Dankbarkeit: 28. Dezember 2012
Hallo, Welt!
Mein Wolfschor ist schon wieder am Jaulen. Zu wenig Dankbarkeits-Postings in diesem Monat! Du solltest jeden Tag eins verfassen! Da danke ich doch Marshall Rosenberg für das Zitat des Tages:
Avoid ’shoulding‘ on others and yourself!
Vermeide Dich selbst oder andere zu „sollten“. Na dann… lass ich doch gleich die Selbst-Vorwürfe weg, weil das vorige Dankbarkeits-Posting so wirr und unverständlich rüber kommt. Geschirrspüler und Lukas Michael Möller – wie passt das denn zusammen?
Seit zwei Tagen sitze ich an einer Aufgabe, die mir nicht so behagt. Ich höre mich durch elf Stunden Tonaufzeichnung von meiner großen Mediation. Gestern habe ich die erste und die letzte Mediationssitzung gehört und bin sehr überrascht und so gesehen auch dankbar, dass mich die Dokumentierung der Arbeit dazu zwingt, mich noch einmal mit den Inhalten auseinander zu setzen.
Die erste Sitzung finde ich geradezu großartig. Gut geführt, schön alle Erfordernisse abgearbeitet, am Ende Bedürfnisse zusammengetragen, das gefällt mir gut.
Die letzte Sitzung haut mich aus den Puschen. Da wird geschnauzt und rumgeblafft und über längere Strecken greife ich überhaupt nicht ein. Und dann frage ich, zu welchem Ergebnis dieser Frust führen soll, und wuuusch… kommt eine Vereinbarung dabei raus, die so gar nicht dem entspricht was ich dachte, wo die Reise hinführt. Ich wüsste gern, was mich bei der letzten Sitzung so ausgeschaltet hat. Im Nachhören wird mir jedenfalls deutlich, dass ich wirklich etwas gelernt habe in diesem Jahr. Und dafür bin ich wirklich dankbar.
Dann bin ich dankbar, dass ich hier in einer häuslichen Situation hinter der harschen Bemerkung unerfüllte Bedürfnisse hören konnte und einen Weg gefunden habe, diese unerfüllten Bedürfnisse anzusprechen. Ich musste nicht in dieses unerfreuliche „Du bist Scheiße ./. ich bin Scheiße-Spiel einsteigen. Hurra!
Ich bin dankbar, dass ich die Rechnung vom Klempner für das neue Heizkörperventil im Seminarraum bezahlen konnte. Nur für heute… brauche ich mir um Geld keine Gedanken zu machen. Ich möchte nur für heute verantwortlich mit meinen Finanzen umgehen. Es reicht, wenn ich das tue. Ich brauche mich nicht für ein Jahr im Voraus verrückt zu machen. Wer weiß, was kommt! Vielleicht erlegt mich Silvester ein Kanonenschlag und ich habe mir ganz umsonst Sorgen gemacht. Auf der Internet-Seite der Emotions Anonymous fand ich diese Fassung des „Nur für heute“, die mich begeistert:
Nur für heute
Ich habe die Wahl!
Nur für heute will ich versuchen, diesen einen Tag zu leben nicht mein ganzes Lebensproblem auf einmal anzupacken. Ich kann jetzt etwas tun, vor dem ich zurückschrecken würde, wenn ich das Gefühl hätte, ich müsste es mein ganzes Leben lang durchhalten.
Nur für heute will ich versuchen, glücklich zu sein, indem ich mir klar mache, dass mein Glück nicht davon abhängt, was andere tun oder sagen oder was um mich herum geschieht. Glück stellt sich ein, wenn ich mit mir in Frieden lebe.
Nur für heute will ich versuchen, mich auf das auszurichten, was ist – nicht erzwingen, dass sich alles nach meinen Wünschen richtet. Ich will meine Familie, meine Freunde, meine Arbeit und meine Lebensumstände so annehmen, wie sie kommen.
Nur für heute will ich auf meine körperliche Gesundheit achten, ich will meine Verstandeskräfte üben, ich will etwas Spirituelles lesen.
Nur für heute will ich jemandem etwas Gutes tun, ohne dabei entdeckt zu werden – wenn jemand davon erfährt, zählt es nicht. Ich werde mindestens eine Sache tun, die ich nicht gerne tue, und ich will meinem Nächsten einen kleinen Liebesdienst erweisen.
Nur für heute will ich mich bemühen, zu jemandem, den ich treffe, freundlich zu sein. Ich will rücksichtsvoll sein, leise sprechen und so gut aussehen, wie ich kann. Ich will keine unnötige Kritik Üben und nach Fehlem suchen. Ich will auch nicht versuchen, jemanden außer mich selbst zu verändern, und niemandem Vorschriften machen.
Nur für heute will ich mir ein Programm machen. Ich will es machen, auch wenn ich es vielleicht nicht ganz genau befolge. Vor zwei Plagen will ich mich retten: Hast und Unentschlossenheit.
Nur für heute will ich aufhören zu sagen: „Wenn ich Zeit hätte“. Ich werde nie für etwas „Zeit finden“, wenn ich Zeit haben will, muss ich sie mir nehmen.
Nur für heute will ich in Stille meditieren, mich dabei auf Gott, wie ich ihn verstehe, auf mich selbst und auf meinen Nächsten besinnen. Ich will mich entspannen und nach Wahrheit suchen.
Nur für heute will ich keine Angst haben. Insbesondere werde ich mich nicht davor fürchten, glücklich zu sein – und mich an den guten, schönen und liebenswerten Dingen im Leben erfreuen.Nur für heute will ich mich nicht mit andern vergleichen. Ich will mich selbst annehmen und nach meinen Fähigkeiten leben.
Nur für heute entschließe ich mich, zu glauben, dass ich dies einen Tag leben kann.
Die Wahl habe ich!
EA und AA hatten dieses Nur für heute in den 80er Jahren noch etwas modifiziert:
Nur für heute will ich versuchen, nur diesen einen Tag zu durchleben. Will nicht sofort das ganze Problem, das in meinem Leben aufgetaucht ist, bewältigen. Ich kann 24 Stunden lang etwas tun, vor dem ich mich erschrecken würde, sollte ich es ein Leben lang tun müssen.
Und das ist doch eine begeisternde Aussicht!
Wenn ich darüber nachdenke, könnte das ein wunderbares Motto für 2013 sein, oder?
So long!
Ysabelle