Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

Und nun?

Hallo, Welt!
Spielstunde bei den Wölfen. Ich werde demnächst in Erfahrung bringen, wo hier in Schleswig-Holstein Wölfe gehalten werden und mich mal für ein paar Stunden mit der Kamera vors Gehege stellen. Ich kann ja nicht alles mit Legofiguren oder Handpuppen nachstellen, was so bei mir los ist, um eine gefällige Illustration zur Hand zu haben.
Aktuell bin ich gerade mal wieder bei meinen Beschränkungen angekommen. Vor einiger Zeit geschah mir Folgendes (40 Worte): Nach vier Stunden Fahrt stand ich am verabredeten Ort, doch mein Abholer war nicht da. Als er/sie 17 Minuten nach meiner Ankunft eintraf, gab es einen kurzen Wortwechsel, ich drehte mich um und fuhr wieder zurück.
Wir haben uns nun darüber ausgetauscht, was geschehen ist. Ich kann gut hören, welche Stressfaktoren es auf der anderen Seite direkt vor unserer Begegnung gegeben hatte. Ich glaube, auch die andere Seite konnte gut hören, warum ich in der besonderen Situation so empfindlich war, dass ich keine andere Reaktionsmöglichkeit fand als wieder nach Hause zu fahren. Aber mit diesem Sehen ist noch nichts geklärt. Und nun?

Ich merke gerade, wie bitter traurig ich bin. In der beschriebenen Situation fehlten mir Verbindung, Wertschätzung, Zugehörigkeit und Respekt. Ich spüre einen tiefen Schmerz und Verzweiflung. Gibt es eine klare Bitte, im Hier und Jetzt, erfüllbar und positiv? Äh – ne. Und nun?

Es fällt mir nicht schwer, mich in mein Gegenüber einzufühlen. Es kam angerauscht, nur ein paar Minuten später, aber so pünktlich sind ja öffentliche Verkehrsmittel eh nie, kein Parkplatz, Stress mit einem anderen Verkehrsteilnehmer, unübersichtliche Verkehrslage… Ich vermute, die Gefühle waren frustriert, genervt, ärgerlich, geladen, unter Druck und unzufrieden. Und die Bedürfnisse im Mangel waren Leichtigkeit, Selbstvertrauen, Zugehörigkeit, Anerkennung und Wertschätzung (trotz all der widrigen Umstände habe ich mich bis hier durchgekämpft) und Freude. Und nun?

Ich kriege beides nicht zusammen, fühle keine „Erlösung“, keine Erleichterung, kein Miteinander. Ich erkenne an, dass diese und jene Bedürfnisse bei mir im Mangel waren, und ich erkenne an, dass jene und solche Bedürfnisse bei dir im Mangel waren. Und nun? Ist das meine erste Stunde GfK oder warum finde ich gerade keinen Weg aufeinander zu? ‚Heul*

Ich merke, ich will keine neue Strategie fürs Abholen beim nächsten Mal. Darum geht es nicht. Ich glaube, dieses Thema kriege ich allein nicht geknackt und es wird Zeit, eine Giraffentankstelle anzusteuern. Am liebsten würde ich natürlich gern jetzt sofort… aber alle Giraffen, die mir im Moment einfallen, sind gerade nicht erreichbar. In Berlin, bei der Arbeit, in Südfrankreich, im Knast, in der Schule…

Moment!
Es gibt doch die NVC-Empathie-Hotline auf Skype.
Ah! So kann’s gehen. Runterbrechen auf die Bedürfnisse und dann nach Strategien suchen. Es gibt immer unzählige Strategien, und ich muss nicht allein damit fertig werden. Das ist schon mal eine Erleichterung!

So long!

Ysabelle

Eine Reaktion zu “Und nun?”

  1. MarkusC

    Hallo Ysabelle,

    wegen den Wölfen, frag doch mal bei der Wildtierhilfe Fiel nach. -> http://www.wildtierhilfefiel.de
    Ist sogar relativ bei mir in der Nähe 🙂

    Lieber Gruß,

    Markus

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