Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

Zahlen-Mystik: My private Kabbalah

Hallo Welt!
Die Annäherung an „runde“ Zahlen erregt meine Aufmerksamkeit. Drei Tage lang sah ich sie kommen, heute Nacht war sie da:
Wir haben hier auf dem Ticker

 

10002 Page Impressions
2666 Visits
354 Artikel
335 Kommentare, davon
188 Spam.

 

Zehntausend Mal wurde irgendein Posting angeklickt. Auf jeden Besucher kommen rund vier Klicks, also schaut er sich auch um. Die Anzahl der Kommentare hat mich zuerst erstaunt, bis ich den Spam-Anteil abzog, da waren es noch 147. Grob geschätzt die Hälfte sind meine Antworten. Was meint Ihr, wie viel Rürup-Rente, bombensichere Roulette-Systeme und Schnäppchenpreise für Viagra Euch durch die Lappen gegangen sind, nur weil ich die immer gleich lösche! Von den angemeldeten Benutzern ganz zu schweigen. Das liest sich dann so:

Registrierung eines neuen Benutzers auf deinem Blog Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!:
Benutzername: nudewomanz
Wie gesagt, alles gelöscht.

 

Ich kann mir Sachen schön rechnen, ich kann mir auch ein paar in die Fresse hauen. Persönliche Zahlen-Mystik. 10000 ist 10000, was ich daraus mache, ist eine ganz andere Angelegenheit.

 

Ich glaube, am 24.1.2010 ist der Blog online gegangen. Er läuft also annähernd neun Monate. Dieses ziehende, schmerzliche Gefühl im Inneren, das ich mal mit dem Etikett „Ent-Täuschung“ belegen möchte, ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass ich anderes erwartet habe. In „Gewaltfrei-im-Norden“ gab es im September 65000 Klicks, und da stehen „nur“ Termine. Dialog findet fast gar nicht statt.

Es scheint an der Zeit, Einsatz, Erwartungen und Resultate in Übereinstimmung zu bringen.

Was sind die Highlights?
Ohne Zweifel wenn ich gesehen werde. Friedrich, Gabriel, Markus, Oliver – ich glaube, ohne Eure Kommentare hätte ich schon aufgegeben. Es ist so verdammt einsam hinter der Tastatur! Und dann kommt wieder eine Anmerkung von einem von Euch und gleich fühle ich mich belebt, aktiviert, ermutigt, ich bin voller Freude und spüre Verbindung, Wärme, Unterstützung, Gesehen werden, Leichtigkeit und wahrscheinlich noch so manches andere. Besonders schön ist es, wenn einer von Euch eine Themenanregung schickt und ich daraus auch tatsächlich was kochen kann. Danke noch mal explizit an Gabriel.

Manchmal gelingt mir ein Text besonders gut. Ich bin zum Beispiel sehr zufrieden mit dem von gestern, mit dem Mann mit dem Burnout. Da stimmt die Länge, der Aufbau, der Rhythmus, das Fazit. Das ist „rund“ für mich. Zu anderen Zeiten finde ich meine Texte überhaupt nicht rund, und dann schreibt mir Markus auf einmal, das Gelesene habe ihn sehr angesprochen. Schon bekommt der Text einen neuen Rahmen. Wenn es jemand anderem etwas gegeben hat, darf ich damit zufrieden sein. Holla! Interessant, was da wieder ans Tageslicht kommt…
Nun der Teil, der eher schwierig ist.
Leichtigkeit, Freude, Beitragen – das wollte ich mir erfüllen, als ich meinen Freund Arbitrium gebeten habe, diesen Blog für mich zu installieren. Das klappt an manchen Tagen gut, an anderen nicht. Ich glaube, es liegt daran, dass ich mich zu einem „täglich“ kommittiert habe. Egal ob ich müde bin, egal ob mir was auf den Nägeln brennt, egal was gerade bei mir privat los ist, egal ob ich krank bin oder in Urlaub. „Du hast einen Kessel zu füllen“. Oder in meinem Fall: Der Blogbeitrag für morgen fehlt noch…
Es ist also Pflicht dazu gekommen. „Du musst…“ Und wie sagt die dänische Trainerin Kirsten Kristensen so nett? Das smekt nicht!
354 Artikel in neun Monaten, das sind statistisch 1,3 Postings pro Tag. (und dann war da noch der Statistiker, der in dem Fluss ertrank, der durchschnittlich 0,8 Meter tief war). Welche wunderbaren Bedürfnisse erfülle ich mir mit dem TÄGLICHEN Einstellen eines Postings? Verlässlichkeit (was sich als Sicherheit runterbrechen lässt, das Wort Verlässlichkeit war ja hier schon Anlass zu Überlegungen), hm. Und dann kommt nichts. Gibt es ein Bedürfnis nach Ernsthaftigkeit? Ich möchte das ernsthaft machen. Es ist keine Spielerei, keine Laune. Kongruenz. Übereinstimmung mit meinen Werten. Wahrscheinlich auch Zugehörigkeit zu wichtigen Leuten, die jeden Tag etwas zu sagen haben… Ich erfülle mir das Bedürfnis nach Begeisterung, und gleichzeitig bleiben gerade Begeisterung, Leichtigkeit, Spaß, Erholung und Autonomie auf der Strecke. Es ist mir noch nicht klar, wie ich diese unterschiedlichen Bedürfnisse unter einen Hut bringe. Ich glaube, allein geht das nicht. Ich wünsche mir also Mitstreiter.
Wie geht es weiter?
Mutter Courage wirft sich wie so oft in ihr Schleppgeschirr und zieht den Karren weiter. Ich habe mir vorgenommen, ein ganzes Jahr das tägliche Posten aufrecht zu halten. Bis Mitte Januar ist ja auch nicht mehr lange hin. Und dann? Will ich mir was beweisen? Wie geht es weiter? Was habe ich zu sagen? Keine Ahnung.

