Kraut & Rüben (2)
Hallo, Welt!
Heute wieder ein fröhliches Sammelsurium.
Zum einen habe ich mich über den Kommentar von Gabriel gefreut. Dass er gerade jetzt noch Zeit gefunden hat, das gestrige Thema zu kommentieren, finde ich wunderbar. Es erfüllt mein Bedürfnis nach Gesehen werden und gibt einen Boost an Wertschätzung.
Heute fand ich auf Spiegel online eine Erklärung zum Thema „Kinder wie die Zeit vergeht“, die ich hier gern nachtragen möchte, weil sie zu gut zum gestrigen Thema passt. In dem Artikel ging es um die hirnorganischen Unterschiede bei Menschen mit Tourette-Syndrom und mit Parkinson. Hier nur die Stellen, die sich mit der Verarbeitung von Zeit im Gehirn beschäftigen:
Es ist, als halte mich jemand ständig mit einem starken Gummiband zurück“, sagt Jan Güttich (Anm.: der Parkinson-Patient).
„Es ist, als lebe ich mit einem eingebauten Porsche“, sagt dagegen Christian Hempel (Anm.: der Tourette-Syndrom-Patient) auf seinem Sofa in Lüneburg über das Ungleichgewicht in seinem Kopf. Den einen macht so ein Ungleich – gewicht schneller, den anderen macht es langsamer. Der eine erlebt dadurch viel in kurzer Zeit, der andere an langen Tagen wenig. Für den einen verfliegt die Zeit deshalb, für den anderen vergeht sie so, als habe die Stunde 120 Minuten.
„Wenn uns langweilig ist, vergeht die Zeit ja auch nicht“, sagt Ernst Pöppel, Hirnforscher und Psychologe an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. An den Wänden in seinem Büro hängen gerahmte Bilder, Kunstwerke. Einige zeigen, bunt und vereinfacht, das menschliche Gehirn. Pöppel beschreibt, wie Dauer funktioniert. Er erklärt, warum Zeit nicht gleich Zeit ist und abweichen kann von der Zeit, die die Küchenuhr anzeigt.
„Die Maschinerie im Gehirn ist bei jedem Menschen die gleiche“, sagt Pöppel, „die Frage ist nur, womit er diese füllt.“
Der Mensch hört, sieht, riecht, schmeckt, er erlebt etwas und heftet es zusammen, bündelt es, 30 bis 40 Millisekunden lang, dann erst stößt die Maschine das Bündel weiter auf die nächste Rampe wie auf einer fließbandgesteuerten Packstation.
Dort wird das Bündel abgescannt nach seiner Größe. Das Bündel kann groß oder klein sein, leicht oder schwer, je nachdem, was eingegangen ist an Erlebnissen.
Viele? Weil jemand schnell die Treppen hochgerannt ist?
Wenige? Weil jemand langsam die Treppen hinabsteigt?
Was herauskommt, ist ein Zeitfenster, das dem Menschen ein Gefühl von Dauer gibt. Die Zeit stößt sich voran, rhythmisch, nicht fließend, alle paar Sekunden neu. „Wenn jemand wenig erlebt, vergeht die Zeit nicht, in der Rückschau aber schrumpft die Zeit, weil nichts drin liegt in so einem Bündel. Wenn jemand viel erlebt, in einer neuen Stadt oder mit einem neuen Menschen, verfliegt für ihn die Zeit.“
Dass sie verfliegt, dass alles schneller geht, bemerkt er aber erst durch den Vergleich mit anderen. „Ohne Umgebung fehlt ihm der Bezugspunkt“, sagt Pöppel. (snip)
(…) Das Medikament hat hemmende Wirkung, wenn das Gehirn, zum Beispiel, zu große Mengen an Dopamin freisetzt. Dopamin ist ein Botenstoff und ist für den Bewegungsablauf des Menschen verantwortlich.
Er ist wichtig, damit die Nervenzellen im Kopf arbeiten, damit das Gehirn Reize aufnimmt und sie verarbeitet. Ist zu viel Dopamin vorhanden, herrscht eine Art Überflutung von Reizen im Kopf, also werden die Bündel aus der Pack – station, über die der Hirnforscher spricht, zu voll.
Ist zu wenig Dopamin da, herrscht eine Art Ebbe an Reizen, es verlangsamt, es lähmt. Bei Menschen, die mit Parkinson leben, so wie Jan Güttich in München- Giesing, produziert das Gehirn nur noch 15 Prozent dieses Botenstoffs. Er nimmt ein Medikament, das den Dopaminspiegel erhöht, der amerikanische Neurologe Oliver Sacks hat es mitentwickelt, es bringt ihn für eine Zeit lang wieder in Bewegung. Aber die Nebenwirkungen machen ihn an manchen Tagen müde.
(…)
Dass er langsamer ist als die anderen, bemerkt er erst, wenn er sich umsieht, wenn er sieht, wie die das machen. Oder beim Bezahlen an der Kasse. „Die holen einfach das Geld raus.“ Es ist die Umgebung, die ihm einen Bezug liefert, erst im Vergleich nimmt er wahr, dass seine Zeit eine andere ist als die der anderen Menschen. Seine persönliche Zeit weicht ab von der „Uhr- Zeit“.
