Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

SK-Prinzip: Mit Systemischen Konsensieren zu tragfähigen Gruppenentscheidungen gelangen

Hallo Ihr Lieben!

In der letzten Zeit habe ich mich sehr viel mit der Methode des Systemischen Konsensieren beschäftigt, eine Entscheidungsfindungsmethode von Erich Visotschnig und Siegfrid Schrotta die ohne die üblichen Machtkämpfe auskommt.

Selten hat mich eine Idee so im Sturm eingenommen wie das SK-Prinzip, nicht einmal die Gewaltfreie Kommunikation (GFK) hatte es mit mir so leicht. Seit Kindertagen trage ich ein tiefes Unbehagen unserer Demokratie gegenüber mit mir herum. Wann immer in der Schule, in Vereinen oder in irgendwelchen anderen Gruppen etwas entschieden werden sollte war der Ablauf ziemlich immer derselbe: Es wurde nach dem Mehrheitsprinzip abgestimmt, eine Lösung, ein Kandidat, eine Wunschidee setzten sich durch und galten als demokratisch bestimmt. Mir wurde eingeredet, ich hätte die Entscheidung mitzutragen, immerhin hatte ich ja eine Stimme, genau wie alle anderen auch.

SK-Prinzip-Logo-transparentDas ich meine Stimme genausogut in den Mülleimer hätte werfen können erkannte ich dabei sehr früh, denn meine Meinung war äußerst selten kompatibel mit der Mehrheit. Schon früh verlor ich jegliches Interesse an diesen Wahlen und durfte mir meine Enthaltung noch nicht einmal als stillen Protest anrechnen sondern bekam von Lehrern und ähnlichen Autoritäten zu verstehen, dass es eben kein besseres System als die Demokratie gäbe und ich mich nicht über den Ausgang einer Wahl beschweren dürfte, wenn ich mich nicht beteilige. Wenn es mir nicht gefällt sollte ich halt in die Politik gehen und es besser machen.

Irgendetwas an dieser Argumentation kam mir schon immer seltsam vor, mir war nur bis zu meiner Trainerausbildung bei Klaus Karstädt nicht bewußt, was es war. Warum interessierte es niemanden, wenn ich die angebotenen Lösungen allesamt schrecklich fand? Vielleicht wußte ich keine bessere Alternative, aber mich deswegen zwischen Pest und Cholera entscheiden zu müssen und das obendrein noch als meine persönliche Wahl verkauft zu bekommen hielt ich schlicht und einfach für krank. Wenn genügend andere Menschen es wollen habe ich mich gefälligst zu beugen, schließlich will es die Mehrheit so. Wie stark meine Bauchschmerzen als besiegte Minderheit dabei sind? Das hat mich noch nie jemand gefragt, es hatte scheinbar noch nie eine Rolle gespielt.

Als wir dann in unserer Ausbildungsgruppe etwas über Gruppenentscheidungen lernten und Klaus uns das Systemische Konsensieren vorstellte fiel ein Puzzlestück an seinen Platz, das ich seit 20 Jahren vergeblich versucht hatte unterzubringen. Die genial schlichte Lösung für mein Dilemma nannte sich Widerstand.

Das Systemische Konsensieren misst statt der Zustimmung für einen Vorschlag einzig und allein den Widerstand den er bei den Beteiligten auslöst. Zum ersten Mal gibt es die Möglichkeit, dem Widerstand, den bestimmte Lösungen bei mir auslösen, Luft zu machen und damit gehört zu werden! Welch eine Erleichterung…Umgesetzt wird die Lösung mit der größten Akzeptanz das heißt dem geringsten Widerstand in der Gesamtgruppe. Auf diese Weise kommt die Lösung dem Konsens am nächsten.
Machtkämpfe zwischen verhärteten Lagern entstehen gar nicht erst, sie werden systembedingt vermieden, da es nicht darum geht, andere von der Perfektion des eigenen Standpunkts zu überzeugen. Es geht darum, solange an der Lösung zu basteln, bis sie für die Gruppe möglichst rund ist. Das bedeutet, dass auch bisher unbedeutende Minderheiten in den Blick rücken und ihre Interessen berücksichtigt werden.

Inzwischen habe ich in einer Fünftägigen Ausbildung zum SK-Moderator die Methode mit allen Feinheiten kennengelernt und bin noch begeisterter von der Logik und der neuen Art des gemeinsamen Umgangs, die sich aus diesem kleinen Schwenk in der Wahrnehmung ergibt.
Und gleichzeitig habe ich im Internet schon einiges an Zweifeln und Kritik zu dieser jungen Methode der direkten Demokratie gelesen, wie es warscheinlich nicht unüblich ist wenn sich neue Gedanken noch nicht etabliert haben. Ein bißchen was von dieser Kritik werde ich in weiteren Artikel aufgreifen und genauer beleuchten.

Bei Fragen zur Methode empfiehlt sich die Webseite des Instituts für Systemisches Konsensieren ISYKONSENS oder ein Kommentar zu diesem Artikel den ich so schnell wie möglich beantworten werde.

Im Nächsten Jahr werde ich in Hamburg, Brück und Stuttgart Einführungen zum SK-Prinzip anbieten, die Termine dazu findest du auf http://www.kommunikations-zauber.de/seminare!

Und hier ein  Flyer für die SK-Einführung nahe Stuttgart!

Markus

5 Reaktionen zu “SK-Prinzip: Mit Systemischen Konsensieren zu tragfähigen Gruppenentscheidungen gelangen”

  1. Yvonne

    Lieber Markus!

    Du sprichst mir sehr aus dem Herzen!
    Magst du auch eine SK-Prinzip-Einführung im Stuttgarter Raum anbieten?!
    Das fänd ich prima! :=)

    Herzliche Grüße,

    Yvonne

  2. MarkusC

    Hallo Yvonne,
    danke für deine Rückmeldung!
    Stuttgart ist für mich zu weit um vor Ort etwas zu organisieren. wenn du Lust darauf hast vor Ort die Orga zu übernehmen (Raum, Werbung, Leute) dann würde ich mich liebend gerne in den Zug setzen und bei euch ein Wochenendseminar halten.
    Alternativ kann ich dir auch ein paar Trainer_innen aus dem Stuttgarter Raum nennen die mit mir zusammen die Moderatoren Ausbildung gemacht haben.

    Lieber Gruß,
    Markus

  3. Yvonne

    Hi Markus!

    Danke für dein Angebot!
    Ich denke mal darüber nach, ob ich die Orga übernehmen möchte. Das wäre mir allerdings erst im 2. Halbjahr 2014 möglich, da meine Mediations-Ausbildung bis dahin sehr viel Raum einnimmt.
    Jedenfalls eine gute Option!
    Ich danke dir!!! ;=)

    Herzgrüße, Yvonne

  4. MarkusC

    Danke für deine Initiative und das nette Telefonat Yvonne. Bin zuversichtlich, dass das Seminar zustande kommt.
    Also, für alle die auch Lust darauf haben im Stuttgarter Raum ein SK-Wochenendseminar zu besuchen (vermutlich im April), meldet euch bei uns!
    Mehr Infos in Kürze!

  5. Felix

    Hey Markus – wie schön, ich hab im Oktober in Steyerberg auch einem Einführungsabend ins systemische Konsensieren folgen können und war auch direkt sehr begeistert! Schön, hier wieder davon zu lesen 🙂

    alles liebe, Felix

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