Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

Entscheidungen

Hallo, Welt!
Ich beobachte gerade ein interessantes Phänomen. Zuerst ist es mir vor ein paar Wochen bei mir selbst aufgefallen. In einer bestimmten Situation ging es darum, eine Entscheidung zu treffen und ich ertappte mich bei der Überlegung, der andere möge doch bitte endlich zu einem Entschluss kommen. Es gab eine wunderbare Wolfsshow dazu, die ich sehr genossen habe. Dann kam die Erkenntnis, ich selbst könne ja auch eine Entscheidung treffen, dann wäre das Thema erledigt. Ich sah dann bei näherer Untersuchung, welche guten Gründe ich hatte, die Entscheidung nicht übers Knie zu brechen und konnte jetzt in Ruhe abwarten.
Dieser Tage war ich mit einer Bekannten essen. Bei ihrem Mann gibt es berufliche Herausforderungen und sie drängt ihn, eine Entscheidung zu treffen. Während ich versuchte, ihr Empathie zu geben, wurde mir ganz deutlich, dass ich dieses „Spiel“ gerade aus meinem Leben kannte. Den Zeigefinger auf den anderen richten: DU musst das entscheiden!
Ein guter Freund von mir erlebt gerade in Liebesdingen eine Zwickmühle. Seine langjährige Partnerin will ihn aus veschiedenen Gründen bis Weihnachten nicht sehen. Er erwartet von ihr die Entscheidung zur finalen Trennung, findet aber innerlich nicht dir Klarheit, sich selbst zu trennen.
Wahrscheinlich lässt es sich nicht verallgemeinern, aber in diesen drei Fällen (und einigen kleineren Episoden der vergangenen Tage) war es so, dass jeweils vom anderen eine Entscheidung erwartet wurde, obwohl man selbst unklar war, was man wollte.
Wenn ich meinen eigenen Fall und die guten Gründe anschaue, weiß ich für dieses eine Mal, warum es so war:

Ich wollte keine Entscheidung „gegen“ mein Gegenüber treffen. Ich wollte Konsens, aber bitte mit meiner Lösung. Da ich nicht klar erkennen konnte, ob mein Gegenüber bereit war, sich meiner Lösung anzuschließen, strampelte ich auf der Stelle und forderte Klarheit von meinem Gegenüber. Ich blieb in der Deckung, ich traf eben keine Entscheidung. Ich übernahm nicht die Verantwortung für das, was ICH wollte.
Feigling, Weichei, Warmduscher – meine pelzigen Freunde haben da ein paar schöne Bezeichnungen für mich. Zum Glück gibt es ja auch noch den Blick auf die Bedürfnisse. Vielleicht brauche ich für eine gute Entscheidung in MEINEM Sinne Harmonie, Verbindung, Gesehen und gehört werden, Respekt und Verständnis.
Und vielleicht muss ich akzeptieren, dass nicht unbedingt mein Gegenüber mir diese Bedürfnisse erfüllen wird oder kann. Dann bin ich eingeladen, an anderer Stelle danach zu streben und für meine Entscheidung die Verantwortung zu übernehmen. Auch wenn mir das Angst macht.

So long!
Ysabelle

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