Let’s talk about Sex…
„Mein Ziel war es, die Liebe der Männer zu erotisieren und die Liebe der Frauen zu sexualisieren.“ –
Oswalt Kolle, auf die Frage, was ihn motiviert habe, seine Sexualitätsratgeber und Filme zu veröffentlichen, Stuttgarter Zeitung Nr. 178/2007 vom 4. August 2007, S. 43
Let’s talk about sex… findet offenbar weniger häufig statt als uns die Medien vorgaukeln. Wir verbringen viel Zeit damit, über Kochrezepte, Online-Games, Autoreparaturen, den nächsten Urlaub oder den Frust am Arbeitsplatz zu reden. Echte Gespräche über Sex sind die Ausnahme.
Im Workshop von Kit Miller haben wir versucht herauszufinden, warum das so ist. Wir haben dabei festgestellt, dass eine Fülle von Bedürfnissen mit eine Rolle spielt, wenn es anscheinend „nur“ um Sex geht. Verbindung, Nähe, Intimität, Harmonie, Autonomie, Selbstvertrauen, Kreativität, Authentizität, Beteiligung, Leichtigkeit und Spaß fallen mir dabei als erstes ein. Natürlich auch Gesehen & gehört werden.
Ich vermute einen besonderen Mix an Gedanken, der dazu führt, dass Paare eben nicht über Sex reden. „Ich weiß doch, wie’s geht…“ oder „wenn er mich liebt, dann spürt er instinktiv was mir gefällt“ gehören in diese Tüte. Dieser Tage hörte ich: „Ich werde ihm schon sagen, wenn mir was nicht gefällt“, und ich dachte bei mir, mit so einer Ansage würde ich mich nicht besonders entdeckerfreudig oder wagemutig fühlen, sondern eher Angst haben, etwas „falsch“ zu machen.
Ich erinnere mich an einen Mann, der von seinem Verhältnis zu einer Frau erzählte. Die beiden waren befreundet und hatten Sex miteinander, dem Mann war es aber wichtig, dass sie kein Paar waren, da er für eine Paarbeziehung keine Entwicklungschancen sah. Während die beiden ihre Sexualiät lebten, spürte der Mann den Impuls zu sagen, ich liebe dich, doch er verkniff sich den Satz. Er fürchtete, damit bestimmte Hoffnungen zu wecken oder später auf diese Aussage „festgenagelt“ zu werden. In den folgenden Wochen bemerkte der Mann, dass seine Erektion nachließ. Die beiden beendeten das Verhältnis.
Beim Nachspüren dieser Geschichte kamen wir darauf, dass der Mann sich von seiner Authentizität und sexuellen Energie abgeschnitten hatte, als er eben nicht „ich liebe dich“ sagte, als es ihm gerade in den Sinn kam.
Was kann uns darin unterstützen, über Sex zu reden? Theratalk, ein Internet-Therapieangebot der Universität Göttingen, hat dazu einen Fragebogen entwickelt. Damit können Paare gemeinsam erforschen, wie sie sich gegenseitig gut tun können.
Dann braucht es eigentlich nur noch ein bisschen Vertrauen, Zugehörigkeit, Verbindung, Sicherheit und Ehrlichkeit und es kann losgehen: Let’s talk about Sex…
Heute will ich aufmerksam sein, über welche Themen ich nicht mit anderen Menschen rede. Ich öffne mich für die Bedürfnisse, die ich mir mit dieser Strategie erfüllen möchte.