Dankbarkeit: 18. Dezember 2012
Hallo, Welt!
Hatte ich nicht noch vor wenigen Tagen zu jemandem gesagt, ich bekomme keine Weihnachtsgeschenke? Dabei rollen hier Pakete, Päckchen, dicke Briefe und unerwartete Grüße ein. Ich bin ganz verwirrt und gleichzeitig voller Freude, angereichert mit einer Prise Scham. Hey, XY hat so viel zu tun und findet trotzdem Zeit, dir zu schreiben. Und du hast nicht eine einzige Karte verschickt!
Ach, meine Lieben!
Heute Morgen habe ich um acht erst mal ne Runde geheult, weil ich mich so erschöpft und ausgepowert fühle. Die Unsicherheit, ob ich denn nun einen neuen Job habe oder nicht, stresst mich zusätzlich. Gleichzeitig tue ich mein Möglichstes, um für alle anderen Eventualitäten gerüstet zu sein. Hier kommt also mein großartiges Seil für eine Gruppenübung. Gestern bei Obi erstanden. Zusätzlich blaues Klebeband. Damit kann man Kreuze für soziometrische Übungen auf den Boden kleben. Ist das nicht spannend? Ich merke, wie sehr es mich nervt, wenn ich mir im Seminar den Hintern platt sitze. Da genieße ich zwischendurch Bewegung und andere Formen des Lernens. Andere Menschen hoffentlich auch!
Dann kam noch ein Geschenk, das ich im weitesten Sinne Christel Sohnemann verdanke. Vor ein paar Monaten trafen wir uns in einer Übungsgruppe und sie hatte ein paar wunderbare Filzstifte dabei. Ich hatte mir den Namen des Herstellers gemerkt. Als ich vorige Woche wieder mal genervt einen Stift aus meinem schlichten Moderatorenhoffer von mir warf, weil er nicht funktionierte, fiel mir Christels Begeisterung wieder ein. Und dann habe ich beschlossen: Das schenkst du dir zu Weihnachten. Und dieses Weihnachtsgeschenk ist eben angekommen. Ziemlich viel Geld für das bisschen Inhalt, aber wenn es denn funktioniert, will ich zufrieden sein. Und schön sieht das auch noch aus! Oh, ich freu mich so! Obwohl noch nicht Heiligabend ist, habe ich schon ausgepackt und überall in die Schachteln geguckt. Nur gemalt habe ich damit noch nicht…
Und dann gibt es noch ein anderes Geschenk, das mich berührte.
Vor zwei Wochen stand bei uns in der Lokalzeitung ein Artikel über eine Weihnachtsaktion. Kinder aus Familien, die über die lokale Tafel versorgt werden, haben viele kleine Wunschzettel geschrieben. Die konnte man in der Touristeninformation abholen. Heute habe ich mich dran gemacht, ein Päckchen für ein vierjähriges Kind zu packen, von dem ich nur den Namen kenne. Und ich merkte auf einmal, wie die Weihnachtsfreude in mir aufflammte. Die Vorstellung, dass es für all diese Kinder nun eine Bescherung gibt, freut mein Herz. Da wird ein Geschenk von mir mit Freuden erwartet. Das ist mehr als ich in meinem eigenen Familienkreis erwarte. Da ist der Austausch von Geschenken entweder eine lästige Pflicht oder wird am besten gleich weggelassen. Für meine Mutter habe ich in diesem Jahr ein Geschenk, was mal deutlich teurer ist als wir uns sonst zuwenden. Ich hoffe sehr, dass ihr das für sie designte Briefpapier und die Visitenkarten gefallen! Schenken macht Freude! Wenn sich jemand anderes freut, macht das Freude! Mein Münchner Freund erzählte heute, dass er einem Menschen, der ihm etwas bedeutet, ein Wärmekissen gegen Rückenschmerzen schenkte. Die andere Seite nahm das als übergriffig wahr, und er ist nun komplett frustriert und ratlos, weil er Freude am Geben hat und jetzt überhaupt nicht mehr weiß, was „erlaubt“ ist und was nicht. Wie bitter! Dankbarkeit ist Giraffensaft! Zu sehen, wie es mir gelungen ist, jemand anderes zu erfreuen, ist ein wunderbares Geschenk. Und genau so möchte ich wertschätzen, wenn ich mir selbst ein Geschenk mache. Und ich danke Euch allen für all diese Zeichen der Verbundenheit und Wertschätzung, die mir in den letzten Tagen und Wochen zuteil wurden.
So long!
Ysabelle