Braucht es noch was, Schatz?!
Hallo, Welt!
Gestern war ich zum „Mediation-Üben“ in Bremen. Unter anderem haben wir Interpretationsgefühle übersetzt und ein Rollenspiel gemacht. Am Ende des Rollenspiels fragte der Teilnehmer A seinen „Kontrahenten“ B: „Brauchst du noch was, um jetzt gut mit der Situation klarzukommen?“
Ich hatte die Mediation als Beobachterin verfolgt und gab die Rückmeldung, dass mir gerade diese Rückfrage sehr gut gefallen habe. Eine der Mediatorinnen grübelte, ob das nicht ihre Sache gewesen wäre, diese Information einzuholen. Und während wir mit diesen Überlegungen noch hin- und herspielten, sagte die zweite Mediatorin, sie werde aggressiv, wenn sie diese Frage hört. Rrrrrrums!
Im Nachspüren stellte sich heraus, dass der eigentliche Satz von A hätte lauten müssen: Ich merke, dass ich noch immer unsicher bin, ob die getroffene Vereinbarung wirklich das bewirken wird, was ich mir für unsere Beziehung/Freundschaft wünsche. Wärst du bereit mir zu sagen, ob du diese Verabredung für tragfähig hältst?
Ich habe gestern gelernt, dass ich ein „Brauchst du noch was?“ oder „braucht es noch etwas“ gern vor mir her trage, anstatt mein eigenes Unbehagen oder meine Unsicherheit zu formulieren. Wenn ich es nicht weiß, frage ich doch einfach mal dich… Gerade die Frage nach der Befindlichkeit beim anderen ist also das deutliche Indiz dafür, dass ICH eigentlich noch etwas habe, was nicht hinreichend geklärt ist. Denken und Fühlen outsourcen ist ja ne coole Sache. Aber noch cooler ist es, wenn ich es merke und die Verantwortung für meine Gefühle und meine Bedürfnisse nach Klarheit, Verbindung oder Gemeinschaft selbst übernehme. Ich möchte unterscheiden üben, wann ich wirklich explizit zum Wohl des anderen einen Beitrag leisten will und wann es in Wirklichkeit um meine ureigenen Bedürfnisse geht. Eine spannende Aufgabe!
So long!
Ysabelle
Liebe Ysabelle, vielen Dank für diese Anregung – auf DIE Idee bin ich noch nie gekommen und es hat mich im ersten Moment echt erschreckt…Da werde ich ganz sicher nochmal genauer hingucken/-spüren…also nochmal danke! Liebe Grüße Anja