Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

Hader

Hallo, Welt!

ich bin heute Abend unzufrieden und mürrisch. Ich bin auch noch ein paar andere Sachen, schöne Gefühle sind ebenfalls lebendig, aber jetzt gerade will ich auf meinen Hader blicken.

Übers Wochenende habe ich an einem Workshop zum Thema Lösungsbewusstsein teilgenommen, was spannend und interessant war. 80 Prozent der Inhalte habe ich im Laufe meiner GfK-Ausbildungen schon kennen gelernt, aber eben die Sachen noch nie unter dem Aspekt Lösungsbewusstsein betrachtet. Der Therapeut erfragte, aus welcher „Richtung“ ich komme, und als er hörte, „Gewaltfreie Kommunikation“, hatte er einige Anmerkungen was GfK leisten kann und was nicht.

Ich war von Null auf der Palme in zwei Sekunden. Meine geliebte GfK, und dann soll gerade die Leute „weichspülen“? Er sagte, er hätte Klienten gehabt, die eine Trainerausbildung hatten und zu ihm als Patienten gekommen seien, weil sie mit ihren Aggressionen nicht klar kamen, und dafür wäre das eben nichts…. zong! ging meine innere Rakete ab… Ich wusste genau, mein Verhalten war der Sache nicht dienlich, weder warb ich damit bei den anderen Seminarteilnehmern für die GfK, noch konnte ich den Therapeuten davon überzeugen, dass in meinen Augen die GfK sehr wohl alles das kann, was der ihr absprach… Ein Teil von mir wusste, Einfühlung wäre es gewesen, aber ich hatte keine Einfühlung, weder für ihn, noch für mich!

Zum Schluss schlossen wir einen trügerischen Frieden. GfK ist gut, aber ersetzt keine Therapie, sagte der Therapeut (bei dem ich mich übrigens sehr wohl gefühlt habe). Und das konnte ich so stehen lassen. Wobei es in Hamburg mit Gerlinde Fritsch eine Therapeutin gibt, die GfK-Grundsätze in ihrer Arbeit anwendet und das wunderbare Buch „Praktische Selbst-Empathie“ geschrieben hat. Oh, das war so schwer zu hören für mich! Ich glaube, mein inneres Kind konnte nicht aushalten, dass der Mann die GfK nicht SO soll fand, wo doch meine Kleine findet, es wäre das Beste seit der Erfindung von Schnittbrot.

Wobei – ich habe ja etwas im Seminar auch über meinen Schatten etwas gelernt (der Schatten als Medizin…): Dass ich überhaupt auf die „Kritik“ so scharf reagiert habe, könnte ein Indiz dafür sein, dass ich selbst der GfK nicht immer all das zutraue. Ich verteidige sie also nicht gegen den Therapeuten, sondern gegen die Ängste und Zweifel in meinem Inneren.

Oh, damit kann ich viel besser leben.

Was brauche ich? Ich brauche Gewissheit, dass ich wirklich alles mit der GfK machen/lösen/heilen kann. Braucht das meine Erwachsene oder mein Kind? Wahrscheinlich eher das Kind. Ich glaube, das Kind nimmt heute Abend seine Riesengiraffe in den Arm und schläft eine Runde. Und die erwachsene Ysabelle kümmert sich weiter darum, so viel wie möglich zu lernen und zu wachsen und sich selbst eine liebevolle GfK-Begleiterin zu sein. Es gibt in diesem Fall nichts zu betrauern. Ich mache es so gut ich kann. Und das ist zu jeder Zeit gut genug.

So long!

Yasabelle

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