Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

Kernschmelze

Hallo, Welt!


TV-Kritik „Anne Will“
Ist der GAU notwendiges Übel?

Was treibt Wolfgang Herles an? Der einstige Politikjournalist, der auf dem Ticket der Union durch das Öffentlich-Rechtliche ritt, bis er wegen Kritik an Helmut Kohl in Talkshows und Kultursendungen verbannt wurde, vertrat die Sache der Atomkraft bei Anne Will derart dumm, dreist und unverschämt, dass tiefe persönliche Überzeugung nicht zur Begründung ausreicht. Das müsste man dann schon Verblendung nennen.

Herles sagte im Angesicht des Fast-, Noch-Nicht- oder Dann-Doch-Gaus im japanischen Reaktor Fukushima so schlaue Sachen wie „für den Autoverkehr gehen wir doch auch enorme Risiken ein“ oder „die deutschen Atomkraftwerke sind heute nicht gefährlicher als am Freitag“. Nur wegen „ein paar Gefahren bei Kernkraftwerken in Japan“ müsse man doch nicht über den deutschen Atomausstieg neu nachdenken, zumal der eh nichts nütze, wo doch China, Tschechien und Großbritannien munter weiter Meiler mauerten.

Sigrid Klausmann-Sittler, Dokumentarfilmerin, Atomkraftgegnerin und Ehefrau des prominenten Stuttgart-21-Ablehners Walter Sittler, musste sich von Herles anhören, ihre (allerdings nicht immer stringenten) Äußerungen seien „deutscher Idealismus“. Als der Aspekte-Moderator als Replik zu einer eher abgewogen atomkritischen Äußerung von Wolfgang Huber, ehemaliger Vorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland, Wahlkampf und Parteipolitik argwöhnte, da konnte man fast meinen, dem Christenmenschen blitze die Mordlust aus dem Antlitz. Huber wurde laut. Für seine Verhältnisse.

Gestern Abend habe ich bei „Anne Will“ reingeschaut und mich sehr über die Aussagen von Wolfgang Herles geärgert. Er verglich die Anzahl der Opfer der Kernenergie mit der Anzahl der Verkehrstoten und meinte, bei den Leuten, die so vehement gegen Kernkraft-Nutzung seien, seien wohl die Brennstäbe im Gehirn nicht gekühlt oder die Steuerstäbe nicht runtergefahren…

Vor ein paar Wochen habe ich ja in einem GfK-Seminar über Wut und Ärger teilgenommen.
Eine der Aufgaben für die Teilnehmer war, ihre Wut wahrzunehmen und dafür ein Symbol zu finden.
Zuerst habe ich diese Aufgabe überhaupt nicht verstanden. Was für ein Symbol?

Die Beiträge der Teilnehmer waren für mich unglaublich bereichernd.
Sie erlebten ihre Wut als
– einen Blitz, der mich trifft
– eine Faust
– Erstarrung wie in der Ritterrüstung
– einen Elefanten mit schaukelndem Rüssel, wie Hospitalismus
– ich bin in einem eisernen Ring, wie der Eiserne Heinrich
– ein Krokodil
– einen Schnellkochtopf

und mir fiel ein Mensch ein, der schon vor langen Jahren zu mir sagte, wenn ich wütend werde, ist das, als ginge ein roter Vorhang runter und ich nehme nichts mehr wahr.
So kann es gehen mit Wut und Ärger.
Und bei all meinem Ärger über Wolfgang Herles und seinen Vergleich zwischen Kernkraft und Autounfällen hat er mir doch ein wundervolles Bild geschenkt.

Wenn Wut im Gehirn eine Kernschmelze auslösen kann, in der wir weder uns noch unser Gegenüber wahrnehmen,
dann ist die Gewaltfreie Kommunikation wie die Steuerstäbe in einem Reaktorgefäß, die verhindern, dass wir in die Luft gehen…

So long!

Ysabelle

Eine Reaktion zu “Kernschmelze”

  1. Ysabelle Wolfe

    Hallo, Welt!

    Ich habe inzwischen meine eigenen Bilder für meine Wut gefunden. Ich fahre die Krallen aus und fauche, wie eine Raubkatze. Oder ich fletsche die Zähne und sie wachsen. Aber ich bin dann kein Vampir, sondern ein wildes Tier, das ein anderes reißen will…

    So long!

    Ysabelle

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