Ein Grund zu feiern
„Das Leben, mit seinen stündlichen, täglichen, wöchentlichen und jährlichen, kleinen, größern und großen Widerwärtigkeiten, mit seinen getäuschten Hoffnungen und seinen alle Berechnung vereitelnden Unfällen, trägt so deutlich das Gepräge von etwas, das uns verleidet werden soll, daß es schwer zu begreifen ist, wie man dies hat verkennen können und sich überreden lassen, es sei da, um dankbar genossen zu werden, und der Mensch, um glücklich zu seyn.“ – Arthur Schopenhauer, Die Welt als Wille und Vorstellung, Zweiter Band, Kapitel 46
Hat Schopenhauer Recht, und das Leben besteht aus einer Aneinanderreihung von Widrigkeiten? Kommt darauf an, worauf ich meinen Blick richte. Früher hätte ich vielleicht nach einem Tag wie heute gedacht, es sei ein öder Arbeitstag gewesen; zu viel zu tun, nicht genug Anerkennung für das Geleistete, zu vieles unerledigt, zu viele schwarze Gedanken. Das Wetter zu kalt, die Hose zu eng, das Portemonnaie leer.
Wenn ich heute aufzähle, was ich feiern kann, spüre ich ganz tief, wie gesegnet mein Leben ist. Eine Freundin kam zum Abendbrot vorbei und ich konnte aus einer Fülle von Zutaten einen Salat bereiten. In einem schwierigen Telefonat ist es mir gelungen, eine echte Verbindung zu meinem Gegenüber herzustellen. Während es draußen schneidend kalt ist, darf ich mich am Anblick des Kaminfeuers freuen. Ich habe heute noch einmal realisiert, dass ich wirklich eine große Liebe erleben durfte, und dafür bin ich dankbar. Ich bin dankbar für den Neustart in alten Beziehungen, ich bin dankbar für die Unterstützung meiner Freunde, und ich freue mich, dass ich morgen ausschlafen kann.
Sind das nicht wundervolle Gründe, das Leben zu feiern?
Heute richte ich meinen Blick auf all die großen und kleinen Dinge in meinem Leben, die wirklich gut sind.