Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

Der Wolf als Haustier

Hallo, Welt!
Drei Monate hatte ich einen Wolf als Haustier. Seit ich von meinem ersten Modul als Assistentin der GfK-Jahresgruppe zurückgekommen bin, quäle ich mich mit den Unterlagen zur Zertifizierung. In den Unterlagen heißt es:

Bitte beginnen Sie auf der ersten Seite mit folgenden Angaben zu Ihrer Person:
Name, Anschrift
Telefonnummer(n), E-Mail-Adresse(n), Skype-Kennung, weitere Kontaktinformationen
Geburtstag, Geburtsort, Geschlecht
Muttersprache, Fremdsprachen
Datum des Schreibens

1. Eine Liste der GfK-Trainings, die Sie besucht haben, mit Angabe des Datums, Ortes, Seminartitels, der Anzahl der Tage (ein Tag sind
6–8 Std.) und den Namen der CNVC-zertifizierten Trainer/-innen, die die Schulung durchgeführt haben. Bitte geben Sie mindestens 10
Trainingstage mit zertifizierten Trainerinnen oder Trainern an, bevor Sie um die Eintragung als Traineranwärter/-in nachsuchen.

2. Eine Absichtserklärung (ca. 1–2 Seiten) dazu, weshalb Sie zertifizierte Trainerin bzw. zertifizierter Trainer werden möchten. Diese sollte
folgende vier Punkte enthalten:

(1) Ideen, die Sie bereits dazu haben, worauf Sie sich bei Ihrer Arbeit für gesellschaftliche Veränderung konzentrieren
möchten
(2) Ihr spirituelles Denken, soweit es die Gewaltfreie Kommunikation betrifft
(3) Die GfK-Gemeinschaft, der Sie angehören oder die zu erschaffen Sie beabsichtigen
(4) Fügen Sie außerdem bitte eine Antwort auf die Frage bei:
Worin besteht für Sie der Unterschied, ob Sie die Gewaltfreie Kommunikation mit oder ohne Zertifizierung lehren?

3. Die Empfehlung mindestens einer Trainerin oder eines Trainers mit CNVC-Zertifizierung, die mit Ihrer Mitwirkung in der Gewaltfreien
Kommunikation vertraut sind (schriftlich oder per Telefon an die Assessorin bzw. den Assessor). Sie kann Beispiele von Ihrer Bereitschaft
oder Fähigkeit enthalten
— neue Ideen und Konzepte offen zu erforschen
— sich aktiv an Diskussionen und Übungen/Aufgaben zu beteiligen
— Einfühlung zu empfangen und dies auszudrücken
— erste Schritte darin zu machen, Einfühlung zu geben und dies zu demonstrieren
— in Situationen präsent zu bleiben
— ein neues Bewußtsein und das Erlernen neuer Fertigkeiten zu feiern
4. Eine Erklärung, daß Sie
(a) die Richtlinien für nichtzertifizierte Trainer/-innen gelesen haben und Sie akzeptieren.
(b) die Unterlagen zur Zertifizierungsvorbereitung (CPP ― Certification Preparation Packet) heruntergeladen, ausgedruckt und
vollständig und sorgfältig gelesen haben, damit Sie eine Anleitung auf dem Weg zu Ihrer Zertifizierung haben.
Schreiben Sie auf, welche Fragen Sie an Ihre Assessorin bzw. Ihren Assessor haben und besprechen Sie diese.
(c) die Vereinbarung zwischen CNVC und zertifizierten Trainerinnen/Trainern gelesen haben und sich bewußt sind, daß es gilt,
der jeweils aktuellen Form dieser Vereinbarung zuzustimmen, wenn Sie das Vor-Assessment absolvieren. Wenn Sie
irgendwelche Fragen haben, so besprechen Sie diese bitte jetzt.

Die 48 Seiten Unterlagen zur Zertifizierung plus die diversen Ergänzungen auf Deutsch, die Hinweise, Diagramme, Erläuterungen etc. lösten in mir so ein Durcheinander und einen solchen Druck aus, dass ich echt nicht mehr wusste, wo ich anfangen sollte. Das hat mein Haustier natürlich ständig ausführlich kommentiert und die Tage mitgezählt. Immer wieder gab es Dinge, die „wichtiger“ waren: Der Umbau hier bei mir zu Hause, das Seminar in dem Projekt in Heide, das Seminar an der Volkshochschule, jetzt aktuell eine Urlaubsvertretung. Und immer wieder Druck, Druck, Druck, verbunden mit solchen Bewertungen wie „du nimmst das nicht ernst, du bist zu doof, dich durch die Unterlagen zu fräsen, du schaffst es sowieso nicht, wenn du schon nicht mal die Unterlagen zusammen bekommst…

Auf einer Bahnfahrt habe ich nun am Mittwochmorgen angefangen, mich intensiver in die Unterlagen einzugrooven und hatte mit mir den Deal geschlossen, zumindest den Anfang zu machen: Also: Deckblatt und dann die Trainings auflisten. Und dann einfach mal losschreiben, ohne Krampf. Nur so viel, wie mir flüssig aus der Tastatur perlt.

