Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

Bescheidenheit

Hallo, Welt!
Dieses Goethe-Zitat lautet im Zusammenhang, wo der Meister sagt:

„Jeder möge so verkünden,
Was ihm heute wohlgelang!
Das ist erst das rechte Zünden,
Daß entbrenne der Gesang.
Keinen Druckser hier zu leiden
Sei ein ewiges Mandat!
Nur die Lumpe sind bescheiden,
Brave freuen sich der Tat.“[50]

Es ist nicht gerade ein Aufruf zur Bescheidenheit, sondern eine Aufforderung, stolz auf erfolgreiche Taten zu sein und stammt aus dem geselligen Lied Rechenschaft, eine Art Trinklied mit verteilten Rollen, das von dem Komponisten Carl Friedrich Zelter vertont wurde.

Das fand ich bei Wikipeadia. Auch gern gewählt:

Sei wie das Veilchen im Moose
bescheiden, sittsam und rein
nicht wie die stolze Rose
die immer bewundert will sein.

Kenn Ihr noch diesen Poesiealbum-Spruch?

Wikiquote bereichert mein Leben mit:

„Bescheidenheit ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne ihr.“

Auf der Suche war ich nach:

SIE
Lieber Freund, man greift nicht nach den Sternen,
Die für uns in nebelhaften Fernen.
Fürchte sehr, dass Sie umsonst sich mühen.
Sieht man sie auch glühn,
Sie fliehen, sie fliehen ins Weite.
Wenn man könnt so wie man wollte,
Wenn man wollt, was man doch nimmer sollte.
Lieber Freund, man muss sich hübsch bescheiden,
ja man muss oft meiden,
was man liebt.

ER
Nein! Trotz aller Fernen, nein!
Greif nach den Sternen,
Liebe, sie trägt uns empor.
Ja hunderttausend Meilen,
die wollte ich gerne eilen, ich fragt danach nicht viel, nicht viel

Schon mal gehört? Ich bin ja mit Operetten-Musik aufgewachsen, und diese Weisheit stammt aus dem Lehar-Schmachtfetzen „Der Graf von Luxemburg“.

Und was soll das nun alles?
Am Freitag habe ich mich mit dem Chef der Firma „Mein Spiel“ getroffen. Wir haben vor zehn Jahren mal zusammen ein Projekt gemacht. Jetzt tauschten wir uns im Biergarten zu unseren aktuellen geschäftlichen Aktivitäten aus. Als ich sagte, der Vertrieb würde mir so große Probleme bereiten, meinte er: Alle Leute aus meinem Umfeld, die sich selbstständig gemacht haben, tun sich damit schwer. Vertrieb ist einfach ein schwieriges Feld.
Mir ist aufgefallen, dass es daran liegt, dass ich mich selbst und meine Leistungen nicht angemessen darstellen kann. Wahrscheinlich fehlt es mir an Selbstbewusstsein im umgangssprachlichen Sinne. Sei bescheiden! Gib nicht so an! Das habe ich als Tugenden vorgehalten bekommen. Und dann müsste ich mindestens einen Doktor in Philosophie, einen Ing. in Wirtschaftswissenschaften und am besten noch eine Ausbildung als Supervisor haben, um mich mit Leichtigkeit draußen zu präsentieren. Eine Trainerkollegin sagte gestern im Gespräch, sie wolle noch ihren Heilpraktiker machen, um den Kunden mehr anbieten zu können. Eine andere Kollegin meinte vor einer Woche, sie überlege, eventuell eine Mediationsausbildung zu machen… Und dann gibt es einen Kollegen, der nichts von alledem hat und seit Jahren von seiner Arbeit als Trainer solide leben kann…

Sind wir Frauen zu bescheiden? Trauen wir uns zu wenig zu? Hängen wir unsere Ansprüche an uns selbst zu hoch? Sind solche Selbstzweifel der Preis dafür, dass wir uns und unsere Arbeit kritisch reflektieren? Muss ich auf die Couch, um erfolgreich Werbung für mich selbst machen zu können?

In mir dämmert es allmählich, welches die nächsten Schritte sein könnten. Ich brauche dafür nur ein bisschen Zeit. Und Unterstützung. Vielleicht ergibt sich in der kommenden Woche ein Gespräch mit dem Außendienstler, mit dem ich im Moment zusammen arbeite. GfK gibt meinen Wünschen Beine: Was brauche ich? Und wie kann ich es kriegen? Und los…

So long!

Ysabelle

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