Leben
Diesen Text fand ich auf einem Zettel unter der Überschrift „Feierabendgedanken“. Bei dem Autor Hans Wilhelm könnte es sich um den Autor handeln, der 1931 das Drehbuch zu Berlin – Alexanderpatz verfasste.
Das Leben ist wie ein Fluss:
es trägt uns von der Quelle bis zum Meer.
Tiefe, Dauer und Windungen des Flusses sind vorgegeben.
Für jeden anders,
denn wir bestimmen selbst,
wie wir die Strecke zurücklegen wollen.
Jeder Fluss birgt seine Untiefen.
Wer auf die Strömung achtet, ist gewarnt.
Kein anderer kann uns sagen, wie wir schwimmen sollen.
Die Stimme, die die Richtung weist, in nur in uns selbst.
Doch oft wird sie vom Rauschen des Flusses übertönt.
Dann ist es nicht leicht, dieser Stimme zu folgen.
Wir brauchen Mut dazu und Vertrauen.
Der Fluss trägt uns an vielem vorbei,
mal still und gemächlich,
mal sprudelnd und schnell.
Alles zu seiner Zeit.
Viele versuchen,
ihn mit eigenem Willen zu bezähmen oder aufzuhalten.
Ihnen fehlt das Vertrauen.
Oft glauben wir, Frieden und Glück an einem stillen Ufer zu finden.
Wir sehnen uns nach Beständigkeit und Ruhe
und möchten uns festhalten.
Doch wo sich nichts regt und bewegt,
wird irgendwann das Wasser trübe.
Was uns lockte, verliert seinen Glanz
und kann uns zum Verhängnis werden.
Jedes Loslassen erfordert Mut !
Es macht uns frei und bring uns weiter,
zurück zur Mitte des Flusses.
Hier fließt das Wasser am lebendigsten.
Hier finden wir alles, was wir brauchen.
Wer sich voller Vertrauen dem Strom des Lebens hingibt,
wird sicher und gefahrlos an allen Klippen vorbeigetragen.
Der Blick wird frei für eine neue Sicht.
Alles, was uns widerfährt, hat einen Sinn.
Irgendwann wird der Strom des Lebens beginnen langsamer zu fließen.
Ein neues Abenteuer steht bevor.
Und voller Zuversicht lassen wir die engen Begrenzungen
des Lebensstromes hinter uns.
Wir treten ein in das große Meer der Unendlichkeit.