Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

Wer bist ich?

Hallo Ihr Lieben!

Ich möchte heute gerne ein paar Gedanken über das Leben mit euch teilen. Seit ich darauf achte ist es für mich immer wieder erstaunlich offensichtlich, wie sehr wir unser eigenes Schicksal erzeugen. Ich merke es an vielen kleinen Beispielen in meinem Leben und bei Menschen die ich treffe: Wenn ich überzeugt bin, dass ich nichts wert bin, zu dick, zu doof, zu wenig Geld habe oder was auch immer, dann werde ich immer wieder Erfahrungen produzieren und in mein Leben ziehen, die mir ganz genau das bestätigen. Finde ich mich zu dick? Dann werde ich an keinem Spiegel vorbeigehen können, ohne mich zu kritisieren. Finde ich, dass ich zu wenig Geld habe? Dann wird mir vielleicht jede Anschaffung von Freunden, die ich mir nicht leisten kann das bestätigen.
Und wenn mein Leben mich mit etwas konfrontiert, das nicht in mein Schema passt? Ein unerwarteter Geldsegen, ein Lob vom Chef, ein Kilo weniger auf der Waage?Mit genügend Offenheit kann ich dann dazu lernen und plötzlich in einer ganz anderen Welt aufwachen. Ich habe zum Beispiel eine zeitlang geglaubt, dass ich kein Geld habe, damals kam ich in etwa auf 1100€ im Monat. Ich habe gespart, jede Ausgabe tat mir weh und ich war überzeugt, kein Geld für irgendwelche Anschaffungen zu haben. Heute lebe ich von 800€ im Monat und kann unseren Wohlstand und Reichtum manchmal gar nicht fassen!Ich komme gut über die Runden und freue mich kringelig über das, was wir uns leisten können. Die Veränderung fand einzig und allein in meinem Kopf statt!Aber wenn ich dafür nicht offen genug bin lehnen ich diese Erfahrungen wahrscheinlich ab, sehe sie meistens noch nicht einmal oder lasse gar nicht zu, dass sie stattfinden.

Erich Fromm schrieb viel über Besitzorientierung, haben wollen und festhalten wollen an dem was man hat und weiß. Am schwierigsten herzugeben, schrieb er an einer Stelle, sind unsere Vorstellungen über uns und die Welt, unser Weltbild, unsere Feindbilder, und ganz besonders unser Selbstbild. Ich habe Menschen erlebt, die buchstäblich lieber sterben wollten, als ihr Selbstbild zu verändern.

Ein Kommilitone ist ein gutes Beispiel dafür. Es scheint für ihn kein anderes Thema zu geben, als sein Leiden im Leben. Selbst was ein Prüfer ihm vor 15 Jahren angetan hat weiß er noch genau zu berichten,und es hat sich nichts geändert, alle sind sie immer noch genauso fies zu ihm. Ja, wahrscheinlich braucht er Empathie, gehört werden, gesehen werden. Und gleichzeitig behaupte ich, entscheidet er sich dafür, immer wieder dasselbe zu erleben, und es ist seine Verantwortung, etwas daran zu ändern oder aber sich an dem Leben zu erfreuen, das er sich auswählt.

Natürlich ist es leichter, bei anderen Menschen zu versuchen, den Strohalm aus dem Auge zu ziehen, und ich habe es lange eifrig versucht. Das neueste Werkzeug dafür war natürlich Empathie und Zuhören,in der Hoffnung, solche Leute auf andere, bessere, klügere Gedanken über sich und die Welt zu bringen. Alte Gewohnheiten gehören wohl auch zu dem, was ich nur widerstrebend aufgebe  🙄

In letzter Zeit denke ich nämlich öfter den Gedanken, dass vielleicht jede dieser Erfahrungen wichtig und richtig ist – keine ist besser oder schlechter als die andere. Ob jemand an Magersucht stirbt oder sich am Leben erfreut, geizig oder spendabel ist, sich schön oder häßlich findet, für die Seele sind das alles absolut wertvolle Erfahrungen, eine so gut wie die andere. Und wahrscheinlich werden wir in diesem und vielen anderen Leben solange dieselben Erfahrungen machen, bis wir genug von ihnen haben und uns für andere entscheiden.Und das ist der Punkt auf den ich hinaus will: Wir können und dürfen uns entscheiden, etwas zu erleben.

Die entscheidende Frage ist dabei nicht, was um mich herum passiert, sondern  „Was möchte ich in mein Leben ziehen?“, oder wie Neale Donald Walsch es in „Gespräche mit Gott“ schreibt, „Was ist deine größte Vision von dir selbst?“, „Wer möchtest du sein?“

Wie ein Kind zu Fasching ausprobiert, wie es sich anfühlt, Pirat oder Cowboy zu sein, kann ich ausprobieren, wie es ist, arm zu sein, schön, häßlich, reich, mitfühlend oder brutal. Alles das kenne ich,alles ist nur einen Gedanken entfernt.

Was möchte ich erleben – wer möchte ich heute sein?

Markus

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