Die Grenzen der GfK – oder meine
Hallo, Welt!
Eben fand ich eine Mail in meinem Briefkasten vor, die mich komplett aus den Latschen gehauen hat. Seit längerem bemühe ich mich, mit jemandem in Verbindung zu kommen. Ich gebe mir Zeit, ich denke nach, ich spüre in mich hinein. Ich versuche, mich mit den Bedürfnissen des anderen zu verbinden. Mein letzter Versuch wurde heute morgen wie folgt beantwortet:
Ich habe im letzten text geschrieben, dass ich keine fragen mehr dazu möchte, dasss ich das thema beenden möchte.
Und, dass ich nicht möchte, dass in meine texte irgendwleche arten von gefühlen reininterpretiert werden. Und genau DAS machst du schon wieder.
NVC is all about connection. Und was mache ich, wenn auch mein allerschönstes Bemühen keine Verbindung herstellen kann? Ich spüre einen tiefen Schmerz und echte Verzweiflung. Ich weiß, dass Marshall (und auch andere Trainer) immer wieder sagt, NVC ist keine Garantie, aber es erhöht die Chancen auf eine Verbindung. Keine Ahnung, ob ein Großmeister der GfK hier eine Lösung wüsste. Ich weiß für den heutigen Tag keine.
In den vergangenen Tagen habe ich viel Zeit damit verbracht, Tanzparkette zu laminieren. Dabei gibt es eins, das selten genutzt wird. Es ist der Innen-Außen-Tanz 2. Als ich eben meinem Mailpartner eine Antwort schrieb, hatte ich eigentlich gedacht, ich würde mich im Rahmen dieses Tanzes bewegen. Ich sage etwas darüber, wie es MIR geht und wie ICH mich fühle. Jetzt beim Nachgucken stelle ich fest, dass das wieder nur die halbe Miete war. Ich bin beim Selbstausdruck stecken geblieben, Sozusagen im Giraffenschrei. Es fehlt die Verbindungsbitte. Würdest Du mir sagen, was bei Dir ankommt? Oder auch: Wärst Du bereit mir zu sagen, wie es dir geht, wenn Du das liest?
Dafür ist offenbar die Zeit noch nicht reif. Im Augenblick fühlt es sich so an, als würde ich mir gerade mit diesen Bitten immer wieder eine blutige Nase holen. Liegt es daran, dass ich GfK einfach nicht „gut genug kann“? Ist es eine Frage von Erfahrung und Skills? Oder ist an dieser Stelle zu lernen, dass es mit vielen Menschen für mich Verbindung gibt und dass ich diesen einen Menschen loslassen muss? Ist es meine Lieblingsstrategie, mit diesem einen Menschen in Verbindung zu sein? Weiß Gott nicht!
Vielleicht fange ich einfach noch mal auf einer früheren Karte an.
Meinen Bewertungen und Beschuldigungen zuhören.
Und in einer anderen Mail flatterte mir ein Empathie-Angebot für heute ins Haus. Vielleicht kann ich das auch zu diesem Thema nutzen. Oder ich rufe eine meiner anderen FreundInnen an, um wieder Kraft zu finden. Im Moment bin ich weit davon entfernt, in dieser Situation auch nur einen Hauch von Gold zu entdecken.
So long!
Ysabelle
„Wenn ich nur besser GFK können würde, würde ich die Zauberworte kennen, dann könnet ich mein Gegenüber erreichen!“ dieser Gedanke ging mir hin und wieder auch schon durch den Kopf. Vor allem im Zusammenhang mit Ärger. Und die Erfahrung zeigt, dass alles, was nach GFK riecht, in einer akuten Ärger-Sitation eventuell nur noch mehr Öl ins Feuer gießt. Weil der Mensch mit den Giraffenohren sich nicht richtig ausdrücken kann? Ich vermute eher, weil jedes Wort ein Wort zu viel ist und auch der GFK-Großmeister lieber schweigt.
Ok, in Deiner Situation geht es nicht um Ärger, aber vielleicht hilft Dir das Beispiel, dass manchmal in einem Moment (der evtl. auch länger dauern kann) keine Verbindung möglich ist, egal wie man sich anstrengt und abstrampelt.
Fühl Dich geknuddelt.
Moin Gabriel!
Danke fürs Sehen! Ich musste schmunzeln. Marshall erzählte, dass seine Frau gelegentlich zu ihm sagt, „Don’t you NVC me!“, und das scheint in die gleiche Kerbe zu hauen. Mittlerweile gibt es eine erneute Reaktion meines Gegenübers und an meinem inneren Aufruhr merke ich, dass ich in meinem überbordenden Bemühen um Verbindung nicht genug Rücksicht auf meinen Ärger und meinen Frust genommen habe. Es geht eben nicht darum, jemand Fremden in einem Übungssetting Einfühlung zu geben, es geht ums Leben. Und zu dem, zu dem ich Einfühlung versucht habe zu geben, habe ich selbst eine Meinung, und zwar eine ganz schön bissige. Und die habe ich verdrängt, hintenangestellt, nicht ausgedrückt. Vielleicht hat das zur Schieflage beigetragen. Ratlos und frustriert bin ich noch immer. Vor allem aber will ich Abstand. Mal sehen, ob ich irgendwo einen Tänzer finde, der Lust hat, mit mir an dem Thema zu arbeiten. Da sind noch so viele Tränen drin, das Ding ist viel tiefer als dieser ursprünglich banale Anlass…
Danke Dir!
Y.