Unsere Bedürfnisse kennen lernen
„Je besser Du Dich und Deine Bedürfnisse kennst, desto weniger können die Dinge Dir anhaben.“ Bill Murray als Bob Harris in dem US-Spielfilm „Lost in Translation“ von 2003
Kennen wir unsere Bedürfnisse? Und handeln wir danach? Im Grunde sind es nur wenige Dinge, die wir Menschen zum Leben brauchen. Neben Luft, Nahrung, Obdach oder Schutz sind es ichbezogene und soziale Bedürfnisse wie Autonomie, Ehrlichkeit, Beteiligung, Verbindung, Zugehörigkeit, Anerkennung, Vertrauen, Nähe, Zärtlichkeit, Gesehen werden, Sinnhaftigkeit, Spaß und Spiritualität.
Viele Menschen sind sich nicht darüber im Klaren, was ein Bedürfnis, und was eine Strategie ist. „Ich möchte mit Dir zusammenwohnen“ ist kein Bedürfnis, sondern eine Strategie, um sich bestimmte Bedürfnisse zu erfüllen, zum Beispiel nach Verbindung, Nähe, Unterstützung, Sexualität und Gemeinschaft. Geld auf dem Sparbuch zu haben ist kein Bedürfnis, sondern eine Strategie. Das zugrunde liegende Bedürfnis ist vielleicht Sicherheit, Autonomie oder Leichtigkeit, sich die Dinge kaufen zu können, die man sich wirklich wünscht.
Wenn wir uns über unsere Bedürfnisse klar werden, geschieht etwas Wunderbares. Wir können feststellen, dass es eine Vielzahl von Strategien gibt, um sie zu erfüllen. Und wir entlasten damit häufig DEN EINEN MENSCHEN, den wir im ersten Moment im Visier haben, von der Bürde, gerade dieses Bedürfnis jetzt am besten sofort bei uns erfüllen zu müssen. Ich habe vielleicht das Bedürfnis, gesehen und gehört zu werden. Aber muss es wirklich der Partner sein, der dieses Bedürfnis in diesem Augenblick befriedigt? Kann es nicht auch die Freundin sein? Wir können also Bedürfnisse und Personen entkoppeln. Vielleicht ist es unsere Lieblingsstrategie, dass gerade jetzt der Sohn sein Zimmer aufräumt, um unser Bedürfnis nach Schönheit zu erfüllen. Vielleicht gibt es aber auch noch unzählige andere Strategien. Und vielleicht merke ich beim Nachspüren auch, dass es letzten Endes vielleicht gar nicht ums Aufräumen und damit um Schönheit oder Ordnung geht, sondern um Wertschätzung, um Gemeinsamkeit, um Ausgleich oder um Beteiligung.
Heute will ich meinen Bedürfnissen nachspüren und mich daran freuen, dass es viele Strategien gibt, um sie zu erfüllen.
Ich habe meine Strategien anscheinend sehr liebgewonnen. Wenn eine Strategie aufgeht, dann bietet sie die Chance der Erfüllung mehrerer Bedürfnisse auf einen Streich.
Wenn ich mich von meinen gewohnten Strategien verabschiede, muss ich die Verantwortung für meine Bedürfnisse selbst übernehmen. Ich kann mich bei niemandem beschweren, wenn mir zum Beispiel Gemeinschaft fehlt. Ich selbst muss für meine Gemeinschaft sorgen.
Das erscheint dem inneren Kind viel zu anstrengend.
Dennoch bietet die Eigenverantwortung auch ungeahnte neue Möglichkeiten. In der nächsten Zeit will ich mich damit befassen, diese Möglichkeiten zu erkennen.
Guten Morgen, Tabasco!
Das ist ein spannender Gedanke. Lieb gewonnene Strategien. Auch wenn sie aufgehen, kann es sein, dass wir einen hohen Preis für sie zahlen. Ich mache heute manchmal die Erfahrung, dass die gewohnten Strategien mich einschränken und mir die Sicht versperren, mir sozusagen einen Tunnelblick verschaffen. ich glaube, dieses Thema ist weitere Tagesmeditationen wert, was denkst Du?
Y.
Guten Morgen Ysabelle!
Ich bin mir sogar sehr sicher, daß mich meine gewohnten Strategien sehr einschränken.
Noch bin ich allerdings so gefangen in ihnen, daß der Blick auf meine Möglichkeiten ohne diese Strategien, sehr vernebelt ist.
Aus meiner Sicht gibt es bestimmt noch viele Meditationen/Gedanken dazu 😉
T.
Ja, das glaube ich sofort! Das ist Sinn und Zweck des Runterbrechens auf die Bedürfnisse. Erst wenn ich Klarheit habe, was ich brauche, kann ich (neue) Strategien entwickeln, wie ich es bekomme. Wenn ich immer nur an der EINEN Strategie festhalte – ich sag mal zur Illustration – du musst mit mir zusammenziehen – dann bleibe ich einfach dauernd im Mangel, weil ich ja von diesem Menschen gerade DAS nicht bekomme…
Wie geht es Dir mit diesen Überlegungen?
Y.