Was zwischen den Ohren passiert
„Des Menschen Geist wohnt in den Ohren: Wenn er etwas Gutes höret, so erfüllet er den Leib mit Wohlgefallen; höret er aber das Gegenteil, so brauset er auf.“ – Xerxes I., überliefert von Herodot, Historien
Gestern stand ich vor einer kniffligen Entscheidung. Mein Wolf hatte mich gut im Griff, wollte Sorge tragen, dass ich schön bescheiden bleibe. Ich suchte Bestätigung und rief einen Freund über Skype an. „Hol die Giraffenohren“, bat ich ihn. Wir haben beide eine Videokamera, und so konnte ich sehen, wie er an sein Regal ging und die Giraffenohren nahm. Ich erzählte ihm von meinen Entscheidungsnöten, und wenn es nach dem Lehrbuch gegangen wäre, hätte sich der Freund sicher anders verhalten müssen. Statt mir also die „angeforderte“ Einfühlung zu geben, gab er mir einen Ratschlag. „Entscheide dich so. Alles andere wirst du später bereuen…“
Ich war erst unsicher, ob ich dieser klaren Empfehlung folgen sollte, doch dann „erfüllte es den Leib mit Wohlgefallen“. Ich spürte buchstäblich im Körper, wie ich mich entspannte, wie Freude einzog, alles in mir leicht wurde. Ich hatte geglaubt, ich bräuchte Einfühlung, vermutlich brauchte ich in Wirklichkeit eine Erlaubnis. Und die konnte ich mir nach der Reaktion meines Freundes geben. Mein Wolf war verblüfft, denn seine Bescheidenheit sollte doch gerade dazu dienen, es anderen Recht zu machen. Und plötzlich gab es dafür gar keine Notwendigkeit mehr… Zwischen meinen Ohren war etwas passiert.
Es gibt so viele Dinge, die uns in einer bestimmten Situation gut tun können. Wenn wir nicht auf eine Strategie fixiert sind, haben wir die Chance, großen Reichtum zu finden und in unserem Leib zu spüren.
Heute will ich dankbar alle Freundlichkeiten annehmen, die mir geschenkt werden.