Ich halte Euch auf dem Laufenden.

So long!

Ysabelle

BTW … Heute sind seit ich angefangen habe, dieses Posting zu verfassen, 73 Klicks dazu gekommen…

7 Reaktionen zu “Zahlen-Mystik: My private Kabbalah”

  1. MarkusC

    Hallo Ysabelle,

    bei manchen Postings wie auch bei diesem schwanke ich innerlich.
    Ein Teil von mir ist beeindruckt, voll Respekt und vielleicht auch neidisch weil ich gerne auch die Zeit finden würde, mal wieder etwas zu Papier zu bringen. Themen schwirren mir einige im Kopf rum, aber meine Stimmen wollen es wenn dann perfekt machen…selbst einen Kommentar zu schreiben ist manchmal nicht so einfach.
    Ein anderer Teil von mir möchte dich einfach in Arm nehmen und dir versichern, dass alles ok ist…dass du nichts leisten musst und dich nicht beweisen musst, dass ich dein Blog sehr schätze und das nicht von der Zahl der Einträge abhängt.
    Also von meiner Seite besteht auf jeden Fall sehr viel Wertschätzung, das wollt ich damit eigentlich sagen.

    Lieber Gruß,

    Markus

  2. Oliver Heuler

    Ich rufe all deine Beiträge auf, lese 70% zuende, habe imme Spaß dabei und fände es sehr schade, wenn du im Januar aufhörtest. Stell doch einfach von täglich auf wöchentlich um.

    Gruß Oliver

  3. Ysabelle Wolfe

    Guten Abend!

    Erst mal nur DANKE für Eure Rückmeldungen. Ich gehe in den nächsten Tagen näher darauf ein.

    Y.

  4. Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren! » Blog Archiv » Die normative Kraft…

    […] Sporttasche mit zur Arbeit zu schleppen. Ruhe. Ich war abends oft so erschöpft, und hatte ja auch einen Kessel zu füllen, dass die Kraft einfach nicht reichte. Häufig ging es auch um Verbindung. Ich war mit jemandem zum […]

  5. Ysabelle Wolfe

    Hallo, Oliver,
    ich habe ein paar Tage gebraucht, bis ich damit klargekommen bin. Zunächst mal DANKE für den Hinweis, wie viel Du hier liest und dass es Dir oft Freude macht. Das wiederum freut mich total! Dann musste ich dem Gedanken nachspüren, auf Wöchentlich umzustellen. Ich war sehr erschrocken, ich glaube, da fürchte ich die normative Kraft des Faktischen, also wenn ich mich nicht mehr in dieser Weise verbindlich mache, schläft es vielleicht ein.
    Vielleicht brauche ich noch eine Weile, bis ich für mich einen guten Rhythmus finde. Ich möchte verbindlich und regelmäßig bleiben und trotzdem die Freiheit finden, nichts zu schreiben, wenn mir nicht so ist. Zur Zeit habe ich diese innere Freiheit noch nicht. Aber ich merke, wie erstrebenswert das für mich ist. Danke also auch für diesen Hinweis. Ich bin noch mit meinem Trüffelschwein unterwegs um den Schatz aus dieser Anregung zu bergen.

    So long!
    Ysabelle

  6. Ysabelle Wolfe

    Hallo, Freunde,
    Ich bin anscheinend in die Fänge irgendeiner Internet-Technik geraten. Neulich hatte ich über 1000 Klicks an einem Tag.gerade eben meldete der Zähler,
    Gesamt: 14085 Zugriffe und 2865 unique.
    Heute:731 Zugriffe und 14 unique.

    Sollt nicht glauben, dass ich damit zufrieden bin! Jetzt zählen die Klicks ja nicht, weil das ja keine echten sind…
    Schon verrückt, was ich mit mir anstelle!
    So long!
    Ysabelle

  7. Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren! » Blog Archiv » Kraut & Rüben (2)

    […] but not least ein Rückblick auf „My private Kabbalah“, über das ich ja am 21. Oktober geschrieben habe. Irgendwann in den Tagen danach hat Tabasco, […]

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