Dankbarkeit: Cappuccini-Torte
Hallo, Welt!
Ich sitze vor meinem neuen Rechner und nasche zum Frühstück ein Stück Cappuccini-Torte, grrade von der kleinen Nachbarin geliefert. Ich habe so viel auf dem Zettel, dass ich mir heute einen freien Tag geschenkt habe. Er begann mit einem ziemlich entsetzten Blick auf die Straße: Es hat wieder geschneit. Ich habe bei der kleinen Nachbarin mit geräumt und schon stand sie mit einem Stück Kuchen in der Tür.
Bei Robert Betz hörte ich vor einigen Wochen, dass unser Gehirn wie die Suchmaschine in einem Computer funktioniert. Ich gebe einen Suchbegriff ein und dann bringt er die Treffer. Brauche ich also Anzeichen dafür, dass mein Leben öde, traurig, sinnentleert und frustrierend ist, brauche ich nur meine internalisierte Suchmaschine darauf zu programmieren und sie liefert mir mit Sicherheit Treffer dafür. Mein Gehirn ist nun seit zehn Tagen auf Dankbarkeit programmiert und ich merke, da bewegt sich was. Mein Augenmerrk richtet sich stärker auf die Dinge, für die ich dankbar sein darf.
Gestern gab es eine winzige Situation, in der mein Boss für eine halbe Sekunde seine Schulter an meiner rieb und mich dabei von der Seite angriente. Ich habe diese vertrauliche Geste als Ausdruck von Wertschätzung und Sympathie abgespeichert und mich sehr darüber gefreut. Eine A-Freundin kam gestern bei mir im Büro vorbei, um mich abzuholen, und auch von ihr habe ich noch einmal ganz viel Zuneigung und Verbindung gespürt. Und ganz unverhofft erreichte mich gestern eine elektronische Postkarte von Tabasco, die einfach nur mal zu mir rüber winkte. Da sie selbst im Moment sehr belastet ist, hat mich das besonders gefreut.
Gestern Abend gab es die Gelegenheit zu liebevoller Reflexion von Kommunikation und ich hörte den Satz: Ich lobe mich dafür, dass ich es merke, wenn ich harsch mit mir bin.
Und voller Dankbarkeit wurde mir klar, dass ich mich nicht mehr lobe. Ich tadele mich auch viel seltener, nämlich nur dann, wenn ich nicht merke, was ich gerade tue. Mein Umgang mit mir selbst ist in den vergangenen zwei Jahren viel liebevoller geworden. Und auch dafür bin ich dankbar. Wenn ich merke, dass ich mich wieder selbst kritisiere, kann ich mich immer öfter mit den dahinter liegenden Bedürfnissen verbinden. Oft ist es Schutz, weil mein innerer Erzieher sicher stellen möchte, dass ich alles „richtig“ mache. Und statt mich dagegen zu stemmen, kann ich ihm Einfühlung geben. „Du möchtest dafür sorgen, dass ich keine Handlung begehe, die mir im Nachherein leid tut…?!“
Ich bin ganz schön weit gekommen! Auch das macht mich dankbar.
So long!
Ysabelle