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Wölfe!
Mein Antrag auf Registrierung als Anwärterin zum CNVC ist fertig.
Ich habe Simran per Mail gebeten, noch einmal drüber zu gucken, ob ich nicht etwas Kapitales übersehen habe (und während ich das tippte, fand ich schon was …), und spätestens Samstagmorgen geht der Klumpatsch zur Post. Und dann, liebe Freundinnen und Freunde, bin ich demnächst i. Zert., im Zertifizierungsprozess.

Geht doch! Sagt mein Wolf.
Ach Menno! Als ob das alles so einfach wäre…
ich wünschte, der Graupelz wäre mir mal ein bisschen dankbar, dass ich es hingekriegt habe. Ich buche gern ein Sprachtraining für Wölfe. Wer hat so was im Angebot?

So long!

Ysabelle

3 Reaktionen zu “Der Wolf als Haustier”

  1. MarkusC

    Hallo Ysabelle,

    also das mit der Zertifizierung will mir immer noch nicht so einleuchten. Was bringt es mir mich zu zertifizieren? Die indirekten Auswirkungen jetzt mal außen vor, also dass vielleicht irgendwann irgendwer sich denkt in ein Seminar von mir zu gehen weil ich zertifiziert bin.
    Was bringt mir der Prozess?
    Was kriege ich vom CNVC für das Geld, dass der Prozess kostet?
    Was hat jemand anders davon, wenn ich zertifiziert bin – was soll sich dadurch ändern?

    Diese Fragen sind für mich noch nicht soweit geklärt, dass ich die Z. für mich in Erwägung ziehen würde.

    Vielleicht hast du ja Antworten?

    Lieber Gruß,
    Markus

  2. Ysabelle Wolfe

    Hallo, Markus!

    Ich habe lange gezögert, ob ich mich überhaupt auf den Zertifizierungsprozess einlassen möchte. Seit
    2009 ist dieser Gedanke immer wieder aufgetaucht und ich habe ihn wieder verworfen. In erster Linie ist
    dieses Verfahren mit Angst verbunden: Ich werde bewertet, ich bin nicht gut genug. Ich werde nie gut
    genug sein. Ich durchschaue nicht, was von mir erwartet wird…

    Zum einen möchte ich mich im Verlauf dieses Prozesses mit dieser Angst auseinandersetzen und so das Verfahren als Wachstumsmittel benutzen.
    Zum zweiten habe ich durch einige zertifizierte Trainer die GfK in einer besonderen Tiefe kennen gelernt. Ich vermute, dass der Prozess der Zertifizierung auch zu einer Form
    der Läuterung führt, zu einer Form der Klärung oder Reinigung. Diesen Prozess, den ich für heilsam und
    zutiefst spirituell halte, möchte ich mir trotz meiner Angst nicht entgehen lassen.
    Zum dritten ist mir klar, dass Rosenberg nicht ewig leben wird, sich auch schon heute aus
    dem aktiven Unterrichtsgeschehen zurückgezogen hat. Ich möchte dazu beitragen, sein Werk
    fortzusetzen. Ich glaube, wir brauchen jeden einzelnen gut ausgebildeten Trainer. Auch wenn die Zertifizierung nicht als Qualitätsnachweis gedacht ist, gibt sie doch darüber Auskunft, dass sich jemand intensiv mit den Prinzipien der GfK auseinandergesetzt hat und bereit ist, einen Beitrag im Geist von Marshall Rosenberg zu leisten. Und dazu bin ich bereit. Ich lehre seit mehr als einem Jahr die GfK, ohne zertifiziert zu sein. Sicher brauche ich nicht diese Anerkennung, um die GfK weiter in die Welt zu bringen. Aber es muss auch Menschen geben, die neue Trainer ausbilden können. Und dazu erscheint mir die Übereinstimmung und die Verbindung mit dem CNVC eine unabdingbare Voraussetzung.

    Hilft Dir das irgendwie weiter?

    Ysabelle

  3. MarkusC

    Hallo Ysabell,
    teils teils. Ich kann verstehen wieso es für dich vielleicht ein nützlicher Weg ist. Und ich teile sogar deine Hoffnung, dass durch die Zertifizierungsgeschichte Leute sich intensiv mit der GFK auseinandersetzen, blinde Flecken ausgelotet werden, angehende Trainer sich weiterentwickeln können und und und.
    Nur die empirische Evidenz dazu oder wenigstens die überprüfbare Hypothese kann ich noch nicht ganz erkennen. Weder für die positiven Auswirkungen noch für die exklusivität dieses einen Ansatzes (z.B. dass nur Trainings von bereits zertifizierten Trainern als Trainingstage zählen). Da ist mir das ganze noch zu schwarz/weiß und undurchsichtig, und wird es wohl auch noch eine Weile bleiben.

    Vielleicht überzeugt es mich ja, wenn ich durch die Zert. hautnah miterlebe 🙂

    Lieber Gruß,
    Markus

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