Dankbarkeit: 24. Dezember
Hallo, Welt!
Ist es banal, Heiligabend über Dankbarkeit zu schreiben? Ein Monsun an Geschenken ist über mich hereingebrochen, ganz wunderbare Dinge. Zum einen scheint der Kosmos der Ansicht zu sein, dass ich noch mehr Giraffisches internalisieren muss, denn es sind weitere dieser possierlichen Tierchen ins Haus gekommen. Süßigkeiten, Musik, eine wunderbare Kerze, selbst gemachte vegane Tomatensauce, ein Windlicht und, und, und…
Zum Fest der Liebe gab es auch eine Familienzusammenführung, die wir alle mit Anstand über die Bühne gebracht haben. Auch das ist ein Grund, dankbar zu sein.
Und ebenso dankbar bin ich für die Gesellschaft, die ich heute hatte. Wir haben zwischendurch Tränen gelacht. Und es war auch besinnlich. Und bewegend. Anna Maria hat Märchen erzählt. Und wir haben ziemlich gut gegessen, auch wenn ich persönlich fand, dass die Mousse au Chocolat irgendwie klumpig war. Auch wenn die Klumpen aus Schokolade bestanden.
Als letzte Lektion hat Gerald Jampolsky den folgenden Satz parat:
Lektion 24
Wenn ich anderen helfe, heile ich mich selbst
Das bearbeite ich mich gemischten Gefühlen. Denn Anna Maria hat heute Abend auch ein Märchen vorgetragen, das in meinem Leben eine große Rolle spielt:
Die Sterntaler
Es war einmal ein kleines Mädchen, dem waren Vater und Mutter gestorben, und es war so arm, dass es kein Kämmerchen mehr hatte, darin zu wohnen, und kein Bettchen mehr, darin zu schlafen, und endlich gar nichts mehr als die Kleider auf dem Leib und ein Stückchen Brot in der Hand, das ihm ein mitleidiges Herz geschenkt hatte.
Es war aber gut und fromm. Und weil es so von aller Welt verlassen war, ging es im Vertrauen auf den lieben Gott hinaus ins Feld. Da begegnete ihm ein armer Mann, der sprach: „Ach, gib mir etwas zu Essen, ich bin so hungrig.“ Es reichte ihm das ganze Stückchen Brot und sagte: „Gott segne dir’s“, und ging weiter. Da kam ein Kind das jammerte und sprach: „Es friert mich so an meinem Kopfe, schenk mir etwas, womit ich es bedecken kann.“ Da tat es seine Mütze ab und gab sie ihm. Und als es noch eine Weile gegangen war, kam wieder ein Kind und hatte kein Leibchen an und fror, da gab es ihm seins; und noch weiter, da bat eins um ein Röcklein, das gab es auch von sich hin. Endlich gelangte es in einen Wald, und es war schon dunkel geworden, da kam noch eins und bat um ein Hemdlein, und das fromme Mädchen dachte: ‚Es ist dunkle Nacht, da sieht dich niemand, du kannst wohl dein Hemd weggeben‘, und gab es auch noch hin.
Und wie es so stand und gar nichts mehr hatte, fielen auf einmal die Sterne vom Himmel und es waren lauter harte, blanke Taler; und ob es gleich sein Hemdlein weggegeben, so hatte es ein neues an, und das war von allerfeinstem Linnen. Da sammelte es sich die Taler hinein und war reich für sein Lebtag.
Ein Märchen der Gebrüder Grimm
Im echten Leben fallen weder harte blanke Taler vom Himmel, noch habe ich plötzlich ein neues Hemd aus Linnen an. Aufgewachsen bin ich mit der Botschaft, dass ich zuerst an alle anderen zu denken habe, und erst wenn alle befriedet sind, und dann noch etwas übrig ist, komme ich. Fatal im Umgang mit anderen Menschen, denn Selbst-Losigkeit erlebe ich nicht mehr als Tugend. Denn verborgen hinter dieser Selbstlosigkeit war der Wunsch, es möge eine kosmische Belohnung für meine Entbehrungen und mein Daherschenken geben. Und hier meine Mütze, und hier mein Hemd… Oft genug war es allerdings so, dass meine Gegenüber weder Hemd noch Mütze wirklich wollten. Dieses Verhalten erfüllt mich heute nicht mehr mit Freude, und deshalb würde ich nur für heute für mich die Jampolsky-Lektion umdrehen:
Wenn ich mir helfe, heile ich andere.
Leute, Byron Katie wäre begeistert von mir!
So long!
Ysabelle