Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

Jenseits von richtig oder falsch…

„Jenseits von richtig und falsch liegt ein Ort. Dort treffen wir uns.“ – Dschalâl-ed-dîn Rumî

Im 13. Jahrhundert formulierte der islamische Mystiker Rumi diesen Satz, der heute zum Leitgedanken der Gewaltfreien Kommunikation geworden ist. Wie oft sind wir damit beschäftigt, unsere eigene Welt, Kollegen, die Kinder, den Partner zu beurteilen und ihr Verhalten in die Kategorien  „Richtig“ oder „Falsch“ einzusortieren. Dabei geschieht zweierlei. Zum einen schwinge ich mich zum Richter auf und bin damit nicht mehr auf Augenhöhe.  Zum zweiten sind meine Urteile von einer Vielzahl von Faktoren abhängig. An guten Tagen kann ich lachen, wenn mich ein Mann im Bus anrempelt, an schlechten Tagen möchte ich angesichts so viel Rücksichtslosigkeit am liebsten laut loswettern.

Wie mein Urteil ausfällt, hängt also auch von meiner Stimmung ab, und von dem, was in unserer Gesellschaft akzeptiert wird – und auch das unterliegt natürlich Veränderungen. Dem einen billige ich mildernde Umstände zu, für den anderen gibt es kein Pardon.

Bedeutet das nun, dass in der Gewaltfreien Kommunikation nicht geurteilt werden „darf“?

Nein, ganz im Gegenteil. Nur die  Grundlage für unsere Bewertung ist eine andere als ein „Richtig“ oder „Falsch“. Die Basis für unsere Einschätzung ist die Frage, ob unsere Bedürfnisse erfüllt sind oder im Mangel. Und plötzlich erleben wir eine neue Freiheit, denn auch wir und all unsere Handlungen sind dann nicht mehr „richtig“ oder „falsch“.  Dabei stellen wir uns die Frage: Dient mein Verhalten dem Leben?

Heute will ich über nichts was geschieht urteilen.


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