Verantwortung
Hallo, Welt!
Anscheinend bin ich mit einem Drehteller unter dem Hintern zur Welt gekommen. Im Moment drehe ich mich mal wieder so schnell, dass oft die Zeit zum Atmen fehlt. Ein Thema hat mich dabei in der vergangenen Woche immer wieder beschäftigt und ich habe sogar ein Gespräch mit meiner Mentorin gehabt, weil ich so durcheinander war. Meine Assessorin hat mir nämlich eine Rückmeldung zu dem Video gegeben, dass ich im Seminar aufgenommen habe. Unter anderem schrieb sie:
Bedürfnis nach Verantwortung: das ist für mich kein Bedürfnis und schon gar nicht kann es mein Bedürfnis sein, dass der andere Verantwortung übernimmt. Was erfüllt es mir für ein Bed., wenn der andere Verantwortung übernimmt? …
Bedürfnis nach Selbstständigkeit: hm, hab die Situation nicht mehr im Kopf. Hab mir aufgeschrieben: Bed. nach Selbstständigkeit heißt nicht, dass ich will, dass es der andere tut. Magst du mal bitte schauen, ob du damit so was anfangen kannst, sonst melde dich, dann schau ich mir die Stelle noch mal an.
Ich kann mich total damit verbinden, wenn es darum geht, dass „der andere“ Verantwortung übernimmt. Alles „der andere“ hat mal nichts mit GfK zu tun: Ich bin traurig, weil du…
Ich habe die genaue Stelle im Video nicht vor Augen, aber ich kann mir gut vorstellen, dass ich im Eifer des Gefechts unsauber formuliert habe. Ich kann mich auch gut der Frage stellen: Was erfüllt es mir für ein Bedürfnis, wenn der andere Verantwortung übernimmt? Und gleichzeitig spüre ich in meinem Inneren so eine tiefe Gewissheit, dass für mich Verantwortung ein Bedürfnis ist. Ich für mich und jeder Mensch für sich.
Ich habe zusammen mit Simran versucht, mein gefühltes Bedürfnis nach Verantwortung zu ersetzen. Was könnte dahinter sein? Simran bot Authentizität an und ich tänzelte ein bisschen um Autonomie. Aber ich erlebe manche Leute als total authentisch, gerade wenn sie sich nicht um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern. Und wenn es mir nur darum ginge, dass ich gern entscheiden möchte, ob ich mich um meine oder um deine Angelegenheiten kümmere, passt das auch gut, aber bringt mir im Inneren noch nicht die Erleichterung wie „Verantwortung“.
Ich erlebe Situationen, in denen ich oder andere bestimmte Dinge nicht tun, zum Beispiel semi-amtliche Briefe nicht beantworten. Vom Finanzamt, der Krankenkasse, der Politesse. Und daraus entsteht dann eine Riesenwelle. Das Finanzamt schätzt, die Ordnungsbehörde mahnt, die Krankenkasse ordnet ein und verschickt eine mörderische Rechnung. Ich merke, da ist ein „Sollte-Denken“ mit am Start: Man sollte amtliche Briefe immer beantworten. Und trotzdem…
Da ist noch etwas Tieferes bei mir. Es hat damit zu tun, das Leben zu ergreifen, dieses unglaubliche Geschenk, das uns gegeben ist. Nimm es, gestalte es, stell dich dem, was ist! Genieße deine Kraft! Feiere deine Fähigkeiten! Fast erscheint es mir wie der Lebensauftrag.
Niemand scheint sich an Eigenverantwortung zu stören, so mein Eindruck. „Ich bin für mich verantwortlich“. Und das wünsche ich mir für alle Menschen auf der Welt. Es gibt ja mehr Begriffe, über die man herzhaft diskutieren kann. Offenbar ist „Sexualität“ mittlerweile nach landläufiger GfK-Ansicht kein Bedürfnis mehr, sondern eine Strategie (hab ich schon vor zwei Jahren geschrieben…). Und es gibt gute Gründe, warum es nicht die Bedürfnisliste gibt. Was für Bedürfnisse sind bei mir erfüllt, wenn jeder für sich Verantwortung übernimmt? Wachstum, Spiritualität, Leichtigkeit, Kongruenz, Vertrauen und Wachstum, würde ich mal auf ersten Wurf sagen. Aber genau so kann ich auch das Ur-Bedürfnis nach Beitragen oder nach Gesehen werden filetieren: Welche Bedürfnisse erfüllt es mir, wenn mein Bedürfnis nach Unterstützung erfüllt ist?
Simran bestärkte mich schließlich darin, zu meiner inneren Wahrheit zu stehen und verwies auf Miki Kashtan: Bedürfnisse können auch in mehr als einem Wort ausgedrückt werden. Also: Mir ist wichtig, dass jeder Mensch für sein Leben und sein Handeln Verantwortung übernimmt. Lag hier nicht noch ein Formblatt von der Krankenkasse rum?
So long!
Ysabelle
Hallo, Welt!
Gerade eben habe ich bei der Versicherung der Leute angerufen, die bei Schnee und Eis eine Beule in meinen Kotflügel gefahren hatten. Da fehlt nämlich noch das Nutzungsentgelt für die Woche, die der Wagen in der Werkstatt stand… Die Sachbearbeiterin ist inzwischen im Ruhestand, daher wurden meine Mails nicht beantwortet. Geht doch nichts über Verantwortung für die eigenen Angelegenheiten… Jetzt wird wieder ein Hunderter auf dem Konto erwartet.
So long!
Ysabelle