Die Grenzen des Fatalismus
Ein Gedicht von Rumi
Du hast doch Füße – was stellst du dich dann lahm?
Du hast doch Hände – warum versteckst du sie?
Drückt er dem Diener den Spaten in die Hand,
braucht der Herr keine Worte, um zu befehlen.
Ebenso klare Zeichen Gottes sind die Hände;
Versteh die Zeichen, die Er dir ins Herz legt,
Und lebe ganz in der Pflicht, sie zu befolgen.
Es wird dich nach und nach zu den Mysterien führen,
Die Last dir nehmen und dir Vollmacht geben.
Du trägst an Seiner Bürde? Er wird dir Kraft verleihen.
Du hörst Seinen Befehl und du wirst Sein Zeuge:
Streb Einssein mit Ihm an, und du wirst eins sein.
Dein freier Wille ist dein Bemühen, Gott seine reichen Gaben zu vergelten.
Schicksalsergebenheit ist die Verleugnung all dieser Gaben.
Für seine Handlungsfähigkeit zu danken stärkt dies Vermögen.
Schicksalsergebenheit beschneidet es.
Schicksalsergebenheit heißt, unterwegs zu schlafen.
Schlaf nicht, ehe du das letzte Ziel erreichst!
Schicksalsergebenheit heißt unter Dieben schlafen –
Kann der zu frühe Hahn je Frieden finden?
Vertraust du wahrhaft Gott, bestell den Acker,
Säe die Saat und nutze Gottes Hilfe,
Ringe so lang du kannst, gleich den Propheten.
Streben bedeutet nicht, dem Schicksal trotzen.
Das Schicksal selbst gab uns dies Streben ein.