Wut
Hallo, Welt!
Jetzt war ich doch so viele Jahre so schön im Frieden mit mir… Ich habe meinen Ärger in mich hineingefressen, hier ein bisschen manipuliert und dort ein bisschen sabotiert, gelegentlich geschmollt und im Großen und Ganzen habe ich versucht das zu tun, was von mir erwartet wurde.
Jetzt auf einmal spüre ich, dass ich schnell entflammbar geworden bin. Irgendwie ist die Thermoverpackung um meine Gefühle abhanden gekommen. Ich spüre WUT!
Gestern sagte ein Service-Mitarbeiter von O2 etwas über die Menüführung auf der Seite. Ich war sofort auf Zinne und blaffte ihn an, ob er mich für blöd halte.
Wenn ich mit dieser Wut in Kontakt komme, bin ich zur gleichen Zeit völlig verblüfft von der Kraft, die dahinter steckt, und von der Reaktion mancher Menschen auf meine Wut. Jemand aus meiner Familie signalisiert mir zum Beispiel, ich sei kindisch, wenn ich wütend sei. Das macht mich mal erst recht wütend. Ein Kollege war unlängst der Ansicht, ich dürfe gar nicht wütend sein. Man müsse sich immer zusammenreißen. Ich würde gern einen konstruktiven Umgang mit meiner Wut finden. Ich möchte die Kraft spüren und nutzen, die damit verbunden ist, und gleichzeitig Respekt für mein Gegenüber zeigen. Aber das habe ich nicht gelernt. Es ist ja neu, mir meiner Wut überhaupt in dieser Weise bewusst zu sein, meine Gefühle so intensiv wahrzunehmen…
Ich schätze mal, der erste Schritt ist für mich, dass ich mich nicht dafür verurteile, wenn ich in meiner Wut nicht so konsiliant oder verbindlich (im Sinne von in Verbindung bleibend) reagiere wie ich es ohne Wut für richtig halte. Und dann versuche ich herauszufinden, welche wunderbaren Bedürfnisse in mir gerade im Mangel sind. Vielleicht gelingt es mir im dritten Schritt, danm wieder angemessen auf den anderen zuzugehen.
So long!
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