist, liegt das Gerät manchmal Monate lang im Wohnzimmer, dann wieder schlägt er im Internet Gedichtzeilen nach oder verschickt sogar mal eine Mail. Für einen Herrn von 88 Jahren finde ich das sensationell.

Vor ein paar Wochen meldete er mir, dass er die Fehlermeldung bekommt, der Server sei nicht erreichbar. Ich bat ihn, das Ding meiner Kusine in die Hand zu drücken, die zumindest mehr Computererfahrung hat und auch einen Apple besitzt.

Als ich ihn gestern anrief, um meinen Besuch zum Wochenende anzukündigen, erzählte er mir, er habe gerade mit der Apple-Hotline telefoniert (?!?!). Die hätten ihm aber nicht helfen können und würden mir jetzt eine Mail schicken. Auf meine Frage, was denn meine Kusine gesagt hätte, meinte er, sie habe sich für nicht kompetent erklärt. Als ich dann fragte, warum er mich darüber nicht informiert habe, meinte er: Wir wollen dir nicht zur Last fallen…

Oh, das kann ich schwer hören!
Ich glaube, da unterdrückt jemand sein Bedürfnis nach
Unterstützung,
nach Gesehen werden,
Anteilnahme,
Verbindung
und Leichtigkeit.

Welche Bedürfnisse erfüllt sich mein Vater denn, wenn er mich nicht informiert?
Respekt, habe ich aus seinen Worten gehört. „Wir wollen dich in dieser Situation nicht noch belasten“. Wertschätzung. Vielleicht auch Autonomie. „Ich kann selbst bei Apple anrufen“. Rhythmus: „Ich mache das in meinem eigenen Tempo, dann, wenn ich Zeit habe und mich fit fühle“. Lernen und Wachstum: „Ich will das auch allein hinkriegen!“ Ja, damit kann ich mich gut verbinden.

Welche Bedürfnisse sind bei mir unerfüllt, wenn ich nicht informiert werde?
Unterstützen und Beitragen.
Verbindung. Ja, das schmerzt richtig. Seit Monaten sitzt er mit diesem Gerät rum, das nicht die Leistung bringt, die er braucht, und ich kriege nichts mit.
Beteiligung. Ja, das wäre schön. Vertrauen, dass es auch ohne mich Mittel und Wege gibt, dass er die Technik wieder zum Laufen bringt. Vielleicht auch Leichtigkeit. Man muss da nicht immer ein Drama draus machen, mal anzurufen. Oh ja! Leichtigkeit im Umgang miteinander.

Und wann habe ich das letzte Mal angerufen?

So long…, meine Lieben, so long…
Ysabelle

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