Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

Du sollst Vater und Mutter ehren…

Hallo, Welt!

Heute war ich in einem Workshop, in dem es im weitesten Sinne um Marketing ging. Ein Produkt wurde genauestens unter die Lupe genommen und gefragt, welche Rolle dieses Produkt im Leben eines Menschen spielen könnte (tun wir mal so, als wäre es um eine Hautcreme gegangen). Viele Produzenten würden es begrüßen, wenn ihr Produkt als Freundin der Benutzerin angenommen würde. Unser Produkt schien uns aber eher männlich.

Ich habe eine Weile in mich hineingespürt und dann gesagt, für mich wäre das Produkt so etwas wie Vater und Mutter, zu denen man kommen kann, von denen man Liebe, Wertschätzung, Trost, Unterstützung, Pflege und sonst noch so einiges bekommt. Und bei dem Gedanken an solche Eltern wurde mir warm und geborgen zumute.

In den folgenden Stunden bekam ich dazu Rückmeldungen von den anderen Workshop-Teilnehmern, und alle äußerten ihre Bedenken. Mehrmals hörte ich, das Bild der Eltern sei bei den meisten Menschen nicht (so) positiv besetzt. Von Regression war die Rede, davon, dass Eltern nicht so großzügig, neutral, unterstützend wären, wie ich ihr Bild gemalt hätte. Eltern stünden für Ermahnung, für spaßfreie Zone, für Kritik, die wirklich trifft, weil die Eltern die Kinder eben so gut kennen…

Je mehr Rückmeldungen ich bekam, desto trauriger wurde ich. Mir ging auf, dass auch mein Verhältnis zu meinen Eltern keineswegs ungetrübt ist. Wenn ich in meinem Gehirnkasten krame, kenne ich eigentlich keinen Vater, keine Mutter, die meinem Idealbild von Eltern wirklich nahe kommen. Beim Grübeln, woran das liegt, fiel mir auf, dass in meiner Generation die Eltern immer genau zu wissen glaubten, was richtig oder falsch war. Und häufig hatten sie keinen Zugang zu ihren Gefühlen. Sie waren eher Instanzen oder Richter als empathische Gesprächspartner und Förderer.

Ich fürchte, dass ich selbst auch nicht gerade so eine Mutter bin, die von ihrem Kind als warmherzig, unterstützend, liebevoll und wertschätzend angesehen wird. Aber ich habe Hoffnung für mich, und ich bin dankbar für alle Kinder, die in GfK-Partnerschaften geboren werden und von Giraffeneltern aufgezogen werden. Wer weiß, vielleicht werde ich ja eine Giraffen-Großmutter…

So long!

Ysabelle

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