Selbst + Wert = Gefühl?
Hallo, Welt!
Gestern Abend habe ich wieder vertretungsweise eine Übungsgruppe geleitet. Zu meinem Erstaunen waren wir zu siebt. Ich nehme das als Zeichen von Wertschätzung und *öhöm* Kompetenz. Wenn ich das gar nicht hinkriegen würde, kämen die Leute wohl nicht wieder. Also: Wenn das eine Abstimmung mit den Füßen ist, bin ich mit dem Ergebnis zufrieden.
Mit großer Begeisterung habe ich zu Beginn meine neueste Errungenschaft geteilt: Eine Klangdusche mit einem ganz wunderbaren Klangspiel, das ich mir zum Geburtstag geschenkt habe. Dabei hatte ich die Fantasie, dass es die Leute ganz doof finden, dass ich da auf dem Stuhl sitze und „pling-plang“ mache.
Und dann sind wir ins Arbeiten gekommen. Es stellte sich heraus, dass die Teilnehmer Säcke voller Anliegen dabei hatten: Ein super-anstrengendes Wochenende mit den Kindern, Stress mit den Behörden, Verliebung als Strategie oder Bedürfnis, plötzlicher Verlust der Giraffenohren… Beim Zuhören dachte ich, „Oh, Shit, wie sollst du diese ganzen dicken Anliegen denn unter einen Hut kriegen – in zwei Stunden…?“
Wir haben mit den großen Bedürfniskarten gespielt. Die Teilnehmer haben ihren Bedürfnissen nachgespürt, sie sortiert, gewichtet. Und dann haben sie sich gegenseitig ihre unerfüllten Bedürfnisse benannt und zum Teil nach Strategien gesucht, um sie zu erfüllen. Ich hatte zwischendurch immer den Gedanken, ich müsse doch jetzt irgendetwas Schlaues tun. Aber mir fiel nichts „Schlaues“ ein, und so begnügte ich mich damit, diesem Impuls nachzuspüren. Beitragen war eines der dringendsten Bedürfnisse. Es kamen Impulse, Dinge in Ordnung bringen zu wollen oder mithilfe einer Geschichte Fingerzeige zu geben, was man denn jetzt tun könnte. Mein innerer Gut-Achter war der Ansicht, als TvD (Trainer vom Dienst) müsse ich irgendwelche genialen Wendungen finden, damit die Probleme aller Leute im Handumdrehen gelöst seien. In solchen Aufwallungen habe ich versucht, mir kurz Einfühlung zu geben, um dann wieder für die Teilnehmer präsent zu sein. Meist ist das auch gut gelungen.
Nach zwei Stunden kam es einigermaßen organisch zum Ende. Und zu meinem Erstaunen hörte ich von mehreren, wie hilfreich und bereichernd sie den Übungsabend erlebt haben. „So tiefe Arbeiten“ seien das gewesen, es wurde „mehr Klarheit“ und „Verstehen“ gefeiert und auch die eine oder andere entdeckte Strategie noch mal benannt. Für eine Giraffen-Hotline wurden Telefonnummern ausgetauscht. Und nach dem Abschluss kamen drei Menschen und fragten, wo man das Klangspiel kaufen kann, das ihnen so gut gefallen hätte…
Das, was in meinem Kopf an Warnungen gesendet wurde, hatte anscheinend nichts mit der Wirklichkeit zu tun. Die Teilnehmer äußerten Zufriedenheit, das Klangspiel hatte ihnen gefallen, was will man mehr? Nach wie vor ist es für mich eine anspruchsvolle spirituelle Übung, mich selbst wahrzunehmen und mich zu erinnern, dass mein Wert als Mensch inhärent ist, von der Höheren Macht als Geburtsrecht geschenkt. Und dann ist das Gefühl nicht mehr Unsicherheit, Angst und Scham, sondern Leichtigkeit, Freude und Kraft.
So long!
Ysabelle