Kraut und Rüben (12 A)
Hallo, Welt!
Zunächst mal Neues aus dem Tapetenhain. Noch zwei volle Bahnen und ein bisschen Gestückel rund um die Heizung, dann glänzt der Palast in zartem Perlmutt. Die lange Wand ist einen Tick dunkler und ein Hauch kräftiger im Muster, ich denke, der Raum kann das ab.
Wer von Euch jemals in Erwägung ziehen sollte, ein Zimmer mit Vliestapete zu verschönern – lasst es! Es hat zwei Tage gedauert, die Wände vorzubereiten. Sie haben einen neuen Gipsputz bekommen und wurden anschließend noch gespachtelt und geschliffen. Heute hat es dann noch wieder STUNDEN gedauert, bis die Tapeten kleben blieben. Der Kleister muss wirklich sehr dick auf die Wand aufgetragen werden. Mein Tapezierkünstler ist ein Virtuose an der Bürste und am Moosgummi-Roller. Nichts für Laien, ehrlich! Heute wird es nichts mehr mit den Scheuerleisten, aber ich habe Hoffnung, dass ich Morgen Abend in diesem Raum vor dem Fernseher abhänge. Yeah! Die Fenster habe ich schon mal geputzt.
Dann, liebe Freundinnen und Freunde, möchte ich Euch mitteilen, dass es sich bei dieser Nachricht um das Posting Nummer 601 handelt. Der Blog besteht seit Ende Januar 2010, ich finde, das ist ein sehr ordentlicher Ausstoß. Im Moment kommen im Schnitt am Tag 20 Leute vorbei.
Ich habe außerdem etwas gelernt, was mich wieder einmal darin bestätigt, dass andere nur der Auslöser sind und wir uns unsere Filme selber machen. Dabei ging es um ein Geschenk, das ich jemandem gemacht habe, und derjenige wollte es nicht annehmen. Inzwischen weiß ich, warum dieser Mensch das Geschenk nicht wollte. Ich habe meinem früheren Chef etwas sehr Ähnliches geschenkt, und da er den nicht schätzt, nahm er sein Geschenk in seiner Einzigartigkeit nicht mehr wahr. Ich komme mit dieser Information sehr gut zurecht und sie macht mich auch nicht (mehr) traurig oder wütend. Vielmehr bin ich dankbar, dass ich jetzt Klarheit habe, warum mein Geschenk nicht (mehr) willkommen war.
Außerdem möchte ich feiern, dass die Gefühls-Spielkarten auf dem Weg sind. Gabriel hatte sie über Ostern fertig gemacht und ich habe heute ein Muster-Set laminiert und beschnitten. Ich kann mir vorstellen, dass man sie sehr gut für Empathiegespräche in Übungssituationen einsetzen kann. Während der eine erzählt, sucht der andere aus den 55 Karten die heraus, die ihm passend erscheinen. Es gibt zurzeit 20 Gefühle bei erfüllten Bedürfnissen und 34 bei unerfüllten. Und es sind keine Interpretationsgefühle wie „provoziert“ oder “im Stich gelassen“ dabei. Ich bin schon ganz heiß drauf, die gedruckten Exemplare in die Hand zu bekommen. Aber unsere Erfahrung mit den Bedürfniskarten lehrt, dass es sinnvoll ist, erst mal eine Weise mit den Nullnummern zu spielen und dann erst größere Stückzahlen zu drucken.
So, ich wandele jetzt noch mal in den Tapetenhain und gönne mir mit dem Künstler ein alkoholfreies Radler. So viel Spaß muss sein…
So long!
Ysabelle
Liebe Ysabelle,
danke für deine fast täglichen Inspirationen, schon so viele in der kurzen Zeit…
Ich hätte gedacht, dass es mehr Menschen am Tag sind, die dich lesen.
Ich wundere mich auch darüber, dass es so wenige Kommentare gibt.
Auch lese ich meist staunend über so viel Ehrlichkeit, Offenheit und Bewußtheit und raffe mich nicht auf , was dazu zu sagen.
Vielleicht ist meine Bewunderung zu groß und ich bleibe sprachlos.
Ich stelle mir vor, dass dir das fehlt: Feedback, Resonanz etc.
Und doch verstummst du nicht…
Ich bin voll Dankbarkeit und umarme dich im Geiste, so nahe fühle ich mich dir.
Dorothee
Hallo, Dorothee,
danke für Dein Sehen 😉
Zwischendurch hatte ich wirklich eine längere Durststrecke. Dann war ich so erschöpft und hatte abends noch so viel auf dem Zettel, dass mein Gehirn geradezu leergefegt war. Im Moment liegen fünf angefangene Beiträge im Entwürfe-Ordner, die Ideen sprudeln nur so. Aber der Tag kommt nur mit 24 Stunden… Zurzeit arbeite ich an meinem Unterrichtskonzept für ein Seminar am Wochenende. dazu soll es auch noch ein schönes Handout geben… und die Stunden verfliegen… Also: Ich mache es so gut es mir möglich ist, und das ist auf jeden Fall gut genug.
Inzwischen weiß ich von einigen Menschen, dass sie wirklich regelmäßig vorbeischauen und das ist mir eine große Freude. Ich spüre Verbundenheit, und manchmal schreibe ich Sachen extra für ihn oder sie… Plötzlich kommt dann aus einer ganz anderen Ecke ein Feedback und ich freue mich, weil aus dem „für ihn“ oder „für sie“ plötzlich doch etwas „für viele“ geworden ist.
So long!
Y.