Die unausgesprochenen Worte (5)
Hallo, Welt!
An anderer Stelle bin ich heute Morgen über das Wort Selbstempathie gestolpert und bringe das gerade einmal in Verbindung mit Arninas Training: „What are you telling yourself?“
Ich erzähle mir anscheinend selbst, dass alles, was ich tue nicht ausreicht, nicht genug ist. Und es gibt eine „alte“ Stimme, die behauptet, mit mir wäre etwas nicht in Ordnung. Dieser Tage gab ich einer 89-jährigen Dame meine Visitenkarte, damit sie mich in einer bestimmten Angelegenheit kontaktieren kann. Gestern rief sie mich an und sagte: Die Nummer auf deiner Visitenkarte stimmt nicht. Zum Glück sprach ich heute mit XY, die mir deine RICHTIGE Nummer gegeben hat.
Boah! Ich spürte sofort eine intensive Aufwallung in mir, einen Impuls, mich und meine Visitenkarte zu rechtfertigen. Ich habe eine internationale Schreibweise für die Rufnummer, +49… anscheinend hat das für Verwirrung gesorgt. Der Lernfortschritt besteht darin, dass ich eben nicht in die Rechtfertigung gegangen bin, sondern einfach ausgehalten habe, dass die alte Dame auf diese Weise formuliert, dass sie mich anhand der ihr vorliegenden Informationen nicht kontaktieren konnte. Aber solche Äußerungen spielen auf mein Tor. Ich merke, dass ich im Inneren anspringe wie eine Maschine.
Aus meinen Arnina-Mitschreibseln finde ich dazu wunderbare Textbausteine.
1. Wenn ich Dingen einen Namen gebe, schaffe ich Ordnung. (Und Ordnung trägt zur Entspannung bei. „Ach, so ist das…“)
Also: „Deine Nummer stimmt nicht“ sorgt also für Klarheit und Entspannung. Jetzt wissen wir, woran es liegt. Nicht an meinem Telefon, nicht, dass ich die Tasten nicht richtig treffe, nein, deine Nummer ist falsch.
2. Tief in mir weiß ich, mit mir ist nichts falsch.
Das ist mal ein spannendes Feld. Weiß ich das wirklich? Ich schwöre sofort auf den Grundsatz der GfK, dass niemals jemand etwas falsch macht. Und trotzdem gibt es mir immer mal wieder den Gedanken, ich müsse anders sein. So wie ich sei, sei ich nicht „richtig“. Ich kann mich erinnern, dass ich als Kind großen Schmerz gespürt habe, wenn andere mir signalisierten, ich sei so nicht richtig. Aber im Verlauf der Jahrzehnte habe ich diesen Kram wohl so oft wiederholt, dass ich es in un-bewussten Zeiten selber glaube. Also: Ich erzähle mir zum Beispiel, ich würde mich nicht genug anstrengen, nicht genug arbeiten. Das tue ich im Unbewussten. Wenn ich daraus aufwache, auftauche, kann ich mir Selbstempathie und Selbstfürsorge angedeihen lassen. Selbstempathie setzt also Bewusstheit voraus.
3. Es gibt kein falsches Kind.
Durchatmen. Genau! Es gibt kein falsches Kind. Mir kommen die Tränen bei dem Gedanken an all die Kinder, die allein heute in meiner unmittelbaren Nachbarschaft so erzogen werden, dass sie glauben, sie hätten die Verantwortung für die Gefühle anderer. Ein Teil ihrer Zähmung. Und genau so war es bei mir. Und genau so habe ich es aus Unwissen an meinen Sohn weiter gegeben. Und heute gibt er es weiter. Wie furchtbar!
4. Wir sind auf der Reise zurück zu uns.
Genau.
Meine Reise zurück zu mir führt mich gleich auf die Couch. Zur Selbstempathie gehört auch die Selbstverantwortung. Heute Nacht um 0.10 Uhr habe ich den letzten Beleg in den Ordner für den Steuerberater einsortiert, noch zwei Rechnungssteller angefragt, ob sie von mir Geld bekommen haben, denn ich habe eine Rechnung, aber keine Kontobewegung dazu. Ich habe also das ganz Wochenende durchgearbeitet. Und jetzt mache ich eine Pause. Immerhin war ich heute morgen schon mit dem Hund unterwegs und zur Krankengymnastik, die Mails sind gecheckt, das Altglas aussortiert, die Tierschar gefüttert. Jetzt gibt es eine Pause. Mindestens zwei Stunden.
So long!
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