Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

Kaufrausch und Chorgesang

Hallo, Welt!

Gestern habe ich einen umfassenden Kassensturz vorgenommen. Jetzt habe ich mehr Klarheit, aber auch einiges zu tun. Ich werde ein Bankkonto auflösen, ein Zeitschriften-Abo kündigen und bei einigen Versicherungs-Abbuchungen in Erfahrung bringen, was ich da eigentlich kaufe. Rätselhaft ist mir das bei mindestens drei Abbuchungen.

Da habe ich nicht so viel Lust zu, aber es wird mir gefallen, keine unnützen Ausgaben zu haben.

und dann war ich shoppen, bei Amazon und bei Ebay.
Ich bekomme nämlich einen GfK-Übungsraum.
Vorige Woche war ich unterwegs und habe einen neuen Fußboden für das Zimmer gekauft. Gestern habe ich den großen Kleiderschrank darin leer geräumt und mich gewundert, wie viel Kram ich in den vergangenen 30 Jahren angehäuft habe. Ich bin eine Sammlerin und kann schwer Dinge wegwerfen. Da ist doch nichts dran… das kann man doch noch mal… Aber das eine oder andere darf mich jetzt doch verlassen.

Also: Das Zimmer wird wunderschön, mit einem freundlichen Holzboden, duftigen weißen Gardinen, einem gemütlichen Sofa und ein paar Freischwingern. Dazu einen kleinen Schreibplatz und zwei sehr schmale Bücherregale für Unmengen von GfK- und Beratungsliteratur. Damit kann ich bestimmt mehr als zwei Meter Regal füllen. Eine kleine Wand wird übrigens brombeerfarben. Ist das nicht der Hammer?! Und jetzt liefert mir Amazon ein Whiteboard und Ebay eine Flipchart. (Die Flipchart? Das Flipchart?) Yes! Ich werde ganz professionell!

Zu Gast ist auch wieder mein griechischer Chor, der meine Aktivitäten kommentiert. Solange es Dinge sind, die nichts kosten, rührt er sich nicht. Aber Geld ausgeben für Trainingsmaterial, Visitenkarte, Webseite – oh, böse, böse! Er spricht von unnützen Käufen, von mangelnder Bescheidenheit, und der Chor traut mir nichts zu. „Das ist doch nur wieder so eine spinnerte Idee von dir… da wird doch sowieso nichts draus…“

Ich würde gern einen Gegenchor installieren. Vorhin rief eine meine Kollegin aus der Übungsgruppe an und sagte, „ich kann mir gut vorstellen, dass du Seminare gibst“, und eine Kollegin meldete sich, um zu hören, wie es mir geht. Als sie von meinen Einkäufen hörte, sagte sie, „aber das brauchst du auch. Das hat ja auch was mit professionellem Auftritt zu tun…“ Ja, das hatte ich eigentlich auch gedacht. Ich würde gern diese Stimmen in meinem Kopf installieren, damit sie dem Katastrophenchor ein anderes Lied singen können.

Eigentlich sollte die/das/der Flipchart schon im vorigen Jahr angeschafft werden, wurde da aber mit dem Argument nicht bestellt, du gibst keine Seminare, also brauchst du das nicht… Wenigstens konnte ich mich bei den Stimmen durchsetzen und einen Moderatorenkoffer kaufen. Den hab ich jetzt schon mal, und das Material hat mir auch schon gute Dienste geleistet. Ich möchte umsichtig mit meinen Ressourcen sein und genau abwägen, was sinnvoll ist und was nicht. Wieso gibt es einen Teil in mir, der mir das nicht zutraut? Der braucht offensichtlich Einfühlung.

So long!

Ysabelle

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