„Ich denke immer, der Tag müsste mehr als 24 Stunden haben“, sagt er (Anm.: der Parkinson-Patient). Denn: In seiner inneren Packstation sind die Bündel klein und leicht, es sind nur wenige Informationen drin, er langweilt sich zwar nicht, aber in der Rückschau auf das, was er getan hat, erscheint ihm die Zeit, als sei sie geschrumpft. Es ist nichts drin, leer, fast nichts da.
Christian Hempel sagt in Lüneburg über seinen Tag, dass viel drin sei, dass seine Zeit schnell vergehe und dass sie ihm in der Rückschau lang erscheine.
Ist das nicht oberspannend?
Kommen wir nun zum Thema „Lieber gut geklaut als schlecht abgeschrieben“. Auf Olivers Blog weise ich ja schon bei den Links in. Im Frühling hatten wir hier mal eine interessante Diskussion zum Thema Waffenbesitz. Oliver hat dazu in seinem Blog im wahrsten Sinne des Wortes Aufregendes geschrieben und ich habe ihn um Erlaubnis gebeten, davon hier etwas zitieren zu dürfen. Dem hat er zugestimmt, und morgen findet Ihr also an dieser Stelle einen Text von ihm, der sich unter anderem mit dem Gewaltmonopol des Staates befasst.
Danke dafür, Oliver.
Mein Freund, der mit auf der Kanalreise durch Frankreich war, schickte mir heute den Hinweis auf einen anderen Blog und schrieb dazu: ICH bin Dir übrigens dankbar für das Vertrauen, zu Deiner Crew gehören zu dürfen, und die wunderbare Bootsfahrt!
DANKE Und in dem anderen Blog fand ich eine wunderbare Idee, die ich sofort stehle. Die Autorin hat nämlich einen Monat der Dankbarkeit aufgerufen, und diese Idee hat mich so begeistert, dass ich das ebenfalls tun werde. Allerdings nehme ich dafür den Weihnachtsmonat und nehme mir hiermit vor, ihn unter das Motto Dankbarkeit zu stellen. Vielleicht folge ich der Gliederung der Erfinderin (ich habe nur die Einleitung gelesen und alles andere wird also dann wirklich meines), vielleicht gliedere ich auch selbst. Ist ja nicht so, dass wir hier nicht genug Rubriken haben.
Last but not least ein Rückblick auf „My private Kabbalah“, über das ich ja am 21. Oktober geschrieben habe. Irgendwann in den Tagen danach hat Tabasco, meine wunderbare Freundin, die auch noch programmieren kann wie Teufel, einen Hinweis auf diesen Blog in das Forum „Gewaltfrei im Norden“ eingebaut. Sie war nicht ganz zufrieden, ich bin todbeeindruckt, denn alle paar Minuten flasht jetzt ein Teaser für diesen Blog auf. Ruckartig sprangen die Zahlen hoch. Nur mittlerweile glaube ich überhaupt nicht mehr, dass es echte Zahlen sind. 153 Zugriffe an einem Tag wie heute, davon 21 eindeutig? Egal wie, der Blick auf die Zahlen hat seinen Schmerz verloren und wenn wieder einmal exorbitante Werte auf der Uhr sind, kann ich nur noch lachen. Ich den vergangenen vier Wochen sind angeblich über 5000 Klicks hier gekommen, all die Monate von Januar bis Oktober zusammen aber nur 10000. Wer’s glaubt…! Aber völlig egal, die Zahlen haben ihren Schrecken verloren und das ist wunderbar.
Ansonsten gibt es ein paar Leute, für die ich gern Zeit hätte (Hallo nach Oldenburg, Bremen und Braunschweig) und ein paar Jobs, auf die ich heute keine Lust habe (Katzenklos…). So, jetzt seid Ihr glaube ich perfekt im Bilde!
So long!
Ysabelle
Hallo Ysabelle,
hab mich sehr gefreut bei dir zu lesen, dass du die Idee des Dankbarkeitsmonats aufgreifen möchtest! Das erfüllt meinen Wunsch zutiefst, dass es Kreise ziehen möge und immer mehr Menschen sich in Dankbarkeit bewusst werden.
Bin schon auf deine Rubriken und Beiträge gespannt!
Herzlichst,
Alexandra
Hallo, Alexandra,
zwei Freuden auf einmal: Zum einen, dass es für Dich in Ordnung ist, dass ich Deine Idee klaue, und zum zweiten, dass Du hier zu einem Besuch vorbei schaust. Ich freu mich. Und ich habe mir überlegt, einen eigenen Thread zum Thema Dankbarkeit aufzumachen. Vielleicht ordne ich den später einem anderen Oberpunkt zu, aber im Moment scheint es mir passend, der Dankbarkeit einen eigenen Faden zu geben.
Ich bin sehr berührt von Deiner Anregung.
So long!
Ysabelle