Bedürfnisse: Unterstützung
Hallo, Welt!
Samstag brauchte ich ganz dringend einen besonderen Stecker, traute mich aber gleichzeitig nicht aus dem Haus, weil ich auf den Paketboten wartete. Als sich eine Freundin von „um die Ecke“ meldete, war ich super-erleichtert, denn ich konnte sie fragen, ob sie bei ihrer Runde mit dem Hund in dem Geschäft vorbeigehen könnte, um so ein Kabel zu kaufen. Dazu hatte sie ganz viel technisches Verständnis und verhindert auch noch, dass irgendein Blödsinn in die Tüte kam.
Ich merkte an meinem Stress an diesem Vormittag, dass ich fast nie um Unterstützung bitten kann. Ich habe da einen ganzen Überseekoffer voller Besorgnisse auf dem Buckel. Allerdings sind sie meist nicht etwa präsent, sondern irgendwie so fies subkutan, unter der Haut. Wenn ich mir ganz viel Mühe gebe, höre ich die Stimmen, die solche Sachen sagen wie: Geh anderen Leuten nicht auf die Nerven… Du erwartest zu viel. Immer muss sich alles um dich drehen… Ich erinnere mich noch gut an die erste Stunde bei Anja Kenzler, in der es um die Bearbeitung von Glaubenssätzen ging. „Und was ist die Beobachtung dazu?“ Die Beobachtung ist jedenfalls nicht, dass ich auch nur einmal die Woche um Unterstützung bitte. Damit meine ich jetzt nicht solche Sachen wie „kannst du mir mal bitte die Tür aufhalten?“
Wenn ich darüber nachdenke, wen ich um Unterstützung fragen könnte, kommt erst mal ein „Blank“-Stein auf meinem geistigen Scrabble-Brett. Erst wenn ich die Aufgaben präzisiere, gibt es Antworten. Ich brauche Einfühlung? Gabriel! An erster Stelle. ABER! Wenn ich weiß, dass Gabriel zu tun hat, morse ich ihn nicht an. Je nach Thema denke ich an Anke, Claudia, Ursula, Wiebe. Aber bis ich sie tatsächlich anrufe, muss schon echt viel Druck auf dem Kessel sein.
Ich merke, dass ich auf unsicherem Boden unterwegs bin. Wie ein Jäger auf der Pirsch nach einem Raubtier versuche ich mich nach allen Seiten abzusichern. Welche Signale sendet der andere? Kann ich mich wirklich zumuten? Es gibt gewachsene Beziehungen, in denen ich mich trotzdem kaum zumuten kann. Meine liebste Freundin aus Braunschweig zum Beispiel: Obwohl uns seit Jahren so viel verbindet, ist es für mich erst mit einer gewissen Leichtigkeit möglich geworden sie anzurufen, wenn bei mir die Luft brennt, seit sie selbst GfK betreibt. Das gibt mir (mehr) Sicherheit, dass sie NEIN sagt, wenn es ihr nicht passt. Und ich habe keine Sorge um die Tragfähigkeit unserer Beziehung, wenn sie nein sagt. Ganz im Gegenteil. Dann weiß ich nämlich an anderer Stelle, dass ihr Ja uneingeschränkt ist. Und wenn sie sagt, „ich habe nur eine halbe Stunde Zeit“, kann ich diese Zeit nehmen ohne mich zu sorgen, dass sie in Druck gerät oder hinterher ärgerlich ist, denn ich habe das Vertrauen, dass sie mir wirklich sagt, was sie anbieten kann und was nicht geht.
Ich brauche also Verbindung, Sicherheit und Klarheit, wenn ich um Unterstützung bitten will. Und ich genieße es, dass die Beziehung nicht auf dem Prüfstand steht, wenn der andere mir gerade keine Unterstützung geben kann. Oder wenn ich nein sage. Es kommt nur ganz selten vor. Aber zumindest unter Giraffen halte ich es aus, gelegentlich meine Bedürfnisse genau so wichtig zu nehmen wie die meines Gegenübers.
Wachstum ist machbar, Herr Nachbar!
So long!
Ysabelle
Wenn Du um Unterstützung bittest und Dich bei mir meldest, dann erfüllst Du mir damit Kontakt und Austausch. Außerdem fällt es mir dann leichter Dich anzurufen, wenn mir danach ist, weil es ein geben und nehmen wäre-
Liebe Grüße
Corinna
Moin, Corinna,
gerade hadere ich schon wieder mit diesem Thema. Ich hatte eine Verabredung für heute Morgen und es scheint, dass sie nicht zustande kommt. Prompt läuft bei mir der alte Film, nur wenn du es allein machst, kriegst du wirklich was geregelt. Auf andere kannst du dich nicht verlassen…
Ganz schwierig.
So long!
Ysabelle