Alle haben überlebt. Ich auch.
Hallo, Welt!
An diesem Wochenende fand also mein erster Volkshochschulkurs „Einführung in die Gewaltfreie Kommunikation“ statt. An dieser Stelle *D*A*N*K*E* an alle Freundinnen und Freunde, die das Manuskript Korrektur gelesen haben. Ich konnte viele hilfreiche Änderungen einfügen. So fand Ursula einen Haufen „Neue Rechtschreibung“-Fehler, Ricarda entdeckte Formatierungspannen und Farbunterschiede in den Schriften und Friedrich fiel auf, dass ein wichtiges Kapitel gar keine Überschrift hatte. Huch!
Im Vorfeld ging so einiges schief. Unter anderem zerplatzte die Formatierung der Seminarmaterialien von Powerpoint in Pdf. Und sie zerplatzte zwischen Mac und Windoof. Alles noch mal formatieren, am anderen Rechner alle 14 Seiten checken. Und dann einmal falsch absichern und es noch mal machen… Zu guter Letzt starb mein Drucker am Freitagnachmittag und Freundin Steffi rannte um 17.35 Uhr in den nächsten Büroartikel-Laden, um noch schnell 15 Handouts zu kopieren. Mein Seminarkonzept habe ich dann nachts um halb zwölf in himmelblau und rosa ausgedruckt, schwarz verweigerte der Epson.
Sonntagmorgen stellte ich dann während des Seminars fest, dass ich zwei Mal die gleiche Übung eingeplant hatte. Einmal haben wir sie Samstag Vormittag gemacht, dann aber doch besser Sonntagmittag weggelassen. Das kommt davon, wenn man diese letzten Krümel erst abends um elf zusammen tippt, nach einer arbeitsreichen Woche. Noch dazu in einem angelegten Formular, dessen Formatierung verschwindet. Und ich mir behelfe mit „sichern unter“ und dann anscheinend nicht alles aus dem Formular vom Vortrag rausgelöscht habe. Oh ja, coole Übung, die machen wir…
Mir war vorab mitgeteilt worden, dass der Kurs 16 Stunden umfasst. Also habe ich für 16 Stunden Unterricht vorbereitet und mich gewundert, wieso von 10-17 Uhr inkl. Mittagspause 8 Stunden sein sollen? Vielleicht stimmt was mit den Seminarunterlagen nicht?
Ok, Unterrichtsstunden a 45 Minuten. Es waren dann also mal nur 12 Zeitstunden realer Unterricht. Also: Sachen weglassen. Schade!
Ich bin verblüfft festzustellen, dass die Menschen mit der Erwartung kommen, „ich mache ein Wochenend-Seminar und dann kann ich das“. Ich mach das jetzt das sechste Jahr intensivst (ich wüsste nicht, wie man das noch intensiver machen kann), und ich behaupte nicht von mir, dass ich das kann. „I grow constantly less stupid“, möchte ich Marshall zitieren.
Am Ende konnte ich dann vier Rückmeldungsbögen einsammeln. Zumindest die Menschen, die die Bögen ausgefüllt haben, scheinen zufrieden zu sein. Was noch nicht so gut geklappt hat, war das Zeitkonzept für die Gruppenarbeiten. Die Gruppen waren zum Teil sehr unterschiedlich schnell. Und eine Gruppe hat am zweiten Tag tatsächlich eine halbe Stunde rumgesessen. Bei diesen teilweise intensiven Prozessen finde ich es schwierig, vier Gruppen gleichzeitig zu betreuen. Es braucht nur einer pro Gruppe mit seinem eigenen Beispiel zu kämpfen und schon sind 10 Minuten um. Wenn ich dann in der zweiten Gruppe zu Hilfe komme, sind 20 Minuten um und die dritte Gruppe plauscht schon und stöbert per IPad im Internet. Im Nachhinein stellt sich heraus, dass die Aufgabe anders gelöst wurde als von mir erwünscht. Anscheinend war ich nicht so klar in meiner Bitte, was gemacht werden soll.
Insgesamt sind wir durch die vier Schritte gekommen, wir haben einen Haufen Interpretationsgefühle gemeinsam gesammelt und als Gruppe in Gefühle übersetzt, wir haben die lebensentfremdende Kommunikation gestreift, wie Marshall sie benennt (Verantwortung leugnen, Schuld zuweisen, analysieren etc.). Ganz zum Schluss haben wir noch eine lustige Vier-Ohren-Übung gemacht. Zumindest gab es viel Gelächter. Ich hätte mir noch mehr Zeit für ein Spiel oder Nachfragen gewünscht. Und über die während des Seminars eingesammelten Selbstabwertungen hätte ich auch gern noch mehr gesagt als nur den Hinweis, „das ist Wolf innen“.
Ich bin gefragt worden, ob ich einen Fortgeschrittenen-Kurs anbiete. Und mehrere Leute haben nach der Übungsgruppe gefragt. Und jetzt bin ich einfach nur platt.
Beim nächsten derartigen Kurs würde ich gern mit jemandem zusammenarbeiten. Entweder das Seminar zu zweit anbieten oder eine Assistenz dabei haben. Und ich möchte klarer mit meinen Zeitansagen für die Gruppenarbeit werden. Und ich möchte die Aufgabenbeschreibung vorher wortwörtlich aufschreiben, vielleicht sogar einen Übungsbogen dazu herausgeben, damit es nicht zu Irritationen und Missverständnissen kommt.
Jetzt aber erst mal verschnaufen.
Die vergangenen drei Monate waren eine Herausforderung. Ich bin zufrieden damit, wie ich sie gemeistert habe. Sicher geht es immer noch „besser“, aber ich bin zufrieden. Viele Dinge haben sich geklärt, viel hat sich bewegt. Jetzt kommt die Zeit, in der Dinge sacken dürfen, Neues sich entfalten. Dienstag stelle ich mein Seminarkonzept bei einem anderen Bildungsträger vor. Und am 8. Mai habe ich ein Gespräch mit Simran K. Wester, von dem ich mir wunderbare neue Impulse verspreche. Und bis dahin einfach mal: Atmen.
So long!
Ysabelle
Herzlichen Glückwunsch!
Es wird mit der Zeit weniger anstrengend, ist zumindest meine Erfahrung …. 🙂
Hallo Ysabelle
Ich verfolge jetzt schon eine Weile deinen Blog und bin immer wieder erfreut über deine erfrischende, mich ansprechende Art zu schreiben. Ich war auch einer von denen die dachten ich kann „das“ einfach irgendwann und dann hab ich keine Probleme mehr und kann mit anderen Gewaltfrei reden. Ich habe einige Bücher gelesen und mich auch im Internet umgeguckt, wo ich dann eine Übungsgruppe gefunden habe. Dort habe ich dann gemerkt das die Praxis doch sehr wichtig ist. In den Büchern stehen keine Gesten meines gegenüber drinn, die Reaktionen der Menschen sind so unterschiedlich das man es eben nicht einfach so kann.
Ich habe mich schon oft in Beiträgen von dir wieder gefunden und freue mich auf weitere.
lieben Gruß
Olaf
Ach, Olaf, danke für deine Worte! Gerade gestern und heute habe ich wieder an meinen Fähigkeiten gezweifelt. Jetzt wird mir wieder deutlich, dass mir einfach nur die Giraffengemeinschaft gefehlt hat!
So long!
Ysabelle